Geschrieben von: SCHIER - 28.03.2009, 21:05 - Forum: Deutschland
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Der Wannenkopf ist von mehreren Seiten zu begehen, die häufigst begangene ist von Obermeiselstein aus. Man parkt kurz nach dem Tunnel am Anfang des Riedbergpasses, geht dann zu Fuß wieder am Tunnel vorbei zurück, biegt dann nach links ab und schon beginnt der Schilderwald. Der Vorteil dieser Skitour: Es sind überall Beschilderungen mit Zeitangaben für Sommerwanderer. Der Aufstieg ist momentan noch ganz gut, auf der Fortstraße liegt noch Schnee, wie lange noch ist allerdings fraglich. Die Schneequalität war heute überragend!!! Tiefster Mulf, der einem bei der Abfahrt das Gefühl vermittelt, als hätte man noch die Felle auf den Skiern und zwar falsch herum. Ne im Ernst: es bremste gewaltig! Bevor der Fön zusammenbrach war die Aussicht absolut lohnend, der 360 grad-Blich zeigte deutlich wieviel Schnee im Allgäu vorhanden ist. Gewaltig! Seid sehr vorsichtig, die Lawinenlage ist momentan sehr hoch!!!
Wie oft habe ich auf der B19 zwischen Waltenhofen und Stein schon Blicke nach links geworfen, die Nordseite des Grüntens begutachtet und mir gedacht da will ich auch mal noch runter fahren. In diese sehr steile Nordflanke kann man sich natürlich nicht immer wagen und alles auf sichere Firnverhältnisse zu verschieben ist am Grünten aufgrund der geringen Starthöhe von gerade mal 750m nicht möglich, denn oft ist dann nur noch die Hälfte der Flanke weiß.
Nachdem ich mit Michael und Frank am Sonntag am Liechelkopf war, am Montag aber noch einen halben Tag Zeit hatte und die Nacht im Allgäu verbrachte, galt es bei starker Bewölkung und oft schlechter Sicht eine passende Tour zu finden.
Eine der möglichen Linien
Ich entschied mich für den Grünten, denn die Gelegenheit war am Montag eigentlich ideal, es hatte Schnee bis ins Tal und lawinenmäßig war es noch sicher, bevor unter der Woche der nächste Schneefall angesagt war.
Los ging es bei mir beim Parkplatz der Grüntenseilbahn des Bayrischen Rundfunks in Wagneritz (ca. 750m), denn ich wollte direkt durch die Flanke auch aufsteigen (1000 Hm). Dies war allerdings im Nachhinein nicht ideal und ich wäre wahrscheinlich schneller und kraftsparender über die Piste auf den Gipfel des Grüntens (1738m) gekommen.
In diesem Fall ist ein genaueres Geländestudium am besten aus der Gegend um Wagneritz/Rettenberg noch mehr zu empfehlen, wie wenn man auch durch die Nordflanke aufsteigt.
Wie dem auch sei, ich stieg also frohen Mutes in der immer steilen werdenden Flanke hoch. Auf einer sehr harten Unterschicht lagen 5-10 cm haltloser Pulverschnee, ohne Harscheisen ist das bei einer Steilheit um die 40° eher unangenehm und ab einer gewissen Steilheit ist man mit Ski auch nicht mehr schneller. Also runter mit den Ski und zu Fuß weiter.
Wenig später legt es sich wieder kurz und die Ski sind wieder da wo sie hingehören. Ungefähr in der Mitte der Flanke kam auf meinem gewählten Weg der steilste Teil. Ski wieder an den Rucksack und hoch. Hier sehe ich anhand von Spuren das erste Mal das ein oder zwei Tage vorher hier schon mal zwei Skifahrer unterwegs waren.
Das sehr steile Stück im Mittelteil
Nach dieser Passage wieder das gleiche Spiel kurze Zeit Ski an den Füßen...Immer wieder auch das gleiche Übel mit dem haltlosen Pulver auf harter Unterlage. Bis zu einer Steilheit wie sie im nächsten Bild zu sehen ist ging es noch mit Ski.
Hauptsächlich aus Zeitgründen verzichte ich auf die letzten flacheren 100 Höhenmeter vor dem Gipfel, denn um14:00 Uhr musste ich zur Vorlesung in Ulm sein, so bereitete ich mich zur Abfahrt vor. Am steilsten Mitteil angekommen atme ich nochmal kurz durch. Los geht´s. Ein Fahren im eigentlichen Sinne ist das hier nicht mehr. Mit einer Hand im Schnee fahre ich seitwärts, wie meine Vorgänger, dieses gut 50° steile Stück ab. So geht es sehr gut und mein bis dato steilstes Teilstück auf Ski habe ich hinter mir.
