Der „Isidor-Hacker-Gedenkweg“ durch die Nordwand des Aggenstein Ostgipfels stand schon länger auf meiner alpinen ToDo Liste und schon längst wollte ich da mal hin. Zumal die Tour im Freundeskreis teilweise schon mehrfach geklettert und in den höchsten Tönen gelobt wurde. Nun war es also endlich soweit und zusammen mit Jürgen ging es in eine Welt aus winterlichem Fels, Steilgras, Eis und Schnee. Wir waren auf jeden Fall hellauf begeistert, konnten die Tour von unten bis oben voll genießen und empfanden sie fast schon als Paradetour winterlicher Allgäu-Climbs. Denn hier ist allerhand geboten, schöne und fordernde Felspassagen, perfekt und genüsslich zu kletternde Steilgrasabschnitte, als absolutes Schmankerl sogar eine ganze Eisseillänge und das alles bei toller ganz klassischer Linienführung entlang den gegebenen Schwachstellen.
Aufgrund vermutlich idealer Verhältnisse kamen wir gut voran und standen bereits nach gut 2 h auf der großen geneigten Terrasse im oberen Wandteil unterhalb der verschiedenen Ausstiegsvarianten. Nicht nur wegen der idealen Verhältnisse lockte uns die „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante. Sie stellt zum einen die schwerste Ausstiegsvariante dar und zum anderen ist im tollen Aggenstein-Kletterführer von Toni Freudig über diese von Peter Rohwedder und Wolfgang Mayr im Jahr 1998 erstbegangene Ausstiegsvariante zu lesen „keine Wiederholung bekannt“. Das motiviert doch. Sollte das noch stimmen wäre dies also 15 Jahre nach der Erstbegehung die erste Wiederholung gewesen. Um es gleich mal vorweg zu nehmen diese Variante hat es in sich und ist nicht nur bei den Schwierigkeiten sondern vor allem auch bei der Absicherung/Absicherbarkeit anspruchsvoller wie alle Seillängen im unteren Teil des „Isidor-Hacker-Gedenkweg“.
Aggenstein Ostgipfel (links) und Hauptgipfel (rechts)
Das Skigebiet am Breitenberg hat den Liftbetrieb Anfang Dezember natürlich noch nicht begonnen und so geht es nach sternenklarer Nacht mit Ski über die trotzdem teilweise schon präparierte Piste an die gut 800 Höhenmeter Zustieg. Auf einem super Platzerl direkt neben dem Einstieg konnten wir ganz bequem Aufrödeln und die Schuhe wechseln. Kurz nach 9 Uhr starten wir.
die ersten sechs Seillängen gesehen im Zustieg
Wenn der Nachsteiger einige Meter nachkommt lassen sich die ersten beiden Seillängen gut zusammenfassen (1. und 2. SL, gesamt ca. 70 m, M2-3 und leichter). Schöner nicht allzu schwerer Einstieg ins „Frozen-Gras-Climbing“. Im Gegensatz zum Rest der Tour war am Stand die frühwinterliche geringe Schneelage hinderlich. Der Stand war schlichtweg fast unerreichbar und baumelte deutlich über meinem Kopf. Zwei Meter unterhalb gab es aber eine Gufel in der ich einen super 1er Cam unterbrachte und die Eisgeräte bis Anschlag im gefrorenen Erdreich der Gufel versenken konnte.
ganz zu Beginn
Blick aus meinem Stand in der Gufel
In der 3. SL folgte die herrliche Eisseillänge (60°-70°, 40m). Dies war im Vorfeld eines der Fragezeichen. Hat es hier Anfang Dezember schon genügend Eis? Doch die länger anhaltenden Hochdruckwetterlage mit sehr kalten Temperaturen hat ausgereicht und wir konnten im tollen Softeis gemütlich Hochpickeln und mit kurzen Schrauben problemlos absichern. Sollte hier das Eis wirklich mal fehlen wird es deutlich anspruchsvoller. Es ist zwar alles geneigt und nicht steil aber in diesem Bereich sehr kompakt und plattig. Kurz vor dem vorhandenen Stand legte Jürgen noch die beste Zwischensicherung des Tages
.
immer wieder tolles Nordwandambiente…
Start ins Eis
beste Eisbedingungen
Mit der 4. SL (M5, 20 m) folgt die erste anspruchsvolle Felsseillänge. Diagonal nach links oben. Hier sollen laut Topo drei Haken stecken. Unterwegs kann ich aber nur einen finden. An schöner Stelle wurde aber noch ein wohlklingender hinzugefügt und auch belassen. Der Stand nach dieser Seillänge ist sowie er eingerichtet ist eher schlecht. Aufgrund dessen das danach die Schlüsselstelle folgt sollte er auf jeden Fall ausgebaut werden, was mit alpiner Erfahrung aber gut möglich ist. Etwas oberhalb des vorhandenen Fixkeils befindet sich eine Art unvollendete Sanduhr bei der noch 2-3 mm Zusammenwachsen fehlen. Mit dem Knoten eines 8mm Reepschnurstückchens habe ich dort eine Art Sanduhrknotenschlinge eingebaut und auch belassen. Knotenschlinge am Aggenstein – die Sachsen wird es freuen…
4. SL (M5, 20 m)
4. SL (M5, 20 m)
4. SL (M5, 20 m)
die neue Sanduhrknotenschlinge
Jürgen startet in die Schlüsselstelle 5. SL (M5+, 25 m). Nach dreimal konzentriert auf der Platte anstehen ist man aber drüber und kann das Gerät wieder im Gras versenken. Allerdings muss hier schon engagiert, ohne die Möglichkeit einer Zwischensicherung, ein paar Meter vom Stand weggestiegen werden. Danach folgt ein schöner Felsaufschwung links raus und über eine Rampe wieder nach rechts folgend wird der Stand erreicht. Hier steckt sogar ein Bohrhaken.
5. SL (M5+, 25 m), direkt in der Schlüsselpassage
Die 6. SL (M4, 60m) bietet zunächst angenehme Mixedkletterei. Danach folgt ein Abschnitt im dem das Graskletterherz Überschläge machen darf. Mehrere nahezu senkrechte Aufschwünge mit Idealgras, ja quasi sogar „Softgras“ darf freudig überwunden und genossen werden. Danach ist die große Grasterrasse im oberen Wandteil schon sichtbar. Doch bevor die Terrasse erreicht gilt es nochmal konzentriert einen kurzen steilen M4 Aufschwung zu überwinden. