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  Geierkopf – Midwinter Gully (M9 oder M7/A2, 500m), Ammergauer Alpen 01.02.14
Geschrieben von: Tobias - 03.02.2014, 21:01 - Forum: Österreich - Keine Antworten

“Charakterisiert durch ein reizvoll-gruseliges Ambiente und die Vielfalt der alpinistischen Anforderungen. Während „Bayerisch Chamonix“ nebenan nur einen guten Mixed-Kletterer fordert, braucht´s hier den waschechten Alpinisten, besser Schotten. Die Route beginnt in den ersten 3 Längen … entwickelt sich in den folgenden 9 Längen zur herb-alpinen Extremroute.“

Erstbegeher Ralf Sussmann



Ich kann nur meinen besten Dank und Respekt für die Erstbegehung dieses alpinen Sahnestückchens aussprechen. Das "Midwinter Gully" ist wirklich eine alpine Mixed-Extremtour allererster Klasse und hebt sich deutlich von anderen Touren dieser alpinen Spielart in unseren nordalpinen Regionen ab! Zugegebenermaßen dürfte da keine Tour am Allgäuer Rubihorn oder Aggenstein mithalten können. Selbst im Vergleich zur Rubihorn Toptour "Ice on the Rocks" spielt das "Midwinter Gully" in einer anderen Liga. Trotz Bohrhaken liegen der herbe Duft von Abenteuer und wildem Gelände gewaltig in der Luft und das bis zur allerletzten Seillänge. Zusammen mit dem langen, mühsamen Zustieg ist man den ganzen Tag gefordert - Ausruhen ist hier definitiv erst wieder im Tal angesagt. Die Tour wurde erst im Dezember 2013 von Ralf Sussmann, Michael Warscher und Andreas Reichert eingerichtet und Erstbegangen.

Jürgen und ich haben uns am 01.02.2014 vermutlich die 4. Begehung geholt. Da ich laut der Homepage des Erstbegeher Ralf Sussmann nur von den in unseren Gefilden durchaus bekannten Zweit- und Drittbegehern David Bruder und Martin Oswald weiß gehe ich mal davon aus das wir die 4. Begehung waren. Nun aber mal zum wichtigsten
Wink
: Ralf Sussmann hatte quasi öffentlich ein Tragl Tegernseer Spezial für die erste OnSight Begehung ausgelobt. Da diese soweit ich weiß bisher noch ausgestanden ist, war es nun soweit. Mein Spezl Jürgen konnte alle Seillängen Rotpunkt und unglaublicher Weise alle Vorstiegsseillängen OnSight klettern einschließlich der garstigen M9 Länge!!!

    Geierkopf – Midwinter Gully


Die Verhältnisse waren noch passabel aber das Eis hat im Vergleich zu den Bildern der Erstbegeher abgenommen und speziell die 6. SL und die 10. SL waren ohne bzw. mit wenig Eis extrem anspruchsvoll. Zudem sorgte der Neuschnee schon im Zustieg für deutliche Spurarbeit. Insbesondere aber mussten wir in den allermeisten Seillängen teilweise die Haken und vor allem vielfach die Hooks suchen und vom Schnee befreien. Im mittleren, flachen Teil nach dem eigentlichen Gully haben wir dann bis hüfttief Gewühlt und leider auch die Standplätze nicht finden können und deshalb fälschlicherweise eine kleine Variante eingebaut. Zudem hatte einer der nichtgefundenen Standplätze beim Abseilen ein etwas abenteuerliches Manöver an einer "Pulverschneebirne" zur Folge. Ansonsten Zustieg 2h 15 min, Kletterzeit 6 h und für den Abstieg mit längerer Standplatzsuche beim Abseilen 3h vom Top bis Auto.

In der weiteren Folge verwende ich exakt die Schwierigkeits- und Längenangaben aus dem Topo des Erstbegehers. Über das ein oder andere + oder- bei den Mixedangaben wird immer jemand was auszusetzten haben können aber nach inzwischen erfolgten kleineren Korrekturen sollte es sehr gut passen. Zudem sind in der Beschreibung von Ralf Sussmann unter
http://www.nordalpenklettern.lima-city.d...0Gully.htm
weitere Begehungstipps hinzu gekommen. Es lohnt sich also immer auf der Homepage das aktuelle Topo/Beschreibung zu holen.


Tourenbericht:

Schon der Zustieg ist lang und je nach Schneeverhältnissen mühsam. An den Geierfällen rechts vorbei zieht eine deutliche Steilrinne. Bis man allerdings im eigentlichen Kar unter der Wand ist zieht es sich noch ein bisschen. Im Kar geht es dann unter den Wänden nach rechts hinein in den hintersten Winkel.

    Im Zustieg geht es vorbei an den Geierfällen
    steil bisweilen und mühsam rechts vorbei an den Geierfällen
    im hintersten Winkel startet das “Midwinter Gully”

Die 1. SL (M5, WI 4-, 60 m) macht zunächst von unten einen sehr unangenehm plattigen Eindruck. Ist es dann auch, aber irgendwie ist doch immer der passende Hook da. Von den ansscheinend 5 Bohrhaken finde ich nur 3. Der Rest ist wahrscheinlich irgendwo unter dem Schnee.
    1.SL (M5, WI 4-, 60 m)
    1.SL (M5, WI 4-, 60 m)
    1.SL (M5, WI 4-, 60 m)

Danach folgt in der 2.SL (40°, Gehgelände, 60 m) einfaches Schneegelände bis an den Beginn des zentralen Teils des Gullys. Hier haben wir keinen Stand gefunden. Jürgen bezieht Stand im Eis am Beginn der nachfolgenden Länge. Hier wäre es aufgrund der einfachen 3.SL (M4, WI4-, 30 m) besser, schneller und ohne größere Gefahrenmomente wenn der Vorsteiger nach dem Schneegelände die 3.SL gleich noch anhängt und der Nachsteiger simultan im Gehgelände nachkommt.

    2.SL (40°, Gehgelände, 60 m)
    Blick auf den zentralen Teil des Gullys und die nächsten vier Seillängen
    3.SL (M4, WI4-, 30 m) - Warm Up im Gully
    3.SL (M4, WI4-, 30 m) - am Ende der Seillänge

Mit der 4. SL wird es nun aber endgültig ernst und es wartet die reinen Schwierigkeiten betreffend die absolute Schlüsselstelle der Tour. Wie schon erwähnt hat Jürgen diese Seillänge einfach OnSight weggezogen. Ich dacht ich sehe nicht richtig! Mit den Worten "Ich probiere es mal bis ich Stürze" stieg er in die Länge... und dann klippte das Seil souverän in einen Haken nach dem anderen ein und die wilden Meter waren erledigt. Respekt und Gratulation!!! Ich selbst kletterte es dann ungefähr als M7 A1.

    4.SL (M9 oder M5 A2, 30 m) - Jürgen klettert es OnSight
    4.SL (M9 oder M5 A2, 30 m) - Jürgen klettert es OnSight
    4.SL (M9 oder M5 A2, 30 m) - Jürgen klettert es OnSight
    4.SL (M9 oder M5 A2, 30 m) - Jürgen klettert es OnSight

Immer tiefer geht es hinein in den Berg. Das Ambiente ist gruselig und alpin extrem angehaucht. Die folgende 5.SL (M4+, 30 m) ist für den versierten Alpinisten der reinste Genuss und das Alpinherz darf Jubeln. Es wartet ein klassischer, wilder, steiler und bei uns etwas schneegefüllter Kamin in dem Stemmen und Spreizen angesagt ist. Der Fels nicht allzu fest aber gut zu klettern und es gibt vom Hängestand aus herrliche Tiefblicke auf den Nachsteiger.

    am Stand nach der 4.SL mit Blick auf die die Längen 5. und 6.
    5.SL (M4+, 30 m)
    5.SL (M4+, 30 m)
    5.SL (M4+, 30 m)
    5.SL (M4+, 30 m)
    5.SL (M4+, 30 m)

Vom Hängestand geht es dann in der 6.SL (M7-, 30 m) per Überfall oder großem Schritt an die andere Kaminwand. Die nächsten Meter sehen eigentlich „leicht“ aus entpuppen sich aber als extrem fordernd da steil, brüchig und unangenehm. Zuweilen erfordert es ungewöhnliche Kletterstellungen. Den Spagat auf dem dritten Bild kann man allerdings nur bei Körpergröße größer 1,90 und deutlicher Gelenkigkeit anwenden. Leider hatte es hier rein gar kein Eis mehr.

    6.SL (M7-, 30 m)
    6.SL (M7-, 30 m)
    6.SL (M7-, 30 m)

Danach ging dann die Wühlerei und Sucherei los. Jürgen konnte den Standplatz nach der 6. SL nicht finden und bezog an Cams stand. Auch ich konnte ihn im Nachstieg leider nicht finden. Diese Tatsache sollte uns beim Abseilen noch etwas erhöhten Adrenalinspielgel verpassen. Die kurze M5 in der 7.SL war kein Problem. Das Auffinden des Standplatzes wiederum schon. Auch war uns im deutlich verschneiten Gelände nicht ganz klar wann es am besten nach rechts unter die Gipfelwand gehen soll. Das brachte uns 1,5 Seillängen Variante und unnötige Mixedmeter ein.

    Blick auf den oberen Wandteil, Jürgen am improvisierten Stand
    7.SL (kurz M5, sonst Gehgelände60 m)
    irgendwo in den weiten der 7. oder 8.SL
    irgendwo in den weiten der 7. oder 8.SL

Über Umwege kamen wir so an den Beginn der Gipfelwand. Nun war zu mindestens der Weiterweg wieder klar und es folgte die nächste schwere Mixedseillänge (M8- oder M5 A2, 40 m). Ein deutlich überhängender Wandabsatz gilt es zu überwinden. Auf den ersten 3 Bohrhaken schwer, danach ca. M5+ und leichtes Eis. Ohne lang zu fackeln steigt Jürgen hier wieder OnSight durch. Respekt!!!

    9.SL (M8- oder M5 A2, 40 m)
    9.SL (M8- oder M5 A2, 40 m)
    9.SL (M8- oder M5 A2, 40 m)

Schon beim Blick auf die 7. Seillänge (M7, WI5-, 40 m) war klar hier haben die dünnen Eisglasuren deutlich abgebaut und das wird sehr anspruchsvoll. Zudem hat auch schon David Bruder gemeint, dass dies mit die heikelste Länge war. So kam es auch: Rein von den Schwierigkeiten „nur“ M7 und schon deutlich leichter wie die anderen schweren Mixedseillängen. Doch ein zur Höchstform auflaufender Jürgen knackte auch diese heikle Nuss.

    Blick auf die anspruchsvolle 10 .SL (M7, WI5-, 40 m)
    10 .SL (M7, WI5-, 40 m)
    10 .SL (M7, WI5-, 40 m)

Die 11 .SL (M6-, 30 m) ist wieder deutlich geneigter. Dafür aber ganz schon plattig und in Kombination mit dem überall liegenden Schnee auch nicht gerade einfach.

    11 .SL (M6-, 30 m)

Nun ist es noch ein Seillänge und die hat noch ein kleines Abschlussspektakel parat. Es folgt zunächst ein ausgesetzter 8-10 m Quergang über der Kante eines großen Daches und wenig später ist das Top erreicht.