Der sehr steile Mittelteil
Den unterer Teil der Grünten-Nordflanke habe ich schnell hinter mir und stehe bald wieder am Auto. Punkt 14:00 Uhr sitze ich in Ulm im Hörsaal...
Es sind schon einige Märze vergangen, da habe ich mir mit der Eiger Nordwand einen Traum erfüllt. Mit dem erfüllen von Träumen hat es neben allen positiven Seiten auch immer eine negative, der Traum ist weg, das was einen daran motiviert hat ist vergangen. Neben einer Selbstzufriedenheit stellt sich immer auch eine gewisse Leere ein. Dies zu Füllen bedeutet einen neuen Traum zu erschaffen der diesen Platz einnimmt. Nach dem Eiger war dies für mich die Colton-McIntyre Führe in der Grand Jorasses Nordwand. Um diese Führe wabbert ein etwas mysteriöser Nebel, nicht zuletzt durch das hervorragende Buch von Robert "Selig wer in Träumen stirbt".
Nach 3 Jahren warten, trainieren und Infos einholen, war es diesen Winter soweit. Die Verhältnisse waren gut, keine Selbstverständlichkeit in der Wand. Aber nach Ueli seiner Wahnsinnsbegehung im Solo in 2Std. 21min. war klar, dieses Jahr oder nie.
Korbinian Schmidtner aus dem aktuellen DAV Exped Kader begleitet mich, ohne Frage der richtige Partner für so eine Tour.
Als endlich ein genügend langes Wetterfenster offen war, brechen wir auf nach Chamonix. So aufgeregt wie schon lange nicht mehr vor einer Tour.
Nach der Zahnradbahn ergibt sich das übliche Bild über dem Mer de Glace, aber nicht weniger Faszinierend als sonst immer.
Heute leuchtet das Ziel weit hinten im Leschaux Becken, die Nordwand der Gande Jorasses. Wenngleich es gestern bereits Frühjahrsanfang war sind die Temperaturen eher die einer Winterbegehung, dies soll uns zumindest vor unangenehmen Steinschlägen bewahren.
Als wir an der Leschauxhütte ankommen ist es früher Abend, 2 Franzosen und 2 Polen sind schon oben, auch sie wollen die Intyre machen, wird ja ne riesen Party in der Wand.
Das Gute an der Leschauxhütte ist, man kann die Wand gut studieren, das war's aber such schon mit den guten Sachen in der Leschaux.
Unsere Führe sah eismässig ganz gut aus. Ich hoffte auf Trittschnee im unteren Teil, der uns schnell und seilfrei ans erste Couloir kommen lassen sollte.
Langsam füllte sich der kleine Winterraum der Hütte auch mit allerlei menschlichem aus aller Welt. Eine weitere Seilschaft aus Amerika bekundete einen Versuch in der Colton-McIntyre. 4 Seilschaften also, aha, das wird ja immer besser. Nun wird es aber Zeit zu schlafen, dank meines MP3 Players werde ich bald mit Bob Dylan ins reich der Träume genommen. Bis um 1Uhr jäh der Wecker die Realität in den Traum holt.
Die Polen und Franzosen sind schon fast aufgebrochen. Wir rüsten uns mit einem spartanischen Frühstück. Als wir aus der Hütte treten stehen die Polen wieder vor uns, ich bin etwas überrascht. Die Erklärung war ein Schmerz eines Seilpartners im Fuß. Eine Seilschaft weniger, irgendwie auch Schad, weil ich mir denke, das die Jungs auch nicht jeden Tag nach Chamonix kommen.
Wir kommen gut voran, für dass, das wir überhaupt nicht Akklimatisiert sind, geht es flott auf 3000m hoch, wo die erste Randkluft ist.
Die Franzosen klettern bereits über den Schrund als ein markerschütternder Schrei die Nacht zerreist. Was war los? Einer der Franzosen brach durch die dünne Schneebrücke und verletzte sich das Knie. Sie mussten bei Tagesanbruch den Hubschrauber holen.
Ich wählte nun also einen anderen Weg rechts über die Felsen die den Bergschrund begrenzen, M5 bei -20°C stockdunkel....irgendwie nicht so "easy going". Schon viel Zeit auf den ersten Metern gelassen, verdammt. Der 2. Schrund war dann einfach. Schnell nimmt unsere Seilschaft nun Fahrt auf. Am langen Seil durch das erste Eisfeld, leider kein Trittschnee, sondern Blankeis mit Auflage. Die Amis sind mittlerweile auf unserer Höhe, sie gehen seilfrei, mir wär's zu heikel, zudem eine Schraube auf 60m fast keine Zeit frisst.
