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  Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan
Geschrieben von: abham - 01.05.2013, 21:49 - Forum: andere Region - Keine Antworten

Durch Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan geht es in diesem Jahr weiter gen Osten. Am 29.04.2013 fliegen wir von Frankfurt aus nach Riga und erreichen am 30.04. Taschkent (A), die Hauptstadt Usbekistans. Dort verbringen wir die ersten beiden Tage, bevor es dann auf der Seidenstraße über Samarkand (E) nach Buchara (F) geht. Weiter geht es dann zur südlichsten Stadt Usbekistans, nach Termiz (H). Das nächste Ziel ist dann Dushanbe (I), die Hauptstadt von Tadschikistan. Über Kulyab und Kalaikhum (J) geht es weiter nach Khorog (K), dem Beginn des Pamirhighways. Dieser folgt der M41 nach Osh in Kirgistan. Dann folgen noch rund 700 Kilometer bis zu unserem diesjährigen Ziel, Bishkek (O), der Hauptstadt Kirgistans.

   

Die Visa für Usbekistan und Tadschikistan sowie die Sondergenehmigung für Gorno-Badachschan bzw. die Pamirregion haben wir.

Es wird sich zeigen, ob die geplante Reise so durchgeführt werden kann. Es bleiben genug Unwägbarkeiten offen (Wetter, Gesundheit, Straßenverhältnisse, Höhe sowie politische Verhältnisse), die es unter Umständen nötig machen, unsere Reisepläne zu ändern.


29. und 30.04.2013 Turbulenter Auftakt

Von Frankfurt aus starteten wir mit Air Baltic zunächst nach Riga, das nach 2 Stunden erreicht war. Von dort ging es dann weiter nach Taschkent, wo wir nach weiteren 5 Flugstunden um 2:00 Uhr nachts ankamen. Bis dahin lief alles noch ganz planmäßig. Wir füllten brav unsere Zollerklärungen aus, nahmen unser Gepäck in Empfang, warteten aber vergeblich auf unsere Fahrräder. Es dauerte sehr lange bis wir jemanden fanden, der uns weiter helfen konnte. Zunächst aber ging es zur Zollabfertigung. Dort erzählten wir von unserem Missgeschick. Der Zollbeamte erteilte uns die nötigen Stempel und vergaß dabei völlig, unser Gepäck zu überprüfen. So war diese Hürde ganz rasch genommen. Dann suchten wir die Stelle auf, die sich um verloren gegangenes Gepäck zu kümmern hat. Ein freundlicher Beamter bemühte sich sehr aber es war eine langfristige Prozedur, bis alle bürokratischen Hindernisse überwunden waren. Wir bekamen eine Bescheinigung der Verlustanzeige sowie seine Telefonnummer, unter der wir ihn erreichen könnten, um etwas über unsere Räder zu erfahren. Er selbst wollte uns im Hotel benachrichtigen, wenn es Neuigkeiten gäbe. So fuhren wir also morgens um 4:15 Uhr statt mit den Rädern mit dem Taxi zum Hotel, das wir schon von zu Hause aus gebucht hatten. Während der Taxi fahrt wechselte uns der Fahrer gleich noch 200,-- € in 540.000,-- Som (540 Schein a`1.000,-- Som). Der 1.000,-- Som Schein ist der größte Geldschein der Usbekischen Währung und hat einen Gegenwert von ca. 0,37 €. Nun wisst ihr, warum unsere Taschen so voll sind. Bei der Ankunft im Hotel wusste man schon von unserem Missgeschick und sagte uns, dass wir am 30.04. um 24:00 wieder am Flughafen erscheinen sollten, um unsere Räder zu holen.
Wir legten uns dann noch 2 Stunden aufs Ohr, bevor wir uns aufmachten, um Taschkent zu erkunden.
Taschkent, die Hauptstadt Usbekistans hat 2,2 Mio. Einwohner. Was uns auffiel waren die vielen gepflegten Grünanlagen in Centrum. Wir tauchten ein in den größten Basar der Stadt und besichtigten die Juma-Moschee sowie die Ko`kaldosh-Medrese. Mit der U-Bahn ging es dann zurück ins Zentrum und zu Fuß zurück zum Hotel. Von dort aus telefonierten wir nochmals mit dem Flughafen wegen der Abholzeit für unsere Fahrräder und vereinbarten 9:00 Uhr am 1.5.13.
Das Wetter ist für uns im Moment sehr angenehm mit kühlen Temperaturen in der Früh und am Abend und angenehmen 25°C tagsüber.


01.05.2013

Nach einer erholsamen Nacht ging es nach dem Frühstück mit dem Taxi zum Flughafen wo wir glücklich unsere Räder in Empfang nahmen. Leider stellte sich sehr schnell heraus , dass sie ziemlich verschrammt waren (die gesamte, mühsam angebrachte Verpackung fehlte) . Ansonsten war Friedas Rad in einem guten Zustand aber mein Rad ließ sich nicht einmal mehr schieben. Die Kette war total verklemmt und ein Schalten war unmöglich. Ein freundlicher Taxifahrer kam uns zu Hilfe, schaffte es aber auch nicht, die Schaltung wieder sauber in Gang zu bringen. So ließen wir uns von einem Kleintransporter zu einem Fahrradhändler fahren, der das Problem einigermaßen in Griff bekam. Den Rest konnte ich selbst noch beheben und nun läuft alles wieder rund.
Was uns besonders ärgerte ist der Verlust unserer Benzinflasche samt Pumpe, so dass wir nicht selbst kochen können. Ob wir irgendwo Ersatz finden wird sich zeigen.
Morgen geht es nun mit der Radtour los und wir hoffen, dass es dann wie in den vergangenen Jahren ohne große Pannen weiter geht.

   
Ausblick vom Hotelzimmer bei unserer Ankunft um 5 Uhr morgens

   
540.000 Som für 200 Euro

   
Ko`kaldosh-Medrese

   
Chorsu-Basar

   
Chorsu-Basar

   
Müde vom Einkausstress

   
Im Regierungsviertel

   
Timur-Museum

   
Im Timur-Museum


02.05. – 05.05.2013 Endlich geht es los 129,5 km und 217 Hm

Kurz nach 8 Uhr starteten wir von unserem Hotel und begaben uns in das Verkehrsgetümmel. Es war nicht leicht, aus Taschkent hinaus zu finden, da auf den ersten 21 Kilometern nicht ein einziges Hinweisschild zu sehen war, das uns den Weg gezeigt hätte. So fragten wir immer wieder nach und nach 1 ½ Std. hatten wir den Stadtrand von Taschkent erreicht und befanden uns auf einer autobahnähnlichen Straße. Über flaches Land ging es vorbei an landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie an riesigen Erdbeerplantagen. Am Straßenrand gab es jede Menge Verkaufsstände, die von Eselskarren beliefert wurden. Auch Raststätten folgten in regelmäßigen Abständen, so dass man keine Angst haben musste, zu verhungern. Gegen 17 Uhr erreichten wir Gulistan, wo mit erst nach gutem Zureden noch ein letztes Zimmer im einzigen Hotel ergattern konnten. Somit war der Tag gerettet.


03.05.2013 124,5 km und 299 Hm

Ohne Frühstück, nur mit einer Tasse Kaffee ging es wieder kurz nach 8 Uhr los. Die Strecke bot keine große Abwechslung und war vielfach recht steppenhaft. Dagegen bot die Straße jede Menge Abwechslung. Mal war der Straßenbelag durchaus akzeptabel doch dann folgten Passagen über viele Kilometer, auf denen der Belag aufgebrochen und mit jeder Menge Schlaglöchern versehen war. Der Wind war auch nicht unser Freund und so kamen wir nur recht mühsam und langsam vorwärts und erreichten gegen 17 Uhr unser Etappenziel Jizzakh. Die Suche nach einem Hotel gestaltete sich außerordentlich schwierig. Im ersten Hotel wurden wir, als der Besitzer unsere Reisepässe und Visa überprüfte, abgewiesen. Er erklärte es uns zwar, aber auf Russisch, was wir nicht verstanden. Nach mehreren Versuchen die Leute auf der Straße nach einem Hotel zu fragen sammelte sich zwar immer eine ganze Menschentraube an und alle redeten auf uns ein aber ohne konkrete Angabe zu einem Hotel. Schließlich half uns ein Taxifahrer weiter, dessen Schwester ein Hotel hatte. Er rief dort an und es wurde uns bestätigt, dass ein Zimmer frei wäre. So fuhr der Taxifahrer voraus und wir hinterher. Als wir im Hotel ankamen wollten sie wieder unsere Reisepässe und gaben uns dann zu verstehen, dass ihr Hotel voll belegt sei. Wir können uns das nur so erklären, dass nicht alle Hotels die Berechtigung haben, eine Registrierung auszustellen. Diese benötigen wir in Usbekistan spätestens nach 3 Tagen und müssen diese bei Kontrollen und bei der Ausreise nachweisen. Immerhin erhielten wir eine weitere Adresse und dort klappe es auch. Für 60.000 Som (22,-- €) erhielten wir ein tolles Zimmer incl. Frühstück. So fand auch dieser Tag noch ein glückliches Ende.


04.05.2013 Fahrt nach Samarkand 100,5 km und 683 Hm

Nachdem ein Polizeioffizier ins Hotel kam und einen Stempel auf unsere Registrierung setzte, konnten wir unsere Etappe beginnen. Auf landschaftlich recht abwechslungsreicher und hügeliger Strecke kamen wir ganz gut voran. Die Temperatur in der Mittagszeit stieg auf 32°C an aber ein kräftiger Wind blies uns heute in den Rücken, so dass wir schon um 14 Uhr Samarkand erreichten. Leider bohrte sich noch ein dünner Draht in mein Hinterrad und wir zogen einen neuen Schlauch ein, bevor wir die letzten 2 Kilometer bis zum Hotel zurück legen konnten. Am Abend verabredeten wir uns mit Jasmin und Chris, einem Radlerpaar aus Deutschland, mit denen wir schon von zu Hause aus E-Mail Kontakt hatten, zum gemeinsamen Abendessen. Wer Interesse hat kann ihre Reise unter
www.radeln-fuer-den-augenblick.de
verfolgen. So verbrachten wir einen sehr unterhaltsamen Abend, denn jeder hatte viel über seine Reiseerlebnisse zu berichten.


05.05.2013 Ruhetag in Samarkand

Der heutige Tag diente der Besichtigung von Samarkand. Der Registanplatz mit seinen monumentalen Bauwerken war unser erstes Ziel. Mehrere Moscheen und Medresen gibt es hier zu bewundern. Später besichtigen wir noch die Gräberstraße mit verschiedenen Mausoleen, bevor es zum Basar ging. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam mit Jasmin und Chris und feierten Jasmins Geburtstag.

   
Einkehr unterwegs

   
Flaches Land und schlechte Straßen

   
Blühende Wiesen

   
Hügelige und abwechslungsreiche Strecke nach Samarkand

   
Die höheren Berge sind noch tief verschneit

   
Registanplatz

   
Großartiger Registanplatz

   
Mausoleen an der Gräberstraße

   

   
Marktfrauen in bunten Gewändern


06.05.2013 Samarkand – Ziyadin 143,1 km und 115 Hm

Mit mehrfachem fragen nach der richtigen Straße fanden wir aus Samarkand hinaus, denn nach wie vor gibt es kaum ein Hinweisschild, das einem den Weg anzeigt. Bei günstigem Wind ging es zügig über landwirtschaftlich genutztes Land fast immer eben dahin. Das Wetter war traumhaft schön und die Temperatur stieg am Mittag bis auf 32 °C an. Für Abwechslung sorgten die Straßenverhältnisse, die zwischen recht gut und Slalomfahren zwischen den Schlaglöchern wechselte. Unterwegs trafen wir einen Radler aus Aserbaidschan, der nach Japan unterwegs ist. Nach 143 km fanden wir das erste Hotel, in dem wir auch unter kamen. Von außen sah es sehr gut aus, innen war es jedoch in einem recht desolaten Zustand. Aber es gab keine Alternative und weiter wollten wir auch nicht mehr radeln.


O7.05.2013 Fahrt nach Bukhara 142,2 km und 48 Hm

Die ersten 75 km brachten wir auf gutem Straßenbelag zügig hinter uns. Zur Mittagszeit gingen wir Essen und ruhten uns dann in der größten Hitze noch einige Zeit aus. Während der Mittagsstunden stieg das Thermometer bis auf 35°C und es war nahezu windstill. Die weitere Strecke bis Bukhara gestaltete sich sehr mühsam, da wir wieder auf feinster usbekischer Holperpiste unterwegs waren. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Bukhara und nach mehreren Fehlversuchen kamen wir im Hotel Mekhtar Ambar, einer frühere Medrese aus dem 19. Jahrhundert, unter. Am Abend konnten wir uns noch einen ersten Eindruck dieser herrlichen Stadt verschaffen.


08.05.2013 Ruhetag in Bukhara

Taschkent, Samarkand und Bukhara waren einst die bedeutendsten Städte der Seidenstraße. Der unermessliche Reichtum dieser einstigen Handelsplätze spiegelt sich in prunkvollen Bauten wieder. Wir fühlen uns wie im Märchen von Tausendundeiner Nacht.
Buchara ist reich bestückt mit herausragenden Baudenkmälern und nicht umsonst unterliegt die ganze Altstadt dem UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Moschee und Medrese (Koranschule) reiht sich an die nächste und dazwischen gibt es überdachte Basare für Schmuck, Teppiche und Kunsthandwerk. Die meisten Sehenswürdigkeiten stehen auf engem Raum beieinander und sind gut erreichbar. Für uns ist Bukhara der absolute Favorit unter den oben genannten Städten der Seidenstraße.

   
Geburtstagsfeier mit Jasmin und Chris

   
Querverkehr auf der Autobahn

   
Kontrollstelle

   
Kamel an der Seidenstraße

   
Endlose Geraden ohne Schatten

   
Mittagpause auf dem Tschajchanas

   
Feister usbekischer Straßenbelag

   
Innenhof unseres Hotels in Bukhara

   
Kalon-Moschee

   
Mira Arab Medrese und Kalon Moschee

   
Zitadelle Ark

   
Mira Arab Medrese und Kalon Minarett


09.05.2013 Buchara – Kasan 143,4 km und 315 Hm

Gut fanden wir aus Bukhara hinaus und bald darauf ging es durch die Wüste. Wieder brannte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf uns nieder aber ein kräftiger Rückenwind sorgte nicht nur für gutes Vorankommen sondern auch für angenehme Kühlung. Nach dem Wüstenabschnitt (Stein-, Sand- und Salzwüste) folgten abwechselnd fruchtbares Land und Steppengebiete. Die Straße war über längere Abschnitte in ganz ordentlichem Zustand und verlief meist kerzengerade. Natürlich durften auch die Abschnitte mit aufgebrochenem Asphalt nicht fehlen. Die Gegend war nur ganz dünn besiedelt und so nutzten wir die wenigen Gelegenheiten am Straßenrand, an denen Getränke angeboten wurden. Heute sahen wir auch des Öfteren Kamele und Dromedare, worüber wir uns sehr freuten. Kurz vor Kasan sahen wir ein großes Festzelt und hielten an. Dahinter war ein ganzes Camp mit vielen Zelten aufgebaut. Wir fragten, ob wir hier übernachten könnten und es wurde uns eines der Zelte mit 6 Betten zugewiesen. Wir konnten uns noch frisch machen und wurden dann zum Essen eingeladen. Es gab Plov und zu fünft löffelten wir von einem großen Teller. Die Küchenmannschaft setzte sich zu uns und wir wurden anlässlich des Nationalfeiertages zu Musik und Tanz am Abend ins Festzelt eingeladen. Wir freuten uns schon sehr darauf. Immer mehr Feldarbeiterinnen wurden von der Arbeit ins Camp zurückgebracht und begrüßten uns freundlich. Doch plötzlich tauchte ein hochrangiger Offizier auf und gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir das Gelände zu verlassen hätten. Traurig über den Abschied blickten uns alle nach. Da es schon 19:45 Uhr war wurde es schnell dunkel. So fuhren wir schon im Dunkeln nach Kasan hinein um nach einer Unterkunft zu suchen. Dort fuhren uns 3 Jungs mit ihren Rädern voraus und brachten uns zum einzigen Hotel. Nach langem und gutem Zureden und mit dem Hinweis, dass wir keine Registrierung benötigten, bekamen wir schließlich doch noch ein Zimmer.


