An insgesamt drei langen Klettertagen im September 2019 und 2020 wurde die Nordwest-Verschneidung an der Spritzkarspitze von Joachim Hagel und mir grundlegend sanft saniert. Bei der Nordwest-Verschneidung an der Spritzkarspitze im Karwendel handelt es sich um eine hervorragende, lange, klassische Karwendelroute mit großartigem Nordwandambiente hoch über der Eng und in direkter Nachbarschaft zu den legendären großen Karwendel Nordwänden, Grubenkarspitze, Dreizinkenspitze, Laliderer Wand und Laliderer Spitze. Die Route wurde am 12.09.1979 von Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen erstbegangen. Die Zahlen und Fakten zur Tour sind 1100 m Kletterlänge 800m Wandhöhe, 26 Seillängen, Schwierigkeiten der Schlüsselstelle 6+ (5+obl.) der überwiegende Teil der Route verläuft jedoch im 4. und 5 Schwierigkeitsgrat. Zu dem klettert man bei dieser Route auf fast ausschließlich gutem und festen Kalk Gestein, was in diesem Schwierigkeitsbereich für Karwendel-Verhältnisse doch eine große Besonderheit darstellt. Lediglich ganz wenige und wenn dann kurze Abschnitte sind etwas brüchig. Die Nordwestwand der Spritzkarspitze ist in dem Bereich auf nahezu der gesamten (!) Wandhöhe von 800m durch eine offensichtliche Riesenverschneidung durchzogen. Man darf sich also durchaus wundern warum diese offensichtliche Linie bis ins Jahr der Erstbegehung 1979 unversucht blieb. Zumal schon Jahrzehntelang zuvor die alpine Kletterelite der 20er, 30er, 40er, 50er und 60 er Jahren, ausgestattet mit sicherlich sehr wachem Auge für große logische Linien, von den Engalmen übers Hohljoch den Laliderer Wänden entgegen gepilgert ist.
Kurzum, es handelt sich bei dieser Route, nicht nur unter klassischen Gesichtspunkten, um ein echtes Karwendel Highlight im mittleren Schwierigkeitsbereich mit dem begeisternden, vergleichbar strengen Nordwand-Ambiente einer klassischen Laliderer Route. Das Ganze kann nun aber bei einer absolut soliden Grundabsicherung in vollen Zügen genossen werden.
Eine weitere Besonderheit ist der äußerst, kompakte und plattige Fels im Bereich der offensichtlichen, und namensgebenden Riesenverschneidung der unteren Wandhälfte. Das bedeutet, das mit Keilen und Friends nicht viel anzufangen ist und für den geringen Schwierigkeitsgrad eher selten zusätzlich abgesichert werden kann.
Ein Archiv Bild von Franz Baumann aus den 1950er Jahren mit nachträglich eingezeichneter Linie, welches bei Franz zu Hause groß im Bilderrahmen hängt. Schon damals als er im Karwendel erste große klassische Nordwandtouren an Laliderer oder Grubenkarspitze kletterte war die NW Verschneidung der Spritzkarspitze scheinbar von seinem Interesse, wie die Szene der zwei jungen Burschen in den 1950er Jahren zeigt.
Ein Bild aus dem Jahre 2012. Franz Baumann mit über 70 Jahren vor „seiner“ Nordwest-Verschneidung
Die Route lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:
Das aktuelle Wandbild mit exaktem Routenverlauf und Standplätzen nach der Sanierung im Jahre 2019 und 2020.
Die Route wurde am 12.09.1979 von Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen erstbegangen, mit Biwak im Abstieg im Bereich des Hochglückkar. Ein erster richtiger Anlauf der beiden bis nach der Schlüsselseillänge war wenige Tage zuvor vorrausgegangen. Bei diesem ersten richtigen Anlauf biwakierten die beiden beim Abseilen frierend in der Gufel des späteren Wandbuchplatzes. Franz Baumann, vielen auch bekannt als der „Karwendel-Franz“, hat alleine im Karwendel über ein Dutzend große und lange Routen erstbegangen. Bereits in den frühen 90er Jahren hat er damit begonnen die Nordwestverschneidung zu sanieren (je ein Tag im Jahr 1995 und 1996) und hat im unteren Teil bis zur 12. Seillänge bereits einige geklebte Gerüstösen gesetzt. Vermutlich waren dies im gesamten zentralen Karwendel die ersten Bohrhaken im alpinen Gelände. Bei einer aufwendigen Solo-Aktion hat sich Franz 1997 von oben kommend über die Route abgeseilt und eine Abseilpiste mit je einem selbstgebauten Alu-Bohrhaken (später dazu mehr) eingerichtet. Mit zunehmendem Alter konnte er aber die Sanierung nicht mehr selber abschließen. Über 20 Jahre lang sollte es ein Traum von Franz Baumann bleiben…
Wie kam es zu dieser Sanierungsaktion?
