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  "Unverhoft geht oft" Rohrmoostal (WI4 M2 R)
Geschrieben von: Zwerggäuer - 08.12.2005, 16:36 - Forum: Eis - Keine Antworten

Erstbegehung: Biggel/Petri 2004

Von der Kurve am Forstweg durch einen steilen Wald an die oberen gut sichtbaren Wände im Kessel des Rohrmoostal aufgestiegen. Hier oben gibt es drei Fälle die in Felsrinnen eingelagert sind (sehr schön von der Straße einsehbar). Wir hatten uns für den linken Fall entschieden. Im unteren Teil wartet auf den Aspiranten hauchdünnes Eis, hier muß der eine oder andere Grasbüschel als Eis-Ersatz herhalten, Sicherungen sind allenfalls moralisch. Dafür ist das Gelände nicht arg Steil, etwa 60-65° im schnitt. Am ende dieser 60m Seillänge (Stand mit Felshaken (selbst anzubringen) und morscher Wurzel) geht es in den Hauptakt, ein steiler 60m langer Eisfall. Der Fall ist durchweg steil mit 2*90° Stücken und wenigen Ruhepunkten dazwischen, nur oben flachst er ein wenig ab, der Ausstieg ist ein wenig kitzlig. Die Bewertung ist so vielleicht WI 4 (Linienabhängig). Wir haben an den Bäumen oberhalb keine Abseilschlingen vorgefunden und das wäre, unserer Meinung nach die einzige Möglichkeit wieder runterzukommen (Eis oben zu dünn für Eissanduhr). Ich gehe deshalb vorsichtig davon aus der es sich um einen Erstbegehung handelt, wenn wer anderer Meinung ist kann er das mir sagen, dann lösche ich den Teil wieder, denn uns kam es nur auf den Spaß an den wir hatten. Falls der Fall jedoch tatsächlich von uns erstbegangen wurde, soll er den Namen "unverhofft geht oft" tragen.

Beim Abstieg ist mir aufgefallen, dass es einen weitaus besseren Zustieg gibt (bei uns dann Abstieg). Durch die untere Wand geht ein Klettersteig, an dessen Ausstieg geht man gerade die Rinne hoch und landet direkt am dünnen Einsteig des Falles.

Noch mal die Fakts: Fallhöhe: 100m, Kletterlänge 120m, 2 SL, WI4 die obere, Ausrichtung N.

Begehungspartner: Felix Petri

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  Eiger Nordwand durch "Le Chant du Cygne"
Geschrieben von: Emil - 29.11.2005, 09:32 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

"Alles ist Wahrheit, und ich versichere, dass es so passiert ist, wie ich beschrieben habe. Natürlich hätte ich noch ein paar weitere lustige Situationen zu erzählen, habe sie aber lieber weggelassen, da es sonst noch unglaublicher klingen würde. Wie auch immer, Ihr könnt zumindest anhand dieses Berichtes ein Gefühl bekommen, wie man seine Träume in die Tat umsetzen kann - ohne Geld, nur mit einem starken Willen und Liebe."

Passender Spruch zur Eigernordwand:

Die Wand des Todes hat eine wichtige Regel: "Wenn jemand an der Eigernordwand klettert, das Wetter ist grundsätzlich immer schlecht!"

1.Vorgeschichte

Im August 1996 hatte ich die klassische Route von 1938 in der Eigernordwand gemacht. Vorher hatte ich bereits kurz gelesen, dass von Michael Piola und Daniel Anker eine neue Route eingerichtet wurde. Bei meiner obigen Begehung konnte ich diese vom zweiten Eisfeld aus betrachten, sie wirkte verdammt schön und ausgesetzt.

So geschah es, dass die Route mein Traum wurde. Wenn man diesen riesigen Turm auf der rechten Seite der Nordwand beschaut, bekommt man einfach schwache Beine und gleichzeitig Angst vor dem Ungewissen.

Im Jahre 1997 war ich schließlich mit meinem Studium an der FH Dieburg fertig, und habe bei der Deutschen Telekom in Darmstadt als Dipl. –Ing. zu arbeiten angefangen. Nebenbei war ich noch in der großen Kletterhalle "T-Hall" in Frankfurt als Kletterführer beschäftigt. Das war die schönste Zeit meines Lebens. Das Engagement in der Halle war Honig für meine Seele, weil ich auf diese Weise anderen Menschen meine Liebe zum Klettern weitergeben, und diese für den Klettersport begeistern konnte.

Im November 1997 mußte ich leider aus Deutschland ausreisen, weil ich keine Arbeitserlaubnis bekommen habe. Diese Situation konnte ich nur mit dem Tod vergleichen. Ich hatte Freunde in Deutschland, ich wollte mein Leben hier führen, ich wollte nicht weg, aber ich mußte. In diesen Momenten habe ich festgestellt, dass ich richtige Freunde gefunden habe und dass ich bereit bin, alles durchzustehen, nur um wieder nach Deutschland zurückkehren zu können.

Die ersten Tage in Bulgarien habe ich dann auf der Straße gelebt. Es war mehr als schwer. Während der Zeit, als ich in Deutschland studierte, habe ich sämtliche Bekanntschaften in Bulgarien verloren, hatte keine Unterstützung mehr, nichts...

Eins ist mir aber geblieben: das Klettern. Das Klettern war immer in meinem Herzen und ich habe trotz aller Schwierigkeiten nie aufgegeben. Mein Kampfgeist entwickelte sich stetig weiter.