Später als geplant am ersten Eisschlauch. Gott sei dank viel Plastelinschnee, lässt sich gut klettern und einigermaßen absichern.
Auch hier langes Seil um Zeit gut zu machen, direkt weiter in das 2. Eisfeld, die Eisfelder sind immer das "Ausruhgelände", sofern man sich in 60° Blankeis auf den Frontalzacken ausruhen kann.
Die Amis nehmen die Alexisvariante, da hier fettes Eis in einem dünnen Schlauch ist.
Wir gehen Original, um keine Zeit zu verlieren. Leider ist Original auch gleichzeitig wenig bis kein Eis. Ich klettere unter die Schlüsselpassage in der Felsbastion bis das Seil aus ist und kann einen guten Stand bauen.
Bini klettert von hier aus weg, 2-3m A0, bald aber frei in senkrechtem Schnee über den sperrenden Felsriegel hinweg "well done, man".
Das Gelände legt sich auf 70°-75° zurück und führt in das 3. Eisfeld. Die Amis kommen auch gerade aus ihrer Variante zurück.
Kurzer Plausch vor der Haedwall, verdammt trocken hier, wenig Eis viel loser Fels. Sieht giftig aus. Ich setzte mich gleich hinter die Amis, kann aber nicht an ihren Stand rüber, da er anscheinend sehr schlecht ist. Also 15m vorher Stand. Daher brauchen wir leider einen Stand mehr als die Amis um an den Walkerpfeiler hoch zu kommen. Sie ziehen davon, auch egal. Wir haben genug mit uns selber zu tun, schwer und brüchig hier oben, aber erstaunlicher Weise besser abzusichern als ich annahm, vielleicht ist mir zu so später Stunde ein 10m runout auch eher egal als noch am Tagesbeginn.
Langsam wird aber Gewiss, den Gipfel werden wir nicht mehr ganz schaffen, wir biwakieren 2SL vor dem Gipfel am Walkerpfeiler. Der Biwakplatz ist Ok, Steinschlagsicher und ermöglicht einen atemberaubenden Blick in die Wand unter uns.
Der Weiterweg sieht nun etwas leichter aus, das sollt mar schon hinbekommen.
Solange man am nächsten Morgen noch lachen kann ist das no ned so schlecht, das Biwak...gell
.
Der Morgen empfängt uns auch einer grandiosen Stimmung über dem Mer de Glace.
Nun heißt es Tee kochen und eine trockene Seele runterwürgen, gescheit gegessen haben wir seit 30h nicht mehr.
Die letzten Längen ziehen sich etwas aber um 11Uhr erreichen wir mit einem Freudenschrei den Gipfel. Eine 3 jährige Last fällt von einem ab, ich könnte die Welt umarmen, Bini tuts aber fürs erste auch.
Schnell zieht es zu wir müssen schauen das wir runter kommen, Gott sei dank haben die Amis hier oben irgendwo Biwakiert, so haben wir noch ihre frischen Spuren, diesen folgen wir durch das komplizierte Riesenlabyrinth den Jorasses runter.
Braucht viel Zeit hier abzusteigen, um 17Uhr endlich im Tal...GESCHAFFT. Eines meiner größten Ziele im Alpinismus ist geschafft. Wenn mir die Füsse nicht so weh täten würde ich einen Freudentanz aufführen.
Die riesen Pizza in Courmayeur und das Croissant am Morgen zählen zu dem besten was ich jemals gegessen habe...nach bald 48Std. ohne gescheitem Essen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Korbinian der dieses Abenteuer mit mir angegangen ist. Aber auch ganz ausdrücklich bei meinen anderen Seilpartnern speziell auch dem Frank und Axel für die unzähligen Touren vorher, die letzten Endes auch dazu beitragen, das man auf den Punkt die Leistung abrufen kann....Vielen Dank euch allen.
Viele Grüße euer Stef.
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Facts:
Grandes Jorasses Nordwand
direkte Route - Colton McIntyre
EB: N. Colton A.McIntyre 6./7.08.1976
(Zählt bis heute zu den schwersten Extremklassikern der Alpen)
1200m VI 6 M6 od. ED3 VI A0 90°
15-20h + langer Abstieg (7h)
Nach einer sehr guten Eissaison und einer langen Phase mit lawinenmäßig sehr heiklen Verhältnissen ging es also am Sonntag endlich mal wieder auf Skitour.