Das ist eine längere Sache, dessen Vorgeschichte schon einige Jahre zurückliegt. Ich versuche mich kurz zu halten:
Schon seit meinen frühen Kindheits- und Jugendtagen in der Jugendgruppe der DAV Ortsgruppe Laupheim war Franz Baumann für mich immer ein Förderer und alpines Vorbild. Er nahm mich in dieser Zeit öfters mit zum Klettern ans Kletterviadukt Laupheim, ins nahegelegene Blautal oder in umliegende Kletterhallen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Durch Steigendes alpines Niveau meinerseits, trat Franz schon im Jahre 2011-2012 das erste Mal an mich heran, ob nicht diese Tour und die abschließende Sanierung dieser, seiner Karwendel-Perle, mal was für mich wäre. Doch wie es so ist, die Jahre gingen ins Land und viele viele andere Routen und Projekte standen auf meiner, irgendwie immer viel zu vollen, Alpinen-To-Do-Liste. Zudem tauchten im Jahre 2013 von Ralf Sussmann gesammelte Informationen zu einem unklaren Zustand der Schlüsselseillänge mit evtl. Felsausbruch, rausgestürzten Haken und ausgenagelter Schlüsselseillänge auf. Diese Informationen wurden damals auch hier im Rocksports-Forum durch mich und auf dem Blog der Tiroler Alpinen Bande durch Sebastian Posch veröffentlicht.
Den sprichwörtlichen Stein ins Rollen oder in diesem Fall eben den Bohrer zum Drehen brachte nochmal jemand ganz anderes: Achim Pasold vom Panico Alpin-Verlag. Im Zuge der umfangreichen Recherchen und Arbeiten für die im Frühjahr 2020 veröffentlichte 5. Auflage des Panico Karwendel-Führers, in welche ich auch an vielen Stellen stark beteiligt war, kam Achim Pasold auch bezüglich der Spritzkarspitze Nordwest-Verschneidung auf mich zu. Er bat mich um einen „Erkundungstrip“ über den Zustand dieser Route. Denn Aufgrund der damaligen Informationslage durch die Infos von Ralf Sussmann wäre die Route vermutlich aus dem Führer rausgeflogen. Nun muss man Wissen das Franz Baumann und Achim Pasold alte Wegbegleiter und Kompagnons aus den Anfängen des Panico Alpinverlages in den frühen 1980er Jahren sind. Unter anderem die 1. Auflage des Blautal-Kletterführer 1983, einer der ersten Kletterführer des jungen Verlages aus der Reihe Kletterführer Schwäbische Alb, ging auf die maßgebliche Mithilfe von Franz Baumann zurück. So wollte also Achim nichts unversucht lassen und nicht so einfach die Route von Franz aus dem Führer werfen. Auch war ich inzwischen hochmotiviert für diesen „Erkundungstrip“ ins Ungewisse. Weitere Gespräche folgten und so wurde irgendwann aus dem reinen „Erkundungstrip“ im September 2019 gleichzeitig ein erster „Sanierungstrip“ in die Nordwest-Verschneidung der Spritzkarspitze. Alle Bohrhaken für die gesamte Aktion spendete der Panico Alpinverlag (Einen ganz großen Dank dafür!!!). Da uns die Fahrtkosten und Spesen auch noch von Franz Baumann gespendeten wurden, fühlte es sich fast so an wie auf Dienstreise. „Nur“ Bohrhaken, Bohrmaschine, Akkus und Schraubglieder schleppen und natürlich Klettern mussten wir dann schon noch selber😉. Mit Joachim Hagel (ebenfalls aus der DAV Ortsgruppe Laupheim) fand sich der perfekte und hochmotivierte Partner für dieses Projekt. Vielen Dank Joachim!
Sämtliche Aktionen der Sanierung erfolgten auf ausdrücklichen Wunsch und in enger Abstimmung mit dem Erstbegeher Franz Baumann.
Ganz unten am Ende dieses Forum Eintrages habe ich auch die komplette Geschichte der Spritzkarspitze Nordwest-Verschneidung von 1979 bis 2021 ausführlich niedergeschrieben.
Ein Bild von Franz und mir vom August 2012 vor den Laliderer Wänden. Als Ebe und ich damals die berühmt berüchtigte
„Schmid-Krebs“ in der Laliderer Nordwand
kletterten, begleitete uns Franz ins Karwendel und bis zur Falkenhütte. Als Ebe und ich tags drauf die Wand durchstiegen beobachtete uns Franz in den Latschen liegend den ganzen Tag mit dem Fernglas und schwelgte in Erinnerungen an seine großen Tage in diesen Wänden.
Wie und was wurde saniert?
Das Topo steht auf der Homepage des Panico Alpinverlag gratis zum Downlaod beim
„Alpinkletterführer Karwendel“
unter der Ruprik „Updates“ zum Download bereit. Wer die Tour also klettern will soll sich unbedingt dieses aktualisierte Topo besorgen. Es zeigt nun den kompletten sanierten Zustand aller 26 Seillänge.
Die folgenden Bilder sind nach dem Routenverlauf sortiert. Das heißt es kommen von allen drei Sanierungstagen die Bilder gemischt vor:
Von der Eng aus dominiert eindeutig die Spritzkarspitze mit ihrer düsteren Nordwand das Ambiente. Die Nordwest-Wand ist die leicht besonnte Wand rechts des Gipfels
Auf dem Weg Richtung Enger Grund steht dann die Grubenkarspitze Nordost-Wand beeindruckend vor einem. Am 1. Sanierungstag im September 2019 sind wir erst bei Tageslicht gestartet und können so noch im Zustieg dieses Alpenglühen bewundern.