10.05.2013 Kasan – Qarshi 28 km und 52 Hm

Ohne Frühstück fuhren wir nach Qarshi, einer Provinzhauptstadt mit 227.000 Einwohnern. Hier kamen wir gleich im ersten Hotel unter und nutzten den restlichen Tag zur Besichtigung der Stadt.


11.05.2013 Qarshi – Karashina 103,9 km und 777 Hm

Die ersten 60 km ging es noch recht flach weiter doch nach einer Mittagspause in einer Fernfahrer-Raststätte ging es durch Sandberge. Diese wurden immer steiler und höher und das Vorwärtskommen mit unserem schweren Gepäck wurde deutlich mühsamer. Meter für Meter schraubten wir uns höher. Landschaftlich jedoch war es wesentlich abwechslungsreicher als an den Tagen zuvor. Der Wind wehte zwar nicht stark aber meist wieder von hinten. In Karashina fanden wir Unterkunft in einem Hotel und mit einem feinen Nudelgericht und einem Bier beendeten wir den Tag.


12.05.2013 Karashina – Sherabad 113,6 Km und 1022 Hm

Der Morgen begann mit einer unangenehmen Überraschung. Frieda hatte heftigen Durchfall und war richtig geschwächt. Wir überlegten kurz, was wir machen sollten und entschieden uns dann dazu, die nächste Strecke anzugehen. So zogen wir wieder einmal ohne Frühstück los. Im ersten Minimarkt kauften wir ein paar trockene Kekse und ausreichend Wasser für unsere erste Bergetappe. Schon unmittelbar nach dem Start endete der Straßenbelag und der überwiegende Abschnitt bis Sayrab war eine Baustelle. Für uns bedeutete dies, dass wir nur sehr langsam vorwärts kamen und die Strecke uns alles abverlangte. Durch grobe, tief aufgeschüttete Steine zog sich die Strecke dahin, unterbrochen durch sandige Abschnitte und nur wenigen Kilometern mit schlechtem Asphalt. Völlig durchgeschüttelt und von den vielen Fahrzeugen eingestaubt schafften wir so in 4 Stunden gerade mal 31 Kilometer und hatten noch ein ganzes Stück bis zur Passhöhe auf 1581 m. Zum Glück ging es dann einige wenige Kilometer auf ordentlicher Fahrbahn bergab. Kein Gasthaus war zu sehen und auch die Baustelle hatte uns bald wieder eingeholt. So mühten wir uns bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen weiter ab und erreichten nach ca. 60 km Sayrab, wo wir eigentlich übernachten wollten. Da wir trotz aller Umstände am Nachmittag besser vorankamen, beschlossen wir, so lange weiter zu fahren, bis sich eine Übernachtungsgelegenheit ergibt. Trotz mehrfacher Nachfragen in Restaurants, ob wir dort nächtigen oder unser Zelt aufschlagen dürften, wurde uns dies verwehrt. Es blieb uns also nur die Hoffnung, in Sherabad, einer größeren Stadt etwas zu finden. Auf Nachfragen, ob es dort ein Hotel gäbe, lauteten die Antworten „Ja“ oder „Nein“. In Sherabad angekommen wurden wir aus einem Auto heraus angesprochen. Wie immer wollten sie wissen, woher wir kommen und wohin wir wollten.
Auf unsere Frage nach einem Hotel wurden wir spontan aufgefordert, ihnen hinter dem Auto zu folgen, denn wir könnten bei ihnen schlafen. Wir waren sehr froh, doch noch eine Bleibe gefunden zu haben. Als wir ihr Haus erreichten wurde für uns ein Zimmer hergerichtet, wir konnten uns frisch machen und wurden zusammen mit Kindern und Enkeln zum Essen und Trinken eingeladen. Es entwickelte sich ein richtig netter Abend bei Ludmilla und Schachrad, denen wir dafür ganz herzlich danken.


13.05.2013 Sherabad – Termiz 61,7 km und 42 Hm

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das uns angeboten wurde. Zu Beginn gab es Grießbrei, später Brot und Butter und Grünen Tee als Getränk. Gut gestärkt verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg nach Termiz. Dort kamen wir um 11Uhr, nach bislang 1101 zurückgelegten Kilometern an und fanden ein günstiges Hotel, in dem wir für 2 Nächte buchten.
Termiz mit seinen 140000 Einwohnern ist die südlichste Stadt Usbekistans, liegt nur noch 300 m hoch und ist Hauptstadt der Provinz Surxondaryo. Hier unterhält die Bundeswehr den „Lufttransportstützpunkt Termiz“, von hier werden alle Truppen- und Nachschubtransporte für das deutsche und niederländische ISAF-Kontingent in Afghanistan abgewickelt. Der Fluss Amudaryo bildet die Grenze zu Afghanistan.

   
Leckere Manty (usbekische Maultaschen)

   
Weite Steppenlandschaft

   
Kamele am Wegesrand

   
Einladung bei den Camp-Bewohnern

   
Schulkinder

   
Fettschwanzschafe

   
Durchs Sandsteingebirge

   
Üble Piste

   
Zaungäste

   
Käsestände an der Straße

   
Dunkle Wolken über den Ausläufern des Hissargebirges

   
Bei Ludmilla und Schuchrad mit Familien

   
Kurz vor Termiz. Hinter dem Fluß liegt Afghanistan


14.05.2013 Ruhetag in Termiz

Wieder ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen im Schatten bis 36°C. Den Morgen verbrachten wir damit, das wirklich sehenswerte Archäologische Museum von Termiz anzusehen. Danach gingen wir durch einen Park und bestaunten die vielen antiquierten Spielgeräte und Karusselle, an denen sich die Kinder in Scharen vergnügten. Dann begann die lange Suche nach einem Internetzugang, um unsere Mails versenden zu können. Aber wir blieben zunächst erfolglos. Schließlich schickte man uns auf Nachfragen in die Zentrale von Ucell, wo wir ein Modem erwarben und nun, so hoffen wir wenigstens, einen Internetzugang für die nächste Zeit haben. Gute 2 Stunden verbrachten wir dort, bis alles unterzeichnet war. Reisepässe, Visa und Hotelreservierungen wurden kopiert, wir wurden mit ca. 18,-- € zur Kasse gebeten und dann wurde alles noch auf unserem Notebook installiert. Danach verschickten wir auch gleich noch unsere Mails und wir hoffen, dass sie alle angekommen sind. Den restlichen heißen Nachmittag verbrachten wir noch in unserem kühlen Zimmer, richteten unsere Räder, denn in den nächsten 3 Tagen soll es zur tadschikischen Grenze weiter gehen. Zum Abendessen gab es Mantys und 3Halbe Bier, wofür wir umgerechnet 3,-- € incl. Trinkgeld bezahlten.

   
Archäologisches Museum in Termiz

   
Marktfrauen verkaufen Käse


15.05.2013 Termiz – Qumqorghan 83,5 km und 164 Hm

Schon kurz vor 7 Uhr starteten wir, um der größten Tageshitze auf der Straße zu entgehen. Auf der gesamten Strecke hatten wir leichten Gegenwind, was uns nicht weiter störte, da wir ja keine lange Distanz vor uns hatten und keine Steigungen zu überwinden waren. Zur Mittagszeit kehrten wir in einer schattigen Gaststätte ein, deren Betreiber 2 Jahre als Soldat in Brandenburg war. Von dort waren es nur noch 15Kilometer bis Qumqorghan, wo wir in einem ganz neuen Hotel unterkamen. Das Hotel ist sehr sauber und mit Dusche und Flachbildschirm ausgestattet aber die Toilette befindet sich ca. 50 m außerhalb des Hotels. Das verstehe wer will. Die Straßen boten das übliche Geholpere und das Thermometer stieg zur Mittagszeit bis auf 39°C an.

   
Harte und staubige Feldarbeit bei mehr als 35°C


16.05.2013 Qumqorghan – Denov 114,8 km und 311 Hm

Ein kräftiger Gegenwind und Straßenverhältnisse wie bisher ließen uns nur schwer vorwärts kommen. Wir hatten zwar nur mit ca. 65 km gerechnet aber es kam wieder einmal anders als geplant. Als wir nach 64 Kilometern in Denov ankamen fanden wir auch schnell das einzige Hotel, das der Reiseführer empfahl. Als wir aber den Preis pro Übernachtung hörten waren wir nicht bereit, diesen zu zahlen. So entschlossen wir, nach Shargun weiter zu fahren, denn laut Auskunft gab es dort ebenfalls ein Hotel. So fuhren wir die verbleibenden 27 km in der Mittagshitze (35°C im Schatten) und freuten uns, in einem einfachen aber netten Hotel unter zu kommen. Dort wollten wir auch den morgigen Tag verbringen, da wir ja erst am 18.5. nach Tadschikistan einreisen können. Um 17 Uhr erfuhren wir dann, dass das Hotel keine Registrierung durchführen kann und wir mussten wieder zurück nach Denav ins teure Hotel Eurasia, das registrierte Übernachtungen anbietet. Ein Teil unseres Gepäcks konnten wir im Hotel in Shargun hinterlassen, das wir morgen wieder ansteuern werden. Zum Glück gab es aber auch erfreuliche Geschichten unterwegs. Als wir beim Mittagessen waren wurde unsere Zeche von einem freundlichen Usbeken übernommen und einige Zeit später bekamen wir bei einer Rast Brot und Süßigkeiten geschenkt. Wie so oft ging auch dieser Tag glücklich zu Ende und wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Landschaftlich wird es wieder interessanter, denn die hohen Berge, die uns begleiten, sind noch mit viel Schnee überzogen.

   
See auf dem Weiterweg nach Denav

   
Sanddünen begleiten uns über viele Kilometer

   
Übersichtliches Sortiment im Minimarkt


17.05.2013 Denov – Shorgun 28,3 km und 130 Hm

Nach einem kargen Frühstück im Hotel suchten wir nach einer Bank, denn unsere Som waren zu Ende. Nach längerem Suchen wurden wir fündig aber der freundliche Bankbeamte gab uns zu verstehen, dass ein Geldwechsel in der Bank nicht möglich sei. Eine andere Bank am Ort gab es nicht. Wir wollten ja nur 20,-- € umwechseln. Nun begann ein langwieriger Telefonmarathon. Schließlich fand sich nach 40 Minuten jemand, der mit dem Auto bei der Bank vorfuhr, uns 60.000 Som überreichte, die 20,-- € einschob, und sich wieder davon machte. Danach konnten wir die Strecke nach Shorgun, wieder bei kräftigem Gegenwind und Temperaturen wie an den Vortagen, in Angriff nehmen und kamen um 11 Uhr an. Dann wurden die Räder, die total eingestaubt waren, gepflegt und geölt und die Taschen wurden nach dem Durcheinander vom Vortag neu gepackt. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen, Essen und viel Trinken.

   
Zwiebelernte

   
Wasserversorgung

   
Weiße Berge grüßen im Hintergrund


18.05.2013 Shorgun – Dushanbe 86,1 km und 537 Hm

Schon vor 6 Uhr saßen wir auf unseren Rädern. Wieder ohne Frühstück, dafür mit Gegenwind. Um 7 Uhr erreichten wir nach 16 km die Grenze. An der usbekischen Grenze mussten wir zunächst warten, da schon einige Leute vor uns waren. Als ein Grenzbeamter auf uns aufmerksam wurde, gab er uns die Ausreisedeklaration auf russisch zum Ausfüllen. Auf Nachfrage erhielten wir diese dann in englischer Sprache und füllten alles schön aus. Dann wurden wir vor allen anderen Wartenden in einen Raum gerufen, in dem alle Angaben überprüft wurden. Dann mussten wir unsere Taschen, die außerhalb des Gebäudes an unseren Rädern hingen, holen und deren Inhalt wurde stichprobenartig untersucht. Schließlich wurden die Taschen an einem Scanner durchleuchtet und zuletzt mussten wir noch die Räder zur Begutachtung durch den Raum schieben, bevor wir die erste Station hinter uns gebracht hatten. Dann ging es ein Gebäude weiter, aus dem uns der nächste Beamte herbei rief und wieder wurden Pässe und Visa kopiert. Im dritten Gebäude dann erhielten wir noch den Ausreisestempel und nach knapp 1 ½ Stunden konnten wir Usbekistan nach 1.344 Kilometern und 4.180 Höhenmetern verlassen. Von all unseren gesammelten Registrierungen nahm keiner Notiz. Aber das weiß man vorher nicht und bei Nichteinhaltung der Registrierungspflicht drohen hohe Geldstrafen.
Dann folgte die tadschikische Grenze. Hier wurden wir zunächst freundlich begrüßt . Die Einreiseformalitäten waren bald erledigt und nach 20 Minuten hatten wir den Einreisestempel auf unseren Visa. Wir waren glücklich, dass alles doch recht zügig verlaufen war. Wir wechselten noch Geld auf der Straße und dann konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Leider begann direkt hinter der Grenze der Neubau der Straße, der sich bis nach Dushanbe hinzog. Der Zustand wechselte von übelster Schotterpiste auf Wellblechpiste und manchmal war sogar noch etwas löchriger Asphalt zu sehen. Mit maximal 10 Kilometern pro Stunde kämpften wir uns durch die mittägliche Hitze (bis 38°C) und wurden vollkommen eingestaubt. Immer wieder kam ein Lastwagen vorbei, der die Piste mit Wasser bespritzte was, um dem Staub zu begegnen, was für uns bedeutete, dass wir dann mit Dreck bespritzt wurden. Die Fahrweise der Einheimischen war auf diesem Streckenabschnitt unvorstellbar. Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie links und rechts an uns vorbei, überholten, obwohl sie uns sahen und wir mussten immer wieder ausweichen, um nicht überfahren zu werden. Der Verkehr war außerdem so heftig, dass wir uns zeitweise im dichten Staub kaum mehr orientieren konnten. Ein Sturz von Frieda, die einem dieser Raser ausweichen musste, verlief zum Glück glimpflich. So erreichten wir recht abgekämpft nach 11 Stunden, die wir insgesamt benötigten, das Hotel Mercury in Dushanbe, der Hauptstadt Tadschikistans. Das Hotel wurde uns von einem Einheimischen empfohlen. Es ist leider nicht ganz leicht zu finden aber ein wahres Kleinod. Freundlich wurden wir aufgenommen und finden für die nächsten beiden Nächte Unterkunft.

   
Unterwegs zur Grenze um 6 Uhr morgens

   
50 Kilometer lange Baustelle

   
Schlimmer geht’s fast nimmer

   
Wir verzichten aufs Essen und schlucken Staub

   
Dushanbe ist erreicht

   
Ob wir unsere Füße wohl wieder sauber bekommen?


