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03.11.2007 direkte Haston-Eistrup (Mönch NW)
#1
Haston-Eistrup-Couloir an der Mönch Nordwand

Ja wie schön ist es doch, daheim am PC und über den Büchern wird gesucht und geplant. Eine gute Route muss her, das WE muss effektiv genutzt werden. Nur gut das dem Berg meißt ...eißegal ist was man sich in seinem Oberstübchen alles zusammen reimt.

Und so legt mein Kumpel Bini und ich am 01.Nov ab um im Berner Oberland das gerade frisch erstarrte Eis zu Testen. Als Stützpunkt ist die Guggihütte auserkoren, der Spielplatz ist der Mönch. Speziell an der Westwand wollen wir uns verlustieren.

Der Zustieg zur Guggihütte ist von einem Spaziergang schon etwas entfernt. Man schlapft von der Bahn (Station Eigergletscher) erstmal 250mH runter um dann auf der anderen Seite wieder 650mH auf zu steigen. Der frisch gefallene Schnee trägt dann schon dazu bei, dass wir nicht zu schnell vorankommen. Das Terrain ist lose und der Neuschnee macht es rutschig. Dennoch haben wir 2h nach Einbruch der Dunkelheit die urige Hütte erreicht. Wir richten uns häuslich ein und bereiten das Material für den nächsten Tag (wir erinnern uns an die hochtrabenden Pläne).
Von der Guggihütte zum Einstieg eines Couloirs in der Westwand wird erst einmal in etwas schrabbligen Gelände in den Gletscherkessel unter dem Jungfraujoch gequert. Kurz vor dem Gletscher werden wir aber abrupt gestoppt. Zwischen unserem Weg und dem Becken klafft ein 50m Abbruch. Oha bemerke ich geistesgegenwärtig...da ist wohl der Gletscher zurück gegangen (nein sag bloß). Nun die Entscheidung, abseilen und evtl. schlechte Verhältnisse in der Wand antreffen? Dann wäre unserer Rückweg abgeschnitten und wir dürften irgendwie vogelwild wieder zurück zum Hüttchen. Das machte uns irgendwie nicht so an.


[Bild: 5_Jungfraukessel_1.jpg]


Also wurden neue Pläne geschmiedet. Wir wollten uns an diesem Tag aber zumindest noch etwas bewegen. Deshalb sind wir noch auf das Mönchsplateau hoch gelaufen, glücklicherweise mit unserem ganzen Gerödel noch dran. Als wir oben ankommen, sehen wir, dass es im Haston -Eistrup ganz passable Verhältnisse hat. Unten zwar was Felsig aber das sollt schon gehen, zur Not kann man ja noch weit rechts Einsteigen.


[Bild: 5_EistrupCouloir_1.jpg]


Also deponieren wir das harte Zeuchs auf dem Mönchsplateau und gehen runter an die Hütte, etwas Sonnenbaden und dem Bini die Hosen beim 66 Spielen ausziehen, dabei Martini on the Rocks saufen....Hämmm...jo so kann man's einigermaßen Aushalten.

Früh morgens geht's dann los. Schnell geht's höher der Rucksack ist leicht und bald schon legen wir unsere deponierte Ausrüstung an. Auch der Tag ist nun so weit anzubrechen. Abstieg in den Kessel und mal schauen wo man am besten über den Schrund kommt. Genau in Falllinie des Haston sieht's gut aus. Das Brückchen hält und der anschließende kurze überhängende Nollen ist mit zwei, drei Hieben auch überlistet. Bini darf gleich in die erste mixed Länge starten... .

[Bild: 5_Bini_Mix_unten_1.jpg]


Das ist jetzt irgendwie gar nicht so leicht gewesen. Nun legt sich das Gelände aber etwas, meine nächste länge ist nur noch kurz steil, dann geht's auf 50-60° runter. Langes Seil ist klar. Immer wieder Steilaufschwünge bis 70°, konzentriert bleiben, auf die Idee das Seil wieder weg zu machen kommen wir dieses mal nicht, Blankeis nie unter 55° meist deutlich steiler sind ein gutes Argument für Sicherung.


