„In der ersten Ausgabe dieses Kletterbuches (1970) war die berühmte Marmolada mit der „Solda“-Führe der Südwestwand (VI, A2) und der „Vinatzer-Castiglioni“-Führe der Südwand vertreten – beide 1936 erkämpft. Inzwischen sind sich die Spitzenkletterer unserer Zeit einig, daß bei einer „Schönheitswahl“ eigentlich der neuen, erst 1970 gemachten „Gogna“-Führe der Kranz gebühre“
„Pit Schubert meint: „… mit Abstand die schönste Route an der Marmolada…!“ Pit Schubert, dem zusammen mit dem großartigen Kletterer Klaus Werner die 4. Begehung glückte, spricht allen Ernstes von einem „sagenhafte interessanten“ Anstieg und wundert sich, daß diese klassische Möglichkeit so lange Zeit verborgen blieb.“
aus: Walter Pause - im extremen Fels.
Soweit mal die Zitate aus dem Pause-Buch. Unsere Meinung fällt dagegen deutlich differenzierter aus. Bei mir war es die erste Tour an der hochgelobten Marmolada-Südwand und ich muss sagen, wenn ich es absolut und bezogen auf meine bisherigen Klettertouren betrachtete, war ich eher etwas enttäuscht! Den anscheinend so exzellenten Marmoladafels konnte ich bezogen auf eine 800 m Wand nur manchmal nachvollziehen. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels. Nicht dass es jetzt für Florian und mich ein Problem darstellte, aber wer hier einsteigt sollte mit kleinsplittrigem Fels umzugehen wissen. Vielleicht liegt mein Eindruck aber auch daran, dass ich mit viel zu hohen Erwartungen hier angerückt bin und wer mit hohen Erwartungen an eine Sache herangeht kann ja bekanntermaßen oft nur Enttäuscht werden. Es ist eben doch eine ganz klassische Tour auch wenn sie erst 1970 erstbegangen wurde. Florian, der mit der „Vinatzer“ und dem „Weg durch den Fisch“ durchaus Vergleiche anstellen kann, empfand die „Vinatzer“ als definitiv schöner. Da ich ja aber selber noch keinen direkten Vergleich zu anderen Marmolada-Touren habe möchte ich auch nicht weiter „rumnörgeln“ und natürlich war diese, meine erste, Marmolada Südwandtour ein großartiges Erlebnis, in einer der großen Wände unserer Alpen. Da wir erst gegen 08:30 Uhr eingestiegen sind galt es mal wieder Gas zu geben, denn natürlich wollten wir mit der Bahn zu Tale fahren. Nach 6h 45min Kletterzeit standen wir auf der Punta Rocca und es reichte noch locker zur Bahn welche derzeit in der Hochsaison bis 16:30 Uhr fährt.
Bis wir allerdings schlussendlich am Sonntagmorgen von Malga Ciapela zur Marmolada Südwand aufgestiegen und schließlich auch eingestiegen sind hatten wir eine kleine Odyssee hinter uns. Zunächst sollte es übers Wochenende für drei Tage nach Chamonix gehen, bestes und stabiles Wetter für ganz große Touren war vorhergesagt. Soweit der Plan, blöd nur wenn es am Donnerstag und Freitag massiv schneit. Also Planänderung, wir fahren, bei mir lediglich 1,5 Tage nach der
Hasse-Brandler an der Großen Zinne
, wieder in die Dolomiten, auch dort laut Südtiroler Wetterbericht bestes stabiles Wetter: Super gehen wir eine der großen Civetta-Touren an. Doch was ist das, es regnet den ganzen Freitagabend in Strömen und das stundenlang. Civetta unter diesen Umständen sicher keine ideale Idee, also nächste Planänderung fahren wir an die Marmolada, die trocknet morgen bei bestem Wetter am schnellsten ab. Leider hat es aber erst gegen 03:30 Uhr zu regnen aufgehört, doch mit ungebremster Motivation und da die Hoffnung ja bekanntermaßen zuletzt stirbt bolzen wir den langen Weg