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  Gr. Bockmattliturm - Direkte Nordwand (VII-, 400 Hm, 11 SL), Glarner Alpen 03.10.12
Geschrieben von: Tobias - 10.10.2012, 21:12 - Forum: Schweiz - Antworten (2)

„Die beiden Bockmattlitürme über dem Wägitaler See stellen die Hauptkulisse im beliebtesten Klettergarten der Züricher Bergsteiger. Eine gute Fahrstunde von der weltberühmten Züricher Bahnhofstraße mit ihren ausgezeichneten Konditoreien und ihren pikfeinen Läden entfernt, hängen überm kleinen See bei Innerthal riesige Felsplatten am Himmel. Das sind die Nordwände mit ihren verlockenden Verschneidungen und Rißfolgen. Am Schwierigkeitsgrad gibt es nichts zu deuteln: V+, A1 in der Direkten Nordwand ist absolut legitim, und die 400 m Wandhöhe stimmen ebenfalls.“

„…Von da an träumt der kletternde Bewohner der kleinen Schweizer Weltstadt vom Bockmattli: Er sieht die Wände vom Seeufer aus, sitzt im „Bellevue“, schmeckt unter Lampionen Gelati und Mädchenlächeln – und denkt an schweren extremen Fels“


aus: Walter Pause - im extremen Fels. (einfach immer wieder amüsant was der Walter vor 40 Jahren so alles geschrieben hat)

Auch wenn wir nicht aus Zürich kommen und dort Gelati und Mädchenlächeln genossen haben, lockten uns trotzdem die steilen Felsplatten und der grandioser Kalkfels des Bockmattli. Von ein paar Freunden und Bekannten hab ich doch auch immer wieder vom tollen Fels und der wunderschönen Landschaft am Bockmattli gehört und nun war es endlich soweit dort selbst mal Hand anzulegen. Ich wurde nicht enttäuscht. Schon die Landschaft im ruhigen Wägital und dem malerisch gelegenen Wägitaler See ist einfach toll. Nun ist zwar Anfang Oktober nicht gerade die prädestinierteste Zeit für eine Nordwand, insgesamt ging es aber von den Temperaturen her sehr gut, zumal der Bockmattli mit einer Meereshöhe von gerademal 1932 m auch nicht gerade zum Hochgebirge zählt.

Die plaisirmäßige Absicherungssituation dieses alten Klassikers von Max Niedermann mit zahllosen Bohrhaken fast schon im Sportkletterabstand (in den schweren Stellen) ist in meinen Augen in so einer Tour absolut überzogen und würde in anderen Klettergebieten der Alpen sicher nicht akzeptiert werden. (Siehe hierzu mein Statement im Anhang)



    Gr. Bockmattliturm - Direkte Nordwand
    im Zustieg
    der Wägitaler See am Morgen

Mit dem Auto geht es durchs Wägital nach Innerthal (906 m) am Wägitaler See und noch ein gutes Stückchen hinter den Ort dem See entlang bis zu wenigen Parkplätzen in einer markanten Rechtskurve mit Materialseilbahn (P. 921 m). Der Aufstieg zum Bockmattli-Kletterhüttchen (1501 m) ist nun angeschrieben, erfolgt über sanftes Almgelände vorbei am Schwarzenegghof und dauert eine knappe Stunde. Man hat immer tolle Blicke auf den schöngelegenen Wägitaler See und gegen Ende beindrucken einen die steilen Plattenwände des Bockmattli. Es ist Mittwoch und wir haben unseren „Tag der Deutschen Einheit“, in der Schweiz dagegen ist ganz normaler Wochentag. So ist erstens das tolle und super gelegene Kletterhüttli nicht bewartet und zweitens sollten wir den ganzen Tag über keinem einzigen Menschen begegnen. Am Kletterhüttli machen wir uns kletterfertig und deponieren zwei von drei Rucksäcken und starten rüber zur Wand. Der Wandfuß ist in ca. 5 min erreicht.

    Bockmattli Kletterhüttli
    in 5 min zum Wandfuß

Durch steileres Gras und wahrscheinlich meist feucht und schmierig geht es auf einem Pfad mit deutlichen Trittspuren über den Wandvorbau. Nach einer waagrechten Querung geht es in leichtem Klettergelände (II), welches natürlich auch eingebohrt ist, diagonal nach links oben in einen Kessel in der Westschlucht.

    im steileren Gras des Wandvorbau
    Grasabsatz bevor das kurze II er Gelände beginnt
    im leichten II er Gelände

Vom Kessel geht es endlich richtig los. Es folgt die etwas originelle 1. SL (V+, 30 m) in welcher zunächst nach links oben zu einem fixierten HMS gequert wird an welchem man sich gegenseitig zum unterhalb liegenden Stand ablässt. Danach ausbinden und Seil wieder abziehen. Gleich zu Beginn der Seillänge liegt die V+ Stelle welche im 1-2 m Abstand eingebohrt ist und bei uns etwas nass war. Der Standplatz könnte auch etwas weiter unten waagrecht querend angeklettert werden (Anscheinend 6+, ein paar Bohrhaken).

    1. SL (V+, 30 m) – die V+ Stelle gleich zu Beginn
    1. SL (V+, 30 m) – am fixierten HMS
    1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand
    1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand

Nach dieser originellen 1. SL (V+, 30 m) folgen zwei grasig Gemüseseillängen (III-IV) nach links querend. Das leichte Gelände hat allerdings den Vorteil das man die Blicke etwas in die Landschaft und vor allem nach oben in die direkt über einem gelegenen Plattenschüsse des Megaklassiker „Supertramp“ von Martin Scheel aus den 80ern, schweifen zulassen Beeindruckend. Hier ein Link zu einem Begehungsbericht von Marcel Dettling der wieder zurücksanierten (!!!)
„Supertramp“
. Hier noch der Link zur
„Renaturierung der Supertramp“
. In meinen Augen eine saubere Sache! Die Versetzung in den äußerst anspruchsvollen Originalzustand hat zwar z.B. für mich die Konsequenz dass ich mich derzeit definitiv nicht trauen würde da im Vorstieg einzusteigen, denn Klettern im 8. oder gar oberen 8. Grad ist eben bei äußerst anspruchsvoller Absicherung nicht meine Baustelle. Bei super Absicherung würde es vieleicht anders aussehen. Aber das ist doch eigentlich ganz einfach: Wenn ich es eben nicht im Kreuz habe die Supertramp so wie sie ist zu klettern, hab ich da im Vorstieg auch nichts verloren.

    im leichten Gelände der 2. SL (IV, 45 m)
    Blick nach oben in die Plattenschüsse der „Supertramp“
    Blick in die Plattenschüsse der „Supertramp“ (ja die Platten hinterm Clemens !!!)
    Blick auf Wägitaler (links) und Züri See (rechts)

Mit der 4. und 5. Seillänge welche sich zusammenfassen lassen (V+, 60 m) beginnen die steilen und genialen Seillängen der Nordwand. Gleichzeitig mit der Steilheit beginnt aber auch die viel zu große Zahl an Bohrhaken. Über die Firma Rocksports habe ich zum Testen das neuartige und innovative Klemmgerät „Gipsy“ von Kong erhalten und habe es ein paar Mal zum Test eingesetzt, auch wenn es ansonsten sicher nicht nötig gewesen wäre.

    5. SL (V+) – tolle steiler Risskamin
    5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz
    5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz

Mit der 6. SL (VII-, 40 m) und 7. SL (VI+, 30 m) folgen nun die Schlüsselseillängen der „Direkten Nordwand“. Geniale und sehr steile Kletterei durch die gekippte große Verschneidung. Nachdem ich den eher etwas grasigen unteren Teil vorgestiegen bin wechseln wir nun, Clemens darf vorsteigen und ich muss den Rucksack nehmen ;-( . Im sehr guten Topo aus dem SAC-Führer steht hier noch VI+ für die 6. SL. Allgemein dürfte sich aber durchgesetzt haben, dass dies freigeklettert mit VI+ nicht mehr viel zutun hat, und die VII- aus anderen Publikationen schon eher hinhaut.

    6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
    6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
    6. SL (VII-, 40 m) – Nina in der Schlüsselseillänge
    7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
    7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
    7. SL (VI+?, 30 m) – Ninas in der zweiten schweren Länge
    7. SL (VI+?, 30 m) – Blick auf die Querung unterm Dach
    7. SL (VI+?, 30 m) – schwerste Stelle – nach der Dachquerung

Die 8. SL (V+, 45 m) und 9. SL (V, 45 m) bieten weiterhin steile aber wahnsinnig strukturierte Seillängen im besten und bombenfesten Bockmattlifels.

    8. SL (V+, 45 m)
    9. SL (V, 45 m)

Wir wechseln noch mal den Vorstieg und Nina steigt die letzten zwei, weiterhin tollen Seillängen bis zum Gipfel vor. Leider hat es inzwischen etwas zugezogen und wir stecken zeitweise im dichten Nebel. Insbesondere die 11. und letzte Seillänge bringt noch eine tolle und steile Verschneidung. Nach 4 h 45 min Kletterzeit steigen wir am Gipfel des Großen Bockmattliturm (1835 m) aus.

    10. SL (V, 45 m)
    10. SL (V, 45 m) – Nina am Stand
   
    11. SL (V+, 45 m) – Nina in der tollen Verschneidung
    Am Gipfel des Großen Bockmattliturm
    tolle Einblicke in die Geologie

Nun folgt noch der keinesfalls zu Unterschätzende Abstieg vom Großen Bockmattliturm rüber zum Bockmattli Hautmassiv. Zu mindestens wenn man alle zu überwindenden Türme frei Auf und Abklettert befindet man sich permanent in ausgesetztem Absturzgelände. Was dem gestandenen Alpinkletterer allerdings keine Probleme machen sollte. Dem Plaisirkletterer dagegen schon, womit sich meines Erachtens die Katze etwas in den Schwanz beißt.

    Blick auf das nicht zu unterschätzende Gelände im Abstieg vom Gr. Bockmattliturm
    Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
    Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
    Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
    Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
    Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm

Auf der anderen Seite angekommen sind wir noch schnell rauf auf den Hauptgipfel des Bockmattli (1932 m) und dann über die ebene Bockmattliwiese und den Bockmattlipass (heißt hier eigentlich alles Bockmattli ;-) ) durch die Groß Chälen zurück zum Bockmattli-Kletterhüttli und unseren Rucksäcken. Wenig später sind wir wieder beim Auto und springen noch kurz in den schon durchaus etwas kühlen Wägitaler See. Ein toller Klettertag geht zu Ende ...

    Bockmattli Hauptgipfel
    Bockmattliwiese
    Kleiner Bockmattliturm
    Abendstimmung überm Wägitaler See


Großer Bockmattliturm (1835 m) – Direkte Nordwand:
- EB: Max Niedermann und Peter Diener 16.09.1956
- Schwierigkeit: VII- und VI + je eine Seillänge, sonst recht anhaltend V+ und V. Zu Beginn und am Ende leichter
- Felsqualität: Grandioser rauer, äußerst griffiger und fester Kalkfels. Auch in den leichten teils grasigen Passagen erstaunlich guter Fels.
- Absicherung: plaisirmäßig eingerichtete Route! Cams und Keile haben wir nicht benötigt.
- Wandhöhe: 400 hm
- Kletterzeit: 5-8 h


Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen (einige davon lang)
- 3-4 Bandschlingen
- evtl. ein paar Cams
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

SAC Kletterführer Bockmattli, Brügglerkette, Amden
1.Auflage 1992
Thomas Götz und Michael Wyser
(Topo zu finden bei chmoser.ch unter
http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tou...TourId=155
)

Plaisir Ost
Edition Filidor
Jürg von Känel

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1153, Klöntal


Viele Grüße
Clemens, Nina und Tobias






Ein fast schon trauriges Kapitel (nicht nur) in der Schweiz ist die plaisirifizierung vieler alter großer Klassiker. Muss es denn sein das Touren dieser Art mit zahllosen Bohrhaken eingerichtet sind wie eine x-beliebige Plaisirtour??? Wieso wird hier nicht unterschieden zwischen modernen Klettertouren und alten Klassikern? Beide Stile haben in meinen Augen ihre völlige Berechtigung und sollten auch nebeneinander existieren dürfen ohne dass der eine dem anderen angepasst wird. Es geht ja auch niemand her und haut in einer neuen Plaisirtour die Bohrhaken raus, schlägt ein paar Normalhaken und sagt, dass kann ja noch zusätzlich mobil abgesichert werden.

In der Direkten Nordwand am Gr. Bockmattli Turm stecken auf jeden Fall soviele Bohrhaken, dass man keinen einzigen Normalhaken einhängen und keinerlei mobile Sicherungsgeräte legen muss. Noch dazu würden die tollen Risse und Felsstrukturen am Bockmattli bereitwillig Cams und Keile aufnehmen. Als ich letztes Jahr die
Alte Südwand am Zuestoll
geklettert bin war es genau so. Dieser alte Klassiker in den Churfirsten wurde bereits in den 90ern sanft saniert. Doch anscheinend reichte dass noch nicht aus und es wurde im
Jahre 2010 nochmals massiv nachsaniert
. Wieso müssen denn diese Touren für die Sportkletterei zugänglich gemacht werden und ich Frage mich wo diese Tour noch als ernsthafte alpine Klettertour begehbar sein soll. (siehe Link zum Statement der Sanierer)??? Gerade am Zuestoll gibt es doch genügend wunderschöne andere Sportklettertouren. Der klassische Charakter der Alten Süd (Routenführung und Klettergelände) passt irgendwie nicht mehr ganz zu dieser sportklettermäßigen Absicherung.

Mich würde ja schon mal Interessieren was die altehrwürdigen Schweizer Extrembergsteiger und Erstbegeher solcher Touren, die Jungs vom Schweizer Extremclub KCA (Kletterclub Alpstein), wie Max Niedermann, Seth Abderhalden, Franz Anderrüthi, Peter Diner, Paul Etter, Wisi Fleischmann, Hans Frommenwiler zu diesen Eingriffen in ihre großen Meisterwerke sagen oder gesagt hätten wenn sie noch am Leben wären? Zum Glück gibt es ja aber auch positive andere Beispiele, wie den Seth-Abderhalden-Gedenkweg im Rätikon. Diese Tour wurde von Beat Kammerlander auch saniert, allerdings eben standesgemäß mit Normalhaken. Auch in der Südwandverschneidung am 2. Kreuzberg ist ein klassischer Charakter noch deutlich zu spüren. Trotz einem Bohrhaken pro Stand und 2-3 Borhhaken pro Seillänge. Der Rest der Absicherung erfolgt dort an Normalhaken und halt mit Cams und Keilen.

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  Piz Cengalo – NW-Pfeiler „Gaiser-Lehmann“ (V+, V+ obl., 1050 m), Bergell 24.08.12
Geschrieben von: Tobias - 08.10.2012, 19:12 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

„...da steht der Cengalopfeiler zwischen der Bügeleisenkante der Gmelli und der Nordkante des Piz Badile als dritte Granitschneide. Das Bild ist so abweisend wie anziehend. Niemand hat vor zwei Menschengenerationen an die Möglichkeit gedacht diese gewaltigen Urweltkeile zu ersteigen“

„Als die Badener Fred Gaiser und Berthel Lehmann den Pfeiler erstmals begingen, kämpften dicht gegenüber Ricardo Cassin und Kameraden um die große Badilewand – wobei zwei Italiener sterben mussten.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Der Cengalopfeiler ist eine der ganz großen Klettertouren im Bergell, mit diversen alpinen Finessen. Der Alpine-Allrounder ist hier gefragt. Gletscher, Randkluft, nasser, sandiger und brüchiger Fels im unteren Teil, grandiose Kletterei am eigentlichen Pfeilerrücken und ein nicht endender Abstieg zurück auf die Nordseite gilt es zu bewältigen. Rein technisch zwar einen ganzen Grad leichter als die
„Cassin“ in der Piz Badile Nordostwand
, welche wir am Vortag geklettert sind, doch was den Gesamtanspruch anbelangt muss die „Gaiser-Lehmann“ als deutlich höher eingestuft werden.

    Piz Cengalo (3370 m) – NW-Pfeiler „Gaiser-Lehmann“
    Piz Cengalo (3370 m) – NW-Pfeiler „Gaiser-Lehmann“
    der Cengalogletscher, gesehen am Vortag

Da wir nach der
„Cassin“
am Vortag über die Badile-Nordkante abgeseilt haben, und relativ zeitig wieder zurück auf der Sasc Furä Hütte waren konnten wir unsere Akkus wieder aufladen. Leider war die Wettervorhersage für den nächsten Tag noch schlechter als für den Cassin-Tag: Regenwahrscheinlichkeit schon am Vormittag. Nach einigen Überlegungen wollten wir die Sache aber trotzdem angehen und einfach versuchen so früh wie möglich auf dem Gipfel des Cengalo zu sein, um wenn möglich nicht auf dem Pfeiler nass zu werden. Insgesamt hatten wir ein gutes Gefühl was die Verhältnisse am Pfeiler und die Steinschlag-Verhältnisse im ersten Teil anbelangt. Während der
„Cassin“
hatten wir ja die Möglichkeit die ganze Sache zu beobachten und es war nahezu den ganzen Tag alles ruhig drüben im Bereich des Cengalo NW-Pfeilers. Also wird es wohl einen Tag später auch nicht viel schlechter sein. Außerdem sah der Gletscherzustieg auch nicht ganz unmöglich aus, auch wenn sie auf der Hütte meinten es ginge wohl nicht mehr.
Etwas anders sah es natürlich auf der Cengalo NO-Seite aus. Der riesige, nicht nur durch die Alpinpresse gegangene,
Bergsturz am Cengalo
zum Jahreswechsel 2011/2012 welcher nahezu das ganze hinterste Bondascatal verwüstet hat und die wohl Touren in diesem Bereich zerstört hat ist erstens deutlich zu sehen und zweitens sind seine Folgen in Form von nachfolgendem Steinschlag ständig zu hören. Nicht nur der Weg zwischen Sasc Furä und Sciora Hütte ist derzeit offiziell gesperrt auch von einer Begehung der Bügeleisenkante wurde dringenst abgeraten, wegen erheblicher Steinschlaggefahr im Einsteigsbereich. Anscheinend wird überlegt den Einstieg dieser häufig begangenen Tour zu verlegen.

    frühmorgens am Beginn des Cengalogletscher

Wie schon am Vortag hat es in der Nacht wieder massiv geregnet. Gegen 04:30 marschieren wir los, Über das Viäl geht es zu den Resten des Cengalogletscher, welchen wir gegen 06:00 Uhr noch im stockfinsteren erreichen. Das Wetter zeigte sich auch noch eher beleidigt und schickte schon am frühen morgen kleine Gewitterzellen mit etwas Donner und Blitz. Zum Glück ist aber alles schön nach Westen in Richtung Sciora-Hütte abgezogen. Der Gletscher war natürlich um diese Jahreszeit (Ende August) schon deutlich zerrissen und der Weg bestand aus einigem Auf und Ab.

    auf dem Cengalogletscher, den Pfeiler in Sicht
    auf dem Cengalogletscher
    auf dem Cengalogletscher

Das eigentliche Problem sollte aber die Randkluft sein. Nahezu auf der ganzen zum losklettern in Frage kommenden Wandbreite, klaffte eine gewaltige Kluft von 20-30 m tiefe und 10 m breite zwischen Gletscher und Fels. So wäre es nahezu unmöglich gewesen, die angenehmen Startpunkte drüben am Fels zu erreichen. Die alleinige Möglichkeit ohne Abseilaktionen rüber zu kommen Bestand aus einer einzigen kleinen, etwas fragwürdigen Schneebrücke etwas weiter oben Richtung Couloir. Soweit so gut, dies hatte aber den kleinen Nachteil, auf der Schneebrücke stehend das Schuhwerk wechseln und gleich im obersten V. Grad, über nasse Platte etwas heikel wegklettern zu müssen. Eine andere Möglichkeit gab es aber eben nicht. Kurz vor 07:00 Uhr klettern wir los.

    auf der einzig vorhandenen Schneebrücke
    heikler Start im Fels
    heikler Start im Fels

Dem Ruf von unangenehmem Gelände im unteren Teil wird der Cengalopfeiler leider total gerecht. Über sandige, brüchige, moosige, grasdurchsetzte und in unserem Falle noch total nasse Felspassagen geht es zunächst eher planlos empor. So recht zuordnen zu einer Beschreibung oder dem Topoguide-Topo können wir das Gelände noch nicht. Wir müssen zunächst dem Gefühl folgen. Nach einigen Rampen folgt der Teil mit nahezu Gehgelände (120 m II-III) und dem „brüchigen Aufschwung“. Von da an sollte die Routenfindung mit etwas Gefühl und Erfahrung in solchem Gelände keine Probleme mehr darstellen. Alle weiteren Angaben zu den Seillängen beziehen sich auf das gute Topoguide Topo:

    auf einer der nach rechts ziehenden Rampen
    Sch...gelände im unteren Teil
    Sch...gelände im unteren Teil – 5. SL (IV-, 50 m) - brüchiger Aufschwung

Nun können wir auch endlich etwas Tempo aufnehmen und am langen Seil klettern. Denn das Wetter hatte sich zwar, nach einigen Regentropfen in den ersten Seillängen, etwas gebessert, doch so ganz koscher war es noch langer nicht. Florian rennt durch die Seillängen 5-7 bis auf die markante große geneigte Platte.

    Am Stand auf der markanten großen geneigten Platte

Vom Stand auf der markanten großen geneigten Platte unbedingt nach links um die Kante in die folgende steile und anstrengende Verschneidung klettern.

    9. SL (V+, 45 m) – Florian am Ausstieg der steilen Verschneidung.

Es lief nun sehr gut und die Seillängen am langen Seil ließen sich zügig abspulen. Die Schwierigkeiten sind nie anhaltend und Kletterei ist richtig toll:

    10. SL (V-, 45 m) – toller Hangelriss
    13. und 14. SL (V- und V+) – sichelförmige Rissverschneidung
    14. SL (V+) – Florian an der vorstehenden Felsplatte
   
    15. bis 17. Seillänge
    geniale Kletterei am markanten plattigen Pfeilerrücken
    geniale Kletterei am markanten plattigen Pfeilerrücken
    geniale Kletterei am markanten plattigen Pfeilerrücken

Irgendwann haben wir nicht mehr versucht das Topo genau zu verfolgen, denn es gibt am markanten plattigen Pfeilerrücken des Cengalopfeiler mehrere Möglichkeiten mit wahrscheinlich ähnlichen Schwierigkeiten. Wenn Nebel und Wolken es zu ließen gab es beeindruckende Blicke in die Piz Badile NO-Wand.

    Piz Badile NO-Wand.
    die tolle Kletterei geht weiter
    die tolle Kletterei geht weiter
   
   
   
   
   

Nach gut 5 h 45 min Kletterzeit haben wir kurz vor 13:00 Uhr das leichte Gelände oberhalb eines letzten Steilaufschwunges erreicht und stehen bald auf dem Geröllband welches nach rechts zum Gipfel und zum Abstieg leitet. Bis zum Gipfel zieht es sich aber nochmal fast 30 min hin. Das Gipfelbuch ist leider nur noch ein feuchter Papierkneuel. Das Wetter hat bisher erfreulicherweise gehalten und es ist zu mindestens trocken geblieben, auch wenn wir nicht allzu viel gesehen haben.

    am Ende der Schwierigkeiten
    am Ende der Schwierigkeiten
    Aufstieg zum Gipfel
    am Gipfel des Piz Cengalo (3370 m)
    am Gipfel des Piz Cengalo (3370 m)
    am Gipfel des Piz Cengalo (3370 m)

Vom ehemaligen großen Firnfeld unterhalb des Gipfels ist inzwischen auch nicht mehr viel übrig geblieben. Der Abstieg vom Piz Cengalo (3370 m) über den Normalweg ist relativ einfach und auch gut zu finden, da ausreichend mit Steinmännern markiert. Lediglich um die richtige Scharte „Colle Cengalo“ zu finden, welche den richtigen Weiterweg nach Süden vermittelt, ist etwas Aufmerksamkeit angesagt. Der richtige Colle liegt etwas versteckt hinter einem Turm (Ketten).

    die letzten Reste des ehemaligen großen Firnfeldes unterhalb des Gipfels
    im Abstieg kurz vor dem „Colle Cengalo“, zwischen Badile und Cengalo

Da es erst früher Nachmittag war, haben wir uns noch für den Ewigkeitsmarsch zurück zur Sasc Furä Hütte entscheiden. Zur Gianettihütte sind wir erst gar nicht ganz abgestiegen, sondern sind gleich hinter dem Dente della Vecchia durch und danach hinauf zum Passo Porcellizzo. Vom angeblich landschaftlich so schönen Weg haben wir leider nicht allzu viel gesehen und es verkommt zum monotonen Marsch, bei dem wir irgendwann auf den „Gleichgültigkeitsmodus“ umschalten müssen.

    hinterm Dente della Vecchia ging es durch
    Piz Cengalo (3370 m)
    Piz Badile (3305 m)
    im Aufstieg zum Passo Porcellizzo (2961 m)
    Corderagletscher zwischen Passo Porcellizzo und Trubinasca
    Latsch...Latsch
    Bivacco Pedroni
    Latsch...Latsch
    unterhalb des Passo Trubinasca (2701 m)
    noch ist die Sasc Furä weit, weit weg

Kurz nach 19:00 Uhr waren wir wieder auf der Hütte und die äußerst nette Hüttenwirtin konnte es nicht recht glauben und versorgte uns gleichmal mit Kuchen.

    14,5 h nach dem Aufbruch wieder an der Sasc Furä Hütte

Die Sasc Furä Hütte (1904 m) war inzwischen aufgrund des Wetters nahezu völlig leer. Lediglich zwei ältere Herren mit ihren Frauen saßen in der Hütte. Das Besondere an der Sache: Die zwei Deutschen feierten ihr „50 jähriges Cassin-Jubiläum“. Unter etwas dramatischen Umständen mit Steinschlagverletzungen und Biwak sind sie im August 1962 die „Cassin“ am Piz Badile geklettert. Die Hüttenwirtin hatte extra einen Kuchen gebacken. Voller Stolz haben sie uns einige Bilder von damals gezeigt und es war für sie das Größte, mit uns, zwei junge Bergsteiger in ihrem damaligen Alter zu treffen, die am Vortag die Cassin geklettert sind. Die Einladung zu Kuchen, Essen und Wein konnten wir natürlich nicht ablehnen und so machten wir uns erst gegen 20:30 Uhr an den weiteren Abstieg, mit inzwischen brennenden Fußsohlen, nach Laret zum Parkplatz (ca. 1300 m) im Val Bondasca. Die Heimfahrt noch in der selben Nacht zog sich gefühlt ewig in die Länge, mit viel Cola und einigen Fahrerwechseln war die Heimat nach einem fast 24 stündigem Schindertag irgendwann mitten in der Nacht erreicht.

    zurück am Auto in Laret gegen 21:30 Uhr

Piz Cengalo (3370 m) – NW-Pfeiler „Gaiser-Lehmann“:
- EB: Fred Gaiser und Berthel Lehmann 15.07.1937
- Schwierigkeit: V+ (mehrere Passagen), vielfach V- und V, teilweise auch leichter
- Felsqualität: unterer Teil: Brüchig, sandig, grasig, nass. Alles eher von der unangenehmen Sorte
oberer Teil: nahezu überall grandioser Bergellgranit. Geniale Kletterei an Schuppen und Rissen.
- Absicherung: Im unteren Teil, nahezu kein fixes Material vorhanden. Danach zumindest die meisten Standplätze eingerichtete. Zwischensicherung an wenigen Normalhaken. Mit Cams und Keilen aber problemlos und überall zusätzlich absicherbar.
- Pfeilerlänge: ca. 1050 m
- Kletterzeit: 6-8 h


Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8-10 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Nicht als Granit
1.Auflage 2007
Mario Sertori, Guido Lisignoli
(so ein Topo überhaupt abzudrucken gleicht ja fast schon an Papierverschwendung!)
Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann man diesen Führer, bis auf die guten Wandbilder, total vergessen. Will jetzt ja hier keine Vorurteile loswerden, aber DASS ist leider ein typischer Italiener-Führer!

Gebietsführer Bergell
Bergverlag Rother
Paul Nigg

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1296, Sciora


Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Torre Trieste - Carlesso (VI A2, VIII-, 650 Hm, 800 m), Dolomiten 22.09.12
Geschrieben von: Tobias - 30.09.2012, 17:39 - Forum: Italien - Antworten (1)

„Der Torre Trieste, ein Pfeiler, der die klassische Gestalt eines Dolomitengipfels hat, lehnt sich an die gigantische Zitadelle der nördlichen Civetta-Gruppe ... es gibt wenige abschreckendere Abbrüche als diese Wand.“

„In diesem Jahr war Carlesso und Sandri nach äußerst schwieriger Kletterei die Eroberung der Südwand gelungen ... Carlesso hatte die Angewohnheit, Haken in Risse zu dreschen, wo sie kaum zwei Zentimeter in den Fels eindringen konnten. Ich hatte dies bereits am ersten Haken bemerkt ...“

aus: Giusto Gervasutti – Bergfahrten. Anlässlich eines Versuches, mit Sturz von Gervasutti, an der Südostkante 1934


„Wer von Listolade zur Vazzolerhütte aufsteigt, kann beim ersten überwältigenden Anblick des Torre Trieste … nicht gleich fassen, daß ihn hier das „Allerletzte“ im schwersten Fels erwarten soll.“

„Die Carlesso blieb übrig, jeder Extreme träumt heute von ihr. Ihr Schwierigkeitsgrad VI A2 kommt in diesem Buche nur sechsmal vor. Unsere Südwand ist die längste: Das sagt genug ...Daß diese Führe, eiskalt sei es gesagt, die Schwierigkeiten am Cassinweg der Westlichen Zinne und die in der Marmolada-Südwestwand von Solda übersteigt, wurde lang bestritten. Der Streit dürfte sich unter den wenigen dazu berufenen Extremkletterern gelegt haben.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


„Torre Trieste – Carlesso“, einer der Inbegriffe großer klassischer extremer Dolomitenkletterei, und seid Generationen der Traum vieler Alpinisten und Kletterern. Steilstes Gelände vom Einstieg bis zum Gipfel, äußerst anhaltende Schwierigkeiten in anspruchsvollem Gelände, mindestens 22 Seillängen, Kletterzeit 8-11 Stunden, klassische alpine Absicherung und ein berühmt-berüchtigter Abstieg der wohl schon viele Seilschaften zum Notbiwak gezwungen hat verhelfen der „Carlesso“ zu ihrem Anspruch und ihrem enormen Nimbus. Das große Meisterwerk von Raffaele Carlesso und Bartolo Sandri aus dem Jahr 1934 !!! Insgesamt eine beeindruckende großartige Unternehmung die man nicht so schnell vergessen wird.

Natürlich hat die „Carlesso“ auch einen Platz in Walter Pauses „im extremen Fels“ und ist wohleines der Highlights dieses Buches, zu mindestens unter den reinen Felstouren.Im ersten Pause-Band ist die Tour gar mit dem legendären Schwierigkeitsgrad VI A3 bewertet, welcher dort nur wenigen Touren vergeben wurde, u.a. Hasse-Brandler, Schweizerführe und Scheideggwetterhorn. Im zweiten Pause-Band fand eine Umbewertung statt und die „Carlesso“ war nun VI A2, wovon es auch nur sechs Touren gibt. Lediglich die Zinnentouren Hasse-Brandler und Schweizerführebehielten ihr A3. Auf jeden Fall war sie Jahrzehntelang eine der hochgehandleten Touren wenn es um Diskussionen um das „Allerletzte“ an Schwierigkeiten in den Dolomiten ging. Natürlich stammen die Zitate und die Pause -Bewertungen aus einer anderen Zeit und über diverse Zitate (siehe oben) wird man heute sicher etwas schmunzeln müssen.

    Torre Trieste
    Torre Trieste - Carlesso

Nach der Arbeit machen wir uns am Freitagnachmittag mal wieder auf den Weg in die südlichen Dolomiten. Nach der Sass Maor Ostwand und der Agnerkante nun zum 3. Mal innerhalb von 4 Wochen. In der genialen Pizzeria/Bar/Pub „Dolomie“ kenne ich den Kellner schon und wir sind in der Versuchung dort bei Pizza und Bier zu verhocken, entsinnen uns dann aber doch wieder an das morgige große Ziel, und fahren schnell noch hoch bis zu den Parkplätzen am RifugioTrieste um in den Schlafsack zu kommen.

Um 03:55 Uhr klingelt unbarmherzig der Wecker und kurz vor halb fünf geht es los. Ungefähr eine Stunde über den breiten Fahrweg in Richtung Rifugio Vazzoler bis nach rechts der Weg 558 abzweigt. Der Weg führt zunächst weiter bergauf und direkt unter dem Vorbau des Torre Trieste durch. Direkt nach dem der Weg leicht bergab führt erreicht man ein markantes Bachbett. Dieses Bachbett wird zunächst orografisch rechts, dann links auf Trittspuren angestiegen bis links das markante Einstiegsband in die Wand hinaus führt. Während des Zustieg war es die ganze Zeit nebelig und natürlich noch stock finster, so haben wir das Band nicht erkennen können und sind etwas zu hoch gestiegen. Also haben wir erstmal etwas abgewartet bis es etwas heller wurde und der Nebel etwas den Blick freigab. Wenig später war alles klar und es geht auf dem Band hinaus in die Wand, vorbei an zwei guten Biwakplätzen bis zum Einstieg.

    auf dem Einstiegsband geht es hinaus in die steile Wand

Alle weiteren Angaben zu Seillängen und Schwierigkeiten in diesem Bericht beziehen sich auf das gute Topo von Frank Nebbe aus dem Internet:

Die ersten beiden Seillänge führen über leicht geneigt, nicht übersicherte Platten. Insgesamt deutlich rechts halten.

    1. SL (IV, 30 m)
    2. SL (IV+, 20 m)

Mit der 3. und 4. SL geht es dann gleichmal richtig zur Sache, es geht hinein ins steile Gemäuer und man weiß gleichmal woher der Wind in den nächsten Stunden wehen wird. Mehrere Varianten möglich, Standplatz und Hakencaos in diesem Bereich. Die A1 Querung in der 4. SL muss aber zwingend erreicht und gefunden werden. Der die ganze Zeit vorhandene Nebel erleichterte die Orientierung auch nicht gerade.

    3. SL (V A1, 15 m)
    4. SL (VI A1, 30 m)
    4. SL (VI A1, 30 m)
    4. SL (VI A1, 30 m)

Über undurchsichtiges Gelände geht es in der 5. SL (V-, 50 m) relative gerade hoch bis markante sperrende Dächer den Weiterweg sperren. Es folgt eine zwar leichte aber nicht ganz ungefährliche Quergangsseillänge 6. SL (IV+, 40 m)auf einem brüchigen schuttbedeckten schmalen Band. Lediglich ein Haken auf 40 m Quergang und was zusätzliches unterzubringen ist bei dem Bruch auch nicht wirklich möglich. Stand am Ende der Seillänge an einem windigen Normalhaken!Da hilft nur: „Jochen ich hab nen schlechten Stand“

    5. SL (V-, 50 m)
    Jochen am Stand nach der 5. SL (V-, 50 m)
    6. SL (IV+, 40 m) – sehr exponiertes und nicht wirklich absicherbares Band
    6. SL (IV+, 40 m) – sehr exponiertes und nicht wirklich absicherbares Band


Vom super Stand am unteren Band zunächst aufs obere Band (Haken und Cam) und über einen kurzen Wulst drüber. Anschließend mal kurz etwas leichteres Gelände und die 7. und 8. SL können zusammengefasst werden. Vor dem 1. großen Latschenband am Torre Trieste muss nochmal richtig geklettert werden. Die 9. SL (V A1, 40 m) führt zunächst über bläuliche Platte unter einen Überhang und dann über ihn hinweg. (Leider keine Bilder von dieser Länge). Danach steht man auf dem 1. Band welches theoretisch eine Fluchtmöglichkeit nach rechts rüber zum Abstieg darstellt. Endlich haben wir auch die Nebelsuppe unter uns gelassen und die Stimmung über dem Nebel war genial.

    7. SL
    gleich auf dem 1. Band der Südwand
    Torre Venezia

Auf dem Band geht es ca. 60 m im Gehgelände nach links bis zum nächsten Stand. Es folgen zwischen 1. und 2. Band mit der 11. und 12. Seillänge zwei tolle Seillängen im steilen Gemäuer mit schönen Kletterpassagen:

    11. SL (V A0, 40 m)
    durchgerosteter Haken
    Edelweiß gibt es viele
    Jochen am Stand vor der 12. SL
    12. SL (VI+ oder V+ A1, 45 m) – herrliche Seillänge
    12. SL (VI+ oder V+ A1, 45 m) – herrliche Seillänge
    12. SL (VI+ oder V+ A1, 45 m) – herrliche Seillänge

Auf dem 2. Band angekommen gäbe es wieder die Möglichkeit nach rechts aus der Wand zu queren. Dies ist die letzte Fluchtmöglichkeit und jeder sollte sich vor dem weiterklettern überlegen ob er noch die absolut notwendigen Reserven für die folgenden schweren elf Seillängen hat. Hier ist gerademal Halbzeit!!! Auf dem Band geht es wieder ca. 60 m nach links, eine Stelle abkletternd, bis zu einem bequemen Standplatz mit super Biwakmöglichkeit. Mit der langen und anspruchsvollen 14. SL (VI- A0, 45 m) wird gleich mal deutlich dass es im oberen Teil nochmal richtig zur Sache geht. Mit den Kräften haushalten, denn in der nächsten Länge kommt die berühmt-berüchtigte „Carlesso-Platte“.

    14. SL (VI- A0, 45 m)
    14. SL (VI- A0, 45 m)

Nun folgt also die berühmt-berüchtigte „Carlesso-Platte“, die Schlüsselstelle am Torre Trieste. Schon viel habe ich über diese heiklen Meter gehört und gelesen. Entsprechend respektvoll starte ich in diese 15. SL. Über die genaue Bewertung gibt es ungefähr soviele Angaben wie Beschreibungen. VI A2 ist die klassische Bewertung aus dem Pause-Buch und vom AV-Führer. Freigeklettert soll diese legendäre Schlüsselstelle anscheinend VIII- sein. Wobei ich von extrem starken Kletterern gehört habe, dass es mit VIII- nicht (mehr) viel zu tun hat. Anscheinend hat es an dieser Stelle in den letzten Jahren einen Griffausbruch gegeben. Sollten hier Haken fehlen durchaus A3. Derzeit hängen zwar, an was auch immer, allerhand Schnüre, Drähte und Schlingen herum. Trotzdem ist es schon einfach schwer und man kann es kaum glauben wie dieser Raffaele Carlesso im Jahre 1934 hier drüber gekommen ist. Ein scheinbar schon ein Weilchen herausgerissene Haken begrüßt einen derzeit übrigens gleich zu Beginn (siehe Bild), und lehrt einen vielleicht auch technisch eher sanft zu klettern.Nach den technischen Metern folgt aufgrund eines fehlenden Hakens, noch eine anspruchsvolle plattige Freikletterstelle (ca. VII-) nach rechts hin zum Stand in der Nische.

    15. SL (VI A2, oder VIII-, 15 m) – Blick auf die ganze Seillänge
    15. SL (VI A2, oder VIII-, 15 m) – die eigentliche „Carlesso-Platte“
    „Carlesso-Platte“ – der derzeitige Begrüßungshaken
    „Carlesso-Platte“
    am Stand nach der „Carlesso-Platte“
    Jochen kurz nach der „Carlesso-Platte“

Nach dieser Schlüsselseillänge ist es aber noch lange nicht gelaufen. Es folgen drei steile und schöne aber trotzdem einfach auch sehr anstrengende Seillängen. Insbesondere der luftige Hangelquergang an fast schon Verdon ähnlichem Fels lässt das Kletterherz höher schlagen.

    16. SL (VI-, 35 m)
    17. SL (V A0, 20 m) – Verdon lässt Grüßen
    17. SL (V A0, 20 m) – Verdon lässt Grüßen
    17. SL (V A0, 20 m) – toller Hangelquergang
    Torre Venezia, Cima del Bancon mit ihrer berühmten Ostwand und der Torre di Babele (v.l.n.r.)
    18. SL (V+, 50 m)

Es folgen ca. 70-80 m Meter leichteres Gelände (II bis IV-) bis auf einen Pfeilerkopf unterhalb der markanten Ausstiegsverschneidungen und somit endlich mal eine Passage zum etwas „erholen“, auch moralisch. Wir entscheiden uns für den heute üblicheren Direktausstieg aus dem Jahr 1956, erstbegangen von keinem geringeren wie Dieter Hasse. Also ca. zwei Jahre vor seiner wohl berühmtesten Erstbegehung an der Großen Zinne zusammen mit Lothar Brandler, Jörg Lehne und Sigi Löw.
Im diesem Ausstieg muss nochmal richtig geklettert werden und insbesondere die zweite Seillänge erfordert an zwei Überhängen etwas Kraftreserven. Bis zum letzten Meter bleibt es schwer.

    20. SL (V A0, 30 m) – erste Seillänge im Direktausstieg
    21. SL (VI- A0, 30 m) – zweite Seillänge im Direktausstieg
    21. SL (VI- A0, 30 m) – zweite Seillänge im Direktausstieg
    21. SL (VI-, 50 m) –am Beginn der dritten Seillänge im Direktausstieg
    21. SL (VI-, 50 m) –am Ende der dritten Seillänge im Direktausstieg

Gegen 17 Uhr nach rund 10 h anstrengender Kletterzeit stehen wir überglücklich über diesen Megaklassiker auf dem Gipfel des Torre Trieste. Wir haben den ganzen Berg für uns allein, denn ansonsten war keine einzige Seilschaft am Berg, und das bei dieser Wolkenstimmung … einfach genial …

    Am Gipfel des Torre Trieste
    Am Gipfel des Torre Trieste
    Am Gipfel des Torre Trieste

Der berühmt-berüchtigte Abstieg vom Torre Trieste hat den Ruf, einer der anspruchsvollsten der ganzen Civetta zu sein und hat wohl schon viele Seilschaften zum Notbiwak gezwungen. Als wir vom Gipfel aufbrechen haben wir noch ca. 2,5 h Tageslicht und sind guter Dinge noch vor der Dunkelheit wenigsten den anspruchsvollsten Teil hinter uns zu bringen. Soweit so gut, wir kommen auch mit den im Info-Teil erwähnten Abstiegsbeschreibungen von Ivo Rabanser und Markus Stadler sehr gut voran. Es folgen das Fixseil, der große Klemmblock, der Cozzi-Kamin, die Scharte zwischen Torre Trieste und Cima Busazza. Von dort folgen mehrere Abseilstellen (Beschreibungen genau beachten) bis auf das zweite Band welches von der Südwand herauszieht.

    Fixseil unterhalb des Gipfels
    nicht mehr lang dann waren wir im Nebel

Was uns aber ab dem „2. Band“ zunächst einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht hat war der immer dichter werdende Nebel. Ungefähr ab der gleichen Stelle wie Markus Stadler den richtigen Abstieg verloren hat, sind auch wir orientierungslos in den Schluchten und Rinnen des Torre Trieste. Wir seilen noch in die orografisch linke Schlucht ab doch ab dann weiß ich bis heut nicht wo genau wir in der Folge runter sind und auch die Rabanser-Beschreidung ist wertlos geworden wenn man nicht weiß wo man eigentlich ist. Durch den zunächst einsetzenden Nebel hat sich das Tempo deutlich verlangsamt und wenig später kam auch noch die Dunkelheit. In der Schlucht sind wir weiter abgestiegen bis uns eine Art Steinmann nach links hinaus auf einen Sporn geleitete hat. Das abklettern wurde immer schwerer und brüchiger und durch Zufall klettern wir plötzlich an einen alten Abseilstand an zwei Normalhaken. Noch selten so froh über zwei alte Rostgurken gewesen. In der Folge ging es durch eine tiefe eingeschnittene Schlucht an ca. 4 Abseilstellen an Klemmblöcken und Normalhaken hinab. Zu allem Übel hat sich einmal auch noch das Seilverklemmt und es geht keinen Meter vor oder zurück. Wir knobeln. Schere schlägt Blatt. Jochen trifft es und er muss volle 40 m hochprusiken!!

    einer der Abseilstände in irgendeiner Schlucht
    40 m zusätzliche Trainingseinheit / Prusikeinlage

Danach haben wir es aber geschafft und die große Blockrinne welche hinunter zum Einstiegsband und zum dort deponierten Rucksack führt ist erreicht. Gegen 22:15 Uhr erreichen wir wieder den Wanderweg 558 und steigen noch rüber zum Rifugio Vazzoler wo wir gegen 23:00 Uhr, also ca. 19 h nachdem morgendlichen Aufstehen am Auto ankommen. Der Wirt war sogar noch wach und wir haben was zu Trinken bekommen. Er hatte uns mit dem Fernglas tagsüber beobachtete, denn allzu häufig wird die „Carlesso“ am Torre Trieste heutzutage nicht mehr begangen.

    Erleichterung - der Wanderweg 558 ist erreicht
    um 23:00 Uhr nach 19 h auf den Füßen am Rifugio Vazzoler

Zunächst hatten wir ja geplant am nächsten Tag noch ne Tour im Umfeld des Rifugio Vazzoler zu machen. Am nächsten morgen haben wir diesen Plan aber schnell ad acta gelegt, haben noch zwei Stunden geschlafen und sind danach direkt zum Auto beim Rifugio Trieste abgestiegen. Ein großartiges Abendteuer ist zu Ende und wie zum Abschied ragt im Abstieg plötzlich, fast schon mystisch, der gewaltige Torre Trieste aus dem Nebel heraus.