2. Vorbereitung

In Bulgarien habe ich Ignat (meinen Kumpel und Kletterpartner) kennengelernt. Im Frühling 1998 habe ich Ihn mit der Idee angesteckt, gemeinsam die Eigernordwand zu besuchen, und den Traum meiner Träume zu durchsteigen.

Nach 3 Monaten regelmäßigen Kletterns und Trainieren - bei allen möglichen Wetterbedingungen - standen wir immer noch vor zig Problemen, die wir wohl irgendwie lösen mußten: Erstmals brauchten wir natürlich ein Visa für die Schweiz und Österreich. Das klappte auch ganz gut: Bekannte von mir aus der Schweiz hatten uns die notwendige Einladung geschickt, und nach 5 Tagen und Nächten vor den Konsularabteilungen der Schweiz und Osterreich hatten wir endlich die Aufenthaltserlaubnis erhalten.

Das zweites Problem war das liebe Geld: Es kann sich wohl kaum einer vorstellen, wie man mit 40-100 DM pro Monat in Bulgarien leben kann. Ich habe jedoch so gelebt. Die Preise für die Waren sind fast so hoch wie in Deutschland, manche sogar noch höher. Wenig Essen, meistens ein mal pro Tag...und das auf längere Zeit.

Monatelang habe ich auf dem Boden geschlafen, da ich nicht mal das Geld hatte, mir ein Bett zu kaufen. Zum Glück hatte mir meine Schwester 200 DM aus Mittleid zugesteckt, mit der Bitte, ich solle mir ein Bett kaufen.... Das habe ich natürlich nicht getan, sondern ich habe es für das Visa und das Essen ausgegeben. Den Tag unserer Abreise hatten wir bereits auf den 12. Juli 1998 festgelegt.

An diesem Tag standen Ignat und ich in meiner Wohnung vollbepackt mit Ausrüstung und mehr- was man halt so benötigt für 1 Monat Unabhängigkeit in der Schweiz. Das alles hatten wir in 4 Rucksäcke gepackt. Zwei große, die jeweils 60 kg schwer waren, und zwei kleine mit je 20 kg. Die Großen haben wir auf dem Rücken getragen, die Kleinen vorne zum Ausgleich. Und los ging´s.

Mit Trampen hatte ich schon zuvor so meine Erfahrungen gesammelt: 1996 bin ich mal von Bern bis Bratislava getrampt und mir eine gewisse "Technik" angeeignet: Man darf nur an Raststätten anheuern und muß die Leute dort an der Tankstelle oder im Restaurant direkt ansprechen. Das klappt dann ganz gut.

Zur Trampaktion Richtung Eiger fällt mir übrigens eine lustige Geschichte ein:

Das erste Auto in Westeuropa - das war so gegen 0.0 Uhr in der Nacht - an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich: Mein Kumpel stand am Ausgang der Tankstelle und ich habe den Fahrer angesprochen. Ob Ihr´s glaubt oder nicht: es war ein "Ferrari"!!! Ich habe ihn eigentlich nur zum Spaß gefragt, ob er uns mitnehmen könnte. Das schwöre ich!!! Niemals habe ich damit gerechnet, dass jemand, mitten in der Nacht mit einem "Ferrari" zwei unbekannte Menschen aufnehmen würde, niemals, aber.......

Das Auto hat ja hinten nur ganz kleine Sitze. Der Fahrer mußte mich kurz von oben bis unten und fragte: "Kannst du fahren, hast du einen Führerschein?" Ich habe gesagt: "Ja, ich habe" Dann hat er gesagt: "Ok!" "Ich bin schon 1000 km unterwegs. Du fährst und ich schlafe ein bißchen."

Du lieber Leser, du hättest meinen Gesichtsausdruck sehen sollen!! Frag mich auch bitte nicht, wie wir die Rucksäcke dort untergebracht haben. Es ist mir noch immer ein Rätsel, aber es klappte. So bin ich bis kurz vor Wien gefahren. Beim Aussteigen fragte ich ihn: "Wie kannst du so was machen?!", worauf er nur meinte: "Ich bin doch Autohändler und ich habe so viel mit Autos zu tun, mach dir also keine Gedanken! Viel Glück!"

Fast drei Tage und zwei Nächte waren wir bis hierher ohne Schlaf und mit wenig Essen unterwegs.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich übrigens bei allen, die uns mitgenommen und und uns dabei geholfen haben, Stück für Stück unserem Ziel näher zu kommen, herzlich bedanken.



3. Das Klettern

Bei der Station "Eigergletscher" haben wir dann unser Lager eingerichtet. Dieses war ca. 50 m von der Station entfernt in einem Felsloch, wo das letze Rad eines Liftes im Dach montiert wurde. Es war sehr naß und wir versuchten dort den "besten" Platz auszusuchen, wo es nicht von Felsdach tropfte.

Am 18.08.98 haben wir mit Turnschuhen und zwei Steinen in der Hand die Schritte im Eisfeld unter der Wand eingerichtet, und haben nachgesehen, wo die Route anfängt.

Am 20.08 in der Nacht um 2 Uhr sind wir losgegangen. Ich hatte seltsamerweise in dieser Nacht schon alle Situationen durchträumt, die dann später wahr geworden sind. Um 4 Uhr waren wir dann genau unter unserer Route. Es war uns beiden klar, dass wenn uns etwas passiert, dann kann uns keiner helfen - wir hatten keine Versicherung, kein Handy, nichts.

In der Wand war es sehr windig, und vor lauter Aufregung oder vom Essen haben wir dann auch noch Durchfall bekommen. Na, Bravo! Man kann sich bildhaft vorstellen, wie man so was beim 6., 7. und höheren Schwierigkeitsgrad bewältigt, oder? (HiHi)

Beim Klettern waren wir aber dennoch fit. Ich habe mich als einen Teil des Felsen gefühlt. Jede Bewegung war so genial, präzise und schön. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Die Route war schwer, und fast jede Seillänge hatte entweder einen Überhang oder ein Dach , ansonsten Platten, Platten, Platten. Die Sicherungen sind äußerst selten gesetzt, und nur dann genug (meiner Ansicht nach), wenn man den 8. Grad UIAA sauber klettern kann. Bohrhaken existieren ca. alle 5-10 Meter, in leichteren Passagen gibt es jedoch nichts. Zwischensicherungen sind dort meistens sehr schlecht zu setzen, da der Fels entweder zu kompakt oder zum Teil zu brüchig ist.

Nur 3 Seillängen davon sind 6 UIAA bewertet worden, der Rest ist 7+ UIAA aufwärts. Die schwierigsten Seillängen sind am Ende der Route, und das macht die Situation natürlich nicht gerade leichter. Mein Kumpel Ignaz kletterte alles bis 7 UIAA und ich den Rest. Zwar waren wir todmüde, wollten es aber unbedingt an einem Tag schaffen. Normalerweise kann man zwei sehr gute Stellen zum Biwakieren nutzen, aber die waren bereits längst hinter uns.

In der 19-ten Seillänge war ich schon am Ende meiner Kräfte. Ich mußte anfangen, mich bei jeder Bewegung selbst zu motivieren, und sprach laut zu mir: "So komm Emil, noch 100m, du schaffst es, komm ...." Greifen, weiter..."Sooo!" Gut, weiter..."

Einmal befand ich mich 5 Meter über dem Haken. Das war die Stelle kurz nach dem markanten Riß über der rechten Kante. Die Kräfte waren komplett weg, die Arme waren schwer wie Blei. Ich sah zwar den nächsten Griff, aber ich konnte so gut wie nichts mehr halten. In einem Loch, das ich zum Greifen benutzte, habe ich versucht Klemmkeile , Friends u.ä. zu legen, aber es ging nicht mehr, und ich flog. Nach 10 m Absturz blieb ich unten am Seil hängen. Der Haken hatte gottseidank gehalten, und ich hatte mich nicht verletzt...zum Glück! Meine linke Backe war durch den Sturz ins Seil verbrannt. Während dem Absturz hatte ich noch zwei Klemmkeile im Mund. Die waren natürlich weg. Ich war wütend auf mich, hängte am Seil und heulte. Paar Minuten später habe ich von Ignat zwei Skyhooks genommen, und versuchte es nochmals. Es war schon spät, kalt und windig. In den letzten 15 Stunden hatten wir nur ganze 2 Schokoriegel gegessen. Von der Kälte und der Berührung mit dem Fels hatte sich zusätzlich auf den Fingern eine Art nasser Schweiß gebildet und das Magnesium half nichts mehr. Egal, habe ich gesagt - wir mußten es schaffen... Irgendwie... Wir mußten...

Beim zweiten Versuch bin ich schnell zum Lochgriff geklettert und habe mich an einen Skyhook gehängt. Eine Minute lang habe ich versucht, das Atmen einigermaßen zu kontrollieren, und bin danach die letzten 4m mit Schreien bis zum Stand gerannt.

Zwei Bohrhaken Sicherheit am Platz. Ein kleiner Stein, 10 cm von Fels entfernt, ca. 50 cm breit und ca. 60 cm lang. Hier mußten wir wohl biwakieren. Leider hatten wir aber nichts zum Anziehen. Mein Kumpel hatte nur einen Poncho mitgenommen, um Gewicht zu sparen. So saß er dann zwischen meinen Beinen, und wir konnten uns gegenseitig ein wenig wärmen.

1000m unter unseren Füße freier Fall. Es war einfach genial. Ich hätte weinen können. Wir haben den "Kleinen Scheidegg" und den "Grindenwald" beobachtet, die Lichter und den Sonnenuntergang; wir haben an unsere Freunde und Bekannten gedacht, an die Leute, die im Sicherheit waren - zu Hause bei ihrer Familie. Es war großartig. Ich habe mich in diesem Moment auch irgendwie wie zu Hause gefühlt. Alles roch nach Fels und Seil, und das war ja mein Zuhause.

Angeblich war ich auf dem Rücken von Ignat kurz eingeschlafen, als er mir ganz aufgeregt zurief: "Emo, es regnet! Das Wetter ist Scheiße geworden! Was machen wir?" Im Schlaf soll ich geantwortet haben, dass es nicht regnet, sondern dass nur Staub oder kleine Steine von Oben runterfallen. Daher komme bestimmt das Geräusch. Urplötzlich wurde mir jedoch schlagartig bewußt, dass ein Sturm aufkam. Mit einem Schlag war ich komplett wach und mein Herz klopfte wie verrückt.

Sofort begannen wir, die verschiedenen Handlungsoptionen zu checken. Was machen wir!? Im Dunkeln weiter klettern, Abseilen unter dem Dach bis zum Biwakplatz?! Was tun? Wir konnten leider nichts machen! Die Route verläuft zum großen Teil in einem Quergang, ein Rückzug ist quasi unmöglich. Egal, wo wir uns befinden würden, oder wo wir versuchen würden uns zu verstecken, wir hätten keine Chance gehabt.

So haben wir uns mehr oder minder vom Leben verabschiedet und gedacht, gleich sind wir tot. Aber eigentlich wollte ich noch gar nicht sterben, ich wollte doch noch so viele Wände klettern, dieselbe Faszination noch zig Male erleben. Ich wollte meine Freunde wiedersehen, die uns bei der Vorbereitung dieser Reise unterstützt haben. Ich wollte sie wieder umarmen.

Aber es blieb uns nichts anderes übrig: das Schicksal mußte die Entscheidung über uns treffen. Und gottseidank war es auf unserer Seite. Wir haben verdammtes Glück gehabt! Der Sturm war kurz und ebbte wieder ab.

Am nächsten Morgen, nach 30 minütigem Zähnebeißen, um unsere Knochen nach dem Einschlafen wieder beweglich zu machen, haben wir den Rest der Route auch noch hinter uns gebracht, und durch die Westflanke hinuntergegangen. Die Leute an der Station haben uns ganz schön komisch angekuckt. Wir sind an ihnen mit alten Turnschuhen und mit erschöpften, wenngleich auch glücklichen Gesichtern vorbeigegangen. Fragende Blicke: "Wer kommt eigentlich aus dieser Richtung mit Turnschuhen??? Wo kommen die bloß her???"

Egal, wir waren unten, wir haben es geschafft. Das war Glück und ich habe vor Freude geweint. Ein Traum ist Wirklichkeit geworden.



4. Was wir noch gemacht haben?

4 Tage später haben wir dann noch den "Mittelegigrad" gemacht. Das war mehr zum Spaß, und zum Ausgleich nach den Strapazen der Nordwand.

Danach haben wir uns entschieden, eine "Aletschgletscher"-Wanderung zu unternehmen, und bis nach Zermatt zu laufen. Ich wollte unbedingt meinem Kumpel das Matterhorn zeigen und eventuell noch die Nordwand besteigen. Allerdings hatten wir kein Geld mehr, um den Zug bis zur Station - "Jungfraujoch" - zu bezahlen, und mit diesem hoch zu fahren. Vor uns hatten wir den Blick auf die mächtigen Körper von Eiger und Mönch.

"Tja, was machen wir nun!?", "Wie kommen wir bloß auf die Südseite!?" Die einzig mögliche Lösung für diese Situation: Wir nehmen nur Ausrüstung und Essen für einen einzigen Tag mit. Die Rücksäcke schicken wir mit dem Zug hoch, und wir besteigen die Mönch-Nordostwand durch den "Nollen".

Gesagt – getan. Einen Tag später waren wir auf der Hütte. Aber ausgerechnet an diesem Tag gab es dort keinen Hauswirt. Auch bei diesem Trip sind wir wieder um 2 Uhr nachts aufgestanden und losmarschiert. Das Wetter war ziemlich schlecht und ganze zwei Stunden später, gerade als wir die Steigeisen anziehen und das Seil auspacken wollten, fing es an stark zu regnen. Also, zurück zur Hütte. Pech gehabt! Wir sollten abwarten. Essen hatten wir blöderweise nicht mehr. Wieder Pech gehabt! Zum Glück kamen dann am Nachmittag zwei Jungs, die eine Wanderung bis zur Hütte unternahmen. Gnadenlos habe ich gefragt, ob sie uns wohl was zum Essen geben könnten. Freundlicherweise hatten sie Nudeln übrig, und am Abend haben wir uns wie die Raubtiere auf das Essen gestürzt.

Am nächsten Morgen dasselbe Spiel: es fing wieder an zu regnen, wenn auch nicht so heftig wie tags zuvor. Diesmal wollte ich aber unbedingt klettern und alles hinter mich bringen. In 5,30 Stunden schafften wir es schließlich auch auf den Gipfel. Es war super windig und die letzten Meter bis zum Gipfel sind wir ungelogen mit den Pickeln und Steigeisen fast gekrochen. Aber: wir haben es geschafft!

Da man im Jungfraujoch über Nacht nicht bleiben durfte, haben wir uns am Abend in den Toiletten versteckt. Uns hätte das als Unterschlupf durchaus gereicht, aber leider hat uns das Putzpersonal dabei erwischt. Am Anfang gab es ganz schöne Diskussionionen, aber als die Leute unsere Geschichte vernommen haben, haben sie sich totgelacht und uns letztendlich in der Station übernachten lassen. Das war schon ein ganz schöner Luxus für uns (warm, trocken, toller Blick auf die Berge, was will man mehr?).

Am nächsten Tag erfuhren wir, dass das ganze Tal bereits über uns sprach: "Zwei Verrückte leben wie die Steinmänner im Loch und steigen die Eigernordwand durch...." Ein Bergführer aus Wengen ist sogar zu uns gekommen und hat uns herzlichst gratuliert: "Gratuliere, Gratuliere, Super..."- hat er zu uns gesagt, und gar nicht mehr aufgehört.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit sahen wir im Vergleich zu den anderen Leuten ziemlich merkwürdig aus (die meisten davon sind Japaner, schick angezogen, mit Fotokameras bewaffnet und tragen weiße Handschuhe!!!) . Wir dagegen haben uns mehr als zwanzig Tage nicht mehr richtig gewaschen, geduscht und nicht rasiert. Also quasi wie die Penner!

Die nächsten zwei Tage sind wir den Aletschgletscher bis ins Tal entlang gelaufen. Der Hauptbahnhof in Bled diente als nächste Übernachtungsstätte, wobei in der Nacht die Polizei vorbeikam und unsere Pässe kontrollierte. Auch die haben über uns gelacht.

