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  Marmolada - Nordwand (50°, 450 m), Dolomiten 30.06.13
Geschrieben von: Tobias - 03.07.2013, 17:42 - Forum: Italien - Keine Antworten

Unter der Woche schien das Wochenendziel schon klar definiert, das Wetter nur im Süden gut, die Zeichen standen also auf Alpinklettern in den Dolomiten. Doch dann kam von Donnerstag auf Freitag der was weiß ich wievielte Wintereinbruch dieses Frühjahr/ Frühsommer mit größeren Neuschneemengen in den Hochlagen. Mit dem Blick auf die hochwinterlich anmutenden Dolomiten-Webcams am Freitagmorgen versanken alle Träume an die geplante größere Dolomitenwand sang und klanglos im Neuschnee.
Alternativen waren gesucht. Man ist ja aber flexibel und was liegt da näher als einfach die Disziplin zu wechseln und sich mit den aktuellen Gegebenheiten zu arrangieren anstatt Trübsal blasend herum zu sitzen. So wurden kurzerhand Kletterschuhe, Cams und Keile gegen Skischuhe, Steigeisen und Eisgeräte getauscht und wir brechen am letzten Junitag mit Ski (!!!) zur Marmolada Nordwand auf.

    Marmolada gesehen vom Sellajoch

Die Marmolada Nordwand, ist die große klassische Eiswand in den Dolomiten, und idealerweise mit einer Skitour vom Fedaiastausee zu verbinden. Bei ausreichender Schneelage handelt es sich um eine reine Firn/Schneewand und die Steilheit liegt bis auf kurze Stellen (je nach Route) bei ca. 50°.

    Marmolada - Nordwand mit unsererm Aufstiegsweg

Gegen 05:00 Uhr morgens starten wir nach sternenklarer Nacht vom großen Parkplatz (ca. 2090 m) oberhalb der Fedaia-Staumauer mit den Ski am Rucksack. Entweder man steigt über die geröllige Skipiste oder über den Wanderweg 606 in Richtung Rifugio Pian die Fiacconi (2626 m). Wir wählen den Wanderweg. Unglaublich aber trotz Ende Juni können wir bereits nach nicht mal 300 Hm die Ski anlegen und haben eine geschlossene und am frühen Morgen sehr gut tragende Schneedecke vor uns. So kommen wir gut voran, lassen das Rifugio Pian die Fiacconi links liegen und queren nach rechts unter die Nordwand. Es herrschte herrliche Morgenstimmung und ein Traumtag kündigte sich an.

   
   
   
    Grohmannspitze, Fünffingerspitze, Langkofel, Piz Ciavazes, Pordoispitze, Piz Boe (v.l.n.r)

Der ganze Kessel unter der Nordwand war mit Lawinenbollen und –runsen bedeckt und eher unangenehm und zum Gehen. Das herumeiern auf den harten Lawinenbollen wurde uns mit zunehmender Steilheit irgendwann zu blöd und die Ski kommen an den Rucksack und die Steigeisen an die Füße.

    Im Kessel unter der Nordwand

Zu Fuß gilt es aber größtenteils ganz ordentlich zu Spuren, knietief ist eher die Regel anstatt die Ausnahme. Der ergiebige Schneefall ist eben doch nicht allzu lange her und selbst Ende Juni geschieht die Umwandlung nicht an einem Tag. Eine italienische 3er Gruppe ist kurz nach uns auch noch in die Wand eingestiegen. Zwar anstrengend durch die Spurarbeit ansonsten aber total gemütlich geht es durch die Wand. Lediglich auf wenigen Metern, da etwas härter, waren die Eisgeräte angenehm. Sonst alles mit Stöcken.

    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand
    unterwegs in der Marmolada – Nordwand

Nach ca. 1,5 h liegt die eigentliche Wand hinter uns und es wird zum Gipfel hin wieder flacher. Die Ski kommen wieder an die Füße und wenig später stehen wir auf dem Gipfel der Marmolada (3343 m), der Königin der Dolomiten. Für mich ist es das erste Mal auf dem Gipfel der Marmolada, Ebe dagegen ist, natürlich aus der Südwand kommend, schon mehrmals dort gewesen. Unweit des Gipfelkreuzes der Marmolada Punta di Penia befindet sich die noch tief verschneite Blechkiste der kleinen Cap. P.Ta Penia. Sie hat seit einem Tag geöffnet und wir statten ihr einen kleinen Besuch ab. Über den Normalweg sind vom Rifugio Pian die Fiacconi doch erstaunlich viele Hochtourengeher hochgekommen.

    Am Gipfel der Marmolada Punta Penia - Blick auf die Capanna
    Blick Richtung Punta Rocca und in die Südwand

Natürlich hatte ich im Hinterkopf die Wand wenn möglich auch abzufahren und so war ich eigentlich ganz froh, dass die beiden Italiener von der in der Wand uns folgenden 3er Gruppe das Gleiche vorhatten. Wir wollten die Sache gemeinsam angehen. Die Begleiterin der beiden ist mit Ebe über die steilen Hänge der Ski-„Normalroute“ rechts der Nordwand abgefahren.
Unser erstes Ziel war in die Wand eher im linken Bereich einzufahren. So fahren wir zunächst etwas entlang des Sommer-Normalweges ab um dann links in die Wand abzubiegen. Beim Blick in die Wand und durch das vorhanden sein eines in diesem Bereich etwas unangenehmen Harschdeckels war der Enthusiasmus der beiden Italiener leider recht schnell verflogen. Gut wir versuchen es im rechten Wandbereich. Also einige Meter wieder aufsteigen um oberhalb der Wand rüberqueren zu können. Aber auch dort passte ihnen irgendetwas nicht und sie waren schneller ganz drüben auf dem Ski-Normalweg als mir lieb war. Gut, dann eben nicht gemeinsam, sondern alleine. Die Abfahrt erfolgte dann auch der Steilheit entsprechend unproblematisch, die Verhältnisse zum Abfahren waren alles andere als schlecht und ich ärgerte mich maßlos nicht gleich ganz alleine die eigentliche/zentrale Wand abgefahren zu sein, und nicht nur so halblustig im rechten Wandbereich.

    Skiabfahrt im rechten Wandbereich

Die weitere Abfahrt erfolgte über zwar tiefen aber noch bestens zu fahrenden/surfenden Sulzschnee und die 300 Hm Skitragen bis zum Auto waren ein würdiger Abschluss für diese tolle Sommer-Skitour. Wie klein die Welt oft ist sah ich mal wieder bei diesem Fußabstieg. Viele Grüße ins Pustertal !!!

    zurück in den Sommer
    zurück in den Sommer


Marmolada Webcam von Norden:

http://www.arpa.veneto.it/csvdi/svm/arpav/arp009.jpg



Führer:
Firn- und Eisklettern in den Ostalpen
1. Auflage 2004
Alpinverlag
Andreas Jentzsch, Axel Jentzsch-Rabl

Freeride in Dolomiti (Englisch Version)
1. Auflage 2009
Versante Sud
Francesco Tremolada

Im steilen Eis
Neuausgabe 1980
Erich Vanis


Karten:
Tabacco Karte Nr.15
Marmolada, Pelmo, Civetta, Moiazza
1:25000


Viele Grüße
Ebe und Tobias

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  Rot Turm - Südwand (VII-/VII, VI- A0, 230 m, 5 SL), Alpstein 08.06.13
Geschrieben von: Tobias - 09.06.2013, 18:17 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

„Beide Führen durchziehen sonnige Südwände, sind frühzeitig schneefrei und obendrein landschaftlich von hohem Reiz. Den Tiefblick zum Fählensee und das interessante Gegenüber der ... Kreuzberge wird auch der Liebhaber extremer Klettertouren würdigen“

„Die Südwand des Roten Turms ... bietet dem Könner herrliche, meist freie Kletterei; sie wird von drei Überhängen markiert. Der dritte Überhang überdacht eine mächtige glatte Platte, die ein anfangs tiefer, später immer feinerer Riss durchzieht. “

„Übrigens: Diese Kletterkombination zweier Führen übereinander ist eine praktische Sache für unsicheres Wetter. Man kann nach der „Aiguille Rouges“ das gefährliche Leben abbrechen und „dolce far niente“ üben...“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Das markante Dreigestirn aus Freiheit, Hundstein und Rot Turm dürfte zusammen mit den Kreuzbergen und dem Wildhauser Schafberg das bekannteste alpine Kletterrevier des Alpsteins sein. Der schlank und anziehend wirkende Felszahn des Rot Turm und die als Extrem-Klassiker bekannte Südwand war unser Ziel. Zusammen mit der Südverschneidung am Hundstein ist diese Tour auch ein Pause-Klassiker. Es erwarten einen in der Tat landschaftliche Höhepunkte, ganz besondere Kletterstellen und Kalkfels der Extraklasse.

    Rot Turm, Freiheit und Hundstein (v.l.n.r.) von der Fählenalp
    Rot Turm - Südwand

Ausgangspunkt ist der Parkplatz Pfannenstiel (940 m), bei Brülisau im Appenzeller Land. Als Zustiegshilfe hatten wir die Fahrräder dabei. Der Schotterweg durch den Tobel bis zum Plattenbödeli (1249 m) ist aber dermaßen steil und zur Zeit auch noch teilweise frisch geschottert, so dass man die Sinnhaftigkeit des Fahrrades, welches man eh die meiste Zeit schiebt durchaus in Frage stellen darf. Selbst die Abfahrt am Abend hatte aufgrund der Steilheit und des frischen Schotters etwas Aufregendes an sich. Nach dem Plattenbödeli und der Abfahrt zum Sämtisersee wird es nur kurz flacher bevor der Weg wieder steiler Richtung Berggasthof Bollenwees (1470 m) und dem Fählensee hochzieht.

    am Sämtisersee
    Altmann, Rot Turm und Hundstein über dem Fählensee

Von der Bollenwees geht es nun zu Fuß dem Fählensee entlang bis zu der Fählenalp und noch gut 400- 500 m weiter bis zur ersten Schucht einer markanten Doppelschlucht. Nicht zu verwechseln mit einer leicht schluchtartigen Mulde 100 m vor der Doppelschlucht. Der Jahreszeit entsprechend liegt von der Schlucht bis fast zum Wanderweg noch Altschnee. Er war allerdings nicht allzu hart, hatte eine gute „Struktur“ an Schneetritten und war somit auch gut mit Zustiegsschuhen zu begehen. Am Randbereich und in evtl. unterspülten Passagen sollte man natürlich höchst aufmerksam und vorsichtig sein. Nach der Schlucht zieht das sogenannte „Mörderwegli“ elegant durch die steilen felsdurchsetzten Grasflanken. Später quert man unterhalb der Freiheit-Südwand hindurch und kommt in die Scharte zwischen Rot Turm und Hundstein. Hier am besten Rucksackdepot.

    Rückblick in die noch schneegefüllte Zustiegsschlucht
    Roter Turm und Hundstein (rechts) im Zustieg
    Freiheit - Südwand (Bildmitte)

Vom Rucksackdepot geht es sehr steil, ausgesetzt und abschüssig über Schrofen- und Grasgelände hinab zum Einstieg. Der Weg ist nicht immer ganz eindeutig und man sollte genau schauen in welches Gelände man absteigt.

    steiler Abstieg zum Einstieg
    rechts oder links? – von diesem Absatz war links der richtige Weg
    steiler Abstieg zum Einstieg

Der Einstieg ist markiert mit zwei Bohrhaken. Bei der 1. SL (IV+, 50 m) handelt es sich um die Kategorie typisch unangenehme Einstiegsseillänge. Der Fels ist noch etwas brüchig, das Gelände sehr grasig und schrofig. Zudem natürlich mit einem Bohrhaken und zwei Normalhaken auf 50 m nicht gerade übersichert. Die Kletterschwierigkeiten sind aber so gering (IV+) das man trotzdem schnell oben ist.

    1. SL (IV+, 50 m)

Mit der 2. SL (VI+, 35 m) klettert man aber in allerbestem Alpstein-Kalk. In dieser Länge gilt es in einer Rechts-Links-Schleife den 1. Wulst zu überwinden. An den Entscheidenden Stellen Bohrhaken, dazwischen einige Normalhaken.

    2. SL (VI+, 35 m)
    2. SL (VI+, 35 m)
    2. SL (VI+, 35 m)

Die 3. SL (VI, 40 m) führt unter den 2. Wulst und in begeisternder, großgriffiger Kletterei über ihn hinweg. Danach quert man oberhalb des Wulstes an riesigen Sanduhren ca. 10 m nach rechts zum Stand im markanten Riss der großen Platte

    3. SL (VI, 40 m) - am 2. Wulst
    3. SL (VI, 40 m) - am 2. Wulst
    3. SL (VI, 40 m) - Rechtsquergang zum Stand
    Stand nach der 3. SL am Fuß des markanten Risses

Die riesige und weithin sichtbare Platte unterhalb des 3. Wulsts wird von einem langen markanten Riss durchzogen. Die Linie könnte nicht arg viel deutlicher sein. Es müssen die verschiedensten Klettertechniken zum Einsatz kommen. Vom Piazen, Spreizen, Kaminklettern bis zum plattigen anstehen wir so manches gefordert um den Riss mit V+ (unterer Teil) und VI (oberer Teil) klettern zu können. Trotzdem herrlich und auf einer Länge von 50 m sehr, sehr selten. Am besten dürfte es auch sein den kompletten Riss (50 m) bis zum Stand direkt vor der Schlüsselstelle zu klettern. Laut Topo ist nach 30 m mitten im Riss Stand. Als Dreierseilschaft aber eher unangenehm und so klettere ich weiter.

    der Weiterweg dürfte nicht zu verfehlen sein...
    4. SL (VI, 50 m)
    4. SL (VI, 50 m) - Tiefblick vom Stand auf 50 m Riss
    4. SL (VI, 50 m)

Nach dieser langen Risslänge folgt die Schlüsselstelle der Tour. Den 3. Wulst gilt es in abdrängender, leicht überhängender und athletischer Kletterei zu überwinden (VII-/VII). Die Stelle wäre mit einem Normalhaken und einem Bohrhaken auch problemlos A0 zu überwinden. Nach dieser Schlüsselstelle in gut gestufter und leichter Kletterei (ca. IV bis V-) immer leichter werdend bis zum Gipfel des Rot Turm. Diese Seillänge ist ungefähr 60 m lang. Das Gipfelbuch war leider triefend nass.

    5. SL (VII-/VII, 60 m) - Schlüsselstelle
    5. SL (VII-/VII, 60 m) - Schlüsselstelle
    die letzen Meter vor dem Gipfel
    Hundstein - Südwand

Vom Gipfel auf deutlichen Trittspuren nach Norden bis zum gebohrten Abseilstand. Von hier auf einmal in knapp 60 m hinab zum Rucksackdepot. Es können aber auch kürzere Abseilstrecken gemacht werden, mehrere Stände vorhanden.

    Abseilen vom Roten Turm

Danach steigen wir übers „Mörderwegli“ wieder ab zur Fählenalp und weiter zu den Fahrrädern bei der Bollenwees.