   
   



Torre Trieste (2458 m) -Südwand „Carlesso“:
- EB: Raffaele Carlesso und Bartolo Sandri 07. und 08.081934
- Schwierigkeit: Über die genaue Bewertung gibt es ungefähr soviele Angaben wie Beschreibungen. VI A2 ist die klassische Bewertung aus dem Pause-Buch und vom AV-Führer. Insgesamt sehr anhaltend anspruchsvolles dolomitenmäßiges V+ und VI- Gelände mit vielen A0 und A1 Stellen.Freigeklettert soll die legendäre Schlüsselstelle der „Carlesso-Platte“ anscheinend VIII- sein. Wobei ich von extrem starken Kletterern gehört habe, dass es mit VIII- nicht (mehr) viel zu hat. Anscheinend hat es an dieser Stelle in den letzten Jahren einen Griffausbruch gegeben. Sollten hier Haken fehlen durchaus A3.
- Felsqualität: Klassischer nicht immer zuverlässiger Dolomitenfels. Insgesamt aber deutlich ausgeputzt.
- Absicherung: Stände (bis auf wenige Ausnahmen) und die meisten Zwischensicherungen in einem passablen Zustand. Dennoch steckt natürlich schon auch allerhand alter Schrott herum. Mit Cams und Keilen lassen sich meistens zusätzlich gute Zwischensicherungen anbringen. Stände können mit Cams und Keilen nicht immer aufgebessert werden, was aber wie schon erwähnt derzeit auch nicht unbedingt nötig ist.
- Wandhöhe: 650m, Kletterlänge ca. 800 m
- Kletterzeit: 8-11 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 15 Exen (einige davon lang)
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und 5-6 Haken
- Leiter nicht nötig, Fifi dagegen ganz angenehm
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

Sehr gutes Topo von Frank Nebbe auf seiner Homepage:

http://frank-nebbe.de/topos/trieste_carlesso.pdf


Dolomiten vertikal, Band Süd (in den Seillängen vor dem 1. Band sehr ungenau, ansonsten gut)
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Dolomiten Civettagruppe
Andreas Kubin
1.Auflage 1981
Bergverlag Rudolf Rother

Weitere Topos und sehr gute Beschreibung zur Torre Trieste SO-Kante „Cassin“. Diese Beschreibungen sind für den Zustieg und insbesondere für den anspruchsvollen Abstieg sehr zu empfehlen. Außerdem auch für die gemeinsamen Seillängen am Beginn sehr gut zugebrauchen:

PDF auf der Homepage von Markus Stadler:

http://www.stadler-markus.de/files/alpin...cassin.htm


Dolomiten: Routen und Erlebnisse
1.deutsche Auflage 2007
Versante Sud
Ivo Rabanser, Orietta Bonaldo


AV-Karten:
Tabacco Karte Nr.15
Marmolada, Pelmo, Civetta, Moiazza
1:25000


Viele Grüße
Jochen und Tobias

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  Monte Agner - Nordkante "Agnerkante" (VI+, V+A0, 1600 Hm), Dolomiten 08.-09.09.12
Geschrieben von: Tobias - 24.09.2012, 19:28 - Forum: Italien - Keine Antworten

„…in der Civetta sieht man sie immer wieder, drüben im Süden, die beispiellos schlank auffahrende Nordkante des Monte Agner. 1600 Hm, schwierig vom Sockel weg, viele Verhauer ... Dies sei die Tour der extremen Gegensätze, eine der längsten Kletterführen der Alpen, aber der Gipfel sei nicht mal 3000 m hoch.“

„Unten, schon kletternd, gilt es den Kampf mit dem Latschendickicht, man denkt wütend an das fehlende Buschmesser. Wie praktisch wäre es!.“

„Die Dimensionen sind enorm. Immer wieder hat man sich „endgültig“ verhaut ... nach langer Zeit innerer Unruhe stellt man fest, daß man doch wieder auf der Führe ist, am besten man läßt sich vom Instinkt leiten ... Kommt man noch spät abends zur flachen Gipfelpyramide, so kann ,man in der beginnenden Nacht die Abbrände der Ölraffinerien bei Venedig entdecken.“

aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Die Touren am Monte Agner sind nachwievor eine der größten und längsten Bergfahrten in den Dolomiten sowie im gesamten Alpenraum. Auch wenn die reinen Kletterschwierigkeiten größtenteils im gemäßigten Bereich liegen, handelt es sich bei der „Agnerkante“ um eine anspruchsvolle Tour, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Die Tour erfordert ein gutes Gespür für die Routenwahl, Erfahrung, Durchhaltevermögen und alpine Allrounderqualitäten. Gras, Latschengelände, steile Schrofen sowie Gelände im III. Grad sollten auch zügig seilfrei geklettert werden können.

    Monte Agner - Nordkante „Agnerkante“

Wir hatten es bei äußerst stabilem Wetter von vornherein gemütlich mit Biwak geplant. Am ersten Tag klettern bis auf die 3. Kantenschulter, dort biwakieren und am zweiten Tag Gipfel, Abstieg und Heimfahrt. Gesagt getan:
Am Freitagnachmittag starten wir die lange Fahrt in die Südöstliche Pala. Über Predazzo, Moena, Passo Pellegrino nach Falcade und schließlich Richtung Süden nach Agordo / Taibon und von dort hoch nach Frassenè, wo wir bei der alten Sesselliftstation ein Fahrrad für den Rückweg deponieren. Anschließend wieder zurück nach Taibon und hinein ins malerische Valle di San Lucano. Ca. 800 Meter vor dem im Talschluss gelegenen kleinen Örtchen Col di Pra (843 m) ist links der Ausgangspunkt für die Touren am Monte Agner (deutliches Holzschild).

    Holzschild an der Straße

Auch mal schön vor so einer großen Tour gemütlich ausschlafen zu können und nicht wie sonst, den bisherigen Sommer über, mitten in der Nacht raus zu müssen um mit dem ersten Büchsenlicht am Einstieg zu stehen. Zwei weitere Seilschaften sind heute an der Agnerkante, aber mit der Taktik „Büchsenlicht“ und an einem Tag durch. Da wir erst gegen 8h 30 aufbrechen sind die beiden anderen Seilschaften weit weg und keiner behinderte den anderen. Eine Brücke über den Bach gleich nach dem Auto ist derzeit nicht existent, lediglich ein riesiges Metallrohr zeugt von einem früheren Übergang und so gibt es gleich mal eine morgendliche Kneippkur. Danach gibt es zwei Feldwege, man nehme den rechten und nach ca. 200 Metern kommt wieder ein schönes Holzschild mit der Beschriftung „Bivacco Cozzolino / Spigolo Nord“. Nun immer diesem Pfad und seinen Markierungen und Steinmännern folgen. Die markante Einschartung am Einstieg wird heute nicht mehr direkt über eine steile Rinne erreicht, sondern linksausweichend über einen Pfad mit Fixseilen im steilen Wald. Etwas 8-10 m links der Einschartung befindet sich die Einstiegsverschneidung (schwach roter Pfeil). Vom Auto etwa 1 Stunde.

    morgendliche Kneippkur
    die beeindruckenden 1600 Hm Fels des Monte Agner im Zustieg

Alle weiteren Angaben zu Seillängen und Schwierigkeiten in diesem Bericht beziehen sich auf das sehr gute „Topo“ von Topoguide. Wobei der Begriff Topo bei den Dimensionen dieser Tour anders definiert werden muss. Wie Topoguide selber schreibt, handelt es sich dabei eher um einen „Anhaltspunkt“, allerdings um einen sehr guten.
Die Einstiegsverschneidung ist grasig, leicht brüchig, meist nass und sicher nicht die angenehmste Seillänge der Tour. Aufgrund des vielen Gras und dem schrofigen Gelände mit vielen Grastritten empfiehlt es sich die Zustiegsschuhe für den gesamten untern Teil anzulassen. Wir haben die Kletterschuhe erst vor der ersten V+ Seillänge (13. SL) weit nach der 1. Kantenschulter angezogen. Die ersten vier Seillängen im Topo können locker zu zwei Seillängen (2x 50 m) zusammengefasst werden.

    meist nasse und grasige Einstiegsverschneidung
    meist nasse und grasige Einstiegsverschneidung
    Nina in den Latschen

Nach diesen ersten vier Seillängen folgt ca. 30 m Gehgelände bis an den Fuß einer markanten Verschneidung. Durch sie hinauf und gleich weiter am rechten Rand der folgenden zweiten Verschneidung bis zu guten Standmöglichkeiten an dicken Latschen. Ab hier kletterten wir dann seilfrei weiter. Es folgt vielfach Gehgelände mit kurzen aber steilen Kletterpassagen. Die Latschen werden auf der 1. Kantenschulter zwar sehr dicht aber es ist durchwegs eine gute Latschengasse mit deutlichen Wegspuren vorhanden. Am Ende der 1. Kantenschulter befinden sich an verschiedenen Stellen mehrere gute Biwakplätze.

    6. SL (IV, 50 m) - die zweite Verschneidung in dieser Seillänge
    nach den Verschneidungen geht es seilfrei weiter
    „durch diese hohle Gasse muss er kommen es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“ äh ich mein natürlich zur 1. Kantenschulter. Die abgesägten Äste sind deutlich zuerkennen
    Blick auf die weitere Kante, auch der Wandausbruch (weißer Fleck) ist deutlich zu erkennen
    im Bereich der 1. Kantenschulter
    Blick hinunter zum Bivacco Cozzolino

Vom Ende der 1. Kantenschulter gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder direkt an der Kante (sieht nach nicht ganz leichter Kletterei aus) oder wie in den meisten Beschreibungen zu lesen links deutlich leichter umgehend. Soweit so gut, eigentlich alles klar, wir klettern seilfrei weiter nach links hinaus. Vermutlich hat es aber auf der linken Seite innerhalb der letzten Jahre einen Wandausbruch (ca. 15x15 m) gegeben, der in Form eines großen weißen Fleckes schon von der Straße aus gut zusehen ist. Das Gelände unterhalb wurde wahrscheinlich durch den Ausbruch auch in Mitleidenschaft gezogen und so gilt es nun sehr unangenehmes brüchig, schuttiges Gelände zu beklettern.

    Linksquerung zu kaminartiger Rinne (roter Pfeil)
    sehr unangenehmes, brüchiges und schuttiges Gelände unterhalb des Wandausbruches

Irgendwann hab ich dann rechterhand einen alten Stand mit zwei Normalhaken gesehen, von welchem aus wir in zwei Seillängen bis zu einem markanten Steilaufschwung, der ersten V+ Seillänge (13. SL) geklettert sind. Kletterschuhe an und in einer Seillänge schön und steil in bestem Fels über den Aufschwung hinweg.

    13.SL (V+, 50 m) - markanter Aufschwung

Zustiegsschuhe wieder an, Seil wieder weg. Es folgen wieder Latschen und leichtes Klettergelände bis zur 2. Kantenschulter. Hier befinden sich zwei wunderschöne Biwakplätze bei einem markanten Felsturm, einer Lärche und einem schönen Alpenrosenfeld. Derzeit sogar mit einigen Isomatten ausgestattet (sieh Bild)!

    Latschenfeld vor der 2. Kantenschulter
    2. Kantenschulter
    wunderschöne Biwakplätze auf der 2. Kantenschulter
    wunderschöne Biwakplätze auf der 2. Kantenschulter

Von der 2. Kantenschulter weg erfolgt eine Querung nach rechts in den mittleren von drei markanten langen Risskaminreihen. Ab dem Beginn der mittleren Risskaminreihe kletterten wir wieder am Seil und mit Kletterschuhen. Steil aber schön geht es durch die Kamine und Risse um am Ende etwas originell unter einem Klemmblock wieder in leichteres Gelände durchzuschlüpfen.

    Blick in die mittlere und die rechte Risskaminreihe
    kurz vor dem Durchschlupf
    mittendrin im Durchschlupf

Es folgt eine leichte Seillänge bis an den Beginn eines wieder kompakten und steilen Kantenaufschwunges. In bestem Fels den Rissen folgen (Topoguide: „steile Risse rechts der Kante“) und am Ende der Seillänge etwas nach links um die Kante herum. Man sieht nun auch langsam das erste Mal richtig auf den obersten und schwersten Kantenaufschwung. Die zwei am frühen morgen eingestiegenen Seilschaften befinden sich gerade in den Schlüsselseillängen.

    20. SL (V+, 45 m)
    20. SL (V+, 45 m)
    zwei Seilschaften in den Schlüsselseillängen

Es folgen mehrere leichte Seillängen bis zu einem markanten Spalt in der Kante. Hier zwei Möglichkeiten: Entweder auf den Pfeiler vor dem Spalt klettern und an einer eingerichteten Abseilstelle abseilen und drüben wieder hochklettern, oder besser und viel schneller links unterhalb des Pfeilers in den Spalt hinein queren dort ca. 6 m abklettern und mit Spreizschritt auf die andere Seite und wieder hochklettern.

    24. SL (IV) – abklettern zum Spreizschritt
    Nina in den Seillängen kurz vor der 3. Kantenschulter

Nach dem Spreizschritt nochmals 2-3 Seillängen (auch seilfrei gut möglich) einen Pfeiler links umgehend bis zur 3. Kantenschulter. Auf der Westseite der Kante schön in der Abendsonne gelegen gibt es dann einen perfekten Biwakplatz. Gegen 18:30 Uhr nach ca. 9 h Kletterzeit erreichen wir diesen Biwakplatz auf der 3. Kantenschulter und somit unser heutiges Ziel. Der Biwakplatz ist sehr gemütlich eingeebnet und bietet für 3 zur Not auch 4 Personen Platz, derzeit ist hier eine dünne blaue Isomatte deponiert. Es kann problemlos ungesichert übernachtete werden. Ein weiterer Biwakplatz befindet sich auf dem Pfeilerkopf den man direkt vor der 3. Kantenschulter links umgangen hat.

    perfekter Biwakplatz an der 3. Kantenschulter
    Abendsonne pur
    etwas Denksport im Biwak kann ja auch nicht Schaden
    Abendstimmung über der Pala
    Gute Nacht im Hotel der tausend Sterne...

Mit Isomatten und Schlafsack eine traumhafte, sternenklare Biwaknacht - Hochgenuss an der Agnerkante!!! Mit Blicken zur Marmolada Südwand und in die südliche Civetta (Torre Trieste, Torre Venezia) wacht man auf. Gegen 08:00 Uhr wird es wieder ernst. Es folgen nun immerhin die schwersten Längen der ganzen Tour.

    Blick aus dem Schlafsack auf eine nicht ganz unbekannte Südwand
    der steilste und oberste Kantenaufschwung

Dieser letzte Kantenaufschwung wird deutlich rechts der eigentlichen Kante durch ein markantes System aus Rissen und Verschneidungen überwunden. Vom Biwakplatz zunächst gerade hoch und in einer weiteren Seillänge nach rechts in den Verschneidungsgrund queren. Ab hier gibt es nun auch für ein paar Seillängen wieder eingerichtete Standplätze und sogar Zwischensicherungen. In zwei steilen Verschneidungsseillängen (29. und 30 SL, IV+/V-) in bestem Fels geht es hinauf auf die Plattform eines markanten Pfeilers vor der Schlüsselseillänge.

    Querung nach rechts in den Verschneidungsgrund
    29. SL (IV+/V-) - tolle Verschneidungsseillänge
    302. SL (IV+/V-) - tolle Verschneidungsseillänge

Nun folgt also die Schlüsselseillänge der Agnerkante. Zwei Varianten sind hier möglich. Entweder gerade hoch und über schweres (VII) Plattengelände und mit Hilfe eines wilden Schlingenverhau nach rechts in den eigentlichen Riss. Besser dürfte aber die rechte Variante durch einen sehr steilen Riss sein, dies ist auch der logische Weg. Auch ein in den Fels gemeißelter Pfeil zeigt beim Standplatz nach rechts. Vom Stand auf der Plattform ein paar Meter abklettern bis zum Beginn des Risses. Äußerst steil und gefühlt sehr schwer (31. SL, VI+ oder V+ A0) geht es durch den Riss nach oben. Zur Würze gibt es noch zwei schöne Holzkeile, die schon beim Anblick rausfallen, sowie ein paar alte Rostkrücken. Da sind mir meine Cams, welche gut unterzubringen sind, schon deutlich sympathischer.

    Schlingenverhau in der linken Variante
    ein in den Fels gemeißelter Pfeil zeigt nach rechts
    31. SL (VI+ oder V+ A0) - am Beginn der Schlüsselseillänge
    31. SL (VI+ oder V+ A0) - Schlüsselseillänge
    31. SL (VI+ oder V+ A0) – Schlüsselseillänge, Blick von unten auf die netten Holzkeile

Die folgende 32. SL (V+) hat es noch mal an einer Stelle in sich, ansonsten folgen nun grandiose Seillängen in bestem Palafels. Steil, griffig, fest und Sanduhren ohne Ende. Es sind hier wieder mehrere Varianten möglich. Hi und da steckt auch ein Haken. Die Grobrichtung ist gerade hoch auf dem leichtesten Fels auf den nun schon sichtbaren Zackengrat zu, welcher den Ausstieg markiert. Ca. 80 Meter unterhalb des Zackengrates haben wir das Seil eingepackt und sind so hochgestiegen (III bis IV-). Der Fels ist einfach zu genial griffig.

    32. SL (V+)
    32. SL (V+)
    es folgen mehrere Seillängen in bestem Palafels
   
   
    ab hier wieder seilfrei

Vom Ausstieg am Zackengrat sind wir zunächst noch ca. 100m am Grat entlang hochgestiegen um dann einer einfachen Stelle in die Schlucht abzuklettern und auf der anderen Seite über leichtes Gelände (II-III ) die große Schuttterrasse zu erreichen. Von der Schuttterrasse entweder linkshaltend hoch zum Gipfel oder über die Schuttterrasse rüber zum Abstieg über den drahtseilversicherten Normalweg und somit zur Bivacco Biasin.

    abklettern vom Zackengrat in die Schlucht
    oberhalb der großen Schuttterrasse auf dem Weg zum Gipfel.

Nach insgesamt ca. 14 h Kletterzeit verteilt auf zwei Tage erreichen wir glücklich und zufrieden bei bestem Wetter den Gipfel des Monte Agner (2872 m). Was den Gesamterlebniswert betrifft sicher meine bisher schönste Dolomitentour. Herrliche Blicke in die umliegende Dolomitenwelt. Insbesondere hat man schöne Blick auf Moiazza und die südliche Civetta und ihrem berühmt berüchtigten Torre Trieste, mit dem ich zwei Wochen später in der „Carlesso“ ein großartiges aber abenteuerliches Rendezvous haben sollte.


    am Gipfel des Monte Agner
    am Gipfel des Monte Agner
    am Gipfel des Monte Agner
    die südliche Civetta

Über den drahtseilversicherten Normalweg ist bald die Scharte zwischen Monte Agner und Forc. del Pizzon und somit das Bivacco Biasin erreicht. Das Biwak hat einen sehr guten und ordentlichen Eindruck gemacht.

    Im Abstieg, hinten der Torre Armena
    Bivacco Biasin
    Bivacco Biasin

Der weitere Abstieg bis zum herrlich gelegenen Rifugio Scarpa (1748 m) zieht sich ganz schon in die Länge und führt über anstrengendes Gelände und durch eine riesige breite Schlucht. Auf die Nachfrage beim Hüttenwirt ob denn noch der alte Sessellift nach Frassenè zu benutzen ist erhalte ich nur ein müdes Lächeln. Ob dass jetzt an meinen spärlichen italienisch Künsten oder an der anscheinend so blöden Frag lag ;-)?
Wie auch immer so geht es eben weitere knapp 700 Hm zu Fuß hinab zum deponierten Fahrrad in Frassenè.

    Kurz vor dem Rifugio Scarpa
    Blick zum Monte Agner

Nun folgte noch der dritte Teil des Agner-Triathlons. Nach 1600 Hm Klettern, 1800 Hm Abstieg folgt nun noch der Rückweg mit dem Fahrrad zum Auto im Valle di San Lucano. Nina fährt derweil per Anhalter hinunter nach Taibon wo wir uns nach einiger Zeit wieder treffen.



Monte Agner (2872 m) - Nordkante „Agnerkante“ (VI+, V+A0, 1600 Hm)“:
- EB: Celso Gilberti und Oscar Soravito 29.08.1932
- Schwierigkeit: VI+, V+A0 (in einer Seillänge), V und V+ in ca. 9 weiteren Seillängen aber nie wirklich anhaltend, ansonsten überwiegend deutlich leichter und viel seilfrei Gelände. Die „Schwierigkeit“ ist in dieser Tour nicht am reinen Schwierigkeitsgrad festzumachen
- Felsqualität: insgesamt auf die Länge der Tour gesehen super Fels. Im unteren Teil zwar überwiegend Gras, Schrofen und Latschen aber nie wirklich unangenehm und Leuten die hier einsteigen sollte solches Gelände eh keinerlei Probleme bereiten. Lediglich auf 100 m direkt nach der ersten Kantenschulter brüchiges unangenehmes Gelände. Ansonsten guter, griffiger und fester Palafels. Insbesondere in den schweren Längen guter Fels.
- Absicherung: Insgesamt eher wenig Haken. Ca. 50-60 an der ganzen Kante! Ein Drittel davon bis zur 1. Kantenschulter (viele Rückzugsspuren). Der größte Teil auf den letzten 8-10 Seillängen (die schwersten Seillängen). Auf den 1000 Metern dazwischen sehr, sehr dünne! Insgesamt aber mit Cams, Keilen und Schlingen an Latschen und vielen Sanduhren sehr gut zusätzlich abzusichern.
- Kantenhöhe: ca. 1600 Hm, Kletterlänge min. 1900 m, ca. 40 SL plus hunderte Meter seilfrei Gelände
- Kletterzeit: 12-15 h


Anmerkungen zur Taktik / Sonstiges:
- eine schnelle Zweierseilschaft, die auch vielfach seilfrei Klettern kann, sollte an einem Tag bis zum Bivacco Biasin im Abstieg durchkommen.
- das Bivacco Cozzolino (Holzlager, ohne Matratzen) oberhalb des Einstiegs erscheint mir für die Nordkante nicht besonders sinnvoll. Vom Auto bis zum Einstieg dauert es gerademal eine gute Stunde und der gute Weg sollte aufgrund von vielen Markierungen (rot-weiß, später gelb) und Steinmännern auch im Dunkeln gut zu finden sein. Lediglich die ersten 10 min im Bereich vom Bach und den anschließenden Waldwegen evtl. am Vortag erkunden. Das Bivacco Cozzolino ist eher für die großen Nordwandtouren (Messner und Jori) sowie für die Touren am Spiz d´Agner nötig.
- bei allen taktischen Überlegungen sollte man nicht vergessen dass die schwersten Seillängen ganz am Schluss oberhalb der 3. Kantenschulter kommen und man bis dahin schon über 1200 m hinter sich hat.
- ein Rückzug dürfte aufgrund der enormen Dimensionen und der insgesamt sehr geringen Hakenanzahl wahrscheinlich nur bis zur 1. Kantenschulter möglich sein.
- durch die dichten Latschenfelder gibt es größtenteils sehr gute Hohlwege und man kann sich eigentlich nicht verlaufen. Den Spuren an vielen Latschen nach zu urteilen ist da in den letzten paar Jahren mal einer mit der Säge durch und hat fleißig gesägt.
- Direkt nach der ersten Kantenschulter hat es wohl einen Wandausbruch gegeben (großer weißer Fleck ist schon von der Straße aus zu sehen). Im eher unangenehmeren Gelände direkt darunter klettert man durch. Besser vielleicht von der 1. Kantenschulter direkt an der Gratkante bleiben, was aber schwerere Kletterei bedeutet.
- mehrere sehr gute Biwakplätze über die ganze Kante verteilt (siehe Übersichtsbild).
- im Sommer klettert man trotz der nordseitigen Ausrichtung den Großteil des Tages in der Sonne. Also entsprechend Getränke mitnehmen.
- die perfekten Biwakplätze an der 2. Kantenschulter sind derzeit (Stand September 2012) mit Isomatten ausgestattet. Am Biwakplatz an der 3. Kantenschulter (hier haben wir biwakiert) derzeit eine Isomatte.
- für den längeren Rückweg zurück zum Auto am Ausgangspunkt empfiehlt sich das Abstellen eines Fahrrades in Frassenè.
- der alte Sessellift vom Rifugio Scarpa nach Frassenè ist endgültig außer Betrieb (Stand September 2012).


unser zeitlicher Tagesverlauf: (gemütlich bei stabilstem Wetter und mit geplantem Biwak)
1. Tag – Start am Ausgangspunkt: 08:30 Uhr
1. Tag – Einstiegsverschneidung: 09:30 Uhr
1. Tag – Biwakplätze auf der 1. Kantenschulter: 12:30 Uhr
1. Tag – Biwakplätze bei Alpenrosenfeld (2. Kantenschulter): 15:00 Uhr
1. Tag – Durchschlupf am Ende der markanten Kaminreihe: 16:00 Uhr
1. Tag – Biwakplatz auf der 3. Kantenschulter : 18:30 Uhr

2. Tag – Kletterbeginn am Biwakplatz: 08:00 Uhr
2. Tag – Schlüsselseillänge: 09:30 Uhr
2. Tag – Ausstieg am Zackengrat: 12:30 Uhr
2. Tag – Am Gipfel: 13:15 Uhr
2. Tag – Bivacco Biasin: 14:00 Uhr
2. Tag – Rifugio Scarpa: 15:30 Uhr
2. Tag – Frassenè: 16:30 Uhr


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8 Bandschlingen
- Kevlarschlingen für die zahlreichen Sanduhren
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und 5-6 Haken
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Langes: Dolomiten-Kletterführer 1b
Sella-, Marmolata- und Palagruppe
7.Auflage 1974
Bergverlag Rudolf Rother


AV-Karten:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000


Viele Grüße
Nina und Tobias

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  Sass Maor - Solleder (VI+, 600 m), Dolomiten 28.08.12
Geschrieben von: Tobias - 13.09.2012, 22:31 - Forum: Italien - Keine Antworten

„Wir wussten wenig über diese Route, außer was wir in dem Bericht über die Zweitbegehung durch Brehm und Heckmaier gelesen hatten ... In diesem Bericht der Bayern war die Rede von Seillängen, die verwickelte Seiltaktiken verlangten, von abdrängenden grifflosen Platten, von Feinheiten in der Kunst des Kletterns, die nur durch fortgeschrittene Technik gemeistert werden konnten. Angesichts des Rufes dieser beiden berühmten Asse der Münchner Schule wurden wir sehr nachdenklich gestimmt.“

aus: Giusto Gervasutti – Bergfahrten. Anlässlich der 4. Begehung 1932


„Eine der größten Dolomitenwände war gefallen [1926]. Etwas vor ihrer Zeit, möchte man sagen. Lange Zeit war sie gefürchtet, ja vernachlässigt wegen des da und dort brüchigen Felsgesteins.“

„In halber Finsternis löste Solleder die entscheidenden Probleme: rechts heraus aus der Verschneidung, Umgehung des untersten Abbruchs durch zwei kühne Quergänge, dann unter dem Dach wieder in die Verschneidung zurück. Diese Umgehung im Halbdunkel bedeutete eine wahre klettertechnische Odyssee, sie bedeutete die verwegenste Schlüsselstelle ihrer Zeit – im Zeichen der Freikletterei “

„Mit brennender Laterne zwischen den Zähnen fiel die lange Kaminreihe in der Verschneidung, in vollkommener Finsternis quälten sich die beiden Männer die lange Rampe hinauf und erreichten den Gipfel. Hier wurde auf die armseligste Weise biwakiert und gefroren. Verschiedene Dinge, die heute ein Biwak zum bequemen Abenteuer machen, gab es damals noch nicht. Außerdem hätten Solleder und Kummer sicher kein Geld dafür gehabt.“

aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Die “Solleder” in der berühmt berüchtigten Ostwand des Sass Maor dürfte unter geschichtlichen und alpinistischen Gesichtspunkten zu den großen Dolomitentouren zählen. Nach dem bereits mehrere Größen der damaligen Zeit an den Schwierigkeiten gescheitert waren, kamen der Münchner Emil Solleder und der Rosenheimer Franz Kummer im Sommer 1926 an die umworbene Ostwand des Sass Maor. Die enormen Schwierigkeiten in der zentralen Verschneidung trieben Solleder zu den kühnen und ausgesetzten Quergängen, die das Herzstück der Tour darstellen. Mit dem drohenden Biwak im Nacken und der Laterne (!) zwischen den Zähnen erreichten sie den Gipfel. Wenn wir heute so in solch alten Touren klettern frage ich mich schon immer was waren das für wilde Typen???
Wie kommt dieser Emil Solleder mit dem Hanfseil um den Bauch auf die Idee nach rechts hinaus in vogelwildes und damals wahrscheinlich noch viel brüchigeres Gelände zusteigen. Irgendwo dort draußen im völlig unbekannten Gelände im obersten VI. Grad eine Seillänge senkrecht nach oben zusteigen und über zwei sehr exponierte Seillängen wieder in die zentrale Riesenverschneidung der Ostwand zurück zu klettern??? Einfach unvorstellbar und dass im Jahre 1926...

    Sass Maor – Ostwand
    Sass Maor – Ostwand „Solleder“, Routenverlauf im zentralen Wandbereich

Nachdem ich letztes Jahr mit meinem Vater die Schleierkante an der benachbarten Cima della Madonna gegangen bin war mir die Gegend schon etwas bekannt. Zumal wir damals vom Cant di Gal über den Sentiero del Cacciatore (Jägersteig) zum Refugio Velo della Madonna zugestiegen sind. Somit hatte ich Gelegenheit die Wand super einzusehen und den Zustieg zur „Banca Orba“, dem Grassattel am Beginn der Kletterei, zu erkunden. Von damals stammen auch die ersten drei Bilder dieses Eintrages. Prinzipiell gibt es zwei mögliche Ausgangspunkte die Ostwand anzugehen. Entweder vom Cant di Gal oder vom Refugio Velo della Madonna.

    Zustieg zur „Banca Orba“ (schwarzer Punkt) vom Sentiero del Cacciatore

Nach einer Kaltfront mit Schnee in den Hochlagen herrschte ein paar Tage später wieder bestes Hochdruckwetter und schon bei der Anfahrt über den Rollepass nach San Martino di Castrozza zeigte sich die Pala von ihrer besten Seite. Gegen 18 Uhr beginnen wir mit dem Aufstieg etwas oberhalb der Malga Zivertaghe (1375 m). Das kleiner aber sehr feine Refugio Velo della Madonna (2358 m) ist nach gut 1,5 h erreicht und wir bekommen noch was zum Essen. Sehr freundliche Hüttenwirtin mit Team!

    Sass Maor (links), Cima d. Madonna und Rif. Velo (roter Kreis) von Westen
    bald ist die Hütte erreicht
    Refugio Velo della Madonna (2358 m), links im Profil die Schleierkante
    Abendstimmung an der Hütte

Am nächsten morgen starten wir gegen 04:30 Uhr zusammen mit einer weitere Seilschaft, welche die Scalet-Biasin in der Sass Moar SO-Wand klettern wollte, von der Hütte auf. Zunächst gilt es die Cima Stanga (2550 m) zu überschreiten. Auf der anderen Seite zunächst dem Weg steil bergab folgen bis zu einer Weggabelung. Hier nach links auf den Sentiero del Cacciatore. Diese Abzweigung muss im Dunkeln zwingend gefunden werden. Nun dem Sentiero weiter bergab folgen in Richtung Sass Moar bis in das Kar des Boal die Pissòtti. Nun den Weg verlassen um den Beginn jener Rampe zu erreichen, die man rechts in den Felsen ansteigt (II-III) direkt bis zur grasigen Einsattelung „Banca Orba“. Siehe Zustiegsbild.

    Zustieg zur „Banca Orba“
    Zustieg zur „Banca Orba“
    Sonnenaufgang an der „Banca Orba“

Im Sattel der "Banca Orba" haben wir das Kletterzeug angelegt und es konnte losgehen. Die markante Einstiegsrampe, welche die ganze Ostwand durchzieht und bis an den Beginn der zentralen Riesenverschneidung führt haben wir noch seilfrei gemacht (4 Seillängen III bis IV+) und waren dadurch relativ flott unter der ersten V+ Verschneidung (siehe Topoguide Topo). Alle weiteren Angaben zu den Seillängen beziehen sich auf das sehr gute Topoguide Topo.

