„...Tofana eine Wand? Das ist große Architektur aus den Urzeiten, bis auf den Kern abgeschliffen und abgetragen und nun in allen Tönen von Rot, Grau und Gelb schwelgend. Drei mächtige Pfeiler rechts und drei Pfeiler links des in die Wandmitte eingesenkten Amphitheaters...das klingt nur für den extremen Turner überschwenglich, der, seinen Pilastro hinter sich, hundemüde auf der Ostkante der Tofana sitzt und sich den Gipfel schenkt.„
„...steigen wir dann im Geiste am glatten Sockel ein, packen die Überhänge, beglückwünschen uns an Trichter und Fluchtband und treiben es weiter, der Schlüsselstelle zu, dem gelben Gemäuer, dem Ausstieg“
„Das Abenteuer im Fels wird zur unheimlichen Impression, stellt Kondition und Moral auf die schärfste Probe.“
aus: Walter Pause – im extremen Fels
Tofana di Rozes
Nun ja, über einige dieser Formulierungen der Pilastro-Beschreibung aus Pauses „im extremen Fels“ lässt sich heute sicher schmunzeln. Trotzdem gehört der Pilastro an der Tofana di Rozes nachwievor zu den großen Klassikern in den Dolomiten. Häufig begangene, abwechslungsreiche und lange Tour auf größtenteils bestem Fels. Die „offiziellen“ Schlüsselstellen sind die beiden markanten Dächer (freigeklettert VIII- und VII) im steilen gelben Gemäuer des Mittelteils. Doch die eigentliche Schlüsselstelle wartet nach dem 2. Dach: ein abdrängender, meist feuchter, unangenehmer Risskamin, der sogenannte „Eselrücken“. Natürlich sind die beiden Dächer beeindruckend ausladend und ausgesetzt. Zu mindestens bei technischer Kletterei stellen sie aber gar kein Problem dar. Haken sind in beiden Dächern in ausreichender Zahl vorhanden und wer will kann auch mit Cams in den Dachrissen einiges zusätzlich absichern. Über die genauen Schwierigkeiten der Schlüsselstellen gibt es ungefähr soviele verschiedene Angaben wie Beschreibungen.
Insgesamt ist der Pilastro ausreichend und auch passabel abgesichert, sowohl bei den Standplätzen wie auch bei den Zwischenhaken. Natürlich alles mit Normalhaken. Lediglich der Stand vor dem 2. Dach ist jetzt nicht gerade perfekt. Es hängend dort zwar 3-4 Haken wild miteinander verwurschtelt, keiner ist aber so richtig gut und ein perfekter Cam lässt sich auch nicht legen.
Tofana di Rozes – Pilastro
Es ist Anfang Oktober und noch ein letztes Mal in diesem perfekten Berg(spät)sommer 2011 sollte es in die Dolomiten gehen. Zusammen mit Jochen und Andreas ging es an den Pilastro. Am Vortag haben wir nach der Anreise noch die
„Berge in Flammen“ am Hexenstein
geklettert bevor es nach Cortina zu Gelati, Pizza und Vino Rosso ging. Übernachtet wurde dann am großen Parkplatz des um diese Jahreszeit schon geschlossen Rifugio Dibona.
Am nächsten morgen stehen wir früh auf und sind nach einer guten halben Stunde am Einstieg. Es für diese Jahreszeit außergewöhnlich mild an diesem morgen. Wir sind zum Glück alleine in der Tour. Die 1. SL (V, 40 m) folgt der markanten Einstiegsverschneidung. In der 2. Seillänge (V+, 35m) geht es grob gesagt diagonal nach rechts oben bis an den Beginn der markanten langen Rissreihe durch die untere graue Plattenwand. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitet uns in diesen ersten beiden Seillängen. Diese Rissreihe wird nun auf ca. 4 Seillängen verfolgt (bis VI-/VI meist IV-V) bis zum 1. Band (Fluchtmöglichkeiten nach rechts in die Schlucht). Es können locker auch Seillängen zusammen gefasst werden.
Einstiegsverschneidung
2. SL
2. SL
2. SL
In der langen Rissreihe des unteren Teil
Vom Stand am ersten Band leicht nach rechts oben und am großen Trichter vorbei nach rechts an den Fuß des steilen Gemäuers des Mittelteils. Noch ca. 15 m weiter oben befindet sich ein guter Standplatz. Eine etwas brüchige V er Länge führt in einer links-rechts-Schleife zum Stand unter dem ersten Dach.