von Malga Ciapela und die fast 1000 Hm in 1h 45 min nach oben bis zum Einstieg. Doch das Wetter machte keinerlei Anstalten sich zu Ändern und es war grauer denn je. Als es schließlich wieder zu regen beginnt müssten schweren Herzens einsehen, das heute entgegen den Wettervorhersagen kein Tag für solche Wände ist. So trotten wir unverrichteter Dinge hinunter sind am frühen Morgen wieder am Auto und würden am liebsten gleich in die nächste Bar. Am Nachmittag, bin inzwischen passablerem Wetter, landen wir dann aber doch noch am Fels und klettern eine paar Seillängen in der äußerst anspruchsvollen da Pozzo Tour „Compagni di merenda“ (VIII+/IX-) am 3. Tofana Südwandpfeiler. Nach Pizza und Bier geht es am Abend wieder zurück nach Malga Ciapela und da es am Samstag schon so schön war wiederholen wir am Sonntag den netten Morgenspaziergang bis zum „Gogna-Einstieg“, diesmal allerdings nicht umsonst…
morgendlicher Aufstieg über die Falier-Hütte zum Einstieg
Marmolada Südwand über der Malga d´ Ombretta
Rifugio Falier (2074 m)
Nach einigem hin, her, hoch und runter stehen wir also nun am Sonntagmorgen bei bestem aber sehr kaltem Wetter wieder am „Gogna“ Einstieg. Die Temperaturen waren alles andere als hochsommerlich. Unten am Auto in Malga Ciapela hatte es 5°C!!! Dementsprechend verhielten sich auch die doch reichlich vorhandenen Marmolada Südwandaspiranten, welche frühmorgens an der Falier-Hütte aufgebrochen sind, denn keiner kam scheinbar so recht in die Puschen. Drei Seilschaften haben ihre geplanten Touren gleich ganz abgeblasen und kamen uns entgegen. Obwohl inzwischen schon nach 08:00 Uhr waren die anderen Seilschaften in der Vinatzer, den Moderne Zeiten und der Gogna noch nicht sehr weit. Als letzte Seilschaft klettern auch wir dann gegen 08:30 Uhr los. Natürlich nicht unbedingt die beste Zeit um in eine Marmolada Südwandtour einzusteigen. In Anbetracht der Temperaturen aber sicher angenehm früher in der Sonne und zudem wissen wir dass wir im V. und VI. Grad schnell und viel am langen Seil klettern können. So sehen wir der letzten Bahn recht gelassen entgegen.
Marmolada Punta Rocca - Gogna
zum Vergleich … so sah es am Samstagmorgen hier aus … auch mal schön zu sehen ;-)
Die ersten beiden Seillängen (III) auf eine Art Vorbau klettert man am besten noch seilfrei. Danach geht es gleich mal zu Sache und es folgt eine der strengeren Seillängen dieser Tour. Durch den Kamin (VI) ist am Tag zuvor noch ein regelrechter Wasserfall gerauscht, heute jedoch fast komplett trocken. Noch klettern auch wir im Schatten und es gibt ordentlich kalte Finger. Die zweite Seillänge zwar laut Topo nur V+ doch hier wird man sich umsehen und man muss schwer auf glatter Platte queren.
am Vorbau
der Kamin (VI) zu Beginn
Plattenquergang (V+ ?)
endlich Sonne…
Das Gelände wird nach diesen beiden Seillängen insgesamt deutlich leichter, angenehmer und wir können Fahrt aufnehmen. Die nächsten Seillängen folgen am langen Seil und ich klettere vor bis wir auf die Seilschaft vor uns stoßen. Kurzer Vorstiegswechsel und weiter geht es, das Gelände ist überholfreudig und Florian düst an den beiden vorbei und gleich weiter ein paar Seillängen bis zur steileren Rissseillänge (V) vor dem großen Kamin. Komischerweise beginnt die andere Seilschaft ohne offensichtliche Probleme direkt nach dem Überholmanöver mit abseilen. Ich hoffe jetzt ja mal nicht dass dies mit uns zu hatte.
