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Aiguille de Roc - Tout va mal... (VII+,VII obl., 600 m) 18.07.12
#1
Nach drei Wochen in der Cordillera Blanca in Peru hatte ich noch ein paar Tage Zeit. So geht es zusammen mit Marcel nach Chamonix. Wetter ist gut vorhergesagt für drei Tage, doch welch Schreck: Zwei Tage vorher hat es weit runter geschneit (Ref. de l´Envers 10 cm!). Das schränkt natürlich andere Vorhaben massiv ein und so gehen wir für zwei Tage zum alpinen Sportklettern ins südseitige Granitparadies des Ref. de l´Envers. Für mich ist es der erste Aufenthalt in den Granitwänden im Umfeld der Hütte und was einen hier erwartete ist echt der Hammer und alles andere als nette Ausweichtouren.

    Aiguille de Roc – „Tout va mal...“

Die Route „Tout va mal...“ (auf Deutsch: Alles geht schief...) an der Aiguille de Roc wird überall in den höchsten Tönen gelobt und Topoguide schreibt gar:

„Diese Tour ist ganz großes Granitklettern – besser kann es nicht zelebriert werden! Für uns ist die Tout va mal“ eine der besten Routen im gesamten Mont-Blanc-Gebiet...“

Da die Hütte aber für die erste Nacht komplett ausgebucht ist, fahren wir mit der letzten Bahn nach Montenvers und biwakieren im Umfeld von Endstation und Montenvers-Hotel. Belohnt wird das durch Sonnenuntergang und einer genialen Abendstimmung mit Blicken auf Mer de Glace, Dru Westwand und Grandes Jorasses.

    perfekter Platz fürs Abendessen
    Grandes Jorasses
    die leider sichtbar schwer kranke Dru-Westwand im Abendrot, oder das, was zur Zeit noch davon übrig ist

Am nächsten Morgen geht es also von Montenvers (1913 m) erstmal über die Leitern ca. 200 Hm hinunter aufs Mer de Glace und weiter bis zum Ref. de l´Envers (2523 m). Nach ca. 2h 20 min ist die Hütte gegen 07:00 Uhr erreicht und nach ganz kurzer Pause geht es sofort weiter zum Einstieg, denn immerhin stehen uns 600 Klettermeter, 15 sehr lange Seillängen, davon 8 im VII Schwierigkeitsgrad und 6-8 h reine Kletterzeit bevor. In weiteren 30 min ist der Einstieg erreicht. Je nach Verhältnissen erfordert das steile Schneefeld Steigeisen und Pickel und auch der Bergschrund kann durchaus größere Probleme bereiten. Momentan ganz gut passierbar, da es nur einen großen Schritt benötigt. Sollte ein Schritt in den nächsten Wochen nicht mehr ausreichen, wird es aufwendig, denn zwischen Schnee und Fels ging es sicher 20 m in die Tiefe. Eine Seilschaft ist bereits am Einstieg, sie wollen aber in der 3. SL in die „Subtilités Dulfériennes“ (auf Deutsch: Dülfer-Einheiten) abzweigen.

    gleich am Einstieg (roter Pfeil)
    Blick auf die 1 SL (V, Länge je nach Schneehöhe)
    2.SL (VI+, 25 m) von unten
    2.SL (VI+, 25 m) von oben
    3.SL (VII- kurze Stelle, 40 m)
    4.SL (VII- u. A0, 40 m)
    4.SL (VII- u. A0, 40 m)
    4.SL (VII- u. A0, 40 m)
    5.SL (VI-, 40 m)

Sind es im unteren Teil bis zur 5.SL meist nur schwerere Einzelstellen, wird es nun deutlich anhaltender. Die Steilheit der folgenden Seillängen ist für Granitverhältnisse enorm, und erfordert einiges an Kraft und Ausdauer. Zumal wie bei Piola wohl üblich alle Risse selbst abgesichert werden müssen. Dies ist zwar eigentlich immer gut möglich, anstrengend ist es aber dennoch. Mit der 6. SL beginnt auch das Feuerwerk an genialen Kletterstellen, ja ganzen Seillängen.

    7.SL (VII-, 50 m) – tolle Quarzader
    7.SL (VII-, 50 m) – tolle Quarzader
    9.SL (VII-, 40 m)
    9.SL (VII-, 40 m)

Laut Topoguide-Topo ist die 8.SL (VII+, 45 m) die Schlüsselseillänge. Doch wir empfanden die Querung in der 10. SL als schwerste Passage der Tour.

    10.SL (VII, 40 m) – die von uns empfundene Schlüsselstelle
    Marcel am Stand nach der 10.SL, die Steilheit lässt sich anhand des Seiles gut erahnen
    11.SL (VI+, 45 m) Schuppen der Extraklasse
    12.SL (VI+, 45 m) super Rissverschneidung
    13.SL (VI+, 45 m)
    14.SL (VI+, 40 m)

Nach vielen tollen und schweren Seillängen kommt in der letzten Seillänge noch das Grande Finale: Eine fast überhängende Verschneidung, die an die Drei Zinnen erinnert. An meist guten Schuppen und vielen Zangengriffen geht es kraftraubend empor. Auch die Absicherung erinnert zuweilen an die Dolomiten. Zwei nicht gerade vertrauenserweckende wacklige Normalhaken haben mehr so psychologischen Charakter. Die in den Rissen gutsitzenden Cams sind da schon deutlich besser. Marcel steigt die Länge mit seiner großen Kletterkunst souverän und problemlos durch. Geschafft. Die „Tout va mal...“ liegt hinter uns.

    15.SL (VII-, 35 m) – Grande Finale: fast überhängende Verschneidung
    15.SL (VII-, 35 m) – Grande Finale: fast überhängende Verschneidung
    15.SL (VII-, 35 m) – die letzten Meter nach der Verschneidung
   

Hoch über dem Mer de Glace genießen wir die tolle Aussicht. Beim Abseilen über die Tour sorgen zwei Seilverklemmer noch für etwas zusätzliche Klettermeter. Es sollte sehr genau auf den Seilverlauf geachtete werden. Doch wohl selbst bei größter Vorsicht ist es einfach nicht ganz auszuschließen. Die Seilschaft nach uns hatte gleich viermal das Vergnügen und kam 1,5 h nach uns zurück zur Hütte.

    Grandes Jorasses bis Dent du Géant
   
   
    Refuge de l´Envers

Am nächsten Tag kletterten wir noch die kürzere aber auch superschöne
„Pasang de retour de l´Everest“ (VII+,VII- obl., 240 m) am Tour Verte.




Kletterführer / Topos:
Topoguide, Band 2
1.Auflage 2010
Nicole Luzar, Volker Roth

Mont Blanc Massif: Envers des Aiguilles
französische und englische Version erhältlich
2007
Michel Piola

Karten:
1:25000: IGN 3630 OT
Chamonix Massif du Mont Blanc


Viele Grüße
Marcel und Tobias
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