Den ersten Teil unserer Überschreitung bis in die Scharte vor dem Liechelkopf hat der Saimen schon am Samstag unternommen (siehe Eintrag hier im Forum) und ausreichend beschrieben und bebildert. Danke fürs Spuren.
Deshalb sind zum Aufstieg durchs Wildental hier keine weiteren Worte nötig. Das folgende Bild zur Übersicht, es ist vom 26.12.08 aufgenommen aus dem Ochsenloch
Der 3.v.l. ist der Liechelkopf
In der Rinne zw. Angerer- und Liechelkopf
Im steilsten, oberen Teil der Rinne
In der Scharte zwischen Liechel- und Angererkopf angekommen stellen wir fest: Keine weiteren Spuren bis zum Gipfel?!? Wir fragen uns wieso? Denn auch vier Leute vor uns drehen in der Scharte um.
Aber egal, ohne lange weiter zu überlegen, nutzen wir die eigentlich sehr guten Verhältnisse und gehen weiter. Ohne Probleme spure ich am Grat entlang hoch, bis zum Gipfel (2384m). Die Harscheisen hatten wir vorsichtshalber am Grat mal dran, sie wären aber nicht unbedingt nötig gewesen. Eine weitere Gruppe kommt auch hoch.
Blick auf den Grat von der Scharte aus
Blick vom Gipfel auf den Grat
Frank kurz vor dem Gipfel
Am Gipfel
Vom Gipfel sehen wir zum ersten mal in das Kar welches uns ins Gemsteltal führen soll. Was uns natürlich sehr freut ist die Tatsache, dass weder Aufstiegs- noch Abfahrtsspuren dort zusehen sind.
Über den mäßig steilen, aber felsdurchsetzen Südrücken hinab in eine Scharte zwischen Liechelkopf und Geißhorn und von dort über leider nicht endlos lange Westhänge durchs Kar hinab bis zur Schönisbodenalpe.
Kurz vor der Scharte zw. Liechelkopf und Gaishorn
Michael legt die erste Linie ins unberührte Kar
Blick auf den oberen Teil des Kars
Blick auf den oberen Teil des Kars
Frank genießt die Bedingungen
Von Alpe weg geht es durch einen Waldgürtel, welcher auf mehrerer Wegen überwunden werden kann, hinab in den Talgrund des Gemsteltals. Auf unserem Weg entlang einer kleinen Rinne im Wald war noch der ein oder anderer Absatz zu überwinden. Somit war es sicher nicht die beste Möglichkeit.
Michael nach dem Absatz
Grundlawine im Talgrund des Gemsteltals
Durchs Tal hinaus nach Mittleberg, zum Glück mehr fahrend wie stockend.
Wir hatten an diesem Tag den Luxus von zwei Autos und stellten eines schon am Morgen an den geplanten Endpunkt. Wenn dies nicht der Fall ist kann man aber auch ohne gößere Umwege auf der Loipe an den Ausgangspunkt zu Beginn des Wildentals zurückkommen.
Hochtour!!! Ski!!! Freundeskreis!!!
Der Piz Palü steht seit Donnerstag fest, Abfahrt um 5.30 Uhr in Immenstadt - verdammt! Ich bin saumüde. Die Gurkerei mit 120 auf der schweizer Autobahn nervt! Wir fahren über den Julierpass, staunen über mächtige Schneehöhen, düsen an ST. Moritz vorbei, ganz schön protzig, den Berninapass bis zur Diavolezza-Bahn empor. In Schale gepackt starten wir faul mit der Bahn den Aufstieg. An der Gipfelstation fährt man erstmal hundet Höhenmeter ab, fellt dann auf und los geht`s. Die Spalten sind gut bedeckt, das Seil wird vorerst weggelassen. Die Wetterlage scheint traumhaft, es ist eigentlich ziemlich warm - Softshellwetter halt! Für unsere Verhältnisse kommen wir nur langsam voran, dies liegt an der dünnen Luft - ich sehe die Steinbiber schon förmlich auf Schlittschuhen vor mir! - und so erreichen wir eine Höhe von 3600m in 2 Stunden und 30 Minuten. Das Wetter wird schlecht, die Sicht bescheiden, meine Felle rutschen extrem und Harscheisen hab ich nicht dabei; blöd gelaufen, ich versuchs mit Steigeisen zu Fuß weiter, während die anderen Proleten mit ihren Harsacheisen weiter gehen. Das Wetter wird noch bescheidener! - Sicht... ähhh ja! Leck mich, es ist saukalt, der Wind pfeift enorm. Nach 30 Minuten Abwarten auf bessere Sicht entscheiden wir uns für die Abfahrt über den Moteratschgletscher. Richtig unsportlich sieht das bei den Festferslern aus - ich knicks mal hinterher. Der Slamkünstler des Tages ist definitiv unser Guido, ich habs genau gesehen. Die Ski bleiben beide stehen, Guido läuft in der Luft noch zwei Schritte weiter und dann........ hihihi. Ja gut es war etwas doofer Schnee, quasi harschig. Die Schneeverhältnisse sind gegenteilig vom gestrigen Tag, von Powder weit und breit nichts zu sehen. Über die Gletscherpiste fahren wir unspektakulär bis zum Hotel Moteratsch ab und von da an mit dem Zug zurück zum Parkplatz der Diavolezza-Bahn. Jetzt scheint die Sonne und der Gipfel des Palüs grinst frech zu uns runter. Wir kriegen dich schon noch, warte mal ab!!!!!!!!
