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Gr. Mühlsturzhorn - Direkte Südkante (VI/A1 oder VIII-), Berchtesgadener, 17.09.11
#1
Jahrzehntelang galt die „Direkte Südkante“ am Großen Mühlsturzhorn (2234 m) als die schwierigste Kletterfahrt der Berchtesgadener Alpen. Der Pause-Klassiker bietet besten Kalkfels und sehr einprägsame Kletterstellen, wie die Querung aus der Einstiegsverschneidung, die überhängenden Risse der Schlüsselseillänge, die Standplätze in den drei Höhlen, die grandiose 60m Verschneidung, der plattige Riss und die letzten Längen mit gewaltigen Tiefblicken. Zwar stecken heute an den Standplätze geklebte Standhaken, doch bei den Zwischensicherungen ist man nur auf das alte Eisen sowie Cams und Keile angewiesen. Am Ende der großen Schwierigkeiten fällt der Verzicht auf den Gipfel, in Anbetracht der nahen Abseilpiste, nur allzu leicht. Diese Abseilpiste wurde in den 60er Jahren als eine der ersten mit den vom DAV-Sicherheitskreis entwickelten gebohrten Abseilhaken ausgerüstet. Die großzügig dimensionierten Haken stellen heute fast schon Museumsstücke dar.

Erstbegangen schon im Juli 1936, war es ein Meisterwerk der Kletterkunst von Andreas Hinterstoißer und Toni Kurz (22 und 23 Jahre alt !!!). Insbesondere die Schlüsselseillänge (VI/A1 oder VIII-) flöst einem großen Respekt vor den Erstbegehern ein. Die Hakenpassage galt es erstmal anzubringen, wobei sie wahrscheinlich eh nur die Hälfte der heute steckenden Haken benötigten.

Traurigerweise verloren die beiden wenige Tage später beim Erstbegehungsversuch der Eiger Nordwand auf tragische Weise ihr Leben. Diese große Eiger Nordwand-Katastrophe von 18.-22. Juli 1936 mit vier Toten (A. Hinterstoißer, T. Kurz, E. Rainer und W. Angerer) wurde zuletzt 2008 durch den Kinofilm „Nordwand“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

    Großes Mühlsturzhorn – Direkte Südkante (Licht-Schatten-Grenze zeigt die grobe Richtung)
    Großes Mühlsturzhorn – Direkte Südkante

Vom großen Parkplatz am Hintersee / Ramsau (789 m) am besten mit dem Fahrrad (ca. 5 km) der Teerstraße Richtung Hirschbichl folgen. Vorbei an den Talböden der Grundübelau bis wenige hundert Meter nach der Engertholzstuben der Schafelsteig Richtung Alte Traunsteiner Hütte abzweigt. Nun zu Fuß diesem sehr steilen Steig mehr als 800 Hm bis direkt vor die Südwände des Großen Mühlsturzhorn folgen. Rucksackdepot am besten in den Latschen links des Weges. Da kommt man nach der Abseilpiste direkt vorbei. Unter der Südwand nach rechts queren bis zur großen und markanten Einstiegsverschneidung.

Anders als es die beiden ersten Bilder vermuten lassen (sie stammen vom Abstieg) sah das Wetter morgens alles andere als gut aus. Im leichten Regen stehen wir am Wandfuß unter der impossanten Rissverscheidung und überlegen. Ohne einen Versuch können wir nun aber nicht mehr weg, zu verlockend ist diese große Tour, mit Sicherheit hört es ja gleich wieder auf zu Regnen und so schwarz wie sie aussehen sind die Wolken doch gar nicht
Tongue
Wie auch immer auf jeden Fall steigen wir mal ein.

    im Regen am Einstieg
    Einstiegsverschneidung

1. SL (V-, 30 m): Klassische Einstiegsverschneidung der unangenehmeren Sorte. Sie ist plattig, grasig und heute eben etwas feucht. Unten steckt fast gar nix und die Haken in der Querung aus der Verschneidung raus zum 1.Stand schaut man sich lieber nicht so genau an. Standplatz eher unangenehm auf der Platte.

    1.SL - Einstiegsverschneidung
    1. SL
    1.SL

2. SL (VI oder VI-A0, 15 m): Die grasige und leicht brüchige waagrechte Querung erfolgt zunächst nur an einem windigen Haken. Wenn das Bändchen am linken Ende ausläuft nicht den verlockenden Haken nach oben (steiler Riss) folgen sondern weiter waagrecht nach links Queren in den tiefen Kamin zum geklebten Standhaken 10 m unterhalb der 1. Höhle.