Überall, wo wir erschienen, gab es stets interessante Reaktionen von Leuten. Tja, der Westeuropäer hat sich schon längst von einer Zeit ohne Auto, ohne Hotel, ohne Sicherheit, ohne Versicherung und ohne Geld zum Essen verabschiedet. Wir jedoch nicht, und das machte und macht uns so konträr.

Leider war aber unsere Zeit auch mal um, und wir mußten wieder den langen Rückweg nach Bulgarien antreten. Am 12.08.98 überraschten wir schließlich Ignat´s Mutter an ihrem Arbeitsplatz. Sie hat uns in die Arme genommen, geküßt, sich total gefreut, aber gleich danach ausgerufen: " Oh, man... Ihr stinkt so heftig!!!"

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  Kellespitze Südsporn, VI/ A0 (frei VII-), 375Hm
Geschrieben von: Alban - 16.11.2005, 15:57 - Forum: Österreich - Antworten (1)

Kellespitz Südsporn, VI/A0 (frei VII-), 375Hm, 10 Seillängen, alpine Tour, etwa 5h Kletterzeit

Schöne, lohnende alpine Tour. Längste südseitige Tannheimer Tour.
Gutes Topo in dem Freudig-Führer (im Panico nicht aufgelistet). Trotzdem etwas Spürsinn für den festesten Fels und den Routenverlauf hilfreich. Jedoch sind teilweise mehrere Varianten denkbar.
Wir sind in der dritten Seillänge direkt den Aufschwung hoch. Hier gäbe es noch die linke Umgehung mit zwei 6er-Seillängen und die rechte Umgehung (IV) im Schrofengelände. Die rechte Umgehung schaut recht unlohnend aus und ist ein starker Umweg. Die linke Umgehung schaut schön zum Klettern aus und weist direkt in der VI- Stelle einen neuen Normalhaken auf. Zudem eine gefädelte Sanduhr (10mm Seilmaterial)in der Querung.
Die Seillänge direkt den Aufschwung hoch ist ursprünglich mit VI+/A2 im Topo vermerkt.

Beschreibung der 3. Seillänge:
Zunächst noch mehrheitlich VI- mit einer VIer Stelle bis man auf dem kleinen Pfeilerkopf steht. Bis hierher ein alter Haken, 4m darüber ein neuer Drehmoment-Haken. Zusätzlich Gelgenheit für einen 5er-Keil und evtl. kleinste Friends. Haken könnten hier noch gut angebracht werden. Direkt unter dem Pfeilerkopf nochmal ein alter Haken. Etwas schwieriger (VI, sozusagen toporope gesichert) auf den Pfeilerkopf und auf diesem Stehend in Augenhöhe links ein alter Ring-Bohrhaken. 50cm rechts darüber ein langer Drehmomenthaken. Dieser ist vom Stand schon zu sehen und reicht nur wenig in den Riss. Unbedingt abbinden. Nun entweder in freier Kletterei die nächsten 4 Meter empor (rechts sind Griffe und Tritte, etwa VII-) oder an diesem abstehenden Haken kurz technisch AO sich halten und den Griff unter dem nächsten Haken (Profilhaken, steckt nur halb im Riss)erreichen. Über ein kleines Köpfl in flacheres Gelände. Hier nun leider etwas brüchig und zunächst keine Gelegenheit für Haken/Mobile.
Etwas nach links auf Leiste und wieder gerade empor (hier auch kaum Möglichkeit für Mobile aber Hakenrisse, Fels V)und dann zunehmend leichter und festerer Fels noch mehrere Meter bis zum Stand.

Der obere Teil der Tour weist immer mal wieder sehr schöne Kletterstellen auf und ist weniger brüchig, als die Beschreibung im Freudig-Führer vermuten lässt.
Empfohlens Material: mehrere Köpfleschlingen, Friends Gr. 0,3-2 (mehrheitlich sind die Grössen 0,4-1 einzusetzen). Ein kompl. Satz Keile. Ein kleines Hakensortiment.

Bemerkung:
In der zweiten Seillänge gibt es zwei Varianten, den Überhang zu erklettern. Rechts steckt ein Haken mit blauem Tape in einem kleinsplittrigen Riss. Wir sind links gegangen, dort steckten 3 Haken. Der dritte war direkt unter dem Überhang. Dieser lässt sich sehr gut an grossen, festen Griffen überklettern. (VI-).

Tendenz:
Tour die schöne Kletterstellen aufweist, alpin ist, jedoch von der Felsqualität nicht mit den anderen Touren am Gimpel/Hochwiesler und der Roten Flüh konkurrieren kann. Alpinistisch interessant. Es kann gut selbst abgesichert werden. Teilweise sind die Stände nicht klar definiert, was nicht weiter stört, immer gute Standplatzmöglichkeiten

Tour geklettert im Oktober 2005 zusammen mit Peter Faulhaber

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  Eiger Nordwand "Heckmair" Sept. 2005
Geschrieben von: Zwerggäuer - 14.11.2005, 19:00 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Begehung der Heckmair Route in der Eiger Nordwand vom 2. bis zum 4. September 2005

Seilschaft: Stefan Biggel und Simon Steinberger

Mythos Eigernordwand

Wenn man in eine fröhlich plaudernde Bergsteigerrunde mal unvermittelt das Wort Eigernordwand einschmeißt, kann man ziemlich sicher beobachten wie es still wird und einen ein paar ungläubige Augenpaare anstarren.

