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Sanierung: Spritzkarspitze (2606m) – Nordwest-Verschneidung (VI+, V+/A0, 1100m, 26SL)
#2
Spritzkarspitze    –    Nordwest-Verschneidung
Erstbegehungs- und Sanierungsgeschichte
(Zusammengeschrieben von Tobias Bailer in den Jahren 2019, 2020 und 2021)
 
04.08.1979 – Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen
-          Erkundung der ersten 6 Seillängen bis zum Band.
 
02.09.1979 – Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen
-          Geklettert bis zum Standplatz oberhalb der Schlüsselseillänge.
-          Versuche zum Direkten Weiterweg (der eigentlich gewünschte Routenverlauf) nach der Schlüsselseillänge enden in steilstem und brüchigem Gelände erfolglos nach ca. 20m
-          ein Hexentric markiert den Umkehrpunkt. Danach Abseilen bis zur beginnenden Dunkelheit.
-          Biwak in der Gufel des zukünftigen Wandbuches.
 
12.09.1979 – Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen
-          Erstbegehung und kompletter Durchstieg der Tour. Laut Originaltopo wurden lediglich 33 Normalhaken hinterlassen. 24 Standhaken und 9 (!!!) Zwischenhaken
-          Abstieg über Spritzkarspitze, Eiskarlspitze und Hochglückscharte zurück in die Eng. Biwak in den Latschen des Hochglückkar bei beginnender Dunkelheit.
 
August 1980 – Michael Lebun und Gefährten
-          Zweite Begehung. Biwak im Abstieg
 
September 1980 – Norbert …??? Im Alleingang
-          Dritte Begehung. Biwak im Abstieg
 
19.06.1993 – Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen
-          Wiederholung als Eingehtour für große Touren im Sommer. Vermutlich erst 4. Begehung.
-          An einem Tag von der Eng bis zur Eng. Vermutlich erste Begehung ohne Biwak!
-          Im Nachgang dieser Begehung entstand durch Franz das Original Topo „Bau 93“ am Zeichenbrett und mit Tusche gezeichnet im Konstruktionsbüro der Firma Keckeisen in Laupheim.
 
16.08.1995 – Franz Baumann, Markus und Christian Ackermann
-          Sanierungsaktion mit geklebten Bohrhaken (Gerüstösen) begonnen.
-          Nach Felsausbruch wollen Markus und Christian (beide erst 18 Jahre jung) nicht mehr weiter und bleiben an einem geschützten Platz sitzen. Vermutlich im Bereich der 1. oder 2. Höhle. Franz geht solo noch zwei Seillängen weiter zum Bohrhaken setzten.
-          7 Haken (Alu BH M10) gesetzt
-          7 Klebehaken (M12) gesetzt
-          Gewitter in der Wand.
 
14.07.1996 – Franz Baumann und Gertrud Ackermann
-          Wandbuch und Gedenktafel für Annelotte Rosenhagen angebracht. In der Gufel am Stand nach der 9. SL
-          Tour bis zum Wandbuch weiter mit geklebten Bohrhaken (Gerüstösen) saniert. Zusätzlich wurden noch die zwei folgenden Standplätze nach dem Wandbuch mit einer Gerüstösen versehen.
-          10 Haken (Alu BH M10) + Bohrer Ø 10 + Hammer am Boden der Wandbuch Gufel deponiert (im September 2019 noch vorgefunden und belassen)
 
10.07.1997 – Franz Baumann (solo)
-          Aufstieg (solo) über die „Alte NW Wand“ (IV) zur Spritzkarspitze. Mit 2mal 50m Doppelseil, Hilti Bohrmaschine, 2 Akkus, und den Baumannschen Alu Bohrhaken, Expressankern und Hammer im Rucksack!!!
-          Vom Gipfel Abstieg zum Ausstieg der Route und anschließend abseilend saniert und Abseilpiste eingebohrt.
-          17 Haken (Alu BH M10) gesetzt
-          Kurzes aber äußerst heftiges Gewitter im unteren Wandteil. Infernale Zustände mit heftigstem Steinschlag in den riesigen Plattenfluchten. Nur dank großem Rucksack über dem Kopf halbwegs heil aus der Wand gekommen. Dennoch große Platzwunde am Kopf davongetragen und blutverschmiert zurück in der Eng angekommen.
 