Die Bedingungen sind momentan gut, die Spalten gut bedeckt, bis zu 3600m kein Blankeis und die Abfahrt über den Moteratschgletscher auf gekennzeichneter Piste unproblematisch.
Ski low!
Geschrieben von: SCHIER - 23.03.2009, 21:05 - Forum: Österreich
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Es ist Samstag, der 21.3.09, die Crew ist dick am Start!!! Heute gibt`s ein kleineres Ziel, weil morgen der Palü geplant ist. Und der Liechelkopf im Walsertal scheint uns da gerade recht. Der Aufstieg beginnt beim Gasthaus Moser im Wildental, bei dessen Parkplatz uns klar wird: Super Idee, denn es ist nix los!!!! Über einen Forstweg gelangt man mit den Skiern bequem ins Wildental, noch bestehende Wasserfälle zur einen Seite und die legendäre Elferrinne auf der anderen Seite sehen atemberaubend aus. Wir folgen einer Aufstiegsspur, durch einen direkt vor uns liegenden Latschenhang, bis hoch zur Hinterwildenalpe(1777m). Jetzt sehen wir die ganze weiße Pracht und das Highlight schlechthin: Es ist fettester Powder!! Flach geht es weiter ins Hochtal zur Scharte zwischen Angerer- und Liechelkopf, die Spitzenqualität des Schnees reißt nicht ab, meine Mundwinkel stehen hinter den Ohren. Chrissi spurt nach alter Tradition und uns wird klar, wir setzen die erste Line! Am Ende der Scharte angekommen, sieht der weitere Austieg zum Gipfel sehr heikel aus, die Entscheidung fällt uns nicht schwer, wir pfeifen auf den Gipfel, denn jeder ist heiß auf die bevorstehende Abfahrt. Dem Spurinator gebührt die erste Line - Los gehts! Guido macht Nummer Zwei und ich marke hinterher. Kurzschwünge kann ich gar nicht ab, bin ja knicksend unterwegs und so stäubts bei jedem in fetter Line. Zurück an den Hinterwildenalpe schaufeln wir erstmal ne verdiente Sonnenbank für die ganze Crew. Abgefahren wird durch den Latschenhang an der Aufstiegsspur vorbei. Schade, schon zu Ende, aber wir werden unsere Kräfte noch für den nächsten Tag brauchen. Ski low!!!
Nicht nachlassende, enorme Schneefälle im Allgäu und den gesamten Nordalpen, machten das Eisklettern aufgrund der großen Lawinengefahr Mitte/Ende Februar, größtenteils unmöglich, oder zum Himmelfahrtskommando.
Anders auf der Alpensüdseite. Besseres Wetter und geringere Lawinengefahr lockten uns für 3,5 Tage nach Südtirol. Mein Expeditionskollege vom Pik Lenin, Hannes aus dem Pustertal, gab uns zudem Quartier und Infos über sehr gute Eisverhältnisse um Antholz, Bruneck und dem Ahrntal.
Als weitere Informationsquelle diente uns ein zwar etwas älterer aber perfekter Bericht aus dem Magazin „Klettern“ (Ausgabe 02/99). Sehr gute Topos und genaue Beschreibungen.
Genau wie der Stefan auf dem Weg nach Innsbruck (siehe Beitrag “Rauchenbichlfälle“ hier im Forum) hatten wir so unsere Probleme, mit dem vielen Verkehr und der Fraktion der gelben Kennzeichen, auf dem Weg über den Brenner.