    12 .SL (M6-, 40 m) - das Abschluss Spektakel

Abgeseilt wird direkt über die Route. Wobei mehrfach zwei Seillängen auf einmal abgeseilt werden können. Wie schon erwähnt haben wir ja im Aufstieg im Mittelteil zwei Standplätze nicht gefunden. Den Stand nach der 7.SL hab ich dann glücklicherweise ganz zufällig beim Abseilen unter dem Schnee gefunden und umgehend mit Markierungsreepschnur versehen. Beim Stand nach der 6.SL half aber auch großer Suchaufwand nichts und die Hilfe „wo hätte ich gebohrt“ nütze nichts. Nun gut dann müssen wir uns was anderes einfallen lassen. Zumal man von diesem Stand immerhin direkt in den senkrechten steilen zentralen Gullyteil hineinseilt. Cams hinterlassen stand nicht zur Debatte ein passendes Köpfl konnte auch nicht im Schnee gefunden werden. So folgte das Austreten einer „Birne“. Blöd nur wenn der Schnee keine schöner Firn ist sondern eher Pulver. In den birnenförmigen Schneegraben wird dann einfach direkt das Seil gelegt und daran abgeseilt. So abseilend ging es mit etwas erhöhtem Adrenalinspiegel bis zum letzten Zwischensicherungsbohrhaken. Von da weg ohne weitere Zwischenfälle abseilend zum Einstieg. Hier wurde es langsam dunkel und eine große und tolle Tour geht langsam zu Ende…

    zurück am Einstieg
    ein große und tolle Tour geht zu Ende…



Beschreibungen / Topo/ Hinweise:


http://www.nordalpenklettern.lima-city.d...0Gully.htm


Landkarten:
1:25000 AV Karte, BY 6, Ammergebirge West


Viele Grüße
Jürgen und Tobias

   

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  Rettungsaktion - Rubihorn Nordwand - 25.01.14
Geschrieben von: Tobias - 27.01.2014, 21:52 - Forum: Deutschland - Antworten (4)

Am Samstagabend/nacht (25.01.2014) erfolgte ein großangelegte Rettungsaktion in der Rubihorn Nordwand die fast schon an manche Rettungsaktion in der Eiger Nordwand erinnert. Im Endeffekt wurden vier Kletterer im Dunkeln aus der Wand geflogen.

Bewusst Unkommentiert und ohne persönliche Wertung hier ein paar Links zu den Vorkommnissen am Samstag. Die Vorgänge ansich, deren Ursachen und/oder Folgen sowie die mediale Aufbereitung möge jeder selber Bewerten und Beurteilen.


Bergwacht Bayern / Oberstdorf



Allgäuer Zeitung



Augsburger Allgemeine



www.new-facts.eu


Grüße Tobias

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  Ochsengarten - "Atlantis" + "Sir Max" + "Tomb Raider", Sellrain 26.01.14
Geschrieben von: Tobias - 27.01.2014, 19:02 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Nachdem der bisherige Eiswinter in unseren nordalpinen Regionen eher ein einziges Trauerspiel darstellt ging es für Jürgen und mich einen Tag ins auch nicht allzu weit entfernte Sellrain. Die Eisfälle in der Nähe des Ortes Ochsengarten stellen ein sehr beliebtes und schnell erreichbares Tiroler Eisklettergebiet dar. In nächster Nähe gibt es vielerlei Eisfälle und Möglichkeiten in den verschiedenen Schwierigkeiten. Als erstes kletterten wir "Atlantis" danach ging es weiter zum "Sir Max" und am Schluss noch zum "Tomb Raider". Insgesamt ein toller Eisklettertag auch wenn es nicht die absoluten Highlight-Wasserfälle sind. In Anbetracht des größtenteils miserablen Eiswinter herrschen hier perfekte Bedingungen mit ausreichend Eis. Zusammen mit dem doch ordentlich gefallenen Neuschnee in den Tagen zuvor und dem Schneefall des Tages lag doch einiges an Schnee auf dem Eis. Insbesondere in den geneigten Passagen etwas nervig.

Enttäuscht waren wir von „Black Denim“. Diese drei Seillängen Eis und Mixed-Kletterei kurz nach dem Ort Taxegg gelegen wurde gleich zu Beginn des Winters von keinen geringeren wie Albert Leichtfried und Benni Purner erstbegangen. Doch beim Anblick mit viel Neuschnee gibt das definitiv nichts Besonderes ab war absolut nicht anziehend und ohne das Gefühl etwas verpasst zu haben ging es weiter Taleinwärts.



”Atlantis” (WI 5+, 60 m)

Dank der tiefen Spur von zwei kurz vor uns gestarteten Eiskletterern ging es bequem in 20 min zum Einstieg. In einer tollen Seillänge geht es steil und schön nach oben. Die Verhältnisse waren ideal und es hatte zahlreiche Hooks. Etwas verwundert waren wir über die im Führer angegebenen WI 5+. Zu mindestens derzeit ist es deutlich leichter.

    „Atlantis“
    „Atlantis“
    „Atlantis“
    „Atlantis“
    der letzte, steile Abschnitt



”Sir Max” (WI 5-, 120 m)

In wenigen Minuten erreicht man von “Atlantis“ linksquerend den Einstieg von „Sir Max“ und es war gleich schon beim ersten Anblick des Eisfalles klar das, das mit WI 5- vermutlich auch wieder nichts zu tun hat. Bei trotz ominöser Eisstrukturen toll zu kletterndem Eis folgen zwei Seillängen und 45 min Eisklettergenuss und die Frage was hier alles so als WI 5 durchgeht. In manch Allgäuer Cafe Größenwahn Bewertung wäre das wohl als WI 3 durchgegangen. In der zweiten Seillänge gab es am angelehnten Baumstamm noch ne kleine Gleichgewichtstrainingseinlage.

    “Sir Max”
    “Sir Max” – 1. SL
    “Sir Max” – 1. SL
    “Sir Max” – 2. SL
    “Sir Max” – 2. SL
    “Sir Max” – 2. SL
    “Sir Max” – 2. SL



”Tomb Raider” (Rechte Ausstiegsvariante)

Wiederum einige Minuten weiter links befindet sich der Einstieg von „Tomb Raider“. Insbesondere in den ganz flachen Eispassagen der ersten drei Seillängen verdeckte der Neuschnee alles und das Eis war kaum zu erkennen. Auf den ersten drei Seillängne blieb das Seil noch am Rücken und wir klettern seilfrei bis zum Beginn des abschließenden Absatzes. Hier entweder links etwas einfacher ausstiegen oder rechts über eine schöne aber doch steile und anhaltende Eiswand. Im Vergleich zu den zuvor gekletterten Eisfällen das schwerste Stück. War aber auch gut Eingehookt und mit gutem Eis ausgestattet.

    “Tomb Raider”
    “Tomb Raider”
    Blick auf die “Rechts Ausstiegsvariante”
    “Rechts Ausstiegsvariante”
    “Rechts Ausstiegsvariante”
    “Rechts Ausstiegsvariante”


Wie schon eingangs erwähnt waren wir beim Anblick von „Black Denim“ eher enttäuscht. Hier noch ein Bild…

    Black Denim

Ein toller Eisklettertag ging zu Ende. Auf der Heimfahrt hatten wir dann noch ausgiebigen Kontakt mit der Österreichischen Staatsgewalt. Scheinbar hatten wir irgendetwas dubioses an uns oder die falschen Aufkleber auf dem Auto. Innerhalb von 15 km wurden wir jedenfalls gleich zweimal angehalten und kontrolliert. Nun gut kommt vor, auf jeden Fall blieb die Erkenntnis dass es auch in Tirol hübsche Polizistinnen gibt…
Wink




Führer / Beschreibungen:
Eisklettern in Tirol
2004
Alpinverlag
Jentsch-Rabl, Abler, Höllwarth

Viele Grüße
Jürgen und Tobias

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  Aggenstein - „Walking on frozen grass“ (M5, Eis 70°, Gras 80°, 380 m) 03.01.14
Geschrieben von: Tobias - 05.01.2014, 22:51 - Forum: Eis - Antworten (1)

   

Tourenbeschreibung:
(von Alban Glaser)


Erstbegehung einer längeren, größtenteils eigenständigen und lohnenden alpinen Route. Im untersten Teil identisch mit dem Isidor Hacker Gedenkweg.

Erstbegehung:Tobias Bailer und Alban Glaser am 03.01.2014

Schwierigkeitsbewertung: M5, 70 Grad Eis, 80 Grad Gras, ca. 380m (inkl. dem Zustieg über den unteren Teil des Isidor Hacker Gedenkweges)

Zeitbedarf: sehr von den Verhältnissen abhängig und ähnlich zum Isidor Hacker Gedenkweg: ca. 4-6h

Material: 60m Doppelseil, 4 Eisschrauben (kurze Längen), 1-2 Spectre Ice Piton, 1 Snarg, Camalots von 0,3-3, mittleres Set Keile, ca. 8 Expressen, viele lange Schlingen, gut sortiertes Set an unterschiedlichen Schlaghaken, Stirnlampe für Abstieg

Charakter:In den ersten drei Seillängen verläuft die Route identisch mit dem Isidor-Hacker-Gedenkweg und nimmt die schöne Eisseillänge noch weitestgehend mit.
Die Route verläuft durch Schwachstellen im Felsgürtel links des Isidor Hacker Gedenkweges und ist stark graslastig. Dies ermöglicht ähnlich wie in der Haffroute ein fast schon eiskletterähnliches Steigen. Sofern die Grasnarben gut durchgefroren sind ein richtiger Genuss. Die Schlüsselstelle kann zusätzlich ausreichend selbstverantwortlich abgesichert werden und liegt von den Schwierigkeiten etwas unter den zwei Schlüsselseillängen des Isidor Hacker Gedenkweges. In Kombination mit dem unteren Teil des Isidor Hacker Gedenkwegs ergibt sich somit der derzeit vermutlich einfachste Wanddurchstieg.
In der Tour gute Standplätze (zwei davon mit Schlaghaken definiert). In den neuen Längen stecken vereinzelte, mit Reepschnur markierte Felshaken (insg. 4 Stück). Es muss jedoch zusätzlich zwingend kreativ eigenverantwortlich abgesichert werden. Dazu empfiehlt es sich wegen der stark graslastigen Kletterei 1-2 Spectre Ice Pitons oder alternativ Snargs mitzunehmen.

Zustieg: mit der Breitenbergbahn (öffnet meist erst um 9:00 Uhr) ganz hinauf (zuerst Kabinenbahn, dann Sessellift) und dann in etwa 30min empor zum Einstieg.

    gelb: Isidor Hacker Gedenkweg, rot: " Walking on frozen grass"
    unterer und mittlerer Wandteil
    zentraler, mittlerer Wandteil
    oberer Wandteil

Routenverlauf:

1+2. Länge: entweder 65m bis zu Stand nach der eigentlichen 2. Seillänge oder 2 kürzere Seillängen. M3, Gras an schwerer Einzelstelle bis 80 Grad. Stand je nach Schnee und Eismenge des Wasserfalles entweder an 2 Schlaghaken mit Reepschnur (nur bei viel Schnee erreichbar, vgl. Bild) oder seitlich des Wasserfalles im Eis (bei viel Eis) oder an mittleren Camalots in der Gufel unterhalb des Schlaghakenstandes.
3. Länge: Ca. 30m über den schönen Eisfall (bis 70 Grad) in herrlicher Kletterei empor. Nun nicht ganz hinauf bis zum Stand der Isidor Hacker Gedenkroute klettern sondern auf Höhe der folgenden horizontalen Querung einen Eisstand an Schrauben beziehen in den letzten Metern des Eisfalles.
4. Länge: Am Ende des Eisfalls folgt dann eine horizontale, ca. 45m lange Querung über verschneite, ca. 50 Grad geneigte Platten (bei uns ca. M3, bei mehr Schnee deutlich leichter, bei weniger Schnee deutlich schwerer und heikler) hinüber zu einem Stand an zwei Schlaghaken mit Markierungsreepschnur. Diese 45m können in Abhängigkeit von Eis- und Schneezustand nur spärlich abgesichert werden. An vereinzelten Grasnarben können Spectre Ice Pitons oder ein Snarg versenkt werden.
5. Länge: Nun verläuft die Tour über eine markante, nach links schräg aufwärts ziehende Grasrampe (Gras bis 75 Grad, M3). Diese liegt links des Isidor-Hacker Gedenkweges in etwa auf der Höhe der schwersten 2 Seillängen des Isidor-Hacker-Gedenkweges. Die Rampe bietet den Weg des geringsten Widerstandes durch den felsigen und nach unten teils überhängend abfallenden linken Wandteil und vermittelt zusammen mit der darauffolgenden Länge den Zugang zum oberen Wandabschnitt. Nach ca. 50, zuletzt recht exponierten Metern erreicht man am Ende dieser Grasrampe, in einer kleinen Nische unterhalb eines überhängenden Risses den Standplatz an 2 Schlaghaken mit Markierungsreepschnur (Stand mit mittleren Camalots gut zusätzlich verbesserbar).
6. Länge: Vom Stand noch wenige Meter auf dem immer schmaler werdenden Band nach links und dann den Felsüberhang mittels einer Schwachstelle mit einzelnen Grasnarben in wenigen Zügen überwinden (ca. M4 mit Gras bis 80 Grad, nach der schweren Einzelstelle Camalotmöglichkeit rechts. Alternativ kann diese Stelle auch etwas abdrängen auf schmalem Felsband links umgangen werden und danach wieder im Steilgras schräg rechts hochgestiegen werden). Nun einfacher leicht schräg links hoch (Möglichkeit für Snargs oder Spectre Ice Piton, die zwei Varianten treffen sich hier) und schließlich steil im Gras (ca. 80 Grad) hinauf zu einer Felsplatte mit Orientierungsfelshaken und Markierungsreepschnur am rechten unteren Ende der Platte. Die ca. 4m lange Platte stellt die Schlüsselstelle der Tour dar. Anhand von Unterschuppen und Griffen kann hier sowohl einigermaßen gut gesichert als auch geklettert werden (ca. M5). Sobald man links mit dem Fuß das rettende Graspolster oberhalb der Platte erreicht hat und seine Eisgeräte wieder in das gefrorene Gras setzen kann hat man`s geschafft. Oberhalb der Platte hängt an einem Felshaken eine verlängerte Reepschnur herunter. Nun deutlich einfacher schräg links empor zu einem markanten Baum. Hier perfekter Stand an dem Baum (inkl. Wandbuch).Die Seillänge ist ca. 50m lang.

Ab hier hat man nun die schweren Seillängen der Tour hinter sich und es folgt einfacheres, stark grasdurchsetztes Ausstiegsfelsgelände (Stellen M2-3, Gras bis 70°) ohne fest definierte Stände. Die von uns eingezeichneten Stände sind Felsstellen mit denkbaren Standmöglichkeiten.

Weiterweg ab Wandbuch: Vom Baum mit gerade empor Richtung eines größeren sperrenden Felsens. Diesen auf einer grasigen Rampe schräg rechts ansteigend passieren und noch etwas weiter nach schräg rechts ansteigend eine Schneerinne queren. Nun im Folgenden grasdurchzogenen Felsgürtel durch eine seichte Rinne empor und wieder problemlos weiter zu einer Felsstufe unterhalb der Ausstiegsrampe. Hier nochmal Möglichkeit für einen Stand. Die Felsstufe (M3) dank einer kleinen Rinne (Felshaken) hinauf und im dicken Gras der Rampe weiter schräg links ansteigen. Die Rampe verjüngt sich immer mehr. Ca. 5m unterhalb einer plattigen Wandstelle steckt rechterhand ein Felshaken mit Markierungsreepschnur. Über die plattige Wandstelle in kurzer Mixedkletterei (Stelle M3) hinweg und danach problemlos an Grasnarben einfach weiter bis zum Ausstieg direkt am Grenzstein. Hinter der Kante darf der Vorsteiger dann Totmannsicherer für den Nachsteiger spielen im Gehgelände.

Abstieg: in der Südflanke problemlos empor zum Ostgipfel und dann einfach hinab in die Einschartung der Nordschlucht. Nun verschiedene Möglichkeiten des Abstiegs.
a) bei viel Schnee in der Nordschlucht einmal in die Nordschlucht hinunterseilen (neue Abseilstelle mit gelber Reepschnur an zwei Snargs) und dann die Nordschlucht seilfrei hinuntersteigen bis zum BH-Abseilstand oberhalb der Steilwies-Säule.
b)noch etwas hinaufsteigen bis zum Ausstieg des Schottengully und von hier an einzelnem BH-Stand (rechts in Aufstiegsrichtung von der Nordschlucht gesehen) hinunter in den Schottengully abseilen und über ihn zurück zum Wandfuss.
c) queren zum Normalweg und über den "langen Strich" zurück zum Einstieg


Tourenbericht:
(von Tobias Bailer)

Schon öfters haben wir uns zur ersten Breitenbergbahn in Pfronten getroffen um eine der Winterkletterrouten in den Nordwänden des Aggenstein zu klettern. Doch als ich mich heute mit Alban treffe ist etwas anders an diesem Morgen. Ich bin etwas angespannter als sonst, der Rucksack schwerer, das Material mehr und es liegt schlichtweg der Duft von Neulandsuche in der Luft. Trotz intensiver Fotoauswertung war natürlich nicht restlos klar was uns an Schwierigkeiten erwarten wird, ob sich die geplante Linie überhaupt ausgeht oder man vielleicht doch was Entscheidendes übersehen hat. Ganz bewusst sind wir ohne weitere Erkundungen oder Vorarbeiten und vor allem ohne Bohrmaschine, nur mit ca. 20 Normalhaken, etwas „Frozen grass equipment“ und diversen Cams eingestiegen um durchzusteigen.

Als ich Anfang Dezember den Isidor-Hacker-Gedenkweg geklettert habe ist mir eine deutliche, markante Rampe im zentralen Wandbereich links des Isidor-Hacker-Gedenkweg ins Auge gestochen und die Grundidee für diese Erstbegehung war geboren, denn diese Rampe durchzieht elegant eine abweisende, steil Felsbarriere. Der Teil darunter ab der Abzweigung war einsehbar und sah gut kletterbar aus. Der ganze Teil darüber wurde anhand von Wandbildern eruiert. Für mich war klar das ich diese Linie zusammen mit Alban angehen will, zumal ich von ihm für solche Touren sehr viel gelernt habe, mit ihm meine ersten Schritte im Allgäuer Mixed-, Eis und Steilgrasgelände zwischen Rubihorn und Aggenstein getätigt habe und er sozusagen mein Lehrmeister in diesem Gelände war. Umso schöner war es dann, dass alles super geklappt hat, die Linie voll aufging und mit lediglich 8 belassenen Normalhaken der Ausstieg erreicht wurde.

   

Der Zustieg mit der Breitenbergbahn hat zwar den Vorteil von sehr wenigen Zustiegshöhenmeter dafür den Nachteil eines späten Einstieges in die Routen nicht vor 10:00 - 10:30 Uhr je nach Pünktlichkeit der ersten Bahn. Insbesondere im Hochwinter ist damit nüchtern betrachtet einfach schon 1/3 des Tageslichtes vorbei. Dennoch fahren wir heute mal wieder mit der Bahn hoch und wenig später ist der Einstieg erreicht.

   
    das Objekt der Begierde

Details zum Routenverlauf siehe Tourenbeschreibung. Die ersten drei Seillängen bis zum geplanten Abzweig vom Isidor-Hacker-Gedenkweg sind uns beiden gut bekannt und liegen bald hinter uns. Alban war schon zweimal hier und bei mir ist der Isidor-Hacker-Gedenkweg gerade mal gut einen Monat her. Die ersten beiden Seillängen fasse ich wieder zusammen und beziehe Stand wie letztes Mal in der Gufel etwas zwei Meter unter dem eigentlichen Stand, welcher aufgrund der immer noch extrem geringen Schneelage in der Luft baumelt.

    Einstiegsbereich
    die 1. SL des Isidor-Hacker-Gedenkweg
    der eigentliche Stand nach der 2. SL ist bei geringer Schneelage fast nicht erreichbar
    3. SL - Alban startet in die Eisseillänge
   
    die tolle Eisseillänge
    Stand am Ende des Eisfalls

Am Ende des Eisfalls verlassen wir den Isidor-Hacker-Gedenkweg nach links und starten hinein ins unbekannte Terrain. Wer den Isidor-Hacker-Gedenkweg weiter klettern will steigt vom Ende des Eisfalls noch 10 m gerade aus weiter bis zu einem Felsstand. Ich starte also nach links zur langen Querung. Die geringe Schneelage bringt sehr glatte unangenehme Platen zu Tage und die Kletterei fühlt sich an wie auf rohen Eiern. Die Schwierigkeiten dieser ca. 45 m langen Linksquergangs dürften sehr verhältnisabhängig sein und die Länge ist schwer absicherbar. Der Stand nach der 4. Seillänge wurde an zwei Normalhaken bezogen. Diese zwei Standhaken wurden belassen und mit roter Markierungsschlinge verbunden.

    4. SL - am Beginn des Linksquergang
    4. SL - Blick zurück
    4. SL - unterwegs im Linksquergang
    4. SL - unterwegs im Linksquergang
    4. SL - Blick zurück
    4. SL - die letzten Meter zum Stand hoch
    am Stand nach der 4.SL
    der belassene Stand nach der 4. SL

Mit der 5. SL beginnt dann endgültig das „Walking on frozen grass“ und das Reich des teils extremen Steilgras wird erreicht. Bei guten Bedingungen wenn die Graspolster solide gefroren sind wird der in solchem Gelände erfahrene Alpinist aus dem Jubeln nicht mehr herauskommen. Im mittleren Teil der markanten Rampe zudem auch schön luftig und ausgesetzt. Einziger Wehmutstropfen sind die spärlichen Absicherungsmöglichkeiten. Am der Ende Stand in einer Art kleiner Gufel. Zwei Standhaken wurden belassen.

    5. SL - Alban unterwegs im “Steep grass”
   
    5. SL - am Beginn der Rampe
    5.SL - unterwegs auf der Rampe
    Alban am Stand nach der 5. SL
    Blick vom Stand
    Teile der Rampe
    Alban am Stand nach der 5. SL

Mit der 6. SL folgt die Schlüsselseillänge der Tour. Schon bei der Fotoauswertung im Vorfeld zeigte sich das ein Felsriegel vor dem endgültigen erreichen des oberen leichteren Wandteils interessant werden könnte. Dieser Felsriegel bietet eine logische Schwachstelle in Form einer etwas geneigteren Platte. Diese Platte, eine Art Felsrampe, muss aber wieder über steilste Grasnarben (ca. 80°) angeklettert werden. Als ich vor den steilen Grasnarben stehe und die plattige Felsrampe sehe bin ich zwar froh dass der Weiterweg möglich ist, gleichzeitig stehe ich aber auch 10 m ungesichert über dem Standplatz im Steilgras. Ein halbwegs solider Snarg und los geht es ins 80° Gelände. Nach einigen Metern ist der Beginn Platte erreicht und ich bringe einen Normalhaken sowie einen guten Cam unter. Von diesem Felshaken weg muss die dankbar zu kletternde Schlüsselpassage (M5, 4 m) obligat geklettert werden. Piazen an schönen Untergriffen ist hier angesagt. Danach befindet sich rechterhand wieder ein Normalhaken mit Schlinge. Über gemäßigtes Fels-Gras-Gelände wird der gut sichtbare große Baum erreicht. Hier Standplatz und Wandbuch.

    vom Stand leicht ausgesetzt und abdrängend nach links
    Die Schlüsselpassage ist überwunden
    Rückblick auf die vier schweren Meter
    Alban am Piazen
    Alban am Ende der Platte
    Blick zum großen Baum (Standplatz)
   
    Standplatz und Wandbuch am Baum
   
    Wandbuch - “Walking on frozen grass”
    Wandbuch - “Walking on frozen grass”

Ab dem Wandbuch ist der obere leichtere Wandteil erreicht und es folgt überwiegend genüssliche Graskletterei mit einzelnen Felspassagen. Aufgrund des leichteren Geländes und idealen Verhältnissen klettern wir die restlichen Meter (ca. 3 Seillängen wenn klassisch gesichert wird) simultan am laufenden Seil bis zum Ausstieg. Genuss pur...
Die von uns gewählte Ausstiegsrampe stellt die nächste logische Ausstiegsmöglichkeit links der „Rohwedder-Mayr-Ausstiegsvariante“ des Isidor-Hacker-Gedenkweg dar und bietet anregende Fels-Gras-Kletterei mit kurzer plattiger Passage. Direkt am Ausstieg befindet sich ein Grenzstein der Grenze zwischen Deutschland und Österreich.

    oberer Wandteil
    Alban unterwegs im oberen Wandteil
    Alban auf unserer Ausstiegsrampe
    die Gratkante und somit der Ausstieg ist erreicht
    am Ausstieg…
    die Ausstiegsrampe
    Normalhaken mit Markierungsschlinge auf der Rampe
    die Ausstiegsrampe
    die Ausstiegsrampe
    Grenzstein am Ausstieg.
    Alban hinter der Gratkante
    Blick nach Süden zur Bad Kissinger Hütte und ins Tannheimer Tal
    Gehrenspitze, Köllenspitze, Gimpel und Rot Flüh (v.l.n.r.)
   