1998 – 2010
-          23 der 29 Einträge (Stand September 2019) im Wandbuch stammen aus diesen 12 Jahren
-          die steigenden Begehungszahlen in diesen Jahren sind vermutlich auf die Veröffentlichung in der Erstauflage des Panico Karwendel Führers 1997 und den folgenden Auflagen zurückzuführen
 
09.09.2008 – Andi W. und Sebastian Brandhofer
-          Schwerer Kletterunfall im Bereich der Schlüsselseillänge.
-          Zustandsinformation anlässlich dieses Unfalls recherchieret und im Jahr 2013 veröffentlich von Ralf Sussmann:
Die Schlüsselseillänge (überhängender Verschneidungsriss) war vom Stand aus gesehen im September 2008 augenscheinlich komplett hakenfrei. Es besteht Anlass zur Vermutung, dass die Länge freigestürzt wurde.
Damals existierte eine Umgehungsvariante links davon über einen Höhlenüberhang mit 5 Schlaghaken und einer Köpferlschlinge. Diese Variante ist nach Vorstiegs-Ausbruch eines großen Blocks und nachfolgendem Reissverschlusssturz ausgenagelt worden, nur der unterste Verhauerhaken ist verbleiben. Der Unfall ist mit schwereren Verletzungen und einer komplizierten Hubschrauberbergung aus dem leicht überhängenden Wandteil ausgegangen. Potentielle Wiederholer sollten sich ggfls. auf eine Neu-Erstbegehung der Schlüsselseillänge direkt über den Verschneidungsriss einstellen und entsprechend Material mitführen.
Wir bitten ggfls. um Rückmeldungen hierzu.
Ralf Sussmann, 17. September 2013

 
20.07.2010 – Michael Hornsteiner und Daniela Blackwell
-          Schlüsselseillänge in tadellosem Zustand
-          Geklettert bis zum Gipfel
-          Abstieg über Eiskarle und abgeseilt über „Weg zum Wasserfall“
 
2010 – 2019
-          9 Jahre lang kein einziger Eintrag im Wandbuch
-          abruptes Einbrechen der Begehungszahlen vermutlich aufgrund des Unfalls von 2008 und der im Internet 2013 veröffentlichten Warnung, welche mit der damaligen Informationslage aber absolut gerechtfertigt war.
 
14.09.2019 – Tobias Bailer und Joachim Hagel
-          1. Sanierungstag. Geklettert bis ans Ende der 20. Seillänge (Schlüsselseillänge).
-          Auf Initiative von Achim Pasold (Panico) und auf Wunsch von Franz Baumann wurde die Zustandserkundung und Sanierung der Route von Joachim und mir sehr gerne angegangen. Laut Franz DIE Touren die von seinem Schaffen im Karwendel auf jeden Fall übrigbleiben und geklettert werden soll. Panico hat das Material gesponsert, Franz die Fahrtkosten.
-          Zustandserkundung war nötig nachdem im Internet 2013 eine, wie schon erwähnt, mit der damaligen Informationslage absolut gerechtfertigte Warnung veröffentlicht wurde (Die Info zu der Begehung im Jahr 2010 wurden nämlich erst im Oktober 2019, also nach unserer Erkundungstour, recherchiert nachdem wir im Wandbuch davon gelesen hatten). Wir kletterten aber ohne besondere Vorkommnisse bis zum Stand nach der SSL (20. Seillänge / im Originaltopo ist vor dem Wandbuch eine Seillänge zu viel eingezeichnet). Die Schlüsselseillänge (SSL) war in tadellosem Zustand. Der Unfall im September 2008 ist vermutlich auf einen Verhauer im gelbbrüchigen Gelände links der eigentlichen SSL zurückzuführen. 
-          Insgesamt wurden an dem Tag 30 Bohrhaken gesetzt: 23 Bohrhaken an Standplätzen und Abseilständen. 5 Bohrhaken als zusätzliche Zwischensicherung. 1 Bohrhaken auf dem Einstiegsband und 1 Bohrhaken am Ende der Zustiegs-Felsstufe. Alle Bohrhaken aus A2 Edelstahlmaterial. Abseilstände mit Seilstücken verbunden.
-          16 Schraubglieder verbaut. 7 Schraubglieder am Stand nach der SSL für den obersten Wandteil deponiert. Alle Schraubglieder verzinkte Maillon Rapide.
-          Nach 40 Jahren erst der 29. Eintrag im Wandbuch. Wobei das Wandbuch bereits nach der 9 SL. angebracht war, d.h. es ist nicht mehr nachzuvollziehen wie viele dieser 29 Einträge wirklich die komplette Route geklettert haben.
 