    Jochen an der „Banca Orba“
    Blick auf die Einstiegsrampe und die SO-Wand
    unterwegs auf der Einstiegsrampe
    unterwegs auf der Einstiegsrampe
    unterwegs auf der Einstiegsrampe
    der Blick auf die gelbe Riesenverschneidung wir langsam frei

Nun geht es mit Seil weiter. Die erste, kurze V+ Verschneidung und die folgende Seillänge mit kurzem Quergang nach rechts zum Stand geht gut in einem. Mit dem kurzen Quergang zum Stand hin verlässt man schon die markante Riesenverschneidung und die großen Meter des Emil Solleder beginnen. Über wildes steiles und nachwievor etwas brüchiges V+ Gelände klettert Jochen nach rechts hinaus in die gelbe Wand. Beeindruckende Seillänge.

    die große Quergangsseilänge nach rechts hinaus in die steile Wand
    die große Quergangsseilänge nach rechts hinaus in die steile Wand
    die große Quergangsseilänge, Jochen am Stand danach

Nun folgt die sehr steile Schlüsselseillänge VI+. Die Kletterei ist nicht leicht und die Absicherung eher sehr schlecht. Topoguide schreibt hier VI+ oder V+ AO. Wobei ich irgendwie keine A0 Haken sehen konnte. Insgesamt sehr wenige Haken in dieser Seillänge gefunden. Nach 8 m erreiche ich den von unten sichtbaren ersten Haken und freue mich auf ihn. Leider war die Öse schon halb durch und hatte einen Riss. Gut dann eben nicht. Wie schlagartig sich die moralische Stimmung von Vorfreude auf den Haken auf „Scheiße ich steh hier im brüchigen VI+ Gelände 8 m über dem Stand an zwei Normalhaken“ ändert ist auch interessant. Also ruhig bleiben und weiter klettern. Zum Glück passte wenig später ein super 1er Cam, den der Emil bestimmt nicht hatte! Der Solleder der wilde Hund. Ein markantes Dach wird rechts umgangen und die grobe Richtung leicht rechts aufwärts muss nach dem Dach beibehalten werden bis auf eine Art Band, dort guter Standplatz (Topoguide schriebt hier schlechter Stand, dass stimmt aber nicht [mehr]). Nach dem Dach hab ich fälschlicherweise an einem sehr guten Ringhaken und einer guten Cam Möglichkeit Zwischenstand gemacht. Immerhin konnte ich so Jochen sehr gut in der Schlüsselseillänge sehen.

    die Schlüsselseillänge VI+
    die Schlüsselseillänge VI+
    die Schlüsselseillänge VI+

Nach einer kurzen aber tollen und wieder sehr ausgesetzten Seillänge sind wir wieder beim eigentlichen Stand.

   
   

Nun folgt der dritte und vierte Streich von Emil Solleder. Zwei äußerst luftige und tolle Quergangsseillängen führen wieder nach links zurück in die zentrale Riesenverschneidung

    nun wieder nach links
    die halten sich gegenseitig ;-)
    zweite Seillänge nach links
   

Die Riesenverschneidung ist wieder erreicht und zu mindestens die Routenführung sollte nun keine größeren Probleme mehr darstellen. Es folgt eine der wenigen Passagen mit herrlichem grauem Palafels. Zwar sehr gering abgesicherte aber traumhafte Plattenseillänge! Die bei Lobo Eddition angegeben VI/VI+ Stelle kann ohne Probleme ein paar Meter weiter links umgangen werden.

    toller grauer Palafels
    toller grauer Palafels

Es folgen ganz klassische, steile Dolomiten-Ver-Seillängen in der Verschneidung bis es leicht rechts haltend zu einem Standplatz bei einem weißen Geröllabsatz geht.

    klassische steile Dolomitenseillängen
    klassische steile Dolomitenseillängen

Von diesem Geröllabsatz aus ist der markante Kamin mit Durchschlupf schon gut vorstellbar und Jochen macht sich ans Werk. Er lässt den nächsten Stand aus und steigt in den Kamin und klettert durch den Durchschlupf durch in einen Geröllkessel. In solchen Touren aus Zeitgründen ja eigentlich immer gut wenn man zwei Seillänge zusammenfasst. In diesem Fall ist es jedoch deutlich besser den Stand vor dem Durchschlupf auch zu benutzen. Beim klettern durch den Geröllkessel und durch das Seil lösen sich derartig viele Steine und treffen leider mehr oder weniger genau in den Bereich wo ich noch meinen Standplatz habe. Schwefel in der Luft und es kommen solche Steinsalven das ich meine Selbstsicherung auf 5 m verlängere und links an der Wand etwas Schutzsuche. Trotzdem trifft mich ein Brocken an der Schulter, zum Glück aber ohne größere Folgen. Wenn hier Seilschaften direkt hintereinander sind wird es echt gefährlich!!! Das kann ja heiter werden wenn ich da nachsteige und das Seil schön übers Geröll gezogen wird...

Fast schon glücklich bin ich darüber das sich das Seil im Durchschlupf dermaßen verhakt das Jochen nicht mehr einziehen kann. Also Prusik raus und weiter geht’s... etwas beschwerlicher vielleicht aber nicht ständig unter Beschuss. Der Durchschlupf ist so eng das mit Rucksack gar nix mehr geht. Neben dem Prusik Gedöns nun auch noch den Rucksack hinterherziehen. Aber gut man will ja nicht meckern ... nach etwas Schinderei hab ich mich und den Rucksack dann auch durchgequetscht und der Geröllkessel ist erreicht.

    Seillänge vor dem Durchschlupf
    nun geht es hinein in den Schlund
    Blick im Kamin auf den Durchschlupf und das verklemmte Seil
    der wollte auch nicht immer so wie ich wollte...

Vom Geröllkessel aus entscheiden wir uns für den Originalweg nach links über eine Rampe (III bis IV-). Wir klettern nun wieder seilfrei.

    die Rampe nach links
    in Bildmitte der Geröllkessel
    Kletterei am Ende der Rampe
    unterhalb des Gipfelgrat

Nach ca. 6,5 h Kletterzeit (ab Banca Orba) sind wir glücklich über diese Tour auf dem Gipfel des Sass Maor.

   
   
    Blick zur Cima Canali
    Blick zur Cima della Madonna

Mehr abkletternd wie abseilend geht es steil und nicht leicht zu finden hinab in die Scharte zwischen Sass Moar und Cima della Madonna. Ab der Scharte ist mir das Gelände wieder bekannt. Durch Schluchten geht es abkletternd und teils abseilen hinab. Vom Ende der Schlucht sind es noch 5 min zum nahegelegenen Rifugio Velo, wo wir gegen 15:30 Uhr wieder eintreffen.

    im Abstieg
    im Abstieg
    im Abstieg
    im Abstieg, kurz vor der Hütte

Nach ausgiebiger Rast steigen wir zum Auto ab und machen uns noch an die lange Heimfahrt. Irgendwann um 01.00 Uhr kurz vor dem Brenner geht einfach nix mehr und wir schlafen eineinhalb Stunden im Auto bevor es wieder weiter geht. Gegen 05:00 Uhr sind wir dann bei Jochen in Ulm.



Sass Maor (2812 m) - O-Wand „Solleder“:
- EB: Emil Solleder und Franz Kummer 02.09.1926 !!!
- 2. Begehung: Anderl Heckmair und Hans Brehm 11.08.1930 (2 Monate Dolomiten-Sommer mit dem Fahrrad)
- 3. Begehung: Raffaele Carlesso und Caserta 1932
- 4. Begehung: Giusto Gervasutti und Gabriele Boccalatte im Herbst 1932
- Schwierigkeit: VI+ (in einer Seillänge), ansonsten anhaltend V und V+ in anspruchsvollem Gelände
- Felsqualität: Klassischer nicht immer zuverlässiger Dolomitenfels, nur ganz selten ist der berühmte geniale „Pala-Fels“ wie etwa an der benachbarten Schleierkante anzutreffen. Insgesamt aber dennoch nicht so schlecht wie in der Literatur beschrieben, habe es mir zu mindestens deutlich schlimmer vorgestellt.
- Absicherung: Stände nicht so schlecht und unbequem wie bei Topoguide beschrieben. Teilweise waren auch neuere Haken an den Ständen vorhanden. Ansonsten natürlich schon allerhand alter Schrott. Mit Cams und Keilen lässt sich aber schon vieles verbessern. Habe mir die Absicherung dramatischer vorgestellt.
- Wandhöhe: ca. 1000 m, abzüglich Vorbau verbleiben immer noch 600 m
- Kletterzeit: 6-8 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und 5-6 Haken
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Dolomiten vertikal, Band Süd
2.Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

Langes: Dolomiten-Kletterführer 1 b
Sella-, Marmolata- und Palagruppe
7.Auflage 1974
Bergverlag Rudolf Rother



AV-Karten:
Tabacco Karte Nr.22
Pala di San Martino
1:25000


Viele Grüße
Jochen und Tobias

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  Große Zinne, Hasse-Brandler (8+ od. 6 A3)
Geschrieben von: Zwerggäuer - 11.09.2012, 22:32 - Forum: Italien - Keine Antworten

Spontan hatte ich mal 2 Tage Zeit privat zu Klettern, das muß natürlich genutzt werden. Seit Axel und Frank vor 4 Jahren die Hasse Brandler Führe in den Nordabstürzen der Großen Zinne gemacht haben, suche ich auch immer ein Zeitfenster das mir eine Begehung der Tour ermöglicht. Jedoch die Bergführerausbildung beschränkt einen Zeitlich einfach sehr. Aber am 11.09. soll es so weit sein, spontan kann ich Simon als Seilpartner gewinnen.

Am Sellapass klettern wir uns in der Abramkante ein, ich muß mich erst wieder an das steile Dolomitengemäuer gewöhnen, auch was, eigentlich muß ich an das Klettern allgemein wieder gewöhnen nachdem Eis und Schnee die letzten Monate mein Bergsein bestimmt haben.

Wir wechseln dann nachts rüber an den Zinnenparkplatz, der tolle Trick einfach spät dran zu sein hilft gar nix mehr, da auch in Südtirol die Modernheit Einzug hält und die Mautstation voll Automatisch ist. Die Schranke steht nicht mehr einfach offen ... 27€ für diesen Feldweg, die haben ja den Ar... offen!

Um 7 Uhr geht's los am Zinnenparkplatz. Außer uns noch gefühlt 200 Andere. Na, wird vielleicht gemütlich voll in der Nordwand.

   

Das erste mal seit langem wieder in die Nordflucht geschaut. Da wollen wir hoch? Gibts das auch flacher? ... Nicht? ... Na dann hilfts halt ned. Ich weiß zwar dass ich nicht gut vorbereitet bin, vertraue aber auf meine alpine Trickkiste.

   

Also auf zur steilen Spielwiese. Verstehe nicht warum so viele von der anderen Seite zusteigen, hier ist voll die Autobahn.

   

Zum Warmklettern mal ein recht giftiger 5er, zu allem Überfluß auch schlecht abzusichern...jeppie a je Schweinebacke!

   

Nach ganz kurzen Orientierungsschwierigkeiten geht es schön Abwechselnd nach oben, jeder von uns ist begeistert von der unerwartet schönen Kletterei. Da wir nur 2 Seilschaften in der Hasse sind, frägt man sich wo die Anderen gefühlten 200 sind.

   

Ah da sind die Anderen ... die Perlenkette der Comici, steineschmeißende Wutbürger sämtlicher Nationen, da braucht man kein Fernsehen mehr
Smile
.

   

A bissel was zum Legen haben wir schon dabei wobei man das im unteren Teil nicht so dringend braucht.

   

Schaut oft schwerer aus wie es dann ist, aber auch die untern Längen bis 7+ pumpen gewaltig. Ist nicht alles flach was steil aussieht!

   

Da der Simon den Foto hat, gibt's ausnahmsweise mal ein Bild von dem berühmten Quergang zurück. Auch eindrücklich.

   

So, schluss mit lustig jetzt wirds richtig steil. Keine Frage das ist wohl das Eindrücklichste was ich an Ausgesetztheit bisher erlebt habe ... geil
Smile
.

   

Leider sind die Dächer watschelnass, so werden nicht viele Meter gemacht ohne die Haken und diverses anderes Irgendwas mit dem Körpergewicht zu testen.

   

Bewegungsstudie im Dach ... ja wo isser den der nächschte Hakl?

   

Volkssportart im großen Dach...rumhängen...ich müsst grad lügen wenn ich behaupten würd dass des ned anstrengend wär.

   

Naja, Simon holt mich schnell von dem unbequemen Stand weg. Gott sei dank! Die Tour ist übrigens eine gute Entscheidungshilfe wenn man sich frägt ob der 7 Jahre alte Klettergurt ausgetauscht gehört.

   

Hurga Hurga, langsam gibt's beginnende Krämpfe in den Oberarmen. Aber hier magst freiwillig nimmer abseilen. Gehen tut's sicher, easy ist's sicher ned.

   

Vom blöd Schauen wird die Wand auch ned flacher ... aber auch ned steiler
Smile
.

   

So des Gröbste wär geschafft dachten wir, nur noch a paar 5er hoch spazieren. Naja ich bin glücklicherweise von Frank und Ax ihren Berichten gewarnt.

   

Der 6er war nochmal sauschwer, danach wird's halt klassisch. Aber den kurzen Moment Sonne genießen wir trotzdem.

Ich darf die schöne feuchte Kaminsau machen...schaut auch schlimmer aus als es ist. Alte Regel, bei Moos lässt halt ned los.

   

Die letzte Länge trifft mich im dunkel werden, Simon ist schon auf dem Biwakband. 19.30 Uhr Ausstieg, etwas später als geplant. Wir warten noch auf die Seilschaft hinter uns damit wir im Abstieg zusammen sind. Durch einen gewaltigen Seilzug zieht sich das bei ihnen ein bisschen, wir leisten noch schnelle Hilfe und dann geht es zum Normalweg. Muss man sich schon a bissel zusammen nehmen um da sicher runter zu kommen.

Scho a brutal eindrückliche Tour, hat schon mal jemand erwähnt das der Huber ned alle Tassen im Schrank hat? Meiner Meinung nach härteres Solo als das vom Auer im Fisch, auch wenn die Tour klettertechnisch etwas leichter ist.

Beste Grüße aus M'Wald,
Stef.

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  Piz Badile - Cassin (VI+, V+ obl., 800 m), Bergell 23.08.12
Geschrieben von: Tobias - 06.09.2012, 19:14 - Forum: Schweiz - Keine Antworten

„Die Badile-Nordostwand war für mich schon lange ein Begriff. Der Wunsch, die Sehnsucht nach ihr zu stillen, wurde immer brennender. Doch der Berg blieb für mich stets in unerreichbarer Ferne...
...die „angespannte“ finanzielle Lage soll mit Fahrrad überlistet werden“


aus: Hermann Buhl – Achtausend drüber und drunter. Es folgte sein legendärer Alleingang, mit dem Fahrrad von Innsbruck aus…


„...Immer steht die „Badile Nordost“ ganz vorn. Sie lockt schon von weit her, ob man vom Julier oder vom Unterengadin zureist, mit ihrer hohen reinen, steilen Nordkante. Noch aus der Froschperspektive, von Bondo her im Bergell, nimmt sie einem den Atem – steil wie ein glatter Riesenzahn!“

aus: Walter Pause - im extremen Fels.


Der “Cassin” in der Nordostwand des Piz Badile eilt ein unglaublicher Ruf als absolute Traumtour voraus. Tatsächlich der Bergell-Granit zeigt sich am Piz Badile von seiner allerbesten Seite und man steigt meist genüsslich an Schuppen und Rissen der Extraklasse empor. Das diese überaus berühmte Tour von Riccardo Cassin auch bei Florian und mir weit oben auf der Wunschliste steht ist klar und so starten wir bei relativ unsicherer Wettervorhersage ins Bergell. Trotz Wetter gingen sich mit der „Cassin“ und den
„Cengalopfeiler“
zwei große Bergelltouren aus. Leider kam es wettermäßig dann auch so wie vorhergesagt und in der ersten Nacht gab es anhaltende und starke Niederschläge und die Badile Nordostwand war am nächsten Tag überwiegend nass. Doch der raue Bergell-Granit lässt sich auch bei Nässe erstaunlich gut klettern und wir stiegen nach 5 Seillängen am langen Seil und 4 h 15 min an der Nordkante aus.

Ganz besonders darf ich Florian zu seiner fünften der sechs großen Nordwände der Alpen gratulieren. Nach Eiger, Matterhorn, Grandes Jorasses, Großer Zinne und nun der Piz Badile Nordostwand ist die Sammlung von Florian fast komplett!!! Unglaublich...

    Piz Badile (3305 m) - Nordostwand

Bei aller Freunde über die flotte Begehung ist uns aber auch klar, dass es sich nicht um die komplette Originalroute von 1937 vom Cengalo Gletscher und mit Ausstieg durch den Trichter gehandelt hat, sondern eben nur über die heute gängige Route. Den Einstieg erreicht man heute meist elegant über Bändern vom Einstieg der Nordkante her und ausgestiegen wir vom Ende der langen Kaminreihe direkt nach oben an die Nordkante. Auch nicht vergessen sollte man heute, bei Bohrhakenständen und vielen Normalhaken, das große Drama bei der Erstbesteigung im Jahre 1937. Nach markantem Wettersturz starben Mario Molteni und Giuseppe Valsecchi im Abstieg an Erschöpfung. Selbst Gaston Rebuffat musste im Jahre 1949 nach Wettersturz zweimal in der Wand biwakieren.