Seit 1936 ist diese Wand Mythos, faszinierend und schrecklich zugleich. Klar seit der Zeit der Erstbegeher Heckmair, Vörg, Kasparek und Harrer hat sich viel verändert. Klettertechnik, Ausrüstung, Rettungsmöglichkeiten und Wandverhältnisse. Doch was geblieben ist, man muß den Kopf noch ganz schön weit in den Nacken legen wenn man vom Wandfuß zur Spinne hochblicken will und ihn wieder recht schnell einziehen wenn der Berg schlechte Laune hat.

Ich kann mich noch genau erinnern, ich sagte zu Simon mal: „Die Lauperroute am Eiger, die sollt man mal machen. Das wäre doch mal was mit Tiefblick.“ Wir beide kannten uns schon von einigen schönen Eisklettereien und Nordwand Begehungen. Wir beide waren gleich stark begeistert, „am Eiger muß man was reißen, Super.“ Aber die klassische Nordwandführe kam nicht in Frage, viel zu gefährlich entschieden wir. Doch die Lauperroute wollte und wollte keine guten Verhältnisse bekommen, das Schild war einfach zu sehr ausgeapert.

Kalter Sommer schafft gute Verhältnisse

Mehr aus Spaß fragte ich Ende Juli Simon ob er auch mit in die Heckmair käme, das kalte Jahr könnte gute Begehungsvoraussetzungen schaffen. Ich weiß nicht mehr ob ich bleich anlief als er mir ein Ja ins Gesicht grinste. Nun war’s klar, es geht also los, einige Freunde rieten mir bis in den September zu warten. Da wären die Nächte kälter, das war ein sehr guter Rat. Ich besorgte mir die „weiße Spinne“ und alles was ich als nützliche Info erachtete.

Es war fast paranoid wie wir uns auf die Route Vorbereiteten aber nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Nur das Wetter spielte noch völlig verrückt. Warten auf eine stabile Hochdrucklage, ich bin niemand der gerne wartet aber was will man machen?

Am 01.Sept. war es endlich soweit 4-5 Tage Hochdrucklage und was für eine, wir waren nicht mehr zu halten. Nach einigen Verzögerungen geht es am Freitagmorgen den 02.Sept. um 2Uhr endlich Richtung Grindelwald. Bedenken noch, dass wir wegen den Hochwasserschäden, den die starken Regenfälle eine Woche zuvor in der Alpenregion angerichtet hatten, nicht nach Grindelwald kamen entpuppten sich als unbegründet.

Um halb sieben in Grindelwald war es schon so hell, dass man die Wand sah.

[Bild: 5_20050902_06.jpg]

Ich kannte sie nur von Bilder, was für ein gewaltiges Bollwerk. Am Bahnschalter wurde für uns nochmals das Wetter geprüft und die nette Bahnbedienstete versprach uns: „kein Gewitter!“ So netten Damen muß man glauben. Von Eigergletscher eilten wir dann zum Einstieg. Aufgerödelt, hochgeschaut, „Simon, viel Glück, ... Danke auch.“ Los geht’s.

Tag 1:

Man kommt anfangs schnell vorwärts, Geröllbänder wechseln mit kleinen Stufen, alles max. III und Seilfrei möglich.


[Bild: 5_1.jpg]


Wir waren bereits nach 1h am Kopf des zerschrundenen Pfeilers und legten kurz vor dem Schwierigen Riss die Seile an.

[Bild: 5_Stand_stefan.jpg]

Hier ist der Fels trocken und fest, der Riss stellte auch mit dem großen Rucksack keine Probleme dar.

[Bild: 5_20050902_45.jpg]

Dann Zwischenstück und Hinterstoiser Quergang. Hier bekam ich einen Schock. Das Fixseil hing nur noch an einer Litze, schnell drüber.


[Bild: 5_2.jpg]


Dann Schwalbennest und Übergang ins erste Eisfeld. Hier lebt Alpingeschichte, man denkt am Toni Kurz der hier nach hartem Kampf sein Leben verlor und an Bonatti der sich bei Steinhagel gerade noch ins sichere Nest retten konnte. Nun sollten wir auf einem Eisfeld sein, nichts da es ist allerhöchstens ein Schneefeld bei dem sich die Steigeisen bis an die Kalkplatten durchbohren. Wie auf Eiern schleichen wir bis endlich Trittfirn beginnt und wir schnell an die Wandstufe des Eisschlauches kommen. Eine saublöde Stelle. Warum gibt es kein Eis, wir sind beide gute Eiskletterer, nicht mal 30min hätte uns der Eisschlauch gekostet, aber statt dessen. Eiern auf nassem, schmierigem, abwärts geschichtetem und schlecht sicherbarem Fels. 4h hatte uns diese Passage gekostet und den trockenen Zustand unserer Ausrüstung.


[Bild: 5_3.jpg]


Das zweite Eisfeld, das nun anschloss, hatte diesen Namen wenigstens verdient. Alles zog sich ein wenig, aber wir wollten uns nicht schon am ersten Tag auspowern. Gegen 19.30 Uhr bezogen wir dann Biwak an der Randspalte neben der Bügeleisenwand. Es war geräumig, und man konnte fast liegen. Bei einer herrlichen Aussicht verabschiedete sich der Tag mit einem grandiosen Wolkenspiel.

[Bild: 5_Sonne.jpg]

Die Nacht war kalt aber erträglich. Mit vollem Magen ist das auch nicht schwer glücklich zu sein. Wir waren zufrieden mit unsrer Kletterleistung, und ich schnarchte bald Simon ein paar Stündchen was vor.

