Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.

Hallo, Gast
Du musst dich registrieren bevor du auf unserer Seite Beiträge schreiben kannst.

Benutzername
  

Passwort
  





Durchsuche Foren

(Erweiterte Suche)

Foren-Statistiken
» Mitglieder: 2.832
» Neuestes Mitglied: akki
» Foren-Themen: 786
» Foren-Beiträge: 1.191

Komplettstatistiken

Benutzer Online
Momentan sind 3 Benutzer online
» 0 Mitglieder
» 1 Gäste
Bing, Google

Aktive Themen
Sanierung: Spritzkarspitz...
Forum: Österreich
Letzter Beitrag: Tobias
02.10.2024, 22:23
» Antworten: 5
» Ansichten: 17.201
Gehrenspitze - Böldkamin ...
Forum: Österreich
Letzter Beitrag: Moe
28.09.2023, 23:35
» Antworten: 1
» Ansichten: 13.744
Wetterstein Zugspitze - B...
Forum: Deutschland
Letzter Beitrag: Moe
28.09.2023, 11:35
» Antworten: 0
» Ansichten: 800
"Ruby Tuesday", Rubihorn-...
Forum: Eis
Letzter Beitrag: Tobias
03.04.2022, 19:41
» Antworten: 2
» Ansichten: 26.335
Nach Ischgl fahren? Aber ...
Forum: Skitouren und Steilabfahrten
Letzter Beitrag: Lampi
01.04.2022, 12:03
» Antworten: 0
» Ansichten: 1.831
Warnung zum Beginn der Sc...
Forum: Skitouren und Steilabfahrten
Letzter Beitrag: Lampi
18.03.2022, 12:52
» Antworten: 0
» Ansichten: 1.510
Neue Berechnung des Lawin...
Forum: Skitouren und Steilabfahrten
Letzter Beitrag: Lampi
18.03.2022, 12:30
» Antworten: 0
» Ansichten: 1.492
LVS-Pflicht in Südtirol
Forum: Skitouren und Steilabfahrten
Letzter Beitrag: Lampi
18.02.2022, 13:31
» Antworten: 0
» Ansichten: 1.672
Gehrenspitze Marktoberdor...
Forum: Österreich
Letzter Beitrag: Tobias
04.07.2021, 16:46
» Antworten: 1
» Ansichten: 8.523
Dent du Midi – Couloir de...
Forum: Schweiz
Letzter Beitrag: Tobias
09.06.2021, 21:32
» Antworten: 0
» Ansichten: 2.079

 
  Marmolada Punta Rocca - Gogna (VII, VI-A0, 800 mH), Dolomiten 11.08.13
Geschrieben von: Tobias - 17.08.2013, 10:24 - Forum: Italien - Antworten (1)

„In der ersten Ausgabe dieses Kletterbuches (1970) war die berühmte Marmolada mit der „Solda“-Führe der Südwestwand (VI, A2) und der „Vinatzer-Castiglioni“-Führe der Südwand vertreten – beide 1936 erkämpft. Inzwischen sind sich die Spitzenkletterer unserer Zeit einig, daß bei einer „Schönheitswahl“ eigentlich der neuen, erst 1970 gemachten „Gogna“-Führe der Kranz gebühre“

„Pit Schubert meint: „… mit Abstand die schönste Route an der Marmolada…!“ Pit Schubert, dem zusammen mit dem großartigen Kletterer Klaus Werner die 4. Begehung glückte, spricht allen Ernstes von einem „sagenhafte interessanten“ Anstieg und wundert sich, daß diese klassische Möglichkeit so lange Zeit verborgen blieb.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Soweit mal die Zitate aus dem Pause-Buch. Unsere Meinung fällt dagegen deutlich differenzierter aus. Bei mir war es die erste Tour an der hochgelobten Marmolada-Südwand und ich muss sagen, wenn ich es absolut und bezogen auf meine bisherigen Klettertouren betrachtete, war ich eher etwas enttäuscht! Den anscheinend so exzellenten Marmoladafels konnte ich bezogen auf eine 800 m Wand nur manchmal nachvollziehen. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels. Nicht dass es jetzt für Florian und mich ein Problem darstellte, aber wer hier einsteigt sollte mit kleinsplittrigem Fels umzugehen wissen. Vielleicht liegt mein Eindruck aber auch daran, dass ich mit viel zu hohen Erwartungen hier angerückt bin und wer mit hohen Erwartungen an eine Sache herangeht kann ja bekanntermaßen oft nur Enttäuscht werden. Es ist eben doch eine ganz klassische Tour auch wenn sie erst 1970 erstbegangen wurde. Florian, der mit der „Vinatzer“ und dem „Weg durch den Fisch“ durchaus Vergleiche anstellen kann, empfand die „Vinatzer“ als definitiv schöner. Da ich ja aber selber noch keinen direkten Vergleich zu anderen Marmolada-Touren habe möchte ich auch nicht weiter „rumnörgeln“ und natürlich war diese, meine erste, Marmolada Südwandtour ein großartiges Erlebnis, in einer der großen Wände unserer Alpen. Da wir erst gegen 08:30 Uhr eingestiegen sind galt es mal wieder Gas zu geben, denn natürlich wollten wir mit der Bahn zu Tale fahren. Nach 6h 45min Kletterzeit standen wir auf der Punta Rocca und es reichte noch locker zur Bahn welche derzeit in der Hochsaison bis 16:30 Uhr fährt.

Bis wir allerdings schlussendlich am Sonntagmorgen von Malga Ciapela zur Marmolada Südwand aufgestiegen und schließlich auch eingestiegen sind hatten wir eine kleine Odyssee hinter uns. Zunächst sollte es übers Wochenende für drei Tage nach Chamonix gehen, bestes und stabiles Wetter für ganz große Touren war vorhergesagt. Soweit der Plan, blöd nur wenn es am Donnerstag und Freitag massiv schneit. Also Planänderung, wir fahren, bei mir lediglich 1,5 Tage nach der
Hasse-Brandler an der Großen Zinne
, wieder in die Dolomiten, auch dort laut Südtiroler Wetterbericht bestes stabiles Wetter: Super gehen wir eine der großen Civetta-Touren an. Doch was ist das, es regnet den ganzen Freitagabend in Strömen und das stundenlang. Civetta unter diesen Umständen sicher keine ideale Idee, also nächste Planänderung fahren wir an die Marmolada, die trocknet morgen bei bestem Wetter am schnellsten ab. Leider hat es aber erst gegen 03:30 Uhr zu regnen aufgehört, doch mit ungebremster Motivation und da die Hoffnung ja bekanntermaßen zuletzt stirbt bolzen wir den langen Weg von Malga Ciapela und die fast 1000 Hm in 1h 45 min nach oben bis zum Einstieg. Doch das Wetter machte keinerlei Anstalten sich zu Ändern und es war grauer denn je. Als es schließlich wieder zu regen beginnt müssten schweren Herzens einsehen, das heute entgegen den Wettervorhersagen kein Tag für solche Wände ist. So trotten wir unverrichteter Dinge hinunter sind am frühen Morgen wieder am Auto und würden am liebsten gleich in die nächste Bar. Am Nachmittag, bin inzwischen passablerem Wetter, landen wir dann aber doch noch am Fels und klettern eine paar Seillängen in der äußerst anspruchsvollen da Pozzo Tour „Compagni di merenda“ (VIII+/IX-) am 3. Tofana Südwandpfeiler. Nach Pizza und Bier geht es am Abend wieder zurück nach Malga Ciapela und da es am Samstag schon so schön war wiederholen wir am Sonntag den netten Morgenspaziergang bis zum „Gogna-Einstieg“, diesmal allerdings nicht umsonst…

    morgendlicher Aufstieg über die Falier-Hütte zum Einstieg
    Marmolada Südwand über der Malga d´ Ombretta
    Rifugio Falier (2074 m)

Nach einigem hin, her, hoch und runter stehen wir also nun am Sonntagmorgen bei bestem aber sehr kaltem Wetter wieder am „Gogna“ Einstieg. Die Temperaturen waren alles andere als hochsommerlich. Unten am Auto in Malga Ciapela hatte es 5°C!!! Dementsprechend verhielten sich auch die doch reichlich vorhandenen Marmolada Südwandaspiranten, welche frühmorgens an der Falier-Hütte aufgebrochen sind, denn keiner kam scheinbar so recht in die Puschen. Drei Seilschaften haben ihre geplanten Touren gleich ganz abgeblasen und kamen uns entgegen. Obwohl inzwischen schon nach 08:00 Uhr waren die anderen Seilschaften in der Vinatzer, den Moderne Zeiten und der Gogna noch nicht sehr weit. Als letzte Seilschaft klettern auch wir dann gegen 08:30 Uhr los. Natürlich nicht unbedingt die beste Zeit um in eine Marmolada Südwandtour einzusteigen. In Anbetracht der Temperaturen aber sicher angenehm früher in der Sonne und zudem wissen wir dass wir im V. und VI. Grad schnell und viel am langen Seil klettern können. So sehen wir der letzten Bahn recht gelassen entgegen.

    Marmolada Punta Rocca - Gogna
    zum Vergleich … so sah es am Samstagmorgen hier aus … auch mal schön zu sehen ;-)
       

Die ersten beiden Seillängen (III) auf eine Art Vorbau klettert man am besten noch seilfrei. Danach geht es gleich mal zu Sache und es folgt eine der strengeren Seillängen dieser Tour. Durch den Kamin (VI) ist am Tag zuvor noch ein regelrechter Wasserfall gerauscht, heute jedoch fast komplett trocken. Noch klettern auch wir im Schatten und es gibt ordentlich kalte Finger. Die zweite Seillänge zwar laut Topo nur V+ doch hier wird man sich umsehen und man muss schwer auf glatter Platte queren.

    am Vorbau
    der Kamin (VI) zu Beginn
    Plattenquergang (V+ ?)
    endlich Sonne…

Das Gelände wird nach diesen beiden Seillängen insgesamt deutlich leichter, angenehmer und wir können Fahrt aufnehmen. Die nächsten Seillängen folgen am langen Seil und ich klettere vor bis wir auf die Seilschaft vor uns stoßen. Kurzer Vorstiegswechsel und weiter geht es, das Gelände ist überholfreudig und Florian düst an den beiden vorbei und gleich weiter ein paar Seillängen bis zur steileren Rissseillänge (V) vor dem großen Kamin. Komischerweise beginnt die andere Seilschaft ohne offensichtliche Probleme direkt nach dem Überholmanöver mit abseilen. Ich hoffe jetzt ja mal nicht dass dies mit uns zu hatte.

    im unteren Teil
    im unteren Teil
    im unteren Teil / rechtsoben ist schon der große Kamin erkennbar
    im unteren Teil
    Risseillänge vor dem großen Kamin
    am Ende der Rissseillänge

Es folgt nun also der große und aufgrund seiner oftmaligen Nässe bekannte Kamin. Etwas Duschgang bekommen wir aber nur auf den ersten leichten 10 m ab. Danach ist es zwar nicht mehr nass aber klamm ist da schon alles. So richtig kaminmäßig klettert man eigentlich nur auf 2 m, der Rest ist eher fordernde Risskletterei (VI) in feuchtelndem Fels bei spärlicher Absicherung. Nach einer weiteren Seillänge (III-IV) steht man auf dem großen Südwandband und quert einige Meter nach rechts zu guten Biwakplätzen und dem Beginn des oberen Teils. Bis hierher haben wir ca. 3 h 45 min gebraucht und es ist schon 12:15 Uhr. Da wir ja nicht genau wissen was uns im oberen Teil noch Erwarten kann also kein Grund zur Entspannung. Noch sind keine anderen Seilschaften zusehen, weder aus der „Vinatzer“ noch aus der „Moderne Zeiten“.

    noch im Duschbereich
    danach fordernde Risskletterei (VI) bei spärlicher Absicherung
    auf dem großen Südwandband
    in diesem Bereich diverse gute Biwakplätze

Mit der ersten Seillänge vom Band weg folgt die Schlüsselseillänge der „Gogna“. Auf dieser Seiilänge nach dem Band sind die Touren „Gogna“ und „Moderne Zeiten“ ganz nahe beieinander und wo genau welche Tour verläuft war uns auf die schnelle und unter Zeitdruck nicht ganz klar. Die mitgeführten Topos waren irgendwie auch nicht ganz eindeutig. Nach nochmaligem Topo und Bilder Studium zuhause im Wohnzimmer glaube ich aber inzwischen das wir versehentlich auf dieser ersten Seillänge nach dem Band in die „Moderen Zeiten“ gerutscht sind. Laut Giordani-Führer beide Längen 6b+ von dem her auch nicht so dramatisch, aber ärgerlich. Vom Stand nach dieser Seillänge ist erstmals der komplette obere Plattenwandbereich einsehbar, durch den auch die berühmten Nachbarn „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“ zur „Vinatzer“ führen. Inzwischen ist auch die erste Seilschaft aus den „Tempi Moderni“ aufs Band ausgestiegen.

    Seillänge nach dem Band, vermutlich aber in Moderne Zeiten
    durch diese Plattenwand ziehen die „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“

Vom Stand nach dieser Seillänge zieht die „Gogna“ diagonal nach links oben, immer auf einen markanten Absatz auf der Gratkante zu. Das Gelände ist sehr dankbar und es folgen 4-5 Seillängen (je nach Topo) am langen Seil bis zur Scharte. Teilweise ganz herrliche und schön zu kletternde Platten mit Löchern und Rissen wie man es sich vorstellt.

    auf dem Weg zur Gratkante
    Gratkante erreicht

Ab nun geht es immer mehr oder weniger direkt an der Gratkante entlang und der Fels ist wie auf den Bildern gut zu erkennen mehrheitlich kleinsplittrig. Die Schwierigkeiten liegen durchwegs im Bereich V und VI, wobei schon die eine oder andere Nuss zu knacken ist.

    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
    im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante

Nach 6 h 45 min Kletterzeit stehen wir gegen 15:15 Uhr am Gipfel der Marmolada Punta Rocca (3309 m) und freuen uns über die durchstiegene Tour und vor allem darüber dass wir wohl ohne Probleme noch mit der Bahn nach Malga Ciapela hinunter fahren können.

    On Top of Marmolada Punta Rocca (3309 m)
    Blick zum Hautgipfel Marmolada Punta Penia (3343 m)

Vom Gipfel unschwierig einige Meter abklettern und absteigen bis man auf dem Schnee fast waagerecht zur Seilbahnstation rüber queren kann. Die Talfahrt kostete derzeit 18€ p. P. (Stand August 2013). Einen tollen Anblick bietet uns noch die von einer italienischen Gruppe aufgebaute Highline unweit der Seilbahnstation. Doch was ist dass, wir können kaum unseren Augen trauen, es ist Mitte August und da sind tatsächlich drei Leute mit voller Skihochtourenausrüstung hier oben!!! Nun gut jedem das seine, aber wegen den paar Metern Schnee das ganze Gerödel hochzuschleppen, ich weiß ja auch nicht…

    Abstieg von der Punta Rocca rüber zur Seilbahnstation
    Highline unweit der Seilbahnstation
    Highline unweit der Seilbahnstation
    Mitte August: mit Skihochtourenausrüstung an der Marmolada ?!?