19.05.2013 Ruhetag in Dushanbe

Erstmals auf unserer Reise bekamen wir ein wirklich gutes Frühstück. Gut gestärkt machten dann auf, um uns für die nächsten Tage zu rüsten. Trotz intensiver Suche konnten wir keinen geeigneten Kocher finden. Als nächstes ging es zu einem Telefonanbieter, bei dem wir uns eine neue Sim-Karte für unser Handy besorgten und für unser Notebook ein neues Modem. Wir tauschten Geld und kauften dann noch verschiedene Lebensmittel für die nächsten Tage. Wäsche musste gewaschen werden und dann besichtigten wir noch einige Sehenswürdigkeiten in die Stadt. Ab morgen wird es dann ernst, denn nun geht es in die Berge. Ihr seht, auch an einem Ruhetag gibt es meist eine Menge zu erledigen.

   
   
Im Regierunsviertel

   
Die Große Moschee von Dushanbe

   
Hotel Mercury

20.05.2013 Dushanbe – 2 km nach Shar-Shar-Tunnel 73,8 km und 1373 Hm

Stressige Ausfahrt aus Dushanbe im morgendlichen Berufsverkehr. Auf guter Straße ging es bis Vahdat (800 m hoch) und von dort ging es weiter zum Beginn des Passes. Bis ca. 5 km vor der Passhöhe auf 1589 m war die Straße o.k. Den Rest bis zum Pass mussten wir vielfach Schieben. Auf der Passhöhe deckten wir uns wieder mit 6 Liter Getränken ein. Nach der Passhöhe ging es zunächst auf schlechtem Belag bergab bis zu einer Großbaustelle. Hier wird ein Tunnel gebaut und ab hier war der Belag traumhaft, so dass wir schnell unten im Tal Norak (670 m) erreichten. Bei einer Einkehr erhielten wir selbstgemachten Aprikosensaft, dazu verschiedene Nüsse, Tomaten und Gurken. Wir kauften noch Brot ein und setzten unsere Fahrt mit dem Aufstieg zum nächsten Pass fort. Die Hitze (38°C im Schatten) machte sich bei dem mühsamen Aufstieg bemerkbar und wir mussten mehrere Trinkpausen einlegen. 3 Kilometer vor dem Tunnel erfolgte ein dauernder Wechsel zwischen feinstem Belag und Schotterpiste. Der Tunnel war in bestem Zustand doch danach wieder das Wechselspiel. Von nun an waren wir auf der Suche nach einem Platz, an dem wir Zelten konnten und wurden schon bald fündig. Wir sahen ein offenes Tor und schoben unsere Räder etwa 100 m weit auf einem Feldweg nach oben. Dort kam uns der Grundstücksbesitzer entgegen und wir fragten, ob wir hier zelten könnten. Er bejahte dies und schloss das Tor ab, so dass kein anderer auf das Gelände konnte. Von unserem Zeltplatz auf 1223 m Höhe hatten wir einen herrlichen Blick auf den Nurek-Stausee und verbrachten eine ruhige Nacht bei 23°C.

   
Es geht zum 1. Pass auf 1589 m

   
Propaganda

   
Viehherden auf der Passstraße zum 2. Pass

   
Ausblick von unserem Zeltplatz auf den Nureksee


21.05.2013 Zeltplatz 1223 m und 2 km hinter dem Tunnel – Kulyab 115,9 km und 747 Hm

Bei starker Bewölkung fuhren wir zunächst zur Passhöhe auf 1352 m. Kurz darauf bremste uns ein Gewitter mit starkem Regen. Wir fanden Unterschlupf in einer Bushaltestelle. Danach ging es auf super Asphalt mit einigen Gegenanstiegen hinunter Richtung Kulyab auf 570 m. Leider hatten wir auf den ersten 80 km teilweise heftigen Gegenwind, der uns das Leben unnötig erschwerte. Wieder hatten wir gut 35°C und Getränkeverkauf an der Straße bzw. in den wenigen Orten war nur sehr spärlich. Dafür wurden wir von Imkern eingeladen und sie servierten uns in ihrem Camp Nudelsuppe und Salat mit eisgekühltem und mit Honig versüßtem Wasser und dazu gab es Brot. Am Nachmittag erreichten wir dann Kuylab und quartierten uns im einzigen Hotel am Ort ein.

   
Fleischverkauf am Straßenrand

   
Einladung bei den Imkern zum Mittagessen

   
Festungsanlage ca. 20 km vor Kulyab

   
Monument in Kulyab


22.05.2013 Kuylab - einige Kilometer hinter Shuroabad auf 1623 m Höhe - 40 km und 1331 Hm

Schon um 6:30 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern und nahmen den nächsten Pass mit 1982 m Höhe in Angriff. Es war sehr dunstig, so dass man die schöne Landschaft gar nicht so richtig wahrnehmen konnte. Auch hier ging es auf einigen Strecken bis zu 12% steil nach oben. Bis auf 1800 m Höhe, bei einer gefassten Quelle wurde der Belag immer schlechter, bis schließlich nur noch Schotter übrig blieb. Von der Quelle aus, an der wir wieder Wasser fassten, war es nicht mehr weit bis zur Passhöhe. Danach ging es durch grobes Gestein, Sand und Geröll äußerst vorsichtig bergab. Hier trafen wir 3 junge Bayernfans, die uns einen Bayernwimpel schenkten. Wir redeten eine Weile miteinander bevor sie die Fahrt mit ihrem Bus fortsetzten. Doch schon kurze Zeit später holten wir sie vor Sheroabad an der Kontrollstelle wieder ein. Hier wurden die Pässe überprüft und es muss ein gültiges Permit enthalten sein, damit man diese Region bereisen darf. Bei uns und auch den Münchnern ging alles klar. Wir wurden in einem Buch registriert und konnten dann unsere Fahrt fortsetzten. In einem kleinen Dorf konnten wir noch einkehren und bekamen etwas Warmes zu essen, bevor wir zu einer imposanten Schlucht gelangten, in der wir auf 1623 m Höhe einen Platz für unser Zelt fanden.

   
Es folgt der 3. Pass auf 1982 m

   
3 Bayernfans mit dem Bus unterwegs

   
Oft werden wir eingestaubt und eingerußt

   
Unser verstecktes Zeltplätzchen


23.05.2013 Weiter bis etwa 12 km vor Zigar 56,6 km und 776 Hm

Der Tag begann mit der Abfahrt auf übelstem Schotter durch eine imposante Schlucht. Steil ging es bergab und immer wieder blieben wir stehen, um die gewaltige Landschaft zu bestaunen. So erreichten wir nach langer Abfahrt den Fluss Panj, der die Grenze zu Afghanistan bildet. Von hier an geht es nun immer dem Fluss entlang und wir können am anderen Flussufer die Dörfer und kühnen Pfade, die sich am Flussufer entlang ziehen, bewundern. Ein stetes Auf und Ab durch eine wiederum gewaltige Schlucht und auf überwiegend Schotter und tiefem Sand erschweren das Vorwärtskommen. Lediglich auf einer Länge von 10 km war guter Asphalt anzutreffen. Wir sind glücklich, als wir nach knapp 6 ½ Std. Fahrzeit bei einer Familie neben ihrem Haus zelten dürfen, denn wir sind völlig ausgelaugt. Es war wieder über 35°C warm und die Sonne brennt unbarmherzig nieder.

   
   
   
   
   
Auf liederlichen Straßen in großartiger Landschaft

   
Afghanischer Saumpfad

   
Auch am Panj entlang gibt es viele Höhenmeter


24.05.2013 Weiter nach Kalaikhum 77,8 km und 821 Hm

Wir wollten sehr früh los, um es bis Kalaikhum zu schaffen. Doch um 4:30 Uhr begann es zu regnen und erst um 7:30 Uhr hörte es wieder auf. Nass bauten wir das Zelt ab und waren gerade zur Weiterfahrt bereit, als uns der Grundstücksbesitzer und seine Frau zum Frühstück einluden. Wir nahmen dankend an und kamen schließlich um 8:30 Uhr los. Die 12 Kilometer bis Zigar, wo sich die nächste Kontrollstelle befand, an der wir wieder in einem Buch registriert wurden, waren wieder äußerst schwierig zu befahren. Dann jedoch ging es 38 km lang auf bestem Asphalt weiter. Dafür blies uns ein kräftiger Wind entgegen, so dass wir auch hier nur mühsam vorwärts kamen. Vor den verbleibenden 27 Kilometern wurden wir schon von anderen Radreisenden in Berichten gewarnt, aber es war halb so schlimm und wer es bis hierher geschafft hat, der bewältigt auch dieses Stück ohne große Probleme. Zum Glück war es heute von den Temperaturen mit max. 27°C recht angenehm und durch den vorangegangenen Regen nicht so staubig. Landschaftlich ist die Strecke großartig und gewährt ununterbrochen freie Sicht über den Panj nach Afghanistan. Von dort grüßen und rufen immer wieder Leute zu uns herüber und wir winken zurück. Entlang des Flusses Panj erstrecken sich immer wieder kleine Oasen sowohl auf der tadschikischen als auch auf der afghanischen Seite. In Kalaikhum, das wir gegen 18 Uhr erreichten, fanden wir nach längerer Suche Unterkunft für 2 Nächte in einem Homestay mit Frühstück und Abendessen zum Preis von 16,-- € pro Tag für uns Beide. Wir brauchen dringend diesen Ruhetag, denn die letzten Tage seit Dushanbe waren extrem anstrengend und auch sonst muss wieder einiges erledigt werden.


25.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Ausschlafen, Tagesberichte schreiben, Wäsche waschen, Einkaufen, E-Mails versenden und den weiteren Verlauf der Reise vorbereiten sind Aufgaben des heutigen Tages, bevor wir die nächsten 240 Kilometer bis Khorog weiter entlang der Grenze zu Afghanistan in Angriff nehmen. Auch das bisher gute Wetter macht heute Ruhetag und schon in der Nacht gingen heftige Gewitter nieder und es regnet den ganzen Vormittag über. Wir sind froh, dass wir eine feste Unterkunft haben und heute nicht weiter müssen und hoffen gleichzeitig, dass das Wetter ab morgen wieder gut ist. Auch die Temperatur ist auf kühle 20°C abgesunken.

   
Einladung zum Frühstück mit frisch gebackenem Brot

   
Eseltransport auf der afghanischen Seite

   
Dorf in Afghanistan

   
Großartige Kulisse am Panj entlang

   
Grüne Oasen am Panj

   
Landschaftlich tolle aber auch anspruchsvolle Strecke

   
Kinder haben ihre Freude an uns


26.05.2013 Ruhetag in Kalaikhum

Starke Bewölkung mit viel Regen und stürmischem Wind ließ uns nochmals in Kalaikhum bleiben. Straßen waren teilweise wegen Muren und abgegangenem Geröll gesperrt. Zwar schaute am späten Nachmittag auch mal die Sonne durch doch schon wenig später begann es wieder zu regnen. Die Straßen waren verschlammt und verdreckt und für den nächsten Tag war wieder besseres Wetter angesagt. Innerhalb von 2 Tagen fiel die Tagestemperatur von 38°C auf unter 18°C. Norbert hat gesundheitliche Probleme und kann seit gestern kaum und seit heute gar kein Wasser mehr lassen.

   
Kaleikhum

   
Behandlungsraum im Krankenhaus von Kalaikhum


27.05.2013 Fahrt nach Khorog

Nach einer weiteren schlaflosen und schlimmen Nacht für Norbert gingen wir gleich um 8 Uhr morgens ins Krankenhaus von Kalaikhum. Sofort wurde nach ihm geschaut und mittels eines Katheters die Blase entleert. Die Behandlung erfolgte völlig kostenfrei durch die Agha-Khan Stiftung. Es geht ihm nun etwas besser aber an Radfahren ist zunächst nicht zu denken. Der Arzt riet dazu, bei Verschlechterung einen Urologen in Dushanbe oder Khorog aufzusuchen. So beschlossen wir kurzfristig, unsere Sachen zu packen und die Räder für einen Transport mit einem Allradbetriebenen Taxi vorzubereiten. Die 240 km lange Fahrt nach Khorog durch eine imposante Schlucht des Panj war großartig aber auch anstrengend. Über Asphalt und Asphaltreste, Geröll-, Sand- und Schotterpiste dauerte die Reise über 10 Stunden und trotz angemessenem Tempo schüttelte es uns kräftig durch. Ein nicht unerheblicher Teil der Strecke war extrem steinschlaggefährdet. Im Hotel Lal Inn, im Zentrum von Khorog, fanden wir ein schönes Plätzchen zur Erholung, das Norbert dringend brauchte.

   
Es geht mit dem Auto weiter nach Khorog

   
   
   
   
   
   
   
Eindrücke von der Fahrt nach Khorog


28.05.2013

Für Norbert folgt die nächste schlimme Nacht. Diesmal wurde er von heftigem Durchfall und Magenkrämpfen geplagt. Fast den ganzen Tag verbrachten wir damit, alle Banken abzuklappern um an Geld zu kommen. Unsere EC + Kreditkarte funktioniert nicht. Kein Automat spuckt Geld aus. Unter Mithilfe von Hotelgästen, der Polizei und dem Informationszentrum kamen wir zur einzigen Möglichkeit, Geld von daheim an eine internationale Bank zu schicken. Mit Ausweis und der Codenummer können wir dann Geld tanken.


29.05.2013

Durch die Regenfälle an den Vortagen funktionierte kein Internet und auch das Handy ging nur zeitweise. So erfuhren wir nachts kurz vor 24 Uhr, dass der Geldtransfer klappt und Christian gab uns die dafür nötigen Daten durch. Norbert erlebte die 4. schlechte Nacht in Folge und gleich um 8 Uhr ging es ins Hospital, wo wir eine Einweisung zum Urologen im Krankenhaus erhielten. Überall wurden wir äußerst freundlich behandelt und überall wurde uns weiter geholfen. Schließlich landeten wir beim Urologen, der mir einen Dauerkatheter einsetzte, mit dem ich nun die nächsten Tage verbringen werde. Die Radtour ist hiermit also beendet und wir planen nun, die weitere Reise mit dem Auto bis Osh in Kirgistan fortzusetzen und von dort aus den Heimflug anzutreten.

   
Ärztin im Hospital von Khorog

   
Khorog

   
Markt in Khorog

   
Beim Bäcker


30.05.2013 Fahrt von Khorog nach Murgab

Nach einem guten Frühstück wurden das Gepäck und unsere Fahrräder auf das Dach eines Allradfahrzeugs verfrachtet. Zusammen mit 3 weiteren Mitfahrern und einem englisch sprechenden Fahrer ging es dann auf dem wunderschönen Pamir Highway zunächst nach Yelondy. Hier wurde eine Rast eingelegt und es bestand die Möglichkeit zu einem Bad in einem schwefelhaltigen Becken, das von heißen Quellen gespeist wurde. Weiter ging es über 3 Pässe, die alle über 4000 m hoch waren. Dazwischen befanden sich riesige Hochplateaus, die nahezu eben waren. Das Wetter war traumhaft schön mit für diese Höhe angenehmen Temperaturen. Der überwiegende Teil der Strecke war gut befahrbar und es gab außer einigen chinesischen Tracks kaum Verkehr. Die vielen 60 Tonner aus China machen den Straßen, die dafür nicht ausgelegt sind, doch erheblich zu schaffen. In Alichur wurde noch eine Mittagsrast eingelegt, bevor es zu unserem Tagesziel Murgab weiter ging. Im Guesthouse Ibragim kamen wir unter. Am Abend wurde es in der Höhe von 3880 m doch empfindlich kalt.

   
Fahrt auf dem Pamir Highway

   
Unsere Reisegruppe

   
Tankstelle in Tadschikistan

   
Pamir Highway

   
2 Pamiri


31.05.2013

Durch Vermittlung unseres gestrigen Fahrers haben wir für die nächsten 2 Tage einen neuen Fahrer samt Fahrzeug. Für Heute war nur eine relativ kurze Strecke bis zum herrlichen Karakulsee auf knapp 4000 m Höhe vorgesehen. Bis dahin musste aber noch der höchste Pass des Pamir Highways, der Akbaytal-Pass 4655 m, überwunden werden. Nur die letzten 150 Höhenmeter ging es steil und auf schlechterem Untergrund bergauf. Ansonsten zog sich die Anfahrt über viele Kilometer mit nur leichter Steigung aufwärts und führte immer am Grenzzaun zu China entlang. Die Abfahrt auf der anderen Seite war bis auf 4200 m hinunter recht steil mit vielen Waschbrettstellen. Auf meist ordentlichem Asphalt ging es dann weiter hinunter zum meist noch zugefrorenen Karakulsee.Von hier aus hat man eine herrliche Sicht auf den über dem See herausragenden Pik Lenin 7134 m und entgegengesetzt auf den Mustang Ata mit knapp 7500 m Höhe in China. Im Homestay Sadat in Karakul wurden wir freundlich aufgenommen. Die Menschen hier oben leben ohne fließendes Wasser und teilweise ohne Strom. Sie führen ein sehr entbehrungsreiches und hartes Dasein.

   
Karakulsee mit Blick zum Pik Lenin 7134 m

   
Transport von Wasser und Kind

   
Blick zum knapp 7500 m hohen Mustang Ata

   
Gastgeberfamilie in Karakul


01.06.2013 Karakul – Osh

Nach einem guten Frühstück mit Milchreis, Brot, Butter und Marmelade setzten wir unsere Fahrt bei erneut wolkenlosem Himmel und herrlicher Fernsicht fort. Zunächst stand der nächste über 4000 m hohe Pass an, bevor wir zur tadschikischen Grenze gelangten. Diese befindet sich an der Auffahrt zum nächsten Pass. Die Abfertigung zog sich lange hin, obwohl fast nichts los war. Dann ging es über viele Kilometer auf übelster Piste durchs Niemandsland auf die nächste Passhöhe und auch die steile Abfahrt bis zur Grenzstation war nur schwer zu befahren. Die Grenzabfertigung nach Kirgistan dauerte etwa eine halbe Stunde, bevor es weiter bergab ging. Die Landschaft veränderte sich und es wurde immer grüner. Auch hier sahen wir, wie schon in den vergangenen Tagen, viele Murmeltiere, die sich kaum stören ließen. In Sary Tash legten wir eine Mittagsrast ein und dann ging es auf gutem Asphalt zum nächsten Pass hinauf. Es folgte eine endlos lange Abfahrt mit wunderschönen Ausblicken auf eine sich ständig verändernde Landschaft. Hinter Gulcho ging es hinauf zum letzten Pass des Tages. An der Passhöhe legten wir erneut eine Pause ein und konnten das Aufstellen zahlreicher Jurten beobachten. Hier entstehen im Sommer ganze Jurtendörfer. In Kirgistan sitzen die Hirten auf Pferden und treiben die oft großen Herden, die aus Yaks, Rindern, Schafen und Ziegen bestehen hinauf auf die Bergweiden. Je tiefer wir kamen desto wärmer wurde es und nach langer Fahrt erreichten wir schließlich Osh, wo wir uns im Hotel Peking einquartierten. Erstmals seit einigen Tagen hatten wir wieder eine funktionierende Dusche mit warmem Wasser und auch eine Toilette war im Zimmer.

   
Grenzzaun zu China

   
Wir sind in Kirgistan

   
Jurten und Pferde in der grünen Bergwelt Kirgistans

   
Osh ist erreicht


02.06.2013 Osh

Nach einem mageren Frühstück machten wir uns auf den Weg zu Salomos Berg. König Salomo, im Koran als Prophet verehrt, hatte an diesem Ort geruht. Seither entwickelte sich der Berg zu einem bedeutenden islamischen Wallfahrtsort. Leider war es stark bewölkt, was die Aussicht sehr einschränkte. Auf der Südseite des Berges besuchten wir das Historisch-Kulturelle-Museum, das die Sowjets in die Felsen sprengten. Am Nachmittag verbrachten wir viel Zeit bei einem Internetanbieter, da wir ganz dringend Nachricht von unserer Fluggesellschaft wegen unserer Fahrräder erwarten. Mit einem neuen Modem klappte es nach langer Wartezeit.
Osh ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Kulturen. Spannungen sind hier jederzeit möglich. Die Frauen sind nicht mehr so traditionell gekleidet. Der Basar besteht überwiegend aus Containern, die teilweise auch übereinander stehen. Hauptsächlich werden Billigprodukte und Imitationen aus China verkauft und natürlich Gemüse, Obst und Lebensmittel. Der Jayma-Basar gehört zu den buntesten in ganz Zentralasien.

   
Salomos Berg in Osh

   
Aufstieg zu Salomos Berg

   
Moschee unter Salomos Berg

   
Auf dem Jayma-Basar

   
Container auf dem Jayma-Basar


03.06.2013 Osh

Wieder war es am Morgen stark bewölkt und es regnete auch etwas. Wir unternahmen einen Spaziergang durch die Stadt, die aber keine interessanten Sehenswürdigkeiten bot. Hier war es überall sehr schmutzig und staubig. Auf dem Basar gab es noch einige nette Schnappschüsse.
Wieder einmal war Packen angesagt. Wir packten unsere Taschen in Säcke und deponierten sie in einem Abstellraum des Hotels neben unseren Fahrrädern. Dann ging es nochmals durch den netten Park, wo sich Kinder und Erwachsenen vergnügten. Beim Mittagessen in einem Restaurant wurden wir lange Zeit ignoriert. Erst als sich ein Einheimischer für uns einsetzte, bekamen wir unser Essen. Immer wieder schauten wir in unserem Notebook nach, ob eine Nachricht wegen der Mitnahme unserer Fahrräder eingegangen war aber nichts kam. Um 23:00 Uhr bestellten wir ein Taxi, das uns und unser gesamtes Gepäck zum Flughafen transportierte. Dort schauten wir nochmals nach einer Nachricht in unserem Notebook nach und um 23:58 Uhr ging eine Mail ein die bestätigte, dass unsere Räder angemeldet seien und alles andere Sache der Fluggesellschaft sei.

   
Zulieferer

   
Fleisch- und Geflügelstand

   
Marktbesucher

   
Outdoorladen


04.06.2013 Heimflug

Der Flughafen in Osh gleicht eher der Wartehalle eines kleinen Bahnhofes. Es gibt einige Sitzgelegenheiten aber wir vermissten eine Anzeigetafel, die Auskunft über Ankunft bzw. Abflug von Flügen gibt. Die seltenen Ansagen erfolgten ausschließlich auf Russisch und so war es nicht ganz einfach, Informationen über unseren Flug und die Abflughalle zu erhalten. Aber auch dies gelang und als unser Flug aufgerufen wurde machten wir uns mit unseren Rädern zum Abfertigungsschalter auf. Wir machten unsere Räder transportfertig und stellten uns in die Warteschlange. Aber wir wurden gleich gestoppt, als man unsere Räder sah und es wurde uns vermittelt, dass Fahrräder nicht mitgenommen werden. Wir verwiesen auf unsere elektronischen Flugtickets und ignorierten die Anweisungen des Personals, bis wir zur Abfertigung vorgedrungen waren. Dort sprach zu unserem Glück die maßgebende Beamtin sogar etwas deutsch und wir erklärten ihr, dass unsere Räder angemeldet sind und nach vielen Anrufen und mehr als 30 minütigem Hin und Her wurden wir abgefertigt und erhielten die Zusage, dass nach Bezahlung von 180,-- € für den Transport unserer Räder, auch diese mitgenommen würden. Die notwendigen Unterlagen würden wir später erhalten. So warteten wir bis die letzten Fluggäste 10 Minuten vor Abflug abgefertigt waren und es tat sich immer noch nichts. Ichsprach nochmals vor und schließlich hatte ich die nötigen Unterlagen und konnte mich vergewissern, dass unsere Räder als letzte Gepäckstücke zum Flugzeug gebracht wurden. So blieb es also spannend bis zum letzten Augenblick. Der Abflug um 4:00 Uhr erfolgte pünktlich und nach 5:30 Stunden erfolgte die Zwischenlandung in Istanbul. Nach 1:30 stündigem Aufenthalt ging es in weiteren 2:30 Stunden weiter nach Stuttgart, wo wir nach insgesamt 10 Stunden ankamen. Freudig überrascht waren wir, als uns dort Christian und Timo empfingen und wir mit dem Auto abgeholt wurden.
So nahm unsere Radtour, die lange Zeit wie geplant verlaufen war und dann aus gesundheitlichen Gründen leider beendet werden musste, doch noch ein glückliches Ende.

   
Heimflug

   
Atatürk-Flughafen in Istanbul

   
Glückliche Ankunft in Stuttgart

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  Großer Daumen - Nordabfahrt „Hasenegg“ (bis max. 45°), Allgäu 03.04.13
Geschrieben von: Tobias - 21.04.2013, 12:54 - Forum: Deutschland - Keine Antworten

Nach bewährtem Modell ging es bei Max und mir Anfang April noch einmal auf eine schnelle „After-Work-Skitour“. Die anhaltend kalten Temperaturen erlaubten auch Anfang April (!) nach wie vor solche nachmittäglichen Unternehmungen. Mit den Temperaturen ist es aber damit nun vorbei und es dürfte wohl besser sein sich auf die üblichen frühen Frühjahrs-Skitouren Uhrzeiten zu beschränken. Wie schon für die
Gaiseck-Westflanke
gab es an diesem Mittwoch wieder etwas früher Feierabend und wir treffen uns gegen 13:30 Uhr in Oberstdorf an der Nebelhornbahn.

Das Ziel war der Große Daumen (2280 m) und seine Nordabfahrt über die Hasenegg-Alpen hinunter ins Retterschwanger Tal. Entlang des teilweise drahtseilversicherten Sommerweges führt diese Abfahrt zwischen Großem und Kleinem Daumen durch felsiges Gelände nach Norden hinab. In welches Unterforum ich diese Tour einordne musste ich etwas überlegen, denn so eine richtige Steilabfahrt ist es eben nicht, dazu fehlt ganz klar die absolute Steilheit, auf der anderen Seite hat es mit einer üblichen Skitourenabfahrt auch nichts mehr zu tun. Man bewegt sich nämlich schon in steilem felsdurchsetzten Gelände und befindet sich sehr oft oberhalb von großen Felsabbrüchen, wo ein Sturz je nach Verhältnissen fatale Folgen haben kann. Man schlängelt sich ganz elegant durch die felsigen Passagen bei höchstens kurzzeitig 45° Grad, und dies jeweils nur auf einzelnen Metern. Der Rest ist was die Steilheit betrifft eigentlich ideales Skigelände.

    Großer Daumen – Nordabfahrt, Blick von der Rotspitz
    Einfahrt zur Nordabfahrt, Blick vom Kleinen Daumen

Der große Haken an dieser Tour ist die Tatsache dass man danach mitten im sehr, sehr langen und viel zu flachen Retterschwanger Tal steht und noch viel weiter Weg vom Ausgangspunkt in Oberstdorf ist als einem lieb ist. Kurz vor dem Mitterhaus (1084 m) erreicht man von den Hasenegg-Alpen kommend den Talboden des Retterschwanger Tals und es galt bei uns leider mehr stockend wie fahrend und oft laufend ca. 7 km bis nach Bad Oberdorf hinaus zu eiern. Von dort heißt es normalerweise mit dem Bus nach Bad Hindelang, weiter nach Sonthofen und entweder mit Bus oder Bahn zurück nach Oberstdorf. Normalerweise deswegen da wir den Spezial-Taxiservice von Franzi in Anspruch nehmen konnten und direkt nach Oberstdorf gefahren wurden. Besten Dank Francesca ;-) !!!

Mit der Nebelhornbahn zunächst bis zur Station Höfatsblick und weiter mit dem Koblatsessellift. Von dort quert man zunächst abfahrend unter den Wengenköpfen und unterhalb des Hindelanger Klettersteigs durch. Nach kurzem müssen die Felle angelegt werden und es geht weiter übers flache Koblat in Richtung Großer Daumen.

    Start im Nebelhorn-Skigebiet
    Blick übers Koblat

Um nicht ganz so eintönig bis zum Großen Daumen zu schlappen, haben wir noch eine kleine alpine Einlage eingebaut und sind über die letzten beiden Felsköpfe des winterlichen Hindelanger Klettersteiges geklettert. Dazu vom Koblat problemlos in eine der entsprechenden Scharten hoch und nach rechts über den Klettersteig.

    am winterlichen Hindelanger Klettersteig
    am winterlichen Hindelanger Klettersteig
    am winterlichen Hindelanger Klettersteig

Nach dieser kurzen Klettersteig Einlage geht es problemlos über flache Südhänge zum Gipfel des Großen Daumen (2280 m). Um nun die Einfahrt zur Nordabfahrt zu erreichen bleibt man direkt am Grat und quert rüber in Richtung Kleiner Daumen. Die Einfahrt befindet sich in der Gegend wo der Grat steiler in die Scharte zwischen Großem und Kleinem Daumen abbricht.

    die letzten Meter vor dem Großen Daumen
    Querung am Grat zur Einfahrt

Von der Einfahrt in eine Rinne/Mulde langsam steiler werdend hinab. Nach dieser Mulde weitet sich das Gelände etwas und man befindet sich direkt unterhalb der Scharte zwischen Großem und Kleinem Daumen und man fährt der Engstelle entgegen.

   
   
   
   
   

Je nach Schneelage dürfte diese Engstelle angenehm oder unangenehmer zu befahren sein. Bei uns geht es super und es stellt kein Hindernis dar. Nach dieser engeren Passage darf man nicht die große Querung nach rechts (Abfahrtsinn) verpassen.

    die engere Stelle
   
   
   

Nach der Querfahrt warten tolle Westhänge auf einen und man erreicht bald die Obere Hasenegg-Alpe (1692 m). Über die Mittlere und die Untere Hasenegg-Alpe erfolgt die weitere Abfahrt entlang des Sommerweges hinab ins Retterschwanger Tal. Auch auf dem Sommerweg müssen wir die Ski schon teilweise tragen.

   
    Im Bereich der Mittleren Hasenegg-Alpe
    auf dem Sommerweg hinab ins Retterschwanger Tal

Kurz vor dem Mitterhaus (1084 m) erreicht man den Talboden und es folgt der lange Talhatscher (ca. 7 km) hinaus bis nach Bad Oberdorf. Da die Schneelage in diesen Höhenlagen doch schon deutlich zu wünschen übrig lässt, galt es bei uns leider mehr stockend wie fahrend und meist laufend ca. 7 km bis nach Bad Oberdorf hinaus zu trotten. Nochmals Vielen Dank Franzi für den tollen Taxiservice zurück zum Ausgangspunkt in Oberstdorf!