1.Seillänge (IV+) – Beim Durchstieg und der geplanten Sanierung des oberen Wandteils am 3. Sanierungstag im September 2020 klettern wir dagegen die ersten Seillängen noch im Dunkeln mit Stirnlampe. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht was uns dort im oberen Wandteil erwartet und erwarteten einen ultralangen Tag. Was sich allerdings nicht bewahrheiten sollte.
2. Seillänge (IV)
4. Seillänge (IV-) – die für den unteren Wandteil charakteristischen riesigen Plattenfluchten
einer der ehemaligen einzelnen Standhaken aus dem Jahr 1979
typischer Stand im unteren Wandteil nach der Sanierungsaktion: geklebte Gerüstöse von Franz Baumann aus dem Jahr 1995 und Expressanker mit Lasche aus dem Jahr 2019 erweitert um ein Schraubglied und verbunden mit Seilstück
5. Seillänge (VI, V A0) – rechts die markante riesige 1. Höhle. Joachim direkt vor dem kurzen schweren Wulst. Der Teil dieser Seillänge vor und nach dem Wulst ist im 4.Grad
8. Seillänge (V-) – nachdem man in der 7. Seillänge 50 m Gehgelände hinter sich gebracht folgen in der 8. SL und 9. SL zwei Seillängen entlang einer markanten Pfeilerrippe. Die auch im Panico Topo erwähnte zwei Seillängen Variante in einer plattigen Rinne links dieser Pfeilerrippe haben wir uns am 2. Sanierungstag mal angeschaut und sie geklettert. Franz hatte uns im Vorfeld vor möglichem Steinschlag von oben in dieser Rinne gewarnt. Bei uns blieb zwar alles ruhig aber einer von Franz in dieser Rinne gesetzten Alu Bohrhaken sah derart übel und vom Steinschlag malträtiert (siehe Bild weiter unten) aus, dass wir diese Variante „Kanonenrohr“ tauften und nicht (!) saniert haben. Es empfiehlt sich hier als definitiv auf der Pfeilerkante und somit auf der Hauptroute zu bleiben.
9. Seillänge (V-) – Joachim in der Gufel am Stand nach der 9. Seillänge. Diese Gufel beherbergte bis September 2020 das Wandbuch.
Zum Gedenken an Annelotte Rosenhagen diese 1. Seite im Wandbuch. Sie verunglückte 1994 beim Alpinklettern im Sarchatal bei Arco tödlich.
10. Seillänge (3+) – mit dieser Seillänge verlässt man den unteren Wandteil und man zieht nach links hinaus aus der namensgebenden Riesenverschneidung
10. Seillänge (3+) – beim Durchstieg und der geplanten Sanierung des oberen Wandteils am 3. Sanierungstag im September 2020 sind wir, wie schonmal erwähnt, sehr früh unterwegs. Aber nicht nur das, wir sind auch viel schneller unterwegs. Denn Erstens besitzen wir nach den vorangegangenen zwei Sanierungstagen in der Wand perfekte Routenkenntnis und Zweitens müssen wir im unteren und mittleren Wandteil nichts mehr Bohren oder einrichten. Als Folge davon klettern wir bis zur Schlüsselseillänge in der 20. Seillänge fast alles am laufenden Seil, können den Sonnenaufgang an der Grubenkarspitze (siehe Bild) nicht mehr im Zustieg wie beim 1. Sanierungstag, sondern schon in der 10. Seillänge genießen und stehen bereits gegen 10 Uhr morgens am Stand nach der Schlüsselseillänge in der 20. Seillänge.
12. Seillänge (V-)
einer von Franz Baumanns bekannten roten Normalhaken, die in vielen seiner Karwendel Erstbegehungen zu seinem Markenzeichen gehören
13. Seillänge (V-)
je höher man kommt umso imposanter werden die Eindrücke in dieser schroffen Welt der riesigen Felswände
Joachim am Stand nach der 17.Seillänge. Das Bild zeigt einen guten Überblick über den weiteren Routenverlauf. In der 19.Seillänge ist es ganz wichtig bis ganz nach rechts in den Verschneidungsgrund zu queren. Erst dort ist der Standplatz, auch wenn er aus der Seillänge heraus zunächst nicht zu sehen ist! Die eingezeichnete mögliche Verhauervariante rechts des Schwarzen Loches führte möglicherweise zum schweren Kletterunfall von 2008 (siehe Geschichte zur Route).
Die letzten Meter der besagten 19. Seillänge (VI-). Joachim hier schon am Stand im Verschneidungsgrund nach der 19. Seillänge und vor der Schlüsselseillänge.
20.Seillänge (VI+ oder V+, A0) – Die für einige Meter richtig steile, athletische, knackige aber gutgriffige Schlüsselseillänge. Am 1. Sanierungstag im September 2019 waren wir richtig froh die Schlüsselseillänge, wider aller Befürchtungen, in tadellosem und originalem Zustand vorzufinden. Selbst die von Franz im Originaltopo eingezeichnete Normalhakenanzahl passte noch perfekt.