Marmolada Punta Rocca (3309 m) - “Gogna”:
- EB: Alessandro Gogna, A. Dorigatti, A. Giambisi, B. Allemand 27. bis 28. August 1970
- Schwierigkeit: VII in der Schlüsselseillänge. Ansonsten viele Passagen im VI. Grad. Mehrheitlich und anhaltend aber im V. Schwierigkeitsgrad. Es bleibt bis ganz zum Schluss fordernd und eine der schwersten Passagen des oberen Pfeilerkantenteiles kommt ganz zum Schluss.
- Felsqualität: Der so hochgelobte Marmoladafels kommt in dieser Tour bezogen auf 800 m Wandhöhe doch deutlich zu kurz. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels.
- Absicherung: Die in beiden Führern (Lobo und Marmolada Südwandführer) erwähnte überaus gute Absicherung konnten wir nicht ganz nachvollziehen. Die Standplätze sind zwar in der Regel alle gut mit 2-3 passablen Normalhaken ausgestattete, aber bei den Zwischensicherungen kann man jetzt definitiv nicht gerade von überaus gut eingenagelt sprechen. Dies mag vielleicht noch in Bezug auf viele andere der wilden Marmolada Touren zu treffen nicht aber als pauschale Aussage! Ein kompletter Satz Cams kann sicher nicht schaden.
- Wandhöhe: 800 m, Kletterlänge ca. 1150 m
- Kletterzeit: 7-9 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 5-6 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Marmolada South Face
First english edition: July 2008
Versante Sud
Maurizio Giordani

Dolomiten vertikal, Band Süd
2. Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Weitere Topos gibt es im Internet z.B: bei ramellasergio.it
unter diesem Link

Wobei einige der tollen Bilder und scheinbar super Topos dieser Homepage mit erheblicher Vorsicht zu genießen sind!!!


AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 15
Marmolada - Pelmo – Civetta - Moiazza
1:25000


Viele Grüße
Florian und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Große Zinne - Hasse Brandler (VIII+ / VI A2, 550 mH), Dolomiten 07.08.13
Geschrieben von: Tobias - 13.08.2013, 18:00 - Forum: Italien - Keine Antworten

„Vom 6. bis zum 10. Juli 1958 ist es dann endlich soweit: Dietrich Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Siegfried Löw vollbringen das, was seinerzeit als eine der hervorragensten Unternehmungen in den Dolomiten erachtete wurde. Niemals vorher hatte man gewagt, sich eine Linie durch eine derartig abweisende und überhängende Wand wie diese es war auch nur vorzustellen, geschweige denn sie zu klettern.“

aus: Ivo Rabanser – Dolomiten: Routen und Erlebnisse.


„Die Entwicklung der modernen Kletterei in den Alpen hat an den Drei Zinnen wie an den beiden Drus am Montblanc ihre schärfsten Zäsuren erfahren. Hier wie dort haben die Besten aus einer erstaunlich kleinen Elite die „äußersten“ Grenzen doch noch einmal höher gesteckt. Weil sich ihr unwahrscheinlicher, an Tollheit grenzender Mut mit sorgfältiger Planung und höchster Besonnenheit verband, konnten sie ihren „Wahnsinn“ widerlegen und ihren neuen Stil legitimieren“

aus: Walter Pause - im extremen Fels.


„Die Nordwände der Drei Zinnen gehören mit Sicherheit zu den berühmtesten Kletterwänden der Welt. Kein Wunder, dass die Direttissima - also die direkte Linie - mitten durch die mittlere dieser drei Wände ein Superklassiker allerersten Ranges ist. Nicht nur aufgrund ihrer Position - auch wegen der relativ homogenen und anhaltend interessanten Kletterei mit atemberaubend viel Luft unterm Hintern, die selbst in den Dolomiten ihresgleichen sucht, ist die Hasse-Brandler an der Großen Zinne eine der besten Extremklettereien der Alpen.“

Markus Stadler


       
       

Mit der Begehung dieses absoluten Megaklassikers ist bei mir natürlich ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Zusammen mit Marcel war es letzten Mittwoch soweit und mit der Hasse-Brandler in der Nordwand der Großen Zinne folgte lediglich fünf Tage nach der berühmt-berüchtigten
„Direkten Nordwand“ des Scheideggwetterhorn
ein weiteres großes Highlight unserer Alpen. Abgeschlossen wurde diese Mega-Woche noch mit einer Begehung der
„Gogna“ in der Marmolada Südwand
zusammen mit Florian. Viermal Pause-Extrem (Scheideggwetterhorn, Kingspitze, Große Zinne und Marmolada), viermal großartige Erlebnisse und viermal beeindruckende Unternehmungen.

Vielen, vielen Dank an Marcel und Florian, die diese Woche erst mit ermöglicht haben...


Als Tourenbericht möchte ich an dieser Stelle auf den gewohnt perfekten und super geschriebenen und bebilderten Eintrag von Marcel auf seinem Blog verweisen:


Zum Bericht unserer Begehung im Blog von Marcel


Viele Grüße
Marcel und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Piz Roseg, Sellagrat (SW-Grat), 12.07.13
Geschrieben von: Alban - 09.08.2013, 18:46 - Forum: Schweiz - Antworten (1)

   

Endlich sollte sich mal wieder eine gemeinsame hochalpine Kletterfahrt mit Harald ausgehen. Nach etwas Hin- und Her bezüglich des wettertechnisch und von den Verhältnissen am besten passenden Gebietes wurde ein altes gemeinsamens Tourenwunschziel: „der wilde Sellagrat“ auf der Südwestseite des Piz Roseg im Berninagebiet ausgegraben. Mit dieser Tour hatte Harald wiederholt geliebäugelt und mich für diese Tour über die Jahre fasziniert. Die nüchterne Beschreibung im SAC-Führer: „Eine der schönsten Kletterfahrten der gesamten Berninagruppe……. außergewöhnlich lang…….es empfiehlt sich eine Seilschaft aus nicht mehr als zwei guten Bergsteigern zu bilden… Fels 4“… lockte doch sehr.
Von den bisherigen Touren in der Bernina wussten wir wie angenehm ein Fahrrad im Val Roseg sein kann. Also rückten wir am Donnerstag nach chilliger Anfahrt mit Harry´s Bus ebenso mit MTB´s an. Der Dauerparkplatz in der Nähe des Bahnhofs in Pontresina war der Startpunkt.
   
Von da ging es zur Mittagszeit mit dem Bike in gerade mal 45min mit angenehmer Steigung ins wunderschöne Val Roseg hinter.
   
   
   
An der Gabelung zw. Coazhütte (rechts) und Tschiervahütte (links) ließen wir unsere Räder hinter Büschen zurück und liefen weiter zur gut ausgeschilderten und auf markiertem Weg nicht zu verfehlenden Coazhütte die wir nach weiteren ca. 2,5h erreichten.
   
   
Die Coazhütte liegt fantastisch auf einem Vorsprung vor dem Valdret-Gletscher. Bis hierhin hatten wir nahezu keinen Schneekontakt. Die Hütte selbst wäre prinzipiell auch ein guter Ausgangspunkt für den Sellagrat, erfordert aber nochmal ca. 3-4h Zustieg zur Gratkante. Nachdem der Sellagrat (SW-Grat) bereits eh schon recht lang ist machten wir uns nach einer kurzen Rast gegen 16 Uhr auf den weiteren Weg Richtung einer Biwakschachtel die kurz hinter dem Sellapass gelegen ist, dem Bivacco Paravicini (3183m).
Eh viel schöner und vom Gesamterlebnis wertvoller so ne Tour mit Biwak oder Biwakschachtel. Kurz hinter der Hütte ging es trotz nachmittäglicher Hitze ganz gut im Firn weiter in einem weit ausholenden, fast horizontalen Linksbogen hinüber zum Vadret de la Sella-Gletscher. Da dieser sehr gut eingeschneit war (angeblich spaltengefährlichster Gletscher des Gebietes…) konnten wir eine entspannte geradlinige Spur zum Sellapass gehen mit tollem Blick auf den Sellgrat zu unserer Linken.
   
   
Die vielen, vielen Grattürme auf dem fast horizontalen, mittleren Gratstück liesen bereits erahnen, dass diese Tour uns vermutlich länger als die angegebene Kletterzeit von 7h aufhalten wird.
   
   
   
   
   
Vom Sellapass mussten wir rückseitig noch ein Stück absteigen und querten dann in leichtem Gelände zur, auf einem Felsvorsprung, recht freistehenden Biwakschachtel.
   
   
   
Die Aussicht von dort im Abendlicht war grandios, wirklich eine wilde, einsame Ecke dort hinten, abseits der Massen von Tschierva- und Marco e Rosa-Hütte. Die Biwakschachtel bietet Platz für 6 Personen und war gut mit Decken bestückt.
   
   
   
Wir aßen jeder ein Travellunch (schmecken sogar noch Jahre nach Ablaufdatum, wie´s scheint) und hatten Dank weißer Vorraussicht sogar noch andere Leckerli´s dabei. Das Beste war ein in der Biwakschachtel gefundener kleiner Tetrapak Wein. Nachdem dieser ebenfalls abgelaufen war (glaub eh nicht dass Rotwein so schnell ablauft…) kümmerten wir uns sozusagen im Rahmen der Müllentsorgung um dieses zurückgelassene Gut (vielen Dank an den Spender, war super).
   
In der Nacht stellte sich die Anfangs so gelobte Biwakschachtel irgendwie doch als undicht heraus und irgendwoher hat´s immer a wenig gezogen. Die 3er-Stockbetten haben zudem keine Matratze sondern nur einen durchhängenden Stoffbezug, von unten also auch mäßig isoliert. Ich war ganz dankbar noch eine Primalofjacke mitgenommen zu haben. Am nächsten Morgen gabs nen Asia-Nudelsnack und Riegel und gegen 5 Uhr machten wir uns aufn Weg zum Einstieg. Dazu mussten wir zuerst zurück Richtung Pass und suchten dann, wie im Führer beschrieben, eine südseitige (rechts der Kante) Zustiegsmöglichkeit zur ersten Einkerbung des Grates hinter den ersten 3 Türmen (ca. 3350m). Über Schrofen und brüchiges Gelände hatten wir gegen 6 Uhr unseren Anseilplatz erreicht. Wegen der Seilreibung; Türme mussten über-, ab- und umklettert werden, kletterten wir die ersten 100-150m nicht simultan.
   
Das Gelände ist zunächst recht leicht, UIAA 2-3. Als sich der Grat dann aufsteilte konnten wir zunächst zeitsparend am langen Seil klettern und nahmen etwas Fahrt auf. Die Wegführung ist relativ beliebig da überall ähnlich schwer und bei fehlendem in-situ-Gear auch keine Seillängen oder Standplätze definiert sind. Die Absicherung ging mit kleinen und mittleren Camelots und Schlingen sehr gut. Wegen Seilreibungsgefahr verlängerten wir fast jede Zwischensicherung mit einer Bandschlinge. Kurz unterhalb einer steileren und schwerer aussehenden Stelle war mein Material zu Ende und ich bezog Stand. Bis hierher war die Kletterei zügig gegangen, meist 3-4. In der folgenden, schwereren 5er- Länge fanden wir den einzigen, als Zwischensicherung dienenden Schlaghaken, der relativ neu wirkte (weißer Weichmetaldrehmoment-Haken). Harald bezog oberhalb dieser schwereren Länge Stand. Ich kam nach und kletterte aufgerödelt mit Harald simultan weiter bis unter den großen Turm der den ersten, steileren Gratabschnitt abschloss.
   
   
Bis hierher soweit alles gut und einigermaßen im Zeitplan (ca. 3h). Bereits am Vorabend war uns die Linienführung am abschließenden Turm des ersten Gratabschnittes vom Biwak aus nicht ganz klar. Der Führer schreibt, dass der Riss, der den Turm in seiner Westseite spaltet links liegen gelassen werden soll und man über ansteigende Bänder südseitig (rechts) die Gratkante hinter dem Gendarm wieder gewinnt. An der Basis des Turms gab es ein breites Band nach rechts, dann folgte ein kurzer Kamin auf einen Absatz (4) mit einem kleinen Schlingenstand mit Abseilring. Vor mir war eine abdrängende Rissverschneidung zu bewältigen die deutlich schwerer wie 5 aussah. Vermutlich führt der leichteste Weg woanderst lang und das Abseil-Maillon-Rapid zeugt vermutlich auch von einem früheren Rückzug aber lange nach einem leichteren Weg suchen bedeutete Zeitverlust. Ich bezog stand auf dem Absatz und besiegte die Ungewissheit des richtigen Routenverlaufes mit den Worten zu Harald: „ Du steigst vor….“. Harald ließ sich auch nicht lange bitten, sollte ja vorstiegstechnisch auch nicht unterfordert werden und machte sich an die Schlüsselstelle der Tour.
   
   
   
Vom Stand ging es 2m hinüber in den Riss, indem man anfangs nur mühsam Halt fand da sehr abdrängende Kletterei. Ein 2er Cam zu Beginn der Rissverschneidung und schwer empor zu einem Rissblock im Verschneidungsgrund. Hier platzierte Harald noch zwei weitere Cams (glaub 0,5 und 0,75) und mühsam über diesen hinweg in leichteres Gelände darüber. Unterhalb eines Überhangs auf Platte nach rechts exponiert heraus und zu guter und bequemer Standplatzmöglichkeit hinter der Kante. Diese ca. 15m hatten es in sich und waren etwa 6/6+, also deutlich schwerer wie im Führer angegeben. Vermutlich also nicht der leichteste Weg. Es fand sich bis auf den Rückzugsstand auch kein Fixmaterial. Bei Harald angekommen gings wieder leichter (viel fach 3) über kleinere Aufschwünge und flacher hinüber zu einem Turm vor der ersten tiefen Einschartung. Die schwere Seillänge hatte etwas Zeit gekostet und Angesichts des Ausblickes der sich vor mir auftat, mit zahllosen Türmen und tiefen Einschartungen zwischen diesen wurde klar, das wird ne richtig lange Kletterei. Von der Scharte aus wäre es toll gewesen eine Abseillstelle 50m hinunter auf ein Band zu haben aber wir fanden leider nichts. Die folgenden 4 Türme zu überklettern sah sehr zeitintensiv aus. Wir kletterten daher, leider ebenfalls zeitaufwändig schräg südseitig (rechts der Kante) abwärts und umgingen so an der Basis die 4 Türme (der SAC-Führer empfiehlt die Türme zu überklettern). Eine firnige und teilweise vereisten Schneerinne zw. zwei Türmen stoppte die Kletterfahrt. Dank Eispickel konnten diese wenigen Meter aber bis zum Fels des nächsten Turmes gut überwunden werden und ich auf zeitaufwendiges Steigeisenanziehen verzichten. Der folgende, ca. 50m hohe Einzelturm wurde schräg ansteigend links (westseitig) basisnah bis zur Scharte mit der folgenden Wand in gutem Fels (4) erklettert.
   
Nun ging es mal steiler, mal flacher, mal links, mal rechts und teilweise sehr ausgesetzt und zwischenzeitlich brüchig den Grat entlang. Einzelne stellen 4 bis 5-.
   
   
Nach mehreren Längen wurde das Gelände wieder leichter und es war möglich im brüchigen, aber leichten Gelände südseitig (rechts) einen Teil der Türme wieder an der Basis zeitsparender zu umgehen. Schließlich tauchte endlich vor uns wieder ein steilerer Aufschwung auf der den Übergang in das letzte Gratstück darstellt. Entlang von Rissen und Rampen ging es in eigentlich ganz gut zu kletterndem Fels (3-4) in 2-3 Längen leicht rechtshaltend hinauf zu einem grösseren flachen Stück.
   
Endlich war der Gipfel linkerhand über uns auszumachen. Hier legten wir nochmal eine Rast ein und schmolzen etwas Schnee mit dem Jetboil, da die Hitze unsere Trinkvorräte deutlich dezimiert hatte. Harald kletterte das letzte Stück voraus und stieg zum felsigen Gipfelgrat aus. Als dieser in den Firngrat überging zogen wir die Steigeisen an. Wir hatten mit ca. 11,5h recht lange für den felsigen Sellagrat gebraucht. Eigentlich zu lange, andererseits ist es echt schwer die SAC-Zeiten an Graten mit Türmen, Abseilen…. einzuhalten. Nachdem es bereits sehr fortgeschrittener Nachmittag war und der Schnee sehr aufgeweicht, wollte am Gipfel des Piz Roseg noch keine überschwängliche Erleichterung aufkommen. Der verschneite Grat hinunter zu der Scharte zw. Piz Roseg und der Schneekuppe erforderte nochmal Konzentration um auf dem stark aufgeweichten Firn keinen ungewollten finalen Abgang zu machen.
   
Wir waren auf weiter Flur die einzigen Bergsteiger, ein untrügliches Zeichen an einem sonst stark frequentierten Berg, dass man spät dran ist. In der Scharte angekommen ging der Gegenanstieg dann Dank etwas Schatten und sehr tiefer Spur des Normalweges deutlich entspannter voran.
   
   
   
Vom Gipfel der Schneekuppe mussten die steileren Firnfelder noch mit etwas Respekt abgestiegen werden,
   
in der Querung rüber zum Eselsgrat war dann der Firn bereits wieder griffiger und am Eselsgrat angekommen kam langsam Entspannung auf.
   
Wir seilten am Eselsgrat 3x ab und konnten dann über Bänder weitere Höhenmeter bis kurz vor die Randkluft gewinnen. Dank eines alten Hakenstandplatzes im Fels darüber ging es mit einmal 30m Abseilen einfach hinunter auf den Gletscher. Mittlerweile war es schon deutlich dunkler geworden und es galt so weit wie möglich noch bei Dämmerung der vorhandenen Spur zur Tschiervahütte zu folgen. Die eigentlich wohlverdiente Rast fiel daher fast flach, sorry Harald.
   
Irgendwann wurde aus Dämmerung Nacht und nach einem Abstiegsverhauer im Dunklen fanden wir doch noch den richtigen Weg (meine Zustiegserinnerung von 2003 ist eben auch schon lange her)und gelangten runter auf den breiten Strom des Gletschers. Hier verloren wir irgendwie die Spur und querten vermutlich zu hoch und kamen am anderen Ufer in wegloses Gelände, in dem früher einmal der Normalweg zur Furcla Privlusa verlaufen ist. Dank meiner Begehung der Bernina-Westwand mit Bene Ries im September 2012, bei dem wir im Dunklen unfreiwilligerweise ebenfalls hier vorbeikamen , kannte ich den weiteren Abstieg nun. Nicht unbedingt erholsam aber mit dem Wissen das irgendwann hinter der über-, über, über----nächsten Schuttmoräne mal die Hütte auftauchen wird kam diese dann endlich auch in Sicht. Die Hoffnung auf dem Gipfel des Piz Roseg, noch ein Bier auf der Tschiervahütte zu trinken, wurde um ca. 23.30 Uhr an dieser angekommen natürlich nicht erfüllt. Schade auch. Recht platt lümmelten wir bei einer Rast im Schuhraum rum. Ich erwartete am nächsten Tag zum Kaufbeurer Tänzelfest Besuch meiner Schwester und sah bei Übernachtung in der Tschiervahütte etwas Gefahr diesen Termin nimmer einhalten zu können. Obwohl bereits beide sehr müde von der Tour machten wir uns daher noch an den weiteren Abstieg ins Tal. Der Hüttenweg wollte einfach nicht enden und kleinere Verschnaufpausen ließen uns fast im Stehen einschlafen, kurz vor den Rädern dann fast im Laufen. Endlich an den Rädern angekommen gings dann recht zügig in 20min zurück zum Auto wo wir gegen 2:30 Uhr ankamen. Ca. 21,5h Hochtour lagen hinter uns und wir hatten uns in Harald´s Bus das Tourenbier nach diesem Kondi-Schinder wirklich verdient. Am nächsten Morgen gab´s noch Deluxe-Frühstück im Cafe direkt gegenüber vom Taleingang zum Val Roseg (sehr zu empfehlen) bevor es zurück nach Hause ging. Eine eindrückliche und einsame Tour im tollen Berninagebiet neigte sich dem Ende zu.



Facts:
Erstbegangen 30.07.1909 von G.L. und G.G.C. Stewart mit Ferdinand Summermatter und Alphonse Simond
Zustieg zur Parravicini-Biwakschachtel (3183m) via Coazhütte (2610m) und Sellapass (3269m) ca. 7h und 1500Hm. Kletterei am Sellagrat je nach Seilschaft 6-11h bei etwa 700Hm, Abstieg vom Gipfel des Piz Roseg (3937m) via Schneekuppe (3918m) bis Tschiervahütte (2573m) je nach Verhältnissen, Wegfindung und Restkondition 4 -5h. Talabstieg von Tschiervahütte ins Tal und mit Bike weiter zum Auto in Pontresina (ca. 1800m) ca. 2,5h.
Sellagrat (Südwestgrat): ca. 650-700Hm, deutlich längere Kletterstrecke durch das lange waagrechte Gratstück und die vielen Türme. Schwierigkeit im Fels überwiegend 3/3+ mit vielen Stellen 4 und vielleicht 2x 5er Stellen. In der Schlüsselseillänge auf unserer Variante auf etwa 10- 15m 6/6+ hier existiert aber vermutlich eine leichtere Variante weiter links. Der Fels ist an den meisten etwas schwereren Stellen fest und lässt sich allg. sehr gut absichern. In den leichten Längen auch viel loses Gestein. Im horizontalen, mittleren Gratabschnitt dürfte es deutlich zeitsparender sein, das Seil auf 30m zu verkürzen und dauerhaft simultan zu klettern. Auf dieser Tour muss und kann eh viel simultan geklettert werden. Von Vorteil könnte auch sein nur mit einem Einfachseil zu klettern. Die Abseilstellen am Eselsgrat sind auch mit 60m Einfachseil erreichbar, dann muss jedoch öfter abgeseilt werden. Die Tour muss komplett selbst abgesichert werden, was problemlos funktioniert mit mittleren Friends (Camelots 0,4 bis 0,75 doppelt dabei zu haben war angenehm). Felshaken nicht notwendig. Viele Schlingen zum Verlängern der Zwischensicherungen zu empfehlen. Ein Rückzug in der Tour ist nach dem ersten Gratabschnitt nicht mehr so einfach möglich, da beide Gratflanken regelrechte Geröllhalden darstellen und wegen fehlendem In-Situ-Material dieser auch nur unter extremen Materialverlust zu bewerkstelligen ist.
Spürsinn für den schnellsten und festesten Routenverlauf hilfreich. Die Tour wird wohl nur sehr selten unternommen. Sowohl im Hüttenbuch der Biwakschachtel als auch im Internet fanden wir kaum Hinweise auf eine Begehung. Auch wenn man unsere Kletterzeit am Sellagrat bestimmt deutlich drücken kann bleibt die Tour mit langem Zustieg, langer Kletterstrecke am Grat und langem Abstieg ins Tal (ca. 2200Hm) ein konditionell sehr forderndes Unternehmen. Eine gewisse Zähigkeit und leicht masochistische Grundveranlagung könnten sehr hilfreich sein für den alpinen Genuss.
Wink


Weitere, informative Bilder zu einer anderen (schnellen) Begehung der „Strapazi´s ( der Name der „Tourengruppe“ ist wohl Programm. Man mag nun ahnen wieso sie den Sellagrat auch zu ihrem Tourenziel gewählt haben….):

http://www.strapazis.ch/strapazis/bilder...D=ItemList


Gruß Alban und Harald



Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Drucke diesen Beitrag

  Scheideggwetterhorn - Direkte Nordwand (VI A2, 1300 mH) 02.-03.08.13
Geschrieben von: Tobias - 06.08.2013, 14:32 - Forum: Schweiz - Antworten (9)

„Von Grindelwald oder der GrossenScheidegg aus betrachtet, hinterlässt das Scheideggwetterhorn mit seinen gewaltigen NO-NW Abstürzen einen unauslöschlichen Eindruck. Die gegen 1300 m hohe N-Wand gliedert sich deutlich in zwei Teile…“

„Die Anstiege durch diese Steilwände zählten bereits vor Jahrzehnten zu den grössten Kletterfahrten in den Schweizer Alpen.“


aus: SAC Clubführer – Berner Alpen 5


„Die Durchsteigung der direkten Nordwandführe gehört zu den schwierigsten, längsten und damit unbedingt vom sicheren Wetter abhängigen Anstiegen dieses Buches“

„Völlig zu Unrecht steht sie im Schatten des Eigers und seiner gefährlichen Nordwand. Vielleicht ist die Wetterhorn-Nordwand nicht so begehrt … wie viele Bergsteiger durchsteigen „gerade noch“ die berühmt-berüchtigte Eigerwand, weil es eben Wind „macht“. Die Wetterhornwand gibt der Eigerwand nichts an Schwierigkeiten nach, im Gegenteil. Sie ist klettertechnisch schwieriger… “


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


„Scheideggwetterhorn – Direkte Nordwand“, beim Gedanken an dieses furchteinflößende Gemäuer, kann einem schon mal etwas flau in der Magengegend werden. Den epischen Worten aus Pauses „im extremen Fels“ und dem SAC-Führer kann auch heute fast 60 Jahre nach der Erstbegehung nichts hinzugefügt werden. Diese Tour ist und bleibt ein extrem anspruchsvolles, heikles und mitunter nicht ganz ungefährliches Alpinabenteuer, welches man nie vergessen wird!!! Diese „Direkte Nordwand“ der großen Schweizer Extrembergsteiger Max Niedermann und Seth Abderhalden aus dem Jahre 1954 gehört zu der Kategorie von Touren die ein Alpinist gerne als Rarität in seinem Tourenbuch stehen haben will aber mit Sicherheit nicht unbedingt ein zweites Mal klettern will. Nach mehr oder weniger wochenlanger Trockenperiode im Juli 2013, bei bester stabilster Wettervorhersage und einem sowohl körperlich wie mental perfekten Zustand wagen Florian und ich uns in diese berüchtigte Nordwand des „WeideggSchetterhorn“ wie es zwei gute Freunde von mir zu sagen pflegen. Laut Hüttenwirt der Glecksteinhütte war dies die erste Begehung in diesem Jahr. Ein Versuch Mitte Juli endetet nach Sturz leider schwerstverletzt mit Hubschrauber und Rettungseinsatz. Laut SAC-Führer wird die Wand 3-4-mal pro Jahr durchstiegen. Wobei das vermutlich in den letzten Jahren bei weitem nicht der Fall war.

Persönlich freut es mich natürlich sehr, dass es gerade zum kleinen Jubiläum meiner 30. Pausetour „im extremen Fels“ und 10. in diesem Jahr ein solches Highlight wurde. Bis auf die furchtbar brüchige und fast zwingend technisch zu kletternde Schlüsselstelle konnte Florian alles OnSight klettern!!! Dank Florians enormen Kletterkönnen und Geschwindigkeit auch in heikelstem Gelände und durch vermutlich ideale Verhältnisse in der Wand, konnten wir die Tour sogar an einem Tag, also ohne meist übliches Wandbiwak, in knapp 15,5 h Kletterzeit durchsteigen und erreichten gegen 21:00 Uhr erschöpft aber überglücklich den Gipfel des Scheideggwetterhorn. Unsere Taktik schnell und leicht ging voll auf. Zwar mussten wir dies in Form eines kalten und spartanischen Gipfelbiwaks bezahlen, denn wir hatten weder Schlafsäcke, Essen noch Kocher dabei, aber einen Tod muss man für diese Wand sterben. Die Taktik beinhaltete außerdem das Florian die meisten heiklen Seillängen ohne Rucksack sicher und zügig durchsteigt und ihn nachzieht, bzw. ich mich mit dem sich ständig verhängenden nachgezogenen Rucksack von Florian und meinem auf dem Rücken durch die Kamine schinde. In wenigen Seillängen haben wir auch beide Rucksäcke hinterhergezogen.

    Scheideggwetterhorn

Die folgenden beiden Bilder stammen vom Tag unseres Wanddurchstieges (02.August.2013) von folgender genialen 360° interaktiven Webcam Grindelwald First (da kann man sogar reinzoomen!):
http://panocam.panomax.at/firstbahn


    Scheideggwetterhorn und Wetterhorn, rechts das Schreckhorn
    Scheideggwetterhorn - Direkte Nordwand


Zum Bericht unserer Begehung:

Am späten Donnerstagabend fahren wir nach Grindelwald und weiter bis zur Großen Scheidegg. Womit allerdings schon eine nicht unerhebliche organisatorische Hürde wartet, denn höchst offiziell ist die Straße zur Großen Scheidegg gesperrt. Es empfiehlt sich mit dem freundlichen Hotelbesitzer einen Deal zu machen und so haben wir offiziell im Hotel übernachtet. Zumindest bei der Taktik an einem Tag durch die Wand zu wollen, sind alle anderen Optionen mit dem Postbus viel zu spät und nicht interessant. Wer natürlich zwei Tage plant kann am großen Parkplatz beim Hotel Wetterhorn oberhalb von Grindelwald parken und mit dem Postbus zur Großen Scheidegg hochfahren. Eine Option wäre vielleicht noch sich am Vorabend eine hübsche Grindelwalderin anzulachen, die einen am nächsten Morgen hochfährt, denn die Talbewohner können eine offizielle Bewilligung zum Befahren der Straße bekommen.

Gegen 04:45 Uhr starten wir und es geht immer mehr oder weniger direkt über den Grasrücken in 45 min zum Einstieg unter die Wand.

   
    Blick vom Einstieg auf beeindruckende 1300 m Wandhöhe

Vom Einstieg geht es zunächst durch eine markante Rinne mit diversen alten Fixseilen (III-IV) hinauf und nach rechts über teils schuttbedeckte Platten unter die zwei riesigen, an die Wand gelehnten Felspfeilern. Zunächst zum tiefsten Punkt zwischen den beiden Felspfeilern hinaufklettern (IV-V) und nach links durch einen Kamin auf den Kopf des linken Felspfeiler. Bis auf die letzte Seillänge vor dem Pfeilerkopf klettern wir alles seilfrei, was auch aus zeitlichen Gründen unbedingt zu empfehlen ist.

    die markante Rinne mit alten Fixseilen
    über Platten nach rechts unter die beiden Felspfeiler
    über Platten nach rechts unter die beiden Felspfeiler
    auf dem Weg zum linken Felspfeiler, noch seilfrei
    letzte Seillänge vor dem Pfeilerkopf

Mit einem Spreizschritt nach links in die Wand hinein und der erste Prüfstein wartet auf die Bewerber. In schöner und bei uns trockener Wandkletterei geht es hinauf. Eine der schönsten Seillängen der ganzen Wand. Ein richtiger Spreizschritt ist es aber nicht, eher ein kleiner Schritt. Die im Tschechen-Topo angegeben Freikletterbewertung VIII dürfte etwas übertrieben sein. Es ist eher VII oder VI- A1. Im Vergleich zur restlichen Wand bestens mit Normalhaken abgesichert. Danach folgt eine steil und schwer aussehende Verschneidung, welche sich aber dann super ausspreizen lässt. Nach der Verschneidung mache ich keinen Stand sondern wir geben gleich etwas Gas und klettern bis kurz vor die steile Stufe zwischen 1. und 2. Terrasse am langen Seil. Von der 1. Terrasse kann man das Gefühl bekommen alles ist so nahe und man ist bald schon im zentralen Wandteil. Doch die Dimensionen dieser Wand werden einen bald eines Besseren belehren.

    der erste Prüfstein, die Seillänge nach dem Spreizschritt
    die steile Verschneidung danach
    Blick auf die unangenehme Stufe zwischen 1. und 2. Terrasse und den darüber liegenden Hauptteil der Wand
    typischer dachziegelartig nach unten geschichteter Fels

Wo genau die unangenehme und sicher brüchige Wandstufe zwischen 1. und 2. Terrasse richtigerweise zu überwinden ist haben wir nicht gefunden. Wir sind jedenfalls zu weit nach rechts geklettert und an einem Bohrhakenstand gelandet, relativ sicher von der Tour „Baston la baffe“. Unterhalb dieses Bohrhakenstandes und quasi am oberen rechten Ende der 1. Terrasse befindet sich ein ideal aussehender Biwakplatz (siehe Bild).

    10 m rechts von Florian befindet sich ein Bohrhakenstand der „Baston la baffe“
    Wandriegel zwischen 1. und 2. Terrasse
    idealer Biwakplatz am oberen rechten Ende der 1. Terrasse
    Wandriegel zwischen 1. und 2. Terrasse

Nach diesem Wandriegel geht es über die 2. Terrasse nach links an den Fuß von einem markanten Doppelkamin am linken oberen Ende des vermutlich immer vorhandenen Schneefeldes. Wobei „gehen“ auch eher übertrieben ist. Über schuttbedeckte nasse Platten geht es nach links zum Schneefeld. Wir haben uns dann nicht getraut unterhalb des Schneefeldes rüber zu queren (noch glattere Platten und noch mehr Schutt) sondern sind am kürzesten Stück mit den Kletterschuhen übers Schneefeld geeiert und anschließend hinter dem Schneefeld zum Beginn des Kamins. Wer bis hierher das Gefühl hat alles ist gut gelaufen und man ist schnell, muss sich bewusst sein, das hier die steile Wand eigentlich erst so richtig losgeht, und alles andere zum Aufwärmen war. Gegen 10:15 Uhr stehen wir hinter dem Schneefeld auf der 2. Terrasse.

    auf der 2. Terrasse, genau bei Florians Helm der markante Doppelkamin
    nasse, schuttbedeckte Platten auf der 2. Terrasse
    hinterm Schneefeld

Wie sehr oft in dieser Wand ist nun sonnenklar das man über diese folgenden Kamine nach oben muss. Wo aber genau, im rechten, im linken oder eine Mischung aus beiden ist einem zunächst völlig unklar und es bedarf einer gehörigen Portion Gespür für den idealen Routenverlauf. Wir sind jedenfalls zunächst im rechten Bereich eine Seillänge hoch, bis zu Bohrhakenstand im tiefen Kamin. Direkt vom Stand aber an der linken Begrenzungswand ein paar Meter hoch und Quergang nach links in den linken Kamin. In diesem linken Kamin schwer und kurz heikel nach oben. Keine Ahnung ob das der beste Weg war, aber der rechte Kamin oberhalb des Standes sieht eher noch unangenehmer und wilder aus. Danach wird es für drei lange Seillängen wieder etwas leichter (IV-V). Bevor man das zentrale Kaminsystem am westlichsten der drei gelbroten Pfeilern erreicht.

    Auftakt zur ersten Kaminreihe
    unten die Große Scheidegg, links oben Grindelwald First
    im “leichteren“ Gelände zwischen den Kaminsystemen
    Querung nach rechts zum zentralen Kaminsystem

Nun stehen wir also unter dem berühmt, berüchtigten zentralen Kaminsystem am westlichsten der drei gelbroten Pfeilern. Zu mindestens die Verhältnisse sehen gut aus und der größte Teil dürfte trocken sein. Trotzdem beeindruckend dieses Schlünde. Die erste, von vier Kaminseillängen (alle +/- VI) ist noch die gutmütigste, wobei auch hier an einem Überhang schon ordentlich zugepackt werden muss. Diese Seillänge kletterten wir noch mit Rucksack. In den drei nachfolgenden kam die Rucksacknachzieh-Taktik zum Einsatz. Insbesondere für einen schnellen und kontrollierten Vorstieg unbedingt zu empfehlen. Der Nachsteiger muss sich dann zwar mitunter übelste mit dem sich ständig verhängenden nachgezogenen Rucksack und dem eigenen auf dem Rücken herumplagen, wuchten und schinden. Aber gut, richtigen Klettergenuss wird es in dieser Tour eh nicht wirklich geben und wenn es was zu vermeiden gilt, dann sind das Vorstiegsstürze in diesen heiklen, schlecht abgesicherten und auch schlecht absicherbaren Kaminseillängen. Die zweite Kaminseillänge stellt die schwerste dar. Entweder kletterbar als grausigen Körperriss oder wie Florian (sieh Bild) weit ausspreizend aber sehr schwer und glatt. Danach folgen noch zwei relativ ähnliche Seillängen. Die sehen zwar vom Fels her furchtbar grausig und unangenehm aus, sind aber deutlich dankbarer zu klettern wie es den Anschein hat. Trotzdem steil, schwer und anspruchsvoll.

    Auftakt im zentralen Kaminsystem
    zweite Seillänge im zentralen Kaminsystem
    dritte Seillänge im zentralen Kaminsystem
    vierte Seillänge im zentralen Kaminsystem

Gegen 14:45 Uhr steigen wir aus dem zentralen Kaminsystem aus. In den für uns ersten Sonnenstrahlen des Tages genießen wir unsere erste kurze Pause. Wir sind nun inzwischen schon über 9 h meist Vollgas am Klettern, da kommt eine kurze Pause mehr wie recht. Nach 5 Minuten geht es aber gleich weiter denn schließlich ist es noch ein langer, langer Weg bis zum Gipfel. Es folgt eine ca. 200m lange Querung auf breitem Band nach rechts. Die ca. 3-4 Seillängen liegen am langen Seil kletternd schnell hinter uns. Man kommt an einem sehr guten Biwakplatz vorbei. Dieser dürfte von Christoph Klein aus dem Jahr 2009 sein. (Eintrag auf bergtour.ch: gute Biwakstelle im Dreck gegraben).

    unser Pauseplatz auf dem Pfeilerkopf nach dem zentralen Kaminsystem
    ca. 200m auf dem Band nach rechts bis unter die Schlüsselstelle
    der Biwakplatz auf dem Band

Nun folgt also die berühmt, berüchtigte Schlüsselstelle der „Direkten Nordwand“ des Scheideggwetterhorn. Im ersten Pause Band ist sie gar noch mit dem legendären Schwierigkeitsgrad VI A3 angegeben. Im zweiten Band dann eigentlich recht treffend mit VI A2 bewertet. Im Tschechen-Topo freigeklettert mit VIII+ angegeben und somit für Florian eigentlich noch locker im OnSight Bereich. Nachdem aber sämtliche Tritte und Griffe von Florian der Schwerkraft folgten war klar dass es nicht die beste Idee ist hier frei zu klettern. Woher diese Angabe aber kommt und ob das schon jemals jemand freigeklettert hat wagen wir zu bezweifeln. Dieser Überhang ist auf den ersten Metern so furchtbar brüchig, wahrscheinlich eh meist nass und mit grausig dermaßen schlechten Haken bestückt dass man schon bei technischer Kletterei fast das Beten anfängt! Schon in Anbetracht der Haken dürfte es zu empfehlen sein das sowohl Vorsteiger wie Nachsteiger ohne Rucksack und so sanft wie möglich diese Passage begehen.
Die nachfolgende leicht überhängende Verschneidung (VII- oder VI A0) weißt dagegen sogar vertrauenerweckendere alte Bohrhaken auf und lässt sich zudem auch noch mit Cams passabel absichern.

    beim Anblick der furchtbar brüchigen Schlüsselstelle
    die Schlüsselpassage auch technisch äußerst heikel und schwer
    wohlgemerkt ist die Schlüsselpassage auch noch massiv überhängend
    am Stand nach der Schlüsselpassage, mit Blick auf die nachfolgende leicht überhängende Verschneidung
    die leicht überhängende Verschneidung von oben
    Tiefblicke über die gesamte Wand bis zur Großen Scheidegg

Nun folgt ein ganzer Abschnitt mit wirklichem Scheißgelände der Extraklasse wie ich es auch noch selten erlebt habe. Wie auch immer über 4-5 Seillängen geht es diagonal nach links oben zu den Ausstiegsseillängen. Die Linie ist alles andere als klar vorgebeben, Material steckt rein gar nichts, das Gelände ist überaus brüchig und legen kann man aufgrund des geschlossenen Felsen auch fast nichts. Zum Glück ist das Gelände sehr leicht meist III-IV. Meist ist man froh wenn man nach 60 m irgendwo einen windigen Cams unterbringt. „Stand, nachkommen…“ Einmal kann ich auf 60 m rein gar nichts legen und auch keinen leidlichen Cam als Standplatz unterbringen, alles um mich herum fällt gefühlt auseinander. So kommen noch das erste und auch einzige Mal unsere mitgeführten Haken zum Einsatz. Dass dieser eine Normalhaken alles andere als ideal im Bruch steckte brauche ich wohl nicht näher ausführen. „Florian Stand, kannst kommen…!“ Nun gut vielleicht liegt dieser Eindruck auch etwas daran dass wir nun schon ca. 12 h anstrengende Kletterei hinter uns haben, langsam etwas müde sind und die heiße Augustsonne auch eher nervt und gnadenlos brennt.

    4-5 Seillängen diagonal nach links zu den Ausstiegrissen
    4-5 Seillängen diagonal nach links zu den Ausstiegrissen
    Blick auf die Ausstiegsrisse

Nach einer kurzen aber nötigen Pause starten wir gegen 18:30 Uhr in die Ausstiegsrisse. Diese Risse erfordern nochmal alles von einem ab. Florian steigt wieder ohne Rucksack vor, muss aber auch nochmal alles geben und fast die ersten beiden Längen zu einer ewig langen 55m Seillänge zusammen. Schwer und sehr moralisch sind diese ersten beiden zusammengefassten Seillängen. Wie man das VI A2 klettern soll (Pause-Skizze) war uns allerdings ein Rätsel. Es steckt so gut wie nichts, außer zwei windigen Bohrhaken ominöser Konstruktionsweise der Kategorie: „What the Hell, what´s this“. Laut Tschechen-Topo sind es nun noch drei Seillängen in den Ausstiegsrissen. Wir klettern aber diese folgenden Längen (V-VI) am langen Seil und erreichen gegen 20:00 Uhr das Ende der Ausstiegsrisse. Hier leidlicher Notbiwakplatz vorstellbar.

    die erste Seillänge der Ausstiegsrisse
    am langen Seil durch die letzten drei Seillängen (V-VI) der Ausstiegsrisse
    20:00 Uhr am Ende der Ausstiegsrisse

Erst jetzt sind wir uns eigentlich ganz sicher, den Gipfel noch im Tageslicht zu erreichen. Mit diesem moralischen Motivations- und Energieschub geben wir auf den letzten, laut Tschechen-Topo sieben Seillängen (III-IV, Stellen V), bis zum Gipfel nochmal Vollgas und klettern am langen Seil, obwohl der Fels, vor allem gegen Ende, wieder enorm brüchig ist.

    die letzten Seillängen vor dem Gipfel
    die letzten Seillängen vor dem Gipfel
    die letzten Seillängen vor dem Gipfel

Nach diesem letzten Schlussspurt am langen Seil erreichen wir überglücklich und nach 15,5 h Kletterzeit gegen 21:00 Uhr den Gipfel des Scheideggwetterhorns (3361 m). Ein großartiges Gefühl!!! Natürlich sind wir schon auch ein klein wenig stolz darauf die berühmt berüchtigte „Direkte Nordwand“ des Scheideggwetterhorn durchstiegen zu haben und das auch noch an einem Tag bis zum Gipfel.

    die letzten Bruchmeter vor dem Gipfel
    On Top of Scheideggwetterhorn (3361 m)

Zum Glück befindet sich ca. 10 m westseitig unterhalb des Gipfels ein super Biwakplatz für zwei Personen. Unser spartanisches Nachtlager ist bald „aufgebaut“ und besteht aus je 60 m Seil, je einem Rucksack, ein paar Falten einer Z-lite Isomatte und bei mir aus dem Bivi von Mountain Equipment und bei Florian sogar nur aus einer Rettungsdecke in die er sich einwickelt. Mit ein paar Riegeln und ein paar verbliebenen Schlücken zu Trinken ist auch das Abendessen bald erledigt und bei auffrischendem Wind versuchen wir einzuschlafen. Natürlich ist ein Biwak in fast 3400 mH mit nur Biwaksack oder Rettungsdecke eher kalt und mit Schlafen nicht allzu viel los. Man hat also genügend Zeit das am Tag erlebte zu verarbeiten. Gegen Ende der Nacht zieht auch noch eine kleine Störung durch und bringt ein paar Regentropfen. Trotz Wolken und etwas Regen genießen wir das Erwachen des Tages und die beeindruckenden Blicke auf Mönch, Eiger und andere große Berggipfel des Berner Oberland.

    unser Biwakplatz
    Gute Nacht…
    Guten Morgen… Biwakplatz mit Eigerblick
   

Der Abstieg vom Scheideggwetterhorn zur Glecksteinhütte ist dann auch nochmal ein Kapitel für sich und rundet das Gesamterlebnis der Unternehmung entsprechend ab. Die verschiedenen Beschreibungen im SAC-Führer, im Eintrag von Christoph Klein auf bergtour.ch von 2009 und im Info Teil auf extrem-collect.de von Nihat Knispel weichen schon etwas voneinander ab und so sind wir nicht so ganz schlüssig wie, was und wohin. Zunächst vom Gipfel immer direkt am Grat entlang bis in die erste markante Scharte welche man durch 10 m Abseilen erreicht. Von hier sieht der Weiterweg am Grat (SAC-Führer) entlang zwar gut möglich aber aufwendig aus. Das dicke Schlingenbüschel macht den Eindruck wie wenn doch die meisten gleich hier in die tiefe Schlucht abseilen. Also auch wir. Nach 60 m Abseilen sind wir hin und her gerissen den Spuren im Schneefeld (Seilschaft vom Westpfeiler zwei Tage vorher) nach links (orografisch) zu folgen oder in absolut ungut aussehendes und völlig unbekanntes Gelände von einer schon vorhandenen Abseilstelle abzuseilen. Wir entscheiden uns für die Spuren nach links. Nach einer heiklen langen Querung über steilen Schnee und brüchigen Fels erreichen wir eine Art Geländerücken. Über ihn steigen wir teils unangenehm ab bis wir weiter unten wieder auf eine Abseilstelle finden und von dieser 60 m (besser 2x 30m) bis auf den Gutzgletscher abseilen. Um etwas Licht ins Dunkle zu bringen habe ich von diesem ganzen Teil mal ein Übersichtsbild gezeichnet. Die punktierte Linie dürfte ungefähr die vermeintlich eingerichtete Abseilvariante sein (siehe Infos von Nihat Knispel auf extrem-collect). Allerdings ohne Gewähr, denn wir sind da ja nicht runter!

Über den Gutzgletscher ging es problemlos hinüber bis unter die Chrinne und wiederum problemlos konnten wir im Schnee bis zur Chrinne (3058 m)aufsteigen. Von dort aber zunächst noch ca. 100 m auf dem Grat nach rechts bis zu einem Block mit mehreren Schlingen und (nun wieder) aufgebautem Steinmann. Vom Block mit den Schlingen seilten wir ca. 55 m bis zu einer weiteren eingerichteten Abseilstelle (schwarzes Fixseil). Von dort in vollen 60 m + 5 m abklettern erreichten wir eine bequeme Terrasse welche den problemlosen Übergang auf den Chrinnengletscher ermöglichte.


    Abseilen von der tiefen Scharte
    unsere Querung nach links (orografisch)
    auf dem Geländerücken
    letzte Abseilstelle auf den Gutzgletscher hinab
    auf dem Gutzgletscher, hinten Eiger und Mönch
    Aufstieg zur Chrinne
    Übersichtsbild – Abstieg auf den Gutzgletscher
    Abseilen von der Chrinne

Von nun an war der Weg also frei und die Glecksteinhütte zum Greifen nahe. Zum Glück liegt dieses Jahr noch verhältnismäßig viel Schnee und so können wir zügig über den Altschnee nach unten surfen. Gegen 11:30 Uhr erreichen wir die Glecksteinhütte und verhaften riesige Portionen wohlschmeckendes Gletscher-Rösti.

    Abstieg zur Glecksteinhütte
    Glecksteinhütte

Der weitere Abstieg in der Mittagshitze zieht sich mit müden Beinen gewaltig in die Länge. Unten an der Straße angekommen fährt uns auch noch der stündlich verkehrende Bus um 30 Sekunden vor der Nase weg. Doch was sollen wir uns nach solch einer Tour und solchen Erlebnissen wegen eines verpassten Busses aufregen. Völlig entspannt legen wir uns in bester Bergvagabundenmanier in die Wiese, genießen „dolce far niente“, beobachten die sich abmühenden Fahrradfahrer und dösen mit Blick aufs Scheideggwetterhorn genüsslich ein. Eine ganze Stunde müssen wir aber nicht warten, denn eine hübsche Grindelwalderin mit Fahrbewilligung nimmt mich per Anhalter mit zur Großen Scheidegg und ich kann das Auto holen. Eine großartige Unternehmung geht zu Ende!

