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Schleierkante - Cima d. Madonna (V+, 430 m), Dolomiten 28.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 12.11.2011, 10:40 - Forum: Italien
- Keine Antworten
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Die berühmte Schleierkante an der Cima della Madonna (2733 m) gilt als eine der schönsten Klettertouren der gesamten Dolomiten und wird in sämtlicher Literatur in den höchsten Tönen gelobt. Auch vom „alpinen Mekka“ ist zu lesen. Und tatsächlich, es ist schon ein großer Genuss an dem eisenfesten und enorm griffigen Fels empor zu turnen. Gespickt mit einer Vielzahl an perfekten Sanduhren zeigt sich der geniale Pala Fels von seiner allerfeinsten Seite. Wohlbekannt sind auch die beiden Spreizschritte die es auf dem Weg zum Gipfel zu überwinden gilt.
Das sich dieser legendäre Ruf auch in den Begehungszahlen wiederspiegelt versteht sich leider fast schon von selbst. Doch die bei solchen Modetouren ansonsten üblichen Speck-Ansammlungen sucht man vergeblich. Wie auf wundersame Weise ist der Fels noch rau und nicht wirklich abgegriffen. Wahrscheinlich ist das verschwenderische Griffangebot so groß und Madonna hat ihren schützenden Schleier über den Fels gelegt.
Sass Maor (links im Nebel) und Cima della Madonna
Cima della Madonna – Schleierkante
Unser Vater-Sohn Dolomitentrip führte uns nach der
Castiglioni-Detassis am Neuner
noch am Abend in die Pala. Am nächsten Tag wählten wir als Hüttenzustieg zum Rifugio Velo della Madonna (2358 m) den eher unüblichen und längeren, aber wesentlich interessanteren Zustieg von Fosne über den Sentiero del Cacciatore und die Cima d Stanga (2550 m). Die schöne und freundlich betriebene Hütte war recht voll. Bis auf eine Seilschaft (Sass Maor - Solleder) wollten alle Seilschaften am nächsten Tag an die Schleierkante. Oh Gott soviele Leute in der Route: da hilft nur eins, früh raus und schnell sein.
Cima della Madonna – Schleierkante und Rif.Velo
Cima della Madonna – Schleierkante
Sonnenuntergang vor der Hütte
Gesagt getan, um 06:30 Uhr noch bevor es Frühstück für alle gibt verlassen wir die Hütte. Lediglich die Jungs vom Sass Maor sind schon längst unterwegs. 20 min später ist man am Einstieg und das Vergnügen kann beginnen. Im unteren Teil gibt es viele Möglichkeiten. Auf diesen ersten 120-150m bis zum ersten steilen Kantenaufschwung kann man fast überall klettern. Sanduhren gibt es in großen Mengen, der Fels ist bestens und die Schwierigkeiten sehr gering (III). Einige Sanduhren sind sogar als Standplätze eingerichtet.
Im unteren Teil – bester Palafels
Im unteren Teil
Sanduhrenstände
Der Originalweg der Erstbegeher (Gunter Langes und E. Merlet 19. Juli 1920) führt nicht direkt über den ersten Kantenpfeiler sondern rechts vorbei und durch einen Körperriss in die kleinen Scharte hinter dem ersten Kantenpfeiler. Der heute üblichere Weg führt in genialer Kletterei über den herrlich strukturierten plattigen Pfeiler (V). Achtung Seilzug: Wer es in einer Seillänge klettert hängt am besten gar nicht alle Haken ein, oder verlängert sie massiv. Stand ist wenige Meter unter dem Pfeilerkopf. Beeindruckende Blicke zu den Felsburgen beim Rifugio Pradidali, allen voran natürlich die Cima Canali.
Der 1. Kantenpfeiler
geniale Kletterei (V) am 1. Kantenpfeiler
Cima Canali
Schleierkante – weiterer Verlauf
Nun kommt der erste Spreizschritt mit mehreren Möglichkeiten den Spalt zu überwinden. Ich wählte den klassischen Weg und kletterte vom Pfeilerkopf solange ab bis man durch einen weiten Schritt die andere Seite erreicht. Standplatz ist wieder einige Meter weiter oben. Vater hatte wahrscheinlich keine Lust so weit abzuklettern und wählte die Sprung-Variante (ich staunte nicht schelcht), die wahrscheinlich schnellste Variante. Wer weder das eine noch das andere machen will kann auch von einem Schlingenbüschel am Pfeilerkopf abseilen.
auf dem 1. Pfeilerkopf
abklettern...
...oder Sprung
Drei herrliche Seillängen (IV+) führen in bestem Fels steil nach oben auf den 2. Pfeilerkopf.
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
Der 2. Spreizschritt ist wesentlich leichter und erfordert keine große Aktionen. Stand direkt im engen Spalt. Die Seillänge aus dem Spalt heraus ist dann die schwerste Seillänge der Schleierkante (V+ oder IV A0). Direkt aus dem Spalt heraus folgen die schwersten Meter (einige Haken).
Schlüsselseillänge (V+ oder IV A0)
Blick zum Stand hinterm 2. Kantenpfeiler
Es folgt noch eine lange IIIer Seilänge entlang einem recht steilen Riss und eine weitere ganz leichte Seillänge bis aufs Gipfeldach. Von dort noch einge Meter Gehgelände bis zum höchsten Punkt der Cima della Madonna (2733 m). Nach 3h 50 min Kletterzeit sind wir oben. Die Madonnastatue am Gipfel hat leider schon einiges mit gemacht.
die steile IIIer Seillänge
am Ende der letzten Seillänge
am Gipfel
Blick zum Sass Maor
Der Abstieg ist mit roten Punkten und Steinmännern ganz gut zu finden. Allerdings erfordert das Erreichen des ersten Abseilringes im Winkelrkamin einiges an klettern. Zumindestens ohne Seil recht exponiert. Es wären aber auch einige Bohrhaken in der Gegend. Während ich die Wandklettervariante auf der rechten Seite bevorzugt, kletterte Vater einfach den Kamin ab. Da kommt eben die alte Schule des Wilden Kaiser durch...
Erst horizontal im Kamin...
...dann vertikal im Kamin zum ersten Abseilring
Von der Scharte zwischen Sass Maor und Cima della Madonna durch die Rinne nach rechts (mehrere leichte Abkletterstellen) und noch 1-2 mal abseilen und man steht fast schon auf dem Wanderweg. In weiteren 5 min ist das Rifugio Velo della Madonna (2358 m) wieder erreicht. Gegen 12:15 Uhr ist die Hütte erreicht und wir können gerade den Moment fotografieren als ein Kletterer den 2. Spreizschritt macht.
Im Abstieg
Im Abstieg
Von der Hütte geht es für uns, um wieder zum Auto bei Fosne zurück zu kommen, nicht den üblichen Abstieg nach Zivertaghe, sonder über den Sentiero Camillo Depaoli hinab. Landschaftlich sehr schön. Leider beginnt danach aber schon wieder die Heimfahrt...
unterwegs am Sentiero Camillo Depaoli
Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Topo auf
www.bergsteigen.at
Karte:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000
Viele Grüße
Rudolf und Tobias
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Neuner - Castiglioni-Detassis (V, 250 m, 9 SL), Dolomiten 26.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 10.11.2011, 18:59 - Forum: Italien
- Keine Antworten
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Wie schon früher des Öfteren führte es unsere Vater-Sohn Seilschaft für drei Tage zum Genussklettern in die Felswelt der Dolomiten. Als erstes Ziel ging es an den Neuner (2904 m), gelegen im Vallonkessel in der Sellagruppe, dessen gesamte Ostwand von einer tiefen Schlucht durchzogen wird. Durch diese Schlucht führt die Route Castiglioni/Detassis (EB:10. Juli 1935). Eine eher selten begangene schöne aber nicht zu unterschätzende Kletterei.
Dieser Route haftet der Ruf an sehr lange nass zu sein, was man sich bei den tiefen Schluchten und Kaminen auch nur allzu gut vorstellen kann. Rother schreibt gar „Ohne Neopren sollte man erst im Spätsommer kommen, und auch dann erst nach ein paar regenfreien Tagen“. Nach den genialen Sommerwochen Mitte/Ende August hatten wir diesbezüglich aber keine Probleme zu erwarten und auch nicht angetroffen. Der Fels im oberen Teil ist fest und griffig ansonsten eher durchschnittlich. Nirgends aber richtig schlecht. Trotzdem möchte ich bei mehreren Seilschaften nicht unbedingt dort sein. Wieso üblich liegt im III-IVer Gelände der Tour doch das eine oder andere Steinchen herum.