Über die Südflanke problemlos empor zum Aggenstein Ostgipfel. Abstieg über eine der drei in der Tourenbeschreibung aufgeführten Varianten.

    Rückblick in die Wand hinab
    Blick zum Aggenstein Hauptgipfel

Wir wählen Variante b und seilen über das Schottengully ab. Auf dem Weg zum Ausstieg des Schottengullys kommt man auch am Beginn der Nordschlucht (Variante a) vorbei und wir sponsern noch zwei Snargs und bauen eine solide neue Abseilstelle. Die zwei Snargs sind mit gelber Reepschnur markiert und zum Abseilen eingerichtet. Somit dürften die noch abenteuerlicheren Abseilfahrten hinab in die Nordschlucht an lediglich ins Gras geschlagenen Normalhaken beendet und nicht mehr nötig sein. Die neue Abseilstelle befindet sich (siehe Bild mit Pfeil) nicht direkt am tiefsten Punkt sondern eine Einbuchtung weiter östlich, denn am tiefsten Punkt hat es oft eine große Wechte die das Abseilen erschwert oder gar unmöglich macht.

    neue Abseilstelle in die Nordschlucht
    neue Abseilstelle in die Nordschlucht

Das Abseilen in die Nordschlucht macht aber erst Sinn wenn dort genügend Schnee liegt um nach dem Abseilen einfach im Schnee durch das Felstor bis zum Abbruch oberhalb der Steilwiessäule absteigen zu können. Bei geringer Schneelage, wie bei uns, kommt im Bereich des Felstores in der Nordschlucht unangenehmes Felsgelände zu Tage welches dann abgeklettert werden müsste. So ziehen wir es vor wieder ein paar Meter bis zum Ausstieg des Schottengullys aufzusteigen und seilen über diese Tour ab. Diese Variante erfordert natürlich zwingend das Auffinden des Ausstiegsbohrhaken was je nach Schneelage auch problematisch sein kann. Mit dem letzten Tageslicht sind wir wieder am Wandfuß und das Depot am Einstieg ist bald erreicht. Zu Fuß geht es über die wegen Schneemangel nicht wirklich vorhandene Skipiste zurück nach Pfronten.

    Abendstimmung über den Allgäuer Alpen
       
   
    mit dem letzten Tageslicht wieder am Wandfuß
   


Viele Grüße
Albanund Tobias

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  Dremelspitze (2733 m) – Südwestflanke im Winter, Lechtaler Alpen 01.01.14
Geschrieben von: Tobias - 04.01.2014, 22:43 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Die mächtige Pyramidenform und die senkrecht aufgestellten Schichttafeln verleihen der Dremelspitze (2733 m) in den Lechtaler Alpen ihre markante Form. Besonders von der nahegelegenen Hanauer Hütte (1920 m) aus betrachtet ist die Berggestalt am schönsten. Den leichtesten Anstieg bietet die Südwestflanke über den „Purtschellerweg“. Schon im Sommer ist dieser Anstieg von der Westlichen (Vorderen) Dremelscharte (2434 m) nicht zu unterschätzen. Auch wenn die nominellen Schwierigkeiten nur im obersten II. Schwierigkeitsgrad liegen ist der „Purtschellerweg“ doch anspruchsvoll, ausgesetzt und fordert den in solchem Gelände versierten Bergsteiger. Im Winter gilt dies natürlich noch um einiges mehr und nur mit verschneitem und vereistem Fels vertraute Kletterer werden hier Vergnügen haben. Der zeitliche Aufwand für die 300 Hm ab Scharte darf keinesfalls unterschätzt werden, sollte je nach Spuraufwand mit 2-3 h reiner Aufstiegszeit veranschlagt werden und abgestiegen werden will das gleiche Fels/Eis/Schneegelände ja auch noch.

Nach einer tollen Silvesternacht im nagelneuen, tollen und super schönen Winterraum der Hanauer Hütte in einem separaten Gebäude starten wir an Neujahr 2014 die Besteigung. Mit 23 Personen und einem Hund war es zwar ganz schön voll, Übernachten aber doch noch für alle locker möglich. Zwar nicht mehr für alle im Schlafraum (wäre aber auch gegangen wenn nicht jeder auf einer Matratze liegen würde!) aber der Winterraum (Winterhaus) ist so groß und bietet mit Isomatte noch andere gute Möglichkeiten. Zwei schliefen auf der Empore im Eingangsraum und fünf im Aufenthaltsraum. Besonders toll und der schönen Silvesternacht sehr zuträglich, war das musikalische Engagement einer neunköpfigen tschechischen Gruppe mit Gitarre und Geige(!!!).

    Dremelspitze und rechts davon die Westliche (Vordere Dremelscharte)
    Dremelspitze

Idealerweise ist eine solche Winterbesteigung der Dremelspitze natürlich mit einer Skitour bis zur Scharte. Aufgrund der bekannterweise noch immer äußerst geringen Schneelage in den gesamten nördlichen Kalkalpen haben wir gleich von vornherein auf die Ski verzichtet und hatten Schneeschuhe dabei. Von der Hütte problemlos über weitläufige Mulden und ein schönes nordseitiges Kar in die Scharte.

    Sonnenaufgang im Bereich der Parzinnspitze und -scharte
    Aufstieg zur Westlichen (Vorderen) Dremelscharte (2434 m)

Auf der Nordseite des Westgratansatzes gilt es eine Geröllrinne zu erreichen welchen den Beginn des Aufstieges markiert. Der Weiterweg ist äußerst üppig mit roten Punkten markiert und war bei unserer Schneelage gut zu finden. Es folgen zahlreiche Rippen, Rinnen, Gratabschnitte und ausgesetzte Querungen. In Kombination mit dem perfektem Wetter einfach herrlich und Winterbergsteigen par excellence:

    mit dieser Geröllrinne beginnt der Aufstieg zur Dremelspitze
   
   
    die benachbarte Schneekarlespitz (2641 m)
   
   
    durch die kaminartige Rinne in Bildmitte führen die letzten Meter
   
   
    Dremelspitze (2733 m)
    der benachbarte Bergwerkskopf (2728 m)

Wie so oft stellt der Abstieg in solch teilweise kombiniertem Gelände und in den ausgesetzten Querungen in steilerem Schneegelände die höheren Anforderungen wie der Aufstieg.

   
   
   
    Kogelseespitze (links oben) - ein Skitourenklassiker im Lechtal

Nun noch ein paar Takte zum neuen Winterraum der Hanauer Hütte und gewissen Kommentaren im Hüttenbuch des Winterraumes. Ich finde es Unmöglich wie sich manche Leute in diesem Buch über kleinere, völlig unwichtige Details und anscheinende Mängel massiv beschweren. Sollte man als Bergsteiger nicht einfach nur froh sein das es solch luxuriöse Winterraum Infrastruktur insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilweise überhaupt gibt! Da sieht es schon in anderen Alpenländern ganz stark anders aus und die Schutzfunktion für den Bergsteiger im winterlichen Gebirge erfüllt dieser geniale Winterraum der Hanauer Hütte definitiv auch wenn ein paar Kleiderhaken und Töpfe in verschiedenen Größen fehlen!!!

    Holzherd und Kochecke
    ein Teil des Aufenthaltsraum indem auch die Küche ist
    der luxuriöse Schlafraum mit Traumblick


Führer / Beschreibungen:
Skitourenführer Lechtaler Alpen
6. Auflage 2010
Panico
Dieter Elsner, Michael Seifert

Führer durch die Lechtaler Alpen
7. Auflage 1968
Bergverlag Rudolf Rother
Rogister / Groth

Im leichten Fels
1. Auflage 1979
Walter Pause


Karten:
1:25000: AV-Karte 3/4 Lechtaler Alpen – Heiterwand und Muttekopfgebiet


Viele Grüße
Michael, Jule, Nina und Tobias

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  Ifen 2229m - Klein Walsertal (27.12.2013)
Geschrieben von: skuti - 31.12.2013, 19:27 - Forum: Österreich - Keine Antworten

Ausgangspunkt:
Parkplatz Auenhütte (Talstation Ifen Bergbahn)

Tour:
Vom Parkplatz (1280m) ging es über die geöffnete Piste bis zur Bergstation der Hahnenköpflebahn (2030m) . Von dort ging es unter den NO-Wänden des Ifen bis zur Durchstiegsrinne und von dort durch die rechte oder linke Rinne zum Ifen-Plateau. Die rechte Rinne ist eine steile Schneerinne (evtl. Seil vorhanden, je nach Schneeverhältnissen) mit einem kurzem (ca. 1m) Felsabsatz, die linke Rinne hat einen größeren Felsabsatz.
Auf dem Plateau angekommen, geht es gemütlich weiter bis zum Gipfel (2229m).

   
Aufstieg auf der nicht präparierten Piste

   
   
Querung unter den NO-Wänden des Ifen

   
Unterhalb des Durchschlupfs

   
   
   
rechte Rinne, diese Felsen waren zu vereist......

   
linke Rinne, ......somit ging es hier hoch über den kurzen Absatz.

   
   
   
   
   
   
das Gottesackerplateau

   
   
   
   
hier sieht man gut die Linke und die Rechte Rinne

   
   

Unsere Verhältnisse am 27.12.2013:
Den Hang unter den NO-Wände des Ifen mussten wir in ca. 10cm Neu Schnee einspuren, der am vorherigen Tag gefallen war. Die Abfahrt in diesem Hang war super.
Die rechte Rinne, speziell die Felsen waren bei uns vereist. Die Linke Rinne konnte man gut im Schnee hochstapfen (das Seil war unterm Schnee) und den kleinen Felsabsatz gut zu überklettern.
Von dort ging es über die Hänge zum Gipfel, die bei uns noch frisch verschneit waren und uns somit einen tollen Abfahrtsgenuss bescherten.
Später sind wir dann den kompletten NO-Hang unterm Ifen aufgestiegen und abgefahren, bester Pulver! Aber zu beachten ist, das der Hang stark im oberen Teil eingeblasen war und somit verzichteten wir wegen Lawinengefahr auf die letzen Meter.
Danach ging es auf der noch nicht präparierten Piste zurück zum Parkplatz. Im unteren Teil gab es einige Steine die leider im Ski den ein oder anderen Kratzer hinterlassen haben.