Am Stand nach der 20. Seillänge wurde im September 2020 die neue Wandbuch Konsole angebracht. Das Original Wandbuch aus der Gufel nach der 9.Seillänge hat hier weiter oben nun einen neuen Platz bekommen.
Das neue Wandbuch und der Stand nach der 20. Seillänge. Am 1. Sanierungstag im September 2019 bedeutete dieser Stand unseren Highpoint und Umkehrpunkt.
21. Seillänge (IV) – Ab hier wartete am 3. Sanierungstag wieder komplettes Neuland auf uns und die „Sanierungs-Arbeit“ begann. Es folgt der zwei Seillängen Quergang nach rechts hinaus auf der logisch vorgegebenen bandartigen Verwerfung. Der Quergang ist teilweise brüchig aber trotzdem gut gangbar.
21. Seillänge (IV) – Wer vom Ausstieg über die gesamte Route bis zum Wandfuß wieder abseilen will oder muss, muss Bedenken, dass dieses 21. Seillänge in Seilschaft wieder bis zum Wandbuch zurückgeklettert werden muss. Technisch ist es zwar kein Problem und da nahezu horizontal verlaufend auch nicht schwerer wie beim Aufstieg, aber einen gewissen Handlings- und Zeitaufwand bedeutet es natürlich schon. Muss man doch aus dem Abseilmodus wieder für eine Seillänge in den Seilschaftsmodus schalten um dann wieder in den Abseilmodus zu wechseln.
21. Seillänge (IV) – Joachim am Stand nach der 21.Seillänge.
23. Seillänge (IV) – Herrliche Tiefblicke auf die grünen Almböden der Eng-Almen
24. Seillänge (V) – diese Seillänge wird nun im gesamten zweiten Teil der Länge brüchiger. Mit dem Höhepunkt einer doch kurz echt brüchigen Verschneidung kurz bevor man auf den zweiten Pfeilerkopf dieser Länge hochkommt. Hier hatte Franz Baumann schon 1997 während seiner Abseilaktion einen BH gesetzt. Zur zusätzlichen Entschärfung kam hier noch einer dazu. Das Bild selbst zeigt aber noch den ersten Teil dieser Seillänge.
24. Seillänge (V) – Joachim steigt gerade aus der brüchigen Verschneidung ganz am Ende der Länge aus
in dieser Seillänge haben wir den Standplatz für einmal deutlich um einige Meter in guten Felsen verlegt. Der ursprüngliche Stand war noch vor der Verschneidung und kann nun als Zwischensicherung benutzt werden.
25. Seillänge (III) – Nun Naht das Ende in großen Schritten und es sind nur noch 70m oder zwei Seillängen dankbares 3er Gelände bis zum Ausstieg
26. Seillänge (III) – der Ausstieg in der Scharte ist schon in Sicht
Joachim befindet sich hier im Bild noch am letzten Standplatz der Route am Ausstieg. Der gesamte obere Wandteil ab dem Wandbuch ist trotz ein paar brüchiger Passagen deutlich besser gegangen, wie wir es uns durch Franz Vorinformationen erwartet hätten. Bereits um 14 Uhr stehen wir hier das erste Mal an diesem Berg in der Sonne. Nach ausgiebiger Pause und sanieren des letzten Standplatzes geht es in ca. 20 min dem auf dem Bild sichtbaren Grat entlang (bis II) zum Gipfel der Spritzkarspitze. Es zieht sich also länger wie es auf dem Bild den Anschein hat.
Vom Gipfel des Spritzkarspitze folgt ein sehr aufwendiger aber für Alpinkletterer und Bergsteiger wunderschöner Abstieg zurück zum Auto in der Eng. Immer in südöstlicher Richtung dem Gratverlauf entlang bis zur Hochglückscharte (2387 m). Um dorthin zukommen muss aber noch die komplette Eiskarlspitze (2610 m) in teils ausgesetzter, teils brüchiger, teils schrofiger Gratkletterei (bis II) überschritten werden. Auch wenn es sich um vielfach anspruchsvolles Gelände handelt ist das für Alpinisten bei gutem Wetter ein warer Hochgenuss, für so eine lange Strecke am Grat entlang zu schweben. Von der Hochglückscharte kann man schließlich nach Norden ins bis weit in den Sommer hinein schneegefüllte Hochglückkar absteigen. Nun sind es noch ca 1000 Hm bis zur Eng. Vom Hochglückkar zunächst weiter in nördlicher Richtung bis man beim Lärchenschloss auf den AV weg trifft und so am Kirchl zurück in die Eng gelangt. Vom Ausstieg bis zur Eng sind ca. 4-5 Stunden zu veranschlagen!!!