Vallonkessel (Neuner in Bildmitte)
Neuner Ostwand – Castiglioni-Detassis
Für die Absicherung ist größtenteils selbst zu sorgen und die wenigen Normalhaken waren nicht immer vertrauenserweckend. Auch für die Ständen ist teilweise komplett zu sorgen. Die anderen Stände lassen sich mit Cams und Keilen problemlos aufbessern. Insgesamt also mit einem kompletten Satz Cams und Keilen und einigen Schlingen gut absicherbar. Haken hatten wir keine dabei und sind auch nicht unbedingt nötig.
Nach der morgendlichen Anfahrt in die Dolomiten ein ideales Ziel, zumal die Zustiege im Vallonkessel aufgrund der Bahn lediglich bei ca. 20-30 min liegen. Von Corvara ging es gegen Mittag ganz relaxed mit der Bahn bis auf 2518 m ins Umfeld der Franz-Kostner Hütte. Von der Bergstation in großem Rechtsbogen unter den Wänden von Boèseekofel und Zehner durch bis unter die nicht zu verfehlende Schlucht in der Neuner Ostwand.
Auf dem Weg in den Vallonkessel
Neuner Ostwand – Castiglioni-Detassis
Zunächst war uns nicht ganz klar ob nun im rechten oder linken Ast der erste Stand liegt. Es ist der rechte (siehe nächstes Bild). Die 1.Sl (V, 30 m) ist relativ kleinsplittrig und fordert aus der kleinen Höhle heraus nach rechts doch beherztes Klettern.
Blick auf die ersten beiden Seilängen
1.Sl (V, 30 m)
In den folgenden Seillängen zunächst immer dem markanten Kamin folgen. Im etwas geneigteren Mittelteil auch rechts des nun nicht mehr deutlich vorhandenen Kamins möglich. Was die genaue Routenführung anbelangt ist eh jeder auf sich gestellt, Haken hat es im Mittelteil eh so gut keine. Problemlos auch in langen 60 m Seillängen kletterbar.
2.SL (IV)
3.SL (IV)
6.SL (III+) – auf dem Weg in die Gipfelschlucht
Mit dem Beginn der Gipfelschlucht ist die Richtung zwar wieder völlig klar, beim Anblick der 8.SL (V, 30m) und deren Schluchtkamin muss man aber schon erstmal überlegen wie sie am besten angegangen wird: Auf dem Mega Klemmblock ganz nach hinten in den Kamin und von dort zunächst auf der rechten Wandseite weiter in den Berg hinein und nach oben bis nach links weit ausgespreizt werden kann. Nun auf der linken Schluchtseite wieder nach außen Richtung Licht klettern und dem steilen aber gut griffigen Kamin bis zum exponierten Standplatz (2 NH) folgen. Eine geniale Seillänge in gutem Fels die man so sicher nicht alle Tage unter die Finger bekommt.
7.SL (IV+)
8.SL (V, 30m) – in diesen Schlund hinein?
8.SL (V, 30m) – wieder im Hellen
am Stand nach der 8.SL
Die 9. und letzte Seillänge (III, 50m) führt durch einen tiefen und mit Klemmblöcken gespickten Kamin auf die Schutthalden des Gipfeldaches. Einige Höhenmeter rechtshaltend empor zum Gipfel des Neuner (2904 m).
9.SL (III, 50m)
Vom Gipfel nach Süden dem Rücken entlang (Steinmänner) immer auf den Piz Boè (3152 m) zu und hinab in eine Art Scharte mit kleinem See. Von dort nach links und mithilfe einer Art Klettersteig (inklusive Hängebrücke) über eine –Steilstufe wieder hinab in den Vallonkessel und zurück zur Seilbahn.
Im Abstieg
Hängebrücke im Abstieg
Die Steilstufe mit Klettersteig im Abstieg
Der Himmel hat sich schon während der Tour immer mehr zugezogen und auf dem Weg zurück zur nahen Seilbahnstation zuckten schon die ersten Blitze drüben an der Marmolada. Kaum wieder unten in Corvara angekommen gewitterte es kurz und heftig.
Als nächstes Ziel ging es in den Traumfels der Pala und an die, in diversen Bschreibungen als schönste Klettertour der Dolomiten bezeichnete, durchaus berühmte
Schleierkante an der Cima della Madonna.
Fritz-Kostner Hütte und Marmolada
Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karten:
AV-Karte 52/1
Langkofel- und Sellagruppe
1:25000
Tabacco Karte Nr.06
Val di Fassa e Dolomiti Fassane
1:25000
oder Tabacco Karte Nr. 07
Alta Badia-Arraba-Marmolada
1:25000
Viele Grüße
Rudolf und Tobias
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Große Zinne - Comici (VII / VI-A0, 550 m, 17 SL), Dolomiten 22.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 03.10.2011, 22:47 - Forum: Italien
- Antworten (1)
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Über den Nimbus dieser Tour schreibt schon Gaston Rébuffat anlässlich einer Begehung im Jahre 1949 mit Gino Soldà:
„Die Nordwand der Großen Zinne ist eine der berühmtesten und besonders typisch unter allen großen Nordwänden in den Dolomiten. Manche sind noch höher und schwieriger, aber... ist es der Name, die Lage, die Geschichte, die Persönlichkeit der Erstersteiger? Es ist die Wand, die am meisten begehrt und am häufigsten durchklettert wird.“
„Die Höhe der Großen Zinne beträgt nur 2998 m und die Nordwand ist nur 550 Meter hoch, aber die ersten 220 Meter hängen tatsächlich über, und der Rest ist senkrecht. Ist es möglich, eine Platte zu erklettern, die auf 220 Meter regelrecht überhängend ist?“
aus: Gaston Rébuffat – Sterne und Stürme
Blick vom Paternsattel
Große und Westliche Zinne
Das die Begehrtheit dieser Tour auch im 3. Jahrtausend nicht gerade abgenommen hat ist allgemein bekannt und dürfte Rébuffat´s Vorstellungen noch bei weitem Übertreffen. Die Kletterei in der Comici ist im unteren Teil begeisternd, größtenteils richtig genial und beeindruckend steil. Trotz der unglaublich vielen Begehungen hält sich die Abgespecktheit im Großen und Ganzen in Grenzen. Die eine oder andere Stelle ist aber doch so abgespeckt, das eine Rotpunktbegehung nicht gerade erleichter wird. Der obere „leichte“ Teil ist aber mindestens genauso anspruchsvoll. Unten stecken derart viele Haken, dass man selten weit vom Haken wegsteigen muss. Natürlich sind die alten Haken in jeglichen Qualitäten vorhanden, aber Cams und Keile gibt es ja auch noch. Stände lassen sich mit Cams und Keilen auch gut aufbessern. Insgesamt lässt sich der untere Teil also sehr gut absichern. Oben werden die Haken einerseits deutlich weniger und anderseits noch schlechter. Vor allem bei Nässe, welche man in den oberen Verschneidungen oft antrifft, ist der obere Teil sicher kein Genuss.
Nachdem Ebe schon viele Touren an den Zinnen gemacht hat, die Comici aber noch fehlte stand sie weit oben auf seiner Liste. Viel Überzeugungsarbeit war bei mir nun allerdings auch nicht zu leisten und so stehe ich 10 Tage nach der
„Cassin“ an der Westlichen Zinne
wieder unter einer dieser beeindruckenden Zinnen-Wände. Wir sind am Abend nach dem
Ypsilon Riss an der Seekarlspitze im Rofan
noch zum großen Parkplatz bei der Auronzohütte gefahren. Beste trockene Verhältnisse, stabiles Hochdruckwetter bei geringer Gewittergefahr, weniger Leute da Montag und einer der heißesten Tage des Jahres erwarteten wir für den nächsten Tag. Zu mindestens der Punkt mit den Leuten war ein großer Irrglaube...
Große Zinne Nordwand - Comici
Noch in der Dämmerung stehen wir um Punkt 6 Uhr am Einstieg der Comici. Unglaublich aber es sind schon drei Seilschaften vor uns!! Ohne groß Stress zumachen reihen wir uns brav hinten an. Plötzlich taucht ,wie aus dem Verdeck kommend, ein Bergführer auf wirft einen Halbseilstrick hin bindet sich ein und rennt den Vorbau hinauf. Der alles andere als sportlich aussehende Kunde hechelt irgendwo hinter her, bindet sich halblebig ins Seil ein und schruppt völlig außer Atem den Vorbau hinauf. Durch dieses Manöver haben sie also mal schnell zwei Seilschaften überholt und sind auf dem 3. Platz. Wir hoffen nur dass der Kunde halbwegs flott durch die schweren Längen kommt.
In einer kleinen Rinne geht es ca. 60m (III) auf den Kopf des Vorbau. Von dort führt die 2.SL (IV+,35 m) entlang einer abgespaltenen Rippe auf einen breiten Absatz. Der Stand ist zum einhängen sehr hoch oben.