Von Bruneck im Pustertal geht es ins Ahrntal. Bei der Ortschaft Sand in Taufers zweigt ein Seitental Namens Reintal, unserem Ziel, ab.
Wir waren beeindruckt von dem vielen Eis rechts und links der Straße. An allen Ecken und Enden, in jeder Rinne und an jedem Felsabsatz gab es Eisfälle oder hingen die Eiszapfen herunter. Wahnsinn!
Der Gelltalfall in seiner ganzen Pracht
Für den ersten Tag entschieden wir uns für den überschaubaren Gelltalfall. Parkmöglichkeiten gibt es am Parkplatz zur Rieserfernerhütte, ca. 3 km vor der Ortschaft Rain. Von dort über eine der Holzbrücken und über teils freie Skihänge zum schon von der Straße aus sichtbaren Wasserfall. Die Tourenski konnten wir den Zustieg gut gebrauchen.
Ich ging die erste Länge bis in eine kleine Eisguffel (WI 4-). Das Eis war sehr gut und Begehungsspuren waren deutlich zu sehen.
In der 1. Länge
Andi in der 2. Länge
Vom Standplatz weg ging es erst etwas nach links und anschließend nicht ganz senkrecht einige Meter empor bevor es sich zum Stand hin wieder etwas legt. Auch hier gab es natürlich Begehungspuren in Form von kleinen Stufen und Löchern, somit dürfte es sich bei uns nicht ganz um eine 4+ (laut Topo) gehandelt haben.
An einer vor Ort befindlichen Schlinge seilten wir auf einmal mit fast genau 55 m bis auf den Boden ab.
Anschließend kletterten wir noch auf der linken Seite des Gelltalfalls eine nette Variante. 1.Seillänge (WI 4), 2. Seillänge (WI 3+)
Linke Variante: 1. Länge
Linke Variante: 1. Länge
Linke Variante: 2. Länge
Linke Variante: 2. Länge
Nach dem Klettern folgte noch unsere Paradediziplin, Skiabfahrt mit steigeisenfesten Schuhen. Wir hatten einen riesen Spaß mit unseren Fahr- bzw. Sturzkünsten in dem bisschen Pulver, denn es war fast wie das erste Mal auf Ski. Der Halt in den Schuhen ist nun mal nicht ganz mit einem Skischuh zu vergleichen
„Abfahrtsfreuden“
In den folgenden zwei Tagen waren wir noch am Tobeleisfall (WI 5-) und am Hochtobeleisfall (WI 7-). Berichte dazu hier im Forum
Vielen Dank an Hannes und die Familie Bachmann aus dem Pustertal, für die Übernachtungsmöglichkeit im Haus Schönblick in einer der Ferienwohnungen in Issing bei Bruneck.
Das empfehlenswerte Haus Schönblick in Issing bei Bruneck
Nachdem wir am ersten Tag in Südtirol am Gelltalfall waren (siehe Eintrag „Gelltalfall WI 4 – 23.02.09 hier im Forum) haben wir uns für den zweiten Tag (24.02.09) den Tobeleisfall vorgenommen.
Der Tobeleisfall von der Straße aus gesehen
Der Tobeleisfall bietet laut unserer Beschreibung aus dem Magazin Klettern (02/99), Eiskletterei im 5 Schwierigkeitsgrad bei potenzieller Lawinengefahr.
Geparkt wird am besten beim Parkplatz der Tobelkapelle kurz vor der Tobelbrücke. Nun zu Fuß, oder wie wir mit den Tourenski, über die Brücke und auf einem Forstweg rechts in den Wald hinein. Nach 300m links ab und durch das Bachbett, gleichzeitig gewaltige Lawinenbahn, in 45 min hoch zum Einstieg. Das dieser Tobeleisfall potentiell Lawinengefährdet ist sahen wir eindrücklich an der riesigen Schneiße durch den Wald, am Rand hatte es teils 3-4m hohe Wände (siehe nachfolgendes Bild). Zum Glück hatte es lange keinen Neuschnee gegeben und insgesamt herrschten in Südtirol sichere Verhältnisse
Lawinengewalt
Andi geht in der ersten Länge die 55m Meter aus und bezieht Stand. Im ersten zwar sehr anhaltend steilen Teil der 1. Länge hatte es sehr gutes Eis (deshalb war es bei uns wohl eher 5- wie 5, laut Beschreibung), im zweiten Teil folgt noch ein kleinerer senkrechter Abschnitt, dieser dafür mit vollem Duschprogramm. Nach dem ersten Teil besteht auch die Möglichkeit nach links an einen Bohrhakenstand zuqueren. Er liegt jedoch weit links(siehe vorhergehendes Bild). Zum abseilen ist er jedoch sehr angenehm.
