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Himmelhorn - Südwand (VI A2 oder IX-/IX, 3. Winterbegehung), Allgäu 23.12.15
#1
Die Himmelhorn Südwand ist einer der ganz großen Extremklassiker des Allgäus. Nach achttägigen Vorarbeiten konnten M. Tauscher und W. Teufele mit dieser Erstbegehung im Juli 1958 das letzte wirklich bedeutende Wandproblem des Allgäus lösen. Das absolute Herzstück der Route ist der beeindruckende und imposante große Überhang in der 3.SL (VI A2 oder IX-/IX), welcher mit seinen 8m Ausladung der größte seiner Art im Allgäu ist. Schon der „Zustieg“ über den gesamten unteren Steilgrasteil (bis 70°) des berühmt, berüchtigten Rädlergrat und die anschließende Steilgras Querung zur Südwand, ist eine Tour für sich.
 
Am Tag vor Heiligabend konnten Jürgen und ich nun die 3. Winterbegehung dieses Allgäu Extremklassikers für uns verbuchen. Die 1. Winterbegehung erfolgte durch die Oberstdorfer Edi Bußjäger und Franz Tauscher am 24. Dezember 1972, die 2. Winterbegehung durch die Oberstdorfer Toni Steurer und Matthias Robl am 09. Februar 1997. 67 Jahre nach der Erstbegehung war dies insgesamt gerade mal die 64. Begehung der Tour. Jürgen konnte zudem auch noch den großen Überhang (VI A2 oder IX-/IX) frei Klettern. Auch wenn es, aufgrund von nassen Stellen im ersten und zweiten Drittel des Überhangs, nicht ganz zum Rotpunkt gereicht hat so doch zu Mindestens für eine „af“ Begehung mit Ruhen. Somit steht aber die insgesamt 2. Rotpunkbegehung des Testpiece Himmelhorn Südwand weiterhin aus.
 
    Sonnenaufgang an Trettach und Mädelegabel
 
Im Dezember 2015 herrschte wochenlanges Hochdruckwetter mit stabilsten Verhältnissen und milden Temperaturen. Somit profitierten wir natürlich von den guten Verhältnissen und hatten sehr dankbare Rahmenbedingungen für die „Winterbegehung“. Allerdings ist der entscheidende Faktor der dankbaren Rahmenbedingungen eben die Sonne und die kommt nun mal am Tag vor Heiligabend naturgemäß erst sehr spät über den Horizont. So waren die ersten beiden teils nassen und heikel abgesicherten Seillängen im sehr brüchigen VI+/VII- Gelände, ohne Sonne, mit ordentlich kalten Fingern und mit, wegen der Eisausrüstung, schwerer Rucksäcke die anspruchsvollsten Passagen des Tages. Auch wenn ich inzwischen, nach 5-maligem Begehen (3x Rädlergrat, 2x Südwand), den gesamten unteren Zustiegs-Steilgrasteil gut kenne und ganz genau weiß wo es sich hier am besten Klettert, will dieser Teil jedes Mal wieder mit absoluter Vorsicht und Konzentration begangen werden. Ein Versehen hätte hier fast immer fatale Folgen. Insbesondere im Winter bei schlechtem, welkem Gras.
 
Für Details zu den Seillängen, möchte ich auf meinen
Bericht
von vor 4 Jahren verweisen als ich mit Ebe zum ersten Mal die Himmelhorn Südwand gemacht habe. Zudem findet man dort ein Wandbild und mein Topo. Damals 2011 war dies übrigens die 60. Begehung und in den 4 Jahren seid her sind gerade mal 3 weitere Begehung hinzugekommen.
 
    im unteren Steilgrasteil des Rädlergrat
    im unteren Steilgrasteil des Rädlergrat ;-)
    im unteren Steilgrasteil des Rädlergrat
    Querung vom Rädlergrat zur Himmelhorn Südwand
 
Wie schon erwähnt, waren die ersten beiden Seillängen mit a…kalten Fingern, eher auf der unangenehmen Seite. Die 1. SL, brüchig, schwer und etwas nass. Die 2. SL, noch brüchiger, etwas leichter dafür mit eingebauter Dusche von oben. Den heikelsten Teil in der oft wasserführenden oder feuchten Rinne nach dem Rechtsquergang in der 2. SL habe ich durch einen neu geschlagenen Normalhaken etwas entschärft.
 
    1. SL
    2. SL – Jürgen bereits nachdem Duschgang
    Here comes the sun – immer wieder krass was die Sonne um diese Jahrezeit für einen Unterschied macht
    Duschgang gefällig?
 