Skitourenführer:
Panico "Allgäuer Alpen"

Gruß,
Frank mit Günter, Nico, Maxi & Simon

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  Watzmann - Ostwand „Kederbacherweg“ (IV-, 1800 mH), Winterbegehung 22.12.13
Geschrieben von: Tobias - 25.12.2013, 23:18 - Forum: Deutschland - Antworten (1)

„Eine Winterbegehung der Watzmann Ostwand ist ein großes alpines Unternehmen. Sie wird es bleiben...“

„Eine sorgfältige Beobachtung des Schneeaufbaus und der Wettersituation gehören zu einer Winterdurchsteigung der Watzmann Ostwand ebenso wie eine optimale körperliche Vorbereitung“

„Die beste und konditionsstärkste Seilschaft hat in der Watzmann-Ostwand keine Chance, wenn sie unmittelbar nach einem starken Schneefall oder einem Wärmeeinbruch einsteigt - sie wird von Lawinen hinunter geschwemmt werden.“


aus: Franz Rasp - Watzmann Ostwand, Gebietsführer



„Am Gipfel sitze ich unter der feuchten Hülle meines Zeltsackes. Die Uhr zeigt die vierte Morgenstunde an. Die Kälte dringt mir bis ins Mark. Doch ich will den Tag abwarten. In der Vorfreude auf die kommende Expedition vergeht mir die Nacht verhältnismäßig schnell, und bald begrüßen mich die ersten Sonnenstrahlen“

aus: Hermann Buhl - Achtausend drüber und drunter / Allein in der Winternacht-Watzmann Ostwand (es folgte 5 Monate später im Juli 1953 seine legendäre Erstbesteigung des Nanga Parbat im Alleingang)



„Der sagenumwobene Gipfel des formschönen Watzmann hoch über Berchtesgaden und Königssee wird an schönen Sommertagen von zahlreichen Bergsteigern besucht. Wenige, sehr wenige von ihnen kommen über die berüchtigte 1800 Meter hohe Ostwand. Die Wandneigung ist relativ gering, dennoch bedeutet die Durchsteigung der Ostwand ein großes bergsteigerisches Vorhaben.“

„Ich bin zweimal durch diese Wand gestiegen und jedes Mal war ich über die Länge der Tour betroffen.“


aus: Walter Pause - im schweren Fels.



    der berühmte Blick vom Königssee über St. Bartholomä auf die Watzmann Ostwand

„Watzmann-Ostwand“, die höchste und wohl auch eine der berühmtesten Wände der Ostalpen. Ihr eilt ein enormer, berühmt berüchtigter Nimbus voraus, ja das ganze Watzmann-Massiv ist legendär und sagenumwoben. Auch eine breite Masse außerhalb der alpinen Szene kann mit dem Begriff „Watzmann-Ostwand“ etwas anfangen und der Watzmann (2712 m) stellt das große Wahrzeichen von Berchtesgaden dar. Diese Berühmtheit hat mehrere Gründe. Dies sind unter anderem die reinen Dimensionen und der ostalpine Superlativ von 1800 Meter Wandhöhe, auf jeder touristischen Königssee-Schifffahrt (ca. 800 000 Personen pro Jahr) wird ausführlichst auf die Wand hingewiesen, die Zahl der tödlich Verunglückten ist höher als jene der Eiger-Nordwand und der Blick vom Königssee über St. Bartholomä (603 m) auf die Ostwand hat einfach etwas ganz Besonderes, Erhabenes und Schönes an sich. Auch Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz dürften an der Berühmtheit nicht ganz unschuldig sein, denn ihr Alpendrama und Musical „Der Watzmann ruft“ aus dem Jahr 1974 erreichte nicht nur die Bergsteiger sondern auch eine breite Öffentlichkeit im deutschsprachigen Raum und schaffte es zu Kultstatus.

Diese „Watzmann-Ostwand“ im Winter zu Durchsteigen stellt natürlich nochmal einen ganz anderen, anspruchsvollen Reiz dar und nicht jeden Winter lassen die Verhältnisse eine Begehung zu. Es braucht hier schon besondere Wetterlagen. Bei einer Höhendifferenz von 2100 Höhenmeter (St. Bartholomä 603 m - Gipfel 2712 m) und der relativ geringen Neigung (Durchschnittsneigung nur 50°) ist man hier extrem von den Schneeverhältnissen abhängig. Nach langer nahezu niederschlagsloser Trockenperiode und wochenlangem Hochdruckwetter mit teilweise warmen Temperaturen in der Höhe im Dezember 2013 fieberte ich dem Winterbeginn am 21. Dezember 2013 entgegen und freute mich insgeheim wahnsinnig über den immer noch ausbleibenden großen Schnee. Doch dann ein Schock, die Wetterprognosen sagten für den 20. eine Kaltfront an. Der Schock wehrte aber nicht lange, denn als klar war, dass nahezu der gesamte Neuschnee der Kaltfront in den Westalpen hängen bleibt, gab es kein Halten mehr, viel besser wird es vermutlich nicht mehr, der Rucksack wurde gepackt und zusammen mit Jürgen fahre ich nach Berchtesgaden an den Königssee. Leider musste der dritte im Bunde, mein Spezl Florian aus dem Berchtesgadener Land der die Ostwand aus dem Effeff kennt, ganz kurzfristig verletzungsbedingt absagen. Besonders ärgerlich denn sehr gute Wandkenntnisse aus dem Sommer sind in dieser Wand für eine Winterbegehung definitiv nicht gerade hinderlich. Glücklicherweise kannte aber auch Jürgen die Wand von einer Sommerbegehung des „Salzburger Weg“ her und so starten wir zu zweit. Ich hatte die Wand zuvor noch nicht einmal live gesehen.

    Watzmann Ostwand „Kederbacherweg“

Noch eine kleine Anekdote aus dem Jahre 1963 zum Stellenwert einer Winterbegehung der Watzmann Ostwand vor 50 Jahren. Mein Bekannter Franz Baumann („Karwendel Franz“) führte zusammen mit Bruno Wimmer und Walter Ochs im Januar 1963 ebenfalls eine Winterbegehung des Kederbacherweg durch. Der Winter 1962/1963 war extrem kalt und der Königsee war zugefroren. In diesem Jahrhundertwinter war sogar der Bodensee komplett zu gefroren, das letzte Mal seither! Ein Förster hatte die Nachricht kundgemacht und sie verbreitet sich wie ein Lauffeuer nicht nur durch Berchtesgaden. Als die drei völlig erschöpft nach 1,5 Tagen in der Wand die Wimbachgrieshütte erreichten, war sogar extra wegen ihnen der Hüttenwirt im Winter hochgekommen, versorgte sie mit Essen und Trinken und wenig später trauten sie ihren Ohren nicht. Am Hüttentelefon war ein Reporter der bekannten großen deutschen „Bild-Zeitung“ und bat um Bilder und Story!!! Das Angebot wurde jedoch an Ort und Stelle aufgrund politischer Abneigung der Bild-Zeitung gegenüber abgelehnt! Zumindest lokalen Ruhm erhielten sie aber trotzdem und über ihre Winterbegehung wurde in diversen Zeitungen und sogar im Radio berichtet.


Tourenbericht:

Nachts um 04:00 Uhr starten wir hinaus in die sternenklare, kalte Nacht und der Mond leuchtet wenige Tage nach Vollmond enorm und die Konturen der Wand waren klar zu erkennen. Nach einer knappen Stunde stehen wir teilweise spurend bereits an der Randkluft oberhalb des Eiskapellenfirnfelds und mir kommen die Worte von Hermann Buhl in den Kopf der die 1. Winterbegehung des Salzburgerweg im Februar 1953 im Alleingang und komplett in der Nacht durchführte:


„Um sieben Uhr abends verlasse ich Bartholomä. Schon nach kurzer Zeit endet der bequeme Holzziehweg und somit auch jegliche Spur menschlichen Daseins. Oft versinke ich bis zu den Knien im Schnee. Hinter dem Göllmassiv tritt der Mond hervor, es ist Vollmond, und er überflutet die Umgebung mit silbernem Glanz“

aus: Hermann Buhl - Achtausend drüber und drunter / Allein in der Winternacht-Watzmann Ostwand


Die Randkluft war bei uns sehr gutmütig allerdings etwas weiter rechts als üblich zu überwinden. So galt es über brüchige Stufen und kleinere Schneeaufschwünge die 1. Grasterrasse (1050 m) zu erreichen.

    brüchige Stufen und kleinere Schneeaufschwünge oberhalb der Randkluft
    brüchige Stufen und kleinere Schneeaufschwünge oberhalb der Randkluft
    brüchige Stufen und kleinere Schneeaufschwünge oberhalb der Randkluft

Mit der exzellenten Beschreibung aus dem Rasp-Führer ist der Übergang zwischen den Grasterrassen und dem Schöllhornkar gut zu finden. Eine Querung über Eis-, Schnee- und Grasstufen bringt einen an den unteren Rand des Schöllhornkar (1300 m).

    Linksquerung ins Schöllhornkar

Im Schöllhornkar zeigte sich endgültig, dass die Hoffnung auf Idealverhältnisse im unteren und mittleren Teil nicht ganz unbegründet waren. Über perfekten tragenden harten Firn steigen wir die knapp 350 Hm problemlos und ohne Spuren zu müssen bis zum Beginn der Schöllhornplatte (1640 m) auf.

    Idealverhältnisse im Schöllhornkar

Auch die Randkluft zwischen Schöllhorneis und folgender kaminartiger Verschneidung stellte kein Problem dar. Durch die kaminartige Verschneidung in den oberen Wandwinkel und nun nach links an die eigentliche Schlüsselstelle der Schöllhornplatte.

    gutmütige Randkluft am Übergang zur Schöllhornplatte
    die kaminartige Verschneidung oberhalb der Randkluft
    die kaminartige Verschneidung oberhalb der Randkluft

Nun folgt die nominelle Schlüsselstelle (IV-, 20 m) des ganzen „Kederbacherweg“. Warum dieser Wandbereich aber Schöllhornplatte heißt, ist nicht gerade offensichtlich. Denn auf einer Platte klettert man hier mal definitiv nicht. Wir packen das Seil aus und überwinden die steile, klatschnasse, teilweise leicht eisüberzogene und tropfende Verschneidung. Es befindet sich jeweils ein geklebter Standringhaken unter- und oberhalb dieser Steilstufe, sowie ein gebohrter und ein geschlagener Zwischenhaken. Nachdem der Münchner Christian Schöllhorn in diesem nach ihm benannten Wandbereich im Jahre 1890 abstürzte, war es den Bergführern bis ins Jahre 1909 sogar amtlich verboten die Watzmann Ostwand zu durchsteigen.

    Schlüsselstelle „Schöllhornplatte“
    Schlüsselstelle „Schöllhornplatte“
    Schlüsselstelle „Schöllhornplatte“
    Schlüsselstelle „Schöllhornplatte“

Danach folgt eine einfache Querung nach links in den Winkel in dem der felsige Wandbereich unterhalb des Zellerlochs ansetzt. Eine markante Rampe führt diagonal von links nach rechts oben bis zum Zellerloch (1750 m), einer markanten Höhle. Das Gelände ist zwar nirgends schwer aber auf den eisüberzogenen Platten und Felsen war volle Konzentration angesagt.

    typische Wandstufen in der Watzmann Ostwand
    die markante Rampe beginnt am linken Bildrand
    unterwegs auf der Rampe
    unterwegs auf der Rampe
    unterwegs auf der Rampe
    links am Bildrand (nasse Platten) der Rampenwasserfall
    unterwegs auf der Rampe
    unterwegs auf der Rampe
    unterwegs auf der Rampe, kurz unterhalb des Zellerloch

Nach einer kurzen schweren Eis- und Mixedstelle war das große 3. Band erreicht. Auch wenn das folgende Bild zwei Eisgeräte zeigt (Jürgen hat seines nach Überwindung der Stelle kurz stecken lassen) haben wir die ganze Wand mit einem Eisgerät begangen und das mitgeführte zweite Eisgerät wäre bei unseren Verhältnissen nicht nötig gewesen.