Bald steht der Aufstieg (rote Linie) auf die Eiskarlspitze an. Am Grat Ansatzpunkt auf die Eiskarlspitze bilden zwei markante Risse eine Art V. Es empfiehlt sich den linken Ast des V bis an dessen Ende zu verfolgen. Der Rest ergibt sich dann im weiteren Verlauf gut von selbst
Blick vom Gipfel der Eiskarlspitze zurück zur Spritzkarspitze. Die enormen Strecken kommen hier schon etwas heraus. Und die Eiskarlspitze ist auf dem Weg zwischen Spritzkarspitze und Hochgückscharte gerade mal die Hälfte.
schier unendliche Geröllhalden im Hochglückkar… doch auch jeder noch so lange Abstieg hat irgendwann einmal ein Ende und gegen 18 Uhr sind wir wieder zurück am Auto in der Eng. Glücklich über den erfolgreichen Abschluss der Sanierungsaktion, glücklich über einen herrlichen Tag in gewaltigem Ambiente der Karwendel Urwelt und glücklich darüber diese großartige Tour gemacht zu haben.
Viele Grüße
Joachim und Tobias
Kurzum, es handelt sich bei dieser Route, nicht nur unter klassischen Gesichtspunkten, um ein echtes Karwendel Highlight im mittleren Schwierigkeitsbereich mit dem begeisternden, vergleichbar strengen Nordwand-Ambiente einer klassischen Laliderer Route. Das Ganze kann nun aber bei einer absolut soliden Grundabsicherung in vollen Zügen genossen werden.
Eine weitere Besonderheit ist der äußerst, kompakte und plattige Fels im Bereich der offensichtlichen, und namensgebenden Riesenverschneidung der unteren Wandhälfte. Das bedeutet, das mit Keilen und Friends nicht viel anzufangen ist und für den geringen Schwierigkeitsgrad eher selten zusätzlich abgesichert werden kann.
Ein Archiv Bild von Franz Baumann aus den 1950er Jahren mit nachträglich eingezeichneter Linie, welches bei Franz zu Hause groß im Bilderrahmen hängt. Schon damals als er im Karwendel erste große klassische Nordwandtouren an Laliderer oder Grubenkarspitze kletterte war die NW Verschneidung der Spritzkarspitze scheinbar von seinem Interesse, wie die Szene der zwei jungen Burschen in den 1950er Jahren zeigt.
Ein Bild aus dem Jahre 2012. Franz Baumann mit über 70 Jahren vor „seiner“ Nordwest-Verschneidung
Die Route lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:
- Unterer Teil, Seillängen 1-9:
- Mittlerer Teil, Seillängen 9-20:
- Oberer Teil, Seillängen 21-26:
Das aktuelle Wandbild mit exaktem Routenverlauf und Standplätzen nach der Sanierung im Jahre 2019 und 2020.
Die Route wurde am 12.09.1979 von Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen erstbegangen, mit Biwak im Abstieg im Bereich des Hochglückkar. Ein erster richtiger Anlauf der beiden bis nach der Schlüsselseillänge war wenige Tage zuvor vorrausgegangen. Bei diesem ersten richtigen Anlauf biwakierten die beiden beim Abseilen frierend in der Gufel des späteren Wandbuchplatzes. Franz Baumann, vielen auch bekannt als der „Karwendel-Franz“, hat alleine im Karwendel über ein Dutzend große und lange Routen erstbegangen. Bereits in den frühen 90er Jahren hat er damit begonnen die Nordwestverschneidung zu sanieren (je ein Tag im Jahr 1995 und 1996) und hat im unteren Teil bis zur 12. Seillänge bereits einige geklebte Gerüstösen gesetzt. Vermutlich waren dies im gesamten zentralen Karwendel die ersten Bohrhaken im alpinen Gelände. Bei einer aufwendigen Solo-Aktion hat sich Franz 1997 von oben kommend über die Route abgeseilt und eine Abseilpiste mit je einem selbstgebauten Alu-Bohrhaken (später dazu mehr) eingerichtet. Mit zunehmendem Alter konnte er aber die Sanierung nicht mehr selber abschließen. Über 20 Jahre lang sollte es ein Traum von Franz Baumann bleiben…
Wie kam es zu dieser Sanierungsaktion?
Das ist eine längere Sache, dessen Vorgeschichte schon einige Jahre zurückliegt. Ich versuche mich kurz zu halten:
Schon seit meinen frühen Kindheits- und Jugendtagen in der Jugendgruppe der DAV Ortsgruppe Laupheim war Franz Baumann für mich immer ein Förderer und alpines Vorbild. Er nahm mich in dieser Zeit öfters mit zum Klettern ans Kletterviadukt Laupheim, ins nahegelegene Blautal oder in umliegende Kletterhallen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Durch Steigendes alpines Niveau meinerseits, trat Franz schon im Jahre 2011-2012 das erste Mal an mich heran, ob nicht diese Tour und die abschließende Sanierung dieser, seiner Karwendel-Perle, mal was für mich wäre. Doch wie es so ist, die Jahre gingen ins Land und viele viele andere Routen und Projekte standen auf meiner, irgendwie immer viel zu vollen, Alpinen-To-Do-Liste. Zudem tauchten im Jahre 2013 von Ralf Sussmann gesammelte Informationen zu einem unklaren Zustand der Schlüsselseillänge mit evtl. Felsausbruch, rausgestürzten Haken und ausgenagelter Schlüsselseillänge auf. Diese Informationen wurden damals auch hier im Rocksports-Forum durch mich und auf dem Blog der Tiroler Alpinen Bande durch Sebastian Posch veröffentlicht.
