Die berühmte Schleierkante an der Cima della Madonna (2733 m) gilt als eine der schönsten Klettertouren der gesamten Dolomiten und wird in sämtlicher Literatur in den höchsten Tönen gelobt. Auch vom „alpinen Mekka“ ist zu lesen. Und tatsächlich, es ist schon ein großer Genuss an dem eisenfesten und enorm griffigen Fels empor zu turnen. Gespickt mit einer Vielzahl an perfekten Sanduhren zeigt sich der geniale Pala Fels von seiner allerfeinsten Seite. Wohlbekannt sind auch die beiden Spreizschritte die es auf dem Weg zum Gipfel zu überwinden gilt.
Das sich dieser legendäre Ruf auch in den Begehungszahlen wiederspiegelt versteht sich leider fast schon von selbst. Doch die bei solchen Modetouren ansonsten üblichen Speck-Ansammlungen sucht man vergeblich. Wie auf wundersame Weise ist der Fels noch rau und nicht wirklich abgegriffen. Wahrscheinlich ist das verschwenderische Griffangebot so groß und Madonna hat ihren schützenden Schleier über den Fels gelegt.
Sass Maor (links im Nebel) und Cima della Madonna
Cima della Madonna – Schleierkante
Unser Vater-Sohn Dolomitentrip führte uns nach der
Castiglioni-Detassis am Neuner
noch am Abend in die Pala. Am nächsten Tag wählten wir als Hüttenzustieg zum Rifugio Velo della Madonna (2358 m) den eher unüblichen und längeren, aber wesentlich interessanteren Zustieg von Fosne über den Sentiero del Cacciatore und die Cima d Stanga (2550 m). Die schöne und freundlich betriebene Hütte war recht voll. Bis auf eine Seilschaft (Sass Maor - Solleder) wollten alle Seilschaften am nächsten Tag an die Schleierkante. Oh Gott soviele Leute in der Route: da hilft nur eins, früh raus und schnell sein.
Cima della Madonna – Schleierkante und Rif.Velo
Cima della Madonna – Schleierkante
Sonnenuntergang vor der Hütte
Gesagt getan, um 06:30 Uhr noch bevor es Frühstück für alle gibt verlassen wir die Hütte. Lediglich die Jungs vom Sass Maor sind schon längst unterwegs. 20 min später ist man am Einstieg und das Vergnügen kann beginnen. Im unteren Teil gibt es viele Möglichkeiten. Auf diesen ersten 120-150m bis zum ersten steilen Kantenaufschwung kann man fast überall klettern. Sanduhren gibt es in großen Mengen, der Fels ist bestens und die Schwierigkeiten sehr gering (III). Einige Sanduhren sind sogar als Standplätze eingerichtet.
Im unteren Teil – bester Palafels
Im unteren Teil
Sanduhrenstände
Der Originalweg der Erstbegeher (Gunter Langes und E. Merlet 19. Juli 1920) führt nicht direkt über den ersten Kantenpfeiler sondern rechts vorbei und durch einen Körperriss in die kleinen Scharte hinter dem ersten Kantenpfeiler. Der heute üblichere Weg führt in genialer Kletterei über den herrlich strukturierten plattigen Pfeiler (V). Achtung Seilzug: Wer es in einer Seillänge klettert hängt am besten gar nicht alle Haken ein, oder verlängert sie massiv. Stand ist wenige Meter unter dem Pfeilerkopf. Beeindruckende Blicke zu den Felsburgen beim Rifugio Pradidali, allen voran natürlich die Cima Canali.
Der 1. Kantenpfeiler
geniale Kletterei (V) am 1. Kantenpfeiler
Cima Canali
Schleierkante – weiterer Verlauf
Nun kommt der erste Spreizschritt mit mehreren Möglichkeiten den Spalt zu überwinden. Ich wählte den klassischen Weg und kletterte vom Pfeilerkopf solange ab bis man durch einen weiten Schritt die andere Seite erreicht. Standplatz ist wieder einige Meter weiter oben. Vater hatte wahrscheinlich keine Lust so weit abzuklettern und wählte die Sprung-Variante (ich staunte nicht schelcht), die wahrscheinlich schnellste Variante. Wer weder das eine noch das andere machen will kann auch von einem Schlingenbüschel am Pfeilerkopf abseilen.
auf dem 1. Pfeilerkopf
abklettern...
...oder Sprung
Drei herrliche Seillängen (IV+) führen in bestem Fels steil nach oben auf den 2. Pfeilerkopf.