Was eine Tour …

    im Abstieg von der Glecksteinhütte

Nach einem erholsamen Nachmittag bei Rosenlaui folgt bereits am nächsten Tag in den Engelhörnern mit der „Steuri“ in der Kingspitze NO-Wand der nächste Pausepunkt. Nach drei Seillängen am langen Seil und 2 h 30 min stehen wir am Gipfel der Kingspitze.


Scheideggwetterhorn (3361 m) - Direkte Nordwand:
- EB: Max Niedermann und Seth Abderhalden 12.-13. August 1954
- Schwierigkeit:VI A2 in der Schlüsselpassage, anhaltend im V. und VI. Grad, überwiegend anspruchsvolle, heikle und rucksackfeindliche Kamin Rampferei. Selten schöne Kletterei
- Felsqualität: In den schweren Passagen (bis auf die eigentliche Schlüsselstelle) fester kompakter Fels. In der fast zwingend technisch zu kletternden Schlüsselstelle furchtbar brüchig (gut nur das man da eh den Fels nicht allzu viel berührt und nur hofft das die Haken halten).Auf den Terrassen teils unangenehme, geröllbedeckte und abwärtsgeschichtete Platten. Dazwischen immer wieder absicherungsfeindliches Bruch- und Scheißgelände diverser Kategorien insbesondere vor den Ausstiegskaminen.
- Absicherung: Wenig fixes Material vorhandenen. Auch an den Standplätzen ist oft Eigeninitiative gefragt. Zwischensicherung auch in den schweren Kaminseillängen äußerst spärlich. In der Schlüsselseillänge grausig, schlechte alte Haken. Nicht immer und überall kann mit mobilen Sicherungsmitteln vernünftig gearbeitet werden.
- Wandhöhe 1300 m, Kletterlänge deutlich mehr
- Kletterzeit: 18-20 h


Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Keile hatten wir dabei aber nicht eingesetzt
- Felshammer (am besten mit deutlicher Spitze damit er zur Not im Abstieg auch als Eisgerät diesen
- mehrere Haken
- ein Eisgerät mit Hammerkopf
- je nach Verhältnissen am Gletscher auch mit Zustiegsschuhen und Riemensteigeisen vorstellbar
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


unser zeitlicher Tagesverlauf:
1. Tag - 04:45 Uhr - Abmarsch Große Scheidegg
1. Tag - 05:30 Uhr - Einstieg
1. Tag - 07:00 Uhr - Spreizschritt vom linken Turm
1. Tag - 08:15 Uhr - Beginn der Wandstufe zwischen 1. und 2. Terrasse
1. Tag - 10:15 Uhr - am Ende der 2. Terrasse, das Kaminvergnügen kann beginnen
1. Tag - 12:30 Uhr - Beginn der zentralen Kaminreihe am westlichsten der drei Pfeiler
1. Tag - 14.45 Uhr - Ende der zentralen Kaminreihe am westlichsten der drei Pfeiler
1. Tag - 15:30 Uhr - Angriff an der Schlüsselstelle
1. Tag - 18:30 Uhr - Beginn der Ausstiegsrisse
1. Tag - 20:00 Uhr - Ende der Ausstiegsrisse
1. Tag - 21:00 Uhr - Gipfel Scheideggwetterhorn (3361 m)

2. Tag - 07:00 Uhr - Start vom Biwakplatz am Gipfel
2. Tag - 09:45 Uhr - Gutzgletscher ist erreicht
2. Tag - 09:45 Uhr - Gutzgletscher ist erreicht
2. Tag – 10:00 Uhr - Chrinne
2. Tag – 11:30 Uhr - Glecksteinhütte


Kletterführer / Topos / Hinweise:
SAC Clubführer
Berner Alpen 5

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Ein tschechisches Topo und das eingescannte Pause Wandbild mit eingezeichnetem Routenverlauf ist im Internet zu finden. Diese dienen zwar sehr gut der Übersicht mehr aber auch nicht. Bei 1300 m Wandhöhe und an die 60-70 Seillängen ist das aber nicht anders zu erwarten. Der Routenverlauf mit seinen markanten Eckpunkten ist eigentlich klar und auch gut zu finden. Im Detail der einzelnen Seillängen aber oft schwer und nicht immer eindeutig oder offensichtlich klar.

Weitere Hinweise auf bergtour.ch (Eintrag von Christoph Klein von 2009) und auf extrem-collect.de (Eintrag von Nihat Knispel auch von 2009)

SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1229, Grindelwald


Viele Grüße
Florian und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Petites Jorasses - Westwand „Contamine“ (VI / VI- A0 / 650 mH) 27.07.13
Geschrieben von: Tobias - 30.07.2013, 18:47 - Forum: Frankreich - Keine Antworten

„…dagegen weist diese Seite eine mächtige, wie ein Schild leicht gewölbte Mauer auf, die in verschiedenen Höhen von langen schwarzen Überhängen versperrt wird … hier finden wir eine herrliche, andauernd sehr schwierige, aber immer elegante technisch, quasi schwerelose Kletterei, ohne `Hauruck`“

aus: Gaston Rébuffat. 100 Idealtouren im Montblanc-Massiv


„Wer über die Eiswüste des Leschauxgletschers zur Westwand der PetitesJorasses aufsteigen will, der muß erst einmal am Walkerpfeiler vorbei, diesem höchsten aller hohen Ziele der Westalpen. Vielleicht ein Grund, weshalb diese Westwand so relativ spät entdeckt wurde [1955]…“

„Michel und Yvette Vaucher: Wir fanden diese Führe erstaunlich eindrucksvoll. Sie ist bestimmt eine der schönsten Felsführen in der Montblanc-Gruppe. Fast ausschließlich großartige Freikletterei in einem exzellenten Granitfels…“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Die „Contamine“ in der PetitesJorasses Westwand war natürlich schon länger im Hinterkopf als Ziel vorhanden, wenn auch nicht unbedingt ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch die Zeit und das passende Wetter in Chamonix waren für die drei Tage am Wochenende vorhanden und mussten genutzt werden. Mit dieser Tour konnte ich meine 6. Pausetour „im extremen Fels“ in diesem Monat (Juli 2013) klettern. Die Berichte eines Doppelschlages von Florian und mir mit zwei Pausetouren an einem Tag folgen noch….

    Grandes und PetitesJorasses
    Petites Jorasses – Westwand „Contamine“

Die Reise und der lange Zustieg zur Wand waren es aber Wert und die „Contamine“ ist unter klassischen Maßstäben wirklich eine Traum/Genusstour.Der Granitfels ist in der Tat exzellent und auf der ganzen Tour bei 650 m Wandhöhe (Kletterlänge deutlich länger) gibt es lediglich zwei sehr einfache Passagen die etwas brüchig sind!!!Die Schwierigkeiten liegen überwiegendund anhaltend im V. Grad mit wenigen Stellen im VI. Grad. Die Absicherung mit Normalhaken ist für solch eine klassische Tour eher unterdurchschnittlich, und man ist oft auch an den Ständen auf sich allein gestellt. Dies stellt aber keinerlei Problem dar sondern steigert eher noch die Begeisterung, denn die Risse, Schuppen und Köpfchen nehmen bereitwillig und nahezu überall haufenweise Cams, Keile und Schlingen auf. Der Abstieg zurück zum Einstieg erfolgte ganz bequem per Abseilen über die mit Bohrhaken gesicherte Piola-Tour „Anouk“. Alles in allem eine tolle Unternehmung im großartigen Ambiente des Leschaux-Kessel mit der alles dominierenden Nordwand der Grandes Jorasses in direkter Nachbarschaft.

    Blick von Montenvers

Am Freitagmorgen geht es zusammen mit Jochen und Andreas nach Chamonix und mit der Bahn hinauf nach Montenvers. Von dort über die Leitern aufs Mer de Glace und der lange Marsch zur Leschaux-Hütte beginnt. Die derzeit ca. 700 Hm fallen einem auf dieser langen Wegstrecke fast gar nicht auf. Ohne zu hetzten kommen wir nach knapp 3 h zur Hütte und ich genieße bei bestem Wetter zum ersten Mal die beeindruckenden Blicke und den Sonnenuntergang von der Terrasse der Leschaux-Hütte. Die seit diesem Jahr neue Hüttenwirtin Christelle ist super freundlich und fürsorglich. Lediglich fünf weitere Bergsteiger sind auf der Hütte, die beiden Bergführer aus Courmayeur mit ihren drei Gästen wollen auch an die Petites Jorasses, allerdings in die „Anouk“.

    Im Zustieg auf dem Leschauxgletscher
    Leschaux-Hütte
    Grandes Jorasses
    Aiguilles von Chamonix

Am nächsten Morgen klingelt um 02:30 Uhr der Wecker und nach einem tollen Freiluftfrühstück bei milden Temperaturen auf der Hüttenterrasse starten wir gegen 03:00 Uhr. Die Leitern und Stufen wieder runter auf den Leschaux-Gletscher und über ihn empor, bis es nach einer Zone mit einigen Querspalten nach links über die lange Firnmulde direkt unter die Westwand geht. Der Einstieg ist eindeutig zu finden, direkt im Grund der riesigen markanten Verschneidung des unteren Wandteils. Im Zustieg galt es, durch nicht ganz durchgefrorenen Schnee, etwas zu Spuren und es dauerte von der Hütte bis zum Einstieg fast 2,5 h.

Die beiden Bergführer mit ihren drei Gästen wollten nun aber die unteren schweren Längen der „Anouk“ über die Verschneidung der „Contamine“ umgehen. So standen am Einstieg plötzlich acht Personen und es entstand ein Wettrennen in den ersten beiden Längen, mit dem üblichen Caos bei 3 Paar Doppelseilen und acht Personen, die beiden Bergführer und ich alle auf einmal am ersten Stand, ein heilloses Durcheinander, Seile gehen drunter und drüber, Personen hinter und aneinander vorbei, der eine Gast hängt den anderen Seilschaften ausversehen die Sicherungen aus usw. Der Klügere gibt ja oft nach, in dem Fall aber weder die beiden Bergführer noch ich. Mit der 3. SL waren die Kräfteverhältnisse aber geklärt und wir waren auf dem 2. Platz. Der eine Bergführer war derart schnell und mit guten Gästen und nicht zu halten, den anderen Bergführer hatten wir im Griff.

Die Kletterei ist insbesondere gleich in der ersten Seillänge fordernd, zumal noch früh morgens, kalt und mit eher glattem Granit. Für V+ darf gleichmal ordentlich zugepackt werden. Die 2.SL ist deutlich leichter auch wenn ein markantes Dach oberhalb des Standplatzes zunächst einen anderen Eindruck macht. Nach zwei weiteren Längen in klassischer Granit Verschneidungskletterei (ca. IV-V) lässt man die markante Verschneidung hinter sich und quert auf einem leicht sandigen und etwas brüchigen Blockband nach rechts zu einem Bohrhakenstand der „Anouk“.

    2. SL (V-) - das Dach klettert sich easy
    3. SL (IV-V) klassische Granit Verschneidungskletterei
    3. SL (IV-V)klassische Granit Verschneidungskletterei

Hier kreuzen sich „Anouk“ und „Contamine“. Wir gehen nach rechts und nach zwei tollen steilen Verschneidungen (V+) geht es weiter nach rechts in leichterem Gelände in Richtung meist nassem Couloir. Es ist auch bei uns etwas nass, hält sich aber in Grenzen und ließ sich gut klettern. Nach einer Länge im Couloir erreicht man wieder ein breites (zweites) Blockband auf welchem es wieder nach links geht um den markanten zentralen Kamin zu erreichen

    Verschneidungen nach dem Blockband
    Verschneidungen nach dem Blockband
   
    Seilschaft in der “Anouk”
    Jochen im Bereich des Couloirs
    Stand auf dem Blockband nach dem Couloir
    Querung auf dem zweiten Blockband nach links
   

In dem nun folgenden markanten Kamin und vor allem am abschließenden Überhang liegen die Schlüsselstellen der ganzen Tour. Zunächst folgt aber eine sehr einfache 50 m Seillänge im Kamin bis an den Beginn eines sehr unangenehm aussehenden Rampf-Körperkamins. Wie im Eberlein-Führer beschrieben ist es aber leichter die linke Verschneidung zu wählen. Hab ich auch gemacht und es war mit eine der schönsten Seillänge der Tour. Zwar im VI. Grad aber eben superschön. In der nächsten Länge folgt dann gegen Ende die Schlüsselstelle am Überhang. Geht super frei zu klettern (harte VI) oder eben klassisch an 3-4 Haken VI-A0. Auch nach dem Überhang bleibt es in einer glatten Verschneidung etwas fordernd.

    die leichte Länge zu Beginn des Kamins
    die leichte Länge zu Beginn des Kamins
    Schlüsselstelle am Überhang
    Schlüsselstelle am Überhang

Den ganzen Tag über kann man übrigens den Walkerpfeiler schön beobachten. Noch besser wäre es natürlich gewesen eine Seilschaft dort zu beobachten, war aber leider nicht der Fall.

    Walkerpfeiler, der berühmte Nachbar
    Blick über den Leschauxgletscher und das Mer de Glace

Es folgen 3 geneigtere plattige Seillängen diagonal nach links oben bis zum markanten Schneefeld. In diesen Seillängen ist der Routenverlauf nicht offensichtlich und es gibt mehrere Möglichkeiten. Nun entweder übers Schneefeld (wenn man die Ausrüstung dabei hat) oder besser und heute wahrscheinlich am gängigsten über die glatten Platten rechts des Schneefeldes. Diese Platten sind zum Glück nur auf wenigen Metern sehr glatt und eher fordernd abgesichert. Bei uns zudem noch etwas nass.

    Querung nach links Richtung Schneefeld
    Platten rechts des Schneefeldes

Vom Stand, nach der Plattenseillänge rechts am Schneefeldvorbei, folgt der „Idealquergang“. Zunächst ist nicht ganz klar wo und ich versuche es viel zu hoch, doch zum Glück kommt mir da so ein Bild in Erinnerung. Ich klettere wieder zum Stand ab und alles ist klar und eigentlich auch so beschrieben. Direkt vom Stand geht es leicht fallend nach rechts an tollen Schuppen nach rechts. Das Titelbild vom Pausebuch (2. Auflage) ist mir in den Kopf geschossen. Auf diesem Bild sitzt eine blonde Frau ganz bequem an einem Stand genau dieses Querganges und der Kletterer geht den Quergang rüber.

    Idealquergang nach dem Schneefeld
    Idealquergang nach dem Schneefeld
    Idealquergang nach dem Schneefeld

Nach dem Quergang befindet man sich auf dem abgerundeten Pfeiler des oberen Wandteiles und man hat das Gefühl gleich oben zu sein. Der Grat ist schon erkennbar und das Gelände legt sich etwas zurück. Doch man täuscht sich mal wieder gewaltig und es folgen nochmal ganze 7-8 Seillängen (IV und V). In diesem Bereich ist die Routenführung dann auch nicht mehr offensichtlich aber auch nicht entscheidend. Wer über die „Anouk“ abseilen will sollte vielleicht schon mal nach den Bohrhaken und den Standplätzen Ausschau halten, denn die Routen verlaufen hier mehr oder weniger parallel, wenn nicht sogar identisch. Wir klettern definitiv die letzten beiden Seillängen über die Anouk.

    in den letzten Seillängen
    in den letzten Seillängen
    in den letzten Seillängen
    Ausstieg an der Gratkante
    die letzten Meter
    on Top

Gegen 14:30 Uhr nach ca. 8,5 h Kletterzeit steigen wir an der Gratkante aus und der Borhakenstand und erste Abseilstand wird über wenige Meter tolle Kletterei auf der Kante endgültig erreicht. Es gibt aber nur eine kurze Pause mit Panorama genießen, denn es wartet ja noch eine lange Abseilfahrt.