Nachdem nun endlich die Sonne hinter dem Großen Wilden hervor gekommen war und ich den Duschgang in der zweiten Seillänge immerhin schon in den ersten schwachen Sonnenstrahlen genießen durfte, konnte es richtig losgehen. Da Jürgen hier mit ernsthaften Rotpunktambitionen angetreten ist, klettern wir mit Einfachseil und ziehen die Rucksäcke in dieser Seillänge am 5 mm Kevlarseil nach. Kleiner Nebeneffekt dieses Materialseils, ist die Tatsache, dass die wirkliche Steilheit dieser extrem überhängenden Seillänge erst so richtig durch das in der Luft hängende Materialseil zur Geltung kommt. Leider waren einige entscheidende Griffe im ersten und zweiten Drittel des Überhanges patschnass und verhinderten den Rotpunkt.
 
    los geht´s… Jürgen startet in die 3. SL (IX-/IX oder VI A2) – im Hintergrund die winterliche Höfats
    3. SL (IX-/IX oder VI A2)
    3. SL (IX-/IX oder VI A2) – Seil und Horizont zeigen deutlich das es eigentlich noch steiler ist
    3. SL (IX-/IX oder VI A2) – Dachkante erreicht, es folgen noch 10 m leicht überhängendes Gelände
    Materialtransport im hintersten Oytal
    3. SL (IX-/IX oder VI A2) – die letzten Meter vor der Dachkante
    3. SL (IX-/IX oder VI A2) – Ausstieg aus dem Dach
    3. SL (IX-/IX oder VI A2) – saugende Tiefe kurz vor dem Stand
   
 
Mit der 4. Sl legt sich die Wand zwar wieder zurück, bleibt aber immer noch senkrecht bis leicht überhängend und vorallem nimmt auch die Brüchigkeit wieder deutlich zu. Zudem bleibt die typische Aptychenkalk Kletterei mit vielen Seit- und Zangengriffen sehr pumpig und so bleibt auch ein VIer mit schwerem Rucksack fordernd.
 
    4. SL – im Hintergrund die winterliche Höfats
    4. SL
 
Die 5. SL wartet auf den ersten 10 m nochmal mit knackiger, brüchiger und steiler Verschneidungskletterei welche frei irgendwo im VII. Grad liegt (Klassisch VI A1). Das dünne Kevlarseil zum Rucksack nachziehen kommt wieder zum Einsatz.
 
    5. SL
 
Die 6. und letzte Seillänge ist extrem grasig und bei dem schlechten, welken Wintergras bin ich hier ganz froh an meinem Eisgerät. Der Stand an drei Stichborhaken wurde durch neues Kevlarmaterial etwas optimiert.
 
Nach der Wand folgt der lange Teil des oberen Rädlergrat und bis zum Gipfel des Himmelhorn (2113 m) zieht es sich. Vom Gipfel des Himmelhorn folgte erst mal noch der weitere Aufstieg über verschneite allgäuer Grasgrate Richtung Schneck. Die weiteren Stationen des langen Abstieges sind Himmelecksattel, Wildenfeldhüttchen, Käseralp, Stuibenfall, Prinzenkreuz, Gutenalpe, Oytalhaus, Oberstdorf.
 
 
    am Gipfel des Himmelhorn (2113 m)
    Blick zur Wildengruppe, ins hinterste Oytal und auf Teile des langen Abstieges.
    Blick auf den letzten Aufstieg zum Abstieg
    der letzte Steilgrasaufschwung
    auf dem Wildenfeld
    kurz vor dem Wildenfeldhüttchen
    Rädlergrat und Himmelhorn Südwand leuchten in der Abendsonne
 
 
 
Kurzzeitig hatten wir im Vorfeld der Tour übrigens noch überlegt uns einen Smart zu besorgen um uns mit ihm den langen Zustieg von Oberstdorf ins Oytal massiv zu verkürzen. Wenig später hätten wir ihn dann hinter der Käseralpe im Bachbett versenkt und angezündet. Das scheint hier gerade En Vogue zu sein. Hier
die unglaubliche Story…


 
    ausgebrannter Smart im hintersten Oytal (November 2015) Bildquelle:
http://www.merkur.de/bayern/ausgebrannte...40159.html

 
 
 
 
Meilensteine der Himmelhorn – Südwand (Auszüge aus dem Wandbuch 1958 - 2015):
1.Begehung: Michael Tauscher und Willi Teufele - 12.Juli 1958 (nach achttägigen Vorarbeiten)
2.Begehung: Albert Kleemaier und Paul Braun - 13.Juli 1958
...
5.Begehung: Anderl Heckmair und P. Lochhard - Juli 1959
 
1.Winterbegehung: Edi Bußjäger und Franz Tauscher - 24. Dezember 1972
2.Winterbegehung: Toni Steurer und Matthias Robl - 09. Februar 1997
3.Winterbegehung: Tobias Bailer und Jürgen Oblinger - 23. Dezember 2015
 
1.Damenbegehung: Harriet Burgtorf - 08. Oktober 1986
2.Damenbegehung: Silvia Müller - 16. Oktober 1988
 
1.Alleinbegehung: Matthias Robl – 21. August 1997
 
1.Rotpunktbegehung: Max Dünßer und Christoph Moswang - 20. April 2011
 
 
 
Kletterführer:
 
Allgäu-Kletterführer
2.Auflage 1999
Akademische Verlagsanstalt (AVA), Leipzig
Stefan Meineke
 
AV-Führer Allgäuer Alpen
15.Auflage 1997
Bergverlag Rudolf Rother
Dieter Seibert/Heinz Groth
 
Kletterführer Allgäu
Panico Alpinverlag
 
 
Karte:
AV-Karte 2/1 Allgäuer Alpen West
1:25000
 
 
Viele Grüße
Jürgen und Tobias
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