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Rosengartenspitze-Direkte Ostwand "Steger" (VI-, 600 mH, 18 SL),Dolomiten 07.07.13
#1
„Im hochalpinen „Gesamtkunstwerk“ der Rosengartengruppe bestimmen zwei höchst gegensätzliche Bilder den Charakter – das eine ist der Anblick der drei wie Filigranwerk aufstrebenden Vajolettürme aus dem „Gartl“, das zweite ist der Anblick der festungsmäßig breit aufgebauten, massiven Ostwand der Rosengartenspitze … aller Ruhm der Gruppe liegt in diesen unvergeßlichen Bildern beschlossen…“

„… und es kam, abermals eine echte Sensation, der erste extreme Weg direkt in der Fallinie des Hauptgipfels von 1929. Dieser unser Weg, den Hans Steger mit Paula Wiesinger und Freunden am 26. und 27. August erzwangen, gilt noch heute … als eine besonders schöne Freikletterei großen Stiles.“

„Die Linie ist also nicht nur ideal, auch der Charakter ist einheitlich. Sicher entscheidende Gründe für die Beliebtheit dieser strengen Führe…“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.



Nach dem Abendteuer und den Anstrengungen des Vortages im
„Hermann Buhl Gedächtnisweg“ (Hasse/Brandler) an der Rotwand
sollte es heute bedeutend gemütlicher und überschaubarer zugehen. Da kam die absolut lohnende und empfehlenswerte „Steger“ in der Rosengartenspitze Ostwand gerade recht und nach 5 Seillängen am langen Seil und 3h 30 min war der Ausstieg erreicht. Die Tour bietet schöne Freikletterei auf größtenteils sehr gutem und inzwischen ordentlich ausgeputztem Fels. Unterschätzt werden darf die Tour aber keines falls den die Wand hat nun mal 600 m Wandhöhe welche erstmal geklettert werden wollen und übersichert ist die Tour definitiv auch nicht.

    Rosengartenspitze - Ostwand

Von der Sesselliftstation in Pera di Fassa geht es für 9€ (hin-und zurück) mit dem Bustaxi hinein in den zentralen Teil des Rosengartens und somit in König Laurins Sagenwelt. Bei der Gardecia-Hütte (1950 m) ist Endstation und die ganzen Kletterer vom Frühbus (Abfahrt derzeit 07:00 Uhr) ziehen sofort los Richtung Vajoletthütte. Das Rennen um die besten Startplätze an den Vajolettürme hat für sie begonnen. Nicht aber für uns. Lediglich eine weitere Seilschaft geht auch Richtung Rosengarten Ostwand, steigt aber weiter links vermutlich in die Via Fantasia ein. Nach ca. 45 min war der Einstieg erreicht.

    Rosengartenspitze - Direkte Ostwand „Steger“

Alle weiteren Angaben beziehen sich auf das sehr gute Topo aus dem Rother Dolomiten Kletterführerführer. Nach dem Vorbau (II, ca. 50 m) beginnt die eigentlich Kletterei bei einem Stand mit zwei Bohrhaken! Unser erster Gedanke war, was geht denn hier, zwei Bohrhaken an einer klassischen alten Dolomitentour, unglaublich. Es blieben dann aber zum Glück auch die einzigen der ganzen Tour. Der vermeintliche Sanierer wurde wahrscheinlich eh nach diesen zwei Bohrhaken entweder gesteinigt oder des Landes verwiesen. Florian fasst die ersten beiden Längen zusammen. Gleich die 2.SL (VI-, 30 m) ist eine der beiden Schlüsselseillängen der ganzen Tour. In steiler Verschneidungskletterei geht es in gelbem Fels nach oben.

    1. SL (IV, 25 m)
    2. SL (VI-, 30 m)

Mit der 3.SL (VI-, 25m) folgt gleich die zweite der steilen Schlüsselseillängen. Stand beziehe ich aber erst einiges weiter oben.

    3. SL (VI-, 25 m) - Ausstieg aus dem steilen Teil

Die schwersten Seillängen liegen hinter uns und der leichtere Mittelteil vor uns. Wir können Fahrt aufnehmen… Wir klettern die Seillängen 5-11 am langen Seil bis Florian unterhalb der Klemmblock-Seillänge mal wieder Stand bezieht.

    im Bereich der 5. SL
    im Bereich der 7./8. SL die Rampe nach rechts beginnt
    der Kamin der 10. SL
    der Kamin der 10. SL
    mal wieder Stand, der markante Klemmblock (12. SL) ist schon zu erkennen

Die Seillängen 12-16 steige ich vor und etwas unterhalb der „gelben Wand“, also vor die Ausstiegswand beginnt, wechseln wir nochmal.