im unteren Teil
im unteren Teil
im unteren Teil / rechtsoben ist schon der große Kamin erkennbar
im unteren Teil
Risseillänge vor dem großen Kamin
am Ende der Rissseillänge
Es folgt nun also der große und aufgrund seiner oftmaligen Nässe bekannte Kamin. Etwas Duschgang bekommen wir aber nur auf den ersten leichten 10 m ab. Danach ist es zwar nicht mehr nass aber klamm ist da schon alles. So richtig kaminmäßig klettert man eigentlich nur auf 2 m, der Rest ist eher fordernde Risskletterei (VI) in feuchtelndem Fels bei spärlicher Absicherung. Nach einer weiteren Seillänge (III-IV) steht man auf dem großen Südwandband und quert einige Meter nach rechts zu guten Biwakplätzen und dem Beginn des oberen Teils. Bis hierher haben wir ca. 3 h 45 min gebraucht und es ist schon 12:15 Uhr. Da wir ja nicht genau wissen was uns im oberen Teil noch Erwarten kann also kein Grund zur Entspannung. Noch sind keine anderen Seilschaften zusehen, weder aus der „Vinatzer“ noch aus der „Moderne Zeiten“.
noch im Duschbereich
danach fordernde Risskletterei (VI) bei spärlicher Absicherung
auf dem großen Südwandband
in diesem Bereich diverse gute Biwakplätze
Mit der ersten Seillänge vom Band weg folgt die Schlüsselseillänge der „Gogna“. Auf dieser Seiilänge nach dem Band sind die Touren „Gogna“ und „Moderne Zeiten“ ganz nahe beieinander und wo genau welche Tour verläuft war uns auf die schnelle und unter Zeitdruck nicht ganz klar. Die mitgeführten Topos waren irgendwie auch nicht ganz eindeutig. Nach nochmaligem Topo und Bilder Studium zuhause im Wohnzimmer glaube ich aber inzwischen das wir versehentlich auf dieser ersten Seillänge nach dem Band in die „Moderen Zeiten“ gerutscht sind. Laut Giordani-Führer beide Längen 6b+ von dem her auch nicht so dramatisch, aber ärgerlich. Vom Stand nach dieser Seillänge ist erstmals der komplette obere Plattenwandbereich einsehbar, durch den auch die berühmten Nachbarn „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“ zur „Vinatzer“ führen. Inzwischen ist auch die erste Seilschaft aus den „Tempi Moderni“ aufs Band ausgestiegen.
Seillänge nach dem Band, vermutlich aber in Moderne Zeiten
durch diese Plattenwand ziehen die „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“
Vom Stand nach dieser Seillänge zieht die „Gogna“ diagonal nach links oben, immer auf einen markanten Absatz auf der Gratkante zu. Das Gelände ist sehr dankbar und es folgen 4-5 Seillängen (je nach Topo) am langen Seil bis zur Scharte. Teilweise ganz herrliche und schön zu kletternde Platten mit Löchern und Rissen wie man es sich vorstellt.
auf dem Weg zur Gratkante
Gratkante erreicht
Ab nun geht es immer mehr oder weniger direkt an der Gratkante entlang und der Fels ist wie auf den Bildern gut zu erkennen mehrheitlich kleinsplittrig. Die Schwierigkeiten liegen durchwegs im Bereich V und VI, wobei schon die eine oder andere Nuss zu knacken ist.
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
Nach 6 h 45 min Kletterzeit stehen wir gegen 15:15 Uhr am Gipfel der Marmolada Punta Rocca (3309 m) und freuen uns über die durchstiegene Tour und vor allem darüber dass wir wohl ohne Probleme noch mit der Bahn nach Malga Ciapela hinunter fahren können.
On Top of Marmolada Punta Rocca (3309 m)
Blick zum Hautgipfel Marmolada Punta Penia (3343 m)
Vom Gipfel unschwierig einige Meter abklettern und absteigen bis man auf dem Schnee fast waagerecht zur Seilbahnstation rüber queren kann. Die Talfahrt kostete derzeit 18€ p. P. (Stand August 2013). Einen tollen Anblick bietet uns noch die von einer italienischen Gruppe aufgebaute Highline unweit der Seilbahnstation. Doch was ist dass, wir können kaum unseren Augen trauen, es ist Mitte August und da sind tatsächlich drei Leute mit voller Skihochtourenausrüstung hier oben!!! Nun gut jedem das seine, aber wegen den paar Metern Schnee das ganze Gerödel hochzuschleppen, ich weiß ja auch nicht…
Abstieg von der Punta Rocca rüber zur Seilbahnstation
Highline unweit der Seilbahnstation
Highline unweit der Seilbahnstation
Mitte August: mit Skihochtourenausrüstung an der Marmolada ?!?