Blick vom Trichter ins steile gelbe Gemäuer. Alle drei Schlüsselseillängen sind bestens zu sehen.
Kurze Besprechung
Nach kurzer Lagebesprechung folgt das erste Pilastro-Dach. Zunächst noch etwas Kletternd später an Haken und einer Trittschlinge hängend übers Dach. Alles in allem nicht so dramatisch wie erwartet. Guter und bequemer Stand auf einem Absatz. Einzeln kommen Andreas und Jochen nach.
Pilastro - 1.Dach (VI A1 oder VIII-)
Pilastro - 1.Dach (VI A1 oder VIII-)
Nach dem 1. Dach folgt eine nicht zu unterschätzende lange und anhaltende und schwerer werdende Seillänge (VI/VI+, 40 m). In dieser Seillänge befinden sich die schwersten, zwingend frei zu kletternden, Meter der ganzen Tour. Der exponierte Stand in steiler Wand ist, wie zu Begin schon erwähnt, nicht sonderlich gut. Es hängend dort zwar 3-4 Haken wild miteinander verwurschtelt, keiner ist aber so richtig gut und ein perfekter Cam lässt sich auch nicht legen. Nun ist das als Dreierseilschaft natürlich so eine Sache an so einem Hängestand. Als Abhilfe macht Jochen fünf Meter weiter unten an einem NH und einem Cam Stand, Andreas kommt zum Stand und sichert mich durchs folgende 2. Dach.
Ein kurzes und problemloses Technik-Intermezzo später liegt auch das 2. Dach hinter uns und die eigentliche Schlüsselstelle vor uns. Sehr bequemer Stand auf dem 2. Band mit zwei möglichen Biwakplätzen.
SL zwischen den Dächern (VI/VI+, 40 m)
Tiefblick vom Stand vor dem 2.Dach
Pilastro – 2.Dach (VI A1 oder VII)
Wir wechseln wie geplant den Vorstieg und Jochen bekommt es gleich mit dem „Schiena di Mulo“ dem „Eselrücken“ (VII- oder A1) zu tun. Wir haben Glück und der häufig feuchte Risskamin ist fast komplett trocken. Moosig, sandig und unangenehm ist er aber trotzdem. Wer aber natürlich die Kamine und Schlünde der Civetta kennt, den stresst so ein trockener Eselrücken nicht die Bohne und wenig später hat Jochen diesen Riss- und Rampfkamin hinter sich. Ein Schlingen und Hakensalat par Excellence ist im Riss teilweise zu finden. Nach dieser Länge liegen auch die schwersten Seillängen des Pilastro hinter einem und es folgt der obere leichtere Teil.
hinein ins Vergnügen...
hinein ins Vergnügen...
Kampf mit dem Tofanaesel (VII- oder A1)
ohne Worte
am Ende der Eselrücken-Seillänge
Nach einer leichteren Seillänge folgt ein steiler 2.SL lange V er Kaminreihe. Klassisch Dolomiten eben...
Im steilen langen V er Kamin
Im steilen langen V er Kamin
Nach der Kaminreihe folgt eine Seillänge mit rechts-links Bogen bis an den Beginn des langen Quergangs (ca. 3 SL) zur Ausstiegsschlucht. Tolle und luftige Kletterei führt nach links zur Ausstiegsschlucht.
Quergang zur Ausstiegsschlucht
Quergang zur Ausstiegsschlucht
Kurz vor der Ausstiegsschlucht
Blick in die Ausstiegsschlucht
In leichtem I-II er Gelände geht es der Scharte entgegen. Nach ca. 8h 45 min Kletterzeit stehen wir oben.
Ganz neu gibt es einen etwas anderen Abstiegsweg (anscheinend Bergsturz im Sommer 2011 auf der bisherigen Abstiegsroute). Im großen abfallenden Geröllkessel nach dem Pilastro zweigt ein gut markierter Pfad nach links oben ab. (deutliche Beschriftungen mit Hinweisen auf den neuen „Exit“). Einige Höhenmeter über Schutt nach oben. Auf der anderen Seite in Schutt und Platten Gelände Richtung Rifugio Giussani. Nordseitig lag um diese Jahreszeit schon etwas Schnee. Von der Hütte auf breitem Wanderweg problemlos und flott zurück zum Auto.