    Ausblick von der Petites Jorasses
    Ausblick von der Petites Jorasses

Die Abseilerei zu dritt zieht sich bei 21 Abseillängen ganz schön in die Länge. Prinzipiell geht es eigentlich ganz gut und die Stände sind leicht zu finden da mehr oder weniger immer in Falllinie. 50 m Doppelseil reicht überall aus. Allerdings ist man in Granitwänden dieser Neigung nie ganz vor Seilverhängern gefeit. Inklusive zwei Seilverhängern mit wieder hochklettern zog sich die ganz Angelegenheit 4 h in die Länge.

    Abseilen über Anouk
    wieder am Einstieg

Das Wetter war den ganzen Tag über bestens und super stabil, so machen wir keinen Stress und steigen ganz gemütlich zurück zur Hütte. Vom Einstieg haben wir die Hüttenwirtin Christelle kurz angerufen, ob sie uns noch was zum Essen bereithält. Gegen 20:15 Uhr sind wir wieder zurück auf der Leschauxhütte und dürfen noch ein Abendessen auf der Hüttenterasse genießen. Besten Dank Christelle…

    Petites Jorasse Westwand
    auf dem Leschaux-Gletscher
    auf dem Leschaux-Gletscher

Am nächsten Morgen geht es nach etwas zweifelhafterer Wettervorhersage direkt zurück nach Chamonix und ein tolles Wochenende endet.

    Markierungstonne auf dem Mer de Glace Moränen
    Abstieg übers Mer de Glace


Petites Jorasses (3649 m) - Westwand „Contamine“:
- EB: A. Contamine, M. Bron und P. Labrunie 20.-21.08.1955
- Schwierigkeit: VI oder VI- A0, anhaltend V
- Felsqualität: Mehrheitlich grandioser und absolut fester exzellenter Granit, nahezu keinerlei brüchige Passagen
- Absicherung: Die Absicherung mit Normalhaken ist für solch eine klassische Tour eher unterdurchschnittlich, und man ist oft auch an den Ständen auf sich allein gestellt. Dies stellt aber keinerlei Problem dar sondern steigert eher noch die Begeisterung, denn die Risse, Schuppen und Köpfchen nehmen bereitwillig und nahezu überall haufenweise Cams, Keile und Schlingen auf.
- Wandhöhe: 650 mH
- Kletterzeit: 6-8 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Keile waren nicht nötig
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe
10. Auflage 2005
Bergverlag Rother, München
Hartmut Eberlein

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Die 100 Idealtouren im Montblanc-Massiv
Deutsche Ausgabe 1975
Gaston Rébuffat

Weitere Topos und Wandbilder sind im Internet zu finden

Ein Anouk-Topo gibt es bei Topoguide


IGN-Karten:
1:25000: 3630 OT, Chamonix Massif du Mont Blanc


Viele Grüße
Andreas, Jochen und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Krottenspitzengrat
Geschrieben von: Felix - 25.07.2013, 20:50 - Forum: Deutschland - Antworten (1)

Obwohl wir das Wochende davor vom Bayerländerweg ob der eher Mittelbrächtigen Felsqualität nicht gerade begeistert waren gaben wir den leichten Allgäuern Klassikern noch eine Chance und haben am Sonntag den 14.07.2013 den Krottenspitzen Westnordwestgrat gemacht. Als Ausgangspunkt bietet sich die Kemptner Hütte an, wenn man die Menge und Lautstärke der anderen Gäste erträgt.

Der Zustieg von der Hütte ist bequem und auch im Dunkel gut zu finden.

       
Der Grat vom Zustieg aus

Geklettert sind wir den wild gezackten Grat im fließenden Übergang zwischen simultan am langen Seil und mit Standplätzen überschlagend. Die Felsqualität ist meisten in Ordnung, machmal sogar gut und die losgtretetenen Steine treffen so gut wie nie den Nachsteiger, sondern fallen nach links oder rechts vom Grat weg. Wir haben in der ganzen Tour einen einzigen, ziemlich neuen, Schlaghaken gefunden. Wir sind bis auf den letzten sogenannten krummen Turm alle Abstiege abgeklettert. An mehreren Stellen findet man Schlingen (gegebenfalls erneuern!) an denen Zwischenabstiege abgeseilt werden können. Die Abkletterei ist an mehreren Stellen vor allem für den Nachsteiger eher unangenehm. Vom krummen Turm kann ca. 50m auf ein mal abgeseilt werden. Der Direktausstieg sieht für einen Fünfer sehr steil aus, kann aber für den der nach gut 1000 Klettermeter noch motiviert ist sicher einen lohnenden Abschluss der Tour darstellen. Wir wollten eigentlich den Normalausstieg machen, sind dann aber bei der Suche nach der
Ausstiegslinie in der unübersichtlichen schuttigen Südwand Quasi aus Versehen am Abstiegsgrat geladet und haben den Gipfel einfach ausgelassen. Vom Joch zwischen Krottenspitze und Öfnerspitze steigt man über den Gipfel der Öfnerspitze, oder man quert wie wir deren Westwand und steigt aus der Scharte zwischen Öfnerspitze und Muttlerkopf nach Süden ab und gelang auf dem Normalweg zum Muttlerkopf zurück zut Kemptner Hütte. Der Abstieg von der Kemptner Hütte ist, wenn der Bus kommt (der letzte um 18:10) in ca. 1h möglich!

   
Eine der etwas anspruchsvolleren Kletterstellen

Insgesammt unserer Meinung nach eine durchaus lohnende Tour, deren Länge nicht unterschätzt werden sollte. Sicheres Wetter ist natürlich absolute Voraussetzung, einen sicheren Notabstieg gibt es nicht. Trotz der nominell niedrigen Kletterschwierigkeit stellt der Grat insgesammt ein eher anspruchsvolles Unternehmen dar. Routenfindung, Absicherung und Taktik in dem stellenweise unübersichtlichen Gelände verlangen eine gewisse alpine Erfahrung.

Die Tour belohnt mit der besten Aussicht des Allgäus:

   
Trettach und Mädelegabel in der Morgensonne

   
Nebelhorn, Höfats, Daumen, Himmelhorn und Schneck

   
Hochvogel

   
Großer Krottenkopf

Fakten:
27 SL bis 4- oder 28 SL bis 5+ (Direktausstieg)
Sehr gute Beschreibung im leider vergriffenen Meineke Führer.

Evi und Felix

Drucke diesen Beitrag

  Zinalrothorn - Rothorngrat
Geschrieben von: philipp - 25.07.2013, 17:09 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Das Zinalrothon steht wenn man nach Zermatt reinfährt rechts, da wo keine Seilbahnen raufgehen, deshalb auch sehr schön, danaben das Obergabelhorn.

   


Der Aufstieg zur Rothornhütte ist ebenfalls sehr schön
   
und der bock der steinige ist zutraulich wie das murmeltier am grossglockner
   
Der abendliche Vollmond über Monte Rosa, Lyskamm und Co stimmt einen gut auf den nächsten Tag ein.
   
   
Sonnenaufgang über Dent Blanche und Obergabelhorn

   

Zustieg zum Grat über Gletscher und eine leicht bröselige Rinne (aber nicht schlimm) zur oberen Rothornjoch

   

Der Grat bietet feinste Kletterei in superfestem Fels, die Schlüsselstelle is irgendwas um die 4e.

   

   

   

   

   


Auf dem Gipfel (welcher nach ca 5 Std und einigen Minuten erreicht werden kann) beginnt es leider bereits wieder zuzuziehen, das kann der Herrgott machen was er will, bzw er macht was er will, aber einen Fixpunkt bietet er allemal
   

Blick auf dem Abstieg (Normalweg, SO-Grat: 5xAbseilen oder Abklettern)
wir hatte noch recht viel, weichen Schnee.

   

   

Noch einRückblick auf den ganzen Grat

   

Und überhaupt is alle voll mit Steinböcke.

   
   
Beim Runtergehen habe wir dann noch 2 Einradfahrer getroffen
   

Rothornhütte - Einstieg 2h30min
Grat bis zur Gabel 3h
Gabel bis zum Gipfel: 25min
Abstieg über Normalweg: 3h30min - 4h

Kletterschwierigkeiten hauptsächlich 2-3, eine Stelle 4.
wenig Material in der Route, lässt sich sehr gut absichern (Cam 0.4 ; 0.5; 0.75; und einen orangen Omega Pacific)

Philipp, mit am Seil war die Michaela



Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Drucke diesen Beitrag

  Salbit - Westgrat (VII, A1 / VI obl., 1000 m), Urner Alpen 16.07.13
Geschrieben von: Tobias - 19.07.2013, 15:37 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

„32 Seillängen fantastischer Gratkletterei über die märchenhaften Westgrattürme zur Gipfelnadel. Der rötlich raue Granit lässt keine Wünsche offen. Trotz der Bohrhaken wurde der alpine Charakter beibehalten; die Kletterei bleibt ein großes Unternehmen“

aus: Salbit erleben


„ Die 12-Stunden-Klettertour im Granit des Salbitschijen-Massivs gehört mit zu den kühnsten Führen dieses Buches…“
„Am Abend erreicht man bei sinkender Sonne den Gipfel von Berg und Erlebnis.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


„Salbit – Westgrat“, eine der ganz großen Gratklettereien unserer Alpen. Er bietet ein Klettererlebnis der Extraklasse und Granit „par excellence“. Schon alleine die reinen Zahlen, 12-16 h Kletterzeit, 32-36 Seillängen, 1000 m Kletterstrecke wobei mit dem Gipfelaufbau sechs Türme erklettert werden und die angegebenen Schwierigkeiten VII, A1 / VI obligatorisch sprechen eine deutlich Sprache. Im Nachhinein sind es aber nicht nur diese Zahlen die den enormen Stellenwert dieser Tour ergründen, es sind schlichtweg wirklich der einzigartige Charakter, die Kühnheit der Linie und die einmaligen Kletterpassagen.

    Salbit - Westgrat, Türme I – IV, aufgenommen vom Südgrat

Vor einigen Jahren als Jugendlicher habe ich zusammen mit meinem Vater den Salbit-Südgrat geklettert und der Blick ging schon damals nach links zu den wilden Westgrattürmen. Ein weiteres Ziel stand auf der Liste und die Begeisterung für diese Türme war geschaffen…

Nun war es endlich soweit und zusammen mit Marcel, ging es in einer schnellen Aktion unter der Woche zum Salbit-Westgrat. Den tollen Tourenbericht von Marcel findet sich auf seiner Homepage
http://mdettling.blogspot.ch
. Am späteren Vorabend sind wir noch zur Salbithütte (2105 m) aufgestiegen und am nächsten Morgen sehr früh eingestiegen. Nach 10 h Granitkletterei der Extraklasse war der Gipfel erreicht. Es folgte der Abstieg über die Hütte bis zum Parkplatz und die Heimfahrt mit dem Auto. Am nächsten Tag sitze ich frühmorgens wieder am Arbeitsplatz wie wenn nichts gewesen wäre. Doch es war sehr viel, ein großes Erlebnis, und es kommt mal wieder die Erkenntnis was mit einem freien Tag alles anzufangen ist…

    Abendstimmung vor der Hütte

Gegen 04:15 Uhr verlassen wir die Hütte. Aufgrund der neuen Hängebrücke über die Schlucht, welche den früheren Kettenweg ersetzt, gelangt man recht bequem und in ca. 1 h zum Einstieg.

    Hängebrücke
   

Wir sind heute ganz alleine am Westgrat und können so ganz unabhängig unser Tempo klettern und müssen nirgends warten, eine sehr positive Begleiterscheinung unter der Woche. Gegen 05:30 Uhr geht es los. Mit der 1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m) folgt gleich mal eine der Schlüsselseillängen der Tour. Ein satter Kaltstart, doch Marcel zieht souverän nach oben.

    1. SL(VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)
    1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)
    1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)

Ist diese schwere erste Seillänge gut überwunden kann man erst mal Gas geben und Tempo machen. Die folgenden Seillängen am Turm I, sind sehr einfach, mit nur einzelnen Stellen im V. Grad. Die nächsten fünf Seillängen steige ich am langen Seil vor bis fast unter die, wiederum anspruchsvolle, Ausstiegsverschneidung. Es sind zwar nur ein paar Meter in der Verschneidung, diese haben es aber in sich. Das soll VI+ sein??? Es folgt ein eweitere leichte Seillänge bis zum ersten Abseilring. Nach knapp 2h 15 min war Turm I erreicht und die anstehenden Herausforderungen an Turm II sind bereits gut zu erkennen. Ein tolles Licht-Schatten-Schauspiel boten uns die Kletterer am Südgrat.

    8. SL (VI+?), Ausstiegsverschneidung auf Turm I
    8. SL (VI+?), Ausstiegsverschneidung auf Turm I
    Blick auf Turm II
    Impressionen – Kletterer am Salbit Südgrat

Nach zweimaligem Abseilen vom Turm I folgen an Turm II zunächst zwei Risseilängen, wobei es besonders die zweite, insgesamt die 11. SL (VI+, 45 m), der sogenannte „Holzkeilriss“ in sich hat. Die namensgebenden Holzkeile stecken noch sind aber nur in einem bedingt vertrauenserweckenden Zustand. Die großen Cams sollten in dieser Seillänge nicht zu früh eingesetzt werden. Ein 3er Cam sollte mindestens am Gurt hängen, natürlich kann ein zweiter 3er Cam nicht schaden, ein 4er könnte auch gut verwendet werden. Auf der ganzen restlichen Tour ist aber eigentlich mehr wie ein 3er Cam nicht nötig. Ob man nun für diese einzige Seillänge weitere große Cams mitschleppen will muss jeder selber entscheiden.

    10. SL (VI-, 50 m)
    11. SL (VI+, 45 m)
    11. SL (VI+, 45 m), der eigentliche Holzkeilriss
       

Die nächsten beiden Seillängen erfolgen am langen Seil, wobei man sagen muss, dass es sich zunehmend schwerer gestaltet. Die Kletterei an, unter, neben, über, rechts, links der Gratkante bietet einfach nicht gerade ideales Gelände um mit vollen 50 m am langen Seil zu klettern. Um es effektiv zu machen muss das Seil deutlich kürzer gefasst werden. Noch eine Seillänge und man steht auf Turm II, die nächste Abseilfahrt beginnt.

    12. SL (IV+)
    13. SL (V+)
    13.SL (V+), ganz links Turm I
    Auf Turm II, noch ist es ein langer weg
    Impressionen – Kletterer am Salbit Südgrat

Nach der Scharte zwischen Turm II und III folgt eine leichtere Seillänge 15. SL (V-, 40 m) bevor man an einer ganz unscheinbaren 6-7 m Wand steht. Laut Topo 16. SL (VI 2 p.a. oder frei VII-), gut sollte also frei möglich sein. Aber da wird man sich umsehen… Auch technisch muss hier ordentlich zugepackt werden. Nach zwei leichteren Seillängen IV+ und V ist Turm III erreicht.

    16. SL (VI 2 p.a. oder frei VII-), sieht total lapidar aus, hat es aber in sich
    unterwegs an Turm III

Turm IV beginnt human in mal wieder herrlich strukturiertem Fels. Nach einer weiteren kurzen aber dankbareren schweren Stelle in der 20 SL (VI- 1 p.a. / VII, 30 m) folgt ein zumindest optisches Highlight, es wartet der Körperriss der 21.SL (VI-, 40 m). Lässt sich aber besser klettern als zunächst zu erwarten. Da ich nicht so recht wusste was mich da erwartet und wie es sich klettern lässt habe ich, den Rucksack vorsorglich gleich mal an den Gurt gehängt und hinter mir hergezogen. Quasi in bester Dolomiten Rampf, Schluf, Schlupf Ausstiegskamin-Manier

    19. SL (V, 35 m)
    Rückblick auf Turm III
    21.SL (VI-, 40 m)
    21.SL (VI-, 40 m)
   

Mit der 22. SL (VI, 40 m) und letzten Seillänge an Turm IV folgt ein Highlight in Granitkletterei und eine der schönsten Längen am Grat.

    Blick auf die herrliche 22. SL (VI, 40 m)
    auf Turm IV

Es folgt nordseitiges Abseilen und eine leichtere Seillänge in die Scharte zwischen Turm IV und V. In der 24. SL (V-, 50 m) aus der Scharte heraus sind mehrere Varianten kletterbar. Der beste Weg ist nicht ganz offensichtlich, aber auch nicht ganz so entscheidend.

    23. SL (5-, 40 m)
    24. SL (V-, 50 m)

Mit der nächsten Seillänge 25.SL (VI, 50 m) folgt eine kühne und eigentlich nicht abgesicherte und auch nicht wirklich absicherbare Plattenquerung. Früher wurde hier oberhalb der Platten an einer schmalen Leiste A1 gequert. Die Kletterei auf der eigentlichen Platte geht zunächst leicht abwärts dann wieder schräg aufwärts. Eigentlich nicht schwer aber eben kühn. Danach folgt eine weiter sehr schöne Länge 26. SL (VI-, 40 m) und man steht auf Turm V.

    Blick auf die Plattenquerung, etwa in Bildmitte ist die frühere A1 Leiste sichtbar
    25.SL (VI, 50 m), auf geht´s in die Plattenquerung
    26. SL (VI-, 40 m), herrliche Verschneidung
    26. SL (VI-, 40 m), Ausstieg aus der Verschneidung

Nach 15 m Abseilen und einigen leichten waagrechten Metern bis zu einer markanten Kette folgt der bekannten Pendelquergang. Nach 6 m ablassen und rüber schwingen ist ein plattiger Riss erreicht. Er gehört aber sicher nicht zu den dankbarsten (sandig und grasig) Seillängen des Grates. Der Seilzweite lässt sich entweder rüberpendeln oder am Seilschwanz ab.

    28. SL - Pendelquergang

Es folgt die berühmte Bohrhakenleiter rechts der Gratkante. Die von Marcel insgeheim gehegten Freikletteransprüche im gnadenlos plattigen 7a Gelände hielten sich nach ca. 9 h dann doch in Grenzen. Doch selbst Marcel muss mit seiner ganzen Körpergröße die Flügel mehr wie ausfahren um sich den nächsten Bohrhaken zu krallen. Die sind sehr weit auseinander. Es empfiehlt sich nach der Borhakenleiter am alten Stand halt zu machen, denn danach geht es nochmal zur Sache und es folgt die wahrscheinlich kühnste Seillänge des ganzen Westgrats. Total exponiert und dürftig abgesichert geht es direkt an der Kante dem Himmel entgegen.

    Bohrhakenleiter (VI+, A0)
    eine der kühnsten Seillängen am Westgrat
    eine der kühnsten Seillängen am Westgrat

Nach dieser kühnen Seillänge ist das meiste geschafft und nach zwei weiteren leichteren aber etwas unübersichtlichen Seillängen steht die Gipfelnadel vor einem und das Ziel ist zum Greifen nahe. Die Gipfelnadel wird links in Blockgelände umgangen und wenig später ist das Gipfelbuch am Fuße der Nadel erreicht.

    Die Gipfelnadel wird links umgangen

Es ist 15:30 Uhr und der Salbit Westgrat liegt nach 10 h Kletterzeit hinter uns. Da ich vor einigen Jahren schon auf der Nadel war klettert nur Marcel nach oben und ich begnüge mich mit sichern und vor allem Fotografieren. Ein schöner Abschluss dieser fantastischen Klettertour, an einem wunderschönen Sommertag und mit einem perfekten Partner. Besten Dank!

    on Top of Salbit
    on Top of Salbit

Im Abstieg liegt dankbarerweise viel Schnee und so stehen wir bereits 1 h später auf der Hütte. Im obersten Teil unterhalb der Felsen sollte man aufgrund der doch vorhandenen Steilheit in den Querungen Vorsicht walten lassen. Danach kann aber zügig abgefahren werden. Lediglich auf die Gefahr des Einbrechens in die vom Bach teilweise unterhöhlte Schneedecke sollte geachtet werden. Alles in allem locker mit Zustiegsschuhen und ohne den von der Hütte empfohlenen Pickel möglich.

    im Abstieg
    im Abstieg
    im Abstieg

Nach schönem Empfang auf der Hütte und Gratulation zur guten Zeit genießen wir noch etwas Sonne bevor der weitere Abstieg zum Auto und die anschließende Heimfahrt beginnen. Der eher knappe Zeitplan ging voll auf, Marcel kommt genau zur richtigen Zeit heim um die Kinder ins Bett zu bringen und ich komme auch noch zur humanen Zeit nach Hause und kann einige Stunde schlafen bevor frühmorgens wieder der Wechsel in die andere (Arbeits-)Welt ansteht…


Salbitschijen (2981 m) - Westgrat:
- EB: B. und E. Favre, L. Henchoz 1948, Erste Gesamtüberschreitung A. Oswald, M. Vögtle 25./26. Juni 1962
- Schwierigkeit: (VII, A1 / VI obl.), anhaltend im V. und VI. Grad
- Felsqualität: Mehrheitlich grandioser und absolut fester Granit der Extraklasse, nahezu keinerlei brüchige Passagen
- Absicherung: Die Standplätze sind größtenteils, aber definitiv nicht immer, mit einem Muniring eingerichtet. Man sollte also durchaus auch in der Lage sein mal einen eigenen Standplatz bauen zu können. Auf den weit über 30 Seillängen stecken als Zwischensicherung, lediglich ca. 20 Bohrhaken. Natürlich gibt es auch noch viele Normalhaken und einige Holzkeile, insgesamt ist man aber doch meist selber gefordert. Mit Cams kann aber nahezu immer und überall etwas angefangen werden. Keile hatten wir zwar dabei würde ich aber nächstes Mal nicht mehr mitnehmen. Sie könnten zwar schon auch gut eingesetzt werden, mit Cams geht es aber meist einfach schneller.
- Kletterlänge ca. 1000 m
- Kletterzeit: 12-16 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


unser zeitlicher Tagesverlauf:
Abmarsch Salbithütte: 04:15 Uhr
Einstieg/Losklettern: 05:30 Uhr
Turm I: 07:45 Uhr
Turm II: 09:45 Uhr
Turm III: 10:50 Uhr
Turm IV: 12:15 Uhr
Turm V: 13:45 Uhr
Salbit Gipfel: 15:30 Uhr
Salbit Hütte: 17:00 Uhr


Kletterführer / Topos:
Salbit erleben
3. überarbeitete Auflage 2009
Edition Filidor
Hans Berger, Jonas Gessler, Jürg von Känel

Schweiz extrem Ost
2013
Edition Filidor
Sandro von Känel

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Plaisir Ost
Edition Filidor
Jürg von Känel

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1231, Urseren
1:25000: SAC Karte, 1211, Meiental


Viele Grüße
Marcel und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Rosengartenspitze-Direkte Ostwand "Steger" (VI-, 600 mH, 18 SL),Dolomiten 07.07.13
Geschrieben von: Tobias - 12.07.2013, 15:22 - Forum: Italien - Antworten (1)

„Im hochalpinen „Gesamtkunstwerk“ der Rosengartengruppe bestimmen zwei höchst gegensätzliche Bilder den Charakter – das eine ist der Anblick der drei wie Filigranwerk aufstrebenden Vajolettürme aus dem „Gartl“, das zweite ist der Anblick der festungsmäßig breit aufgebauten, massiven Ostwand der Rosengartenspitze … aller Ruhm der Gruppe liegt in diesen unvergeßlichen Bildern beschlossen…“

„… und es kam, abermals eine echte Sensation, der erste extreme Weg direkt in der Fallinie des Hauptgipfels von 1929. Dieser unser Weg, den Hans Steger mit Paula Wiesinger und Freunden am 26. und 27. August erzwangen, gilt noch heute … als eine besonders schöne Freikletterei großen Stiles.“

„Die Linie ist also nicht nur ideal, auch der Charakter ist einheitlich. Sicher entscheidende Gründe für die Beliebtheit dieser strengen Führe…“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.



Nach dem Abendteuer und den Anstrengungen des Vortages im
„Hermann Buhl Gedächtnisweg“ (Hasse/Brandler) an der Rotwand
sollte es heute bedeutend gemütlicher und überschaubarer zugehen. Da kam die absolut lohnende und empfehlenswerte „Steger“ in der Rosengartenspitze Ostwand gerade recht und nach 5 Seillängen am langen Seil und 3h 30 min war der Ausstieg erreicht. Die Tour bietet schöne Freikletterei auf größtenteils sehr gutem und inzwischen ordentlich ausgeputztem Fels. Unterschätzt werden darf die Tour aber keines falls den die Wand hat nun mal 600 m Wandhöhe welche erstmal geklettert werden wollen und übersichert ist die Tour definitiv auch nicht.

    Rosengartenspitze - Ostwand

Von der Sesselliftstation in Pera di Fassa geht es für 9€ (hin-und zurück) mit dem Bustaxi hinein in den zentralen Teil des Rosengartens und somit in König Laurins Sagenwelt. Bei der Gardecia-Hütte (1950 m) ist Endstation und die ganzen Kletterer vom Frühbus (Abfahrt derzeit 07:00 Uhr) ziehen sofort los Richtung Vajoletthütte. Das Rennen um die besten Startplätze an den Vajolettürme hat für sie begonnen. Nicht aber für uns. Lediglich eine weitere Seilschaft geht auch Richtung Rosengarten Ostwand, steigt aber weiter links vermutlich in die Via Fantasia ein. Nach ca. 45 min war der Einstieg erreicht.

    Rosengartenspitze - Direkte Ostwand „Steger“

Alle weiteren Angaben beziehen sich auf das sehr gute Topo aus dem Rother Dolomiten Kletterführerführer. Nach dem Vorbau (II, ca. 50 m) beginnt die eigentlich Kletterei bei einem Stand mit zwei Bohrhaken! Unser erster Gedanke war, was geht denn hier, zwei Bohrhaken an einer klassischen alten Dolomitentour, unglaublich. Es blieben dann aber zum Glück auch die einzigen der ganzen Tour. Der vermeintliche Sanierer wurde wahrscheinlich eh nach diesen zwei Bohrhaken entweder gesteinigt oder des Landes verwiesen. Florian fasst die ersten beiden Längen zusammen. Gleich die 2.SL (VI-, 30 m) ist eine der beiden Schlüsselseillängen der ganzen Tour. In steiler Verschneidungskletterei geht es in gelbem Fels nach oben.

    1. SL (IV, 25 m)
    2. SL (VI-, 30 m)

Mit der 3.SL (VI-, 25m) folgt gleich die zweite der steilen Schlüsselseillängen. Stand beziehe ich aber erst einiges weiter oben.

    3. SL (VI-, 25 m) - Ausstieg aus dem steilen Teil

Die schwersten Seillängen liegen hinter uns und der leichtere Mittelteil vor uns. Wir können Fahrt aufnehmen… Wir klettern die Seillängen 5-11 am langen Seil bis Florian unterhalb der Klemmblock-Seillänge mal wieder Stand bezieht.

    im Bereich der 5. SL
    im Bereich der 7./8. SL die Rampe nach rechts beginnt
    der Kamin der 10. SL
    der Kamin der 10. SL
    mal wieder Stand, der markante Klemmblock (12. SL) ist schon zu erkennen

Die Seillängen 12-16 steige ich vor und etwas unterhalb der „gelben Wand“, also vor die Ausstiegswand beginnt, wechseln wir nochmal.

    auf der Rampe, die zur gelben Ausstiegswand leitet

Nun sind es noch zwei sehr gegensätzliche Seillängen bis zum Ausstieg. Die 17.SL (V+, 35 m) bietet schöne Wandkletterei und herrlich strukturiertem Fels. Die 18.SL (V, 40m) dagegen wartete mit einem klassisch dolomitischen tiefen Ausstiegskamin. Bei uns war er etwas feucht, schmierig und sandig. Nun sind es noch gut 100 Hm im leichten Felsgelände (I-II) und der Gipfel der Rosengartenspitze ist erreicht.

    die gelbe Ausstiegswand beginnt (ca. 17. SL)
    im Ausstiegskamin 18. SL
    noch 100 Hm bis zum Gipfel
    gleich am Gipfel
    Blick zum weißen Santnerpass und zur Santnerpasshütte

Der Abstieg erfolgt zunächst absteigend über den Nordgrat bis zur ersten markanten Scharte. Ab dort 3-4 mal 25 m abseilen und die Schlucht liegt hinter einem.

    Abseilen in der Schlucht nach Nordwesten
    durch die markante Schlucht geht die Abseilerei

Vom Santnerpass ging es über noch reichlich vorhandene Altschneefelder zügig zur Gartl-Hütte mit dem bekannten Blick auf die berühmten Vajolettürme. Kurz haben wir noch überlegt die Vajolettürme noch anzuhängen. Bei den vorhandenen Menschenmengen an den Türmen hielt sich die Lust dann aber doch in Grenzen. So richtig vom Glauben abgefallen sind wir dann aber erst als wir die Menschenschlangen auf dem Wanderweg zur Vajoletthütte hinunter gesehen haben. Das sieht es ja aus wie auf den Bildern vom Everest. Wahnsinn !!!
Gegen 14:00 Uhr sind wir bereits wieder im Bustaxi und ein wunderbares und erlebnisreiches Wochenende mit ca. 1000 Meter Dolomitenwand geht zu Ende.

    die Vajolettürme über der Gartlhütte
    Einstiegsbereich an den Vajolettürmen
    hier geht es ja zu wie am Everest... / Wanderweg zwischen Gartl und Vajoletthütte


Rosengartenspitze (2981 m) – Direkte Ostwand „Steger”:
- EB: Hans Steger und Paula Wiesinger mit F. Masè-Dari und S. Lechner 26.-27.08.1929
- Schwierigkeit: VI- in zwei steilen Seillängen. Im V. Grad vier weitere Seillängen. Der Rest IV und vielfach noch leichter.
- Felsqualität: Insgesamt sehr guter und nicht (mehr) sehr brüchiger Fels da vor allem in den schweren Längen sehr gut ausgeputzt und teilweise schon speckig. Trotzdem gibt es natürlich in einer klassischen 600 m Dolomitenwand auch brüchigere Abschnitte.
- Absicherung: Wenn die richtigen Standplätze gefunden werden sind sie in der Regel mit 2-3 Normalhaken eingerichtet und meist gut mit Cams und Keilen erweiterbar. Ansonsten in den schweren Längen einige aber nicht übermäßig viele Normalhaken. In den leichten Längen sehr wenig fixes Material.
- Wandhöhe: 600m, Kletterlänge ca. 680 m
- Kletterzeit: 6-7 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6 Bandschlingen
- 1 kleiner Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel

Dolomiten vertikal, Band Nord
3. Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 29
Schlern-Rosengarten-Latemar
1:25000


Viele Grüße
Florian und Tobias

Drucke diesen Beitrag

  Rotwand - Hermann Buhl Gedächtnisweg (Hasse/Brandler) (IX+/VIIA2),Dolomiten 06.07.13
Geschrieben von: Tobias - 10.07.2013, 18:56 - Forum: Italien - Antworten (2)

„Wer unser Bild sieht, der ahnt, daß es mit dieser abweisend glatten Wand und wie gemauerten 400-Meter-Wand seine eigene Bewandtnis hatte … diese aufregend glatte Senkrechte Südwestwand war 1958 plötzlich zum brennenden Problem geworden“

„Anfang Juli 1958 hatte Dieter Hasse und Lothar Brandler, mit Lehne und Löw als Gefährten, die revolutionierende Direttissima an der Großen Zinne bezwungen. Nun machten sie sich ganz selbstverständlich an diese Rotwand…“

„Man brauchte drei volle Tage und drei Biwaknächte in Hängematten, man brauchte die Versorgung mittels Reepschnur vom Bodenpersonal her, ein riesiges Hakensortiment, um diese Südwestwand Anfang September 1958 zu durchsteigen“

„Dem Triumph folgte die Erhebung der Führe in einen ‚Hermann-Buhl-Gedächtnisweg‘ “

„Dann folgten die Kommentare: schwieriger noch als die Livanos an der Cima Su Alto, als Torre-Trieste-Südwand, als die Andrich-Führe auf die Punta Civetta, als Marmolada-Südwestwand und die Cassin-Führe an der Westlichen Zinne. Die 180 Haken samt Bohrhaken und die Holzkeile und Trittschlingenstände der Erstbegeher sagen ja schon vieles aus.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Die Südwestwand der Rotwand (2806 m) im Rosengarten ist der Blickfang hoch über dem Karerpass und an beeindruckender Geschlossenheit und Ebenheit wohl kaum zu überbieten. Beim Anblick scheinen jegliche Strukturen und logische Linien im zentralen Wandbereich komplett zu fehlen. Den epischen Worten aus Pauses - im extremen Fels, ist auch heute im Jahre 2013, nicht viel hinzuzufügen und es handelt sich nach wie vor um ein extrem anspruchsvolles und klettertechnisch äußerst hartes (auch bei technischer Kletterei) Alpinabenteuer erster Güte, dass man mit Sicherheit nicht so schnell vergessen wird.