Andi im unteren Teil der 1. Länge
Im oberen Teil der 1. Länge nach dem Duschgang
Vom Eisstand gut 25m hoch zu einem sehr guten Stand an einem dicken Baum im Flachstück vor der oberen Stufe. Nun ca. 50m durch den Schnee an den Fuß der oberen Stufe. In leichter Kletterei (WI 3+ / 50m) zu einem Bohrhakenstand. Nach dreimaligem abseilen (Bohrhaken / Baum / Bohrhaken) stehen wir wieder bei den Rucksäcken.
Am Übergang zum Flachstück
Die obere Stufe
An der oberen Stufe
Es war erst 13.00 Uhr und so ging es noch in eine zweite Linie. Diese führte etwas links der 1. Route über teils sehr fragiles / schlechtes Eis hoch zum schon beschriebenen Bohrhakenstand (WI 5). Sehr vorsichtiges setzen der Geräte und Steigeisen war hier gefragt.
Am Begin der 2. Linie
Kurz vor dem schlechten, fragilen Eisabschnitt
Im schlechten, fragilen Eisabschnitt
Am nächsten Tag ging es noch an den beeindruckenden Hochtobeleisfall (WI 7-), siehe gleichnamigen Eintrag hier im Forum.
Geschrieben von: micb - 09.03.2009, 21:15 - Forum: Deutschland
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Raimund und ich nützten am Sonntag das (leider gegen frühen Mittag zusammenbrechende) Zwischenhoch für die Überschreitung der Nagelfluhkette.
Los gings um 5 Uhr in Ulm mit 2 PKWs mit einem kurzen Zwischenstop in Immenstadt bei der Mittagbahn. Kostenlose Parkplätze gibts zu genüge in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz der Mittagbahn, Raimunds Berlingo parkten wir kostenlos an der Hochgratbahn in Steibis.
Hochgrat
Der erste Gipfel der Überschreitung. Entweder mit der Bahn (erste Bergfahrt ab 8:30) oder wie wir direkt aus dem Tal mit Ski zu erreichen. Wegfindungsprobleme gibts hier keine, da der Aufstieg mit "Skitourenwegweisern" markiert ist ( Nr. 3 der Schneeschuhrouten
). Nach etwa 1,5h erreichten wir den 1834 m hoch gelegenen Hochgrat. Etwas südlich des Gipfels führt dann ein Schlauch hinunter zur Güntleshütte.
Rindalphorn
Von der Güntleshütte quert man ansteigend auf die Brunnenauscharte und folgt dem Westgrat auf das Rindalphorn. Wir errichteten ein Skidepot etwa 20 m vor dem Gipfel und legten den Rest zu Fuß zurück....bei der Abfahrt mussten wir dann leider noch eine 15 minütige Skisuchaktion einlegen...
Güntlekopf
Vom Rindalphorn fährt man bis etwa 1550 - 1600 m ab und steigt die Gündlesscharte passierend über den Westgrat auf den Gündlekopf. Hier führt die, meiner Meinung nach, schönste Abfahrt der Tour hinab zur Gündles Alpe auf etwa 1500 m.
Buralpkopf
Der Buralpkopf ist an sich eigentlich kein richtig markanter Gipfel sondern eher ein breiter Rücken welchen man ohne Schwierigkeiten südseitig von der Gündles Alpe erreicht.
Sedererstuiben + Stuiben
Der Sedererstuiben bzw. Stuiben ist vom Buralpkopf über 2 Varianten erreichbar. Wir wählten die Abfahrt zur Gatteralpe nach Süden und stiegen über SW-Rücken auf den Sedererstuiben. Von dort führt ein Grat mit etwas Höhenverlust auf den Stuiben.
Steineberg
Vom Stuiben folgt man dem Nordgrat etwa 100 Höhenmeter hinab und soll dann laut Führer steil in die große Wanne nordöstlich des Gipfels abfahren. Die direkte Abfahrt war uns zu stark überwechtet, so dass wir einen schmalen Grat folgend links vom Kratzenstein hinunter zur Gund Alm (welche wir mit der Hinteren Krumbach Alm verwechselten) fuhren. Wir querten dann auf etwa 1400 m bis unterhalb der Waldschneißen die zum Steineberg hinaufführen.