29.09.2019 – Tobias Bailer und Joachim Hagel
-          2. Sanierungstag. Geklettert bis ans Ende der 18.Seillänge.
-          Auf Wunsch von Franz Baumann wurde die Gedenktafel an Annelotte Rosenhagen beim alten Wandbuch entfernt und ihm zurückgebracht
-          Insgesamt wurden an dem Tag 28 Bohrhaken gesetzt: 17 Bohrhaken an Standplätzen und Abseilständen. 10 Bohrhaken als zusätzliche Zwischensicherung. 1 Bohrhaken ersetzte eine durch Steinschlag defekte Zwischensicherung (Zweiter Bohrhaken der 1. SL). Alle Bohrhaken aus A2 Edelstahlmaterial
-          1 Normalhaken wurde in der 11. SL geschlagen und belassen.
-          4 weitere Schraubglieder an Abseilständen verbaut
-          10 Bohrhaken wurden am Stand nach der 18. SL deponiert für die Sanierung des obersten Wandteils.
-          Zusätzlich wurden 10 teils stark durch Steinschlag beschädigte Baumannsche Alu Bohrhaken Winkel durch moderne A4 Edelstahl Laschen ersetzt. Die Expressanker wurden dabei belassen.
-          Somit befinden sich nun bis zum Stand nach der 20. SL (Schlüsselseillänge) durchgehend zwei Bohrhaken an jedem Standplatz und an allen Abseilständen. An allen Abseilstandplätzen sind die beiden Bohrhaken mit einem Seilstück verbunden und ein Schraubglied ist vorhanden. Alle Standplätze die nicht zum Abseilen benutzt werden müssen haben kein verbindendes Seilstück zwischen den Bohrhaken.
-          Die auch im Panico Topo erwähnte zwei Seillängen Variante in einer plattigen Rinne links der Pfeilerrippe welche in der 8. und 9. SL eigentlich beklettert wird, haben wir uns am 2. Sanierungstag mal angeschaut und sie geklettert. Franz hatte uns im Vorfeld vor möglichem Steinschlag von oben in dieser Rinne gewarnt. Bei uns blieb zwar alles ruhig aber einer von Franz 1997 in dieser Rinne gesetzten Alu Bohrhaken sah derart übel und vom Steinschlag malträtiert (siehe Bild weiter unten) aus, dass wir diese Variante „Kanonenrohr“ tauften und nicht (!) saniert haben. Es empfiehlt sich hier als definitiv auf der Pfeilerkante und somit auf der Hauptroute zu bleiben.
-          Bei den gebohrten Zwischensicherungen wurde bewusst der sehr zurückhaltende Stil von Franz Baumann aus den Seillängen 1-9 fortgesetzt und es wurden nur ganz vereinzelte Zwischensicherungen an neuralgischen Punkten gesetzt.
-          Begehung und Sanierung des obersten Wandteils, sowie das Verlegen des Wandbuches auf den Stand nach der Schlüsselseillänge, ist geplant für den Sommer 2020.
 