„Beim Morgengrauen ist der Himmel klar. Wir schütteln den Schnee ab und die kleinen Eiszapfen, die der Atem rund um unsere Gesichter gebildet hat. Die wohltuende Wärme der Sonne dringt in unsere Körper ein. Wir schauen uns um: Kein einziges Stück Fels, das nicht von Schnee bedeckt wäre...Wir steigen mühevoll über die letzten Steilhänge ab, die Leiche von Valsecchi bis zum Wandfuß tragend...“

„Ermattet sinken wir auf die Lagerplätze. Wir können nicht mehr. Wir waren 52 in der Wand. Davon sind wir gut 34 geklettert. Zwölf Stunden lang hat uns der Sturm pausenlos gegeißelt. Eine tödliche Müdigkeit beraubt uns jeglichen Willens, und wir fallen sofort in den Schlaf.“


aus: Riccardo Cassin – Erster am Seil


„Wie auch andere Berge hat der Badile sich den Sieg der Menschen teuer bezahlen lassen“
„Zwölf Jahre lang blieb die Nordostwand des Piz Badile in Ruhe. Ihre große Schwierigkeit, Abgelegenheit und die tragischen Umstände ihrer Erstersteigung bewirkten, daß sich die Bergsteiger ihr fernhielten“


aus: Gaston Rebuffat – Sterne und Stürme, Die großen Nordwände der Alpen.


Dass die „Cassin“ heute regelmäßig unterschätzt wird sollte auch nicht verschwiegen werden. Die freundliche Hüttenwirtin der Sasc Furä erzählte uns von wöchentlichen Unglücken und Helikopterrettungen während der Sommersaison. Herumhängende und herumliegende Seile zeugen von jüngsten Rettungsaktionen. Außerdem liegt in der ganzen Tour auffällig viel Müll herum. Und zwar nicht nur die alten Blechbüchsen noch aus Cassins-Zeiten ;-) nein auch Plastikflaschen, Tüten, Riegelverpackungen usw... Also nehmt doch auch bitte den Scheiß wieder mit.

    kurz nach dem Start am Vorabend in Laret

Mit dem ersten Tageslicht stehen wir am Einstieg unter der nassen Piz Badile Nordostwand. Die Stimmung ist gut und wir sind hoch motiviert. Zunächst haben wir noch Hoffnung dass bald die Sonne scheint und die Wand etwas abtrocknet, denn wir sehen blauen Himmel. Dem sollte aber nicht so sein und Nebel und Wolken sollten dies leider die ganze Zeit verhindern. Direkt unterm Rebuffatriss seilen wir uns an und gegen 06:15 Uhr klettere ich los und fasse die ersten drei Seillängen bis zum Stand hinterm Türmchen zusammen.

    04:30 Uhr Abmarsch an der Sasc Furä
    die Reste des Schneefeldes auf dem Einstiegsband (Ende August)
    es kann losgehen, die Vorfreude ist groß
    Rebuffat-Verschneidung
   
   
    Florian hinterm markanten Türmchen

Vom Stand hinterm Türmchen geht es weiter am langen Seil ca. 5-6 Seillängen bis an den Fuß der markanten großen Verschneidung (Schlüsselseillänge) in Wandmitte. Vom einstigen Schneefeld ist dort Ende August auch nichts mehr zusehen.

   
   
   
    im Bereich des ehemaligen Schneefeldes, unter der Schlüsselseillänge

Nun folgt also die eigentliche Schlüsselseillänge der Cassin. Leider ist sie klatsch nass und ich muss etwas kämpfen und kann die wahrscheinlich toll zu kletternden Verschneidung nicht richtig genießen. Diese Seillänge haben wir dann auch klassisch gesichert mit Stand nach einer Seillänge. Achtung: Nach ca. 25 m die Verschneidung nach rechts verlassen und nicht bis an ihr ende klettern! Bei Topoguide, und im Topo von Marcel Dettling bestens zu sehen. Anlässlich seiner legendären und bekannten 1. Alleinbegehung von 1952, bei der Hermann Buhl von Innsbruck mit dem Fahrrad ins Bergell fuhr, in 4,5 Stunden durch die Badile „Nordostwand“ lief, über die Nordkante abkletterte und wieder mit dem Fahrrad zurück nach Innsbruck fuhr schreibt er über diese Seillänge:

„Links des Schneefeldes setzt nun die „Große Verschneidung“ an. Die Neugierde und das Kletterfieber lassen mich nicht lange ruhig verweilen. Ich bin schon sehr auf die Verschneidung gespannt. Verdammt glatt schaut sie aus. Aber mit viel Spreizen und guter Reibungstechnik wird sie sich schon frei erklettern lassen.“

aus: Hermann Buhl – Achtausend drüber und drunter.


    die leider klatschnasse Schlüsselseillänge
    die ersten Meter der Schlüsselseillänge
    Florian kurz nach der Verschneidung

Nach dieser Schlüsselseillänge geht es wieder am langen Seil weiter. Florian klettert wieder ganze fünf Seillängen bis ans Ende des berühmten V-förmigen „Wuzel“ Kamins. Leider ist auch er teilweise nass und dicker Nebel zieht durch die Wand und wir sehen uns oft nur schemenhaft, 60 m auseinander.

   
   
   
   
    Florian im berühmten V-förmigen „Wuzel“ Kamin
   
   

Die nächsten vier Seillängen gerade hoch bis zur Nordkante sind nicht mehr so nass und auch deutlich leichter. Nach ca. 4 h 15 min steigen wir gegen 10:30 Uhr an der Nordkante aus. Wir klettern aber noch rüber bis zum Hauptgipfel (III-IV) und anschließend wieder zurück bis zum ersten Muniring an der Nordkante.

   
    die letzten Meter vor dem Ausstieg auf die Nordkante
    auf dem Weg zum Gipfel
    auf dem Weg zum Gipfel
    Gipfel in Sicht
    ein neuer Aufkleber am Gipfel...
   
    abklettern zum ersten Abseilring
    abklettern zum ersten Abseilring
    Abseilen an der Nordkante
    irgendwann ist die Nordkante noch komplett zugebohrt... Zu den fetten Muniringen sind nun überall auch noch neue Ketten dazu gekommen.

Da ich die Badile Nordkante von einer letztjährigen Begehung mit Abseilen über die Kante noch sehr gut kannte haben auch wir von vornherein eingeplant über die Nordkante abzuseilen. Mit der richtigen Taktik, Abseilerfahrung und hoffentlich keinem Seilverhänger geht es eigentlich ganz gut und nach ca. 3 h sind wir am Einstieg der Nordkante angekommen. Das Wetter besserte sich Nachmittags sogar etwas und wir konnten wunderbar unser morgiges Ziel, den
Piz Cengalo – NW-Pfeiler „Gaiser-Lehmann“
begutachten. Gemütlich steigen wir zurück zur Sasc Furä Hütte (1904 m).

    Piz Cengalo – NW-Pfeiler, unser morgiges Ziel
    Routenstudium
    Piz Badile – NO Wand
   
    Piz Badile
    an der Sasc Furä Hütte


Piz Badile (3305 m) – NO-Wand „Cassin“:
- EB: Riccardo Cassin, Gino Esposito, Vittorio Ratti, Mario Molteni und Giuseppe Valsecchi 14.-16.07.1937
- 2. Begehung: vermutlich Gaston Rebuffat und ? Bernard 1949
- 1. Alleinbegehung: Hermann Buhl 1952
- 1. Winterbegehung: M. Darbellay, C. Bournissen, P. Armando, G. Calcagno, D. Troillet, A. Gogna 1967
- Schwierigkeit: VI+ (in einer Seillänge), 2 kürzere Passagen VI, ansonsten V und V+, vielfach auch leichter
- Felsqualität: nahezu überall grandioser Bergellgranit. Geniale Kletterei an Schuppen und Rissen.
- Absicherung: Fast alle Standplätze mit einem oder zwei Bohrhaken ausgerüstet. Zwischensicherung an vielen Normalhaken, vorallem in den schwereren Passagen. Dazwischen auch weite Strecken ohne fixe Sicherungspunkte. Mit Cams und Keilen aber problemlos und nahezu überall zusätzlich absicherbar.
- Wandhöhe: ca. 800 m
- Kletterzeit: 6-8 h


Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8-10 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos: (sortiert nach Qualität)
Topo im Kletterblog von Marcel Dettling unter
http://mdettling.blogspot.ch/2012/08/piz...in-6a.html


Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Plaisir Süd
Edition Filidor
Jürg von Känel

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler



AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1296, Sciora


Viele Grüße
Florian und Tobias

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  Elferturm Nordwand-Klettersteig und Elferkofel-Klettersteig
Geschrieben von: Norfri - 04.09.2012, 14:01 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Elferturm Nordwand-Klettersteig (D) und Elferkofel-Klettersteig C

Ausgangspunkt: Bergstation des Elferliftes, 1800 m. Von Innsbruck kommend zweigt man ins Stubaital ab und gelangt so von Mieders aus zur Talstation des Elferliftes.

Aufstieg: Von der Bergstation der Elferlifte gelangten wir auf bequemem Serpentinenweg in ca. 30 Min. zur Elferhütte 2080 m. Weiter ging es Richtung Elferkofel bis zu einer Tafel, wo der Zustieg zum Nordwand-Klettersteig ausgeschildert war (ca. 20 Min. von der Elferhütte entfernt). Auf einem gelb markierten Steiglein querten wir dann unter den steilen Flanken der Elfertürme. Unter der markanten Nordschlucht zweigt der Steig gerade und dann linkshaltend aufwärts zum Einstieg (ca. 40 Min. von der Tafel bis hierher). Sehr luftig und steil führte der gut versicherte Steig durch die Nordschlucht nach oben. Vorsicht! Beim Überqueren der Schlucht im unteren Teil besteht akute Steinschlaggefahr. Am Schluchtende ging es durch die steile Gipfelwand auf den westl. Elferturm (50 Min. vom Einstieg bis zum Gipfel). Über diese ging es dann wieder hinab zur Scharte. Unter einem großen Klemmblock hindurch und kurz ohne Sicherungen abkletternd gelangten wir zu einem steilen Kamin. Durch diesen ging es wieder steil hinab zu einem Band und nach einem kurzen Gegenanstieg standen wir bei einem Wegweiser am Elfersattel (15 Min. vom Gipfel bis hierher). Wir setzten unseren Weg in Richtung Elferkofel weiter. Bei einem kleinen Materialhüttchen begannen die Sicherungen des Elferkofel-Klettersteiges. In teilweise ausgesetzter aber immer gut versicherter Gratkletterei ging es in dolomitenartiger Felsszenerie hinauf zum Elferkofel 2505 (25 Min. vom Elfersattel aus) und weiter bis zum Zwölfernieder-Sattel 2335 m (1:15 Std. vom Gipfel des Elferkofels). Der Klettersteig endete kurz davor und wir wurden auf den letzten Metern beim Abstieg am Klettersteig von einsetzendem Regen erwischt.

Abstieg: Vom Zwölfernieder-Sattel ging es hinunter zum wunderschönen Panoramaweg. Hier hörte der Regen wieder auf und der blaue Himmel kam immer wieder durch und wir genossen die herrliche Aussicht, die sich immer wieder bot. So gelangten wir nach 50 Minuten Gehzeit zurück zur Elferhütte. Nach einer Rast an der Elferhütte ging es zur nahen Liftstation weiter und mit der Bahn hinunter ins Tal.

Höhenunterschied: 875 m

Gesamtzeit: 5:40 Std. incl. Pausen

Schwierigkeiten: Schon der Zustieg zum Elferturm Nordwand-Klettersteig erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der Elferturm Nordwand-Klettersteig bewegt sich überwiegend im Schwierigkeitsbereich B-C mit einer steilen Wandstufe im Mittelbereich, die mit D angegeben ist. Der Elferkofel-Klettersteig bewegt sich meist im Bereich B, bietet aber auch einige schöne und abwechslungsreiche C Stellen.

Besonderheiten: Die beiden Klettersteige kann man ideal miteinander verbinden. Wer nach dem Elferturm Nordwand-Klettersteig genug hat kann vom Elfersattel aus problemlos zur Elferhütte zurück gehen.

Ausrüstung: Komplette Klettersteigausrüstung samt Helm


   
Elferhütte 2080 m

   
Zustieg zum Elferturm Nordwand-Klettersteig

   

   
Blick auf die Elferhütte und Neustift im Stubaital

   
Zustieg zum Elferturm-Nordwand-Klettersteig

   

   
Am Beginn des Elferturm Nordwand-Klettersteiges

   
Durch die Schlucht in der Bildmitte führt der Elferturm Nordwand-Klettersteig

   
Elferturm Nordwand-Klettersteig

   

   

   
Ankunft auf dem Elferturm

   
Großer Klemmblock beim Abstieg vom Elferturm

   
Am Beginn des Elferkofel-Klettersteiges

   
Am Elferkofel-Klettersteig

   

   

   

   
Am Gipfel des Elferkofels 2505 m

   
Am Elferkofel-Klettersteig

   

   
Am Ende des Elferkofel-Klettersteiges

   
Bei Regen vor dem Zwölfernieder-Sattel 2335 m

   
Rückweg zur Elferhütte auf dem Panoramaweg

   
Rückkehr zur Elferhütte

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  Leonardstein Südwand ' FLORA BOHRA '
Geschrieben von: daniel - 28.08.2012, 22:38 - Forum: Fels - Keine Antworten

FLORA BOHRA ' Leonardstein S - Wand

Servus,

nach Vorarbeiten nun fertig : 9 Seillängen / VI Stellen / mit BH abgesichert / Ausstieg am Gipfel / zum Abseilen eingerichtet.

' Flora Bohra ' Erstbegehung von unten am 28.8.12 Toni Abbattista und Daniel Hirsch / Vorarbeit mit Thomas Seidel

Meist Plattenkletterei ..... obenraus Riß - Verschneidungs - Wandkletterei in überwiegend festem Fels ..... ab und zu mal kurz grasig ( hält sich aber in Grenzen )

Alle Infos, Bilder + Topo gibts hier :
http://www.bergheimat.net/2012/08/flora-....html#more



Gruß Daniel

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  Laliderer Wand - Schmid/Krebs (VI, 850 Hm), Karwendelgebirge 19.08.12
Geschrieben von: Tobias - 26.08.2012, 10:00 - Forum: Österreich - Keine Antworten

„Laliderer Wand und Laliderer Spitze stehen im Zentrum des Karwendels dicht beisammen, gehören einer Wandflucht an, die über den grünen Ahornböden der Taltiefe eine zyklopische Urwelt aufbaut. Aus grauen, groben Steinkaren steigen senkrechte, im Verfall zerfurchte und zerrissene Riesenmauern auf.“

„Nicht nur die Bergsteiger nennen diese Welt schön, und Beethovens Schicksalstöne klopfen an die Pforte ihres Weltbewußtseins: Freude, schöner Götterfunken, erfüllt sie, unter diesen Mauern wandelnd...“

„Die große Civettamauer gegen Nordwesten wirkt abweisend und schrecklich, aber doch prächtig dazu ... nicht so diese düstere Mauer zwischen Hohljoch und Spielißjoch, die aus grauen Schuttkaren und schmutzigen Firnresten zum selben Sonnenhimmel aufsteigt: Sie wirkt erdrückend. Man ist sofort der kleine Niemand unter der riesigen, drohenden Masse Berg“

„Orientierungssinn, Moral und Kondition, Härte in andauernder, schwerer Freikletterei, noch dazu in nicht immer ganz sicherem Fels, sind unerläßliche Voraussetzungen ... Die Biwakschachtel unterm Gipfelgrat wurde nicht wegen Geldüberflusses errichtet“


aus: Walter Pause - im extremen Fels. Zitate über die Laliderer Nordwände

    Laliderer Spitze und Laliderer Wand
    Laliderer Wand, Dreizinkenspitze und Grubenkarpfeiler (v.r.n.l.)