Blick vom Vorbau auf den gesamten unteren Teil der Comici
Nun geht es rein ins Vergnügen. Mit der 3.SL (VII oder VI-A0, 25m) beginnen die sieben schweren Seillängen der Comici. Sofort nach dem Stand folgt eine, ja wenn nicht die, schwerste Einzelstelle der ganzen Tour. Ein ausgesetzter 4m Quergang (VII), an glatter, trittarmer und steiler Wand lässt einen Wach werden. Leider ist gerade dieser Teil massiv abgespeckt und der rote Punkt war schneller weg wie uns lieb war. Einige Haken im Quergang sorgen für Abhilfe. Diese Passage mit den Worten von Gaston Rébuffat:
„Sofort umfängt uns die besondere Atmosphäre: ein Quergang nach links und schon sind wir völlig in der Luft, schon flieht die Wand unter unseren Füßen fort. Wir brauchen uns nicht mehr umzudrehen, um die Schutthalde zu sehen, von nun an erscheint sie zwischen unseren Beinen.
Welch eine Augenweide, Soldà klettern zu sehen! Er klammert sich nicht an den Fels, er streichelt ihn nur, er berührt ihn kaum mit den Fingerspitzen und Zehen. Ohne Pause, ohne jeden plötzlichen Ruck steigend, scheint er gar nicht rasch vorwärts zu kommen, so wenig verraten seine Bewegungen irgendeine Anstrengung. Das ist Stil ! “
aus: Gaston Rébuffat – Sterne und Stürme
3.SL (VII oder VI-A0, 25m)
3.SL (VII oder VI-A0, 25m)
Nach dem Motto „Ist der rote Punkt erst ruiniert, lebt´s sich völlig ungeniert“ helfen uns hin und wieder die Haken etwas weiter. Der Showdown an begeisternden Seillängen kann beginnen:
4.SL (VI+ oder VI-A0, 25m)
4.SL (VI+ oder VI-A0, 25m)
5.SL (VII- oder VI-A0, 30m)
5.SL (VII- oder VI-A0, 30m)
6.SL (VI, 25m)
7.SL (VII-, 35m)
Unser 5. Platz bedeutete noch lange nicht die letzten zu sein. Nach uns sind noch mal vier Seilschaften eingestiegen! Insgesamt also in der Comici 9 Seilschaften! Aber auch sonst ist in der Nordwand der Großen Zinne inzwischen einiges los. 4 Seilschaften in der Hasse-Brandler, 2 in der ISO 200 und eben 9 in der Comici! Der Bergführer kam mit seinem Kunden recht flott voran und so waren es eher die Italiener direkt vor uns, die zu erhöhten Stau-Stillstandszeiten führten. Ihre Techno-Manöver mit 2 Trittleitern !! brauchten einfach viel Zeit. So ergaben sich immer wieder längere Sitzpausen an den bequemen Standplätzen. Das nächste Bild zeigt neben dem Blick bis zum Einstieg hinunter vor allem 4 wartende Seilschaften (einschließlich uns) die bequem auf ihren Absätzen rumlungern und den schönen Dolomitentag genießen. Insgesamt war die Comici so eine recht gemütliche Veranstaltung: 25-30m klettern und wieder 10 min am Stand sitzen, fotografieren und den anderen Seilschaften, z.B. in der Hasse-Brandler, zuschauen.
Stau in der Comici
Blick in die Hasse-Brandler
Nun sind es noch zwei Seillängen bis ans Ende der Schwierigkeiten. Die 8.SL (VII oder VI-A0, 35m) folgt zunächst einer kleinen Verschneidung. Diese ist fast „A1 ohne Felskontakt“ kletterbar, so viele Haken hat es da. Die schwerste Stelle ist am Ende der Verschneidung. Es gilt nach rechts heraus auf eine graue Platte zu kommen. Aber natürlich hängen hier einige Haken mit Schlingen herum. Die folgende graue Platte (Querung nach rechts oben) ist wesentlich freier und muss zwingend geklettert werden (mindestens VI+). Ebe bekommt mit der 9.SL (VII- oder VI-A0, 35m) nochmals eine absolute Traumlänge. Zuerst tolle Verschneidung, gefolgt von einem Quergang nach rechts und danach an begeisternden Griffen über ein Dach hinweg.
8.SL (VII oder VI-A0, 35m)
8.SL (VII oder VI-A0, 35m)
8.SL (VII oder VI-A0, 35m)
9.SL (VII- oder VI-A0, 35m)
Das Ende der Schwierigkeiten ist erreicht. Nun nicht der verlockenden Riss-Reihe der „Costantini-Variante“ gerade aus weiter folgen sondern (10 SL, IV+, 40 m). auf den kleinen Band 10m nach links und danach in der gestuften Wand links einer Rinne aufwärts. Wir überholen die Italiener. Die 11.SL (III+, 40m) führt direkt auf die riesige Verschneidung zu, welche den ganzen oberen Teil beherrscht.
10 SL (IV+, 40 m)
11.SL (III+, 40m)
Am Ende der 12.SL folgt ein kurzer Quergang nach rechts bis an den Fuß einer Sekundärverschenidung. Diese düstere Verschneidung wird nun auf zwei Seillängen (13. und 14 SL) bis an deren Ende verfolgt und endet in einer nassen, dunklen und kleinen Höhle. Selbst bei unseren eigentlichen perfekt trockenen Verhältnissen war es am Ende der Verschneidung etwas und in der Höhle richtig nass.
13.SL (V+, 30m)
13.SL (V+, 30m)
14.SL (IV+, 30m)
14.SL (IV+, 30m) - Stand in der Höhle
Nun folgt der luftige 30m Quergang nach links. Zunächst aber im nassen Höhlenkamin 5m hoch um dann nach links heraus zu können und den Quergang zu beginnen. Wir machen im Quergang noch einen Zwischenstand. Die Standplätze und auch die Zwischensicherungen bauen aber gerade im oberen Teil qualitätsmäßig deutlich ab und Eigeninitiative ist sicher nicht von Nachteil. Nach dem Quergang noch zwei leichtere Längen (III- IV) und das Ringband ist erreicht. Durch die vielen Pausen hat es doch deutlich länger gedauert wie erhofft und so stehen wir nach 9 h Kletterzeit kurz nach 15 Uhr am Ringband.
nasser Höhlenkamin
im 30m Quergang
Tiefblick
Ausstieg aufs Ringband
Schon während der letzten Seillängen konnten wir eine beeindruckende Highline am Gipfel der Westlichen Zinne beobachten. Immer wieder bei erfolgreich geschaffter Line war lautes Gejubel zu vernehmen. Hin und Wieder mussten sie die Leine aber auch von 1m unterhalb anschauen.
Auf dem Ringband
Die italienische Seilschaft in der vorletzten Länge
Highline an der Westlichen Zinne
Hier noch eine kleine Auswahl an Comici-Haken:
Auf dem Ringband nach rechts und über den nicht immer leicht zu findenden Normalweg (II Stellen III und Abseilen) hinab.
„Dann legen wir das Seil ab und laufen auf der Normalroute rasch hinunter; heute brauchen wir nicht zu biwakieren. Die Sterne leuchten in uns selbst “
aus: Gaston Rébuffat – Sterne und Stürme
Im Abstieg
Große Zinne von Süden
Wenig später sitzen wir im Auto, die Heimfahrt beginnt und unser kurzes zweieinhalb Tage Zeitfenster geht zu Ende.
Misurina See
Kletterführer / Topos:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.10
Sextener Dolomiten/Dolomiti di Sesto
1:25000
Zitate:
Sterne und Stürme – Die großen Nordwände der Alpen
3.Auflage 1955
Nymphenburger Verlagshandlung
Gaston Rébuffat
Viele Grüße
Ebe und Tobias
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Seekarlspitze - Ypsilon Riss (VI, 400 Hm), Rofan 21.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 21.09.2011, 23:23 - Forum: Österreich
- Antworten (2)
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Das kleine Rofan-Gebirge gehört in Anbetracht seiner großen Nachbarn Wilder Kaiser, Wetterstein und Karwendel sicher nicht zu den bekanntesten und besten Klettergebieten der Nördlichen Kalkalpen. Dennoch besitzen Rofanspitze, Seekarlsspitze, Spieljoch und Hochiss bis zu 400 m hohe Nordwände. Aber auch sonst gibt es viel zu klettern im Rofan und viele namhafte Kletterer, wie z.B Nieberl, Leuchs, Dülfer, Fiechtl, Rebitsch, Buhl und auch Darshano haben ihre Spuren hinterlassen.
