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Krieger des Lichts (WI 5+/120m), Rauheck W-Flanke, Allgäu / 27.01.10
#1
Krieger des Lichts (WI 5+ / 120m)
EB: 27.01.10
Seilschaft: Frank Wäckerle / Tobias Bailer


„Auch wenn ich all das durchgemacht habe, was ich durchgemacht habe, so bereue ich die Schwierigkeiten nicht, in die ich mich begeben habe - weil sie es waren, die mich dorthin brachten, wohin ich zu gelangen wünschte.“
John Bunyan (zitiert nach Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts)



Nach dem Motto „unnormale Touren brauchen unnormale Namen“ haben wir unserer Route, hochgelegen in der Rauheck (2385 m) Westflanke oberhalb des riesigen Flachskar an der Schneegündelewand (bez. laut AV-Karte 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen, Westblatt) im Dietersbachertal, diesen Namen gegeben. Der brachial lange Zustieg (5 Stunden / 1100 HM), die WI 3 Länge im Zustieg, die Schwierigkeiten am Fall selbst, die große Höhe (Ausstieg über 2000 m), das grandiose Ambiente im Hochkar und geniale Blicke auf die Höfats, das Herz des Allgäus waren die Unnormalitäten dieses Tages.

   

Schon seit längerem beobachtete und fotografierte Frank die Eislinien am Rauheck, ein bisheriger Versuch ist im Nebel gescheitert. Auch mir sind sie nicht ganz unbekannt, denn während einer
Winterbegehung des Höfats SW-Grads (2008)
sind sie mir ins Auge gestochen.

Bei jeder Fahrt ins Kleinwalsertal oder ins Stillachtal zur Fellhorn-Bahn kann man die hochgelegenen Linien am Rauheck sehen. Jedes Mal wirken die Höhe, die große Entfernung, die gewaltigen Lawinenhänge ober- und unterhalb jedoch ernüchternd.
   
Doch der Tag war gekommen.....und die Tatsache, dass dieser Tag unter Umständen der letzt mögliche Tag dieses Winters für eine sichere Begehung sein könnte, motivierte. Denn je nachdem wie die angekündigten (und auch eingetroffenen) Schneefälle ausfallen und der Februar sich entwickeln würde (z.B. Feb. 09: ganze Zeit große Schneefälle, starke Lawinengefahr), könnte es für lange Zeit nicht mehr möglich sein, da hoch zu steigen. Durch die westseitige Ausrichtung und somit starke Sonneneinstrahlung aufs Eis ist auch ein Warten auf das Frühjahr nicht der beste Plan.

Zu Fuß geht es steil den Fahrweg hinauf nach Gerstruben am Beginn des Dietersbacher Tal und weiter unter der Höfats hindurch zur Dietersbacher Alpe im Talkessel. Kurze Pause, Lawinenstufe 1 und auch die Bauchabfrage zur Lawinengefahr gibt grünes Licht: ‚All right`, heute gehen wir hoch. Mit Schneeschuhen geht es immer weiter nach hinten und oben. Leider nimmt auch der Schnee immer mehr zu. Um ins Flachskar (bez. laut AV-Karte 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen, Westblatt) zu kommen muss ein sperrender Steilriegel überwunden werden. Beim letzten Versuch hat Frank eine Eisstufe weiter rechts genutzt (rechter Pfeil). Dieses Jahr sieht eine Stufe weiter links besser und leichter aus (linker Pfeil).
    Übersicht des Zustiegs zum Flachskar
    Zustiegs-Eisstufe

Am Fuße der Stufe rödeln wir auf. Einen Rucksack lassen wir da, einen mit Verpflegung und zum Glück Schneeschuhen und Stöcken nehmen wir mit hoch. Ich steige die Stufe (WI 3 / 50 m) vor, setze oben einen T-Bloc und steige nach rechts. Bei der langen Querung nach rechts ins Flachskar gehen wir noch am langen Seil und ich muss mich noch ohne Schneeschuhe durch den hüfttiefen Schnee gewaltig als Schneefräse betätigen.

    Wühlarbeit
    Wühlarbeit
    Frank vor der Höfats

Am Ende der Rechtsquerung sehen wir unsere Ziele und legen die Schneeschuhe an. Frank spurt nun Richtung Schneegündele Höhenmeter um Höhenmeter nach oben. Wir entscheiden uns für die mittlere, steile Linie. Nach nochmaligem, kurzen Wechsel der Spurarbeit stehen wir, durchaus etwas geschafft, nach sage und schreibe 5 Stunden am Einstieg. Eissportklettern ist anders....