[Bild: 5_unten_orginal_1.jpg]

[Bild: 5_mitte_orginal_1.jpg]


Immer schmäler zieht sich das Couloir zu. Bis es von einem Felsriegel von der weiten Wand unter dem Nollen abgekoppelt wird. Ein paar längere 75° Aufschwünge bringen einen bis fast ans Plateau über den Nollen. Nun zweigt ein schmaler Eisschlauch nach links ab und bildet den direkt Ausstieg. Das wird nochmal etwas zapfiger als bisher.


[Bild: 5_Oben_orginal_1.jpg]


Aber dieser geniale Wasserfall lockt einfach. Was aussieht als wären wir quasi schon dran entpuppt sich als 2h Kletterei in 5 Seillängen. Das Eis wird wieder dünner.


[Bild: 5_Gullyfeeling_1.jpg]

[Bild: 5_Gullyfeeling1_1.jpg]


Endlich unter dem Wasserfall, 15-20m steil (85°) geht's nach oben. Leider ist das Eis immer noch spröde und trocken. Bini hat zu kämpfen (irgendwie trifft's ihn mit den harten Längen heut auch, sorry), aber es hätte mich gewundert wenn er's nicht gepackt hätte. 4 Schrauben und er zieht im flacherem Gelände davon.


[Bild: 5_Bini_direkt_oben1_1.jpg]

[Bild: 5_Bini_direkt_oben_1.jpg]


Mich haut mittlerweile die Höhe komplett zusammen, heute ist nicht so Super...Gott sei dank ist Bini in Hochform. Dennoch lasse ich mich nicht den Berg hochziehen. Der Wasserfall geht (nicht gut, aber er geht) und gehe am Stand gleich in lead. Wieder langes Seil, 200m und ich habe keine Schrauben mehr. Jetzt bin ich aber wirklich am Sack...wann hört denn dieses ....eiß Gully auf.


[Bild: 5_Ich_fertig_1.jpg]


Bini führt noch eine länge hoch an den Westgrat...Ende Gelände...die Schwierigkeiten sind vorbei nun würde es nur noch flach an den Gipfel gehen. Aber dafür haben wir leider keine Zeit mehr. Wir wollen über den Nollen runter. Das heißt wir müssen erst einmal die steile Eisflanke Richtung NW absteigen. Das will ich auf alle Fälle im Hellen machen, damit wir das blanke Eis etwas umgehen können.

Mit dem erreichen des Nollenkopfes wurde es dann auch stockfinster, schnell eine Sanduhr gefädelt und 2x60m abgeseilt sind wir unterhalb des Nollen und sitzen beobachten den flüchtenden Tag am westlichen Horizont.

[Bild: 5_Sonnenuntergang_1.jpg]


Konzentration noch bis wie wieder an der Guggihütte sind. Aber bald sitzen wir bei Martini und Spagetti am Ofen und philosophieren warum's jedesmal so ein Brett ist, wenn wir beide unterwegs sind.

Abstieg am nächsten Morgen und der Mönch sagt auf wiedersehn....das sage ich auch, denn die Westwand ist nicht vergessen
Wink
.


[Bild: 5_Mnch_abschied_1.jpg]

[Bild: 5_Route_1.jpg]


Facts zur Tour:
Mönch Nordwand
Haston/Eistrup-Couloir (Charakter: Eisklassiker)
Erstbegeher: Haston und Eistrup 1976
>1000m Wandhöhe
Unten: je nach Verhältnissen Eis oder Kombi (ca. M5, kurz)
Oben Eis: Durchschnitt >60° in Aufschwüngen 70°-75°
Direktausstieg: 2 Längen 60°-65° mit steileren Aufschwüngen, 1 Länge 70°-75°, 1 Länge 85° und 250m bis zum Grat 55°-60°.
Gesammt: AS (Schwierigkeiten im Eis und kurzes Kombi)
Ausrüstung: 2 Steileispickel, Steigeisen, Seil, Helm, Cams (0.4, 0.75, 2), Keile, Haken (Notfall), 3 kurze, 4-6 mittlere, 2 lange Schrauben.
Seilschaft: Korbinian Schmidtner, Stefan Biggel.
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