Der Ypsilon-Riss in der Nordwand der Seekarlspitze hat den Ruf sehr lange und sehr stark nass und schmierig zu sein. Ebe stand schon einmal vor über 20 Jahren am Einstieg unter dem damals triefend nassen Pause-Klassiker und musste umkehren. Auf die heute üblichen Topos muss man in dieser Tour allerdings verzichten. Im Panico Rofan Führer ist diese Tour unverständlicherweise nicht beschrieben (auch nicht in der aktuellen 2.Auflage 2011). Aber egal, umso größer und spannender war das ganze Unternehmen. Leider wurden wir in der letzten Seillänge unterhalb des Gipfels durch geschaffenen Tatsachen schwer enttäuscht (später dazu mehr).
Lediglich mit Wandbild und „Topo“ aus Ebe´s guter alter Pause-Bibel, sowie den Einträgen auf bertour.ch von David und Christoph ging es am Samstagnachmittag nach Maurach am Achensee und mit der Bahn hoch zur Erfurter Hütte. Es ist August, wir haben eine schon lang anhaltende stabile und warme Wetterlage wodurch wir uns halbwegs trockene Verhältnisse erhoffen und wir haben 2,5 Tage gemeinsam Zeit. Nach dem Ypsilon Riss fahren wir noch am Abend an die Drei Zinnen um am nächsten Tag die
„Comici“ an der Großen Zinne
anzugehen.
Seekarlspitze Nordwand im Zustieg
Die Nordwände von Rofanspitze und Rofanturm
Auf der Erfurter Hütte ergattern wir sogar noch einen alten AV-Führer Rofan aus den 60er Jahren. Die abgeschriebene, ausführliche Beschreibung aus diesem Führer stellte sich am nächsten Tag in der Wand als extrem genau und zutreffend heraus. Kurz vor 7 Uhr starten wir an der Erfurter Hütte und steigen über Grubastieg, Grubascharte und den inzwischen gesperrten Bettlersteig in gut 1,5 h unter die Nordwände und querend zum Einstieg. Der Einstig befindet sich an einer seichten Verschneidung etwa in Falllinie der Y Gabelung, bei zerbrochenen roten Skistöcken. Von den erhofften trockenen Verhältnisse müssen wir uns leider verabschieden doch es sieht kletterbar aus und wir wollen es uns auf jeden Fall anschauen. Nach dieser Schönwetterphase im Vorfeld kann es so schnell nicht viel besser werden.
1.SL nicht immer alles fest, feucht, ca. V-, 40 m 2-3 Haken. Stand auf einem Bändchen unter gelbem breiten Dach ist etwas in die Jahre gekommen.
Die Seillängen 1-5 (der eigentliche Y-Riss Teil)
1.SL
1.SL
der Stand nach der 1.SL !
1.SL
1.SL
Mit der 2.SL(VI, 30m) erreicht man den eigentlichen Y-Riss. Zunächst aber vom Stand unter das Dach zu einer weißen Schlinge, danach leicht abfallend 5m nach links queren und über einen brüchigen Aufschwung hinweg. Nach dem Aufschwung nach links oben zum Riss. Dem Riss folgend (einige Haken) zum Stand kurz vor einem markanten Mossfleck. Der steile Riss war zwar noch sehr feucht, aber er ist zum Glück wahnsinnig rau und gutgriffig.
2.SL (VI)
2.SL (VI)
2.SL (VI)
Die 3.SL (VI, 45m) folgt dem unteren Y Stengel bis zur Gabelung und stellt die schwerste Seillänge dar. Rein klettertechnisch zwar auch nur im VI. Grad aber das lang, anhaltend und steil. Beim Anblick der Seillänge bin ich aber frohen Mutes das es klappt. Im Riss sieht es zwar tief schwarz aus, aber wenigstens die Seitenflächen sehen trocken aus. Zunächst aber galt es mal den schmierigen, nassen und brüchigen Mossfleck zu überqueren. Danach geht es im genialen Riss steil hinaus. Die Anspannung fällt schnell ab und es kommt fast schon richtige Kletterfreude auf. Der Fels ist bombenfest, wahnsinnig rau und mit begeisternden Griffen bestückt. Die nächste alte Rostgurke und die Nässe im Riss zeigt einem aber gleich wieder sich voll zu konzentrieren. Zusammen mit einigen Cams und den vielen alten Haken lässt sich die Seillänge aber eigentlich ganz gut absichern. Den im Pause Topo als Schlüsselstelle beschriebenen Überhang vor der Y-Gabelung haben wir irgendwie nicht als solchen empfunden/gefunden.
3.SL (VI)
Nach dem Riss, im Bereich der Y-Gabelung
Nun folgt man dem linken Ast des Y . Auf einer genial rauen Rampe (4.SL, IV+, 45m) geht es immer leicht links des Risses, sehr frei bis ans Ende des eigentlichen Y. Vom Stand folgt in der 5.SL (V, 50m) zunächst ein einfacher plattiger 15m Quergang nach rechts. Vor dem großen Nordwandband wird es nochmals steiler und kurz wieder etwas schwerer wie zuvor (V, ein paar Haken). Danach ist das große und schuttige Nordwandband erreicht. Schöne Blicke in die Umgebung. Der Ampmossboden (siehe Bild) unter der Seekarlspitze Nordwand soll zu den urigsten, einsamsten und schönsten Winkeln des Rofans gehören.
4.SL
5.SL
5.SL – Ebe kurz vor dem großen Nordwandband
Blick zur Ampmoosalm unter der Wand
Das Band ist erreicht, die Schwierigkeiten liegen hinter uns und man ist auf dem Trichterweg. Es geht 200 m auf dem Band nach rechts aufwärts (I-II und Gehgelände, Schutt und Blockwerk, kurze Engstelle III), dann scharf nach links zu einer markanten überdachten Einbuchtung mit anschließender Rampe (siehe Bild).
200m nach rechts auf dem großen Nordwandband
markante Einbuchtung mit anschließender Rampe
Rampe (III)
Von nun an stecken teilweise Bohrhaken. Dies rührt daher, dass die Kombination der alten Nieberl Klammer-Führe (1909) mit dem Trichterweg eingebohrt wurde (Dieser Teil ist im Panico-Rofan Führer beschrieben). Am langen Seil geht es über die tolle Rampe und das anschließend fast wieder bandartige Gelände bis zum Ausstiegskamin (Insgesamt ca. 200-250m). Irgendwie auch lustig so quer durch die Wand zu laufen, erst 200m nach rechts dann wieder 200-250 nach links.
Rampe
Rechts unterhalb des Kaminbeginns gebohrter Ringhaken bei einem Absatz. Durch den Kamin (V-) zum Stand rechts oberhalb auf einem Absatz.
Ausstiegskamin
Im Kamin
Danach folgt eine leichtere aber brüchige Seillänge erst gerade hoch dann links haltend in eine kleine Scharte. Von dort ist es noch eine plattige Länge im V.Grad bis zum Gipfel. Als ich in die kleine Scharte klettere traue ich jedoch meinen Augen nicht mehr und kann es nicht fassen: Es wurde hier tatsächlich ein Klettersteig voll durch die letzte Seillänge dieser alten klassischen Nordwand-Klettertour gebaut. Es ist viel los und Hinz und Kunz turnt am Drahseil und den Trittbügeln herum.
Geht es noch...????
Müssen die Trottel ihren Super-Mega-Tollen neuen „Achensee 5-Gipfel Klettersteig“ gerade hier zum Gipfel führen????
Das der Rofan touristisch massiv ausgeschlachtet wird sieht man auch nur zu gut im Umfeld der Bergstation der Rofanseilbahn. Durch den Skyglyder Airrofan und andere Attraktionen geht es dort fast zu wie im Europapark.
Natürlich klettern wir zum Trotz die Seillänge (V, 2 NH, 30m) wie es sich gehört, leider eben neben einem Drahtseil. Wenigstens haben sie die alten Rostgurken noch stecken lassen. Selbstverständlich erfolgte auch die Absicherung nicht an den Drahtseilverankerungen, sondern an Normalhaken und einem Cam.
Klettern neben dem Drahseil
Ohne Worte
Ohne Worte
Nach 4,5 h stehen wir glücklich und gleichzeitig etwas enttäuscht
auf dem Gipfel der Seekarlspitze (2240 m). Den Abstieg über das Spieljoch haben wir schnell hinter uns gebracht und bald sitzen wir im Auto und fahren in die Dolomiten, schließlich haben wir ja morgen ein kleines
Rendezvous mit der Großen Zinne...