    Die Eislinien
    Die Eislinien

Wenig später setze ich die Geräte und steige in die erste Länge ein. Das Eis ist unten eher dünn und morsch. Weiter oben dann zwar massiver aber hart. Der geplante Stand ist doch weiter weg als gedacht und Frank muss schon nachkommen. Nach 70 m (bis WI 4) beziehe ich Stand in der Sonne.

    Zu Beginn der 1.Seillänge
    Frank in der 1.Seillänge
    Frank in der 1.Seillänge

Frank kommt im schönsten Licht nach und geht in eine schwere und heikle Linksquerung. Das Gelände ist sehr steil und das Eis durch die oftmalige Sonneneinstrahlung richtig schlecht und anspruchsvoll zu klettern. Oft muss 4-5 mal geschlagen werden bis die Geräte halbwegs sitzen. Nicht nur Frank im Vorstieg muss gewaltig kämpfen. Nach 20 m bezieht er in einer genialen Eishöhle Stand.

    Zu Beginn der heiklen Querung
    Im Quergang
    Im Quergang
    Frank in der Eishöhle

Frank steigt wild aus unserer Höhle raus und rein in die noch viel steilere letzte Länge. Das Eis ist sehr hart und trotz ständigem mehrmaligen Schlagen muss Frank sich an teils wackligen Geräten hocharbeiten. Respekt!!! Ein Urschrei sagt mir: Frank ist oben. Mit verbliebenen Kräften steige auch ich verbissen im harten Eis nach oben.

    Los geht´s...
    Frank entschwebt nach oben
    Heißer Tanz auf kaltem Eis
    Am Ausstieg

Die Aussicht auf die Allgäuer u.a. Höfats, Ifen, Kegelkopf und Kreuzeck ist überwältigend.

    Aussicht am Ausstieg
    Aussicht am Ausstieg

Doch wir müssen uns beeilen, es ist schon 16:15 Uhr. Nach zwei Abalakovs stehen wir wieder am Einstieg.

    Unterm Frank die lange Spur vom Flachskar herauf
   

Über den riesigen Hang steigen wir wieder ins Flachskar ab und queren auf unserer Spur rüber zur Zustiegs-Eisstufe. Traumhaft schöne Lichtspiele begleiten die eintretende Nacht.

   

Es ist nun bereits deutlich dunkler. An einem schon im Aufstieg gesichteten Bäumchen seilen wir 55 m ab und stehen wieder beim zurückgelassenen Rucksack.

   

Die Anspannung beginnt sich zu legen und mit Stirnlampen steigen wir ab. Ein weiteres Lichtspiel bietet uns der stark leuchtende Mond überm Rauhorn. Über wiederum riesige Hänge zurück zur Dietersbach Alp, wo wir gegen 18:30 Uhr ankommen.

    Erschöpft an der Dietersbach Alp
    Erschöpfter Krieger des Lichts

Nach längerer Pause geht es wieder das lange Tal hinaus nach Gerstruben und weiter zum Auto, welches wir gegen 20:30 Uhr erschöpft erreichen.

Facts:

- 120 m Kletterlänge. 1. Seillänge 70 m bis WI 4; 2. Seillänge 20 m WI 5; 3. Seillänge 30 m WI 5+
- Zustieg 1100 HM ca. 5 h, inklusive 50 m Eisstufe (WI 3), große Lawinengefahr, bei viel Schnee sehr mühsam
- Einstieg auf ca. 1920 m
- Auch ein Zustieg über den Älplesattel wäre denkbar. Hier jedoch mehr Strecke und sehr steile Hänge müssen ewig lang gequert werden.

Wir haben absichtlich auf den Bildern die anderen Linien nicht verheimlicht um zu zeigen es gibt dort noch Potenzial. Wenn mal wieder jemand Verrücktes diese Tor“tour“ auf sich nimmt und dort hochgeht, lasst es uns wissen, es würde uns freuen.

Viele Grüße,
die „Krieger des Lichts“ Frank und Tobias
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#2
Klasse und saubere Aktion Jungs. Freut mich sehr davon zu lesen und zu hören.
Gratulation zur tollen Idee und Umsetzung.
Bis demnächst mal.

Gruß Alban

Cool
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