   


Skitourenführer:
Skitourenführer Allgäu
Panico
6.Auflage 2009
Kristian Rath


Karte:
BLV-Karte UK L8
Allgäuer Alpen
1:50000


Viele Grüße
Max und Tobias

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  Trettach - NW Grat (1700Hm, III-) / Allgäu 14.04.13
Geschrieben von: Tobias - 18.04.2013, 18:05 - Forum: Deutschland - Antworten (2)

Die Trettach, oft auch als Matterhorn des Allgäus bezeichnet, gehört auf jeden Fall zu den größten Allgäu Gipfeln und ist somit definitiv nicht nur im Sommer mal eine Reise wert. Mein Spezl Florian war dieses Wochenende auf Besuch und so galt es für seine „Allgäu-Premiere“ eine Skitour mit gehobenem Anspruch zu wählen und gleichzeitig dem Berchtesgadener das Allgäu und einen seiner großen Gipfel zu zeigen und zu begeistern. Mit der winterlichen Besteigung der Trettach im Rahmen einer Skitour bei bestem Wetter sollten diese Rahmenbedingungen gegeben sein und das sonntägliche Ziel von Florian, Nina und mir war klar.

    Trettach, Mädelegabel, Hochfrottspitze (v.l.n.r.)
    Trettach gesehen vom Wildengundkopf

An diesem Wochenende waren die ersten ernsthaften Frühlingstage vorhergesagt und am Sonntag weit über 20 °C im Flachland und einer Nullgradgrenze auf 3500 steigend. Dies berücksichtigend gab es eine kürzere Nacht und bereits im 5 Uhr starten wir am Parkplatz des Fellhornskigebiet (ca. 904 m). Gleich von Beginn an sind die Ski am Rucksack und der lange Talhatscher über Birgsau (956 m) bis zum Abzweig des Weges Richtung Hintere Einödberg-Alp (1538 m) zieht sich zu Fuß ohne Fahrrad ganz schön in die Länge. Es folgt der steile und schottrige Wanderweg Richtung Alm. Auf dem Weg wechseln sich ständig Schneepassagen und apere Stellen ab und wir sind uns nie so ganz sicher ob sich das Anlegen der Ski lohnt. Schlussendlich tragen wir die Ski bis zur Überquerung des Baches (ca. 1470 m) kurz vor der Hintere Einödberg-Alp (1538 m) am Rucksack auch wenn es gegangen wäre.

    Aufstieg zu Fuß
    Aufstieg zu Fuß

Von der Alpe folgt man dem ausgeprägten Geländerücken bis zum Spätengundkopf (1991 m) um dann rechts auf den Wildengundkopf (2238 m). Bis dort sind es ca. 1300 Hm und die Blicke auf die Trettach und das nordseitige Kar werden frei.

    kurz oberhalb der Hinteren Einödberg-Alp
    unterhalb des Wildengundkopf

Mit etwas Höhenverlust quert man hinein ins nordseitige Kar vor der Trettach und in der Folge durch selbiges Empor bis zum Skidepot vor dem Nordwestgrat.

    Querung ins Kar vor der Trettach
    Querung ins Kar vor der Trettach
    unterwegs im Kar
    wenige Meter vor unserem Skidepot

Zunächst erreicht man über einen steilen Schneehang den eigentlichen Grat. Nach einigen weiteren Metern im Schnee erreichen wir leicht kombiniertes Gelände und das Seil kommt aus dem Rucksack. In zwei 55m Seillängen erreichen wir den markanten Gratabsatz im Nordwestgrat. Standplätze gibt es in Form von auch winterfreundlich gesetzten Bohrhaken. Es war natürlich schon auch ein kleiner Vorteil, dass ich den Grat vom Abstieg her schon kannte und somit grob wusste wo die Standplätze sind. Bekannt ist mir der Grat von der klassischen
Trettachüberschreitung
zusammen mit Nina im Juni 2009.

   
   
   
   

Vom markanten Gratabsatz folgen die „schwersten“ Meter am Grat (III-). Sie ist zwar steil und etwas exponiert aber aufgrund des guten Fels und der riesen Henkel auch mit Steigeisen locker zu klettern. Nach dieser Seillänge befindet sich der letzte Bohrhaken.

    die „schwersten“ Meter am Grat (III-)
   
   
   

Es folgen nun bei uns noch drei weitere Längen am langen Seil bei leichtem Klettergelände / bis Gehgelände bis hoch zum Gipfel der Trettachspitze (2595 m). Inzwischen herrscht bestes Wetter und Sonne pur. Erfreut stellen wir fest dass wir laut Gipfelbuch die ersten dieses Jahr und den ganzen Winter über waren. Der letzte Eintrag war im November 2012.

    die letzten Meter
    die letzten Meter
    am Gipfel
    Blick zur benachbarten Mädelegabel

Den Abstieg über den Aufstiegsgrat bringen wir abkletternd und abseilend rasch hinter uns und das Skidepot war wieder erreicht.

   
   
   

Das Kar ist bald abgefahren und es stehen die Querung und der Wiederaufstieg (Ski am Rucksack) zum Wildengundkopf an.

   
    Querung und Wiederaufstieg zum Wildengundkopf
    Querung und Wiederaufstieg zum Wildengundkopf
    Querung und Wiederaufstieg zum Wildengundkopf
   

Während der Abfahrt vom Wildengundkopf über den Spätengundkopf bis in den Bereich der Hintere Einödberg-Alp (1538 m) wird die Schneequalität immer schlimmer und es gleicht eher dem Surfen statt dem Skifahren. Das Bacherloch, welches wir während der Abfahrt linkerhand sehr gut einsehen können, wird seinem Lawinenruf gerecht und nun am frühen Nachmittag ist dort so manches in Bewegung (siehe Bild). Zudem liegt natürlich schon die eine oder andere Grundlawine drin.

    Abfahrt vom Wildengundkopf
    Abfahrt vom Wildengundkopf
   
   
    Blick ins Bacherloch
    Grundlawinenabgang im Bacherloch

Im Talgrund angekommen ist die Tour noch längst nicht vorbei und in der brütenden Frühlingssonne geht es bei ca. 20° den langen Talhatscher über Birgsau bis zum Fellhorn-Skigebiet Parkplatz hinaus und eine tolle Tour zu Ende.

   
   
   
    Blick vom Talgrund auf die 1700 Hm entfernte Trettach


Skitourenführer:
Skitourenführer Allgäu
Panico
6.Auflage 2009
Kristian Rath


Karten:
1:25000: AV-Karte 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen - West

BLV-Karte UK L8
Allgäuer Alpen
1:50000


Viele Grüße
Florian, Nina und Tobias

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  Breithorn - "Supersaxo" NW Wand (bis 60°, M4 / IV, 1050 Hm), Wallis 06.04.13
Geschrieben von: Tobias - 09.04.2013, 17:41 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

„1000-Meter-Eiswand über Zermatt“

„Wer sich dem berühmten Viertausender von Norden her nähert steht vor einer gewaltigen, mehr als 1000 Meter hohen Steilflanke. Eiswände von solcher Höhe sind auch in den Westalpen selten“


aus: Erich Vanis - im steilen Eis.


Dass Breithorn (4164 m) zählt durch seinen einfachen und kurzen Normalweg von der Bergstation (3817 m) am Kleinen Matterhorn aus zu den einfachsten und schnellsten zu erreichenden 4000er im Wallis, ja eigentlich sogar der Alpen, entsprechend oft wird es Sommer wie Winter bestiegen. Ganz anders dagegen sieht es auf der Nordseite aus. Es gibt dort mit dem Trift- und dem Younggrat zwei bekanntere klassische aber anspruchsvolle Hochtourengrate und eben auch unteranderem den großen Eisanstieg (Supersaxo) durch die Breithorn NW-Wand, dass Ziel unseres Zermatt-Wochenendes.

Bereits am 3. September 1919! wurde die Wand von Dietrich von Bethmann-Hollweg mit den Führern Otmar und Oskar Supersaxo erstbegangen. Im Jahre 1926 folgte mit dem Deutschen Willo Welzenbach (2. oder 3. Begehungen, es gibt hier in der Literatur unterschiedliche Angaben) der Eispionier und wohl berühmteste Alpinist der damaligen Zeit, was die klassischen Eisanstiege anbelangt. Er stieg jedoch in Begleitung von Riegele und Bachschmidt im Mittelteil der Wand über die nach ihm benannte Welzenbachrampe und nicht über die Eis-Fels-Rinne der Herren Supersaxo zum großen Eisfeld des oberen Teils auf. Aufgrund der vorherrschenden Verhältnisse begingen wir die Wand genau entlang der Supersaxo-Route von 1919 und ließen die Welzenbachrampe rechts liegen.

    Breithorn NW-Wand – Supersaxo-Route
    Breithorn NW-Wand – Supersaxo-Route

Noch am späten Freitagabend fahren wir nach Täsch und übernachten im Auto. Am nächsten Tag geht es mit der ersten Bahn bis zur Station „Trockener Steg“ (einfache Bergfahrt 42 CHF!!!) und wir gehen die Wand direkt von der Bahn aus an.
Wenn man so durch Zermatt flaniert und diverse Hochglanzbroschüren über den Ort, Postkarten oder Fahrkarten in Händen hat muss man als Tourist ja irgendwie schon den Eindruck bekommen im ganzen Wallis gibt es nur einen einzigen Berg und der heißt Matterhorn. Die Skisaison ist noch in vollem Gange, Skifahrer, Touristen und Schicki Micki ohne Ende. Zum Glück müssen wir nur kurz durch diesen ganzen Touristen-Trubel durch um die Talstation der Bergbahnen zu erreichen und schon wenige Meter abseits von der Station „Trockener Steg“ tauchen wir ein in die andere Welt des Hochgebirges abseits der Massen.

Von der Station „Trockener Steg“(2939 m) geht es zunächst hoch zur nahegelegenen Gandegghütte (3029 m). Im Bereich des auf der Karte eingezeichneten Sommerweges fährt man von der Hütte auf den Unteren Theodulgletscher ab und quert ihn komplett. Oberhalb von P. 2982m quert man durch und erreicht so den Triftjigletscher und quert auch ihn bis direkt unter die Breithorn NW-Wand.

    Abfahrtslinie von der Gandegghütte (3029 m)
    im Zustieg unter der Wand
    im Zustieg unter der Wand

Bis wir schlussendlich richtig in die Wand einsteigen ist es trotz erster Bahn um 08:30 Uhr bereits 11:00 Uhr. Das Fahren mit der Seilbahn, hoch zur Hütte, runter zum Gletscher, Gletscherqueren, Materialanlegen, Ski an den Rucksack usw. dauert eben doch auch etwas Zeit.

    die ersten Meter

Gleich auf den ersten Metern zeigte sich was uns im fast gesamten unteren Teil erwarten sollte. Tiefer, frischer Pulverschnee und meist eine richtige Wühlerei. Trotzdem spurt Florian in bester Verfassung flott vorneweg. Das Seil bleibt zunächst noch im Rucksack und schon bald sind wir unterhalb des Wandbereiches wo sich Supersaxo-Route und Welzenbachrampe trennen. Aufgrund der etwas geringeren Neigung ist der Schnee in diesem Bereich noch tiefer und zudem hat es viele Spalten. Wir legen das Seil an.

    im unteren Teil
    tiefe Wühlerei im spaltigen Bereich
    tiefe Wühlerei im spaltigen Bereich, rechts das Matterhorn

Eigentlich wollten wir ja schon die an sich logischere Linie der Welzenbachrampe hoch, doch zum einen war sie total blank und somit nicht wirklich schneller und zum anderen ist sie den Seracs im Gipfelbereich deutlich mehr ausgesetzt wie die verdeckte Supersaxo Eis-Fels-Rinne. Wir gehen also nach links in die verdeckte Rinne. Zunächst zieht die Eissteilheit wieder an und wenig später wird es auf 4-5 m steil und felsig. Das Unangenehme an dieser Stelle ist nicht so sehr die Schwierigkeit (ca. M4), sondern eher die Spindrifts die uns an dieser Stelle ganz ordentlich geduscht haben und die in der engen Verschneidung etwas störenden Ski am Rucksack.

    Supersaxo-Rinne (links) und Welzenbachrampe (rechts)
    Querung in die Supersaxo-Rinne
    Supersaxo-Rinne
    Felspassage in der Supersaxo-Rinne, schwerste Stelle der ganzen Wand

Nach der Verschneidung legt sich das Gelände wieder deutlich und es folgt einfacheres Schnee-Fels-Gelände bis zum großen Eisfeld. Wie schon die Welzenbachrampe sieht auch dieses große Eisfeld sehr blank aus nur können wir dies jetzt nicht mehr wie zuvor Umgehen.

    Querung ins blanke Eisfeld, der Spaß kann beginnen…
   
    am Bergschrund vor dem großen Eisfeld
    kurzzeitig gab es hier sogar Trittfirn;-)

Wie so oft täuscht die Länge des Eisfeldes ganz gewaltig und es folgen viele, viele Meter in blankem ca. 55-60° steilen Eis am laufenden Seil. Florian marschiert voraus und gibt ein ordentliches Tempo vor. Die Waden beginnen sich bemerkbar zu machen. Hin und wieder gibt es auch weiße Streifen, doch die sind dann oft grieselig und faul, nur ganz vereinzelt finden wir guten Trittfirn vor. Es ist schon späterer Nachmittag und wir klettern sehr angenehm in der Sonne. Die Wolkenstimmung und die Tiefblicke über die Wand und bis hinunter nach Zermatt werden immer schöner.

    im großen Eisfeld, der blanke Spaß geht weiter
    im großen Eisfeld, der blanke Spaß geht weiter
    im großen Eisfeld, der blanke Spaß geht weiter
    Tiefblicke über die Wand
    Übergang in die Gipfelfelsen

Oberhalb des Eisfeldes folgend die Gipfelfelsen. Sie sind sehr gutmütig und sollten kein Problem mehr darstellen. Die felsigen Abschnitte können wir größtenteils im Schnee/Eis umgehen und eine zwingend zu kletternde 3a Stelle können wir nicht finden. Damit wir unsere mitgeschleppten zwei Cams nicht ganz umsonst ausgeführt haben bekommen sie hier aber trotzdem noch ihren Einsatz, auch wenn es nicht zwingend nötig gewesen wäre. Weiterhin klettern wir alles am langen Seil.

    Gipfelfelsen
    Gipfelfelsen
    Gipfelfelsen

Nach den Gipfelfelsen wartete noch das immer geneigter werdende Gipfeleisfeld beginnend bei ca. 45°. Wie als kleines Abschlussgeschenk haben wir hier sogar Trittfirn. Nach ca. 6 h Kletterzeit steigen wir gegen 17:00 Uhr erschöpft aber glücklich direkt am Gipfel des Breithorn (4164 m) aus und sind von der Stimmung über dem Wolkenmeer im Abendlicht schwer begeistert.

    Gipfeleisfeld
    Breithorn (4164 m)
    Breithorn (4164 m)
    Breithorn (4164 m)

Doch der Tag ist noch lange nicht gelaufen und es stehen uns noch einige Strapazen bevor. Um am nächsten Tag eine Skitour anhängen zu können, steigen wir noch am Abend und in der beginnenden Nacht rüber bis zur neuen Monte-Rosa-Hütte! Zunächst also Abfahrt vom Breithorn, rüber queren unter das Schwarztor, Gegenanstieg zum Schwarztor (3731 m) hoch, Abfahrt über den Schwärzegletscher auf den Gornergletscher (ca.2450) und noch strapaziöse knapp 450 hm bei längerer Strecke hoch zur neuen Monte-Rosa-Hütte (2883). Gegen 21:30 Uhr erreichen wir schwer geschafft die Hütte und ein langer und großartiger Tag ging zu Ende. Besten Dank an das junge Hüttenteam für die freundliche und fürsorgliche nächtliche Aufnahme auch ohne Reservierung oder Voranmeldung. Besten Dank auch an Alban
(Begehung der Breithorn NW-Wand im Mai 2006)
, der mir noch hilfreiche Informationen zur Wand im Vorfeld mitteilte.