Marmolada Punta Rocca (3309 m) - “Gogna”:
- EB: Alessandro Gogna, A. Dorigatti, A. Giambisi, B. Allemand 27. bis 28. August 1970
- Schwierigkeit: VII in der Schlüsselseillänge. Ansonsten viele Passagen im VI. Grad. Mehrheitlich und anhaltend aber im V. Schwierigkeitsgrad. Es bleibt bis ganz zum Schluss fordernd und eine der schwersten Passagen des oberen Pfeilerkantenteiles kommt ganz zum Schluss.
- Felsqualität: Der so hochgelobte Marmoladafels kommt in dieser Tour bezogen auf 800 m Wandhöhe doch deutlich zu kurz. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels.
- Absicherung: Die in beiden Führern (Lobo und Marmolada Südwandführer) erwähnte überaus gute Absicherung konnten wir nicht ganz nachvollziehen. Die Standplätze sind zwar in der Regel alle gut mit 2-3 passablen Normalhaken ausgestattete, aber bei den Zwischensicherungen kann man jetzt definitiv nicht gerade von überaus gut eingenagelt sprechen. Dies mag vielleicht noch in Bezug auf viele andere der wilden Marmolada Touren zu treffen nicht aber als pauschale Aussage! Ein kompletter Satz Cams kann sicher nicht schaden.
- Wandhöhe: 800 m, Kletterlänge ca. 1150 m
- Kletterzeit: 7-9 h
Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 5-6 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
Marmolada South Face
First english edition: July 2008
Versante Sud
Maurizio Giordani
Dolomiten vertikal, Band Süd
2. Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
Weitere Topos gibt es im Internet z.B: bei ramellasergio.it
unter diesem Link
Wobei einige der tollen Bilder und scheinbar super Topos dieser Homepage mit erheblicher Vorsicht zu genießen sind!!!
AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 15
Marmolada - Pelmo – Civetta - Moiazza
1:25000
Viele Grüße
Florian und Tobias
„Pit Schubert meint: „… mit Abstand die schönste Route an der Marmolada…!“ Pit Schubert, dem zusammen mit dem großartigen Kletterer Klaus Werner die 4. Begehung glückte, spricht allen Ernstes von einem „sagenhafte interessanten“ Anstieg und wundert sich, daß diese klassische Möglichkeit so lange Zeit verborgen blieb.“
aus: Walter Pause - im extremen Fels.
Soweit mal die Zitate aus dem Pause-Buch. Unsere Meinung fällt dagegen deutlich differenzierter aus. Bei mir war es die erste Tour an der hochgelobten Marmolada-Südwand und ich muss sagen, wenn ich es absolut und bezogen auf meine bisherigen Klettertouren betrachtete, war ich eher etwas enttäuscht! Den anscheinend so exzellenten Marmoladafels konnte ich bezogen auf eine 800 m Wand nur manchmal nachvollziehen. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels. Nicht dass es jetzt für Florian und mich ein Problem darstellte, aber wer hier einsteigt sollte mit kleinsplittrigem Fels umzugehen wissen. Vielleicht liegt mein Eindruck aber auch daran, dass ich mit viel zu hohen Erwartungen hier angerückt bin und wer mit hohen Erwartungen an eine Sache herangeht kann ja bekanntermaßen oft nur Enttäuscht werden. Es ist eben doch eine ganz klassische Tour auch wenn sie erst 1970 erstbegangen wurde. Florian, der mit der „Vinatzer“ und dem „Weg durch den Fisch“ durchaus Vergleiche anstellen kann, empfand die „Vinatzer“ als definitiv schöner. Da ich ja aber selber noch keinen direkten Vergleich zu anderen Marmolada-Touren habe möchte ich auch nicht weiter „rumnörgeln“ und natürlich war diese, meine erste, Marmolada Südwandtour ein großartiges Erlebnis, in einer der großen Wände unserer Alpen. Da wir erst gegen 08:30 Uhr eingestiegen sind galt es mal wieder Gas zu geben, denn natürlich wollten wir mit der Bahn zu Tale fahren. Nach 6h 45min Kletterzeit standen wir auf der Punta Rocca und es reichte noch locker zur Bahn welche derzeit in der Hochsaison bis 16:30 Uhr fährt.
Bis wir allerdings schlussendlich am Sonntagmorgen von Malga Ciapela zur Marmolada Südwand aufgestiegen und schließlich auch eingestiegen sind hatten wir eine kleine Odyssee hinter uns. Zunächst sollte es übers Wochenende für drei Tage nach Chamonix gehen, bestes und stabiles Wetter für ganz große Touren war vorhergesagt. Soweit der Plan, blöd nur wenn es am Donnerstag und Freitag massiv schneit. Also Planänderung, wir fahren, bei mir lediglich 1,5 Tage nach der
Hasse-Brandler an der Großen Zinne
, wieder in die Dolomiten, auch dort laut Südtiroler Wetterbericht bestes stabiles Wetter: Super gehen wir eine der großen Civetta-Touren an. Doch was ist das, es regnet den ganzen Freitagabend in Strömen und das stundenlang. Civetta unter diesen Umständen sicher keine ideale Idee, also nächste Planänderung fahren wir an die Marmolada, die trocknet morgen bei bestem Wetter am schnellsten ab. Leider hat es aber erst gegen 03:30 Uhr zu regnen aufgehört, doch mit ungebremster Motivation und da die Hoffnung ja bekanntermaßen zuletzt stirbt bolzen wir den langen Weg von Malga Ciapela und die fast 1000 Hm in 1h 45 min nach oben bis zum Einstieg. Doch das Wetter machte keinerlei Anstalten sich zu Ändern und es war grauer denn je. Als es schließlich wieder zu regen beginnt müssten schweren Herzens einsehen, das heute entgegen den Wettervorhersagen kein Tag für solche Wände ist. So trotten wir unverrichteter Dinge hinunter sind am frühen Morgen wieder am Auto und würden am liebsten gleich in die nächste Bar. Am Nachmittag, bin inzwischen passablerem Wetter, landen wir dann aber doch noch am Fels und klettern eine paar Seillängen in der äußerst anspruchsvollen da Pozzo Tour „Compagni di merenda“ (VIII+/IX-) am 3. Tofana Südwandpfeiler. Nach Pizza und Bier geht es am Abend wieder zurück nach Malga Ciapela und da es am Samstag schon so schön war wiederholen wir am Sonntag den netten Morgenspaziergang bis zum „Gogna-Einstieg“, diesmal allerdings nicht umsonst…
morgendlicher Aufstieg über die Falier-Hütte zum Einstieg
Marmolada Südwand über der Malga d´ Ombretta
Rifugio Falier (2074 m)
Nach einigem hin, her, hoch und runter stehen wir also nun am Sonntagmorgen bei bestem aber sehr kaltem Wetter wieder am „Gogna“ Einstieg. Die Temperaturen waren alles andere als hochsommerlich. Unten am Auto in Malga Ciapela hatte es 5°C!!! Dementsprechend verhielten sich auch die doch reichlich vorhandenen Marmolada Südwandaspiranten, welche frühmorgens an der Falier-Hütte aufgebrochen sind, denn keiner kam scheinbar so recht in die Puschen. Drei Seilschaften haben ihre geplanten Touren gleich ganz abgeblasen und kamen uns entgegen. Obwohl inzwischen schon nach 08:00 Uhr waren die anderen Seilschaften in der Vinatzer, den Moderne Zeiten und der Gogna noch nicht sehr weit. Als letzte Seilschaft klettern auch wir dann gegen 08:30 Uhr los. Natürlich nicht unbedingt die beste Zeit um in eine Marmolada Südwandtour einzusteigen. In Anbetracht der Temperaturen aber sicher angenehm früher in der Sonne und zudem wissen wir dass wir im V. und VI. Grad schnell und viel am langen Seil klettern können. So sehen wir der letzten Bahn recht gelassen entgegen.