Unsere Literatur/Infos:
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Führer Rofan
Irgendwann aus den 60er Jahren
Bergverlag Rother
3 Einträge auf bergtour.ch :
Ein Eintrag von David Bruder (Y-Riss + Trichterweg) und einer von Christoph Klein (Begehung der Rebitsch-Variante zusammen mit Sepp Gwiggner). Beide Einträge fälschlicherweise unter dem Namen Seekarspitze. Ein weiterer von Karsten Kriele unter Seekarlspitze.
Karte:
AV Karte Nr. 6
Rofan
1:25000
Viele Grüße
Ebe und Tobias
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Campanile Basso - Fehrmann (V+, 600 m, 21 SL), Brenta 17.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 12.09.2011, 21:33 - Forum: Italien
- Keine Antworten
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Wer möchte nicht einmal auf dem Campanile Basso stehen, dem wohl bekanntesten Berg der Brenta. Beim Anblick dieses schlanken hohen Turmes lacht das Kletterherz. Von Walter Pause wurde der Campanile Basso auch schon mal als „Welträtsel aus Stein“ bezeichnet. Früher wurde der Campanile Basso auch Guglia di Brenta genannt. Mit Rudolf Fehrmann (1908) und keinem geringerem als Paul Preuß (1911, Preußwand), haben sich zwei große Freikletterer der damaligen Zeit an diesem Berg verewigt.
Die SW-Verschneidung oder auch Fehrmann-Verschneidung, bietet steile Riss- und Verschneidungskletterei par Excellence. Beim Anblick von den Ständen auf viele der folgenden Verschneidungen will man es kaum glauben, dass es nur eine Seillänger im IV. oder unteren V. zu klettern gilt. Aber es ist so, der Fels bietet meist derart geniale Tritte und Griffe und das im Überfluss. Die Route leitet also in bestem Brentafels und bei ganz klassischer Linienführung durch die riesige Verschneidung in 16 Seillängen bis auf die Schulter und somit zum großen Band „Stradone Provinciale“. Von dort in weiteren 5 Seillängen über den Normalweg auf den Gipfel des Campanile Basso (2883 m). Die Absicherung, sowohl Stände wie Zwischensicherung, ist ganz klassisch mit Normalhaken. Die meisten Stände sind aber gut in Schuss und es lässt sich immer was dazulegen. Zwischenhaken sind auch einige vorhanden, aber mit Cams, Keilen und Schlingen problemlos noch zu erweitern.
Leider konnten wir den Berg nie in seiner ganzen, schlanken Bracht sehen und fotografieren. Die typischen nachmittäglichen Brentanebel haben dies im Abstieg verhindert.
Campanile Basso
Crozzon di Brenta (rechts) bei Sonnenaufgang
Nach der “Kiene” am Castelletto Inferiore und dem Hüttenübergang vom Rifugio Tuckett (2272 m) zum Rifugio Brentei (2182 m) am Abend, übernachteten wir dort. Die Brentei-Hütte kommt in den meisten Führern ganz schlecht weg. „Unfreundlich...immer voll...schlechtes Wasser“ und was noch alles zu lesen ist. Dies kann ich alles NICHT bestätigen! Trotz Hochsaison Mitte August und bestem Wetter war es kein Problem auf der Hütte einen Platz zu bekommen, das Personal und der Chef waren super nett, dass essen gut und das Wasser aus dem Hahn haben wir alle drei genossen und auch überlebt. Da gibt es schlimmere italienische Hütte.
Am nächsten morgen geht es erst gemütlich weiter ins Val Brenta Alta hinein immer auf dem Weg zur Bocca di Brenta. Bei ganz großen Blöcken nach links im Geröllfeld auf Steigspuren zur West-Südwestwand. Nach ca. 1 h steht man am Einstieg.
Ende der 2.SL (IV-, 40 m)
Der Blick Richtung Riesenverschneidung wird frei
3.SL (IV+, 40 m)
Nach zwei Längen erreicht man langsam die eigentliche Riesenverschneidung, welche man im Grunde auf den nächstens 11 Seillängen nicht verlässt. Das steile Genuss-Verschneidungsspektakel kann beginnen...
5.SL (V-, 35m)
5.SL (V-, 35m)
6.SL (IV+, 30m)
6.SL (IV+, 30m)
6.SL (IV+, 30m)
9.SL (V-, 30m)
10.SL (IV, 25m)
11.SL (IV+, 25m)
13.SL (IV, 25m)
Nach der 13.SL klettert man heute eher über die Platten auf der rechten Seite. Beim Anblick des tiefen nassen Verschneidungskamins steigt man gerne hinaus nach rechts in die Platten. Allerdings wird es hier nicht immer ganz leicht was den Routenverlauf angeht. Mit etwas Gespür und vereinzelten Normalhaken als Bestätigung sollte es aber kein Problem darstellen. Inzwischen waren auch die nachmittäglichen Brentanebel aufgezogen. Die 15 SL leitet über kleinen Überhang in die markante Höhle. Zwischenstand in der Höhle möglich. Besser aber gleich weiter nach links zu markanter weißer Schlinge und in einem herrlichen luftigen Quergang weiter nach links zu einem Absatz. Mit diesem Quergang endet die eigentliche Fehrmann-Verschneidung. Stand unter einem Vorsprung. Lieder stinkt es dort am Stand abartig... wie in einer alten Bahnhofstoilette. Können die Leute eigentlich nicht dort hinmachen wo auch hin und wieder etwas Regen hinkommt???
14.SL (V+, 25m)
14.SL (V+, 25m)
15.SL (V+, 35m)
15.SL (V+, 35m)
15.SL (V+, 35m) – Nina am kleinen Überhang
15.SL (V+, 35m)
Von der Bahnhofstoilette geht es in leichtem seilfrei Gelände in einem Linksbogen auf das große Band am Campanile Basso „Stradone Provinciale“. Am Normalweg ist schon reges Abseiltreiben angesagt. Immer mit der Sorge gleich wieder ein fliegendes Seil auf die Mütze zu bekommen klettere ich vorsichtig dem Strom entgegen. In 2 oder 3 Seillängen bis zu einem markanten Absatz und nun nach links in die Wand hinaus. Nochmal steil und luftig geht es dahin und wenig später stehen wir ganz alleine am Gipfel des Campanile Basso (2883 m).
Immer gegen den Abseilstrom
Links um die Kante geht es weiter
Campanile Basso (2883 m)
Campanile Basso (2883 m)
Zweimal abseilen bis zum Absatz. Von dort entweder 3 mal kürzer abseilen oder 1 mal 60m bis zur „Stradone Provinciale“. Auf der „Stradone Provinciale“ nach rechts bis zum nächsten großen Abseilring (Hier wäre der Einstieg zur Preußwand). Vom Ring weitere zweimal 40m abseilen bis man auf einem weiteren Band wieder 15 nach links muss zum nächsten Ring am Ende des Bandes. Am dortigen Ring war es derart nebelig, wir sahen keine 5 Meter mehr, und die weitere Abseilrichtung ist nicht eindeutig, zumindestens wenn man nichts sieht. Entweder nach rechts (Abstiegssinn) in die sehr steile Wand hinab oder eher geradeaus. Nun gut wir entschieden uns für rechts. Das Seil flog hinaus in den Nebel und es flog weit, also ist es lange steil unter uns. Mit Prusikmaterial bestückt, geht es hinunter in den Nebel......doch wir haben uns richtig entschieden, nach 40 m kommt der nächste dicke Ring. Von da weg schreibt Topoguide weitere 15 m abseilen. 45-50 m ist eher zutreffend!!! Über gestuftes Gelände weiter hinunter zur Schneerinne und links vom Schnee in die Scharte Bochetta die Campanile Basso. Von dort nach rechts über den derartig abgespeckten Bochettweg (Klettersteig) Richtung Bocca di Brenta (2549 m). Vom Ende des Klettersteiges (einiges unterhalb der Bocca di Brenta) wieder nach rechts und über Schneefelder auf den Weg zurück zum Rifugio Brentei.
Die Verschneidung des Normalweges oberhalb der „Stradone Provinciale“
„Stradone Provinciale“
Das gestuftes Gelände vor der Schneerinne
Bochetteweg
Von der Hütte ging es gleich weiter hinab zum Auto im Vallesinella. 21:00 Uhr Abfahrt in Madonna di Campiglio - Trento - Brenner usw. .....02:00 Uhr zu Hause.
Kletterführer:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
AV Karte Nr. 51
Brentagruppe
1:25000
Viele Grüße
Michael, Nina und Tobias
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Castelletto Inferiore - Kiene (V+, 300 m, 9 SL), Brenta 16.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 12.09.2011, 20:05 - Forum: Italien
- Keine Antworten
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Die Kiene in der Südwand des Castelletto Inferiore ist eine schöne Genusstour mit tollen Verschneidungsseillängen in bestem Brenta-Fels, insbesondere ab dem großen Band im unteren Teil. Die Stände sind gebohrt und der Zustieg vom Rifugio Tuckett sehr kurz. Lediglich der Abstieg ist etwas langwieriger. Die „Kiene“ eignet sich auch gut als „Mitnahme-Tour“ auf dem Weg zum Rifugio Brentei.