Den sprichwörtlichen Stein ins Rollen oder in diesem Fall eben den Bohrer zum Drehen brachte nochmal jemand ganz anderes: Achim Pasold vom Panico Alpin-Verlag. Im Zuge der umfangreichen Recherchen und Arbeiten für die im Frühjahr 2020 veröffentlichte 5. Auflage des Panico Karwendel-Führers, in welche ich auch an vielen Stellen stark beteiligt war, kam Achim Pasold auch bezüglich der Spritzkarspitze Nordwest-Verschneidung auf mich zu. Er bat mich um einen „Erkundungstrip“ über den Zustand dieser Route. Denn Aufgrund der damaligen Informationslage durch die Infos von Ralf Sussmann wäre die Route vermutlich aus dem Führer rausgeflogen. Nun muss man Wissen das Franz Baumann und Achim Pasold alte Wegbegleiter und Kompagnons aus den Anfängen des Panico Alpinverlages in den frühen 1980er Jahren sind. Unter anderem die 1. Auflage des Blautal-Kletterführer 1983, einer der ersten Kletterführer des jungen Verlages aus der Reihe Kletterführer Schwäbische Alb, ging auf die maßgebliche Mithilfe von Franz Baumann zurück. So wollte also Achim nichts unversucht lassen und nicht so einfach die Route von Franz aus dem Führer werfen. Auch war ich inzwischen hochmotiviert für diesen „Erkundungstrip“ ins Ungewisse. Weitere Gespräche folgten und so wurde irgendwann aus dem reinen „Erkundungstrip“ im September 2019 gleichzeitig ein erster „Sanierungstrip“ in die Nordwest-Verschneidung der Spritzkarspitze. Alle Bohrhaken für die gesamte Aktion spendete der Panico Alpinverlag (Einen ganz großen Dank dafür!!!). Da uns die Fahrtkosten und Spesen auch noch von Franz Baumann gespendeten wurden, fühlte es sich fast so an wie auf Dienstreise. „Nur“ Bohrhaken, Bohrmaschine, Akkus und Schraubglieder schleppen und natürlich Klettern mussten wir dann schon noch selber😉. Mit Joachim Hagel (ebenfalls aus der DAV Ortsgruppe Laupheim) fand sich der perfekte und hochmotivierte Partner für dieses Projekt. Vielen Dank Joachim!
Sämtliche Aktionen der Sanierung erfolgten auf ausdrücklichen Wunsch und in enger Abstimmung mit dem Erstbegeher Franz Baumann.
Ganz unten am Ende dieses Forum Eintrages habe ich auch die komplette Geschichte der Spritzkarspitze Nordwest-Verschneidung von 1979 bis 2021 ausführlich niedergeschrieben.
Ein Bild von Franz und mir vom August 2012 vor den Laliderer Wänden. Als Ebe und ich damals die berühmt berüchtigte
„Schmid-Krebs“ in der Laliderer Nordwand
kletterten, begleitete uns Franz ins Karwendel und bis zur Falkenhütte. Als Ebe und ich tags drauf die Wand durchstiegen beobachtete uns Franz in den Latschen liegend den ganzen Tag mit dem Fernglas und schwelgte in Erinnerungen an seine großen Tage in diesen Wänden.
Wie und was wurde saniert?
- Standplätze:
- Zwischensicherungen:
- Wandbuch:
- Abseilpiste:
- Gesamt verbautes Material:
- Vergleich zum Originalzustand der Erstbegehung:
- Topo:
Das Topo steht auf der Homepage des Panico Alpinverlag gratis zum Downlaod beim
„Alpinkletterführer Karwendel“
unter der Ruprik „Updates“ zum Download bereit. Wer die Tour also klettern will soll sich unbedingt dieses aktualisierte Topo besorgen. Es zeigt nun den kompletten sanierten Zustand aller 26 Seillänge.
Die folgenden Bilder sind nach dem Routenverlauf sortiert. Das heißt es kommen von allen drei Sanierungstagen die Bilder gemischt vor:
Von der Eng aus dominiert eindeutig die Spritzkarspitze mit ihrer düsteren Nordwand das Ambiente. Die Nordwest-Wand ist die leicht besonnte Wand rechts des Gipfels
Auf dem Weg Richtung Enger Grund steht dann die Grubenkarspitze Nordost-Wand beeindruckend vor einem. Am 1. Sanierungstag im September 2019 sind wir erst bei Tageslicht gestartet und können so noch im Zustieg dieses Alpenglühen bewundern.
1.Seillänge (IV+) – Beim Durchstieg und der geplanten Sanierung des oberen Wandteils am 3. Sanierungstag im September 2020 klettern wir dagegen die ersten Seillängen noch im Dunkeln mit Stirnlampe. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht was uns dort im oberen Wandteil erwartet und erwarteten einen ultralangen Tag. Was sich allerdings nicht bewahrheiten sollte.