Marmolada Punta Rocca - Gogna
zum Vergleich … so sah es am Samstagmorgen hier aus … auch mal schön zu sehen ;-)
Die ersten beiden Seillängen (III) auf eine Art Vorbau klettert man am besten noch seilfrei. Danach geht es gleich mal zu Sache und es folgt eine der strengeren Seillängen dieser Tour. Durch den Kamin (VI) ist am Tag zuvor noch ein regelrechter Wasserfall gerauscht, heute jedoch fast komplett trocken. Noch klettern auch wir im Schatten und es gibt ordentlich kalte Finger. Die zweite Seillänge zwar laut Topo nur V+ doch hier wird man sich umsehen und man muss schwer auf glatter Platte queren.
am Vorbau
der Kamin (VI) zu Beginn
Plattenquergang (V+ ?)
endlich Sonne…
Das Gelände wird nach diesen beiden Seillängen insgesamt deutlich leichter, angenehmer und wir können Fahrt aufnehmen. Die nächsten Seillängen folgen am langen Seil und ich klettere vor bis wir auf die Seilschaft vor uns stoßen. Kurzer Vorstiegswechsel und weiter geht es, das Gelände ist überholfreudig und Florian düst an den beiden vorbei und gleich weiter ein paar Seillängen bis zur steileren Rissseillänge (V) vor dem großen Kamin. Komischerweise beginnt die andere Seilschaft ohne offensichtliche Probleme direkt nach dem Überholmanöver mit abseilen. Ich hoffe jetzt ja mal nicht dass dies mit uns zu hatte.
im unteren Teil
im unteren Teil
im unteren Teil / rechtsoben ist schon der große Kamin erkennbar
im unteren Teil
Risseillänge vor dem großen Kamin
am Ende der Rissseillänge
Es folgt nun also der große und aufgrund seiner oftmaligen Nässe bekannte Kamin. Etwas Duschgang bekommen wir aber nur auf den ersten leichten 10 m ab. Danach ist es zwar nicht mehr nass aber klamm ist da schon alles. So richtig kaminmäßig klettert man eigentlich nur auf 2 m, der Rest ist eher fordernde Risskletterei (VI) in feuchtelndem Fels bei spärlicher Absicherung. Nach einer weiteren Seillänge (III-IV) steht man auf dem großen Südwandband und quert einige Meter nach rechts zu guten Biwakplätzen und dem Beginn des oberen Teils. Bis hierher haben wir ca. 3 h 45 min gebraucht und es ist schon 12:15 Uhr. Da wir ja nicht genau wissen was uns im oberen Teil noch Erwarten kann also kein Grund zur Entspannung. Noch sind keine anderen Seilschaften zusehen, weder aus der „Vinatzer“ noch aus der „Moderne Zeiten“.
noch im Duschbereich
danach fordernde Risskletterei (VI) bei spärlicher Absicherung
auf dem großen Südwandband
in diesem Bereich diverse gute Biwakplätze
Mit der ersten Seillänge vom Band weg folgt die Schlüsselseillänge der „Gogna“. Auf dieser Seiilänge nach dem Band sind die Touren „Gogna“ und „Moderne Zeiten“ ganz nahe beieinander und wo genau welche Tour verläuft war uns auf die schnelle und unter Zeitdruck nicht ganz klar. Die mitgeführten Topos waren irgendwie auch nicht ganz eindeutig. Nach nochmaligem Topo und Bilder Studium zuhause im Wohnzimmer glaube ich aber inzwischen das wir versehentlich auf dieser ersten Seillänge nach dem Band in die „Moderen Zeiten“ gerutscht sind. Laut Giordani-Führer beide Längen 6b+ von dem her auch nicht so dramatisch, aber ärgerlich. Vom Stand nach dieser Seillänge ist erstmals der komplette obere Plattenwandbereich einsehbar, durch den auch die berühmten Nachbarn „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“ zur „Vinatzer“ führen. Inzwischen ist auch die erste Seilschaft aus den „Tempi Moderni“ aufs Band ausgestiegen.