Nach einer schier endlosen Spazierfahrt über Reschenpass, Vinschgau und Gampenpass nach Madonna di Campiglio und dem Gefühl das die halbe Welt mit riesigen Wohnmobilen in Südtirol rumgurkt, stehen wir gegen 24 Uhr endlich am Parkplatz im Vallesinella (1513 m). Hinter dem großen Holzportal finden wir schnell einen passenden Übernachtungsplatz unter freiem Himmel. Auch andere Kletterer hatten sich dort schon zur Ruhe gelegt.
Am nächsten morgen gegen 6 Uhr laufen wir los. Vorbei am Rifugio Casinei geht es in knapp 2h zum Rifugio Tucket (2272 m). Von dort ist die Wand und vor allem der Einstieg schön zu sehen und nicht mehr weit weg.
Castelletto Inferiore (der höchste im Bild)
Castelletto Inferiore - Kiene
Der anscheinend oft nasse und unangenehme Orginaleinstiegs-Kamin wird in der Literatur nicht mehr empfohlen. Wir nehmen den heute üblichen Einstieg etwas weiter rechts. Eine Seilschaft befand sich schon am Einstieg. In weiteren 10 min steht man von der Hütte aus am Einstieg. Den ersten Teil habe ich zusammengelegt und bin gleich bis aufs große Band gestiegen (65m, eine kurze Stelle V+). Stand an einen Felsblock.
Originaleinstiegs-Kamin
Seilschaft am heute üblicheren Einstieg
1.SL (V+)
Blick vom großen Band auf die nächsten zwei Seillänge
Es folgen schöne, genüssliche und teils steile Seillänge in mit Griffen gut ausgestattetem Fels. Hervorzuheben sind noch die Verschneidung der 7.SL und die steile, aber gut strukturierte Gipfelwand.
4.SL (IV, 25m)
5.SL (IV+, 35m)
Die Scharte Bocca del Tuckett und die Cima Brenta (3151m) rechts im Nebel
5.SL (IV+, 35m)
6.SL (III, 45m)
7.SL (IV, 40m)
7.SL (IV, 40m)
8.SL (III, 25m)
9.SL (V-, 25m) - Gipfelwand
9.SL (V-, 25m) - Gipfelwand
9.SL (V-, 25m) - Gipfelwand
Am Gipfel – Castelletto Inferiore (2601 m)
Vom Gipfel auf Wegspuren nach Osten und von einem sehr neuen (noch nicht in den Führer beschriebenen) Abseilstand mit großem Ring nach Norden sehr luftig abseilen. 2x 45 m und man steht im Geröllfeld. Nun lange in nordwestlicher Richtung bis man auf den Verbindungsweg zwischen Rif. Tuckett und – Rif. Graffer trifft. Nicht zu früh versuchen nach links (Westen) abzusteigen, große Felsabbrüche dort. (ca.1,5 h Gipfel bis Hütte)
Im Abstieg zurück zum Rifugio Tuckett
Vom Rifugio Tuckett (2272 m) ging es in ca. 1,5 h weiter zum Rifugio Brentei (2182 m), dem Ausgangspunkt für unsere nächste Tour, der Fehrmann-Verschneidung am Campanile Basso. Ein ganz freier Blick auf den beeindruckenden Felsbug des Crozzon di Brenta und die bekannte Tosa-Eisrinne, blieb uns aufgrund der typischen Brenta-Nebel leider verwehrt.
Crozzon di Brenta und der Beginn der Tosa-Eisrinne
Kletterführer:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
AV Karte Nr. 51
Brentagruppe
1:25000
Viele Grüße
Michael, Nina und Tobias
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Schneck, Schneckgespenst 7- |
Geschrieben von: SimonR - 04.09.2011, 12:15 - Forum: Deutschland
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Schneckgespenst 7-
Am Freitag dem 2 September gings nun schon zum zweiten mal an den Schneck. Wir hatten uns das Schneckgespenst herausgesucht.
auch wenn die Wetterhervorsage nicht so richtig gut war.
mit den Rädern fuhren wir in ca einer Stunde von Hinterstein bis zur Pointhütte.
Von da aus gings zu Fuss weiter, mit dem Schnecck immer vor Augen
Das letzte Stück führt über wegloses Gelände bis zur Einstiegsgufel an der Ostwand.
Wir warteten den noch eine halbe Stunde, bis der Regenschauer wieder aufhörte, und sind dann eingesteigen. Die wand war aber trotzedem noch einigermaßen trocken
die erste Sl mit 6+ ist eher etwas hart und sehr kraftraubend, weils leicht überhängt und meistens brüchige zangengriffe sind
in der zweiten sl wird etwas leichter und fester (6)
die dritte sl hat zwei 7- stellen drin, die sind etwas unübersichtlich
am stand nach der 3 sl
die vierte und fünfte sl (4) und (5+) lassen sich entgegen dem Panicotopo gut zussammenhängen, im orginaltopo im WB ist das auch nur eine sl
die letzte Sl zum Gipfel ist sehr schöne gmütliche kletterei
gegen nachmittag ist nun auch die sonne rausgekommen
über die Nordwestseite des schnecks führt die Abseilpiste
Nach einer halben Stunde waren wir wieder am Wandfuss
der Absteig dauerte auch nur noch so ne stunde
Die Abfahrt mit den Rädern ist wirklich spitze
die Absicherung ist ok, nicht zuviel und nicht zu wenig,
in der zweiten länge lässt sich ein bisschen was legen, ist aber nicht umbedingt nötig
Grüße
Clemens, Volker und Simon
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Westliche Zinne - Cassin (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII, 550 m, 17SL), Dolomiten 12.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 31.08.2011, 16:46 - Forum: Italien
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Über die „Cassin“ in der Nordwand der Westlichen Zinne gibt es viele große Worte zu lesen. Die Historie der Erstbegehung gleicht einem Krimi und die Kletterpassagen sind legendär und sehr einprägsam. Ivo Rabanser schreibt in seinem genialen Führer (Dolomiten: Routen und Erlebnisse) gar von „...einer der berühmtesten Routen im gesamten Alpenraum...“ und „...eine unauslöschliche Spur in der Geschichte des Alpinismus“.
In der Tat haben die beiden jungen Arbeiter aus Lecco Riccardo Cassin und Vittorio Ratti in ihrem Sommerurlaub 1935 innerhalb von zwei Wochen mit der SO-Kante am Torre Trieste und dieser Tour zwei große alpinistische Probleme der damaligen Zeit gelöst. Mehrere namhafte Kletterer hatten sich an der Westlichen Zinne schon versucht. Sogar Emilio Comici, dem zwei Jahre zuvor mit der Nordwand der Großen Zinne ein Paukenschlag gelungen war, war gescheitert. Mit einem Nacht und Nebel Manöver bei schlechtem Wetter haben Cassin und Ratti (28.-30.08.1935) den beiden deutschen Hintermeier und Meindl die Erstbegehung vor der Nase weggeschnappt.
Große und Westliche Zinne
Westliche Zinne Nordwand - Cassin
Was die Absicherung anbelangt herrscht eine regelrechtes Caos. Die in der unten angegebenen Führerliteratur beschriebene Situation mit Bohrhaken an vielen Ständen des unteren Teils ist in dem Maße NICHT mehr aktuell (Stand August 2011). Lediglich drei Bohrhaken stecken noch, zwei davon als Zwischensicherung. Vorausgesetzt man macht an den richtigen Stellen Stand, sind die Stände aber ganz passabel mit Normalhaken ausgerüstet. Nicht überall bekommt man jedoch einen zusätzlichen Keil oder Cam unter. Die Zwischensicherungen sind, wie meistens, zwar in den schweren Längen reichlich vorhanden, aber auch oft fragwürdig. Die schwerste Passage der Tour (frei VIII-/VIII) ist ganz eindeutig in der Seillänge bevor man den legendären Quergang erreicht. Als anspruchsvollste Länge wird uns aber sicher die allerletzte Seillänge (V) vor dem Ende in Erinnerung bleiben, was aber auch damit zutun hat das uns auf den letzten fünf „leichten“ Seillängen ein massiver Regen und Graupelschauer erwischt hat, später dazu mehr.