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
Der 2. Spreizschritt ist wesentlich leichter und erfordert keine große Aktionen. Stand direkt im engen Spalt. Die Seillänge aus dem Spalt heraus ist dann die schwerste Seillänge der Schleierkante (V+ oder IV A0). Direkt aus dem Spalt heraus folgen die schwersten Meter (einige Haken).
Schlüsselseillänge (V+ oder IV A0)
Blick zum Stand hinterm 2. Kantenpfeiler
Es folgt noch eine lange IIIer Seilänge entlang einem recht steilen Riss und eine weitere ganz leichte Seillänge bis aufs Gipfeldach. Von dort noch einge Meter Gehgelände bis zum höchsten Punkt der Cima della Madonna (2733 m). Nach 3h 50 min Kletterzeit sind wir oben. Die Madonnastatue am Gipfel hat leider schon einiges mit gemacht.
die steile IIIer Seillänge
am Ende der letzten Seillänge
am Gipfel
Blick zum Sass Maor
Der Abstieg ist mit roten Punkten und Steinmännern ganz gut zu finden. Allerdings erfordert das Erreichen des ersten Abseilringes im Winkelrkamin einiges an klettern. Zumindestens ohne Seil recht exponiert. Es wären aber auch einige Bohrhaken in der Gegend. Während ich die Wandklettervariante auf der rechten Seite bevorzugt, kletterte Vater einfach den Kamin ab. Da kommt eben die alte Schule des Wilden Kaiser durch...
Erst horizontal im Kamin...
...dann vertikal im Kamin zum ersten Abseilring
Von der Scharte zwischen Sass Maor und Cima della Madonna durch die Rinne nach rechts (mehrere leichte Abkletterstellen) und noch 1-2 mal abseilen und man steht fast schon auf dem Wanderweg. In weiteren 5 min ist das Rifugio Velo della Madonna (2358 m) wieder erreicht. Gegen 12:15 Uhr ist die Hütte erreicht und wir können gerade den Moment fotografieren als ein Kletterer den 2. Spreizschritt macht.
Im Abstieg
Im Abstieg
Von der Hütte geht es für uns, um wieder zum Auto bei Fosne zurück zu kommen, nicht den üblichen Abstieg nach Zivertaghe, sonder über den Sentiero Camillo Depaoli hinab. Landschaftlich sehr schön. Leider beginnt danach aber schon wieder die Heimfahrt...
unterwegs am Sentiero Camillo Depaoli
Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Topo auf
www.bergsteigen.at
Karte:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000
Viele Grüße
Rudolf und Tobias
Das sich dieser legendäre Ruf auch in den Begehungszahlen wiederspiegelt versteht sich leider fast schon von selbst. Doch die bei solchen Modetouren ansonsten üblichen Speck-Ansammlungen sucht man vergeblich. Wie auf wundersame Weise ist der Fels noch rau und nicht wirklich abgegriffen. Wahrscheinlich ist das verschwenderische Griffangebot so groß und Madonna hat ihren schützenden Schleier über den Fels gelegt.
Sass Maor (links im Nebel) und Cima della Madonna
Cima della Madonna – Schleierkante
Unser Vater-Sohn Dolomitentrip führte uns nach der
Castiglioni-Detassis am Neuner
noch am Abend in die Pala. Am nächsten Tag wählten wir als Hüttenzustieg zum Rifugio Velo della Madonna (2358 m) den eher unüblichen und längeren, aber wesentlich interessanteren Zustieg von Fosne über den Sentiero del Cacciatore und die Cima d Stanga (2550 m). Die schöne und freundlich betriebene Hütte war recht voll. Bis auf eine Seilschaft (Sass Maor - Solleder) wollten alle Seilschaften am nächsten Tag an die Schleierkante. Oh Gott soviele Leute in der Route: da hilft nur eins, früh raus und schnell sein.
Cima della Madonna – Schleierkante und Rif.Velo
Cima della Madonna – Schleierkante
Sonnenuntergang vor der Hütte
Gesagt getan, um 06:30 Uhr noch bevor es Frühstück für alle gibt verlassen wir die Hütte. Lediglich die Jungs vom Sass Maor sind schon längst unterwegs. 20 min später ist man am Einstieg und das Vergnügen kann beginnen. Im unteren Teil gibt es viele Möglichkeiten. Auf diesen ersten 120-150m bis zum ersten steilen Kantenaufschwung kann man fast überall klettern. Sanduhren gibt es in großen Mengen, der Fels ist bestens und die Schwierigkeiten sehr gering (III). Einige Sanduhren sind sogar als Standplätze eingerichtet.