    Rot Turm und Hundstein (dahinter) im Abstieg
    die noch schneegefüllte Zustiegsschlucht
    mehr schlecht wie recht ließ sich das inzwischen tiefe Altschneefeld abfahren
   



Rot Turm (2002 m) - Südwand:
- EB: Alfred Baumann und Ferdy Bürke 27.06.1947
- Schwierigkeit: VII-/VII (eine Stelle am 3. Wulst), sonst recht anhaltend V bis VI.
- Felsqualität: Bis auf die schrofige Einstiegsseillänge exzellenter Kalkfels. Nahezu keinerlei brüchige Bereiche!
- Absicherung: Standplätze mit meist einem Bohrhaken und meist mehreren Normalhaken. Sonst meist 2-3 Bohrhaken und mehrere Normalhaken (machten einen guten Eindruck) pro Seillänge. Problemlos mit mobilen Sicherungsgeräten zusätzlich absicherbar.
- Kletterlänge: ca. 230 m
- Kletterzeit: 2-3 h


Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil (mit 60 m kommt man mit einmal Abseilen vom Turm herunter)
- 12 Exen (einige davon lang)
- 4-6 Bandschlingen
- 1 kleiner Satz Keile
- kleine Auswahl Cams (ca. 4-5 Stück)
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

SAC Kletterführer Alpstein
3. Auflage 2011
Werner Küng

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1115, Säntis


Viele Grüße
Ebe, Nina und Tobias

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  Medale - Spigolo Bonatti (VI+, A0, 200 m), Lecco 31.05.13
Geschrieben von: Tobias - 07.06.2013, 20:58 - Forum: Italien - Keine Antworten

Mit dem Wetter ist es den bisherigen Frühjahr 2013 über äußerst schwach bestellt und seit Wochen jagt eine instabile Wetterlage und eine Kaltfront mit massiven Schneefällen nicht nur im Hochgebirge die andere. Die vereinzelten guten Tage lagen natürlich meist immer schön unter der Woche und nachdem die vergangene ganz besonders schlechte Wetterphase auch noch das verlängerte Fronleichnam Wochenende versaut hat ist es nun mit den Feiertagen auch erst mal vorbei. Kurzum es ist zum Heulen.
Nicht nur um dem Wetter- und Regendrama zu entfliehen (Auslöser des „Jahrhunderthochwasser 2013“ in vielen Teilen Bayerns und Ostdeutschlands) ging es über Fronleichnam zum Sportklettern Richtung Lecco. Doch ganz ohne der alpinen Leidenschaft nach zu gehen ging es dann doch auch nicht und so folgte mit der „Spigolo Bonatti“ am Medale bei Lecco sogar eine namhafte Tour und sozusagen meine erste Bonatti-Tour.

Die bis zu 400 m hohe Felswand des Corna di Medale ist einer der Blickfänge im Raum Lecco und wohl in Italien eine der bekanntesten Felswände in Talnähe. Sie ist vielleicht von der Lage her etwas mit dem Colodri in Arco zu vergleichen. Die Lage kann schon fast urban genannt werden. Über den Dächern von Lecco ist die Wand auch gut von den zentralen Plätzen oder der Uferpromenade aus zu sehen. Schon früh erregte die Wand gewisses Aufsehen. Die erste Durchsteigung am 12.August 1931 gelang nach mehreren Anläufen, unter großer Begeisterung der Bevölkerung, keinen geringeren wie Riccardo Cassin und Mario Dell ´Oro. Die »Ragni di Lecco« (die »Spinnen von Lecco«) hatten wieder zugeschlagen.

    Corna di Medale (Hauptwand) und Antimedale (links vorgesetzt) oberhalb von Lecco

Nachdem 2. Weltkrieg verewigte sich aber mit Walter Bonatti auch der wohl bedeutendsten Alpinisten der Nachkriegsgeschichte am Medale. Zusammen mit Carlo Casati durchstieg er 1950, also mit gerademal 20 Jahren, als erster den linken, gelblichen und steileren Wandteil. Die Tour ist mit 6 Seillängen leider nicht allzu lang, dafür aber von besonderer Schönheit. Ausgesetzte, steile und geniale Kletterpassagen an wahnsinnig strukturiertem und rauem Fels. Der Name „Bonatti“ hat natürlich in solchen Gefilden, bei überschaubaren Schwierigkeiten und inzwischen guter Absicherung zur Konsequenz dass massivste Abnutzungserscheinungen am Fels zu sehen sind. Man hat aber meist so gute Griffe und Tritte zur Verfügung dass dies eigentlich nirgends wirklich stört.

Der Hauptwand des Medale ist im linken Teil der Antimedale vorgelagert. Die Felswand des Antimedale überwindet man entweder kletternd auf einer eigenen Tour oder wie üblicherweise und schneller auf dem vielbegangenen Klettersteig. Beim flacheren Stück zwischen Antimedale und Medale verlässt man den Klettersteig nach rechts und es geht hinaus auf einen kleinen Vorbau am Fuße der steilen Wand.

   
    über den Klettersteig zum Einstieg
    über den Klettersteig zum Einstieg
    Blick auf den Wandbereich der Spigolo Bonatti

Vom Vorbau geht es in der 1. SL (V-) ganz gemütlich bis an den Beginn der ersten 6a Länge.

    auf dem Vorbau
    1. SL (V-)

Mit der 2 .SL (VI+) folgt die große Diagonaltraverse nach rechts oben mit der Bonatti ganz geschickt ein weiter rechts liegendes Verschneidungssystem erreicht hat. In absolut begeisternder ausgesetzter und steiler Kletterei geht es nach rechts hinaus. Ca. 5 m vor dem Stand folgt die schwerste Passage. Ein vorhandener Seilstrick kann hier aber gut als Problemlöser für die glatte Querung dienen. Freikletternd geht es aber auch gut. Ich bin vom Haken an dem der Seilstrick hängt 1,5 m abgeklettert um dann an scharfen und rauen Tropflöchern nach rechts queren zu können. Danach wieder problemlos nach oben zur eigentlichen Linie und nach rechts zum Stand.

    zu Beginn der 2 .SL (VI+)
    zu Beginn der 2 .SL (VI+)
    2 .SL (VI+) - die schwersten Meter
    2 .SL (VI+) - die schwersten Meter

Die 3. SL (VI+) folgt nun der steilen aber genialen und auf den ersten 10-15 m leicht überhängenden Verschneidung. Ausspreizen heißt die Devise! Die Absicherung ist hier mit mehreren gebohrten Zwischenhaken sehr gut.

    3. SL (VI+)
    3. SL (VI+)

Mit der 4. SL folgt die letzte VI+ Länge. Die glatte Rissverschneidung vom Stand weg lässt sich besser klettern wie es aussieht. Erst kurz vor dem die Rissverschneidung abschließenden Dächlein, welches rechtsquerend umgangen wird, wird es nochmal schwerer.

    die glatte Verschneidung zu Beginn der 4. SL (VI+)

In der 5. SL (V-) und 6. SL (VI-) legt sich das Gelände wieder etwas zurück und die Vegetation ist wieder deutlich stärker vorhanden. Es sieht nun vielleicht optisch und auf den Bildern eher nach „Gemüse-Seillängen“ aus. Doch auch wenn die Schwierigkeiten deutlich zurückgehen, der Fels bleibt unverändert gut und bietet beste Strukturen, Schuppen und Tropflöcher (siehe Bild). In der 6. und letzten Seillänge sollte man sich die rechte schwerere Variante (VI-) keinesfalls entgehen lassen.

    5. SL (V-)
    typische Felsstruktur,
    6. SL (VI-)

Vom Ausstieg an der Gratkante wenige Meter nach hinten absteigen und man trifft wieder auf den Klettersteig über welchen der Gipfel des Medale in wenigen Minuten erreicht ist.

    Blick auf Lecco
    über den Klettersteig in wenigen Minuten zum Gipfel
    über den Klettersteig in wenigen Minuten zum Gipfel

Zumal wir eh die Rucksäcke beim grasigen Absatz zwischen Antimedale und Medale in der Nähe des Klettersteiges versteckt hatten stiegen wir auch über den Klettersteig wieder ab. Wenig später stehen wir in Lecco am Auto und noch ein paar Minuten später stürzen wir uns genussvoll in die Fluten des Comersees.


Kletterführer:
Arrampicate Sportive e Moderne - Fra Lecco e Como
1.Auflage 2006
Versante Süd


Viele Grüße
Nina und Tobias

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  Bayerisch schottische Wintergames, 26.05.13, Westlicher Geierkopf
Geschrieben von: Alban - 30.05.2013, 16:16 - Forum: Österreich - Keine Antworten

   

Bayerisch schottische Wintergames, Westlicher Geierkopf (2145m) Nordwand


Was soll man tun, wenn im meteorologischen Spätfrühling Ende Mai die Schneefallgrenze in den heimischen Bergen auf unter 1000m sinkt und alle Gipfel in ein winterliches Gewand hüllt? Man geht nochmal Eisklettern statt Felsklettern? Naja fast. Angesichts der Wetterkapriolen mit einem kurzen winterlichen „Stelldichein“ kamen Tobias und mir fast solche Ideen. Noch einmal die Steigeisen und Eisgeräte rausgeholt und das Beste aus dem miesen Dreckswetter machen lautete die Parole. Unser Ziel waren die „bayerisch schottischen Wintergames“. Eine neue Mixed-Tour von Ralf Sussmann die im Winter 2012 in der Nordwand des westlichen Geierkopf (2145m) in den Ammergauer Bergen eingerichtet wurde und eine winterliche Mehrseillängen-Mixedkletterei auf einer logischen Linie darstellt. Florian war mit von der Partie und zu dritt starteten wir vom Parkplatz der Ammerwald Alm gegen 9.15 los. Das Wetter für heute war sehr durchwachsen angekündigt. Wir starteten mit minimalen Sonnenschein und Nieselregen.
   
Gegenüber von der Ammerwald Alm (ca. 1100m) geht es bei einem Stromhäuschen weglos in den Wald und dann entlang einer schottrigen Waldschneise weglos weiter hinauf ins untere Geierkar (Schuttkar).
   
Über uns konnte man schon den verschneiten Gipfel sehen und mehrere Eislinien waren gerade am entstehen. Das Schuttkar wird zunehmend flacher und läuft in Aufstiegsrichtung auf einen Bachlauf mit Steilstufe zu. Unterhalb dieser Steilstufe konnten wir in einer „rechts-links-gerade hoch und links raus-Schleife“ durch den dichten Latschengürtel steigen.
   
   
Dank mehrerer abgesägter Latschen war hier ein relativ einfaches Durchkommen. Oberhalb des Latschengürtels lag dann im oberen Geierkar auf dem Altschnee sogar zunehmend neuer Schnee der letzten 3 Tage.
   
Unser Gipfel war durch Nebel verhangen, leichter Schneefall herrschte und etwas Wind. Herrliches Nordwandwetter. Der Einstieg war schnell gefunden und in der Nähe konnten wir unsere Rucksäcke unterhalb eines überhängend Felsblockes zurücklassen. Schneeschuhe hatten wir keine dabei, da es trotz ca. 20-30cm Neuschnee eigentlich ganz gut ohne ging.
   
   
Zunächst kletterten wir noch simultan ohne Seil ein paar Meter gerade empor und dann weit rüber nach rechts. Angesichts des Neuschnees, fehlenden Altschnees bzw. Trittfirns und sehr mangelhafter Eisqualität (wenn wunderst) war die Kletterei von Anfangs an eine Mixedkletterei. Selbst in den leichtesten Passagen musste ständig mit dem Eisgerät und den Steigeisen unter dem Schnee nach einem Hook geschart werden. So seilten wir dann schließlich doch bald an.Die erste Länge hinauf sollte eigentlich ganz einfach sein, dank der Bedingungen wars doch gleich ein kleiner Eiertanz, von Eis oder Trittschnee keine Spur. 5m unterhalb des ersten BH machte ich Stand an einem selbst geschlagenen Haken und einem Camelot. Der erste BH war zu weit entfernt, vielleicht lags an der Schneelage. Tobias und Florian kamen nach und ich stieg noch die nächste Länge weiter die sich dann deutlich besser absichern lies und auch 2BH und 1 NH enthielt an neuralgischen Stellen. Auch wenn die Seillänge nur mit M3 bewertet war kam sie uns bei den derzeitigen Bedingungen eher wie ne M3 mit Stellen M4 vor.
   
   
   
   
Kurz unterhalb der Rampe bezog ich angesichts unserer 3er-Seilschaft ca. 5m unterhalb des richtigen Standplatzes (der liegt am Beginn der Rampenverschneidung rechts oben)an bequemer Stelle Stand an Cams. Der Schnee fehlte hier, so dass der eigentliche Stand etwas ungemütlich zu dritt aussah.
   
Florian übernahm nun die Rolle des Spielleiters und führte durch die markante, von rechts unten nach schräg links oben verlaufende Rampe. Die Schlüsselpassage stellen gleich die ersten 10m nach dem Stand dar. Angesichts des fehlenden Trittschnees und mangelnder Eisqualität musste erstmal recht angagiert der erste Bolt angeklettert werden. Teilweise finden sich kleine Hooks für die Eisgeräte aber selbst mit den Monozacker-Steigeisen lassen sich auf der glatten Platte für ca. 3m kaum vertrauenserweckende Tritte finden. Recht eierig muss man also vom ersten Bolt fast waagrecht nach links zum nächsten (guten) Schlaghaken klettern.
   
   
   
   
   
   
   
Hier angekommen geht es steiler (Bolt) wenige Meter empor in nun wieder etwas besser strukturiertem Fels und dann wieder leicht schräg nach rechts zurück in die Rampenverschneidung. Nach einem kurzen und leichtem flacheren Stück kommen nochmal ein paar bröselige Meter ( 2 Bolts) bis zum Standplatz an der rechten Begrenzungswand nach ca. 45m.
   
Diese Seillänge hatte es echt in sich gehabt und kam uns auf den wenigen Metern nach dem Standplatz deutlich schwerer wie ne M5 vor (eher kurz M6 und Rest vorwiegend M5, kurze Passagen auch leichter oben raus). In der nächsten Seillänge wäre nun das Mitführend des Topos sehr hilfreich gewesen. Nachdem diese Seillänge auf einem extra Blatt beschrieben war hatten sowohl Tobias als auch ich es leider im Rucksack vergessen. Wir glaubten, dass logischerweise die Route gerade empor vom Stand gehen würde, entlang der Rampenverschneidung. Denn links wäre bei Trittschnee vielleicht leichter, aber nicht logisch gewesen bei der Erstbegehung, so dachten wir. Florian startete also weiter gerade empor. An einem kleinen steileren Absatz kurz oberhalb des Standes kam seine Fahrt dann etwas ins Stocken.
   
Im bröseligen Gestein musste unter dem Schnee nach Hooks gesucht werden und eine Absicherung mit mobilen Geräten war nicht möglich. Erst nach Überklettern der Schlüsselpassage (ca. M5, entlang unserer Linienführung) dieser Seilllänge konnte er rechts eine gute Sanduhr aus unbequemer Position fädeln. Nun ging es deutlich flacher weiter. Von der Sanduhr konnte auf einem Art Band weit nach schräg links ansteigend zur Kante geklettert werden, an der ein BH zu finden war.
   
   
Auf den folgenden 20m liesen sich keine Bolts mehr auf der Platte finden.
   
Da es keinen soliden Schnee gab folgten wir dem Weg des geringsten Widerstandes (M3) im Zickzack durch die Platten mit langem Runout zum Stand. In der darauf folgenden Länge finden sich gleich oberhalb des Standes 2 BH. Vom 2. BH würde es normalerweise links schräg ansteigend weiter gehen. Wenn Schnee auf den Platten liegt bestimmt besser kletterbar. Wir kletterten vom 2. Bolt schräg rechts weiter weniger Meter bergauf ( ca. M4/5) und dann in deutlich leichterem und geneigterem Gelände schräg nach links in eine Verflachung.
   

Ab hier schräg nach rechts ansteigend über eine gut zu kletternde Stufe (ca. M3, gut mit Cams absicherbar)
   
und oberhalb davon nach schräg links zu einer Art Kante, hinter der Florian einen selbst eingerichteten Stand bezogen hatte (ca. 70m).
   