Blick vom Paternsattel
Das steile Gemäuer der Westlichen Zinne
Nach dem Einklettern an der „Gelben Kante“ am Vortag starteten wir gegen 6:30 Uhr bei noch bestem Wetter am Auto bei der Auronzohütte. Im Gegensatz zu Max hatte ich die Nordwände der Drei Zinnen zum ersten Mal live gesehen und war zunächst schwer beeindruckt vom Blick in die großen, steilen und überhängenden Nordwände. Max hatte schon 1986 in ganz jungen Jahren, bei grimmigen nassen Verhältnissen, die Comici an der Großen Zinne durchstiegen und war somit nicht mehr so überrascht von den Ausmaßen. Gleichzeitig ist beim Anblick aber auch die Motivation und die Vorfreude auf die „Cassin“ extrem angestiegen. Eine italienische Seilschaft kämpfte sich bereits durch den anspruchsvolleren Originaleinstieg und eine weitere italienische Seilschaft befand sich schon auf dem heute üblichen, auch von uns gewählten, leichteren Einstiegsweg etwas weiter rechts.
Über gut gestuftes Gelände geht es in der 1. SL (III, 40m) einem kleine links-rechts Bogen nach oben. Die 2.SL (IV+, 50m) folgt einem Riss bis auf einen markanten Absatz (kein Standbohrhaken mehr). Vom Absatz noch ein paar Meter nach links oben zu Stand an Normalhaken. 3.SL (IV+, 25m) markanter Risskamin bis auf einem Pfeilerkopf. Die 4.SL (V+, 40m, Zwischenstand möglich) leitete in wand und Verschneidungskletterei wieder auf einen Pfeilerkopf. Super bequemer Standplatz.
1. SL (III, 40m)
3.SL (IV+, 25m)
4.SL (V+, 40m)
Nun geht es hinaus in die steile gelbe Wand! Entweder vom Stand am Pfeilerkopf in einer langen, schweren Länge bis zum Beginn des legendären Quergang oder besser zunächst erstmal 15m Querung auf schmalem, gegen Ende brüchigen Band, zu einem luftigen Stand (keine Bohrhaken mehr) an drei soliden Normalhaken (gut zu verbessern mit Cam 0.3, siehe Bild).
Luftiger Stand vor der Schlüsselstelle
15m Querung
Nun folgt die Schlüsselseillänge der Cassin. Je nach Zwischenstand 5. oder 6. SL. Vom Stand zunächst senkrecht 5-7 m (VI/VI+) nach oben(2 NH), danach fast waagrecht nach links, bis zu einem der verbliebenen Bohrhaken. Kurze Rast ist hier sicher kein Fehler, denn danach geht es zur Sache. Es muss an glatter, gelber und leicht überhängender Wand 15-20 Meter diagonal nach links oben geklettert werden (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII). Wer hier Freikletter-Ambitionen hat muss den 8 Grad in solchem Gelände ganz locker aus dem Ärmel schütteln und das an fragwürdigen Haken. Wer wie üblicher hier technisch klettert hat trotzdem zu kämpfen. Irgendwie an einem Haken hängend, versucht man durch langes Strecken die nächste dünne Prusik zu angeln, welche von der nächsten alten Rostgurke herunterhängt. An der dünnen Prusik, welche man wahrscheinlich dreimal so fest umklammert als es physikalisch nötig wäre, nach oben ziehen und das Spiel zum nächsten Haken beginnt von vorn. Die Arme sind hier schneller zugelaufen als mir lieb war. Selbst die hinter uns kletternden fitten Jungs vom Orginaleinstieg haben schnell auf den roten Punkt verzichtet.
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
Für mich folgte nun der berühmte große 50 m Quergang (VI+ oder V+A0) Quergang. Viele alte Haken mit Prusikschlingen begleiten den ausgesetzten Weg nach links. Kurz vor einem möglichen Zwischenstand folgt noch eine Abkletterstelle im Quergang. Alter Bohrhaken vor dem Abklettern. Vom Bohrhaken hing ein langes altes Seilstück hinunter. Der Mantel ist zwar komplett durch, aber halten tut ja zum Glück der Kern

. Zwischenstand habe ich nicht bezogen sondern bin gleich rüber bis ans Ende des Quergangs (kein Bohrhaken mehr). Die Seilführung muss genau beachtete werden sonst könnte es am Ende der 50m sicher größere Seilzug Probleme geben. Gegen Ende wird es deutlich leichter, bei weniger Haken. Die Bewölkungszunahme war inzwischen nicht mehr zu übersehen. Aus blau ist großteils weiß-grau geworden.
Im berühmten Cassin-Quergang
Kurzes Päuschen vor der Abkletterstelle
Blick auf die letzten Meter des Quergangs vom Stand danach
Die herrliche Seillänge nach dem Quergang (VI, 30m) führt in bestem Fels unter die zweite Schlüsselseillänge der Tour. Gleich nach dem Stand muss aber an einem Wulst ordentlich zugepackt werden (auch A0 möglich).
Max in der schönen Seillänge nach dem Quergang.
Nachsteiger am Ende des Cassin-Quergang
Die zweite Schlüsselseillänge ist aber schon wesentlich leichter als die erste (20m, VI-A0 oder VII). Aufgrund der wahrscheinlich alten Bezeichnung „17m Überhang“ im Topo von Ivo Rabanser erwarteten wir dramatischeres.
Die italienische Seilschaft vor uns in der 2. Schlüsselseillänge
Am Ende des „17m Überhang“
Nun muss der große schwarze Wasserstreifen, welcher die gesamte obere Wand durchzieht, überquert werden. Die Querung erfolgt an relativ einfacher, da gut griffiger, Stelle. Trotzdem waren es bei uns ca. 5-6m leichter Duschgang. Zwei erstaunlich gut aussehende Haken im nassen. Nach dem nassen noch einige Meter weiter nach links um danach nach oben auf ein breiteres Band zu klettern.
Max auf dem Weg zum Duschen
Die Seilschaft hinter uns im „17m Überhang“
Auf dem Band zunächst nochmal 15m nach links bis zur ersten Schwachstelle im Dach oberhalb des Bandes. Zwei Standhaken und auch zwei Haken im Rissüberhang sind nicht zu übersehen.
Am Stand nach der Duschgang-Seillänge
15 m weiter links - das Lachen sollte uns gleich vergehen
Nachdem kurzen Rissüberhang
Nach dem kurzen Rissüberhang verlässt man den VI. Grad und die eigentlichen Ausstiegsseillängen beginnen. Doch noch im Vorstieg öffnete der Himmel über den Drei Zinnen seine Schleusen und es begann zunächst mit Regen. Regenjacken raus, Kapuze auf und schnell raus hier. Noch vier, auf dem Papier leichtere Seillängen (V+, V-, IV, V) stehen an. Haben wir bisher eher auf die Seilschaft vor uns gewartet, klettern wir nun parallel in die Seillänge. In der tropfnassen Verschneidung geht nichts mehr voran, Max klettert am im Haken sitzenden Vorsteiger vorbei und lässt ihm vom Stand ein Seil hinab. Überhaupt arbeiteten im oberen Teil alle 3 Seilschaften etwas zusammen. Blöderweise hingen die Regenwolken wohl massiv an den Drei Zinnen denn wir standen oben in der Wand im Regen und teilweise hat im Geröllfeld am Wandfuss und in der Umgebung die Sonne geschienen. Der wettermäßige Höhepunkt in der vorletzten Seillänge war dann ein minutenlanger Graupelschauer. Binnen Sekunden lagen überall die weißen Eiskörner und der Wasserstreifen rechts neben uns wurde zum reißenden Wasserfall. Eng beieinander drückten wir uns so nah wie möglich an die Wand um etwas Schutz zu finden. Vom Italiener neben mir am Stand kam nur noch „Madonna, Madonna...“.
Tropfnasse gelbe Verschneidung (V+)
Während Max sich an die letzte und in diesem Zustand anspruchsvollste Länge machte, hat einer der Italiener, noch unseren gemeinsamen Stand um einen soliden Normalhaken erweitert. Immerhin hingen wir nun zu viert an diesem Stand. Es hatte zwar inzwischen aufgehört mit Regnen doch zusätzlich zur Nässe war es auch noch sehr schmierig in dieser nochmals sehr steilen letzten Seillänge (V, 45m). Wahrscheinlich läuft da vom Ringband Sand und Erde rein. Nach der Kamin-Verschneidung folgt noch eine einfache Traverse (I-II, 50 m) bis aufs eigentliche Ringband.
Ausstiegskamin (V, 45 m)
Max am Stand nach dem Ausstiegskamin
Nachfolgende Seilschaft im schmierigen Ausstiegskamin
Wir verzichteten auf den Gipfel und machten uns gleich an den Abstieg, denn wer weiß wann es das nächste Mal zu Schütten beginnt. Der Abstieg von der Westlichen Zinne ist eigentlich recht easy und bei Sicht gut zufinden. Steigspuren und viele Steinmänner.