   
    Tiefblick auf Sankt Bartholomä am Königssee

Nun geht es weit, weit über das 3. Band nach links. In ordentlichem Trittschnee und ohne allzu großen Spuraufwand steigen wir bis zum Kaserereck (1970 m).

    unterwegs auf dem 3. Band
    unterwegs auf dem 3. Band
    unterwegs auf dem 3. Band

Das Kaserereck (1970 m) stellt zunächst das scheinbare Ende des 3. Bandes dar. Wir packen das Seil aus, Jürgen verschanzt sich in Ermangelung von Fels-Sicherungspunkten in ein Schneeloch und sichert mich. Vom obersten Eck geht es kurz sehr ausgesetzt nach links ums Eck und man erreicht leicht absteigend wieder leichteres Gelände bis zu einem kleinen Kessel. Danach folgte nur scheinbar leichteres Gelände, doch hier liegt der Neuschnee total haltlos auf Felsplatten und wir standen mit den Steigeisen sehr wacklig da. Wir klettern nochmal 1,5 Seillängen mit Seil nach links (Standplätze an selber anzubringenden Normalhaken).

    der scheinbar harmlose Bereich des Kaserereck
    Jürgen direkt am Kaserereck
   

Danach ist der Weg aber frei, das Ende des 3. Bandes (2120 m) erreicht, die Gipfelschlucht bereits deutlich sichtbar und zum Greifen nahe. Doch zur Vorfreude gibt es noch lange keinen Grund wie wir leider bitter erfahren mussten. Es ist noch ein langer Weg und es fehlen bis zum Gipfel stolze 600 Hm! In der Gipfelschlucht können wir auf den knapp 300 Höhenmeter bis zur Biwakschachtel (2380 m) nochmals Idealverhältnisse genießen und bei Traumfirn stapfen wir gemütlich ohne Spuraufwand nach oben. Bereits gegen 11:30 Uhr haben wir die Biwakschachtel erreicht und schreiben uns kurz ins Wandbuch ein. Die Biwakschachtel war augenscheinlich in einem Topzustand.

    der Blick auf den oberen Wandteil wird frei
    gleich ist die Gipfelschlucht erreicht
    Idealverhältnisse in der Gipfelschlucht
    Idealverhältnisse in der Gipfelschlucht
    Watzmann Ostwand Biwakschachtel (2380 m)

Bis hierher hatten wir Idealverhältnisse mit hartem Firn und gutgesetztem Schnee (Styroporschnee) und ich würde mal behaupten dass man es nicht viel besser erwischen kann. Was wir allerdings ab der Biwakschachtel antrafen dürfte eher den Alptraum einer Watzmann Ostwand Winterbegehung widerspiegeln: grundloser kalter unverfestigter Pulverschnee. Sofort schießen mir die Worte von Hermann Buhl in den Kopf, der hier anscheinend ähnliches erlebt hat:


„Ich quere nach rechts hinüber. Doch schon nach den ersten Metern schwimme ich im grundlosen Pulverschnee. Schlagartig haben sich die Verhältnisse geändert. Die Wand ist hier etwas nach Norden gerichtet und der Sonne abgewendet. Zierliche Schneegrate nehmen meine Spur auf. Sie bilden die Brücke von einem Vorsprung zum anderen. Fast tut es mir Leid, diese wunderbaren Naturgebilde zu zerstören. Aber jetzt ist nicht Zeit für ästhetische Bedenken. Ich muß weiter...“

aus: Hermann Buhl - Achtausend drüber und drunter / Allein in der Winternacht-Watzmann Ostwand


Man hat bis zur Biwakschachtel ja immerhin schon 1800 Höhenmeter ab St. Bartholomä in den Beinen und jeder sollte insbesondere im Winter hier noch genügend Power haben um solchen Verhältnissen zu widerstehen. Wir treffen sofort die Entscheidung nach links aus den eigentlichen Ausstiegskaminen heraus auf einen Felspfeiler auszuweichen. Dies bedeutet zwar etwas weniger grundlose Wühlerei, dafür aber eben auch noch ca. 3 Felsseillängen mit entsprechendem Sicherungszeitaufwand. Auf dem von uns gewählten Weg trafen wir auf Schwierigkeiten bis ca. IV+. Ein Normalhaken mit blauer A0-Schlinge zeigte das hier wohl schon öfter jemand war. Zwischen den Felsabschnitten galt es aber auch immer wieder durch grundlosen Schnee bis zur nächsten Felsseillänge zu Wühlen. Gegen Ende wurde es echt zäh und artete schon etwas zum Kampf gegen den Schnee aus. Auf den letzten 30 Höhenmetern im ganz leichten und wieder deutlich flacheren Gelände fanden wir wie als kleines Abschlussgeschenk nochmal schönen Trittfirn vor.

    wir weichen auf den Felspfeiler in Bildmitte aus
    unterwegs auf dem Felspfeiler
    dann wieder hüfttiefe Wühlerei
    gegen Ende wurde es echt zäh...
    gegen Ende wurde es echt zäh...
    die letzten 30 Höhenmeter

Für diese eigentlich lächerlichen 300 Höhenmeter von der Biwakschachtel bis zum Gipfel haben wir sage und schreibe 3,5 h gebraucht und so erreichten wir doch erst gegen 15:15 Uhr den Gipfel der Watzmann Südspitze (2712 m), gut 11 h nach dem Aufbruch in St. Bartholomä. Überglücklich über unsere Winterbegehung des „Kederbacherweg“ konnte wir bei bestem Licht und toller Stimmung die Blicke auf die umliegende Berchtesgadener Bergwelt genießen. Ein toller Moment. Danke Jürgen, wir waren ein super Team!

    Watzmann Südspitze (2712 m)
    Watzmann Südspitze (2712 m)
    Blick auf die Watzmann Mittelspitze (2713 m)
    2100 Höhenmeter weiter unten der Königsee

Doch am Gipfel ist ja bekanntermaßen die Tour noch lange nicht zu Ende. Insbesondere gilt das auch für den winterlichen Watzmann. Erst nach weiteren ermüdenden 7 h kamen wir an unserm Auto am Königsee wieder an. Als wir am Gipfel aufbrechen haben wir noch eine gute Stunde Tageslicht. Das ist eben der Nachteil an einem der kürzesten Tage des Jahres. Zum Glück ist der größte Teil des Abstieges ins Wimbachgries südseitig ausgerichtet und so fanden wir zunächst wieder schönen tragenden Firn vor und kamen gut voran. Ein schöner Sonnenuntergang begleitete uns im Abstieg.

    im Abstieg, die ersten Meter am Grat
    Tiefblick auf nahezu den gesamten Abstieg bis zum Wimbachgries
    im Bereich des „Oberen Schönfeld“
   
   

In der letzten 560 Hm Steilstufe zwischen dem Schönfeld (2060 m) und dem Wimbachgries (ca. 1500 m) holte uns die Dunkelheit ein. Das Gelände ist hier sehr von Latschen und Bäumen dominiert. Der Weg ist in diesem Bereich zwar weiterhin sehr gut markiert. Allerdings stellen die weißen Farbpunkte an Bäumen und eingeschlagenen Holzpflöcken im Winter eine eher unglückliche Farbwahl dar. So kam was kommen musste und ca. 200 hm über dem Talboden haben wir uns endgültig nicht mehr auf dem richtigen Weg befunden. Durchs Latschendickicht führte nun unser Weg auf dem kürzesten Weg einfach direkt nach unten, was nicht unbedingt die beste Wahl war. Über einen großen Felsabbruch haben wir einfach an einer Latsche kurz abgeseilt und der Weg zum Talboden war frei. Bei diesem Abseilvorgang lösten sich aber mehrere Steine und einer pfitzte mir direkt an die Schläfe und verursachte eine kleine Platzwunde. Zum Glück nicht allzu groß und es blutete nicht sehr stark. Als kleiner Druckverband reichte ein Tempotaschentuch unter die Mütze geklemmt und weiter ging es. Im Talboden wartet dann allerding eine weitere Tortur und bis zur knapp 1,5 km entfernten Wimbachgrieshütte galt es ohne jegliche Spur knietief zu spuren. Man kommt einfach nicht voran. Aufgrund völliger Dunkelheit hatten wir immer Sorge die Hütte nicht zu finden, denn die Hoffnung auf irgendeine Art von Spur ab der Hütte war groß. Gegen 19:15 Uhr erreichten wir glücklich die Wimbachgrieshütte (1333 m). Hätte die im Winter geschlossene Hütte auch nur irgendeine Art von Winterraum wären wir wahrscheinlich dort geblieben.

    erschöpft an der Wimbachgrieshütte

Nun folgen noch ermüdende und nicht enden wollende 9 km (!) das ganze Tal hinaus bis zur Straße an der Wimbachbrücke. Wenigstens trat unsere Hoffnung ein und es führte eine Schneeschuhspur talauswärts. Ich glaube ich war noch nie so froh an einer vorhanden Schneeschuhspur wie in diesem Moment
Wink
!!! Die Spur hat zwar auch nicht immer getragen, war aber besser als kilometerlanges komplettes Spuren. Nachdem der Weg mit Spur erreicht war und die Dunkelheit ja eh schon längst eingetreten war, hatten wir zu mindestens keine Zeit- oder Orientierungssorgen mehr und so gönnten wir uns viele Pausen und legten uns einfach immer wieder direkt auf die Schneedecke und „genossen“ so den Ausklang dieser Unternehmung.

    kleine Siesta im Schnee

Unten an der Wimbachbrücke waren natürlich sämtliche Busse auf dem Fahrplan schon längst abgefahren und wir fuhren kurzer Hand mit dem Taxi (20€) zurück zum Auto am großen Parkplatz beim Königsee. Eine tolle Unternehmung endete nach rund 18 h gegen 22 Uhr.

Was eine Wand, was eine Tour...


Watzmann (2712 m) - Ostwand „Kederbacherweg“:
- EB: Johann Grill (Kederbacher) und Otto Schück am 6. Juni 1881 (nach mehrjährigem Wandstudium)
- Schwierigkeiten (im Sommer): IV- auf 20 m im Bereich der Schöllhornplatte, eine Stelle III+, stellenweise III, überwiegend II
- Wandhöhe 1800 m
- Kletterlänge: 3000 m
- Kletterzeit (im Sommer): 6-8 h


Materialempfehlung:
- 40 m Einfachseil
- 4 Karabiner
- 4-6 Bandschlingen
- 4 Cams zwischen 0.3 und 1
- Keile hatten wir dabei aber nicht eingesetzt
- mehrere Haken
- 1-2 Eisgeräte pro Person je nach Verhältnissen (bei uns hätte locker eines pro Person gereicht)
- Steigeisen
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial in ausgedünnter Form


unser zeitlicher Tagesverlauf:
04:00 Uhr - Abmarsch St. Bartholomä
05:00 Uhr - Randkluft Eiskapellen Firnfeld
07:30 Uhr - Schöllhornplatte
08:30 Uhr - Zellerloch
11:30 Uhr - Biwakschachtel
15:15 Uhr - Gipfel Watzmann Südspitze (2712 m)
16:15 Uhr - Schönfeld
19.15 Uhr - Wimbachgrieshütte
21:30 Uhr - Wimbachbrücke
22:15 Uhr - Parkplatz am Königsee/Jennerbahn



Kletterführer / Beschreibungen / Hinweise:
Gebietsführer Watzmann-Ostwand
3. Auflage 2007
Bergverlag Rudolf Rother
Franz Rasp

AV-Führer Berchtesgadener Alpen
16. Auflage 1990
Bergverlag Rudolf Rother
Max Zeller / Hellmut Schöner

Im schweren Fels
1. Auflage 1970
Walter Pause

Achtausend drüber und drunter
Allein in der Winternacht-Watzmann Ostwand
Piper Verlag GmbH
Hermann Buhl

Ein äußerst lesenswerter Bericht über eine Winterbegehung der Watzmann Ostwand im Februar 1997 findet sich auf der Homepage von Albert Hirschbichler:

http://www.albert-hirschbichler.de/texte/text1.htm



Landkarten:
1:25000 BLV Karte, UK 25-1, Nationalpark Berchtesgaden
1:25000 AV Karte, BY 21, Nationalpark Berchtesgaden, Watzmann


Viele Grüße
Jürgen und Tobias

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  Eiskletterführer - Bregenz bis Garmisch - 3. Auflage 2014
Geschrieben von: Tobias - 20.12.2013, 20:36 - Forum: Deutschland - Keine Antworten

Endlich wieder erhältlich! Die brandneue, druckfrische 3. Auflage 2014 ist da !