Seillänge nach dem Band, vermutlich aber in Moderne Zeiten
durch diese Plattenwand ziehen die „Moderne Zeiten“ und der „Messnerausstieg“
Vom Stand nach dieser Seillänge zieht die „Gogna“ diagonal nach links oben, immer auf einen markanten Absatz auf der Gratkante zu. Das Gelände ist sehr dankbar und es folgen 4-5 Seillängen (je nach Topo) am langen Seil bis zur Scharte. Teilweise ganz herrliche und schön zu kletternde Platten mit Löchern und Rissen wie man es sich vorstellt.
auf dem Weg zur Gratkante
Gratkante erreicht
Ab nun geht es immer mehr oder weniger direkt an der Gratkante entlang und der Fels ist wie auf den Bildern gut zu erkennen mehrheitlich kleinsplittrig. Die Schwierigkeiten liegen durchwegs im Bereich V und VI, wobei schon die eine oder andere Nuss zu knacken ist.
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
im oberen Teil direkt auf der Pfeilerkante
Nach 6 h 45 min Kletterzeit stehen wir gegen 15:15 Uhr am Gipfel der Marmolada Punta Rocca (3309 m) und freuen uns über die durchstiegene Tour und vor allem darüber dass wir wohl ohne Probleme noch mit der Bahn nach Malga Ciapela hinunter fahren können.
On Top of Marmolada Punta Rocca (3309 m)
Blick zum Hautgipfel Marmolada Punta Penia (3343 m)
Vom Gipfel unschwierig einige Meter abklettern und absteigen bis man auf dem Schnee fast waagerecht zur Seilbahnstation rüber queren kann. Die Talfahrt kostete derzeit 18€ p. P. (Stand August 2013). Einen tollen Anblick bietet uns noch die von einer italienischen Gruppe aufgebaute Highline unweit der Seilbahnstation. Doch was ist dass, wir können kaum unseren Augen trauen, es ist Mitte August und da sind tatsächlich drei Leute mit voller Skihochtourenausrüstung hier oben!!! Nun gut jedem das seine, aber wegen den paar Metern Schnee das ganze Gerödel hochzuschleppen, ich weiß ja auch nicht…
Abstieg von der Punta Rocca rüber zur Seilbahnstation
Highline unweit der Seilbahnstation
Highline unweit der Seilbahnstation
Mitte August: mit Skihochtourenausrüstung an der Marmolada ?!?
Marmolada Punta Rocca (3309 m) - “Gogna”:
- EB: Alessandro Gogna, A. Dorigatti, A. Giambisi, B. Allemand 27. bis 28. August 1970
- Schwierigkeit: VII in der Schlüsselseillänge. Ansonsten viele Passagen im VI. Grad. Mehrheitlich und anhaltend aber im V. Schwierigkeitsgrad. Es bleibt bis ganz zum Schluss fordernd und eine der schwersten Passagen des oberen Pfeilerkantenteiles kommt ganz zum Schluss.
- Felsqualität: Der so hochgelobte Marmoladafels kommt in dieser Tour bezogen auf 800 m Wandhöhe doch deutlich zu kurz. Der Eindruck von der Tour ist mehrheitlich geprägt von kleinsplittrigem und oft einfach etwas brüchigem Fels.
- Absicherung: Die in beiden Führern (Lobo und Marmolada Südwandführer) erwähnte überaus gute Absicherung konnten wir nicht ganz nachvollziehen. Die Standplätze sind zwar in der Regel alle gut mit 2-3 passablen Normalhaken ausgestattete, aber bei den Zwischensicherungen kann man jetzt definitiv nicht gerade von überaus gut eingenagelt sprechen. Dies mag vielleicht noch in Bezug auf viele andere der wilden Marmolada Touren zu treffen nicht aber als pauschale Aussage! Ein kompletter Satz Cams kann sicher nicht schaden.
- Wandhöhe: 800 m, Kletterlänge ca. 1150 m
- Kletterzeit: 7-9 h
Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 5-6 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
Marmolada South Face
First english edition: July 2008
Versante Sud
Maurizio Giordani
Dolomiten vertikal, Band Süd
2. Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
Weitere Topos gibt es im Internet z.B: bei ramellasergio.it
unter diesem Link
Wobei einige der tollen Bilder und scheinbar super Topos dieser Homepage mit erheblicher Vorsicht zu genießen sind!!!
AV-Karten:
Tabacco Karte Nr. 15
Marmolada - Pelmo – Civetta - Moiazza
1:25000
Viele Grüße
Florian und Tobias