2. Seillänge (IV)
4. Seillänge (IV-) – die für den unteren Wandteil charakteristischen riesigen Plattenfluchten
einer der ehemaligen einzelnen Standhaken aus dem Jahr 1979
typischer Stand im unteren Wandteil nach der Sanierungsaktion: geklebte Gerüstöse von Franz Baumann aus dem Jahr 1995 und Expressanker mit Lasche aus dem Jahr 2019 erweitert um ein Schraubglied und verbunden mit Seilstück
5. Seillänge (VI, V A0) – rechts die markante riesige 1. Höhle. Joachim direkt vor dem kurzen schweren Wulst. Der Teil dieser Seillänge vor und nach dem Wulst ist im 4.Grad
8. Seillänge (V-) – nachdem man in der 7. Seillänge 50 m Gehgelände hinter sich gebracht folgen in der 8. SL und 9. SL zwei Seillängen entlang einer markanten Pfeilerrippe. Die auch im Panico Topo erwähnte zwei Seillängen Variante in einer plattigen Rinne links dieser Pfeilerrippe haben wir uns am 2. Sanierungstag mal angeschaut und sie geklettert. Franz hatte uns im Vorfeld vor möglichem Steinschlag von oben in dieser Rinne gewarnt. Bei uns blieb zwar alles ruhig aber einer von Franz in dieser Rinne gesetzten Alu Bohrhaken sah derart übel und vom Steinschlag malträtiert (siehe Bild weiter unten) aus, dass wir diese Variante „Kanonenrohr“ tauften und nicht (!) saniert haben. Es empfiehlt sich hier als definitiv auf der Pfeilerkante und somit auf der Hauptroute zu bleiben.
9. Seillänge (V-) – Joachim in der Gufel am Stand nach der 9. Seillänge. Diese Gufel beherbergte bis September 2020 das Wandbuch.
Zum Gedenken an Annelotte Rosenhagen diese 1. Seite im Wandbuch. Sie verunglückte 1994 beim Alpinklettern im Sarchatal bei Arco tödlich.
10. Seillänge (3+) – mit dieser Seillänge verlässt man den unteren Wandteil und man zieht nach links hinaus aus der namensgebenden Riesenverschneidung
10. Seillänge (3+) – beim Durchstieg und der geplanten Sanierung des oberen Wandteils am 3. Sanierungstag im September 2020 sind wir, wie schonmal erwähnt, sehr früh unterwegs. Aber nicht nur das, wir sind auch viel schneller unterwegs. Denn Erstens besitzen wir nach den vorangegangenen zwei Sanierungstagen in der Wand perfekte Routenkenntnis und Zweitens müssen wir im unteren und mittleren Wandteil nichts mehr Bohren oder einrichten. Als Folge davon klettern wir bis zur Schlüsselseillänge in der 20. Seillänge fast alles am laufenden Seil, können den Sonnenaufgang an der Grubenkarspitze (siehe Bild) nicht mehr im Zustieg wie beim 1. Sanierungstag, sondern schon in der 10. Seillänge genießen und stehen bereits gegen 10 Uhr morgens am Stand nach der Schlüsselseillänge in der 20. Seillänge.
12. Seillänge (V-)
einer von Franz Baumanns bekannten roten Normalhaken, die in vielen seiner Karwendel Erstbegehungen zu seinem Markenzeichen gehören
13. Seillänge (V-)
je höher man kommt umso imposanter werden die Eindrücke in dieser schroffen Welt der riesigen Felswände
Joachim am Stand nach der 17.Seillänge. Das Bild zeigt einen guten Überblick über den weiteren Routenverlauf. In der 19.Seillänge ist es ganz wichtig bis ganz nach rechts in den Verschneidungsgrund zu queren. Erst dort ist der Standplatz, auch wenn er aus der Seillänge heraus zunächst nicht zu sehen ist! Die eingezeichnete mögliche Verhauervariante rechts des Schwarzen Loches führte möglicherweise zum schweren Kletterunfall von 2008 (siehe Geschichte zur Route).
Die letzten Meter der besagten 19. Seillänge (VI-). Joachim hier schon am Stand im Verschneidungsgrund nach der 19. Seillänge und vor der Schlüsselseillänge.
20.Seillänge (VI+ oder V+, A0) – Die für einige Meter richtig steile, athletische, knackige aber gutgriffige Schlüsselseillänge. Am 1. Sanierungstag im September 2019 waren wir richtig froh die Schlüsselseillänge, wider aller Befürchtungen, in tadellosem und originalem Zustand vorzufinden. Selbst die von Franz im Originaltopo eingezeichnete Normalhakenanzahl passte noch perfekt.
Am Stand nach der 20. Seillänge wurde im September 2020 die neue Wandbuch Konsole angebracht. Das Original Wandbuch aus der Gufel nach der 9.Seillänge hat hier weiter oben nun einen neuen Platz bekommen.
Das neue Wandbuch und der Stand nach der 20. Seillänge. Am 1. Sanierungstag im September 2019 bedeutete dieser Stand unseren Highpoint und Umkehrpunkt.
21. Seillänge (IV) – Ab hier wartete am 3. Sanierungstag wieder komplettes Neuland auf uns und die „Sanierungs-Arbeit“ begann. Es folgt der zwei Seillängen Quergang nach rechts hinaus auf der logisch vorgegebenen bandartigen Verwerfung. Der Quergang ist teilweise brüchig aber trotzdem gut gangbar.