Blick in die „neue“ Abstiegsscharte
Jenseits der „neuen“ Scharte hinab zum Rif. Giussani
Tofana di Dentro und Tofana di Mezzo
Lastoi di Formin
Croda da Lago
Tofana di Rozes
Kletterführer / Topos:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.03
Cortina d´Ampezzo e Dolomiti di Ampezzane
1:25000
Viele Grüße
Jochen, Andreas und Tobias
„...steigen wir dann im Geiste am glatten Sockel ein, packen die Überhänge, beglückwünschen uns an Trichter und Fluchtband und treiben es weiter, der Schlüsselstelle zu, dem gelben Gemäuer, dem Ausstieg“
„Das Abenteuer im Fels wird zur unheimlichen Impression, stellt Kondition und Moral auf die schärfste Probe.“
aus: Walter Pause – im extremen Fels
Tofana di Rozes
Nun ja, über einige dieser Formulierungen der Pilastro-Beschreibung aus Pauses „im extremen Fels“ lässt sich heute sicher schmunzeln. Trotzdem gehört der Pilastro an der Tofana di Rozes nachwievor zu den großen Klassikern in den Dolomiten. Häufig begangene, abwechslungsreiche und lange Tour auf größtenteils bestem Fels. Die „offiziellen“ Schlüsselstellen sind die beiden markanten Dächer (freigeklettert VIII- und VII) im steilen gelben Gemäuer des Mittelteils. Doch die eigentliche Schlüsselstelle wartet nach dem 2. Dach: ein abdrängender, meist feuchter, unangenehmer Risskamin, der sogenannte „Eselrücken“. Natürlich sind die beiden Dächer beeindruckend ausladend und ausgesetzt. Zu mindestens bei technischer Kletterei stellen sie aber gar kein Problem dar. Haken sind in beiden Dächern in ausreichender Zahl vorhanden und wer will kann auch mit Cams in den Dachrissen einiges zusätzlich absichern. Über die genauen Schwierigkeiten der Schlüsselstellen gibt es ungefähr soviele verschiedene Angaben wie Beschreibungen.
Insgesamt ist der Pilastro ausreichend und auch passabel abgesichert, sowohl bei den Standplätzen wie auch bei den Zwischenhaken. Natürlich alles mit Normalhaken. Lediglich der Stand vor dem 2. Dach ist jetzt nicht gerade perfekt. Es hängend dort zwar 3-4 Haken wild miteinander verwurschtelt, keiner ist aber so richtig gut und ein perfekter Cam lässt sich auch nicht legen.
Tofana di Rozes – Pilastro
Es ist Anfang Oktober und noch ein letztes Mal in diesem perfekten Berg(spät)sommer 2011 sollte es in die Dolomiten gehen. Zusammen mit Jochen und Andreas ging es an den Pilastro. Am Vortag haben wir nach der Anreise noch die
„Berge in Flammen“ am Hexenstein
geklettert bevor es nach Cortina zu Gelati, Pizza und Vino Rosso ging. Übernachtet wurde dann am großen Parkplatz des um diese Jahreszeit schon geschlossen Rifugio Dibona.
Am nächsten morgen stehen wir früh auf und sind nach einer guten halben Stunde am Einstieg. Es für diese Jahreszeit außergewöhnlich mild an diesem morgen. Wir sind zum Glück alleine in der Tour. Die 1. SL (V, 40 m) folgt der markanten Einstiegsverschneidung. In der 2. Seillänge (V+, 35m) geht es grob gesagt diagonal nach rechts oben bis an den Beginn der markanten langen Rissreihe durch die untere graue Plattenwand. Ein herrlicher Sonnenaufgang begleitet uns in diesen ersten beiden Seillängen. Diese Rissreihe wird nun auf ca. 4 Seillängen verfolgt (bis VI-/VI meist IV-V) bis zum 1. Band (Fluchtmöglichkeiten nach rechts in die Schlucht). Es können locker auch Seillängen zusammen gefasst werden.
Einstiegsverschneidung
2. SL
2. SL
2. SL
In der langen Rissreihe des unteren Teil
Vom Stand am ersten Band leicht nach rechts oben und am großen Trichter vorbei nach rechts an den Fuß des steilen Gemäuers des Mittelteils. Noch ca. 15 m weiter oben befindet sich ein guter Standplatz. Eine etwas brüchige V er Länge führt in einer links-rechts-Schleife zum Stand unter dem ersten Dach.
Blick vom Trichter ins steile gelbe Gemäuer. Alle drei Schlüsselseillängen sind bestens zu sehen.
Kurze Besprechung
Nach kurzer Lagebesprechung folgt das erste Pilastro-Dach. Zunächst noch etwas Kletternd später an Haken und einer Trittschlinge hängend übers Dach. Alles in allem nicht so dramatisch wie erwartet. Guter und bequemer Stand auf einem Absatz. Einzeln kommen Andreas und Jochen nach.