Breithorn (4164 m) – Nordwestwand, Supersaxo:
- EB: Dietrich von Bethmann-Hollweg mit den Führern Otmar und Oskar Supersaxo 03.09.1919
- 2. oder 3. Begehung: Welzenbach, Riegele und Bachschmidt 1926
- Schwierigkeit: bis max. 60°, meist 50°, M4 oder Fels IV (je nach Verhältnissen)
- Wandhöhe: 1050 hm
- Kletterzeit: 7 h (laut SAC-Führer)


unser Material:
- ein 50 m Halbseil
- 6 Eisschrauben
- 2 Eisgeräte pro Person
- Steigisen
- 3 Exen
- 3 Bandschlingen
- 2 Tibloc
- 2 Cams (0,5 und 1)
- 3 Normalhaken
- das sonstige, übliche Standmaterial


Hochtourenführer / Infos:

SAC Hochtouren im Wallis
3. Auflage 2002
Hermann Biner


Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis

Bericht der Begehung von Alban im Mai 2006
hier im Forum
.


SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1348, Zermatt


Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Elfer - SW Flanke(bis 45°) / Allgäu 01.04.13
Geschrieben von: Tobias - 04.04.2013, 20:53 - Forum: Österreich - Antworten (1)

Der Elfer, bzw. dessen Wintergipfel im Wildental, ist ein durchaus bekannter Skitourengipfel und wird entsprechend oft im Winter bestiegen. Ebenfalls sehr bekannt und häufig befahren ist die Steilabfahrt durch die sogenannte „Elferrinne“, welche zwischen Winter- und Hauptgipfel nach Norden hinunter zieht. Mit Max habe ich die
„Elferrinne“
im April 2010 befahren, Bericht von damals gibt es unter dem Link. Wir haben uns aber heute den Elfer Hauptgipfel (2387 m) und seine deutlich seltener ausgeführte Steilabfahrt durch die 1000m hohe und bis zu 45° steile Südwest-Flanke ausgeschaut. Dass wir anschließend auch noch auf den Liechelkopf (2384 m) gestiegen sind und somit auf ca. 2000 hm Tagesleistung gekommen sind, war so nicht geplant aber trotzdem toll und für Max ein souverän bestandener Härtetest nach schwerem Sturz beim Alpinklettern und nachfolgender langer Verletzungspause ist.

Die Elfer SW-Flanke ist laut Panico-Skitourenführer (Kristian Rath) folgendermaßen beschrieben: „Die Abfahrt vom Elferkopf ins Gemsteltal ist eine der schwierigsten Skitouren dieses Führers an der Grenze zum Extremskilauf. Die bis zu 45° geneigte Südwestflanke sollte nur bei gutem Firn befahren werden…“. Nun gut, dass ist etwas dramatisiert, aber um anspruchsvolles Gelände handelt es sich auf jeden Fall und sehr selten besucht wird der Hauptgipfel im Winter auch. Unser Eintrag im Gipfelbuch war gerademal der zweite diesen Winter. Außerdem ist aufgrund der großen Flanke und des Geländes, über welches ja auch erst mal aufgestiegen werden will, schon auch der Alpinist ein wenig gefragt. Der Aufstieg im oberen Teil wird in den meisten Fällen mit Pickel und Steigeisen erfolgen. Kann in der „Elferrinne“ bei besten pulvrigen Bedingungen vielleicht auch noch der rein sehr gute Skifahrer sein Glück finden, so sieht es in der SW-Flanke etwas anders aus.

    Das markante Duo Elfer (links) und Liechelkopf, gesehen aus dem Schwarzwassertal
    Elfer – SW Flanke, gesehen vom Aufstieg zum Grünhorn von Baad aus

Nach anhaltendem Wintereinbruch Ende März starten wir am 1. April bei hochwinterlichen -12° und frischem kalten Pulverschnee am frühen Morgen in Mittelberg im Kleinwalsertal (und das Anfang April!!!). Zunächst geht es sehr flach hinein ins Gemsteltal. Doch schon nach gut 30 min steigt man linkshaltend quasi in die 1000 m hohe SW-Flanke ein. Das Große Bild im aktuellen Panico-Skitourenführer ist super und ermöglicht einem eine sehr gute Übersicht über die Geländeformen der Flanke. Zunächst steigen wir durch die enge Wald- und Lawinenschneise, später über steile Hänge in hunderten kurzen Spitzkehren ca. 300 Hm auf.

    im hochwinterlichen Gemsteltal
    die enge Wald- und Lawinenschneise
   

In der Folge wurde immer klarer dass die Flanke vor dem Neuschnee stellenweise schon sehr aper war und der gefallene Neuschnee (15-20 cm) vielfach direkt auf dem Gras liegt. Somit befanden sich die Ski schneller am Rucksack als gedacht und es geht mit Steigeisen weiter. Entlang einer deutlich ausgeprägten Geländerippe steigen wir von nun an auf. Zum einen liegt auf der Rippe am wenigsten Schnee und zum anderen sind wir vor potenziellen Schneerutschen sicher, denn dort wo der Neuschnee nicht auf Gras oder Stein liegt, liegt er auf einer sehr harten Schneeunterlage und somit zum Abrutschen bereit.

    Aufstieg zum Grat
    Aufstieg zum Grat
    Aufstieg zum Grat
    Aufstieg zum Grat
    Aufstieg zum Grat
    Aufstieg zum Grat

Die ausgeprägte Geländerippe verfolgt man mehr oder weniger direkt bis hoch zum Verbindungsgrat zwischen Elfer und Zwölfer. Nun geht es am Grat (Achtung Wechten) entlang nach rechts und mit tollen Tiefblicken dem Gipfelaufbau entgegen. Den Gipfel erkletterten wir nicht direkt sondern queren am Gipfelaufbau nach rechts auf einem kleinen Band (wahrscheinlich Sommerweg) um dann über leichtes Fels-Schnee-Gelände den Gipfel des Elfers (2387 m) zu erreichen. Nicht nur bei der Querung hatten wir eine gute Spur eines ganzen Rudels von Steinböcken. Beeindruckend mit welchem Gespür fürs Gelände diese Tiere unterwegs sind. Schön auf einem im Winter so selten besuchten Gipfel zu stehen. Unser Eintrag im Gipfelbuch war gerademal der zweite diesen Winter.

    auf dem Verbindungsgrat nach rechts zum Gipfel
    am Verbindungsgrat
    am Verbindungsgrat
    Gipfelaufbau mit Steinbockspuren
    Gipfelaufbau
    Elfer (2387 m)

Für die Abfahrt galt es sich nun was zu überlegen, denn auf der Aufstiegsroute über die ausgeprägte Geländerippe oder in der Flanke rechts davon (im Aufstiegssinn) konnten wir wegen des wenigen Schnees auf Gras Fels Gelände beim besten Willen nicht abfahren. Dort mit Steigeisen wieder absteigen wäre natürlich gegangen doch wir sind ja eigentlich auch etwas zum Skifahren hier und nicht nur zum Bergsteigen. Die Lösung in unserem Fall war eine große wannenartige Mulde direkt in Gipfelfalllinie. Das erste Problem an der Sache ist eine total steinige Steilstufe oberhalb der Mulde, welche aber durch seitliches absteigen gut zu überwinden war, auch wenn die Ski darunter leiden mussten. Das zweite Problem war die noch durchaus geladene wannenartige Mulde. Nach ein paar ausgelösten Schneerutschen war aber auch das gelöst und die Bahn war frei. Im Korridor der Schneerutsche geht es zügig und sogar super zum Fahren nach unten. Nach einer Weile verengt sich die Mulde immer mehr und bricht über Felsen ab. Wir queren hier waagrecht nach links hinaus und die Bahn Richtung Schönisbodenalm (1670 m) ist frei.

    die ersten Schwünge auf dem Gipfelplateau
    Blick in die wannenartige Mulde
    die steinige Steilstufe
   
    Abfahrtsfreuden in der Mulde
    Querung nach links aus der Mulde
    nach der Querung
    die letzten Schwünge vor der Schönisbodenalm

Da wir noch guter Dinge sind und das fast jungfräuliche Traumkar zum Liechelkopf hoch nur allzu verlockend ist geht es genau dort hinauf. Es befinden sich lediglich drei Abfahrtsspuren und keine Aufstiegsspur im Kar und so gilt es die folgenden 700 Hm bis zum Gipfel zu spuren.

    Aufstieg zum Liechelkopf
    Aufstieg zum Liechelkopf, hinten der Widderstein
    Blick ins Kar
    Aufstieg zum Liechelkopf
    Aufstieg zum Liechelkopf

Waren die ersten 200 Hm bis zur Scharte noch eher mäßig zu fahren, so waren die folgenden 500 Hm im Kar bis zur Schönisbodenalm (1670 m) der absolute Hammer. Bester, gleichmäßiger, gut gesetzter Pulverschnee und ideales Gelände. Da kommt doch Freude auf. Wir können von der Alm über die bewaldete Steilstufe noch sehr gut ins Gemsteltal abfahren auch wenn die eine oder andere Graspassage schon dabei war. Unten im Tal geht es teils stockend teils fahrend wieder hinaus zum Auto am Ortsende von Mittelberg.

    Abfahrt zur Scharte
    im Kar bei traumhaftem Schnee


Skitourenführer:
Skitourenführer Allgäu
Panico
6.Auflage 2009
Kristian Rath


Karte:
BLV-Karte UK L8
Allgäuer Alpen
1:50000


Viele Grüße
Max und Tobias

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  Gaiseck - Westflanke, direkte Einfahrt (50° auf 10m, 45°) / Tannheimer Tal 27.03.13
Geschrieben von: Tobias - 29.03.2013, 14:01 - Forum: Österreich - Antworten (1)

Auch einem begeisterten Wintersportler wie mir geht die Kälte und der immer noch fallende Schnee zu Hause im Flachland langsam etwas auf die Nerven, denn zu groß ist Ende März schon die Vorfreude auf warmen und sonnigen Blautalfels. Natürlich ging das Klettern im Blautal schon an einzelnen Tagen doch der richtige Felskletter-Drive will bei den Temperaturen nicht aufkommen. Etwas anders dagegen sieht es im Gebirge aus, hier sorgt die anhaltend kalte und niederschlagsreiche Witterung nochmals für beste hochwinterliche Skibedingungen, welche es zu Nutzen galt. Aufgrund der Ende März schon sehr schnell sattfindenden Setzung und Stabilisierung der Schneedecke herrscht seit Tagen Lawinenstufe 1. Im großen Nordhang lag dann auch bester gut gesetzter Pulverschnee. Bei unserer westseitigen Abfahrt dagegen lag der gesetzte Neuschnee auf einer sehr harten Unterlage und gleitete darauf sehr leicht ab, was zu großen Schneerutschen führte.

Besonders hat es mich gefreut wieder mit Max unterwegs sein zu können. Nach schwerem Sturz beim Alpinklettern und nachfolgender langer Verletzungspause ist er sozusagen wieder „Back on Stage“ und sowohl konditionell wie skifahrerisch top fit. Umso schöner war es auch noch an seinem Geburtstag diese tolle „After-Work-Steilabfahrt“ am Gaishorn (bzw. Gaiseck) bei bestem Wetter über dem Nebel durchführen zu können.

    Gaiseck-Westflanke, Blick vom
Großen Daumen
(01.01.13)
    Gaiseck-Westflanke, Blick vom Stuiben (20.01.13)

Das Gaishorn (2247 m) ist wohl eines der bekanntesten Skitourenziele im Tannheimer Tal. In der Westflanke seines westlichen Gratausläufers (Gaiseck, 2212 m) gibt es eine immer wieder ausgeführte Steilabfahrt. Für die meisten Gaishorn Skitourengeher befindet sich das übliche Skidepot häufig 10 m unterhalb des Gaiseck. Die übliche Einfahrt (dunkle Linie) in die Westflankenabfahrt erreicht man indem man vom Gaiseck zunächst über einen Grat/Rücken in südwestlicher Richtung absteigt und dann an der einfachsten Stelle nach rechts in die Flanke einfährt. Wir haben nun eine deutlich direktere Einfahrt (rote Linie) gewählt. Mit den Ski an den Füßen ging es direkt vom Gaishorn-Skidepot (gelber Punkt) hinunter in die Westflanke. Im oberen Teil stark felsdurchsetzt und auf ca. 10 m schon 50° steil. Aber erst mal der Reihe nach:

Nach der Arbeit treffe ich mich mit Max am großen Parkplatz in Tannheim (ca. 1097 m), dem Ausgangspunkt der Gaishorn-Skitour. Kurz vor 14:00 Uhr starten wir und machen uns an die knapp 1200 Hm Aufstieg. Im Aufstieg kommen uns mindestens 30 Skitourengeher (unter der Woche!) entgegen. Wir kommen gut voran und knapp zwei Stunden später stehen wir schon am Gaishorn-Skidepot 10 m unterhalb des Gaiseck. Den von beiden schon häufig bestiegenen Gipfel schenken wir uns heute.

    im Aufstieg, beim Älpele (1526 m)
    im Aufstieg ,Blick in den großen Gaishorn Nordhang
    am Startpunkt

Da wir ja noch nicht genau wissen was uns bei der direkten Einfahrt erwarten wird, haben wir auch Seil, Bandschlingen, Holzbrettchen, Hammer und Haken dabei. Nach den Vorbereitungen geht es los direkt vom Skidepot in Abfahrtsrichtung nach links schräg rüber in den Bereich einer schwarzen Gedenktafel. Von dort weiter linkshaltend auf einer steilen und ausgesetzten Rampe oberhalb von Felsabbrüchen weiter nach links.

    Blick vom Startpunkt (ganz links oben die schwarze Gedenktafel)
    auf der steilen Rampe
    auf der steilen Rampe

Die Rampe verläuft sich in steilstem Schnee und es gilt ca. 10 m in wahrscheinlich etwas über 50° steilem Gelände gerade abzufahren. Beim Umspringen steht man bei dieser Steilheit schon ganz ordentlich in der Luft. Sind ja aber nur 10 m…

    die steilsten Meter
    die steilsten Meter
    die steilsten Meter

Danach folgen bei uns tolle, glatte und ebenen 45° Hänge durch die ganze Flanke. Herrlich! Nur die oberflächlich immer abrutschenden 10 cm Schnee galt es zu beachten. Denn auch die könnten ausreichen einen mitzureißen. Beim Blick über die Westflanke hinunter haben wir das Gelände mit unseren Schneerutschen doch ganz schön bearbeitet und mit Lawinen bedeckt.