Der Eiskletterführer für den bergbegeisterten Südwesten der Republik. Vorarlberg, Lechtal, Allgäu, Ammergau und Wetterstein - alles was man schnell und leicht erreicht ist drin. Die Erstauflage des Führers wurde komplett überarbeitet und gewaltig erweitert. Neben den klassischen Eisklettereien finden sich auch moderne Drytooling-Gebiete und eher klassisch anmutende Kombi-Routen durch hohe Wände.

Der Führer war inzwischen längst vergriffen und es hat seit 2008 sechs Jahre bis zu dieser nächsten Auflage gedauert.

Alban und ich konnten bei der Wiederauflage mitwirken und haben insbesondere in unseren winterlichen "Haus und Hof" Gebieten, dem gesamten Allgäu und Tannheimer Tal, einiges überarbeitet, korrigiert, angepasst und auch hinzugefügt. Neben ganz neuen Eislinine wurden außerdem einige weitere anspruchsvolle Allgäuer-Mixed-Climbs aufgenommen, Topos gezeichnet und abgedruckt. So kamen beispielsweise Topos von der Seilhenkerrinne im Oytal, Schottengully und Haffroute am Aggenstein sowie auch ein Topo von der klassischen Rubihorn Nordwand neu hinzu.

Als ich heute die Post von Panico öffnete und das Exemplar in Händen halten konnte war das schon ein schönes Gefühl. Nach dutzenden Emails, einigen Nachtschichten, vielen Fotos, Bildunterschriften, Charakterbeschreibungen, Zustiegsbeschreibungen, eingezeichneten Linien, geänderten oder auch neuen Topos u.v.m. ist es toll den Führer in gedruckter Form vor sich zu haben und nicht nur die Korrekturabzüge im PDF-Format auf dem Bildschirm. Insbesondere gegen Ende als der Drucktermin immer näher rückte nahm die Taktzahl der eingehenden PDF deutlich zu.

Der neue Führer ist natürlich auch im Rocksports Online-Shop erhätlich:
Eiskletterführer - Bregenz bis Garmisch


   

   


Viele Grüße
Tobias

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  Rubihorn, Carpe diem, 18.12.13, M5
Geschrieben von: Alban - 20.12.2013, 07:04 - Forum: Deutschland - Keine Antworten

Kurz vor Weihnachten ergab sich die Möglichkeit einen Tag klettern gehen zu können. Zugegebenermaßen etwas angeheizt von Tobias seinen Berichten diverser Allgäuer Mixedclimbs war die Richtung (bei mir) eigentlich schon etwas vorgegeben. Mit Philipp hatte ich vereinbart was Eis- oder Mixedmäßiges zu klettern und mit seinem Vorschlag ans Rubihorn zu gehen hatte er mich zusätzlich motiviert. Ob des aktuellen Schneemangels kam aber berechtigt die Frage auf ob wir alternativ nicht Sportklettern gehen sollten oder weit in die Schweiz fahren in Täler in denen schon kletterbares Eis gefunden wurde. Nun für Sportklettern bin ich eh im Allgemeinen schwer zu begeistern wenn auch nur die geringste Hoffnung auf eine alpine Alternative besteht. Trotz oder gerade wegen Marcel Dettling seinem Bericht über die „Ruby Tuesday“ wollte ich mir die allg. Lage am Rubihorn mal ansehen. Als Tourenziel hatte ich mich mit Philipp auf die moderatere, insgesamt jedoch alpiner abgesichertere Tour „Carpe diem“ geeinigt.
Letztes Jahr um fast die gleiche Zeit hatte ich diese mit Bene Ries geklettert, der wenige Monate später leider tödlich in den Bergen verunglückt ist.

   
Anmerkung:
Obiges Bild zeigt nur die Routenübersicht und spiegelt nicht die derzeitigen Verhältnisse wider.

Mit Philipp traf ich mich bereits um 7 Uhr am Parkplatz in Reichenbach. Bei gerade mal -1 Grad war es relativ warm. Über den Tobelweg gings relativ zügig hinauf zu den unteren Gaisalpfällen und freien Blick auf die Nordwand.
   
   
Die Gaisalpfälle sahen noch relativ dünn aus, aber prinzipiell kletterbar. Mit Philipp bin ich diese bei ähnlichen Verhältnissen schon einmal geklettert was zwar ganz gut geht, aber wesentlich mehr kreatives Angagement beim Absichern denn beim Klettern erfordert.
   
Zu den Gaisalpfällen gab es bereits eine breite Spur.
Wir stiegen weiter Richtung „Ice on the Rocks“ in einer vorhandenen Spur auf. Die ersten zwei Seillängen der Ice on the Rocks sahen nach viel Eis aus. Im zentralen Wandteil war die Route dagegen dann fast komplett Schnee- und Eisfrei. Auf vorhandener Spur querten wir den Einstieg von Rainer Treppte´s Route „Osterspaziergang“. Ein Bolt markiert den Einstieg und ein weiterer war vom Boden aus bereits zum Sehen. Noch weiter rechts hinauf stießen wir dann auf eine autobahnmäßige Spur hinauf zur alten/klassischen Nordwand. Mächtig was los in letzter Zeit, so scheints. Das Eis im Einstieg der „Ruby Tuesday“ sah etwas dünn aus sodass derzeit die Einstiegsrampe an dem Felswulst (bei guten Verhältnissen wird unterhalb des Felswulstes nach links ins Eis gequert) deutlich schwerer wie im Eiskletterführer angegeben sein dürfte und nicht ganz ohne zu klettern. Oberhalb sah ich die Schlüsselseillänge der Horny Rubi die aktuell recht grimmig zu klettern aussah. Am Einstieg der klassischen Nordwand angekommen beschlossen wir unsere Rücksäcke hier zu deponieren und später wieder abzuseilen. Eine weitere Seilschaft kam gerade das Schneefeld hinauf, sie hatten sich für die klassische Nordwand entschieden. Die ersten Meter vom Brotzeitplatz weg bis zum eigentlichen Einstieg geht’s über einfaches Gelände (vorwiegend alpines „Gehgelände“ mit Stellen im Fels um UIAA 1) nach rechts hinter in einen kleinen Kessel in dem die meisten Seilschaften erst anfangen zu sichern. Normalerweise verlaufen die ersten zwei Seillängen der „Carpe diem“ gemeinsam mit der klassichen Nordwand. Also neben der ersten easy, seilfreien Zustiegslänge eine weitere Länge hinauf zum Stand unterhalb oder an dem alten Schlingenstand. Von diesem quert man dann in einfachem Gelände nach links zum ersten BH-Stand der „Carpe diem“. Ab diesem BH-Stand geht dann die eigentliche Tour erst richtig los. Diesen Zustieg hatte ich mit Andi sowohl 2005 bei der ersten Begehung als auch 2006 beim Einrichten der Tour gewählt. Den Makel keinen ganz eigenständigen Einstieg zur „Carpe diem“ gefunden zu haben wollte ich zumindest heute Mal versuchen zu bereinigen. Als ich letztes Jahr nämlich mit Bene vom letzten Abseilstand in den Einstiegskessel hinunterseilte kam mir die Idee zu einer direkten Einstiegsvariante. Ca. 10m vor dem Start in die kleine Einstiegsverschneidung der klassischen Nordwand führt links hinauf ebenfalls eine kleine Verschneidung.
   
   
Diese kletterte ich hinauf, konnte an kleinen Rissen kleine Cams unterbringen und Dank einem Megauntergriff eine schwere Stelle auf einer Platte zu meiner Rechten piazmäßig überwinden. Oberhalb dann Rubihornmäßiges Gelände: Grasdurchsetztes und nicht immer ganz festes Gestein. Ein einzelner Latschenkieferbusch weist den Weg. In ein gutes Graspolster schnell noch ein Snarg versenkt dann rechts etwas eirig ob der typischen Gesteinsqualität hinauf zum Latschenbusch und links davon einen 1a-0,75er Camalot versenkt, das ich den etwas schwer zu erreichenden und eh nur ganz dünnen Latschenboschen mal in Ruhe hab lassen. Philipp amüsierte sich unten am Einstieg ob meiner Bemühungen oben und sang irgendwas von „ …. Feel the eagle…….. und noch lauter so Schmarren, dass ich grad aufpassen musste oben ernsthaft weiterklettern zu können. Von der Latsche etwas linkerhand hinauf zu einem Band unterhalb eines sperrenden und überhängenden Wandriegels.
   
   
Auf dem Band ca. 5m nach rechts (nochmal gute Hakenmöglichkeit) und dann am Ende des Minibandes Dank einer grasigen Schwachstelle (unterhalb Felshakenmöglichkeit links) in welcher der Spectre-Ice-Piton als Absicherung zum Einsatz kam (von unten wieder gröllender Gesang: …. „Feel the eagle“…….) hinauf und dann wieder leichter schräg rechts in einfaches Gelände und dann noch ca. 10m im Schnee Gehgelände bis zum gut sichtbaren ersten BH-Stand der „Carpe diem“. Die Länge hat ca. 55m. Schwierigkeit schwer zu sagen, ca. M4/4+ an der plattigen Stelle im unteren Drittel, insgesamt nicht ganz fester Fels (na wie sonst halt auch am Rubihorn) und komplett eigenständig abzusichern. Mir hats relativ Spass gemacht, wenn es auch schönere Seillängen am Rubihorn gibt. Die nächste Länge stieg ich nochmal vor, da diese doch relativ dürftig abgesichert ist und ich immerhin wusste wo die spärlichen Absicherungspunkte und Möglichkeiten anzutreffen sind. Vom Stand gings komplett aper über etwas brüchigen Fels wenige Meter noch hinauf zu einem Bolt der ca. 5m oberhalb des Standes etwas rechterhand liegt. Unglaublich aber wahr, dieser markierte am 5.1.2006 den ersten Standplatz und damit die damalige Schneehöhe. Heutzutage dient dieser oft nur noch als (unbeabsichtigter) Zwischenbohrhaken. Unterhalb einer kleinen Minnirinne die zum Überhangsriegel zieht setzte ich in einem großen Grasbüschel nochmal eine moralische Zwischensicherung mit dem Spectre Ice Piton und kämpfte mich dann die brüchige Rinne zum Bolt unterhalb des Dachriegels hinauf.
   
Wie schon beim letzten Mal kam mir diese Passage schwerer wie M3 vor. Der sichtbare Schwund diverser Grasnarben zur Rechten dürfte auch dazu beigetragen haben. Das Plättchen des Bolt hatte etwas gelitten unter Steinschlag und war etwas umgebogen, ließ sich mit der Haue des Eisgerätes aber wieder so zurückbiegen dass ich eine Exe einhängen konnte (werde das Plättchen bei Gelegenheit austauschen). Den Bolt geclipt gings einfacher zum kleinen Dachriegel weiter. Hier mit Genuß den Normalhaken eingehängt und nochmal einen Cam im Riss rechts daneben versenkt (isch halt schon schöner so eine alpine Zwischensicherung…). Etwas schwerer aber schön zu klettern über den kleinen Dachriegel nach rechts und kurz danach auf der rechten Seite den Bolt eingehängt. Einfach schön hier zu sein. Nun eine sehr seichte grasige Verschneidung nach links hinauf.
   