Sinnvoller ist es jedoch sicherlich zur Hinteren Krumbachalm abzufahren und direkt über den lichten Wald aufzusteigen. So spart man sich die mühsame Quererei.
Bärenkopf + Mittag
Vom Steineberg folgt man etwas südostseitig in eine Rinne welche man bis etwa 1350 / 1400 m abfährt. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreicht man den Bärenkopf und fast ohne Höhenverlust den Mittag. Hier führt dann die Skipiste hinab nach Immenstadt.
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Die Überschreitung der Nagelfluhkette ist eine Tour die man definitiv gemacht haben sollte. Ob man den Hochgrat mit oder ohne Lifthilfe besteigt ist Geschmackssache, wir sind ohne die Hochgratbahn aufgestiegen, waren somit vor dem großen Pulk (nach uns kam eine 2er und eine ca 10 Mann starke Truppe) der restlichen Aspiranten und wurden mit unverspurten Hängen belohnten (mussten allerdings bis auf wenige Ausnahmen am Sedererstuiben und Stuiben alles einspuren). Laut Führer sind mit Benützung der Hochgratbahn etwa 1500 hm zu rechnen, wir kamen ohne Benützung der Bahn auf 2350 hm und benötigten knapp 9h für die Tour.
Die Verhältnisse sind im Moment sicherlich akzeptabel. Mit den angekündigten Neuschneemengen wird die Lawinengefahr aber wieder ansteigen und die Schläuche, speziell am Hochgrat, Gündleskopf und Rindalphorn sind nicht ganz ungefährlich.
Für den Aufstieg sind u.a. auch Harscheißen zu empfehlen da die letzen 50 hm auf die Gipfel oftmals abgeblasen waren und windgepressten Harsch aufwiesen.
Saisonausklang an den Renkfällen war das Ziel von Axel und mir. Hoch motiviert geht es am Samstag los, noch einmal schwer Eisklettern bevor die blaue Materie den Weg alles Weltlichen geht.
Hoch oben nach dem Wald sieht man das erste mal die Fälle, schon sehr beeindruckend, immer wieder aufs neue.
Die dünne steile Tour in der Mitte ist unser Ziel, Trumpf Ass. Von unten war aber noch nicht zu ahnen was da auf uns (naja den Axel) zukommt.
Das Eis in den unteren Längen ist sehr hart und spröde, oft so an den Renkfällen, aber heute fällt es mir besonders schwer.
Ich führe nun bis an die Rampe. Ausser aus einer kleinen Guffel raus nix spektakuläres.
Axel startet in den Rest der Rampe, und geht gleich den ersten steileren Part der Abschlusssäule. Hier oben stört das spröde Eis echt. Ich habe schon im Nachstieg erste Ausdauerprobleme. Naja ich kann dieses Jahr nicht verleugnen mehr auf den Ski gestanden zu haben als am Eisfall gehängt. Man muß halt Prioritäten setzen
.
Nun kommt die Abschlußsäule: röhrig, luftig, spröde, endlos steil. Das ich es in meiner diesjährigen Verfassung nicht vorsteige war schnell klar. Ich berate mich lange mit Axel wie man es angehen könnte, wo man gute Schrauben setzen könnte, wie evtl. Rückzüge aussehen würden. Irgendwann setzt er an. Schon das ringt mir einigen Respekt ab, als ich aber dann sehe wie souverän er klettert bin ich sehr beeindruckt, Axel das hast du super gemacht.
Das Eisdach ist der Hammer unter dröhnen von aufschlagenden Eisschollen, kämpf er sich jepend nach oben. Gewaltig.
Leider ist ihm die Sonne dicht auf den Fersen, Man spürt gut, dass sie bereits eine enorme Kraft hat. Als er im flachen Gelände ankommt, macht er Stand und seilt sofort wieder zu mir ab. Wie lassen es nicht darauf ankommen, dass die Sonne die fragilen noch mehr erwärmt und wir beim Abseilen in einem Eishagel enden. Ich denke ich kann es verschmerzen das nicht geklettert zu sein, weil nächstes Jahr steig dann ich vor
.
Das wir daran gut taten merkten wir beim Packen der Rucksäcke, irgendwann machte es einen Schepperer und ein Hagel an Eisbrocken entlädt sich über den Fall... Zeit abzuhauen.
Zum Abschluß noch zwei unterschiedliche Abstiegsmittel (Photos wo der elegante gelbe Ski, samt Fahrer im Schnee liegt, sind getürckt!!)