21. Seillänge (IV) – Wer vom Ausstieg über die gesamte Route bis zum Wandfuß wieder abseilen will oder muss, muss Bedenken, dass dieses 21. Seillänge in Seilschaft wieder bis zum Wandbuch zurückgeklettert werden muss. Technisch ist es zwar kein Problem und da nahezu horizontal verlaufend auch nicht schwerer wie beim Aufstieg, aber einen gewissen Handlings- und Zeitaufwand bedeutet es natürlich schon. Muss man doch aus dem Abseilmodus wieder für eine Seillänge in den Seilschaftsmodus schalten um dann wieder in den Abseilmodus zu wechseln.
21. Seillänge (IV) – Joachim am Stand nach der 21.Seillänge.
23. Seillänge (IV) – Herrliche Tiefblicke auf die grünen Almböden der Eng-Almen
24. Seillänge (V) – diese Seillänge wird nun im gesamten zweiten Teil der Länge brüchiger. Mit dem Höhepunkt einer doch kurz echt brüchigen Verschneidung kurz bevor man auf den zweiten Pfeilerkopf dieser Länge hochkommt. Hier hatte Franz Baumann schon 1997 während seiner Abseilaktion einen BH gesetzt. Zur zusätzlichen Entschärfung kam hier noch einer dazu. Das Bild selbst zeigt aber noch den ersten Teil dieser Seillänge.
24. Seillänge (V) – Joachim steigt gerade aus der brüchigen Verschneidung ganz am Ende der Länge aus
in dieser Seillänge haben wir den Standplatz für einmal deutlich um einige Meter in guten Felsen verlegt. Der ursprüngliche Stand war noch vor der Verschneidung und kann nun als Zwischensicherung benutzt werden.
25. Seillänge (III) – Nun Naht das Ende in großen Schritten und es sind nur noch 70m oder zwei Seillängen dankbares 3er Gelände bis zum Ausstieg
26. Seillänge (III) – der Ausstieg in der Scharte ist schon in Sicht
Joachim befindet sich hier im Bild noch am letzten Standplatz der Route am Ausstieg. Der gesamte obere Wandteil ab dem Wandbuch ist trotz ein paar brüchiger Passagen deutlich besser gegangen, wie wir es uns durch Franz Vorinformationen erwartet hätten. Bereits um 14 Uhr stehen wir hier das erste Mal an diesem Berg in der Sonne. Nach ausgiebiger Pause und sanieren des letzten Standplatzes geht es in ca. 20 min dem auf dem Bild sichtbaren Grat entlang (bis II) zum Gipfel der Spritzkarspitze. Es zieht sich also länger wie es auf dem Bild den Anschein hat.
Vom Gipfel des Spritzkarspitze folgt ein sehr aufwendiger aber für Alpinkletterer und Bergsteiger wunderschöner Abstieg zurück zum Auto in der Eng. Immer in südöstlicher Richtung dem Gratverlauf entlang bis zur Hochglückscharte (2387 m). Um dorthin zukommen muss aber noch die komplette Eiskarlspitze (2610 m) in teils ausgesetzter, teils brüchiger, teils schrofiger Gratkletterei (bis II) überschritten werden. Auch wenn es sich um vielfach anspruchsvolles Gelände handelt ist das für Alpinisten bei gutem Wetter ein warer Hochgenuss, für so eine lange Strecke am Grat entlang zu schweben. Von der Hochglückscharte kann man schließlich nach Norden ins bis weit in den Sommer hinein schneegefüllte Hochglückkar absteigen. Nun sind es noch ca 1000 Hm bis zur Eng. Vom Hochglückkar zunächst weiter in nördlicher Richtung bis man beim Lärchenschloss auf den AV weg trifft und so am Kirchl zurück in die Eng gelangt. Vom Ausstieg bis zur Eng sind ca. 4-5 Stunden zu veranschlagen!!!
Bald steht der Aufstieg (rote Linie) auf die Eiskarlspitze an. Am Grat Ansatzpunkt auf die Eiskarlspitze bilden zwei markante Risse eine Art V. Es empfiehlt sich den linken Ast des V bis an dessen Ende zu verfolgen. Der Rest ergibt sich dann im weiteren Verlauf gut von selbst
Blick vom Gipfel der Eiskarlspitze zurück zur Spritzkarspitze. Die enormen Strecken kommen hier schon etwas heraus. Und die Eiskarlspitze ist auf dem Weg zwischen Spritzkarspitze und Hochgückscharte gerade mal die Hälfte.
schier unendliche Geröllhalden im Hochglückkar… doch auch jeder noch so lange Abstieg hat irgendwann einmal ein Ende und gegen 18 Uhr sind wir wieder zurück am Auto in der Eng. Glücklich über den erfolgreichen Abschluss der Sanierungsaktion, glücklich über einen herrlichen Tag in gewaltigem Ambiente der Karwendel Urwelt und glücklich darüber diese großartige Tour gemacht zu haben.
Viele Grüße
Joachim und Tobias