Den eigentlichen Stand mit 2BH an einem Felskopf war nicht zu finden, so dass Tobias und ich beide bereits simultan ein Stück nachstiegen (ca. 70m). Nun folgten auf den folgenden 60-70m lediglich Gehgelände, die hier sehr breite Rampe direkt gerade empor. An der untersten von zwei rechterhand liegenden Gufeln existiert ein BH-Stand den wir aber bewußt ausliesen und noch weiter zur nächsten Steilstufe weiterstiegen.
   
Hier zieht ein Rinne, oberhalb einer 3m-Wand schräg nach rechts aufwärts. Direkt an der kleinen Wandstelle befindet sich links oben, neben dem Rinnenbeginn ein BH. Tobias stieg diese, letzte Länge vor.
   
Nach einer kleinen, feinen Boulderstelle (ca. M4+) die darin bestand in die Rinne zu kommen ging es gutmütiger schräg rechts weiter und über einen letzten kleinen Aufschwung (frozen Turf wenns kalt genug gewesen wäre) zu Stand an Felsblock.
   
   
Von hier waren es nur noch wenige Meter Gehgelände bis zum Gipfel. Sicht war gleich null und das Feeling schon sehr winterlich. Die Gipfelpause fiel daher ziemle kurz aus.
   
Dank Kompass und GPS war die grobe Abstiegsrichtung bald ausfindig gemacht und kurz darauf auch das Joch gefunden.
   
Dank dem Wind hier oben war der Abstieg vom Schnee recht ausgeblasen und einfach zu begehen. Am Joch angekommen lag zum Felsentor hingewand auf der Lee-Seite des Windes ordentlich eingeblasener Schnee. Wir querten daher unterhalb dieser Schneemassen einfach von der Seite her hinein.
   
Nun mussten wir in hartem Pressschnee (Pickel und Steigeisen nochmal von Vorteil) ca. 10m 45 Grad steil absteigen, dann wurds rasch flacher.
   
Hier lag ca. 30cm frischer Pulverschnee. Zügig und einfach gings nun problemlos zurück zu den Rücksäcken.
   
Tagsüber hatte es ziemlich getaut. Mehrere Eiszapfen, die wir am Mittag noch gesehen hatten, waren nun wenige Stunden später bereits wieder am abbauen oder hatten, fragil wie sie waren, sich vom Fels gelöst. Vorbei, so schien es, war das kurze winterliche Zwischenspiel. Wir hatten es würdig genutzt. Auch im unteren Geierkar lag im Abstieg kein Schnee mehr.
   
Bereits einen Tag später, am Montag hatte es wieder Sonnenschein und fast 20 Grad im Allgäu, unglaublich.
In der Ammerwald Alm, bei der wir ca. gegen 17 Uhr eintrafen kehrten wir noch auf ein Abschlussgetränk und gemütlich Kaffee/Kuchen ein.


Bemerkung zu den Schwierigkeiten:
Nachdem diese Tour im nächsten Eiskletterführer „ Wasserfallkletteren zw. Bregenz und Garmisch“ vermutlich auch zu finden sein wird erscheint es mir wichtig einen kleinen Vergleich zwischen den Mixedbewertungen dieser Mehrseillängen-Mixedrouten zu ziehen. Es mag vielleicht auch an den eher ungünstigen Bedingungen bei uns gelegen haben aber die von Ralf vorgeschlagene Bewertung erscheint uns durchaus etwas niedrig gegriffen. Vor allem die Schlüsselstelle der Schlüsselseillänge (vgl. oben, erste Seillänge der Rampe) war bei uns eher eine satte M6. Florian kann einen besseren Vergleich als ich oder Tobias ziehen, da er bereits mehrere alpine Mixedrouten in verschiedensten Gebieten geklettert ist die trotz vergleichbarer Schwierigkeit härter bewertet waren. Ich ziehe hier nun selbst bewußt nur den Vergleich mit den Routen am Rubihorn, Aggenstein oder Notkarspitze (zumindest die die ich selbst geklettert bin). Seillängen die mit M5 oder gar M6 an den besagten Bergen bewertet wurden sind keinesfalls schwerer wie diese Einzelstelle in den bayerisch schottischen Wintergames. Nun mag das vielleicht an den von mir selbst erstellten Topos eines Teils dieser Routen liegen bei der ich eine vielleicht zu hoch gegriffene Bewertung vergeben habe (Kuschelbewertung?). Routen wie der Schottengully (Ostterried/Blochum) oder der Isidor-Hacker-Gedenkweg (Freudig/Lehner) am Aggenstein sind jedoch von den Erstbegehern mit mehrmals V+(Isidor-Hacker-Gedenkweg) bzw. VI (Schottengully) angegeben und in keiner dieser Routen muss schwerer geklettert werden wie auf diesen wenigen Metern am Geierkopf. Beide genannten Routen am Aggenstein wurden auch im Winter erstbegangen und eingerichtet, jedoch mit einem anderen Bewertungssystem bewertet. Speziell der Isidor-Hacker-Gedenkweg ist jedoch wesentlich alpiner abgesichert, aber das darf ja eigentlich nicht mit in die Bewertung eingehen.
Unabhängig davon ob nun die bayerisch schottischen Wintergames an der Schlüsselstelle zu niedrig bewertet sind oder meine eigenen Schwierigkeitsangaben zu hoch gegriffen sind sollte bei Neuauflage des Eiskletterführers dieser dadurch entstehende Vergleich berücksichtigt werden. Im Allgemeinen ist es ja schwer Einzelstellen in Mixedrouten miteinander zu vergleichen da sie stark von den Verhältnissen abhängen. Wer eine mit M5/5+ bewertete Route am Rubihorn oder Aggenstein gerade noch so hoch kommt wird sich im Vorstieg in den bayerisch schottischen Wintergames relativ herb tun. Demgegenüber braucht derjenige sich, dem diese Seillänge der bayerisch-schottischen Wintergames leicht fiel, auch vor mit M5-6 angegebenen Seillängen am Rubihorn und Aggenstein keine größeren Sorgen machen. Wie schwer Walter Hölzler seine „Ice on the Rocks“ oder Rainer Treppte seinen „Sonntagsspaziergang“ am Rubihorn im Detail bewerten wird bleibt abzuwarten, da bei diesen Touren eine detaillierte Schwierigkeitsangabe in M-Graden (noch) nicht vorliegt. Vielleicht mehr im nächsten Eiskletterführer oder irgendwann nachzulesen hier im Rocksports-Forum. Die jüngst von Ralf Sussmann eröffnete Route: „Bayerisch-Chamonix“ dürfte demnach aber zu den schwersten und anhaltend forderndsten Routen gehören im näheren Umkreis, was auch aus dem Bericht der ersten Wiederholer (Stefan Biggel und Frank Wäckerle) heraus zu lesen ist (
http://ulmerjungs.blogspot.de/2013/04/ba...ipfel.html
).

Material: 2x60m Halbseil (falls man abseilen will/muss), 10 Expressen, keine Eisschrauben, keine Snargs (kaum Grasbestand), Steigeisen, 2x Eisgerät. Kleines Hakensortiment (BH im mittleren und oberen Teil der Rampe wegen plattiger Wandstruktur nicht immer unter Schnee auffindbar und zusätzlich manchmal auch keine Möglichkeit für Cams). Camelots bis Größe 2. Kompass für Abstieg sofern wie bei uns fehlende Sicht.

Unsere Bewertung:
Bayerisch schottische Wintergames, Westlicher Wengenkopf (2145m), Ammergauer Alpen
M3-4 im Zustieg zur Rampe und in der letzten Seillänge. Erste Seillänge der Rampe mit Einzelstelle M6, sonst in dieser Länge mehrheitlich M5. Zweite Länge der Rampe nochmal M5 an Einzelstelle. Dritte Seillänge der Rampe auf unserer Linienführung mit Einzelstelle M5 (nach Standplatz) sonst deutlich leichter. Vorletzte Seillänge Gehgelände im Schnee. Leichter, einfacher Abstieg. Tour mit Zustieg und Abstieg gut bei Tageslicht zu schaffen. Insg. 7-8 Seillängen.
Lohnende, alpine Route auf logischer Linie in nicht immer ganz festem Fels. Dank eingerichteter Standplätze, Zwischen-BH und auch wenigen NH relativ gut abgesichert. Für zusätzliche Absicherung (speziell Zustieg zur Rampe und oberer Teil Rampe) muss bei Bedarf selbst gesorgt werden. Auf Lawinensituation achten wegen kurzer steiler Stelle im Abstieg am Felsentor.
Ca. 600Hm Zustieg, insg. etwa 1150Hm bis Gipfel.

Weitere Infos, Bilder und Topo zur Tour vom Routenerschließer:

http://www.nordalpenklettern.lima-city.de/Geierkopf.htm


Weitere Begehungsberichte, Beschreibungen und Bilder u.a. unter folgenden Links:

http://alpini.wordpress.com/2013/03/24/w...ter-games/


https://philippabels.wordpress.com/2013/...geierkopf/


http://www.draussen-unterwegs.de/Tourenb...s/trip.htm


http://www.bergtour.ch/tourenfuehrer/routen/id/7681





Schöne Tour wars

Gruß

Tobias, Florian und Alban

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  Scharnitzspitze - Spitzenstätter (VII o. VI+, 260 Hm), Wettersteingebirge 09.05.13
Geschrieben von: Tobias - 11.05.2013, 18:50 - Forum: Österreich - Keine Antworten

“Neben den kompakt geschlossenen, wie gepanzerten Kalkmauern der benachbarten Schüsselkarspitze wirkt die Südwand der Scharnitzspitze fast freundlich. Das macht die üppige Struktur der Felsen, ihr verlockender Reichtum an Stufen, Bändern, Rissen, Kaminen und kleinen Verschneidungen – die Scharnitzspitze könnte auch gut im Wilden Kaiser stehen.“

„...Sie ist dennoch kein Lückenbüßer, falls das Wetter für die Schüsselkarwände zu unsicher ist. Die Führe hat Charakter, das heißt, sie ist nirgends gekünstelt, sie bietet viele eigenartige und schöne Kletterstellen ... Sie findet für extreme Ansprüche den günstigsten Weg, trotz Rechtsschleife und Hangeltraverse.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels


    Scharnitzspitze - Spitzenstätter

An Himmelfahrt ging es zu Viert ins Wetterstein und an die wunderbaren Südwände von Schüsselkar und Scharnitzspitze. Nina und ich kletterten die bis auf eine Stelle eher gemütliche aber schöne „Spitzenstätter“ an der Scharnitzspitze. Sie wurde 1957 von Walter Spitzenstätter und H. Baldauf erstbegangen. Don Clemento und Michel de Angelo klettern derweil die „Knapp-Köchler“ an der Schüsselkarspitze. Die Verhältnisse an sich sind schon bestens und der Zustieg ist nahezu schneefrei zu gestalten. Nur direkt am Wandfuß liegt noch Schnee. Was zum perfekten Klettergenuss nur noch fehlte war die Sonne und es gab morgens etwas kalte Finger. Vom Leutascher Ortsteil Klamm (ca. 1180 m) geht es über Wangalm (1753 m), Scharnitzjoch (2048 m) und den anschließenden Rücken (ca. 2260 m) bis vor die Felsabbrüche der Östlichen Wangscharte. Hier trennen sich die Wege von uns vier, Nina und ich steigen nach links zum Einstieg der „Spitzenstätter“.

    Wangalm und Obereintal-Schrofen
    Schüsselkarspitze vom Scharnitzjoch
    Blick ins Puittal
    Querung zum Einstieg

Am höchsten Punkt des Vorbaus geht es los. Entweder man klettert die ersten beiden Längen an einem Stück oder man macht vor der ersten Hangelschuppe Stand. Alle weiteren Angaben in diesem Bericht beziehen sich auf das Topo von Topoguide. Ich mache nach der 1. SL (IV+, 15 m) Stand.

    1. SL (IV+, 15 m)
    1. SL (IV+, 15 m)

Nach dieser kurzen ersten Seillänge folgt in der zweiten Seillänge gleich die absolute Schlüsselstelle der „Spitzenstätter“. Von Stand zunächst ein paar Meter hoch um an der etwas holen Schuppe nach rechts zu hangeln. Nach der Schuppe wird es für ein paar Meter zach und heute ist es nicht nur aufgrund der Schwierigkeiten ein Kaltstart. Laut Panico Topo zwei Meter rechts der Haken nur VI+. Auf den schweren Metern stecken drei Bohrhaken und man kann es auch A0 klettern. Danach folgt schöne und weiterhin steile Kletterei im VIer Gelände. Den Abzweig nach links zur nächsten abstehenden Schuppe und zum Stand sollte man nicht verpassen. Rechts oben steckt auch noch ein verlockender Verhauerstand.

    2. SL (VII o. VI+, 30 m)
    2. SL (VII o. VI+, 30 m) – die schweren Meter, mit kalten Fingern richtig zach
    2. SL (VII o. VI+, 30 m)
    2. SL (VII o. VI+, 30 m)
    2. SL (VII o. VI+, 30 m)

Die 3. SL (VI-, 30 m) ist ein richtiges Alpin-Highlight. Im Panico-Topo sind die dort 2. und 3. SL falsch eingezeichnet. Vom Stand auf der Schuppe und derzeit auch einem Dolennest geht es hangelnd nach links in die Verschneidung und an Riesenhenkeln der Sonderklasse steil durch sie empor. Auf den ersten Blick sieht es durchaus brüchig aus in der Verschneidung, ist aber alles sehr fest. Da hätte ich größere Sorgen das die beiden bisher gekletterten Hangelschuppen in den nächsten Jahren(zehnten) endgültig hinterlaufen und vom Wasser abgesprengt werden und irgendwann im Kar liegen.

    3. SL (VI-, 30 m) - an der Schuppe entlang nach links
    3. SL (VI-, 30 m) - herrliche, steile Verschneidung
    3. SL (VI-, 30 m) - Nina an der Hangelschuppe, wenn die mal weg ist...
    3. SL (VI-, 30 m) - kurz vor dem Stand


In der 4. SL (V+, 30 m) geht es in herrlicher steiler Kletterei weiter.

    4. SL (V+, 30 m)
    4. SL (V+, 30 m)

Die 5. und 6. SL klettern wir am langen Seil direkt bis an den Beginn des Abschlusskamins. Nicht ganz eindeutige Routenführung in diesem etwas brüchigeren Bereich. Mehrere Varianten möglich.

    Im Schutt vor dem Abschlusskamin

Nun folgt noch eine Seillänge, die 7. SL (IV, 40 m), der Abschlusskamin. Ein weiterer kurzer Hangelquergang führt in den Kamin.

    7. SL (IV, 40 m) - Querung in den Kamin
    7. SL (IV, 40 m) - Im Kamin
    7. SL (IV, 40 m)

Nach ca. 2,5h Kletterzeit stehen wir am Gipfel. Die Sonne hat sich leider noch nicht wirklich durchsetzen können und alles ist eher grau in grau un die höheren gipfeln in Wolken.

    kurz vor dem Gipfel
    Blick auf Leutascher Dreitorspitze und die Schüsselkarspitze

In Ermangelung oder Nichtfindung eines Bohrhaken am Gipfel klettern wir den letzten Zwischensicherungshaken im Abschlusskamin an und seilen in der Folge viermal über die Route ab und stehen wieder am Einstieg auf dem Vorbau. Gemütlich steigen wir wieder rüber zum Grasabsatz unterhalb der Östlichen Wangscharte und weiter zum Einstieg der Knapp-Köchler. Unsere Kameraden Don Clemento und Michel de Angelo sind aber schon im Abseilen über ihre Route beschäftigt und wenig später am Wandfuß.