Die Laliderer Nordwände gehören immer noch zu den großzügigsten und gewaltigsten Kletterherausforderungen der gesamten Kalkalpen. Die legendäre Schmid/Krebs durch die Nordwand der Laliderer Wand (2615 m) ist eine der ganz großen klassischen Wandklettereien der nördlichen Kalkalpen im sechsten Grad. Schon Walter Pause beschreibt im „extremen Fels“ gleich zwei Routen in den Laliderer Nordwänden: die Schmid/Krebs und die Rebitsch/Spiegel (Direkte Nordwand). Nur noch der Grandes Jorasses, der Aiguille Noir de Peuterey, der Marmolada, der Civetta, der Fleischbank und der Schüsselkarspitze wurde diese Ehre zuteil. 850 m Wandhöhe, 7-12 h Kletterzeit, selten guter Fels, im oberen Teil gar extrem brüchig, nicht gerade üppige Absicherung an alten Normalhaken und der Abstieg durch die Spindlerschlucht verhelfen dieser Route zu ihrem großen Nimbus.

    Laliderer Wand Nordwand - Schmid/Krebs

Seid vielen Tagen stabiles, warmes Hochsommerwetter, dass sind die großen Laliderer-Tage mit perfekten Verhältnissen von denen es nicht jedes Jahr allzu viele gibt. Die düsteren Nordwände waren absolut trocken und die Gewitter waren nahezu auszuschließen. Mit diesen besten Vorrausetzungen starten wir am Vortag zur extrem kletterfreundlichen Falkenhütte und ihrem tollen Hüttenwirt Franz Kostenzer. Am nächsten morgen geht es früh los und wir stehen mit dem ersten Tageslicht am Einstieg und klettern los ins Abenteuer Schmid/Krebs:

Als Beschreibung dienten uns die sehr gute Textbeschreibung aus dem AV-Führer Karwendelgebirge (12. Auflage 1984) und das Panico-Topo aus dem Karwendelführer (3. Auflage 2007), welches insgesamt auch sehr gut passt. Außerdem gibt es bei Extrem Collect eine detaillierte Beschreibung der Seillängen.

    1. SL (V, 45 m)
    3. SL (IV+, 50m)
    3. SL (IV+, 50m) - Ebe am Stand nach der 3. SL
    4. SL (IV-, 50m) - Ebe am Stand nach der 3. SL, Blick aus der Seillänge nach unten
    4. SL (IV-, 50m) - Blick auf den Pfeilerkopf, hier hängen die Erinnerungsseile vom dramatischen Seilschaftssturz 2009

Mit etwas mulmigem Gefühl klettert man an den Erinnerungseilen des dramatischen Seilschaftssturz 2009 (
http://www.ostbayern-climb.de/mcblog/mcb...php?lfd=45
)
vorbei auf den Pfeilerkopf. Vom Pfeilerkopf geht es in der 5. SL (IV+, 35 m) zunächst aufs darüber liegende Band und dann deutlich (min. 10 m) nach links bis eine grasige Schwachstelle den Weg auf das höhergelegene Schichtband ermöglicht. Stand. Nun zunächst über eine kurze geneigte Platte nach rechts und weiter zwei Seillängen bis zu einem guten Standplatz auf halber Höhe des markanten abstehenden Turms. Die zwei Seillängen nach rechts können auch zusammengefasst werden.

    5. SL (IV+, 35 m) - die grasige Schwachstelle
    6. SL (IV+, 30 m) - kurze, geneigt Platte
    7. SL (III, 30 m) - Stand vor dem abstehenden Turm

Von diesem Standplatz aus abklettern und den Turm an seinem Fuße queren danach diagonal und schwer hinauf zum legendären „Höhlenquergang“. Das sagt sowohl das Panico-Topo wie die Beschreibung bei extreme-collect.de. Wir sind es auch so geklettert, doch das ist wirklich kurz nicht ganz ohne und vor allem sehr schlecht abzusichern. Viel logischer, leichter und eigentlich auch so im alten AV-Führer beschrieben ist der Weg hinter dem Turm vorbei und dahinter einige Meter leicht hinab. Dann ist man direkt am Beginn des „Höhlenquergang“ und muss ihn nicht heikel diagonal von unten anklettern. Also mir erscheint die Variante hinter dem Turm vorbei wesentlich besser.

    die AV-Führer Route geht hinter dem abstehenden Turm vorbei
    8. SL (V+, 45 m) - vom Stand 5-6 m abklettern und waagrecht nach rechts queren
    8. SL (V+, 45 m) - Blick auf den Höhlenquergang
    8. SL (V+, 45 m) - Höhlenquergang (steil, schön und sogar fest)

Über leichteres Gelände hoch in die markante Höhle (Haken) und anschließender splittriger Linksquergang (15 m) bis zu Stand in einer kleinen Gufel am Beginn der berühmten Krebsrisse.

    9. SL (IV-, 45 m)
    9. SL (IV-, 45 m)
    9. SL (IV-, 45 m) - Blick aus der Höhle zum Stand am Beginn der Krebsrisse.

Die Krebsrisse bieten dann den schönsten und festesten Fels der ganzen Route.

    10. SL (VI, 50 m) - Ebe in den Krebsrissen
    10. SL (VI, 50 m) - Krebsrisse
    10. SL (VI, 50 m) - Ebe am Stand in den Krebsrissen

Von Stand im Riss weiter (noch einige Meter VI) und über leichtes Gelände bis an den Fuß eines grausig brüchig aussehenden steilen Risses, dort Stand an vier Normalhaken. Über diesen Riss kann man im Netz diverses lesen sogar von „Alptraum im Bruch“ ist die Rede. Ganz so dramatisches ist es aber lange nicht, auch wenn es so aussieht. Das ein oder andere Steinchen kommt aber natürlich schon nach unten geflogen und trifft auf den Standplatz. Der am Stand kann aber ganz links relativ gut in Deckung gehen.

    12. SL (V+, 50 m) - guter Stand vor dem Riss
    12. SL (V+, 50 m) - im grausig aussehenden steilen Riss
    12. SL (V+, 50 m) - im grausig aussehenden steilen Riss
    12. SL (V+, 50 m) - Ebe am Stand nach der 12. SL, oben ist schon der Pfeilerkopf zusehen.

Nun leichter durch den steilen Kamin in das Schärtchen zwischen Pfeiler und Wand. Von dort Spreizschritt an die Wand (Haken) und exponiert und ungesichert 15-20 m diagonal nach rechts oben zu Stand unter einer steilen Rissverschneidung.

    13. SL (IV+, 45 m) - im Kamin vor der Scharte zwischen Pfeiler und Wand
    13. SL (IV+, 45 m) - Stand unter der steilen Rissverschneidung
    13. SL (IV+, 45 m) - von der Scharte 15-20 m nicht wirklich absicherbar nach rechts oben

Durch die steile Rissverschneidung 14. SL (V+, 20 m) hoch und noch vor der großen gelben Gufel nach links zu Stand (Panico: evtl. Zwischenstand). Von dort steigt man einige Meter nach links ab und geht um die Kante. Von dort ist der Blick auf die anspruchsvolle „100 m Wand“ frei und es ist irgendwie gleich klar was einem hier blüht: schwere Routenfindung, anhaltend V+, extrem geschlossener etwas brüchiger Fels und fast kein Haken. So kommt es dann auch: Ich finde zwar zwei alte Haken bringe aber auf der ganzen Länge genau einen Cam unter, da heißt es klettern, zum Glück „nur“ V+...

    15. SL (V+, 45 m) - Blick zurück zum Stand nach ein paar Metern abklettern nach links
    15. SL (V+, 45 m) - beeindruckt beim ersten Blick in die „100 m Wand“
    Blick in die „100 m Wand“
    15. SL (V+, 45 m) - Ebe in den Weiten der „100 m Wand“
    16. SL (V+, 45 m) - Ebe in den Weiten der „100 m Wand“

Mit der 17. SL (V+, 50 m) erreichen wir über das letzte schwere Wandstücken nach ca. 7 h den Beginn der ersten Schlucht und haben somit die Hauptschwierigkeiten hinter uns.

    17. SL (V+, 50 m) - Ausstieg aus der „100 m Wand“, Beginn der ersten Schlucht

Ein Seil darf nun in den Rucksack und wir klettern die erste Schlucht (III) am langen Seil. Ein kurzer Verhauer führte uns zu weit nach rechts und wir müssen wieder etwas in die Schlucht hinein queren. Eine Passage in der Schlucht ist dann nochmal etwas schwerer und zudem sehr, sehr brüchig (mehrere Haken).

    die etwas schwerere Passage in der ersten Schlucht

Nach dieser Passage geht es nach rechts oben auf eine Gratschulter im Kamm zwischen erster und zweiter Schlucht (nicht einfache Orientierung in diesem Bereich, zunehmend brüchiger). Sowohl bei Panico wie auch im AV-Führer ist nun davon die Rede, eine steile Kante/Aufschwung zu erklettern (V). Keine Ahnung wo das sein soll oder warum. Wir sind von der Gratschulter über brüchige Stufen relativ leicht direkt in die 2. Schlucht abgestiegen. Dort haben wir dann das Seil komplett verstaut. Außer zum Steinlawinen auslösen ist es nun eh fast nicht mehr zu gebrauchen. Die zweite Schlucht (II) ist nun klettertechnisch deutlich leichter als die erste, dafür gegen Ende eher mit einem steilen Steinbruch zu vergleichen. Der Schlucht folgen in die rechte von zwei kleinen Schärtchen

    Abstieg in die zweite Schlucht
    unterwegs in der zweiten Schlucht
    unterwegs in der zweiten Schlucht
    unterwegs in der zweiten Schlucht

Von der Scharte, welche nur aus steil aufgeschichtetem Lehm und Schotter besteht, über eine kurze Wandstelle (2m, V) empor und nach links in den großen Schuttkessel welcher unter die Ausstiegsrinne führt. Diese Wandstelle haben wir nochmal kurz gesichert. Im Schuttkessel schräg links aufsteigend unter den linken der gelben Gipfelaufschwünge. Bei dieser ansteigenden Traverse des Schuttkessels hat man manchmal mitunter das Gefühl gleich ein Art Schneebrett (ich meine natürlich Schuttbrett) auszulösen. Die lang ersehnte Ausstiegsrinne mit ihrem markanten Klemmblock am Ende ist nun sichtbar und der Ausstieg nahe. Nun folgt noch das Finale und aus dem steilen Steinbruch ist eine sehr steile Kiesgrube geworden. Mühsam, zwei Schritte hoch und wieder einen runter wühlt man sich dem Klemmblock entgegen. Gegen Ende ist es mir zu blöd geworden und ich klettere weit ausspreizend in der Begrenzungswand nach oben unter den Klemmblock.

    die Scharte am Ende der zweiten Schlucht (gelber Punkt)
    ansteigenden Traverse des Schuttkessels
    ansteigenden Traverse des Schuttkessels
    Die Ausstiegsrinne mit ihrem Klemmblock am Ende


Nach 10 h Kletterzeit steigen wir auf die sonnige Südseite aus und nach wenigen Metern rechtshaltend am Grat entlang ist der Gipfel der Laliderer Wand (2615 m) erreicht.

    Tiefblick vom Gipfelgrat in die zweite Schlucht (links), die Scharte und den anschließenden Schuttkessel
   
   
   
    Blick zur Biwakschachtel und zur Laliderer Spitze

Nach einer Pause an der Biwakschachtel geht es hinüber zum Einstieg zur Spindlerschlucht. Der Einstieg ist in der Scharte westlich des Östlichen Ladizturm bei einem markanten Felsblock mit roten Markierungen und Steinmann. 10 Meter unterhalb der Scharte ist der erste geklebt Abseilring. Schon beim Einstieg lockt das Bier auf der Falkenhütte. Doch nun ist nochmal volle Konzentration angesagt. Nachdem ich ja die Spindlerschlucht erst vier Tage zuvor nach der
Laliderer Spitze - Nordkante
abgestiegen bin, war natürlich die Orientierung kein Problem mehr. Insgesamt sieht man das ganze beim zweiten Mal wesentlich entspannter und ca. 2,5 h später sind wir auf der Falkenhütte. Nach ausgiebiger Pause mit Essen und Bier steigen wir zum Auto in die Eng ab und fahren noch nach Hause, wo wir gegen 02:30 Uhr todmüde ankommen. Ca. 22,5 h Stunden nach dem Aufstehen auf der Falkenhütte.

    hinter dem östlichen Ladizturm beginnt die Spindlerschlucht
    Einstieg Spindlerschlucht - unten lockt schon die Falkenhütte
    unterwegs in der Spindlerschlucht
    unterwegs in der Spindlerschlucht
    unterwegs in der Spindlerschlucht
    unterwegs in der Spindlerschlucht


Laliderer Wand (2615 m) – Schmid/Krebs:
- EB: Ernst Krebs und Toni Schmid 08.09.1929
- 1. Winterbegehung: Bachmann und Stöger 1951
- Schwierigkeit: unterer Teil: VI auf eineinhalb Seillängen, vielfach V/V+ und IV
oberer Teil: anhaltend brüchiges II-III Gelände, mit ein paar kurzen schwereren Passagen
- Felsqualität: Bis auf den „Höhlenquergang“ und die Krebsrisse selten guter Fels (auch im unteren Teil), im oberen Teil anhaltend brüchig. Diese Tour klettert man definitiv nicht wegen der Felsqualität. Aber das dürfte ja eh jedem klar sein, der hier einsteigt.
- Absicherung: Stände im unteren Teil größtenteils passabel an 2-3 Normalhaken je Stand. Meist sind die Stände auch mit Cams und Keilen erweiterbar. Zwischensicherung insgesamt für so eine klassische Tour relativ wenige Normalhaken. An den schweren Stellen aber mehrere vorhanden. Mit Cams und Keilen ist eine zusätzliche Absicherung nicht überall gut möglich, da der Fels oft sehr geschlossen ist.
- Wandhöhe: ca. 850 Hm
- Kletterzeit: 7 - 12 h

Abstieg Spindlerschlucht:
- grimmiges Gelände, herb alpiner Abstieg
- 6 geklebte AV-Ringe, ca. 6 weitere eingerichtete Abseilstellen, an Schlingen und Normalhaken vorhanden. Für diese ist ein gewisses Maß an Gottvertrauen und fatalistischer Einstellung nicht ganz schädlich
- Abseilstellen ca. 20-25 m
- bei Benutzung aller Abseilstellen anhaltendes, schottriges I-II er Gelände. Bei Nichtbenutzung aller Abseilstellen abklettern bis III-IV
- nicht immer einfache Orientierung, teils Steinmänner und stark verblaste rote Markierungen
- bei mehreren Seilschaften sehr große Steinschlaggefahr

Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 10 Exen (einige davon lang)
- 8-10 Bandschlingen
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- Hammer und Haken (auch längere für den Bruch)
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial

unser zeitlicher Tagesverlauf:
Einstieg: 06:15 Uhr
Krebsrisse: 09:00 Uhr
100 m Wand: 11:45 Uhr
Beginn 1. Schlucht: 13:15 Uhr
Gipfel: 16:15 Uhr
Spindlerschlucht: 17:45 Uhr
Falkenhütte: 20:15 Uhr
Parkplatz Eng: 23:00 Uhr
Umfallen ins Bett: 02:30 Uhr


Kletterführer / Topos: (sortiert nach Qualität)
AV-Führer Karwendelgebirge (sehr gute Textbeschreibung)
12.Auflage 1984
Bergverlag Rudolf Rother
Heinrich Klier/Fritz März

Kletterführer Karwendel
3. Auflage 2007
Panico Alpinverlag

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


http://www.extreme-collect.de/Im-extremen-Fels-Details.50.0.html?infoitm=44

diverse Einträge auf
www.bergtour.ch




AV-Karten:
1:25000: AV-Karte 5/2 Karwendelgebirge Mitte


Viele Grüße
Ebe und Tobias

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