    Blick zurück zum 1. Standplatz

3. SL (VI A1 oder VIII-, 45 m): Bewaffnet mit viel Material starte ich in die eindrückliche und lange Seillänge. Haken in allen Qualitäten stecken viele. Sollten einem die letzten paar Rostgurken mal wieder allzu windig erscheinen lassen sich immer wieder solide Cams legen. Nach der leicht überhängenden technischen Kletterei legt sich das Gelände zurück in die Senkrechte und wird gleich wieder freier. Das Pulver (Kraft und Material) sollte also nicht schon im steilsten, technischen Teil verschossen sein. Bis zum Stand in der 2. Höhle zieht es sich bei deutlich weniger Haken ganz schön.
Beeindruckende Seillänge!

    3. SL (VI A1 oder VIII-, 45 m)
    3. SL (VI A1 oder VIII-, 45 m)
    3. SL – kurz nach den überhängenden Rissen

4. SL (VI+ oder V/A0, 25 m): Zum Glück bessert sich das Wetter nun fast schon minütlich. Vom Stand weg folgen wenige, aber knackige Meter. Danach leichter bis zum Stand in der dritten Höhle. Die nächsten Längen steigt Simon vor.

    4. SL (VI+ oder V/A0, 25 m) – Blick vom Stand
    4. SL (VI+ oder V/A0, 25 m) – im leichtern Teil bis zur 3.Höhle

5. SL (VI-, 35 m): Nach einem glatten Faustriss (V+) geht es schon in den ersten Teil der grandiosen „60m Verschneidung“ (VI-).

    5. SL
    5. SL – der Faustriss beginnt
    5. SL – Ebe am Faustriss

6. SL (VI-, 45 m): Das Verschneidungs-Festival kann weitergehen. R.Goedeke schreibt in seinem Führer recht treffend: „60m-Verschneidung mit Idealkletterei (...da flippste aus...)“

    6. SL - 60m Verschneidung
    6. SL - 60m Verschneidung
    6. SL - 60m Verschneidung
    6. SL - 60m Verschneidung
    6. SL - 60m Verschneidung

7. SL (V, 25 m): Sofort folgt die nächste Traumlänge. Erst kommt ein senkrechter Riss der direkt in einen sensationellen, von glatten Platten umrahmten, geneigteren Riss übergeht. In Anbetracht des inzwischen perfekten Wetters und der genialen Kletterei herrschte Hochstimmung in der Seilschaft.

    7. SL
    7. SL
    7. SL

8. SL (VI, 50 m): Mit der 8.SL folgt die letzte VIer Länge. Diagonal über Platten zu einem kurzen Rechtsquergang mit anschließendem steilen aber gut griffigen kleinen Überhang. Danach in einer links-rechts-links Schleife auf eine leichte und herrlich luftige Rampe. Die Tiefblicke werden immer genialer.

    8. SL
    8. SL – kurz nach dem griffigen kleinen Überhang
    8. SL
    8. SL

9. SL (V-, 40 m): Wir wechseln nochmals den Vorstieg. Es folgt eine wiederum tolle plattige Rampe. Nach der Rampe beginnt das leichte, aber stark zergliederte Ausstiegsgelände.

    9. SL – plattige Rampe

10. SL (III, 60 m): Durch das stark zergliederte Gelände mehr oder weniger beliebig immer leicht linkshaltend empor auf einen Absatz mit zwei Bohrhaken.

    10. SL

Nun entweder in weiteren 30 min (III) zum Gipfel des Großen Mühlsturzhorn oder von den zwei Bohrhaken nach links in einen Graben absteigen, auf der anderen Seite wieder hoch und in den nächsten Graben abklettern (II, leicht brüchig) zum ersten Abseilring. Wenn dieser erste Abseilring gefunden ist stellt der weitere Abseilweg und die dazwischen liegenden Gehpassagen, mit dem Goedeke Topo, kein Probleme dar. Etwa in der Mitte befindet sich bei einem Gedenkkreuz das Wandbuch der Mühlsturzhorn Südabstürze.

    die alten DAV-Sicherheitskreis Abseilhaken

Ein toller Klettertag in den für uns eher ferneren Berchtesgadener Alpen geht zu Ende. Mit besten Eindrücken verlassen wir das Großes Mühlsturzhorn...

   
    Großes Mühlsturzhorn - Südwand



Kletterführer / Topos:

Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1.Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler

AV-Führer Berchtesgadener Alpen
1982
Bergverlag Rother
M. Zeller / H. Schöner


Karte:

BLV-Karte UK 25-1
Nationalpark Berchtesgaden
1:25000


Viele Grüße
Ebe, Simon und Tobias
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