   
    Querung am Wandfuß zurück Richtung Schüsselkar
    Blick auf den berühmten Plattenschuss der „Locker vom Hocker“
    Blick in die Knapp-Köchler

Da es gerade mal 14:00 Uhr ist rücke ich mit Don Clemento nochmal aus. Da uns beiden gerade noch nach vielen Metern zu Mute ist klettern wir in 2 Seillängen am langen Seil und in 30 min durch die Siemens-Wolf (IV+, 200 m) am Westgratturm. Durch den enorm diagonalen Routenverlauf hat das Abseilen über die Route ebenfalls 30 min also gleichlang wie der Aufstieg gedauert. Trotz der geringen Schwierigkeiten ist die „Siemens-Wolf“ eine tolle Tour in bestem Fels mit schönen Kletterpassagen bei sehr guter Absicherung. Perfekte Einsteigertour. Danach geht es zügig über die restlichen Schneefelder Richtung Wangalm. Inzwischen geben sich Regenschauer und Sonnenschein die Klinke in die Hand. Ja ist denn noch April...?

    Don Clemento in Aktion
    Kurz vor der Wangalm – Oberreintalschrofen, Scharnitzspitze und Schüsselkarspitze (v.l.n.r.)


Kletterführer:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Kletterführer Wetterstein Süd
2.Auflage 2007
Panico
Eberle, Grübler, Poll

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


AV-Karten:
AV-Karte 4/3
Wetterstein- und Mieminger Gebirge, Östliches Blatt
1:25000


Viele Grüße
Michael, Clemens, Nina und Tobias

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  Schäfer: Graf-Iseler-Riss
Geschrieben von: Psycho667 - 03.05.2013, 22:35 - Forum: Österreich - Antworten (1)

Ich poste den folgenden Bericht im Auftrag meines Seilpartners Felix, der dieses Mal die journalistische Seite übernimmt:

Am 1.5. waren Bene und ich (Felix) in den Tannheimern etwas neben den doch sehr ausgetreten Pfaden unterwegs. Nachdem mir die Ehre des Vorstiegs in der Schlüssellänge zuteil wurde, darf ich hier auf Benes Account auch einen Gastbeitrag schreiben.

Der Graf-Iseler Riss am Schäfer, 1943 nicht von einem Graf Iseler, sondern von zwei Jungs namens Graf und Iseler erstbegangen, ist eine der wenigen Touren auf der Südseite der Tannheimer, die die Sanierungswut unbeschadet überstanden hat. Die Tour folgt der logischen Linie eines von rechts nach links die Südwand des Schäfers durchziehenden Risses. Der Einstieg liegt bei einem markanten Grasband zwischen "Schäferstündchen" und der mittlerweile ausgebohrten "Svenja".

Wir haben vor dem Originaleinstieg noch eine Seillänge angehängt, indem wir ca. 15m durch den markanten Risskamin von links nach rechts zum eigentlichen Einstieg geklettert sind (ca. 5+; etwas brüchig; kein fixes Material). In der ersten Seillänge der Originallinie geht es gleich ordentlich zur Sache (VII, bester Fels; mehrere alte Normalhaken). Am steilen Einstieg darf man ordentlich zupacken, danach folgt man unwesentlich leichter dem Riss. Gegen Ende dieser Seillänge befinden sich rechts zwei mit einer Schlinge verbundene Rostgurken. Weil sowohl Schlinge als auch Haken ihre beste Zeit schon deutlich überschritten haben habe ich es vorgezogen, etwa 4m höher an einer ordentlichen Sanduhr und zwei Friends Stand zu machen. Da diese Länge meinen Nachsteiger etwas geplättet hat kam ich in den Genuss, die nächste auch noch vorsteigen zu dürfen. Weiter dem Riss folgend bis zum Stand, den ich nach ca. 35m auf einem Absatz, bevor der Riss zu einer Verschneidung aufsteilt, bezogen habe (VI). An diesem Stand haben wir einen neuen Schlaghaken hinterlassen. Die nächste Seillänge beginnt anspruchsvoll über die steile Stelle direkt vom Stand weg (VI+), danach deutlich leichter. Der Riss endet auf einer Schulter des Westgrats des Schäfer. Wir haben hier an einem großen Kopf Stand gemacht. Der Weiterweg bis zum Gipfel bietet 80m brüchiges Gelände (2-3 eine Stelle 4), die wir am langen Seil zurückgelegt haben.

Etwa 15m unterhalb und direkt am Gipfel befindet sich je ein neuer Bohrhaken. Keine Ahnung was die da verloren haben.
Der Abstieg sollte zu Fuß nach Osten zur Nesselwängler Scharte möglich sein, wir haben von dem Bohrhaken am Gipfel abgeseilt, sind über die Gratschulter bis zu dem Kopf unsres letzten Standes abgestiegen. Von dort sind es etwa 15m Abseilen bis zum Kettenstand von "D'r Fischer Franze". Über diese Abseilpiste noch zweimal abseilen bis zum Einstieg.

Für mich ist der Graf-Isler Riss eine der spannendsten Touren in den Tannheimern, die ich kenne. Sehr schade, dass es hier nicht mehr klassische Touren im Originalzustand gibt. Vor allem auch für Liebhaber des selbstverantwortlichen Kletterns, die sich in etwas niedrigeren Schwierigkeitsgraden bewegen wollen, kenne ich keine lohnenden Ziele.

Zusammenfassung:

  • Graf-Iseler Riss: VII oder VI+/A0; 4-5 SL;
  • Keine Bohrhaken in der eigentlichen Kletterei; einige zum Teil sehr alte Schlaghaken;
  • In den einfachen Passagen ziemlich brüchig, in den schwereren sehr rauer fester Fels. Meistens sehr gut absicherbar (wir hatten Keile und Friends bis BD Größe 4 im Einsatz). Die Stände verlangen eine gewisse Kreativität.
  • Topo in Toni Freudigs "Klettern auf der Tannheimer Sonnenseite". Die Linie ist auch im Panico Führer eingezeichnet und lässt sich eigentlich nicht verfehlen.

   
Die Südwand des Schäfer. Die Tour folgt dem markanten diagonalen Riss im linken Wandteil.

   
Gleich am Einstieg darf ordentlich was weggeballert werden.

   
Der Traumriss der ersten Seillänge

   
Die zweite Seillänge

   
von oben

   
Die Ausstiegsschrofen

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  Rote Flüh - Südverschneidung (VI+, 310 m), Tannheimer Berge 01.05.13
Geschrieben von: Tobias - 03.05.2013, 16:10 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Mal wieder eher unbeständiges Wetter in den Alpen und somit schlechte Voraussetzungen für größere Aktionen. So fällt unsere Wahl für diesen Maifeiertag auf die Tannheimer. Nun gibt es ja an der Roten Flüh mit der „Südverschneidung“ sogar eine Pause-Tour. Die Tour wurde 1954 von A. Kleemaier, dem großen Allgäustar der Nachkriegsjahre, zusammen und L. Schuster erstbegangen. Komischerweise hat sich bei mir die Tour noch nie ergeben und es wurde immer anderes in den Tannheimern geklettert. Ein Umstand, dem dringend Abhilfe geschaffen werden musste
Wink
. Zusammen mit Florian (zum ersten Mal in den Tannheimern und diesen Touren auch nicht ganz abgeneigt gegenüberstehend) war also das erste Tagesziel für den Vormittag schnell gefunden. Nach 3 Seillängen am langen Seil und 1h 50 min schlagen wir oben ein und die eigentlich schöne, leider teilweise total polierte, Pause-Tour „Südverschneidung“ (VI+, 310 m) liegt hinter uns. Nachmittags sind wir noch am Hochwiesler die tolle und steile Tour
„Highway der Träume“ (VIII, 150 m, 7 SL)
geklettert.

    Rote Flüh und Hochwiesler
    Rote Flüh - Südwand

Der Zustieg von Nesselwängle über das Gimpelhaus bis zum Wandfuß ist schon nahezu komplett schneefrei. Auch die Wand und unsere Route ist in einem sehr trockenen Zustand, lediglich im meistens feuchten Kamin der „Alten Süd“ fließt das Wasser. Die eigentliche „Südverschneidung“ beginnt erst bei den großen Tannen in ca. 1/3 Wandhöhe und es gibt mehrere Möglichkeiten dort hinzuklettern. Wir entscheiden uns aus Zeitgründen für den einfachsten und schnellsten aber im Kamin heute eben auch sehr nassen Weg der „Alten Süd“. Die ersten beiden Seillängen (III) auf der Rampe bis zum Stand vor dem Kamin klettern wir seilfrei.

    Einstiegsrampe
    Einstiegsrampe

Im wasserführenden und schmierigen Kamin (IV) war es mit Seil ganz angenehm und ich steige die knapp 70 m bis zu den Tannen durch.

    im nassen Kamin (IV)
   

Vom bequemen Absatz bei den Tannen zieht der „Gelbe Riss“ (VI+) und somit die erste Länge der eigentlichen „Südverschneidung“ steil nach oben. Beim ersten Anblick sieht es nach toller Verschneidungskletterei aus, doch schon beim zweiten Blick und vor allem nach dem ersten Meter wird einem bewusst wie enorm poliert dieser „Gelbe Riss“ inzwischen ist. Vielleicht findet da bald endgültig eine Umwandlung statt und man kann in ein paar Jahren bergmännisch Marmor abbauen
Wink
. Die enorme Hakendichte auf diesen Metern sollte aber größere Schweißausbrüche trotz glatter Griffe und Tritte verhindern. Wie angedacht wird es auch umgesetzt und wir klettern die ersten drei Längen von den Tannen weg am langen Seil durch. Es folgen nach dem Gelben Riss viele tolle und anregende Kletterpassagen.

    der “Gelbe Riss” (VI+)
    der “Gelbe Riss” (VI+)
    leichtere Passage nach dem “Gelben Riss”
    tolle Verschneidung (VI-)
    am Stand nach den 3 SL am langen Seil
    kurz vor dem Stand

Nach diesen drei Seillängen am langen Seil folgt noch die letzte VI+ Länge und eine leichte IIIer Länge bis zum Ausstieg. Auch diese Seillänge bietet tolle Kletterei und ist viel zu früh vorbei. Nach 1h 50 min sind wir oben und der Pause-Punkt in der Tasche.

    tolle Kletterei (VI+)
    tolle Kletterei (VI+)
    Ausstiegsseillänge
    Snickers im Mund und Gipfelfoto verträgt sich nicht so gut
Wink

    Gimpel (links) und Kellespitz (rechts)
    Blick über den Haldensee

Der Abstieg erfolgt problemlos und schon fast schneefrei in Richtung Friedberger Klettersteig und über die Rot Flüh Abseilpiste zurück zum Rucksack am Wandfuß. Im Anschluss steigen wir rüber zum Hochwiesler und klettern noch die tolle und steile Tour
„Highway der Träume“ (VIII, 150 m, 7 SL)
von Walter Hölzler.

    Rote Flüh Abseilpiste



Kletterführer / Topos:

Kletterführer Allgäu
6. Auflage 2010
Panico Alpinverlag

Klettern auf der Tannheimer Sonnenseite
2. Auflage 2006
Toni Freudig

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

diverse weitere Topos gibt es im Internet


Karten:
1:25000: BLV UK L 10 Füssen und Umgebung


Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Hochwiesler - Highway der Träume (VIII, 150 m), Tannheimer Berge 01.05.13
Geschrieben von: Tobias - 03.05.2013, 15:49 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Nachdem wir am Vormittag mit der
„Südverschneidung“ an der Roten Flüh
den Pause-Klassiker der Tannheimer Berge recht flott erledigt hatten war noch reichlich Zeit für eine zweite Tour. Nach der „Pflicht“ kommt ja bekanntermaßen die Kür und so klettern wir am Nachmittag den tollen und steilen „Highway der Träume“ (VIII, 7 SL) am Hochwiesler. Die Tour wurde im oberen Teil von Walter Hölzler und Rico Förster 2005 erstbegangen und bietet größtenteils tolle und raue Kletterei in steilem Gemäuer.

    Rote Flüh (links) und Hochwiesler „Highway der Träume“
    „Highway der Träume“

Die Tour ist bestens mit Bohrhaken ausgestattet und zusätzliche mobile Sicherungsmittel sind nicht nötig. Die einzigen Mankos sind der eine oder andere festgeklebte Griff und die im unteren Teil etwas gesuchte Linienführung. Im oberen Teil dagegen ist die Linie genial und man klettert elegant und dem logischen Weg folgend durch die steile mit Überhängen versehenen Wandbereiche. Insbesondere beim tollen Quergang in der 5.Seillänge lacht das Alpinistenherz, man moovt elegant nach links ansteigend durch die steile Wand und fühlt sich fast wie in der Carlesso am Torre Trieste, die Florian und ich beide kennen und in der auch so ein ähnlicher Quergang ist. Die Schwierigkeitsangaben fallen bis auf die erste Seillänge nicht allzu dankbar aus und man muss für die angegebenen Grade ordentlich klettern.

    am Einstieg
    1. SL (VIII-, 30 m)
    1. SL (VIII-, 30 m)
    1. SL (VIII-, 30 m)
    2. SL (VI, 20 m)

Mit der 3. Seillänge (VIII, 20 m) folgt die erste Länge im glatten achten Grad. Vom Stand zunächst einige Meter nach rechts und dann steil hinauf. Die schwerste Stelle ist schon zach, muss zwingend geklettert werden und sogar bei Florian war das Onsight verflogen. Im Freudig-Führer steht hier was von VII+A0, wie dass allerdings gehen soll ist fraglich, denn die schwere Passage kommt definitiv etwas über dem Haken und nicht am Haken.

    3. SL (VIII, 20 m) – jetzt kommen die schweren Meter

Die 4. SL (VII, 20 m) ist dann wieder mein Part. Auch hier muss für VII- und VII ganz schön zugepackt werden. Trotzdem schöne, steile und dolomitenähnliche Kletterei allerdings bei üppigster Absicherung mit Bohrhaken.

    4. SL (VII, 25 m)
    4. SL (VII, 25 m)
    4. SL (VII, 25 m)

Der Quergang der 5. SL (VII, 15 m) ist zwar kurz dafür aber umso schöner und ein Highlight der Tour. Gute Griffe wechseln mit plattigen Mooves.

    5. SL (VII, 15 m) - herrlicher Quergang
    5. SL (VII, 15 m) - herrlicher Quergang
    5. SL (VII, 15 m) - herrlicher Quergang

Mit der 6. SL (VIII, 20 m) folgen anhaltende Meter im achten Grad die einem nicht geschenkt werden. Der eine oder andere Griff/mögliche Griff in der schwersten Passage gleich nach dem Standplatz wurde hier angeklebt. Insbesondere wenn das kleine „Hörnchen“ am 1. Haken nicht mehr da ist hat die Passage wahrscheinlich nichts mehr mit dem Achten Grad zu tun. Eine ethische Bewertung dieser Tatsache und der ausgeführte Lösung sei aber jedem selbst überlassen. Nach dieser schwersten Stelle bleibt es in der Seillänge weiter anhaltend schwer auch wenn man einiges ausspreizen kann.

    6. SL (VIII, 20 m)

Nach einer letzten leichten Seillänge 7. SL (III, XX m) ist der höchste Punkt erreicht und man steht auf einem ebenen und bequemen Grasplateau. Abseilen entweder über die Tour oder wie wir nach rechts und über steilere Grasstufen hinab zur üblichen und freihängenden Abseilpiste am Hochwiesler. Der tolle Klettertag mit den beiden Touren „Highway der Träume“ am Hochwiesler und der
„Südverschneidung“ an der Roten Flüh
klingt noch gemütlich mit nem Abschlussbierchen auf dem dieses Jahr seit heute wieder geöffneten Gimpelhaus zu Ende…

    Abseilpiste am Hochwiesler


Kletterführer / Topos:
Kletterführer Allgäu
6. Auflage 2010
Panico Alpinverlag

Klettern auf der Tannheimer Sonnenseite
2. Auflage 2006
Toni Freudig


Karten:
1:25000: BLV UK L10 Füssen und Umgebung


Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan
Geschrieben von: abham - 01.05.2013, 21:49 - Forum: andere Region - Keine Antworten

Durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan geht es in diesem Jahr weiter gen Osten. Am 29.04.2013 fliegen wir von Frankfurt aus nach Riga und erreichen am 30.04. Taschkent (A), die Hauptstadt Usbekistans. Dort verbringen wir die ersten beiden Tage, bevor es dann auf der Seidenstraße über Samarkand (E) nach Buchara (F) geht. Weiter geht es dann zur südlichsten Stadt Usbekistans, nach Termiz (H). Das nächste Ziel ist dann Dushanbe (I), die Hauptstadt von Tadschikistan. Über Kulyab und Kalaikhum (J) geht es weiter nach Khorog (K), dem Beginn des Pamirhighways. Dieser folgt der M41 nach Osh in Kirgistan. Dann folgen noch rund 700 Kilometer bis zu unserem diesjährigen Ziel, Bishkek (O), der Hauptstadt Kirgistans.

   

Die Visa für Usbekistan und Tadschikistan sowie die Sondergenehmigung für Gorno-Badachschan bzw. die Pamirregion haben wir.

Es wird sich zeigen, ob die geplante Reise so durchgeführt werden kann. Es bleiben genug Unwägbarkeiten offen (Wetter, Gesundheit, Straßenverhältnisse, Höhe sowie politische Verhältnisse), die es unter Umständen nötig machen, unsere Reisepläne zu ändern.


29. und 30.04.2013 Turbulenter Auftakt

Von Frankfurt aus starteten wir mit Air Baltic zunächst nach Riga, das nach 2 Stunden erreicht war. Von dort ging es dann weiter nach Taschkent, wo wir nach weiteren 5 Flugstunden um 2:00 Uhr nachts ankamen. Bis dahin lief alles noch ganz planmäßig. Wir füllten brav unsere Zollerklärungen aus, nahmen unser Gepäck in Empfang, warteten aber vergeblich auf unsere Fahrräder. Es dauerte sehr lange bis wir jemanden fanden, der uns weiter helfen konnte. Zunächst aber ging es zur Zollabfertigung. Dort erzählten wir von unserem Missgeschick. Der Zollbeamte erteilte uns die nötigen Stempel und vergaß dabei völlig, unser Gepäck zu überprüfen. So war diese Hürde ganz rasch genommen. Dann suchten wir die Stelle auf, die sich um verloren gegangenes Gepäck zu kümmern hat. Ein freundlicher Beamter bemühte sich sehr aber es war eine langfristige Prozedur, bis alle bürokratischen Hindernisse überwunden waren. Wir bekamen eine Bescheinigung der Verlustanzeige sowie seine Telefonnummer, unter der wir ihn erreichen könnten, um etwas über unsere Räder zu erfahren. Er selbst wollte uns im Hotel benachrichtigen, wenn es Neuigkeiten gäbe. So fuhren wir also morgens um 4:15 Uhr statt mit den Rädern mit dem Taxi zum Hotel, das wir schon von zu Hause aus gebucht hatten. Während der Taxi fahrt wechselte uns der Fahrer gleich noch 200,-- € in 540.000,-- Som (540 Schein a`1.000,-- Som). Der 1.000,-- Som Schein ist der größte Geldschein der Usbekischen Währung und hat einen Gegenwert von ca. 0,37 €. Nun wisst ihr, warum unsere Taschen so voll sind. Bei der Ankunft im Hotel wusste man schon von unserem Missgeschick und sagte uns, dass wir am 30.04. um 24:00 wieder am Flughafen erscheinen sollten, um unsere Räder zu holen.
Wir legten uns dann noch 2 Stunden aufs Ohr, bevor wir uns aufmachten, um Taschkent zu erkunden.
Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans hat 2,2 Mio. Einwohner. Was uns auffiel waren die vielen gepflegten Grünanlagen in Centrum. Wir tauchten ein in den größten Basar der Stadt und besichtigten die Juma-Moschee sowie die Ko`kaldosh-Medrese. Mit der U-Bahn ging es dann zurück ins Zentrum und zu Fuß zurück zum Hotel. Von dort aus telefonierten wir nochmals mit dem Flughafen wegen der Abholzeit für unsere Fahrräder und vereinbarten 9:00 Uhr am 1.5.13.
Das Wetter ist für uns im Moment sehr angenehm mit kühlen Temperaturen in der Früh und am Abend und angenehmen 25°C tagsüber.


01.05.2013

Nach einer erholsamen Nacht ging es nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Flughafen wo wir glücklich unsere Räder in Empfang nahmen. Leider stellte sich sehr schnell heraus , dass sie ziemlich verschrammt waren (die gesamte, mühsam angebrachte Verpackung fehlte) . Ansonsten war Friedas Rad in einem guten Zustand aber mein Rad ließ sich nicht einmal mehr schieben. Die Kette war total verklemmt und ein Schalten war unmöglich. Ein freundlicher Taxifahrer kam uns zu Hilfe, schaffte es aber auch nicht, die Schaltung wieder sauber in Gang zu bringen. So ließen wir uns von einem Kleintransporter zu einem Fahrradhändler fahren, der das Problem einigermaßen in Griff bekam. Den Rest konnte ich selbst noch beheben und nun läuft alles wieder rund.
Was uns besonders ärgerte ist der Verlust unserer Benzinflasche samt Pumpe, so dass wir nicht selbst kochen können. Ob wir irgendwo Ersatz finden wird sich zeigen.
Morgen geht es nun mit der Radtour los und wir hoffen, dass es dann wie in den vergangenen Jahren ohne große Pannen weiter geht.

   
Ausblick vom Hotelzimmer bei unserer Ankunft um 5 Uhr morgens

   
540.000 Som für 200 Euro

   
Ko`kaldosh-Medrese

   
Chorsu-Basar

   
Chorsu-Basar

   
Müde vom Einkausstress

   
Im Regierungsviertel

   
Timur-Museum

   
Im Timur-Museum


02.05. – 05.05.2013 Endlich geht es los 129,5 km und 217 Hm

Kurz nach 8 Uhr starteten wir von unserem Hotel und begaben uns in das Verkehrsgetümmel. Es war nicht leicht, aus Taschkent hinaus zu finden, da auf den ersten 21 Kilometern nicht ein einziges Hinweisschild zu sehen war, das uns den Weg gezeigt hätte. So fragten wir immer wieder nach und nach 1 ½ Std. hatten wir den Stadtrand von Taschkent erreicht und befanden uns auf einer autobahnähnlichen Straße. Über flaches Land ging es vorbei an landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie an riesigen Erdbeerplantagen. Am Straßenrand gab es jede Menge Verkaufsstände, die von Eselskarren beliefert wurden. Auch Raststätten folgten in regelmäßigen Abständen, so dass man keine Angst haben musste, zu verhungern. Gegen 17 Uhr erreichten wir Gulistan, wo mit erst nach gutem Zureden noch ein letztes Zimmer im einzigen Hotel ergattern konnten. Somit war der Tag gerettet.


03.05.2013 124,5 km und 299 Hm

Ohne Frühstück, nur mit einer Tasse Kaffee ging es wieder kurz nach 8 Uhr los. Die Strecke bot keine große Abwechslung und war vielfach recht steppenhaft. Dagegen bot die Straße jede Menge Abwechslung. Mal war der Straßenbelag durchaus akzeptabel doch dann folgten Passagen über viele Kilometer, auf denen der Belag aufgebrochen und mit jeder Menge Schlaglöchern versehen war. Der Wind war auch nicht unser Freund und so kamen wir nur recht mühsam und langsam vorwärts und erreichten gegen 17 Uhr unser Etappenziel Jizzakh. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich außerordentlich schwierig. Im ersten Hotel wurden wir, als der Besitzer unsere Reisepässe und Visa überprüfte, abgewiesen. Er erklärte es uns zwar, aber auf Russisch, was wir nicht verstanden. Nach mehreren Versuchen die Leute auf der Straße nach einem Hotel zu fragen sammelte sich zwar immer eine ganze Menschentraube an und alle redeten auf uns ein aber ohne konkrete Angabe zu einem Hotel. Schließlich half uns ein Taxifahrer weiter, dessen Schwester ein Hotel hatte. Er rief dort an und es wurde uns bestätigt, dass ein Zimmer frei wäre. So fuhr der Taxifahrer voraus und wir hinterher. Als wir im Hotel ankamen wollten sie wieder unsere Reisepässe und gaben uns dann zu verstehen, dass ihr Hotel voll belegt sei. Wir können uns das nur so erklären, dass nicht alle Hotels die Berechtigung haben, eine Registrierung auszustellen. Diese benötigen wir in Usbekistan spätestens nach 3 Tagen und müssen diese bei Kontrollen und bei der Ausreise nachweisen. Immerhin erhielten wir eine weitere Adresse und dort klappe es auch. Für 60.000 Som (22,-- €) erhielten wir ein tolles Zimmer incl. Frühstück. So fand auch dieser Tag noch ein glückliches Ende.


04.05.2013 Fahrt nach Samarkand 100,5 km und 683 Hm

Nachdem ein Polizeioffizier ins Hotel kam und einen Stempel auf unsere Registrierung setzte, konnten wir unsere Etappe beginnen. Auf landschaftlich recht abwechslungsreicher und hügeliger Strecke kamen wir ganz gut voran. Die Temperatur in der Mittagszeit stieg auf 32°C an aber ein kräftiger Wind blies uns heute in den Rücken, so dass wir schon um 14 Uhr Samarkand erreichten. Leider bohrte sich noch ein dünner Draht in mein Hinterrad und wir zogen einen neuen Schlauch ein, bevor wir die letzten 2 Kilometer bis zum Hotel zurück legen konnten. Am Abend verabredeten wir uns mit Jasmin und Chris, einem Radlerpaar aus Deutschland, mit denen wir schon von zu Hause aus E-Mail Kontakt hatten, zum gemeinsamen Abendessen. Wer Interesse hat kann ihre Reise unter
www.radeln-fuer-den-augenblick.de
verfolgen. So verbrachten wir einen sehr unterhaltsamen Abend, denn jeder hatte viel über seine Reiseerlebnisse zu berichten.


05.05.2013 Ruhetag in Samarkand

Der heutige Tag diente der Besichtigung von Samarkand. Der Registanplatz mit seinen monumentalen Bauwerken war unser erstes Ziel. Mehrere Moscheen und Medresen gibt es hier zu bewundern. Später besichtigen wir noch die Gräberstraße mit verschiedenen Mausoleen, bevor es zum Basar ging. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam mit Jasmin und Chris und feierten Jasmins Geburtstag.

   
Einkehr unterwegs

   
Flaches Land und schlechte Straßen

   
Blühende Wiesen

   
Hügelige und abwechslungsreiche Strecke nach Samarkand

   
Die höheren Berge sind noch tief verschneit

   
Registanplatz

   
Großartiger Registanplatz

   
Mausoleen an der Gräberstraße

   

   
Marktfrauen in bunten Gewändern


06.05.2013 Samarkand – Ziyadin 143,1 km und 115 Hm

Mit mehrfachem fragen nach der richtigen Straße fanden wir aus Samarkand hinaus, denn nach wie vor gibt es kaum ein Hinweisschild, das einem den Weg anzeigt. Bei günstigem Wind ging es zügig über landwirtschaftlich genutztes Land fast immer eben dahin. Das Wetter war traumhaft schön und die Temperatur stieg am Mittag bis auf 32 °C an. Für Abwechslung sorgten die Straßenverhältnisse, die zwischen recht gut und Slalomfahren zwischen den Schlaglöchern wechselte. Unterwegs trafen wir einen Radler aus Aserbaidschan, der nach Japan unterwegs ist. Nach 143 km fanden wir das erste Hotel, in dem wir auch unter kamen. Von außen sah es sehr gut aus, innen war es jedoch in einem recht desolaten Zustand. Aber es gab keine Alternative und weiter wollten wir auch nicht mehr radeln.


O7.05.2013 Fahrt nach Bukhara 142,2 km und 48 Hm

Die ersten 75 km brachten wir auf gutem Straßenbelag zügig hinter uns. Zur Mittagszeit gingen wir Essen und ruhten uns dann in der größten Hitze noch einige Zeit aus. Während der Mittagsstunden stieg das Thermometer bis auf 35°C und es war nahezu windstill. Die weitere Strecke bis Bukhara gestaltete sich sehr mühsam, da wir wieder auf feinster usbekischer Holperpiste unterwegs waren. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Bukhara und nach mehreren Fehlversuchen kamen wir im Hotel Mekhtar Ambar, einer frühere Medrese aus dem 19. Jahrhundert, unter. Am Abend konnten wir uns noch einen ersten Eindruck dieser herrlichen Stadt verschaffen.


08.05.2013 Ruhetag in Bukhara

Taschkent, Samarkand und Bukhara waren einst die bedeutendsten Städte der Seidenstraße. Der unermessliche Reichtum dieser einstigen Handelsplätze spiegelt sich in prunkvollen Bauten wieder. Wir fühlen uns wie im Märchen von Tausendundeiner Nacht.
Buchara ist reich bestückt mit herausragenden Baudenkmälern und nicht umsonst unterliegt die ganze Altstadt dem UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Moschee und Medrese (Koranschule) reiht sich an die nächste und dazwischen gibt es überdachte Basare für Schmuck, Teppiche und Kunsthandwerk. Die meisten Sehenswürdigkeiten stehen auf engem Raum beieinander und sind gut erreichbar. Für uns ist Bukhara der absolute Favorit unter den oben genannten Städten der Seidenstraße.

   
Geburtstagsfeier mit Jasmin und Chris

   
Querverkehr auf der Autobahn

   
Kontrollstelle

   
Kamel an der Seidenstraße

   
Endlose Geraden ohne Schatten

   
Mittagpause auf dem Tschajchanas

   
Feister usbekischer Straßenbelag

   
Innenhof unseres Hotels in Bukhara

   
Kalon-Moschee

   
Mira Arab Medrese und Kalon Moschee

   
Zitadelle Ark

   
Mira Arab Medrese und Kalon Minarett


09.05.2013 Buchara – Kasan 143,4 km und 315 Hm

Gut fanden wir aus Bukhara hinaus und bald darauf ging es durch die Wüste. Wieder brannte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf uns nieder aber ein kräftiger Rückenwind sorgte nicht nur für gutes Vorankommen sondern auch für angenehme Kühlung. Nach dem Wüstenabschnitt (Stein-, Sand- und Salzwüste) folgten abwechselnd fruchtbares Land und Steppengebiete. Die Straße war über längere Abschnitte in ganz ordentlichem Zustand und verlief meist kerzengerade. Natürlich durften auch die Abschnitte mit aufgebrochenem Asphalt nicht fehlen. Die Gegend war nur ganz dünn besiedelt und so nutzten wir die wenigen Gelegenheiten am Straßenrand, an denen Getränke angeboten wurden. Heute sahen wir auch des Öfteren Kamele und Dromedare, worüber wir uns sehr freuten. Kurz vor Kasan sahen wir ein großes Festzelt und hielten an. Dahinter war ein ganzes Camp mit vielen Zelten aufgebaut. Wir fragten, ob wir hier übernachten könnten und es wurde uns eines der Zelte mit 6 Betten zugewiesen. Wir konnten uns noch frisch machen und wurden dann zum Essen eingeladen. Es gab Plov und zu fünft löffelten wir von einem großen Teller. Die Küchenmannschaft setzte sich zu uns und wir wurden anlässlich des Nationalfeiertages zu Musik und Tanz am Abend ins Festzelt eingeladen. Wir freuten uns schon sehr darauf. Immer mehr Feldarbeiterinnen wurden von der Arbeit ins Camp zurückgebracht und begrüßten uns freundlich. Doch plötzlich tauchte ein hochrangiger Offizier auf und gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir das Gelände zu verlassen hätten. Traurig über den Abschied blickten uns alle nach. Da es schon 19:45 Uhr war wurde es schnell dunkel. So fuhren wir schon im Dunkeln nach Kasan hinein um nach einer Unterkunft zu suchen. Dort fuhren uns 3 Jungs mit ihren Rädern voraus und brachten uns zum einzigen Hotel. Nach langem und gutem Zureden und mit dem Hinweis, dass wir keine Registrierung benötigten, bekamen wir schließlich doch noch ein Zimmer.