Tag 2:

Irgendwie kamen wir nicht gleich richtig in die Puschen. Uns behage der Gedanke nicht, wieder in unsere nassen Klamotten zu steigen und es war bereits 07:30 Uhr als wir endlich loskletterten. Schnell ließen wir das Todesbiwak und das dritte Eisfeld hinter uns. Nun geht es in die Rampe, die Schlüsselstellen der Wand warteten auf uns. Man erkannte einen dünnen Eisschlauch im Wasserfallkamin.

[Bild: 5_Rampe.jpg]

Je näher wir kamen, desto dünner schien das Eis zu werden. Als wir direkt drunter standen war klar. Das wird heikelstes mixed klettern. Simon sprach mir Mut zu: „Ich habe dich schon schwereres klettern gesehen.“ Ich war mir da nicht so sicher. Naja, wenigstens der Stand war recht ordentlich. Es geht erst senkrecht hoch, dann leicht überhängend weiter.

Das Eis war grottenschlecht, und meine Rambos kratzten auf haltlosem Fels. Als ich beherzt in einen Haken greifen wollte, den bestimmt der Anderl noch geschlagen hatte, wäre es fast soweit gewesen: der Haken kam, und ich konnte mich nur mit Müh und Not vor einem Sturz bewahren. Mein letzter Friend hatte auch schon bessere Risse gesehen. Arschbacken zamtkneifen und hoch. Da war das Eis um Welten besser. Schnell einen soliden Haken eingetrieben und weiter zum nächsten Stand. Simon meisterte die Stelle dann mit Bravour, obwohl ich bereits das meiste Eis 1200m Talwärts schickte. Die Eisnase war dann noch anstrengend, aber viel besser zu sichern.

Endlich im Rampeneisfeld, hier waren wir wieder in unserem Lieblingsgelände, Eis. Das Brüchige Band vermittelte uns den Weg zum Brüchigen Riss.

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Ein letztes mal richtig zulangen und wir waren am Götterquergang, was für eine Ausgesetztheit, Wahnsinn!

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Als wir uns über den Quergang tasteten, hörte man plötzlich ein Donnergrollen, nein auch noch Gewitter. Ein überdachter Platz am Ende des Götterquergangs sollte uns Schutz für die Nacht bieten. Jedoch waren die Felsen so abschüssig, dass wir nur in unserem Gurtzeug hängend Position halten konnten.


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Um 20Uhr brachen wir das Biwak ab und machten uns auf weiter zu klettern. Simon hatte bereits leicht taube Füße und bei mir war’s auch nicht besser. Mitten in der stockdunklen Nacht durch die Spinne und in die Ausstiegsrisse.

Nun zahlte es sich aus, dass wir die Route so gut gelernt hatten. Nach zwei Seillängen in den Ausstiegsrissen wollten wir nicht mehr, den Quarzriss konnten wir bei Nacht nicht klettern. Eine 80cm breite und 40cm tiefe Stufe im Schnee bot uns ein schrecklich unbequemes Biwak. Halb stehend, halb sitzend verbrachten wir die Nacht damit, die Biwaksäcke dicht zu halten, damit der kalte Fallwind nicht in die Glieder kroch. Zum kochen war kein Platz, somit auch nicht zum Schneeschmelzen.

Tag 3:

Um 6 Uhr schellte mein Wecker [wie wenn das an so einem Platz notwendig wäre ;o) ]. Was so ein ungemütliches Biwak doch ausmacht, nun waren wir nämlich bereits um 6:30Uhr am Klettern. Die Seile waren komplett steif gefroren und liefen beinahe nicht durch die Sicherungsgeräte, wie zwei Stahlseile. Nun war Sichern anstrengender als klettern. Der Quarzriss, eine der besten Felsseillängen in der Wand und gleich rüber zum Cortibiwak. Nun gab es nur noch die Ausstiegskamine zwischen uns und dem Gipfeleisfeld. Zwei Seillängen noch in bestem Eigerfels, leider schwer absicherbar. Aber Mut hilft.

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Endlich die Wand nicht mehr über uns sondern unter uns, endlich Sonne, endlich Fernsicht.

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Ein wahnsinniges Gefühl. Doch noch sind wir nicht am Gipfel, noch müssen wir über den scharfen Mittellegigrat.


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Doch um 13Uhr ist auch dieses Hindernis hinter uns, und wir liegen uns freudig in den Armen.


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Wir haben gute Sicht, und so stellt der Abstieg zur Station Eigergletscher keine Probleme dar. Klar, wir sind unglaublich erschöpft und wollen eigentlich nicht mehr. Aber letzte Kraftreserven lassen uns um16:30Uhr wohlbehalten an der Station Eigergletscher ankommen. Wir schauten uns an und grinsten, wir hatten es geschafft! Wir hatten die Eiger Nordwand durchstiegen! Was mich dann noch wunderte, in der prope vollen Jungfraubahn hatten wir keine Probleme einen Platz zu finden, an was das wohl lag *g*.


Welche Literatur:

- Die weiße Spinne von Heinrich Harrer
- SAC Führer Berner Oberland Band 4

Was man sich klar machen muß:

- Die Wand ist lange und gefährlich, gerade die augenscheinlich leichten Längen sind heikel und brüchig sowie schlecht zu sichern.
- Fallen ist tabu.
- Man muß alle Spielarten das klassischen Bergsteigens bestens beherrschen, Eis, Fels, Kombi.
- Eine gewisse Zähigkeit schadet nicht.
- Es gibt öfters Haken, die aber mitunter extrem schlechte Qualität haben.