   
   
    kurzer Rastpunkt
    Blick zurück
   
   
   
   
    Blick zurück

Nach der Westflanke steht man nun sozusagen im Hintersteinertal und es stellt sich die Frage des Rückweges zum Auto im Tannheimer Tal. Prinzipiell dürfte es drei Möglichkeiten geben:

1. Vom Fuße der Westflanke in den Sattel zwischen Gaishorn und Rauhhorn aufsteigen. Vom Sattel entweder wieder steil hinauf zum Gaishorn oder zum Vilsalpsee abfahren und über die Loipen zurück zum Auto.
2. Vom Fuße der Westflanke weiter abfahren bis zur Willersalpe (1459 m). Von dort über eine südwestseitig ausgerichtete Mulde in den Sattel vor dem Zirelseck. Vom Sattel ca. 40 Hm hoch zum Zirleseck (1872 m). Um vom Zirleseck direkt zurück zum Auto in Tannheim zukommen muss man zunächst in Richtung Rohnenspitze und direkt unterhalb der Bergwachthütte in die Südostflanke queren. Unter den südostseitigen Felsen der Rohnenspitze weit hinüber queren und über 40° Gelände hinab ins Tal durch welches man zum Gaishorn aufgestiegen ist. Entlang der normalen Gaishorn Auf- und Abfahrtsroute zurück zum Auto.
3. Vom Fuße der Westflanke waagrecht nach rechts queren um etwas aufsteigend den Verbindungsgrat zwischen Gaiseck und Zirleseck zu erreichen. Über den Grat (Achtung große Wechten) abfahren in den Sattel vor dem Zirelseck (hier kommt die Mulde von 2. hoch). Vom Sattel ca. 40 Hm hoch zum Zirleseck. Von hier weiter wie bei 2.

Da wir etwas im Stress sind, denn Max muss rechtzeitig vor den Geburtstaggästen zu Hause sein, entscheiden wir uns für die Variante mit den wenigsten Höhenmetern, d.h. die 3. Variante. Da es nur ca. 150 Hm sind und wir eine harte Unterlage mit perfektem Trittfirn darauf haben, steigen wir zu Fuß auf und sparen uns das Anfellen.

    Aufstieg zum Verbindungsgrat Gaiseck-Zirleseck
    Aufstieg zum Verbindungsgrat Gaiseck-Zirleseck
    am Verbindungsgrat Gaiseck-Zirleseck
    Aufstieg zum Verbindungsgrat Gaiseck-Zirleseck
    Blick vom Zirleseck zur Rohnenspitze
    in der Rohnenspitze Südostflanke
    in der Rohnenspitze Südostflanke

Bei herrlicher Abendstimmung und super Aussichten auf Aggenstein
(Skiabfahrt vom Aggenstein)
und die Tannheimer Berge, Gimpel und Rote Flüh genießen wir die Abfahrt und sind schnell wieder unten am Auto. Etwas über 4h nach unserem Aufbruch stehen wir beim Auto und das Geburtstagfest kann kommen…

    Aggenstein
    Tannheimer Berge (u.a Gimpel und Rote Flüh)


Skitourenführer: (nur der Aufstieg zum Gaishorn ist hier drin)
Skitourenführer Allgäu
Panico
6.Auflage 2009
Kristian Rath


Karten:
1:25000: AV-Karte BY5Tannheimer Berge

BLV-Karte UK L8
Allgäuer Alpen
1:50000

BLV-Karte UK L10
Füssen und Umgebung
1:50000


Viele Grüße
Max und Tobias

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  Hoch Ducan, Nordgully, 23.3.13
Geschrieben von: Alban - 25.03.2013, 08:12 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

   
   
M5, WI4

Nachdem Bene mich bereits letztes Jahr mit einem tollen Foto vom Nordgully am Hoch Ducan für dieses Projekt begeistert hatte klappte ein gemeinsamer Begehungsversuch entweder aufgrund schlechten Wetters nicht oder mangelnder Zeit meinerseits. Da die Route nun am vorangegangenen Wochenende von Jonas, Bene und Felix begangen wurde und ich Infos aus ersten Hand hatte schien sie ein attraktives Ziel zu sein. Zudem ließ der Wetterbericht und die Lawinenwarnstufe nur wenige alpine Gebiete zu und um Davos sollte angeblich etwas Sonne drin sein und die Lawinenwarnstufe lag bei 2. Mit Philipp war ich bereits im Januar in Sertig gewesen und er war damals einem gemeinsamen Begehungsversuch der Tour mit Bene nicht abgeneigt gegenübergestanden. Entsprechend schön, dass wir zusammen nun die Tour wiederholen wollten. Wir fanden uns bereits um 6 Uhr am Parkplatz am Walserhus in Sertig ein. Kurz nach halb 7 ging es dann mit Tourenski los. Nach einem kurzen flachen Stück in Richtung der Eisfälle stiegen wir steil in engen Spitzkehren auf einer alten Spur durch den Wald auf bis man oberhalb dessen in eine Verflachung kommt. Hier zog sich die Spur nun in Aufstiegsrichtung links des Bachbettes flach ins Tal hinter. Mit ab hier gutem Blick auf den Hoch Ducan gings einsam weiter das Tal hinter. Als das Nordgully ins Blickfeld rückte stiegen wir schräg ansteigend links bergauf darauf zu. Aufgrund der Neuschneemenge von ca. 20cm der letzten Tagen und Windverfrachtung machten wir den einen oder anderen Bogen um eingewehte Mulden. Im Nachinein wäre schlauer gewesen weit in das Tal hinter zu steigen und dann erst schräg ansteigend zurück zum Nordgully hochzusteigen da hier weniger Hangmulden zu queren wären. Der Zustieg zum Nordgully hat eine max. Steilheit von etwa 30 Grad. Je nachdem wie weit mit Tourenski aufgestiegen wird bzw. wie die Spuranlage ist sind Stellen bis ca. 35 Grad dabei.
   
im Zustieg zur Route

Die 4h Zustieg die Bene uns erzählt hatte hofften wir deutlich unterbieten zu können und waren erstaunt, dass trotz konstantem Laufen wir dennoch auch 3 1/4h benötigten. Wie gesagt, besser ist ins Tal hinterzulaufen und dann schräg zurück zum Nordgully hochzulaufen und damit weniger Zeit für eine sichere Spuranlage verwenden zu müssen.

   
unterhalb des Einstieges sieht man dann die ersten 3 Längen der Tour

Direkt unterhalb des Nordgullys konnte man nun so langsam die Steilheit der Route auf sich wirken lassen. Die Einstiegssäule wurde mir als Crux beschrieben und der kleine Eisvorhang in der 3.Länge schien auch nochmal pumpig zu sein. Diesen sieht man übrigens unter der Tour stehend nicht da er rechts hinten im Winkel versteckt ist. Also nicht abschrecken lassen wenn man am Einstieg nur einen frei hängenden Zapfen sieht. Von der zweiten und dritten Länge wußte ich von Bene dass diese wieder einigermaßen absicherbar war. Die Einstiegssäule sah zwar schwer aus aber dafür recht kurz, eher eine Eiskletterboulderstelle, zumal ich davon ausging die ersten Meter seitlich links etwas emporzukommen. Aufgrund des Tourenbericht von Jonas machte mir vielmehr die Meter oberhalb der Einstiegssäule Kopfzerbrechen. Es war vom Einstieg deutlich zu sehen, dass hier das Eis nur kleckerleweise vorhanden war und dies auch nur wenige Zentimeter dick war. Das Gelände war aber geneigt. Also vermutlich einigermaßen zum Stehen aber wenig für die Eisgeräte. Der Fels sah sehr geschlossen aus und Risse zum Hooken, Friends legen oder Keile konnte ich auch nicht erkennen bis auf einen halb offenen Riss oben rechts der wie ein halblebiges 2er-Cam-Placement aussah. Beruhigend zu wissen, das da neulich schonmal einer drübergeklettert ist und irgendwie hochkam ohne diese Meter als Erstbegeher im Nachhinein zusätzlich mit einem Bolt oder Felshaken abzusichern. Da ich Jonas Mixed- und Eiskletterkönnen jedoch nicht genau einzuschätzen wusste nahm ich alle kleinen Schrauben und all unsere Cams mal mit.
Glaub so gegen 10:30 stiegen wir dann in die Tour ein mit dem Plan oben noch weiter bis zum Gipfel weiterzuklettern und via der Route abzuseilen.

   
Die Einstiegssäule war eher dünn, unten nicht belastbar und im Schnee aufliegend
   
von links konnte zw. Säule und Fels Dank guter Hookes etwas hochgeklettert werden und dann seitlich ne gute Schraube am Vorhangsanfang der Säule gesetzt werden
   
   
Was sich oberhalb der Einstiegssäule anschloss empfand ich als psychische Crux der Tour. Ca. 15m M4-Gelände an sehr dünnen Eisglasuren (teils nur 3cm dick) bis zur Verflachung am Standplatz. In diesen 15m konnte ich nur dürftige Sicherungspunkte ( 3 abgebundene kurze Schrauben die entweder am Fels aufstanden oder im Sneis durchdrehten, 1 moralischer Spectre-Ice-Haken im Sneis und ein 2er-Camelot der laut Philipp im Nachstieg ihm entgegenkam) setzen. Einsteigen heißt hier durchsteigen. Am Ende dieser leicht nach schräg links aufsteigenden Meter war ich erleichztert meine Nomics in wieder dickes Eis schlagen zu können und kurz darüber in die Verflachung am Beginn der nächsten Länge auszusteigen. Ich bezog rechts im Eis gemütlich Stand, die gefädelte Abalakov-Sanduhr unserer Vorsteiger weist den Weg. Die erste Länge war psychisch hart. Wer hier im Vorstieg hochkommt der braucht sich vor der 3. Länge nimmer zu fürchten, die deutlich besser absicherbar ist.    
In der zweiten Länge hatte es solides Eis. Seitlich rechts lies sich sogar ein 0,4er Camelot legen. Nach einem kurzen schönen 75 Grad-Aufschwung geht es flacher zu einem kleinen Eiswulst und oberhalb diesem geneigt auf einer Schneerampe nach rechts zum Eisvorhang. Ich bezog an dem Eisvorhang Stand.
   
   
Die dritte Länge ging gleich steil wenige Meter senkrecht im Eis hoch und dann etwas flacher schräg links aufwärts bis zum Ende des Eises und Anfang der Schneerinne. Hier sollte wegen weiter oben fehlendem eis Stand bezogen werden.
   
Zwischendrin war Dank kleiner Mulde sogar mal ein No-Hand-Rest möglich zum Ausschütteln der Arme und Fotografieren. Mit kleinen und mittleren Eisschrauben, die meist sogar bis ganz rein gingen war diese Länge gut absicherbar. Philipp bekam leider von mir einen Schmiß verpasst als er sich einen von mir gelösten Eisbrocken mit dem Gesicht einfing. Sorry nochmal.
   
Philipp steigt die 3. Länge nach
   
Vom Stand hat man herrlichen Tiefblick auf die Route
   

Philipp stieg die nächsten zwei Seillängen bis zum Wandbuch vor und ich kam am langen Seil nach. Vom Ende der 3. Länge erreicht man nach ca. 50-55m einen Eiswulst an dem Bene, Felix und Jonas eine Abalakovschlinge hinterlassen haben. Von hier sind es nochmals etwa 50 leichte Meter in der flachen Schneerinne bis zum Wandbuch.
   
   
... das Wandbuch mit kleiner Überraschung für die durstigen Nachsteiger. Merci.

Nachdem es gerade mal kurz nach 14 Uhr war und noch genügend Zeit für den Gipfel blieb wühlten wir uns im teils bodenlosen Schnee in etwa 120m anstrengender Spurarbeit den Schneehang hinauf (einmal kleine Mixedstelle M2). Am Ende erreichten wir den Gipfelgrat und über diesen nach wenigen Minuten in nun weniger tiefem Schnee den Gipfel. Vorsicht wegen Verwächtung.
   
   
Im Abstieg ergaben sich nochmal ein paar fotogene Ausblicke
   
... Rückblick auf die letzten Meter bis zum Gipfel

Wir stiegen zurück zum Gipfelgrat und seilten an einem sehr großen Felsköpfchen (8mm Seilmaterialschlinge) 60m die Schneerinne hinunter, die aber auch abgestiegen/abgeklettertw erden könnte. Mitten in der Schneerinne grub Philipp dann nochmal ein kleines Köpfchen aus dem Schnee aus an dem wir nochmal ca. 45-50m (an einer 60cm-Dynemmaschlinge die wir inkl. Karabiner hinterließen) abseilten zum Wandbuch. Ab hier vom BH-Standplatz bis zum Eiswulst etwa 55m unterhalb (evtl Stand vom wandbuch mit Schlinge wegen Seilreibung etwas verlängern), dann weitere knapp 55m die Rinne hinab zum Eis am Ausstieg der 3.Länge und an einer Abalakov fast 60m steil hinunter über den Eisvorhang (Vorsicht, keine Eiszapfen hinunterschmeißen) und die zweite Seillänge zum Stand nach der ersten Länge. Ab hier nochmal an ner Abalakov die 35-40m hinunter zum Rucksack.

   
... Rückblick beim Abseilen auf den Eisvorhang der 3. Länge
   
Blick beim Abseilen auf Standplatz nach erster Länge
   
Blick von oben auf Mixedausstieg der ersten Länge
   
Mixedbereich nach Einstiegssäule, dünne Eisglassuren auf geschlossenem Fels

   
..am Wandfuß, nun folgt ne Tolle Abfahrt..

Belohnt wurden unsere Zustiegsmühen nun mit einem perfekten Pulverschneehang bis hinab zur Talverflachung.
   
Zusammen mit der Sonnenuntergangsstimmung nochmal ein echtes Erlebnis.
   
Ab der Talverflachung dann ein Mix aus Bruchharsch, schwerem Pulverschnee und Altharschdeckel zurück zum Auto und Tourenabschlussbier im Walserhus.


Bemerkung zur Tour und Schwierigkeitsbewertung:
Die Einstiegssäule muss nicht wie vorbeschrieben 9m im Steileis geklettert werden da Anfangs seitlich links neben der Säule im Presspulver igendwie hochgestemmt/gegraben werden kann bis man eine kleine Minigufel links neben der Säule erreicht. Hier hat es im Fels super Risse zum Hooken. Anhand dieser kann nun aus einigermaßen guter Position eine Schraube in die Säule gedreht werden und kleine Cams in Rissen links neben der Säule platziert werden. Die Eiskletterei an der Einstiegssäule geht dann mixed via Fels zur Linken und Eis zur Rechten nur wenige Meter empor bis man in eine kleine Verflachung oberhalb der Säule aussteigen kann. Daher eher eine M5-Stelle und keine WI5 (dafür ist die Säule auch zu kurz, wenn sie auch die Definition von nicht optimaler Eisqualität, Steilheit und Absicherbarkeit erfüllt).Die 15m Eisschleicherei oberhab der Einstiegssäule sind etwa M3/4 also deutlich leichter wie die Einstiegssäule aber wesentlich delikater abzusichern. Das Eis wird hier vermutlich nie besonders dick sein. Die zweite Eisseillänge ist etwa 75 Grad steil ohne ganz senkrechte Aufschwünge, also eher WI2+ als WI3, gut zu klettern und gut absicherbar. Die 3. Länge beginnt an einem röhrigen senkrechten Vorhang. Auch wenn es nur wenige Meter sind muss hier kurz WI4 geklettert werden. In der zweiten Hälfte der Seillänge ist es etwas flacher. Der Rest der Route erfordert kaum noch schwereres Klettern. Der Weiterweg bis zum Gipfel ab Wandbuch eher gute Kondition bei viel Schnee und leichte Felskletterstellen um M2.
Ich würde die Route daher mit M5, WI4 bewerten und auf die Ernsthaftigkeit der 15m oberhalb der Einstiegssäule hinweisen wollen. Meiner Meinung nach wird es für das Abseilen immer genug Eis für Abalakovs geben wenn das Eis gut genug zum Einsteigen ausgesehen hat.
Die Tour weist zwar eigentlich nur 3 Eiskletterlängen auf, aber stellt eine tolle Bereicherung der Tourenmöglichkeit um Sertig dar und hat großartiges Ambiente. Zusammen mit Zustiegsskitour und Weiterweg zum Gipfel eben eine kleine und durchaus auch technisch anspruchsvolle Hochtour. Laut Bene und Felix, welche die Stapfetenstrasse nebenan ebenfalls kennen ist der Nordgully deutlich anspruchsvoller zu klettern und abzusichern.