    auf der Rampe, die zur gelben Ausstiegswand leitet

Nun sind es noch zwei sehr gegensätzliche Seillängen bis zum Ausstieg. Die 17.SL (V+, 35 m) bietet schöne Wandkletterei und herrlich strukturiertem Fels. Die 18.SL (V, 40m) dagegen wartete mit einem klassisch dolomitischen tiefen Ausstiegskamin. Bei uns war er etwas feucht, schmierig und sandig. Nun sind es noch gut 100 Hm im leichten Felsgelände (I-II) und der Gipfel der Rosengartenspitze ist erreicht.

    die gelbe Ausstiegswand beginnt (ca. 17. SL)
    im Ausstiegskamin 18. SL
    noch 100 Hm bis zum Gipfel
    gleich am Gipfel
    Blick zum weißen Santnerpass und zur Santnerpasshütte

Der Abstieg erfolgt zunächst absteigend über den Nordgrat bis zur ersten markanten Scharte. Ab dort 3-4 mal 25 m abseilen und die Schlucht liegt hinter einem.

    Abseilen in der Schlucht nach Nordwesten
    durch die markante Schlucht geht die Abseilerei

Vom Santnerpass ging es über noch reichlich vorhandene Altschneefelder zügig zur Gartl-Hütte mit dem bekannten Blick auf die berühmten Vajolettürme. Kurz haben wir noch überlegt die Vajolettürme noch anzuhängen. Bei den vorhandenen Menschenmengen an den Türmen hielt sich die Lust dann aber doch in Grenzen. So richtig vom Glauben abgefallen sind wir dann aber erst als wir die Menschenschlangen auf dem Wanderweg zur Vajoletthütte hinunter gesehen haben. Das sieht es ja aus wie auf den Bildern vom Everest. Wahnsinn !!!
Gegen 14:00 Uhr sind wir bereits wieder im Bustaxi und ein wunderbares und erlebnisreiches Wochenende mit ca. 1000 Meter Dolomitenwand geht zu Ende.

    die Vajolettürme über der Gartlhütte
    Einstiegsbereich an den Vajolettürmen
    hier geht es ja zu wie am Everest... / Wanderweg zwischen Gartl und Vajoletthütte


Rosengartenspitze (2981 m) – Direkte Ostwand „Steger”:
- EB: Hans Steger und Paula Wiesinger mit F. Masè-Dari und S. Lechner 26.-27.08.1929
- Schwierigkeit: VI- in zwei steilen Seillängen. Im V. Grad vier weitere Seillängen. Der Rest IV und vielfach noch leichter.
- Felsqualität: Insgesamt sehr guter und nicht (mehr) sehr brüchiger Fels da vor allem in den schweren Längen sehr gut ausgeputzt und teilweise schon speckig. Trotzdem gibt es natürlich in einer klassischen 600 m Dolomitenwand auch brüchigere Abschnitte.
- Absicherung: Wenn die richtigen Standplätze gefunden werden sind sie in der Regel mit 2-3 Normalhaken eingerichtet und meist gut mit Cams und Keilen erweiterbar. Ansonsten in den schweren Längen einige aber nicht übermäßig viele Normalhaken. In den leichten Längen sehr wenig fixes Material.
- Wandhöhe: 600m, Kletterlänge ca. 680 m
- Kletterzeit: 6-7 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6 Bandschlingen
- 1 kleiner Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel

Dolomiten vertikal, Band Nord
3. Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 29
Schlern-Rosengarten-Latemar
1:25000


Viele Grüße
Florian und Tobias
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#2
Nachdem ich im August 1991 an der der Rosengartenspitze zuerst den S-Grat grösstenteils ungesichert und danach am Delagoturm die Preuss-Kamine im Alleingang mit Vorstiegs-Selbstsicherung geklettert war,kam als 3. Solo-Route die Steger-Führe an die Reihe.Aufgrund der zeitfordernden Vorgehensweise,bei der ich die meisten SL zuerst im Vorstieg mit Selbstsicherung begehen,dann zum letzen Stand zurückseilen und schliesslich mit Seil-Sicherung von oben zum nächsten Stand zurückklettern musste,zog sich das Unternehmen so in die Länge,dass ich an der Platte unter dem Ausstiegs-Kamin biwakieren musste,von wo ich am nächsten Morgen nach rechts aus der Wand in Richtung zur Scharte oberhalb der Abseilkamine des Normalweg gequert bin.Dadurch fehlen von der Begehung der Route noch 1-2 SL(vom Wandausstieg;zuzüglich der SL,die an der obersten rechten Begrenzungskante der Wand zum Vorgipfel und dann zum Hauptgipfel leiten).
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