10.05.2013 Kasan – Qarshi 28 km und 52 Hm

Ohne Frühstück fuhren wir nach Qarshi, einer Provinzhauptstadt mit 227.000 Einwohnern. Hier kamen wir gleich im ersten Hotel unter und nutzten den restlichen Tag zur Besichtigung der Stadt.


11.05.2013 Qarshi – Karashina 103,9 km und 777 Hm

Die ersten 60 km ging es noch recht flach weiter doch nach einer Mittagspause in einer Fernfahrer-Raststätte ging es durch Sandberge. Diese wurden immer steiler und höher und das Vorwärtskommen mit unserem schweren Gepäck wurde deutlich mühsamer. Meter für Meter schraubten wir uns höher. Landschaftlich jedoch war es wesentlich abwechslungsreicher als an den Tagen zuvor. Der Wind wehte zwar nicht stark aber meist wieder von hinten. In Karashina fanden wir Unterkunft in einem Hotel und mit einem feinen Nudelgericht und einem Bier beendeten wir den Tag.


12.05.2013 Karashina – Sherabad 113,6 Km und 1022 Hm

Der Morgen begann mit einer unangenehmen Überraschung. Frieda hatte heftigen Durchfall und war richtig geschwächt. Wir überlegten kurz, was wir machen sollten und entschieden uns dann dazu, die nächste Strecke anzugehen. So zogen wir wieder einmal ohne Frühstück los. Im ersten Minimarkt kauften wir ein paar trockene Kekse und ausreichend Wasser für unsere erste Bergetappe. Schon unmittelbar nach dem Start endete der Straßenbelag und der überwiegende Abschnitt bis Sayrab war eine Baustelle. Für uns bedeutete dies, dass wir nur sehr langsam vorwärts kamen und die Strecke uns alles abverlangte. Durch grobe, tief aufgeschüttete Steine zog sich die Strecke dahin, unterbrochen durch sandige Abschnitte und nur wenigen Kilometern mit schlechtem Asphalt. Völlig durchgeschüttelt und von den vielen Fahrzeugen eingestaubt schafften wir so in 4 Stunden gerade mal 31 Kilometer und hatten noch ein ganzes Stück bis zur Passhöhe auf 1581 m. Zum Glück ging es dann einige wenige Kilometer auf ordentlicher Fahrbahn bergab. Kein Gasthaus war zu sehen und auch die Baustelle hatte uns bald wieder eingeholt. So mühten wir uns bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen weiter ab und erreichten nach ca. 60 km Sayrab, wo wir eigentlich übernachten wollten. Da wir trotz aller Umstände am Nachmittag besser vorankamen, beschlossen wir, so lange weiter zu fahren, bis sich eine Übernachtungsgelegenheit ergibt. Trotz mehrfacher Nachfragen in Restaurants, ob wir dort nächtigen oder unser Zelt aufschlagen dürften, wurde uns dies verwehrt. Es blieb uns also nur die Hoffnung, in Sherabad, einer größeren Stadt etwas zu finden. Auf Nachfragen, ob es dort ein Hotel gäbe, lauteten die Antworten „Ja“ oder „Nein“. In Sherabad angekommen wurden wir aus einem Auto heraus angesprochen. Wie immer wollten sie wissen, woher wir kommen und wohin wir wollten.
Auf unsere Frage nach einem Hotel wurden wir spontan aufgefordert, ihnen hinter dem Auto zu folgen, denn wir könnten bei ihnen schlafen. Wir waren sehr froh, doch noch eine Bleibe gefunden zu haben. Als wir ihr Haus erreichten wurde für uns ein Zimmer hergerichtet, wir konnten uns frisch machen und wurden zusammen mit Kindern und Enkeln zum Essen und Trinken eingeladen. Es entwickelte sich ein richtig netter Abend bei Ludmilla und Schachrad, denen wir dafür ganz herzlich danken.


13.05.2013 Sherabad – Termiz 61,7 km und 42 Hm

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das uns angeboten wurde. Zu Beginn gab es Grießbrei, später Brot und Butter und Grünen Tee als Getränk. Gut gestärkt verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg nach Termiz. Dort kamen wir um 11Uhr, nach bislang 1101 zurückgelegten Kilometern an und fanden ein günstiges Hotel, in dem wir für 2 Nächte buchten.
Termiz mit seinen 140000 Einwohnern ist die südlichste Stadt Usbekistans, liegt nur noch 300 m hoch und ist Hauptstadt der Provinz Surxondaryo. Hier unterhält die Bundeswehr den „Lufttransportstützpunkt Termiz“, von hier werden alle Truppen- und Nachschubtransporte für das deutsche und niederländische ISAF-Kontingent in Afghanistan abgewickelt. Der Fluss Amudaryo bildet die Grenze zu Afghanistan.

   
Leckere Manty (usbekische Maultaschen)

   
Weite Steppenlandschaft

   
Kamele am Wegesrand

   
Einladung bei den Camp-Bewohnern

   
Schulkinder

   
Fettschwanzschafe

   
Durchs Sandsteingebirge

   
Üble Piste

   
Zaungäste

   
Käsestände an der Straße

   
Dunkle Wolken über den Ausläufern des Hissargebirges

   
Bei Ludmilla und Schuchrad mit Familien

   
Kurz vor Termiz. Hinter dem Fluß liegt Afghanistan


14.05.2013 Ruhetag in Termiz

Wieder ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen im Schatten bis 36°C. Den Morgen verbrachten wir damit, das wirklich sehenswerte Archäologische Museum von Termiz anzusehen. Danach gingen wir durch einen Park und bestaunten die vielen antiquierten Spielgeräte und Karusselle, an denen sich die Kinder in Scharen vergnügten. Dann begann die lange Suche nach einem Internetzugang, um unsere Mails versenden zu können. Aber wir blieben zunächst erfolglos. Schließlich schickte man uns auf Nachfragen in die Zentrale von Ucell, wo wir ein Modem erwarben und nun, so hoffen wir wenigstens, einen Internetzugang für die nächste Zeit haben. Gute 2 Stunden verbrachten wir dort, bis alles unterzeichnet war. Reisepässe, Visa und Hotelreservierungen wurden kopiert, wir wurden mit ca. 18,-- € zur Kasse gebeten und dann wurde alles noch auf unserem Notebook installiert. Danach verschickten wir auch gleich noch unsere Mails und wir hoffen, dass sie alle angekommen sind. Den restlichen heißen Nachmittag verbrachten wir noch in unserem kühlen Zimmer, richteten unsere Räder, denn in den nächsten 3 Tagen soll es zur tadschikischen Grenze weiter gehen. Zum Abendessen gab es Mantys und 3Halbe Bier, wofür wir umgerechnet 3,-- € incl. Trinkgeld bezahlten.

   
Archäologisches Museum in Termiz

   
Marktfrauen verkaufen Käse


15.05.2013 Termiz – Qumqorghan 83,5 km und 164 Hm

Schon kurz vor 7 Uhr starteten wir, um der größten Tageshitze auf der Straße zu entgehen. Auf der gesamten Strecke hatten wir leichten Gegenwind, was uns nicht weiter störte, da wir ja keine lange Distanz vor uns hatten und keine Steigungen zu überwinden waren. Zur Mittagszeit kehrten wir in einer schattigen Gaststätte ein, deren Betreiber 2 Jahre als Soldat in Brandenburg war. Von dort waren es nur noch 15Kilometer bis Qumqorghan, wo wir in einem ganz neuen Hotel unterkamen. Das Hotel ist sehr sauber und mit Dusche und Flachbildschirm ausgestattet aber die Toilette befindet sich ca. 50 m außerhalb des Hotels. Das verstehe wer will. Die Straßen boten das übliche Geholpere und das Thermometer stieg zur Mittagszeit bis auf 39°C an.

   
Harte und staubige Feldarbeit bei mehr als 35°C


16.05.2013 Qumqorghan – Denov 114,8 km und 311 Hm

Ein kräftiger Gegenwind und Straßenverhältnisse wie bisher ließen uns nur schwer vorwärts kommen. Wir hatten zwar nur mit ca. 65 km gerechnet aber es kam wieder einmal anders als geplant. Als wir nach 64 Kilometern in Denov ankamen fanden wir auch schnell das einzige Hotel, das der Reiseführer empfahl. Als wir aber den Preis pro Übernachtung hörten waren wir nicht bereit, diesen zu zahlen. So entschlossen wir, nach Shargun weiter zu fahren, denn laut Auskunft gab es dort ebenfalls ein Hotel. So fuhren wir die verbleibenden 27 km in der Mittagshitze (35°C im Schatten) und freuten uns, in einem einfachen aber netten Hotel unter zu kommen. Dort wollten wir auch den morgigen Tag verbringen, da wir ja erst am 18.5. nach Tadschikistan einreisen können. Um 17 Uhr erfuhren wir dann, dass das Hotel keine Registrierung durchführen kann und wir mussten wieder zurück nach Denav ins teure Hotel Eurasia, das registrierte Übernachtungen anbietet. Ein Teil unseres Gepäcks konnten wir im Hotel in Shargun hinterlassen, das wir morgen wieder ansteuern werden. Zum Glück gab es aber auch erfreuliche Geschichten unterwegs. Als wir beim Mittagessen waren wurde unsere Zeche von einem freundlichen Usbeken übernommen und einige Zeit später bekamen wir bei einer Rast Brot und Süßigkeiten geschenkt. Wie so oft ging auch dieser Tag glücklich zu Ende und wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Landschaftlich wird es wieder interessanter, denn die hohen Berge, die uns begleiten, sind noch mit viel Schnee überzogen.

   
See auf dem Weiterweg nach Denav

   
Sanddünen begleiten uns über viele Kilometer

   
Übersichtliches Sortiment im Minimarkt


17.05.2013 Denov – Shorgun 28,3 km und 130 Hm

Nach einem kargen Frühstück im Hotel suchten wir nach einer Bank, denn unsere Som waren zu Ende. Nach längerem Suchen wurden wir fündig aber der freundliche Bankbeamte gab uns zu verstehen, dass ein Geldwechsel in der Bank nicht möglich sei. Eine andere Bank am Ort gab es nicht. Wir wollten ja nur 20,-- € umwechseln. Nun begann ein langwieriger Telefonmarathon. Schließlich fand sich nach 40 Minuten jemand, der mit dem Auto bei der Bank vorfuhr, uns 60.000 Som überreichte, die 20,-- € einschob, und sich wieder davon machte. Danach konnten wir die Strecke nach Shorgun, wieder bei kräftigem Gegenwind und Temperaturen wie an den Vortagen, in Angriff nehmen und kamen um 11 Uhr an. Dann wurden die Räder, die total eingestaubt waren, gepflegt und geölt und die Taschen wurden nach dem Durcheinander vom Vortag neu gepackt. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen, Essen und viel Trinken.

   
Zwiebelernte

   
Wasserversorgung

   
Weiße Berge grüßen im Hintergrund


18.05.2013 Shorgun – Dushanbe 86,1 km und 537 Hm

Schon vor 6 Uhr saßen wir auf unseren Rädern. Wieder ohne Frühstück, dafür mit Gegenwind. Um 7 Uhr erreichten wir nach 16 km die Grenze. An der usbekischen Grenze mussten wir zunächst warten, da schon einige Leute vor uns waren. Als ein Grenzbeamter auf uns aufmerksam wurde, gab er uns die Ausreisedeklaration auf russisch zum Ausfüllen. Auf Nachfrage erhielten wir diese dann in englischer Sprache und füllten alles schön aus. Dann wurden wir vor allen anderen Wartenden in einen Raum gerufen, in dem alle Angaben überprüft wurden. Dann mussten wir unsere Taschen, die außerhalb des Gebäudes an unseren Rädern hingen, holen und deren Inhalt wurde stichprobenartig untersucht. Schließlich wurden die Taschen an einem Scanner durchleuchtet und zuletzt mussten wir noch die Räder zur Begutachtung durch den Raum schieben, bevor wir die erste Station hinter uns gebracht hatten. Dann ging es ein Gebäude weiter, aus dem uns der nächste Beamte herbei rief und wieder wurden Pässe und Visa kopiert. Im dritten Gebäude dann erhielten wir noch den Ausreisestempel und nach knapp 1 ½ Stunden konnten wir Usbekistan nach 1.344 Kilometern und 4.180 Höhenmetern verlassen. Von all unseren gesammelten Registrierungen nahm keiner Notiz. Aber das weiß man vorher nicht und bei Nichteinhaltung der Registrierungspflicht drohen hohe Geldstrafen.
Dann folgte die tadschikische Grenze. Hier wurden wir zunächst freundlich begrüßt . Die Einreiseformalitäten waren bald erledigt und nach 20 Minuten hatten wir den Einreisestempel auf unseren Visa. Wir waren glücklich, dass alles doch recht zügig verlaufen war. Wir wechselten noch Geld auf der Straße und dann konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Leider begann direkt hinter der Grenze der Neubau der Straße, der sich bis nach Dushanbe hinzog. Der Zustand wechselte von übelster Schotterpiste auf Wellblechpiste und manchmal war sogar noch etwas löchriger Asphalt zu sehen. Mit maximal 10 Kilometern pro Stunde kämpften wir uns durch die mittägliche Hitze (bis 38°C) und wurden vollkommen eingestaubt. Immer wieder kam ein Lastwagen vorbei, der die Piste mit Wasser bespritzte was, um dem Staub zu begegnen, was für uns bedeutete, dass wir dann mit Dreck bespritzt wurden. Die Fahrweise der Einheimischen war auf diesem Streckenabschnitt unvorstellbar. Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie links und rechts an uns vorbei, überholten, obwohl sie uns sahen und wir mussten immer wieder ausweichen, um nicht überfahren zu werden. Der Verkehr war außerdem so heftig, dass wir uns zeitweise im dichten Staub kaum mehr orientieren konnten. Ein Sturz von Frieda, die einem dieser Raser ausweichen musste, verlief zum Glück glimpflich. So erreichten wir recht abgekämpft nach 11 Stunden, die wir insgesamt benötigten, das Hotel Mercury in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Das Hotel wurde uns von einem Einheimischen empfohlen. Es ist leider nicht ganz leicht zu finden aber ein wahres Kleinod. Freundlich wurden wir aufgenommen und finden für die nächsten beiden Nächte Unterkunft.