Material das unserer Meinung nach sinnvoll ist:
Ca. 9-10 Eisschrauben, davon mindestens 5 kurze. Wir hatten als kürzeste zwei 13cm- Schrauben dabei die immer noch auf dem Fels aufstanden. Einmal konnte ich den Spectre-Eishaken setzen, denke aber die Mitnahme lohnt nicht unbedingt. Besser, sofern vorhanden, wäre eine 10 bzw. 11cm-Eisschraube gewesen. Wir konnten zusätzlich den gelben Link-Cam gebrauchen (entspricht Cam-Größe 2), den 0,4er und 0,5er, sowie kleine C3-Cams an der Einstiegssäule (optional, nicht unbedingt notwendig). Haken hatten wir zwar dabei aber konnten diese erstens in der Einstiegslänge nicht schlagen und brauchten zweitens diese weiter oben nicht mehr da dort bei uns gut absicherbar. Denke aber die Mitnahme eines kleinen Sortimentes schadet nicht sofern unklar ist ob der Rückweg via Abseilen möglich ist. Abalakovmaterial und Eissanduhrenfädler, mehrere Schlingen. 10-12 Expressschlingen. 60m Doppelseil sinnvoll. 50 oder 55m wären beim Abseilen etwas knapp gewesen. Komplette Skitourenausrüstung für den Zustieg (Pieps, Sonde, Schaufel, Harscheisen..).

Weitere Bilder, Topo und ergänzende Beschreibungen siehe Bericht von Bene:

http://beneries.de/hoch-ducan-nordgully/


und den Gipfelbuch.ch-Eintrag von Jonas unter:

http://www.gipfelbuch.ch/gipfelbuch/detail/id/59498

(Homepage vom Jonas:
http://j-sp.blogspot.de/
)


Gruß Alban und Philipp



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  Hoch Ducan - Nordgully
Geschrieben von: Psycho667 - 17.03.2013, 22:10 - Forum: Eis - Antworten (14)

Diese Linie hat mich seit ich sie letzten November gesehen habe, nicht mehr los gelassen. Gestern hat´s endlich geklappt und wir konnten sie begehen. Bericht und Bilder folgen, die Topo und Beschreibung dazu findet ihr hier:

http://files.beneries.de/HochDucan_Nordgully_Topo.pdf

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  Blue Magic (WI 5+, 180 m), Sektor Staubach / Kandersteg 10.03.13
Geschrieben von: Tobias - 15.03.2013, 19:28 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Blue Magic (WI 5+, 180 m), Sektor Staubach / Kandersteg 10.03.13

Nachdem wir am Vortag den absoluten Megaklassiker „Crack Baby“ an der Breitwangfluh geklettert sind und noch ein paar Stunden Zeit am Sonntagmorgen hatten ging es noch an einen weiteren Kandersteg-Klassiker. Der „Blue Magic“ befindet sich im Sektor Staubbach und ist von Kandersteg aus sehr gut über die Skipiste in 45 min zu erreichen. Insgesamt war das Eis schon deutlich von der Wärme gezeichnet und es war eher ein „White Magic“, insbesondere in der letzten Seillänge war das Eis schneeweiß, morsch und musig.

Erstbegangen wurde „Blue Magic“ (WI 5+ / 180 m) erst am 16. Januar 1995 von S. Bläsi und J. Anderegg. Dieses Datum ist insofern etwas verwunderlich, als der äußerst berühmte und schwerere Nachbar „Rübezahl“ (WI 6) bereits 1988 also volle 7 Jahre vorher durch Xaver Bongart und Peter Gobet erstbegangen wurde. Das diese noch viel offensichtlichere und schon von Kandersteg aus sichtbare Linie weitere 7 Jahre im Dornröschenschlaf schlummerte zeigt recht deutlich welchen Stellenwert das reine Eisfallklettern insgesamt damals noch hatte und wohl auch das es einfach nicht viele gab die zu jener Zeit auf diesem Niveau kletterten.

    Blue Magic von Kandersteg aus gesehen
    Blue Magic (roter Pfeil)

Noch in der Dunkelheit brechen wir gegen 06:00 Uhr vom Parkplatz auf und sind mit dem ersten Tageslicht bereits am Einstieg. Die Nacht war sternenklar, kalt und alles war hart gefroren. Dennoch ist über Fall einiges an Wasser gelaufen.

    Tagesanbruch im Zustieg
    Blick auf die 1. SL
    Einstiegsbereich

Material anlegen und gegen 07:00 Uhr geht es los. Die 1. SL sieht zunächst wesentlich nässer aus als sie dann wirklich war. Vom ersten Meter weg äußerst steil und pumpig aber bei bestem Softeis. Florian klettert das Seil mit 65m mehr als aus und die ersten Meter komm ich schon nach. Stand bezieht er bereits direkt am Fuße 2. SL.

    1. SL
    1. SL
    Stand vor der 2. SL

Die 2. SL ist zunächst noch anhaltender und steiler und zudem ist hier der massive Wärmeinfluss der vergangenen Periode schön deutlich zu spüren. Doch wie gewohnt souverän klettert Florian auch hier nahezu 60 m aus. Meine Arme sind natürlich vom „Crack Baby“ noch spürbar angeschlagen und als der Seilberg vor meinen Füßen immer kleiner und kleiner wird muss ich schon im Voraus an meine Unterarme nach dieser Länge denken ;-)

    2. SL
    2. SL
    2. SL

Nun fehlten noch ca. 10 im steilsten Gelände bevor sich der Fall zurücklegt. Insbesondere auf diesen letzten steilen 10m war das Eis schneeweiß, morsch, musig und eher etwas heikel. Nach diesen Meter wird es deutlich flacher und nach weiteren 45 m ist der Ausstieg an einer dicken Latsche gegen 10:00 Uhr nach 3 h und 3 SL erreicht.

    die letzten flachen Meter vor dem Ausstieg

Das Gelände oberhalb des „Blue Magic“ scheint durchaus etwas Lawinen anfällig zu sein. Von der Latsche und an zwei Bohrhakenständen geht zügig wieder zum Einstieg.

    Ausstiegsgelände
    mittlerer und oberer Teil

Danach sind wir noch kurz rüber zum „Rübezahl“ und haben ihn uns angeschaut. Sah auch noch kletterbar aus. Aber nicht heute. Zügig und unproblematisch geht es über die Skipiste wieder zum Auto. Im Abstieg hat man noch beeindruckende Blicke zu den gewaltigen Säulen von „Mehr Power durch sportliche Aufkleber“ und der „Reise Integral“

    Rübezahll (links) und Blue Magic (rechts)
    Abstieg über die Skipiste
    „Mehr Power durch sportliche Aufkleber“ und „Bäretritt“
    „Reise Integral“


Führer:

Eiskletterführer
Hot Ice, Schweiz
Urs Odermatt
Panico

Alpine Ice
600 schönste Eisfälle im Alpenraum
Mario Sertori
Versante Sud

Karten:

SAC-Karte 1248
Mürren
1:25000



Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Crack Baby (WI 6, 340 m), Breitwangfluh / Kandersteg 09.03.13
Geschrieben von: Tobias - 12.03.2013, 21:38 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

Bei „Crack Baby“ handelt es sich wahrscheinlich um einen, ja vielleicht sogar DEN, berühmtesten Eisfall unserer Alpen. Kandersteg ist das Mekka und die Breitwangfluh hoch über dem Kandertal sozusagen der Circus Maximus des Eis- und Mixedkletterns. Die Lage an der Breitwangfluh, die 1000 Hm Zustieg, die anhaltenden Schwierigkeiten, die Länge und natürlich die schöne Form dieses Eisgebildes machen „Crack Baby“ zu dem was es ist, ein begehrter und nicht geschenkter absoluter Megaklassiker. Erstbegangen wurde „Crack Baby“ (WI 6 / 340 m) vom leider mit 31 viel zu früh beim Base Jumpen verstorbenen Eiskletterpionier Xaver Bongart und Michael Gruber am 15. Februar 1993.

„Auch im Eisfall klettern setzt er [Xaver Bongart] neue Akzente. Er macht das Eisklettern zu dem, was es heute ist: ein Extremsport ... Seine 1988 mit Peter Gobet eröffnete Route „Rübezahl“ (WI 6) stellt alles in den Schatten was bis dahin in der Schweiz an Eisfällen geklettert wurde. Und mit „Crack Baby“ sollte Xaver diese Leistung im Februar 1993 noch einmal toppen. Mit seinen Artikeln in den „Alpen“, der Zeitschrift des SAC, und in zwei Tageszeitungen weist er zahlreichen Kletterern den Weg in eine neue Ära des Eiskletterns, bei der das Klettern an Eisfällen als eigenständige Disziplin gesehen wird und nicht mehr als bloßes Training für die großen Nordwände.“

aus: Wen die Götter lieben – Ulrich Remanofsky

    Breitwangfluh
    Breitwangfluh – Crack Baby

Bis vor drei Jahren gab es die Möglichkeit den 1000 hm langen Zustieg mit einer Art Seilbahn/Materialbahn um 700 Hm zu verkürzen. Von Mitholz (956 m) im Kandertal ging die Bahn auf Anfrage bis zu den Unteren Giesene Almen (1668 m). Einer schön gelegenen kleinen nur im Sommer bewohnten Siedlung unterhalb der Breitwangfluh. Seit einem Sturmschaden ist Bahn definitiv beschädigt, nicht funktionsfähig und wird nach Anfrage auch nicht mehr aufgebaut (Stand März 2013).

Nun ist der 6. Eisgrad natürlich nicht gerade mein Vorstiegsrevier und schon gar nicht an einem Fall mit 340 m Länge. Somit habe ich das große Erlebnis des „Crack Baby“ nur meinem bärenstark vorsteigenden Freund Florian zu verdanken und es war sozusagen für mich ein um einen Tag vorgezogenes Geburtstaggeschenk. Beeindruckend zu sehen wie ruhig, souverän und flott Florian auch in den schwersten Längen vorgestiegen ist.

Noch am Freitagabend fahren wir nach Mitholz im Kandertal und übernachten im Auto. Der zweimalige Zusammenstoß mit dem Schweizer Militär auf der Suche nach dem richtigen Ausgangspunkt und auch Übernachtungsplätzchen verlief glücklicherweise unblutig und so konnten wir uns am frühen nächsten Morgen gegen 05:00 Uhr an den 1000 Hm langen Zustieg zur Breitwangfluh machen. Nach knapp 1,5 h haben wir die Unteren Giesene Almen (1668 m) erreicht und nach weiteren 30 min stehen wir vor dem beeindruckenden „Crack Baby“. Wir sind die ersten und an diesem Tag auch die einzigen im „Crack Baby“. Eine weitere Seilschaft ist etwas später in die Alphasäule eingestiegen, musste aber leider wegen Dauerduschgang abbrechen. Was die Nässe anbelangt hatten wir anscheinend etwas mehr Glück, was natürlich nicht heißen soll das wir keine Duschgänge erhalten haben.

    Unteren Giesene Almen (1668 m)
    Blick von den Almen zur Breitwangfluh
    „Crack Baby“ gesehen vom Einstieg

Die erste Seillänge steige dann ich vor und um gleich mal Meter zu machen klettern wir eine lange 80 m Seillänge am langen Seil. Danach folgt die 2. SL (ca. WI 4+) und somit auch die letzte gemäßigte Seillänge für eine ganze Weile.

    Einstiegsseillänge
    Einstiegsseillänge
    2. SL
    bequemer Stand in einer Eishöhle

Mit der 3. SL wird es dann ernst und man taucht ein ins endgültig steile Metier. Von der Eishöhle folgen zunächst 10 steile Meter bis auf eine Art Band vor dem ersten richtig steilen Aufschwung. Dieser Aufschwung wird von einem großen Eisüberhang abgeschlossen welcher rechtsquerend umgangen werden kann.

    Blick aus der Höhle
    rechtsquerende Umgehung des großen Überhangs
    Blick vom Band auf den Überhang

Mit der 4. SL (55 m) folgt gleich die nächste äußerst anhaltende steile Länge. Die Unterarme bläst es schon mal gewaltig auf. Ein großer Vorteil sind die wenigstens meistens super bequemen Standplätze auf Absätzen oder Bändern. Die teils vorhandene Borhhakenstände nehmen wir aber im Aufstieg gar nicht in Anspruch. Bei gutem Eis ja auch nicht wirklich nötig.

    4.SL
    kurz vor dem Stand

Mit der folgenden 5. SL folgt die bei uns anspruchsvollste und auch steilste Seillänge. Das Eis war hier nun doch schon deutlich von der Wärme gezeichnet und es wurden größere Mengen Eis zu Tale befördert. Teilweise war es morsch und immer wieder bricht unter den Füßen einiges aus. Trotz der Qualität und Steilheit des Eises zieht Florian volle 55 m durch. Respekt!

    5.SL – die steilste Seillänge und bei uns das schlechteste Eis
    5.SL – die steilste Seillänge und bei uns das schlechteste Eis

Es folgen nochmal 15 steilste Meter bevor es sich minimal zurücklehnt um nochmal etwas später den großen Ausstiegskessel zu erreichen.

    letzte Seillänge vor dem Ausstiegskessel
    im Ausstiegskessel

Doch wenig später liegt auch diese letzte Seillänge und somit das „Crack Baby“ hinter uns. Ich bin zwar merklich platt aber die brennenden Unterarme sind bald vergessen und wir freuen uns über diesen absoluten Megaklassiker.

    letzte Seillänge
    on Top of „Crack Baby“
    on Top of „Crack Baby“

Teils an Abalakovs, teils an den vorhandenen Bohrhakenständen erfolgt die steile und ausgesetzte Abseilfahrt. Der Wasserfall hat sich nun am Nachmittag merklich seiner namensgebenden Funktion gewidmet und mehrere Duschgänge folgen.

    steile und ausgesetzte Abseilfahrt

Gutgelaunt und zufrieden machen wir uns an den 1000 Hm Abstieg zurück zum Auto in Mitholz. Am Abend fahren wir noch nach Kandersteg und checken die Lage im Öschiwald und am Staubach. Die vermeintlich absolut aussichtslosen Verhältnisse können wir nicht sehen und so sind wir am nächsten morgen mit dem „Blue Magic“ noch eine weiteren Kandersteg-Klassiker geklettert.

    im Abstieg, hinten die Breitwangfluh
    im Abstieg, hinten die Breitwangfluh
    die Seilbahn ist definitiv massiv beschädigt
    die militärische Konfrontation am Vorabend hatte auch damit zu tun ;-)


Führer:

Eiskletterführer
Hot Ice, Schweiz
Urs Odermatt
Panico

Alpine Ice
600 schönste Eisfälle im Alpenraum
Mario Sertori
Versante Sud

Karten:

SAC-Karte 1248
Mürren
1:25000



Viele Grüße
Florian und Tobias

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