Den 4 Erstbegehern sei mein Respekt über so viel Mut und Können ausgesprochen.

Stefan und Simon

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  Clariden NW "ein Mittsommernachtstraum"
Geschrieben von: Zwerggäuer - 14.11.2005, 18:54 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Seilschaft: Stefan B. Simon S.

Wi3, M3-4, Länge: 1000m

Der Wandzustieg ist recht einfach, da der Wind den Schnee auf dem unteren Gletscher sehr stark weggeblasen hat. Ab dem ersten Aufschwung viel Blankeis. Der Zugang zu der breiten Rinne ist durch einen großen Serac unterbrochen, dieser muß zwingend per Eiskletterei bis 90° überwunden werden (ca. 30m in 2 Stufen)). Nun in düsterer Atmosphäre die Rinne durch und queren bis nach dem auffallenden Turm. Über anstrengende Pulverschneerinnen hoch zum Ausstiegscouloir das sehr logisch weiterführt. Das Couloir ist ca. 100m lang und bietet momentan auf der 1. SL anregende Mixed-kletterei an dünnem Eis und brüchigem Fels (ein paar Frieds mittlerer Größe sind ganz angenehm). Stand am besten im Eis nach dem 1. Schneefeld (quasi nach dem kurzen 2. Aufschwung). Danach eine SL (einfach) auf den Gletscher unter dem Clariden Vorgipfel hoch.
Sehr schöne Tour die nicht nur in der Sommernacht sondern auch an Wintervormittagen ein Traum ist
Wink
.

Weitere Infos unter der HP des Erstbegehers Urs Odermatt (
www.eisklettern.ch
).

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  Großhorn Nordwand "Feuz von Almen"
Geschrieben von: Zwerggäuer - 17.06.2005, 14:15 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Simon und ich hatten uns in Kopf gesetzt eine der höchsten und schwersten klassischen Nordwände der Berner Alpen zu durchsteigen. Immerhin ein unterfangen mit 1200mH bzw. 1,5km Kletterlänge ab Wandfuß. Der Schwierigkeitsgrat wird mit TD+ angegeben, wohl auch wegen des etwas komplizierten Abstiegs.

Am Freitagmittag ging's gen Interlaken und weiter nach Lauterbrunnen bzw. Stechelberg. Von hier ist ein Fußmarsch von ca. 4h bis an die Schmadrihütte. Leider halten die Schweizer nicht viel von gescheiten Wegmarkierungen und so hatten wir auch noch einen schönen Vietkong-Ausflug.

Eine herrliche kleine Hütte erwartete uns am späten Freitag Abend bereits bei völliger Dunkelheit. Ein Feuer war schnell entflammt und "lecker Kartoffelbrei" bald zubereitet. Waren wir froh als es endlich um 0Uhr ins Bett ging.

Was sind Wecker doch für entsetzliche Biester. Um 2:30Uhr, unbarmherzig. Also raus und doch, tatsächlich kamen wir auch um 03:30Uhr los Richtung Wand.

Es beginnt!
Als wir um 04:30Uhr den Wandfuß erreichen bäumt sich die Wand bereits im Schatten der Nacht auf. Wir kommen gut voran. Der Firn ist Hart und die Steigeisen beißen gut. Bald folgen 3 Bergschründe aufeinander. Diese überklettert führt es zu einem ersten Felsriegel welcher die Wand durchzieht.
Rechts bietet sich eine Möglichkeit über einen schmalen Eisschlauch den Riegel zu überwinden. Schöne Längen in gutem Wassereis folgen. Nach dem ersten Riegel schließt bald ein zweiter an. Dieser ist am einfachsten links zu überklettern. Hier haben unsere Steigeisen auch mal wieder Fels gesehen, ein schönes aber leichtes Mixedgelände folgte. Alsbald wir den Riegel verlassen hatten, standen wir in der Sonne. Erst mal aufwärmen!
Nun folgt ein Eisfeld das in ca. 500mH zum linkshaltend zum Gipfel führt. Wir waren extrem gut in der Zeit und glaubten um 13Uhr am Gipfel sein zu können. Doch es kam anders. Das Eisfeld erwies sich als äußerst zeitfressend. Es war lange und blank. Scholliges Eis zierten die ersten 5 cm. Hier war klettern ein Konditionskiller. Nach 4h in diesem Feld hatten wir das Gefühl es höre gar nicht mehr auf. Seillänge um Seillänge vergingen, bis wir endlich um 16Uhr nach 11 1/2 std. Kletterei am Südostgrat ankamen. Ein kurzes müdes Händeschütteln und ein bisschen Schokolade und es geht wieder Abwärts. Zuerst en Südgrat hinunter, dann die Südwand querend wieder an den Westgipfel. Hier über den stark überwechteten Westgrat an das Schmadrijoch. Wir hatten uns von unten schon eine mögliche Linie durch das Eis- und Felslabyrinth gesucht und versuchten nun diese Linie zu verfolgen. Mal ging's rasant nach unten mal mussten enge Rinnen rückwärts abgeklettert werden. Immer wieder erwarteten wir vor einem unüberwindbaren Abbruch zu stehen. Jedoch konnten immer Durchschlüpfe ausgemacht werden.

Extrem erschöpft und überglücklich kamen wir um 21Uhr wieder an der Schmadrihütte an. Der Weiterweg nach Stechelberg stellte dann keine Anforderung mehr dar.

Man war das ne Wand, man war das n Spaß!!

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