Angesichts der nahezu fehlenden Schneelage fand ich auch den sonst von Vielen Wiederholern kaum entdeckten roten Normalhaken und hängte zur Markierung eine kurze Reepschnur daran. Über Graswasen weiter hinauf zu dem Felsköpfle rechts, weiter in nun leicht vereistem Gelände (rechts konnte ich nochmals einen kleinen Cam legen) und empor zum Stand an zwei Bolts. Wegen der geringen Schneelage war dieser wieder 2m überm Grund und musste angeklettert werden. Philipp kam zügig nach und stieg nun eingeklettert die nächsten zwei Seillängen vor. Auf dem Weg zum einzigen Bolt der folgenden Länge fand er nochmal einen silbernen Drehmomenthaken der von Wiederholern stammen musste und nur halblebig aussah, jedoch ganz gut die Richtung vorgab.
   
Nach dem Linksquergang steckte an der Kante ein weiterer Haken (Messerhaken). Im Nachstieg bot sich mir dann folgendes Bild:
   
Philipp machte sich schon über unsere Brotzeit her und vergriff sich am „Superman-Redbull“. Der einzelne BH am Standplatz dürfte angesichts des Unfalls von Marcel (vgl sein Bericht zu Ruby Tuesday) kritisch zu überdenken sein und wird bei der nächsten Gelegenheit mit einem zusätzlichen zweiten Bolt redundant abgesichert. So lange besteht aber auch die Möglichkeit den ca. 2,5m weiter oben befindlichen ersten Bolt der kommenden Länge in den Stand mit einzubeziehen. Beflügelt vom Red Bull machte sich Philipp an die nächste Länge. Diese wehrte sich in den ersten brüchigen und minimal überhängenden Metern der Verschneidung aber etwas (.... feel the eagle... but dont fly....).
   
   
Nachdem nahezu kein Schnee lag kam hier ungeschönt zum Vorschein, dass eben am Rubihorn stellenweise auch im Bruch geklettert wird und muss und nicht an jedem Griff und Tritt brachial gezogen werden darf. Von einem Normalhaken oberhalb gings an Graswasen schräg links aufwärts zu einem weiteren Bolt der dann bis zum Wandbuch die letzte vernünftige Sicherung darstellt. Trotz Camelotmöglichkeit direkt unterhalb des Bolts entschieden Andi und ich uns 2006 genau aus diesem Grund hier einen Bolt zu setzen, da bei erheblicher Schneelage hier der Camelotriß nicht immer zu finden ist.
   
Von diesem Bolt geht es zwar einfach aber brüchig hinein in den Schneekessel und dann im Gehgelände hinauf zum Stand am Wandbuch unterhalb eines Überhangs. Die nächste Länge führt nun eigentlich vom Wandbuch in einem linksausholenden Bogen zurück zu der bereits vom Stand markant sichtbaren Verschneidungsrampe. Da diese Anfangs sehr glatt und wenn nicht ausreichend vereist schwer zu klettern ist steht hier im Topo (Eiskletterführer „Bregenz bis Garmisch“ ein „No“ drin). Andi Dick und Bernd Kullmann sind diese Variante geklettert. Heute wollte ich dies auch versuchen. Zwar hatte es kein Eis, dafür konnte ich ohne Handschuhe im Fels klettern und sah jeden Tritt, was die Sache schon deutlich vereinfachte. Immer noch nicht ganz ohne und vor allem nicht ganz trivial abzusichern (kleine Sliders und Friends) kletterte ich die interessante und durchaus lohnende Verschneidung hinauf und stieß kurz vor dem einzigen Bolt auf die „Originallinie“. Rechts unterhalb des BH sind einzelne lose Blöcke. Vorsicht daher beim Anklettern den BH nicht zu fest daran rumzureißen. Vom BH über einen sperrenden Block hinauf in eine Verflachung vor der nächsten Seillänge. Der Stand mal wieder auf 2m Höhe, musste angeklettert werden. Philipp hatte die Ehre der letzten Seillänge. Auf dem Weg zum ersten Bolt der gut sichtbar links neben dem Klemmblock steckt fand er noch zwei gute Placements für Friends.
   

Den Klemmblock ausspreizend überklettern und nach diesem einfacher in einem rechtsausholenden Bogen hinauf zu einem BH am Beginn der Abschlussrinne. In der Rinne dann nominell die schwerste Einzelstelle der Tour mit einer kurzen M5-Stelle (kleine Leisten für die Steigeisen) die aber wegen dem Bolt unterhalb gut abgesichert ist. Oberhalb dieser Stelle nochmal ein Bolt und dann ganz einfaches Gelände bis zum Torbogen.
   
Hier enden die Schwierigkeiten und man kann, noch wenige Meter an Latschen emporkletternd den Gipfelhang erreichen und über diesen einfach gen Gipfel weitersteigen oder Abseilen. Der letzte Stand ist mit zwei BH an einem kleineren Felsblock , ca. 2m unterhalb eines Oberarmdicken Latschenkieferstamms angebracht. Dieser Latschenkieferstamm wäre allein ein absolut ausreichender Stand und auch Abseilsstand.
Wir seilten vom letzten BH-Stand zwei mal hinab zum Wandbuch und trugen uns hier noch ins Wandbuch ein. Es war der 44. Eintrag ins kleine Büchlein.
   
Mit Philipp stieß ich am Wandbuch auf die gekletterte Tour als auch in Gedanken auf das persönlich Erlebte mit manchen der im Buch eingetragenen Kletterer und Freunde an.
   
   
Vom Wandbuch seilten wir insg. 3x hinunter in den Einstiegskessel und kletterten die leichte allererste Seillänge hinunter zu unseren Rücksäcken. Gerade mit dem letzten Licht kamen wir unten am Parkplatz an.
Auch wenn es wegen der sehr niedrigen Schneelage etwas weniger winterlich und grimmig erschien wie sonst, war es mal wieder, ein schöner und spannender Tourentag am Rubihorn gewesen.


Gruß Alban und Philipp

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  Punta Fiames - Südostkante „Fiameskante“ (V, 450 mH), Dolomiten 03.10.13
Geschrieben von: Tobias - 19.12.2013, 22:23 - Forum: Italien - Antworten (2)

„Diese Fiameskante in dem ansonsten schmächtig wirkenden Pomagagnonkamm scheint keine faire Chance zu haben, in einer Umgebung von drei Tofanaburgen, einem Monte Cristallo, von Sorapis, Antelao und Monte Pelmo, starken Eindruck zu machen.“

„Wer aber an einem heißen Sommertag faul vor einem Cortineser Café sitzt und Eis löffelt oder einer reizenden Anti-Alpinistin fromme Sprüche aufsagt, der kann sich plötzlich in diese Kante verlieben. Sie steht im Hintergrund, ist aber als „Kante“ so unleugbar ausgeprägt… “

„Übrigens liegt praktisch direkt unter dem Einstieg der kleine Aeroporto von Cortina, natürlich in der Talsohle. Vielleicht kann der arrivierte Extreme in Zukunft per Jet von München zur Fiameskante fliegen und am Abend wieder zum Starkbier am Nockerberg sein. “


aus: Walter Pause – im extremen Fels.


Nachdem mein eigentliches Ziel von 15 Pausetouren „im extremen Fels“ in einem Jahr bereits Mitte August erreicht war wurde es eben kurzerhand auf 20 erhöht. Mit dieser Tour konnte ich nun das korrigierte Ziel erreichen und es freute mich ganz besonders die gleichzeitig kleine Jubiläumstour meiner insgesamt 40. Pausetour zusammen mit meinem Vater klettern zu können. Zumal auch er in den 1970er Jahren diverse Pausepunkte Sammeln konnte. Mit von der Partie waren außerdem noch Michael und die beiden Südtiroler Johannes und Nina. Zusammen mit Johannes und drei weiteren Freunden aus Südtirol stand ich 2008 auf dem Gipfel des Pik Lenin (7134 m) im Pamir und leider viel zu selten kommen wir zu gemeinsamen Touren. Hat mich sehr gefreut Joe!

    Punta Fiames - Südostkante „Fiameskante“

Die steile, elegante und scharf geschnittenen Fiameskante stellt eine Genusstour dar wie sie im Buche steht. Bester Fels, tolle Kletterei, geringe Schwierigkeiten, bequeme Standplätze und eine für Dolomitenverhältnisse sehr gute Absicherung sind die Gründe dafür. Unter den Pausetouren „im extremen Fels“ dürfte sie vermutlich eine der einfachsten sein. Allerdings sind wir weder mit dem Jet nach Cortina gekommen, noch haben wir Eis gelöffelt und einer reizenden Anti-Alpinistin fromme Sprüche aufgesagt
Wink
...der Walter der alte Charmeur.


Tourenbericht:

Im Gegensatz zu den meisten Beschreibungen wählen wir als Ausgangspunkt nicht das Krankenhaus „Istituto Eliot“ sondern Parken bei einer Metallwerkstatt an der Straße nördlich von Cortina direkt in Falllinie der Fiameskante. Doch auch von hier aus ist der Zustieg durchaus Versteigerfreundlich und man muss gut Aufpassen welchen der vielen Wege und Pfadspuren man verfolgt. Irgendwann war aber alles klar und die in den Beschreibungen erwähnte erdige Rinne war erreicht. Nun über Bänder und eine Kaminreihe (II-III) dem eigentlichen Einstieg entgegen.

    Die erdige Rinne (roter Pfeil) gilt es im Zustieg zu finden
    im Zustieg über den Wolken

Auf den ersten vier Seillängen bewegt man sich auf der Südwandroute von Angelo Dimai aus dem Jahre 1901.

    1.Seillänge (IV)
    2.Seillänge (III+)
    3.Seillänge (IV-)
    Querung hinaus zur eigentlichen Kante
    am Beginn der eigentlichen Kante

Durch eine 90 m Querung wird erst die eigentliche Fiameskante erreicht. War es bis hier schon trotz äußerst geringen Schwierigkeiten schöne Kletterei, so geht der Genuss jetzt erst richtig los…

   
   
   

Nach drei Seillängen auf der eigentlichen Kante folgt die erste Ver Stelle an einer Art stumpfem Kamin rechts der Kante. In der darauffolgenden Seillänge gilt es an einem polierten Riss links eines markanten gelben Daches kurz zuzupacken.

    die erste Ver Passage
   
    polierter Riss

Das Vergnügen geht weiter immer direkt an der luftigen Kante mit super bequemen Standplätzen.

   
   
   
   

Im oberen Teil bewegt man sich tendenziell eher etwas links der Kante.

   
   

Nach genüsslichen 15 Seillängen erreichen wir am frühen Nachmittag den Gipfel der Punta Fiames (2240 m) und es freute mich sehr eine Pausetour „im extremen Fels“ zusammen mit meinem Vater geklettert zu haben, insbesondere da es mit meiner insgesamt 40. und 20. allein im Jahr 2013 ein kleines Jubiläum darstellte.

   
   
   

Im Abstieg war die Forcella Pomaganon bald erreicht und in idealem Geröllabfahrgelände geht es zügig hinunter.

   


Punta Fiames (2240 m) - Südostkante “Fiameskante”:
- EB: Francesco Jori und Käthe Bröske, 19. August 1909
- Schwierigkeit: V in vier Seillängen, der Rest im IV Grad.
- Felsqualität: auch in den leichten Passagen erstaunlich guter und inzwischen natürlich bestens ausgeräumter Fels
- Absicherung: Für Dolomitenverhältnisse sehr gute Absicherung. Alle Standplätze sind mit einem zementierten Ringhaken ausgestattet. An den schweren Stellen auch meist ausreichend Zwischensicherung durch Normalhaken vorhanden.
- Wandhöhe: 450 mH
- Kletterzeit: 4-5 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 10 Exen
- 4-6 Bandschlingen
- 1 kleiner Satz Keile
- 1 kleiner Satz Cams, Größen zwischen 0.3 und 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Klettern in Cortina d´Ampezzo
2. Auflage 2008
Athesia
Mauro Bernardi

Kletterführer Dolomiten
4. Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel

Dolomiten vertikal, Band Nord
3. Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


Landkarte:
Tabacco Karte Nr. 3
Cortina d´Ampezzo
1:25000


Viele Grüße
Johannes und Nina, Michael, Rudi und Tobias

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