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Ägypten: Sportklettern im Wadi Gnai
#1
Klettern in Ägypten!

   

Unsere Gruppe ist sehr unterschiedlich. Wir sind 8 Personen, davon ein Kind mit 4 Jahren und ein Baby mit 5 Monaten. Zudem sind wir unterschiedlich ambitioniert, was den Klettersport angeht. Das alles unter einen Hut zu bekommen ist immer eine Herausforderung.

Unsere Filterkriterien waren:
kurze Flugzeit
faires Preis-/Leistungsverhältnis
Kindertauglichkeit
sicheres Wetter

   
Martin, Susanne, Christian, Stephan, Timo, Silke mit Sina und Heike (v.l.n.r)

Eigentlich wollten wir zum Klettern in den Oman, die Türkei oder nach Marokko. Beim Vergleichen der Flugpreise mit Unterkunft drängte sich dann immer wieder Ägypten auf. Keiner von uns hatte bisher Ägypten und Klettern in Verbindung gebracht. Auch in den Kletterführern gibt es wenig zu finden. Folgende Literatur können wir empfehlen:

Rock Climbing Atlas Greece & The Middle East (First edition November 2006) ISBN 978-90-78587-02-6
Kletterführer der Desert Divers in Dahab (einfach eine Email an: info@desert-divers.com schicken und man bekommt den Dropbox Download Link mit der aktuellen Version zugeschickt)

Wir haben uns also für Ägypten entschieden, 2 Wochen im Happy Life Village 8 km südlich von Dahab mit Halbpension, Pool-Anlagen, Hausriff zum Schnorcheln und Platz für viele Urlauber welche gerne Ihren All-Inclusive-Urlaub dort verbringen. Gebucht haben wir über FTI und wir waren wirklich skeptisch. Unsere Urlaube waren bisher immer klassische Kletterurlaube mit einer Unterkunft in einer Ferienwohnung oder Appartement. Nachdem jedoch die Flüge ohne Unterkunft preislich nahezu identisch zu dem Komplettpaket waren, wäre alles andere unvernünftig erschienen.

   
Unsere Unterkunft, das Happy Life Village

   
Frühstück in der Sonne

   
Hotelstrand

   
Schnorcheln direkt am Hausriff

Zusammenfassend kann man sagen, das Klettern in Ägypten ist lohnend, familientauglich, wetterbegünstigt und vielseitig, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Das Potential ist unglaublich. Die Felsqualität des Granit bewegt sich von hervorragend bis brüchig. Die Routen reichen vom Bouldern über Sportklettern bis hin zu Mehrseillängenrouten. Bei den Sportklettereien ist die Absicherung meist perfekt, teilweise gibt es auch mal etwas schlechtere Hakenqualität bedingt durch rostendes Material. Nicht alle Routen sind mit Inox-Material ausgestattet. Auch traditionelles Klettern und cleane Routen lassen sich hier problemlos finden.

Der Granit ist oftmals sehr rund und abwärts geschichtet. Er verlangt gutes Stehen und gute Technik. Mit Kraft kann man nicht wirklich viel ausrichten (in den meisten Touren). Wer eine längere Kletterabstinenz hatte und noch nicht im richtigen Trainingszustand ist, kann hier noch erstaunlich schwer klettern. Insgesamt weniger geeignet für die Hardcore-Kletterer. Wer gerne Klettern mit Reisen verbindet und auf Familientauglichkeit wert legt findet hier sein Paradies.

Einziges Problem sind die aktuellen Unruhen im Land, gerade auf der Sinai-Halbinsel, auf der sämtliche Klettereien zu finden sind. Wir waren direkt zu der Anschlagszeit in Taba von Mitte bis Ende Februar vor Ort. In den Klettergebieten fühlten wir uns zu jedem Zeitpunkt sicher, die einheimische Bevölkerung haben wir als äußerst freundlich und hilfsbereit empfunden. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für das Land und ist derzeit nahezu zum Erliegen gekommen.

Die Gegend um Dahab liegt für kletternde Familien ideal. Die Mischung aus Sonne, Meer und Klettern mit ebenem sandigem Untergrund in den Canyons lassen keine Wünsche offen. Die beste Kletterzeit ist von November bis März. Im Schatten der Canyons herrschen dann angenehme Temperaturen.

Schlangen und Skorpione soll es da auch geben, wir haben allerdings keine zu Gesicht bekommen und auch Khalid, unser beduinischer Begleiter von den Desert Divers hat schon lange keine mehr gesichtet.

An den kletterfreien Tagen kann man natürlich fast überall Schnorcheln oder Tauchen oder bei einem Abstecher in die Stadt ausgiebig Shoppen. Ausflüge mit Quad, Kamel oder Pferd werden überall angeboten. Sehenswürdigkeiten sind unter anderem das "Blue Hole", verschiedene Oasen in den Canyons und natürlich das Katherinenkloster und der Moses Berg. Auch Ausflüge nach Jordanien (die Stadt Petra mit den in Stein gehauenen Häusern), Luxor oder Kairo lassen sich als 1-2 Tagesausflüge buchen. Bei uns war dies aufgrund der Unruhen leider nicht möglich.