Frühjahr 2020 – die 5. Auflage des Panico Karwendel Führer erscheint
-          Im Zuge der Sanierung wurde von mir über die Tour ein komplett aktualisiertes und detaillierteres Topo und ein präzises Wandbild mit Routenverlauf erstellt.
-          Das in dieser Auflage abgedruckte Topo zeigt aber selbstverständlich nur den Sanierungsstand bis zum Ende der Schlüsselseillänge. Der obere Teil war zum Zeitpunkt der Drucklegung ja noch nicht saniert.
-          Wichtig zu wissen: Leider ist im abgedruckten Topo ein Fehler im Bereich des nach der Schlüsselseillänge folgenden Quergangs. Das Topo an sich stimmt, aber an der seitlichen Seillängen-Legende, ist der Quergang fälschlicherweise als eine 25m Seillänge gekennzeichnet. Das stimmt nicht. Der Quergang sind zwei Seillängen (45 +20m). Der obere Teil wurde erst im September 2020 von uns erstmals geklettert und saniert und somit hatten wir auch diesen Quergang zum Zeitpunkt der Drucklegung eben noch nicht geklettert. Ganz unabhängig von diesem Fehler in der gedruckten Version war es mit Panico immer schon so angedacht, dass wir nach Abschluss der Sanierungsaktion das komplett bis oben aktualisierte Topo auf der Panico Homepage veröffentlichen (siehe Eintrag Herbst 2021).
 
19.09.2020 - Tobias Bailer und Joachim Hagel
-          3. Sanierungstag. Kompletter Durchstieg aller 26.Seillängen. Weiterweg zum Gipfel der Spritzkarspitze und Abstieg über Eiskarlspitze, Hochglückscharte, Hochglückkar zurück in die Eng.
-          Nachdem uns die Route inzwischen sehr gut bekannt ist und wir bis zum Stand nach der SSL nichts mehr „Arbeiten“ mussten (Bohren, BH setzten, BH am Stand mit Seilstücken verbinden, Schraubglieder anbringen usw.…), klettern wir diese ersten 20. Seillängen in nur 3,5 h
-          Wie geplant wurde das Wandbuch aus der Gufel nach der 9. SL zum Stand nach der Schlüsselseillänge (20. SL) verlegt. Die alte Wandbuch-Kassette wurde an Ort und Stelle belassen. Das sehr gut erhaltene Buch wurde am neuen Platz in einer neu angebrachten Kassette untergebracht.
-          Insgesamt wurden an dem Tag 19 Bohrhaken gesetzt: 9 Bohrhaken an Standplätzen und Abseilständen. 10 Bohrhaken als zusätzliche Zwischensicherung. Alle Bohrhaken aus A2 Edelstahlmaterial
-          4 weitere Schraubglieder an Abseilständen verbaut. Zu beachten ist das die 21.SL nicht abgeseilt werden kann, da sie nahezu 45m horizontal verläuft. Vom Ausstieg kann also nur 4-mal bis zum Stand nach der 21. SL abgeseilt werden. Danach muss die 21. SL klassisch mit Standplatzsicherung in Seilschaft horizontal zurück geklettert werden. Erst dann kann vom neuen Wandbuch weg wieder über die eingerichtet Abseilpiste (siehe Topo) abgeseilt werden.
-          Der letzte Stand am Ausstieg befindet sich vom tiefsten Punkt der markanten Gratscharte aus betrachtet ca. 4m in Richtung Spritzkarspitze und ca. 1,5m unterhalb der Gratkante bei einem kleinen Bändchen/Absatz in der Nordwestwand.
 
August 2021 – Sebastian Brandhofer und Simon ?
-          Erste Wiederholung nach der Sanierung
-          Im Nachgang dieser Begehung schreibt Sebastian Brandhofer auf seiner
Homepage
eindrücklich über die Verarbeitung der dramatischen Ereignisse des Unfalls von 2008 und die damit verbundenen Emotionen. Siehe:
Déjà vu an der Spritzkarspitze
.
 
Herbst 2021 – Panico veröffentlicht aktualisiertes Topo
-          Das Topo wurde nun auch um die Informationen und den Sanierungstand im oberen Wandteil ergänzt und von Panico auf der Homepage des Verlages veröffentlicht.
-          Das Topo steht auf der Homepage des Panico Alpinverlag gratis zum Downlaod beim „
Alpinkletterführer Karwendel
“ unter der Ruprik „Updates“ zum Download bereit. Wer die Tour also klettern will soll sich unbedingt dieses aktualisierte Topo besorgen. Es zeigt nun den kompletten sanierten Zustand aller 26 Seillängen.
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RE: Sanierung: Spritzkarspitze (2606m) – Nordwest-Verschneidung (VI+, V+/A0, 1100m, 26SL) - von Tobias - 09.10.2021, 22:45

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