Im unteren Teil – bester Palafels
Im unteren Teil
Sanduhrenstände
Der Originalweg der Erstbegeher (Gunter Langes und E. Merlet 19. Juli 1920) führt nicht direkt über den ersten Kantenpfeiler sondern rechts vorbei und durch einen Körperriss in die kleinen Scharte hinter dem ersten Kantenpfeiler. Der heute üblichere Weg führt in genialer Kletterei über den herrlich strukturierten plattigen Pfeiler (V). Achtung Seilzug: Wer es in einer Seillänge klettert hängt am besten gar nicht alle Haken ein, oder verlängert sie massiv. Stand ist wenige Meter unter dem Pfeilerkopf. Beeindruckende Blicke zu den Felsburgen beim Rifugio Pradidali, allen voran natürlich die Cima Canali.
Der 1. Kantenpfeiler
geniale Kletterei (V) am 1. Kantenpfeiler
Cima Canali
Schleierkante – weiterer Verlauf
Nun kommt der erste Spreizschritt mit mehreren Möglichkeiten den Spalt zu überwinden. Ich wählte den klassischen Weg und kletterte vom Pfeilerkopf solange ab bis man durch einen weiten Schritt die andere Seite erreicht. Standplatz ist wieder einige Meter weiter oben. Vater hatte wahrscheinlich keine Lust so weit abzuklettern und wählte die Sprung-Variante (ich staunte nicht schelcht), die wahrscheinlich schnellste Variante. Wer weder das eine noch das andere machen will kann auch von einem Schlingenbüschel am Pfeilerkopf abseilen.
auf dem 1. Pfeilerkopf
abklettern...
...oder Sprung
Drei herrliche Seillängen (IV+) führen in bestem Fels steil nach oben auf den 2. Pfeilerkopf.
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
bester Palafels – auf dem Weg zum 2. Pfeilerkopf
Der 2. Spreizschritt ist wesentlich leichter und erfordert keine große Aktionen. Stand direkt im engen Spalt. Die Seillänge aus dem Spalt heraus ist dann die schwerste Seillänge der Schleierkante (V+ oder IV A0). Direkt aus dem Spalt heraus folgen die schwersten Meter (einige Haken).
Schlüsselseillänge (V+ oder IV A0)
Blick zum Stand hinterm 2. Kantenpfeiler
Es folgt noch eine lange IIIer Seilänge entlang einem recht steilen Riss und eine weitere ganz leichte Seillänge bis aufs Gipfeldach. Von dort noch einge Meter Gehgelände bis zum höchsten Punkt der Cima della Madonna (2733 m). Nach 3h 50 min Kletterzeit sind wir oben. Die Madonnastatue am Gipfel hat leider schon einiges mit gemacht.
die steile IIIer Seillänge
am Ende der letzten Seillänge
am Gipfel
Blick zum Sass Maor
Der Abstieg ist mit roten Punkten und Steinmännern ganz gut zu finden. Allerdings erfordert das Erreichen des ersten Abseilringes im Winkelrkamin einiges an klettern. Zumindestens ohne Seil recht exponiert. Es wären aber auch einige Bohrhaken in der Gegend. Während ich die Wandklettervariante auf der rechten Seite bevorzugt, kletterte Vater einfach den Kamin ab. Da kommt eben die alte Schule des Wilden Kaiser durch...
Erst horizontal im Kamin...
...dann vertikal im Kamin zum ersten Abseilring
Von der Scharte zwischen Sass Maor und Cima della Madonna durch die Rinne nach rechts (mehrere leichte Abkletterstellen) und noch 1-2 mal abseilen und man steht fast schon auf dem Wanderweg. In weiteren 5 min ist das Rifugio Velo della Madonna (2358 m) wieder erreicht. Gegen 12:15 Uhr ist die Hütte erreicht und wir können gerade den Moment fotografieren als ein Kletterer den 2. Spreizschritt macht.
Im Abstieg
Im Abstieg
Von der Hütte geht es für uns, um wieder zum Auto bei Fosne zurück zu kommen, nicht den üblichen Abstieg nach Zivertaghe, sonder über den Sentiero Camillo Depaoli hinab. Landschaftlich sehr schön. Leider beginnt danach aber schon wieder die Heimfahrt...
unterwegs am Sentiero Camillo Depaoli
Kletterführer / Topos:
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Topo auf
www.bergsteigen.at
Karte:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000
Viele Grüße
Rudolf und Tobias