   
Ausflug mit den Quads

   
Ägyptisches Taxi

Hier noch ein paar Bilder der Klettersektoren im Wadi Gnai welche wir besucht haben:

Sektor Waterfalls

   
Erster Felskontakt mit ägyptischem Granit im Sektor Waterfalls

   
Christian in der Route Heartbeat, Martin am Einstieg zu Hala´s Camel

   
Ausblick auf die Oase im Wadi Gnai

   
Bedouin Tea


Sektor Camel Canyon

   
Hohe Wände im Camel Canyon

   
Schöne Kletterei im Camel Canyon

   
Sina spielt am Fuß der Felsen

   
Tiefblick in den Camel Canyon

   
Timo im Camel Canyon Swing

   
Bedouin Lunch


Sektor Gnai Adshan (an der Polizeistation)


   
Christian in der 1. Seillänge einer 6a Platte

   
Susanne in Gnai Adshan

   
Timo im Nachstieg


Sektor Bedouin Garden (wurde von uns erschlossen)

   
Überblick über den Sektor Bedouin Garden

   
Ritzenflitzer, 4a

   
Lass dich treiben, 6a

   
Testosteronkurve, 7a

   
Höhlenmensch, 6c

   
Timo 7b+? und Sina in Sinai 7a+?

   
Überblick über die restlichen Routen

1. Ritzenflitzer, 4a, 4 BH + 1 Köpfelschlinge, 25 m, Genusskletterei entlang der Ritzen, Schlüsselstelle nach dem 2. Haken (EB: Christian Hamm)
2. Lass dich Treiben, 6a, 7 BH, 25 m, Wunderschöne abwechslungsreiche Tour, nicht von der Platte abschrecken lassen, einfach treiben lassen (EB: Martin Zoller)
3. Testosteronkurve, 7a, 10 BH, 35 m, von unten erstbegangen, noch nicht ganz abgeklettert, zuerst folgt die Linie kraftvoll dem Risssystem und quert anschliessend weit nach links an runden, abschüssigen Bäuchen (EB: Martin Zoller, Christian Hamm)
4. Höhlenmensch, 6c, 4 BH, 13 m, ungewohnte Bewegungsabläufe, mit Sicherheit die einfachste Möglichkeit die eigene Geburt noch einmal nachzuempfinden (EB: Martin Zoller, Christian Hamm)
5. Timo, 7b+?, 5 BH, 10 m, ziemlich glatte Platte, nach dem zweiten Haken links zum Stein queren und dynamisch an den nächsten Griff (EB: Khaled Saba Mousa)
6. Sina in Sinai, 7a+? (6c A0), 3 BH, 10 m, noch mal glatte Platte, Schlüsselstelle am 3. Haken, über einen Linksschlenk an die Umlenkung (EB: Christian Hamm, Martin Zoller)
7. Wüstenfuchs, 4c, 4 BH, 10 m, hübsche Kletterei zuerst rechts, dann links der Kante (EB: Christian Hamm)
8. Streck dich, 5c, 4 BH, 12 m, nach gemütlichem Start muss man sich zum Schluss noch mal richtig strecken (EB: Silke Hamm)
9. Oase der Ruhe, 5b, 4 BH, 12 m, genussvolle ruhige Kletterei, mit Schwierigkeit kurz vor der Umlenkung (EB: Christian Hamm)

   
Martin und Christian beim Einrichten der ersten Umlenkungen

   
Christian beim Bohren in der Testosteronkurve

   
Martin bohrt in der Testosteronkurve

   
Khaled richtet seine erste Route ein

   
Lass dich treiben wird von Martin eingebohrt

   
Stephan im Ritzenflitzer

   
Tiefblick vom Ritzenflitzer

   
Heike lässt sich treiben

   
Heike an der Schlüsselstelle von Lass dich Treiben

       
Silke in Lass dich Treiben

   
Martin im Einstieg der Testosteronkurve

   
Christian in der Testosteronkurve

   
No Hand Rest in der Testosteronkurve

   
Martin in der Querung der Testosteronkurve

       
Martin und Christian im Höhlenmensch

   
Khaled versucht den Timo

   
Khaled in Sina in Sinai

   
Heike in Streck Dich

   
Timo am Einstieg von Oase der Ruhe

   
Heike an der Schlüsselstelle von Oase der Ruhe


Am letzten Abend wurden wir von Khaled, unserem beduinischen Guide noch zu einem typischen Abendessen unter dem Sternenhimmel im Wadi Gnai eingeladen.

   
Khaled beim Zubereiten unseres Abendessens

   
Leckeres Abendessen

Wir werden mit Sicherheit demnächst einen weiteren Kletterurlaub in Ägypten planen und die Routenvielfalt weiter erhöhen.
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