    Rotwand

Dass Ganze gilt sogar heute mehr denn je, denn nach einem Bergsturz im zentralen Wandteil vor einigen Jahren galt der „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg“ als Geschichte, noch gefährlicher und eigentlich unkletterbar. Über den aktuellen Zustand der Tour gibt es folglich auch nahezu keine Informationen. Im Internet ist nur ein deutschsprachiger Bericht aus den letzten Jahren zu finden. Die beiden Tiroler Roli und Sebastian von der Alpinen Bande (
www.alpinebande.com
) kämpften sich im Juni 2012 im Bereich des Originalweges durch die Ausbruchzone. Der äußerst lesenswerte Bericht, bei dem man schon mal etwas feuchte Hände bekommen kann, findet sich hier: (
http://www.alpinebande.com/2012/06/rotwand-rosengartenspitze.html
). Diesem Bericht ist auch zu entnehmen, dass es wohl inzwischen rechts der Ausbruchzone eine neue Umgehungsvariante gibt, welche sie dann von oben gesehen haben. Mit dieser Information, dem Topo von Loboedition dessen Schwierigkeitsangaben eine Frechheit sind (später dazu mehr) und der Anstiegsskizze aus dem Pause-Buch starten Florian und ich am Freitagabend nach der Arbeit Richtung Karerpass. Auch für einen Spitzenalpinkletterer im Format von Florian sind die gehobenen Rotpunkt-Ambitionen in solchen alten alpinhistorischen Touren nicht selbstverständlich. Unglaublich aber wahr und um es gleichmal vorweg zu nehmen, selbst wenn es mit dem Rotpunkt nicht ganz geklappt hat so konnte Florian, dem „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg“ doch tatsächlich eine af-Begehung (all free) abringen!!! Die Freikletter-Schwierigkeitsbewertungs-Vorschläge von Florian sind dem folgenden Wandbild zu entnehmen und sprechen eine deutliche Sprache. Wer aber Top-Touren wie die Hasse-Brandler (VIII+) an der Zinne (Onsight!!!) das Phantom der Zinne (IX), die Schweizerführe (IX), Rondo Veneziano (IX- / Onsight) am Torre Venezia, die benachbarte Moulin Rouge (IX-) an unserer Rotwand oder den Zauberlehrling (IX) an der Cima Scotoni freigeklettert kennt dürfte wissen wovon er spricht!!!

    Rotwand – „Herrmann Buhl Gedächtnisweg“

Als Gesamtbewertung für den „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg“ mit Umgehungsvariante der Bergsturzzone würden wir IX+ / VII A2 vorschlagen. Denn selbst wenn in der Umgehungsvariante und auf der Originalführe sehr viele Normalhaken stecken und man wie ich meist technisch zu Werke ist muss zwischen den Hacken zwingend frei im VII. oder oberen VII. Grad geklettert werden. Das ganze gilt für den derzeitigen Felszustand (Stand Juli 2013). Das ist wichtig denn es muss einem schon bewusst sein, dass man vielfach auf lebendigem und veränderungsfähigem Fels klettert, um es mal diplomatisch auszudrücken. Die aus dem Pause-Buch zitierten Vergleiche zu anderen Dolomiten-Extremklassikern kann ich im Falle der Cassin und der Carlesso nur bestätigen. Hier an der Rotwand sind schlichtweg mehrere ganze Seillängen (selbst wenn man die drei schweren Umgehungsseillängen der Bergsturzzone außer Betracht lässt) so schwer wie z.B. die berüchtigte Carlesso-Platte am Torre Trieste auf einigen Metern.

Wie schon erwähnt gibt es da so ein Topo von Loboedition (Dolomite Vertikal Band Nord). Ich will es jetzt nicht ganz verteufeln, denn der Routenverlauf an sich ist eigentlich sogar recht gut eingezeichnet, wenn auch nicht mehr aktuell, denn im Bereich der Bergsturzzone hat sich eben einiges getan. Davor und danach passt die Linie aber ganz gut. Was allerdings überhaupt nicht passt und eine Frechheit ist sind die angegebenen, enorm unterbewerteten Freikletter-Schwierigkeitsangaben. Wenn man hinter diese Angaben jeweils noch ein A1 oder A2 hängt könnte es vielleicht passen, nicht aber so. Alle Angaben von uns in den schweren Längen (siehe Bild) sind um mindestens einen UIAA-Grad höher. Z. B. gibt es da laut Topo im oberen Teil eine VI-/VI und man freut sich schon endlich mal auf eine gemütlichere Seillänge. Die Ernüchterung folgt aber schon beim Anblick der vielen alten Rostgurken, realistisch im nach hinein VII+!!!


Zum Bericht unserer Begehung:

Am frühen Samstagmorgen geht es vom Karerpass über die Paolinahütte unter die Rotwand und am besten von links her zum markanten und nicht zu verfehlenden Einstieg auf der rechten Seite des schwärzlichen Vorbaus. Gehzeit ca. 1,5 h. Eine weitere Seilschaft kommt herauf und steigt in die unmittelbar benachbarte Moulin Rouge (IX-) von Christoph Hainz ein. Ich steige in den Vorbau ein und der zunächst unangenehm aussehende Kamin löst sich super auf und man steht bald auf dem grasigen First des Vorbaus. Auf dem Vorbau nach links, aber nicht bis zum Ende, (Stand an Blöcken) bis an den Fuß eines markanten Risses der den Auftakt in die gelbe Wand darstellt. Das Abenteuer kann beginnen…

    die erdrückenden Wand kann einem schon etwas aufs Gemüt schlagen
    Blick auf den Vorbau

Mit der 2.SL (VII+,30 m) startet man in die gelbe Wand und es wird gleich mal klar woher der Wind in dieser Tour weht. Schwerer Kaltstart. Lobo schreibt hier lapidar VI, die Angabe aus dem Pausebuch Hakenriss A1 trifft die Sache schon eher, wobei derzeit auf den ersten 15m mit zwei relativ neuen Normalhaken erstaunlich wenig steckt. Wo sind die ganzen alten Haken hin? Abgebaut? Freigestürzt?

    2.SL (VII+,30 m), anspruchsvoller Kaltstart

In zwei etwas leichteren Seillängen erreicht man diagonal nach rechts kletternd die Bergsturzzone. Wer die „Originallinie“ durch die weiße Bruchzone klettern will steigt hier gerade hoch Richtung weißer brüchiger Schuppe. Wer, wie wir, über die rechte Umgehungsvariante klettern will hat zwei Möglichkeiten dort hinzukommen. Entweder hoch zur weißen Bruchzone und auf einem furchtbar brüchigen und sandigen Band heikel nach rechts. Sehr schlechte Standplatzmöglichkeiten. Wesentlich besser erschien uns aber im Nachhinein noch im grauen festeren Fels einiges unterhalb der Bruchzone nach rechts zu queren und unterhalb der Umgehungsvariante einen eingerichteten Stand zu beziehen, welcher aber leider zunächst nicht zu sehen ist. (siehe Empfehlung im Übersichtsbild)

    leichteres Gelände unterhalb der Bergsturzzone
    Querung nach rechts unter der Bergsturzzone hindurch

Mit der 5.SL (VIII+/IX-, 25 m) geht es zur Sache und hinein in die glatt, steil und abweisend wirkende Umgehungsvariante. Florian packt die Länge Onsight, unglaublich! Das nächste Bild ist eigentlich höchst interessant, Florian (links) klettert in unserer 5.SL (VIII+/IX-) und ersten Länge der Umgehungsvariante, der Kletterer rechts befindet sich direkt in der nominellen Schlüsselpassage (IX-) der benachbarten Tour Moulin Rouge.

    Florian (links) in der 5.SL (VIII+/IX-), der Kletterer rechts in der nominellen Schlüsselpassage (IX-) der Moulin Rouge
    Florian am Stand nach der 5.SL (VIII+/IX-)

Die 6.SL (IX / VII A2,25 m) stellt definitiv die schwerste Seillänge der Umgehungsvariante dar (auch für mich in technischer Kletterei und im Nachstieg ein echtes Brett).

    6.SL (IX / VII A2, 25 m)
    6.SL (IX / VII A2, 25 m)
    6.SL (IX / VII A2, 25 m)

Mit der 7.SL (VIII+, 15 m) folgt die letzte Länge der Umgehungsvariante und man erreicht wieder die Originalführe und nach der Länge hat man derzeit auch die Bergsturzzone wieder unter sich. Das man schon kurz vor dem Stand auf die Originalführe trifft, welche von links her einmündet, ist auch unschwer an plötzlich wieder total alten und rostigen Normalhaken zu erkennen.

    7.SL (VIII+, 15 m)
    7.SL (VIII+, 15 m)
    7.SL (VIII+, 15 m) - entspannt sieht anders aus…
    saugende Tiefe
    Stand nach der 7.SL -9 NH wild verwurschtelt
    ohne Worte
    Blick auf die Bergsturzzone

Bei der 8.SL (IX/VI+A2, 40 m ) handelt es sich um die schwerste Seillänge der Originalführe. Es stecken hier zwar unglaublich viele Haken, diese sind aber teils auch unglaublich alt. Das Lobo-Topo spricht hier frei lediglich von XIII! Nach dem Kernteil der Seillänge folgt noch ein 10 m Quergang nach rechts zum bequemsten Standplatz der Tour. Die tolle Gufel dürfte auch einen passablen Notbiwakplatz abgeben.

    8.SL (IX / VI+A2, 40 m )
    8.SL (IX / VI+A2, 40 m )
    Stand in der Gufel

Ab der Gufel wird es deutlich leichter, zu mindestens laut Topo, nicht aber in Wirklichkeit. Es bleibt anspruchsvoll und schwer! Die beiden vermeintlichen VII- Längen stellen sich als VIIIer und VII+ Länge heraus. Im Pausebuch steht im oberen Teil treffend„A1 Hakenkletterei“, wobei auch hier zwischen den Haken ordentlich freigeklettert werden muss und vielleicht der eine oder andere Haken fehlt.

    9.SL (VIII,25 m )
    9.SL (VIII, 25 m )
    10.SL (VII+, 35 m )
    10.SL (VII+, 35 m )

In der 11.SL folgt das schon mal erwähnte Highlight an Unterbewertung und aus der erhofften leichteren VI-/VI Seillänge wurde eine satte VII+ Seillänge! Die danach folgenden beiden Seillänge auf der grauen nach links oben ziehenden Rampe und der anschließenden Querung nach rechts wird es dann endlich etwas leichter und der VI. und IV. Grad geben ein Gastspiel. Zwischendurch zeigt sich auch das Wetter immer mal wieder von der drohenden Seite, doch die schwarzen Wolken verzogen sich zum Glück auch jedes Mal wieder und es blieb trocken.

    11.SL (VII+, 35 m )
    12.SL (VI, 40 m ) - graue Rampe nach links
    die schwarzen Wolken verzogen sich zum Glück immer wieder
    13.SL (IV, 30 m ) -Querung nach rechts

Die 14. und letzte Seillänge (VII, 40 m) wartet dann nochmal mit abenteuerlicher Kletterei auf höchst veränderungsfähigem Fels. An der Schlüsselstelle gilt es entweder technisch aber sehr schwer und heikel nach rechts zu weiteren Haken zu queren. Freikletternd wohl am besten gerade aus weiter, (sehr brüchig) und 1-2 m weiter oben nach rechts queren. Es bleibt bis zum letzten Meter anspruchsvoll. Der Stand auf der Ausstiegsgrasfläche erfolgt an mehreren vorhandenen Erdankern.

    14.SL (VII, 40 m )
    14.SL (VII, 40 m )
    geschafft … Ausstieg aus der Vertikalen
    die Erdanker im Ausstiegsgras

Nach 10,5 h Anstrengung und Abenteuer erreichen wir überglücklich über diesen fast schon todgesagten namhaften Alpinklassiker und über Florians grandiose af-Begehung des „Hermann Buhl Gedächtnisweg“ den Gipfel der Rotwand (2806 m).

   
   
   
    Blick über den Rosengarten

Der Abstieg über den Klettersteig ähnlich versicherten Normalweg nach Norden zumVajolonpass (2560 m) ist bald geschafft. Über noch große Altschneefelder abfahrend stehen wir schnell wieder unter der im Abendlicht rotgelb leuchtenden und beeindruckenden heute durchstiegenen Wand. Mit sich und der Welt zufrieden schlendern wir ganz gemütlich im Abendlicht zurück zum Karerpass.

    Abstieg vom Vajolonpass
   

Wie sehr sich die Pause-Touren unterschneiden können haben wir am nächsten Tag mal wieder erfahren, als wir noch vor der Heimfahrt die
„Steger“ in der Rosengartenspitze Ostwand
geklettert sind. Nach 5 Seillängen am langen Seil und 3 h 30 min war der Ausstieg aus dieser schönen und beeindruckende 600 m Wand erreicht.


Rotwand (2806 m) – “Hermann Buhl Gedächtnisweg” (Hasse/Brandler):
- EB: Dieter Hasse und Lothar Brandler 08. bis 11.09.1958
- Schwierigkeit: VI A2 ist die klassische Bewertung aus dem Pause-Buch. Dies dürfte aber derzeit auch für die ungut aussehende Variante durch die Ausbruchzone nicht mehr gelten obwohl dort wieder allerhand Haken und Schlingen herumhängen. Bei Benutzung der auch von uns gewählten rechten Umgehungsvariante sollte man freikletternd als Gesamtbewertung mit IX+ oder technisch VII A2 kalkulieren. Auch im oberen Teil nach den eigentlichen Schlüsselseillängen insgesamt sehr anhaltend und anspruchsvolles Gelände mit anhaltenden A1 Passagen oder eine Seillänge im VIII. Grad und mehreren im VII. und oberen VII Grad.
- Felsqualität: Insgesamt klassischer nicht immer zuverlässiger Dolomitenfels. Die Umgehungsvariante weißt zwar der Schwierigkeit entsprechend sehr kompakten und geschlossenen aber größtenteils festen Fels auf. Im oberen Teil gibt es einige ganz ordentlich brüchige Passagen.
- Absicherung: Stände (bis auf wenige Ausnahmen) in einem passablen Zustand, vorallem aufgrund der meist außerordentlich hohen Anzahl an Haken (an einem Standplatz sogar 9 Haken). Zwischenhaken in der Umgehungsvariante sehr gut, da relativ neu. Danach sehr viele alte und oft auch schlechte Normalhaken. Mit Cams und Keilen lässt sich insbesondere in den schweren Längen nicht immer allzu viel Anzufangen.
- Wandhöhe: 400m, Kletterlänge ca. 460 m
- Kletterzeit: 7-11 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 20 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und 5-6 Haken
- Technisch: Leiter je nach Kletterkönnen hilfreich, Fifi auf jeden Fall ganz angenehm
- Freiklettern: gewaltig Strom, Kletterkönnen und gute Nerven
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Dolomiten vertikal, Band Nord (extrem unterbewertete Schwierigkeitsangaben zu dieser Tour)
3. Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 29
Schlern-Rosengarten-Latemar
1:25000


Viele Grüße
Florian und Tobias

Drucke diesen Beitrag