Auf dem Ringband
Im Abstieg
Kletterführer:
Dolomiten: Routen und Erlebnisse
1.deutsche Auflage 2007
Versante Sud
Ivo Rabanser, Orietta Bonaldo
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.10
Sextener Dolomiten/Dolomiti di Sesto
1:25000
Viele Grüße
Max und Tobias
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Kleine Zinne - Gelbe Kante (VI / VI-A0, 430 m, 13SL), Dolomiten 11.08.11 |
Geschrieben von: Tobias - 31.08.2011, 15:40 - Forum: Italien
- Antworten (1)
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„...zwei Tage eines wütenden Kampfes haben wir auf dieser Kante erlebt, rittlings auf ihr an mikroskopischen Griffen festgeklammert. Währenddessen verteidigte sie sich mit wahren Strömen losbrechenden Gesteins. Die Felsbrocken stürzten auf das darunterliegende Geröll und explodierten dort wie Kanonenschüsse. Sie verscheuchten die Neugierigen, die von der Hütte herbeigeeilt waren, um das Schauspiel zu genießen, wie drei menschliche Eidechsen ganz langsam in die Höhe krochen.“
Mit diesen etwas heroischen Worten beschreibt Emilio Comici die Erstbegehung seiner Gelben Kante an der Kleinen Zinne am 02. und 07.09.1933 zusammen mit R.Zanutti und M.Varale.
Kleine Zinne - Gelbe Kante (Bildmitte, Licht-Schatten-Grenze)
Nach heutigen Maßstäben sind die Griffe aber nicht mehr mikroskopisch, tausende Seilschaften haben gewaltig ausgeräumt und wirklich an der Kante geklettert wird auch nicht. Vor allem die ersten beiden sehr steilen Verschneidungsseillängen sind dagegen inzwischen massiv poliert und der leichte Mittelteil ist eher unübersichtlich was die Routenführung anbelangt. Was also bleibt ist die von unten betrachte beeindruckende Form der Kante, der große Nimbus dieser Linie, die Ausgesetztheit und Steilheit, der Name des Erstbegehers und einige schöne, griffige und steile Seillängen im oberen Teil. Weiterhin (Stand August 2011) stecken an den Ständen keine Bohrhaken, dafür 2-4 Normalhaken in allen Qualitäten. Fast alle Stände lassen sich jedoch ohne größeren Aufwand mit einem Keil oder Cam aufwerten. Zu den vorhandenen Normalhaken lassen sich auch bei den Zwischensicherungen mobile Gerätschaften gut einsetzten. Aufgrund des sehr kurzen Zustiegs und der überschaubaren Kletterdauer von ca. 4-5h eine ideale Halbtages-Eingehtour für größere Vorhaben.
Kleine Zinne - Gelbe Kante
Auch für uns stellte die „Gelbe Kante“ die ideale Warm-Up-Tour dar. Das eigentliche Ziel unseres Aufenthaltes an den Drei Zinnen war die „Cassin“ in der Nordwand der Westlichen Zinne. Nach kalten und teils wechselhaften Tagen im Vorfeld wollten wir nicht gleich in die „Cassin“ einsteigen. Um aber auch dem morgendlichen großen Andrang an der „Gelben Kante“ antizyklisch aus dem Weg zu gehen haben wir morgens erstmal eine tolle Wanderung um die Drei Zinnen gemacht. Im Uhrzeigersinn ging es von den großen Parkplätzen bei der Auronzohütte auf die Nordseite und wir konnten super die Verhältnisse für den nächsten Tag auschecken. Nach kurzer, aber unausweichlicher, Konfrontation mit den Heerscharen an Touristen am Paternsattel querten wir waagrecht rüber zum Einstieg der „Gelben Kante“. Gegen 12 Uhr sind wir eingestiegen. Eine weitere deutsche Seilschaft hatte den gleichen Plan mit dem späten Einsteigen und ist kurz vor uns eingestiegen.
1.SL (VI-,45m) - Einstiegsverschneidung
Am Stand nach der 1. SL
Wie schon erwähnt sind die ersten beiden Seillängen extrem poliert. Eine markante, steile Rissverschneidung mit guten Griffen leitet links der eigentlichen Kante zum ersten Stand. Der unangenehme Rissüberhang in der 2.SL (VI/VI-A0, 25m) ist eigentlich gleich die klettertechnische Schüsselstelle der Tour.
2.SL (VI, 25m) – Max kurz nach dem Rissüberhang
typischer Standplatz
Anschließend wird es über vier Seillängen 3.-6.SL (III,III,IV-,IV+) deutlich leichter aber auch deutlicher unübersichtlicher was die Route anbelangt. Vom Standplatz nach der 2.SL zunächst fast waagrecht nach rechts unter einem abgespaltenen Pfeiler vorbei und anschließend ungefähr diagonal nach rechts oben (Insgesamt 80-90m), am besten immer der Nase nach. Für Standplätze gibt es mehrere Stellen mit zwei Haken. Je nachdem ob nun einige Meter weiter oben oder unten quert überall III-IV. Nach diesen zwei Seillängen wieder direkt nach oben auf die immer steiler werdenden Wand zu klettern, wieder ungefähr zwei Seillängen (Je nach Standplätzen). Das Ziel muss der Quergang sein der einen wieder nach links in Richtung eigentlicher „Kante“ führt.
3. SL (III)
4.SL (III)
6.SL (IV+), unten das Refugio Lavaredo
Mit dem Quergang werden die steilsten und besten Seillängen der Tour eingeläutet. Direkt danach haben wir einen Zwischenstand bezogen. Da beide spät eingestiegenen Seilschaften, inzwischen schon auf mehrere andere Seilschaften aufgelaufen waren ging es von nun an etwas gebremster voran.
im Quergang
Am Zwischenstand nach dem Quergang
Eine kürzere aber sehr freie Länge (20m, V+) führte vom Zwischenstand an den Beginn der steilen großen Verschneidung im oberen Teil der Route. Diese folgende Verschneidung in der 8.SL (VI-, 20m) bietet die klassische Dolomitenkletterei par Excellance. Große Griffe, Steilheit, gelber Fels und viele alte Rostgurken. Leider gab es immer wieder Stauungen.
8.SL (VI-, 20m)
8.SL (VI-, 20m)
Der früher übliche Weg gerade aus weiter in der nun überhängenden Rissverschneidung, ist so wie es aussah komplett ausgenagelt. Heute ist es wohl üblicher vom Stand in der Verschneidung waagrecht nach links ein paar Meter aus der Verschneidung (ca. VI-) heraus zu klettern und dann in super Fels luftig gerade nach oben (V+) um so wieder auf die alte, in allen Topos eingezeichnete, Route zu kommen.
9.SL – Kurze Querung aus der Verschneidung raus
9.SL – luftige Kletterei
Die oberen vier Seillängen 10.-13. SL (IV+,V+,V-,III) bieten immer wieder schöne und luftige Kletterpassagen. Mit Stauungen waren es 4,5 h Kletterzeit bis zum Ausstieg unterhalb des Vorgipfels der Kleinen Zinne.
Im oberen Teil
Im oberen Teil
Im oberen Teil
Vom Ausstieg auf ausgesetzten Felsbändern nach links zum Gipfelaufbau. Auf den Hauptgipfel der Kleinen Zinne verzichteten wir und machten uns gleich ans abseilen. An teilweise ganz neu erscheinenden massiven Abseilringen 6 oder 7 mal 20m auf ein Geröllband/terasse. Nun entweder wie in der angegebenen Führerliteratur beschrieben nach links (Süden) und über den Vorbau (teilweise abklettern) hinab oder über weitere zweimal abseilen an neuen Ringen direkt in die Scharte zwischen Großer und Kleiner Zinne. Von der Scharte die Schuttrinne mit Altschnee hinab absteigen und weiter auf Wegspuren bis auf die Autobahn zwischen Auronzohütte und Paternsattel. Der Haken an der Sache mit dem Abseilen bis in die Scharte sind die steilen Altschneereste in der engen Schuttrinne. Je nach Jahreszeit steht man da vor einer sehr anspruchsvollen Aufgabe. Denn bei hartem Altschnee mit Zustiegsschuhen auf den steilen Altschnee hinunter ist sicher ein heißer Tanz. Wir hatten das Glück, dass wir schon während dem abseilen gesehen haben das da welche durch sind. Ein teilweise schmaler Randspalt auf der linken Seite ließ uns, nach einem Fehlversuch auf der rechten Seite, durchkommen.
Blick von der Scharte auf den Abseilweg der Kleinen Zinne
Unangenehme Altschneereste
Kletterführer / Topos:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.10
Sextener Dolomiten/Dolomiti di Sesto
1:25000
Viele Grüße
Max und Tobias
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