   
Unterwegs zur Grenze um 6 Uhr morgens

   
50 Kilometer lange Baustelle

   
Schlimmer geht’s fast nimmer

   
Wir verzichten aufs Essen und schlucken Staub

   
Dushanbe ist erreicht

   
Ob wir unsere Füße wohl wieder sauber bekommen?


19.05.2013 Ruhetag in Dushanbe

Erstmals auf unserer Reise bekamen wir ein wirklich gutes Frühstück. Gut gestärkt machten dann auf, um uns für die nächsten Tage zu rüsten. Trotz intensiver Suche konnten wir keinen geeigneten Kocher finden. Als nächstes ging es zu einem Telefonanbieter, bei dem wir uns eine neue Sim-Karte für unser Handy besorgten und für unser Notebook ein neues Modem. Wir tauschten Geld und kauften dann noch verschiedene Lebensmittel für die nächsten Tage. Wäsche musste gewaschen werden und dann besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten in die Stadt. Ab morgen wird es dann ernst, denn nun geht es in die Berge. Ihr seht, auch an einem Ruhetag gibt es meist eine Menge zu erledigen.

   
   
Im Regierunsviertel

   
Die Große Moschee von Dushanbe

   
Hotel Mercury

20.05.2013 Dushanbe – 2 km nach Shar-Shar-Tunnel 73,8 km und 1373 Hm

Stressige Ausfahrt aus Dushanbe im morgendlichen Berufsverkehr. Auf guter Straße ging es bis Vahdat (800 m hoch) und von dort ging es weiter zum Beginn des Passes. Bis ca. 5 km vor der Passhöhe auf 1589 m war die Straße o.k. Den Rest bis zum Pass mussten wir vielfach Schieben. Auf der Passhöhe deckten wir uns wieder mit 6 Liter Getränken ein. Nach der Passhöhe ging es zunächst auf schlechtem Belag bergab bis zu einer Großbaustelle. Hier wird ein Tunnel gebaut und ab hier war der Belag traumhaft, so dass wir schnell unten im Tal Norak (670 m) erreichten. Bei einer Einkehr erhielten wir selbstgemachten Aprikosensaft, dazu verschiedene Nüsse, Tomaten und Gurken. Wir kauften noch Brot ein und setzten unsere Fahrt mit dem Aufstieg zum nächsten Pass fort. Die Hitze (38°C im Schatten) machte sich bei dem mühsamen Aufstieg bemerkbar und wir mussten mehrere Trinkpausen einlegen. 3 Kilometer vor dem Tunnel erfolgte ein dauernder Wechsel zwischen feinstem Belag und Schotterpiste. Der Tunnel war in bestem Zustand doch danach wieder das Wechselspiel. Von nun an waren wir auf der Suche nach einem Platz, an dem wir Zelten konnten und wurden schon bald fündig. Wir sahen ein offenes Tor und schoben unsere Räder etwa 100 m weit auf einem Feldweg nach oben. Dort kam uns der Grundstücksbesitzer entgegen und wir fragten, ob wir hier zelten könnten. Er bejahte dies und schloss das Tor ab, so dass kein anderer auf das Gelände konnte. Von unserem Zeltplatz auf 1223 m Höhe hatten wir einen herrlichen Blick auf den Nurek-Stausee und verbrachten eine ruhige Nacht bei 23°C.

   
Es geht zum 1. Pass auf 1589 m

   
Propaganda

   
Viehherden auf der Passstraße zum 2. Pass

   
Ausblick von unserem Zeltplatz auf den Nureksee


21.05.2013 Zeltplatz 1223 m und 2 km hinter dem Tunnel – Kulyab 115,9 km und 747 Hm

Bei starker Bewölkung fuhren wir zunächst zur Passhöhe auf 1352 m. Kurz darauf bremste uns ein Gewitter mit starkem Regen. Wir fanden Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Danach ging es auf super Asphalt mit einigen Gegenanstiegen hinunter Richtung Kulyab auf 570 m. Leider hatten wir auf den ersten 80 km teilweise heftigen Gegenwind, der uns das Leben unnötig erschwerte. Wieder hatten wir gut 35°C und Getränkeverkauf an der Straße bzw. in den wenigen Orten war nur sehr spärlich. Dafür wurden wir von Imkern eingeladen und sie servierten uns in ihrem Camp Nudelsuppe und Salat mit eisgekühltem und mit Honig versüßtem Wasser und dazu gab es Brot. Am Nachmittag erreichten wir dann Kuylab und quartierten uns im einzigen Hotel am Ort ein.

   
Fleischverkauf am Straßenrand

   
Einladung bei den Imkern zum Mittagessen

   
Festungsanlage ca. 20 km vor Kulyab

   
Monument in Kulyab


22.05.2013 Kuylab - einige Kilometer hinter Shuroabad auf 1623 m Höhe - 40 km und 1331 Hm

Schon um 6:30 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern und nahmen den nächsten Pass mit 1982 m Höhe in Angriff. Es war sehr dunstig, so dass man die schöne Landschaft gar nicht so richtig wahrnehmen konnte. Auch hier ging es auf einigen Strecken bis zu 12% steil nach oben. Bis auf 1800 m Höhe, bei einer gefassten Quelle wurde der Belag immer schlechter, bis schließlich nur noch Schotter übrig blieb. Von der Quelle aus, an der wir wieder Wasser fassten, war es nicht mehr weit bis zur Passhöhe. Danach ging es durch grobes Gestein, Sand und Geröll äußerst vorsichtig bergab. Hier trafen wir 3 junge Bayernfans, die uns einen Bayernwimpel schenkten. Wir redeten eine Weile miteinander bevor sie die Fahrt mit ihrem Bus fortsetzten. Doch schon kurze Zeit später holten wir sie vor Sheroabad an der Kontrollstelle wieder ein. Hier wurden die Pässe überprüft und es muss ein gültiges Permit enthalten sein, damit man diese Region bereisen darf. Bei uns und auch den Münchnern ging alles klar. Wir wurden in einem Buch registriert und konnten dann unsere Fahrt fortsetzten. In einem kleinen Dorf konnten wir noch einkehren und bekamen etwas Warmes zu essen, bevor wir zu einer imposanten Schlucht gelangten, in der wir auf 1623 m Höhe einen Platz für unser Zelt fanden.

   
Es folgt der 3. Pass auf 1982 m

   
3 Bayernfans mit dem Bus unterwegs

   
Oft werden wir eingestaubt und eingerußt

   
Unser verstecktes Zeltplätzchen


23.05.2013 Weiter bis etwa 12 km vor Zigar 56,6 km und 776 Hm

Der Tag begann mit der Abfahrt auf übelstem Schotter durch eine imposante Schlucht. Steil ging es bergab und immer wieder blieben wir stehen, um die gewaltige Landschaft zu bestaunen. So erreichten wir nach langer Abfahrt den Fluss Panj, der die Grenze zu Afghanistan bildet. Von hier an geht es nun immer dem Fluss entlang und wir können am anderen Flussufer die Dörfer und kühnen Pfade, die sich am Flussufer entlang ziehen, bewundern. Ein stetes Auf und Ab durch eine wiederum gewaltige Schlucht und auf überwiegend Schotter und tiefem Sand erschweren das Vorwärtskommen. Lediglich auf einer Länge von 10 km war guter Asphalt anzutreffen. Wir sind glücklich, als wir nach knapp 6 ½ Std. Fahrzeit bei einer Familie neben ihrem Haus zelten dürfen, denn wir sind völlig ausgelaugt. Es war wieder über 35°C warm und die Sonne brennt unbarmherzig nieder.

   
   
   
   
   
Auf liederlichen Straßen in großartiger Landschaft

   
Afghanischer Saumpfad

   
Auch am Panj entlang gibt es viele Höhenmeter


24.05.2013 Weiter nach Kalaikhum 77,8 km und 821 Hm

Wir wollten sehr früh los, um es bis Kalaikhum zu schaffen. Doch um 4:30 Uhr begann es zu regnen und erst um 7:30 Uhr hörte es wieder auf. Nass bauten wir das Zelt ab und waren gerade zur Weiterfahrt bereit, als uns der Grundstücksbesitzer und seine Frau zum Frühstück einluden. Wir nahmen dankend an und kamen schließlich um 8:30 Uhr los. Die 12 Kilometer bis Zigar, wo sich die nächste Kontrollstelle befand, an der wir wieder in einem Buch registriert wurden, waren wieder äußerst schwierig zu befahren. Dann jedoch ging es 38 km lang auf bestem Asphalt weiter. Dafür blies uns ein kräftiger Wind entgegen, so dass wir auch hier nur mühsam vorwärts kamen. Vor den verbleibenden 27 Kilometern wurden wir schon von anderen Radreisenden in Berichten gewarnt, aber es war halb so schlimm und wer es bis hierher geschafft hat, der bewältigt auch dieses Stück ohne große Probleme. Zum Glück war es heute von den Temperaturen mit max. 27°C recht angenehm und durch den vorangegangenen Regen nicht so staubig. Landschaftlich ist die Strecke großartig und gewährt ununterbrochen freie Sicht über den Panj nach Afghanistan. Von dort grüßen und rufen immer wieder Leute zu uns herüber und wir winken zurück. Entlang des Flusses Panj erstrecken sich immer wieder kleine Oasen sowohl auf der tadschikischen als auch auf der afghanischen Seite. In Kalaikhum, das wir gegen 18 Uhr erreichten, fanden wir nach längerer Suche Unterkunft für 2 Nächte in einem Homestay mit Frühstück und Abendessen zum Preis von 16,-- € pro Tag für uns Beide. Wir brauchen dringend diesen Ruhetag, denn die letzten Tage seit Dushanbe waren extrem anstrengend und auch sonst muss wieder einiges erledigt werden.


25.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Ausschlafen, Tagesberichte schreiben, Wäsche waschen, Einkaufen, E-Mails versenden und den weiteren Verlauf der Reise vorbereiten sind Aufgaben des heutigen Tages, bevor wir die nächsten 240 Kilometer bis Khorog weiter entlang der Grenze zu Afghanistan in Angriff nehmen. Auch das bisher gute Wetter macht heute Ruhetag und schon in der Nacht gingen heftige Gewitter nieder und es regnet den ganzen Vormittag über. Wir sind froh, dass wir eine feste Unterkunft haben und heute nicht weiter müssen und hoffen gleichzeitig, dass das Wetter ab morgen wieder gut ist. Auch die Temperatur ist auf kühle 20°C abgesunken.

   
Einladung zum Frühstück mit frisch gebackenem Brot

   
Eseltransport auf der afghanischen Seite

   
Dorf in Afghanistan

   
Großartige Kulisse am Panj entlang

   
Grüne Oasen am Panj

   
Landschaftlich tolle aber auch anspruchsvolle Strecke

   
Kinder haben ihre Freude an uns


26.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Starke Bewölkung mit viel Regen und stürmischem Wind ließ uns nochmals in Kalaikhum bleiben. Straßen waren teilweise wegen Muren und abgegangenem Geröll gesperrt. Zwar schaute am späten Nachmittag auch mal die Sonne durch doch schon wenig später begann es wieder zu regnen. Die Straßen waren verschlammt und verdreckt und für den nächsten Tag war wieder besseres Wetter angesagt. Innerhalb von 2 Tagen fiel die Tagestemperatur von 38°C auf unter 18°C. Norbert hat gesundheitliche Probleme und kann seit gestern kaum und seit heute gar kein Wasser mehr lassen.

   
Kaleikhum

   
Behandlungsraum im Krankenhaus von Kalaikhum


27.05.2013 Fahrt nach Khorog

Nach einer weiteren schlaflosen und schlimmen Nacht für Norbert gingen wir gleich um 8 Uhr morgens ins Krankenhaus von Kalaikhum. Sofort wurde nach ihm geschaut und mittels eines Katheters die Blase entleert. Die Behandlung erfolgte völlig kostenfrei durch die Agha-Khan Stiftung. Es geht ihm nun etwas besser aber an Radfahren ist zunächst nicht zu denken. Der Arzt riet dazu, bei Verschlechterung einen Urologen in Dushanbe oder Khorog aufzusuchen. So beschlossen wir kurzfristig, unsere Sachen zu packen und die Räder für einen Transport mit einem Allradbetriebenen Taxi vorzubereiten. Die 240 km lange Fahrt nach Khorog durch eine imposante Schlucht des Panj war großartig aber auch anstrengend. Über Asphalt und Asphaltreste, Geröll-, Sand- und Schotterpiste dauerte die Reise über 10 Stunden und trotz angemessenem Tempo schüttelte es uns kräftig durch. Ein nicht unerheblicher Teil der Strecke war extrem steinschlaggefährdet. Im Hotel Lal Inn, im Zentrum von Khorog, fanden wir ein schönes Plätzchen zur Erholung, das Norbert dringend brauchte.

   
Es geht mit dem Auto weiter nach Khorog

   
   
   
   
   
   
   
Eindrücke von der Fahrt nach Khorog


28.05.2013

Für Norbert folgt die nächste schlimme Nacht. Diesmal wurde er von heftigem Durchfall und Magenkrämpfen geplagt. Fast den ganzen Tag verbrachten wir damit, alle Banken abzuklappern um an Geld zu kommen. Unsere EC + Kreditkarte funktioniert nicht. Kein Automat spuckt Geld aus. Unter Mithilfe von Hotelgästen, der Polizei und dem Informationszentrum kamen wir zur einzigen Möglichkeit, Geld von daheim an eine internationale Bank zu schicken. Mit Ausweis und der Codenummer können wir dann Geld tanken.


29.05.2013

Durch die Regenfälle an den Vortagen funktionierte kein Internet und auch das Handy ging nur zeitweise. So erfuhren wir nachts kurz vor 24 Uhr, dass der Geldtransfer klappt und Christian gab uns die dafür nötigen Daten durch. Norbert erlebte die 4. schlechte Nacht in Folge und gleich um 8 Uhr ging es ins Hospital, wo wir eine Einweisung zum Urologen im Krankenhaus erhielten. Überall wurden wir äußerst freundlich behandelt und überall wurde uns weiter geholfen. Schließlich landeten wir beim Urologen, der mir einen Dauerkatheter einsetzte, mit dem ich nun die nächsten Tage verbringen werde. Die Radtour ist hiermit also beendet und wir planen nun, die weitere Reise mit dem Auto bis Osh in Kirgistan fortzusetzen und von dort aus den Heimflug anzutreten.

   
Ärztin im Hospital von Khorog

   
Khorog

   
Markt in Khorog

   
Beim Bäcker


30.05.2013 Fahrt von Khorog nach Murgab

Nach einem guten Frühstück wurden das Gepäck und unsere Fahrräder auf das Dach eines Allradfahrzeugs verfrachtet. Zusammen mit 3 weiteren Mitfahrern und einem englisch sprechenden Fahrer ging es dann auf dem wunderschönen Pamir Highway zunächst nach Yelondy. Hier wurde eine Rast eingelegt und es bestand die Möglichkeit zu einem Bad in einem schwefelhaltigen Becken, das von heißen Quellen gespeist wurde. Weiter ging es über 3 Pässe, die alle über 4000 m hoch waren. Dazwischen befanden sich riesige Hochplateaus, die nahezu eben waren. Das Wetter war traumhaft schön mit für diese Höhe angenehmen Temperaturen. Der überwiegende Teil der Strecke war gut befahrbar und es gab außer einigen chinesischen Tracks kaum Verkehr. Die vielen 60 Tonner aus China machen den Straßen, die dafür nicht ausgelegt sind, doch erheblich zu schaffen. In Alichur wurde noch eine Mittagsrast eingelegt, bevor es zu unserem Tagesziel Murgab weiter ging. Im Guesthouse Ibragim kamen wir unter. Am Abend wurde es in der Höhe von 3880 m doch empfindlich kalt.

   
Fahrt auf dem Pamir Highway

   
Unsere Reisegruppe

   
Tankstelle in Tadschikistan

   
Pamir Highway

   
2 Pamiri


31.05.2013

Durch Vermittlung unseres gestrigen Fahrers haben wir für die nächsten 2 Tage einen neuen Fahrer samt Fahrzeug. Für Heute war nur eine relativ kurze Strecke bis zum herrlichen Karakulsee auf knapp 4000 m Höhe vorgesehen. Bis dahin musste aber noch der höchste Pass des Pamir Highways, der Akbaytal-Pass 4655 m, überwunden werden. Nur die letzten 150 Höhenmeter ging es steil und auf schlechterem Untergrund bergauf. Ansonsten zog sich die Anfahrt über viele Kilometer mit nur leichter Steigung aufwärts und führte immer am Grenzzaun zu China entlang. Die Abfahrt auf der anderen Seite war bis auf 4200 m hinunter recht steil mit vielen Waschbrettstellen. Auf meist ordentlichem Asphalt ging es dann weiter hinunter zum meist noch zugefrorenen Karakulsee.Von hier aus hat man eine herrliche Sicht auf den über dem See herausragenden Pik Lenin 7134 m und entgegengesetzt auf den Mustang Ata mit knapp 7500 m Höhe in China. Im Homestay Sadat in Karakul wurden wir freundlich aufgenommen. Die Menschen hier oben leben ohne fließendes Wasser und teilweise ohne Strom. Sie führen ein sehr entbehrungsreiches und hartes Dasein.

   
Karakulsee mit Blick zum Pik Lenin 7134 m

   
Transport von Wasser und Kind

   
Blick zum knapp 7500 m hohen Mustang Ata

   
Gastgeberfamilie in Karakul


01.06.2013 Karakul – Osh

Nach einem guten Frühstück mit Milchreis, Brot, Butter und Marmelade setzten wir unsere Fahrt bei erneut wolkenlosem Himmel und herrlicher Fernsicht fort. Zunächst stand der nächste über 4000 m hohe Pass an, bevor wir zur tadschikischen Grenze gelangten. Diese befindet sich an der Auffahrt zum nächsten Pass. Die Abfertigung zog sich lange hin, obwohl fast nichts los war. Dann ging es über viele Kilometer auf übelster Piste durchs Niemandsland auf die nächste Passhöhe und auch die steile Abfahrt bis zur Grenzstation war nur schwer zu befahren. Die Grenzabfertigung nach Kirgistan dauerte etwa eine halbe Stunde, bevor es weiter bergab ging. Die Landschaft veränderte sich und es wurde immer grüner. Auch hier sahen wir, wie schon in den vergangenen Tagen, viele Murmeltiere, die sich kaum stören ließen. In Sary Tash legten wir eine Mittagsrast ein und dann ging es auf gutem Asphalt zum nächsten Pass hinauf. Es folgte eine endlos lange Abfahrt mit wunderschönen Ausblicken auf eine sich ständig verändernde Landschaft. Hinter Gulcho ging es hinauf zum letzten Pass des Tages. An der Passhöhe legten wir erneut eine Pause ein und konnten das Aufstellen zahlreicher Jurten beobachten. Hier entstehen im Sommer ganze Jurtendörfer. In Kirgistan sitzen die Hirten auf Pferden und treiben die oft großen Herden, die aus Yaks, Rindern, Schafen und Ziegen bestehen hinauf auf die Bergweiden. Je tiefer wir kamen desto wärmer wurde es und nach langer Fahrt erreichten wir schließlich Osh, wo wir uns im Hotel Peking einquartierten. Erstmals seit einigen Tagen hatten wir wieder eine funktionierende Dusche mit warmem Wasser und auch eine Toilette war im Zimmer.

   
Grenzzaun zu China

   
Wir sind in Kirgistan

   
Jurten und Pferde in der grünen Bergwelt Kirgistans

   
Osh ist erreicht


02.06.2013 Osh

Nach einem mageren Frühstück machten wir uns auf den Weg zu Salomos Berg. König Salomo, im Koran als Prophet verehrt, hatte an diesem Ort geruht. Seither entwickelte sich der Berg zu einem bedeutenden islamischen Wallfahrtsort. Leider war es stark bewölkt, was die Aussicht sehr einschränkte. Auf der Südseite des Berges besuchten wir das Historisch-Kulturelle-Museum, das die Sowjets in die Felsen sprengten. Am Nachmittag verbrachten wir viel Zeit bei einem Internetanbieter, da wir ganz dringend Nachricht von unserer Fluggesellschaft wegen unserer Fahrräder erwarten. Mit einem neuen Modem klappte es nach langer Wartezeit.
Osh ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen. Spannungen sind hier jederzeit möglich. Die Frauen sind nicht mehr so traditionell gekleidet. Der Basar besteht überwiegend aus Containern, die teilweise auch übereinander stehen. Hauptsächlich werden Billigprodukte und Imitationen aus China verkauft und natürlich Gemüse, Obst und Lebensmittel. Der Jayma-Basar gehört zu den buntesten in ganz Zentralasien.

   
Salomos Berg in Osh

   
Aufstieg zu Salomos Berg

   
Moschee unter Salomos Berg

   
Auf dem Jayma-Basar

   
Container auf dem Jayma-Basar


03.06.2013 Osh

Wieder war es am Morgen stark bewölkt und es regnete auch etwas. Wir unternahmen einen Spaziergang durch die Stadt, die aber keine interessanten Sehenswürdigkeiten bot. Hier war es überall sehr schmutzig und staubig. Auf dem Basar gab es noch einige nette Schnappschüsse.
Wieder einmal war Packen angesagt. Wir packten unsere Taschen in Säcke und deponierten sie in einem Abstellraum des Hotels neben unseren Fahrrädern. Dann ging es nochmals durch den netten Park, wo sich Kinder und Erwachsenen vergnügten. Beim Mittagessen in einem Restaurant wurden wir lange Zeit ignoriert. Erst als sich ein Einheimischer für uns einsetzte, bekamen wir unser Essen. Immer wieder schauten wir in unserem Notebook nach, ob eine Nachricht wegen der Mitnahme unserer Fahrräder eingegangen war aber nichts kam. Um 23:00 Uhr bestellten wir ein Taxi, das uns und unser gesamtes Gepäck zum Flughafen transportierte. Dort schauten wir nochmals nach einer Nachricht in unserem Notebook nach und um 23:58 Uhr ging eine Mail ein die bestätigte, dass unsere Räder angemeldet seien und alles andere Sache der Fluggesellschaft sei.

   
Zulieferer

   
Fleisch- und Geflügelstand

   
Marktbesucher

   
Outdoorladen


04.06.2013 Heimflug

Der Flughafen in Osh gleicht eher der Wartehalle eines kleinen Bahnhofes. Es gibt einige Sitzgelegenheiten aber wir vermissten eine Anzeigetafel, die Auskunft über Ankunft bzw. Abflug von Flügen gibt. Die seltenen Ansagen erfolgten ausschließlich auf Russisch und so war es nicht ganz einfach, Informationen über unseren Flug und die Abflughalle zu erhalten. Aber auch dies gelang und als unser Flug aufgerufen wurde machten wir uns mit unseren Rädern zum Abfertigungsschalter auf. Wir machten unsere Räder transportfertig und stellten uns in die Warteschlange. Aber wir wurden gleich gestoppt, als man unsere Räder sah und es wurde uns vermittelt, dass Fahrräder nicht mitgenommen werden. Wir verwiesen auf unsere elektronischen Flugtickets und ignorierten die Anweisungen des Personals, bis wir zur Abfertigung vorgedrungen waren. Dort sprach zu unserem Glück die maßgebende Beamtin sogar etwas deutsch und wir erklärten ihr, dass unsere Räder angemeldet sind und nach vielen Anrufen und mehr als 30 minütigem Hin und Her wurden wir abgefertigt und erhielten die Zusage, dass nach Bezahlung von 180,-- € für den Transport unserer Räder, auch diese mitgenommen würden. Die notwendigen Unterlagen würden wir später erhalten. So warteten wir bis die letzten Fluggäste 10 Minuten vor Abflug abgefertigt waren und es tat sich immer noch nichts. Ichsprach nochmals vor und schließlich hatte ich die nötigen Unterlagen und konnte mich vergewissern, dass unsere Räder als letzte Gepäckstücke zum Flugzeug gebracht wurden. So blieb es also spannend bis zum letzten Augenblick. Der Abflug um 4:00 Uhr erfolgte pünktlich und nach 5:30 Stunden erfolgte die Zwischenlandung in Istanbul. Nach 1:30 stündigem Aufenthalt ging es in weiteren 2:30 Stunden weiter nach Stuttgart, wo wir nach insgesamt 10 Stunden ankamen. Freudig überrascht waren wir, als uns dort Christian und Timo empfingen und wir mit dem Auto abgeholt wurden.
So nahm unsere Radtour, die lange Zeit wie geplant verlaufen war und dann aus gesundheitlichen Gründen leider beendet werden musste, doch noch ein glückliches Ende.

   
Heimflug

   
Atatürk-Flughafen in Istanbul

   
Glückliche Ankunft in Stuttgart

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  Großer Daumen - Nordabfahrt „Hasenegg“ (bis max. 45°), Allgäu 03.04.13
Geschrieben von: Tobias - 21.04.2013, 12:54 - Forum: Deutschland - Keine Antworten

Nach bewährtem Modell ging es bei Max und mir Anfang April noch einmal auf eine schnelle „After-Work-Skitour“. Die anhaltend kalten Temperaturen erlaubten auch Anfang April (!) nach wie vor solche nachmittäglichen Unternehmungen. Mit den Temperaturen ist es aber damit nun vorbei und es dürfte wohl besser sein sich auf die üblichen frühen Frühjahrs-Skitouren Uhrzeiten zu beschränken. Wie schon für die
Gaiseck-Westflanke
gab es an diesem Mittwoch wieder etwas früher Feierabend und wir treffen uns gegen 13:30 Uhr in Oberstdorf an der Nebelhornbahn.

Das Ziel war der Große Daumen (2280 m) und seine Nordabfahrt über die Hasenegg-Alpen hinunter ins Retterschwanger Tal. Entlang des teilweise drahtseilversicherten Sommerweges führt diese Abfahrt zwischen Großem und Kleinem Daumen durch felsiges Gelände nach Norden hinab. In welches Unterforum ich diese Tour einordne musste ich etwas überlegen, denn so eine richtige Steilabfahrt ist es eben nicht, dazu fehlt ganz klar die absolute Steilheit, auf der anderen Seite hat es mit einer üblichen Skitourenabfahrt auch nichts mehr zu tun. Man bewegt sich nämlich schon in steilem felsdurchsetzten Gelände und befindet sich sehr oft oberhalb von großen Felsabbrüchen, wo ein Sturz je nach Verhältnissen fatale Folgen haben kann. Man schlängelt sich ganz elegant durch die felsigen Passagen bei höchstens kurzzeitig 45° Grad, und dies jeweils nur auf einzelnen Metern. Der Rest ist was die Steilheit betrifft eigentlich ideales Skigelände.

    Großer Daumen – Nordabfahrt, Blick von der Rotspitz
    Einfahrt zur Nordabfahrt, Blick vom Kleinen Daumen

Der große Haken an dieser Tour ist die Tatsache dass man danach mitten im sehr, sehr langen und viel zu flachen Retterschwanger Tal steht und noch viel weiter Weg vom Ausgangspunkt in Oberstdorf ist als einem lieb ist. Kurz vor dem Mitterhaus (1084 m) erreicht man von den Hasenegg-Alpen kommend den Talboden des Retterschwanger Tals und es galt bei uns leider mehr stockend wie fahrend und oft laufend ca. 7 km bis nach Bad Oberdorf hinaus zu eiern. Von dort heißt es normalerweise mit dem Bus nach Bad Hindelang, weiter nach Sonthofen und entweder mit Bus oder Bahn zurück nach Oberstdorf. Normalerweise deswegen da wir den Spezial-Taxiservice von Franzi in Anspruch nehmen konnten und direkt nach Oberstdorf gefahren wurden. Besten Dank Francesca ;-) !!!

Mit der Nebelhornbahn zunächst bis zur Station Höfatsblick und weiter mit dem Koblatsessellift. Von dort quert man zunächst abfahrend unter den Wengenköpfen und unterhalb des Hindelanger Klettersteigs durch. Nach kurzem müssen die Felle angelegt werden und es geht weiter übers flache Koblat in Richtung Großer Daumen.

    Start im Nebelhorn-Skigebiet
    Blick übers Koblat

Um nicht ganz so eintönig bis zum Großen Daumen zu schlappen, haben wir noch eine kleine alpine Einlage eingebaut und sind über die letzten beiden Felsköpfe des winterlichen Hindelanger Klettersteiges geklettert. Dazu vom Koblat problemlos in eine der entsprechenden Scharten hoch und nach rechts über den Klettersteig.

    am winterlichen Hindelanger Klettersteig
    am winterlichen Hindelanger Klettersteig
    am winterlichen Hindelanger Klettersteig

Nach dieser kurzen Klettersteig Einlage geht es problemlos über flache Südhänge zum Gipfel des Großen Daumen (2280 m). Um nun die Einfahrt zur Nordabfahrt zu erreichen bleibt man direkt am Grat und quert rüber in Richtung Kleiner Daumen. Die Einfahrt befindet sich in der Gegend wo der Grat steiler in die Scharte zwischen Großem und Kleinem Daumen abbricht.

    die letzten Meter vor dem Großen Daumen
    Querung am Grat zur Einfahrt

Von der Einfahrt in eine Rinne/Mulde langsam steiler werdend hinab. Nach dieser Mulde weitet sich das Gelände etwas und man befindet sich direkt unterhalb der Scharte zwischen Großem und Kleinem Daumen und man fährt der Engstelle entgegen.

   
   
   
   
   

Je nach Schneelage dürfte diese Engstelle angenehm oder unangenehmer zu befahren sein. Bei uns geht es super und es stellt kein Hindernis dar. Nach dieser engeren Passage darf man nicht die große Querung nach rechts (Abfahrtsinn) verpassen.

    die engere Stelle
   
   
   

Nach der Querfahrt warten tolle Westhänge auf einen und man erreicht bald die Obere Hasenegg-Alpe (1692 m). Über die Mittlere und die Untere Hasenegg-Alpe erfolgt die weitere Abfahrt entlang des Sommerweges hinab ins Retterschwanger Tal. Auch auf dem Sommerweg müssen wir die Ski schon teilweise tragen.

   
    Im Bereich der Mittleren Hasenegg-Alpe
    auf dem Sommerweg hinab ins Retterschwanger Tal

Kurz vor dem Mitterhaus (1084 m) erreicht man den Talboden und es folgt der lange Talhatscher (ca. 7 km) hinaus bis nach Bad Oberdorf. Da die Schneelage in diesen Höhenlagen doch schon deutlich zu wünschen übrig lässt, galt es bei uns leider mehr stockend wie fahrend und meist laufend ca. 7 km bis nach Bad Oberdorf hinaus zu trotten. Nochmals Vielen Dank Franzi für den tollen Taxiservice zurück zum Ausgangspunkt in Oberstdorf!

   


Skitourenführer:
Skitourenführer Allgäu
Panico
6.Auflage 2009
Kristian Rath


Karte:
BLV-Karte UK L8
Allgäuer Alpen
1:50000


Viele Grüße
Max und Tobias

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