Pilastro - 1.Dach (VI A1 oder VIII-)
Pilastro - 1.Dach (VI A1 oder VIII-)
Nach dem 1. Dach folgt eine nicht zu unterschätzende lange und anhaltende und schwerer werdende Seillänge (VI/VI+, 40 m). In dieser Seillänge befinden sich die schwersten, zwingend frei zu kletternden, Meter der ganzen Tour. Der exponierte Stand in steiler Wand ist, wie zu Begin schon erwähnt, nicht sonderlich gut. Es hängend dort zwar 3-4 Haken wild miteinander verwurschtelt, keiner ist aber so richtig gut und ein perfekter Cam lässt sich auch nicht legen. Nun ist das als Dreierseilschaft natürlich so eine Sache an so einem Hängestand. Als Abhilfe macht Jochen fünf Meter weiter unten an einem NH und einem Cam Stand, Andreas kommt zum Stand und sichert mich durchs folgende 2. Dach.
Ein kurzes und problemloses Technik-Intermezzo später liegt auch das 2. Dach hinter uns und die eigentliche Schlüsselstelle vor uns. Sehr bequemer Stand auf dem 2. Band mit zwei möglichen Biwakplätzen.
SL zwischen den Dächern (VI/VI+, 40 m)
Tiefblick vom Stand vor dem 2.Dach
Pilastro – 2.Dach (VI A1 oder VII)
Wir wechseln wie geplant den Vorstieg und Jochen bekommt es gleich mit dem „Schiena di Mulo“ dem „Eselrücken“ (VII- oder A1) zu tun. Wir haben Glück und der häufig feuchte Risskamin ist fast komplett trocken. Moosig, sandig und unangenehm ist er aber trotzdem. Wer aber natürlich die Kamine und Schlünde der Civetta kennt, den stresst so ein trockener Eselrücken nicht die Bohne und wenig später hat Jochen diesen Riss- und Rampfkamin hinter sich. Ein Schlingen und Hakensalat par Excellence ist im Riss teilweise zu finden. Nach dieser Länge liegen auch die schwersten Seillängen des Pilastro hinter einem und es folgt der obere leichtere Teil.
hinein ins Vergnügen...
hinein ins Vergnügen...
Kampf mit dem Tofanaesel (VII- oder A1)
ohne Worte
am Ende der Eselrücken-Seillänge
Nach einer leichteren Seillänge folgt ein steiler 2.SL lange V er Kaminreihe. Klassisch Dolomiten eben...
Im steilen langen V er Kamin
Im steilen langen V er Kamin
Nach der Kaminreihe folgt eine Seillänge mit rechts-links Bogen bis an den Beginn des langen Quergangs (ca. 3 SL) zur Ausstiegsschlucht. Tolle und luftige Kletterei führt nach links zur Ausstiegsschlucht.
Quergang zur Ausstiegsschlucht
Quergang zur Ausstiegsschlucht
Kurz vor der Ausstiegsschlucht
Blick in die Ausstiegsschlucht
In leichtem I-II er Gelände geht es der Scharte entgegen. Nach ca. 8h 45 min Kletterzeit stehen wir oben.
Ganz neu gibt es einen etwas anderen Abstiegsweg (anscheinend Bergsturz im Sommer 2011 auf der bisherigen Abstiegsroute). Im großen abfallenden Geröllkessel nach dem Pilastro zweigt ein gut markierter Pfad nach links oben ab. (deutliche Beschriftungen mit Hinweisen auf den neuen „Exit“). Einige Höhenmeter über Schutt nach oben. Auf der anderen Seite in Schutt und Platten Gelände Richtung Rifugio Giussani. Nordseitig lag um diese Jahreszeit schon etwas Schnee. Von der Hütte auf breitem Wanderweg problemlos und flott zurück zum Auto.
Blick in die „neue“ Abstiegsscharte
Jenseits der „neuen“ Scharte hinab zum Rif. Giussani
Tofana di Dentro und Tofana di Mezzo
Lastoi di Formin
Croda da Lago
Tofana di Rozes
Kletterführer / Topos:
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Dolomiten
4.Auflage 2003
Bergverlag Rother
Anette Köhler, Norbert Memmel
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.03
Cortina d´Ampezzo e Dolomiti di Ampezzane
1:25000
Viele Grüße
Jochen, Andreas und Tobias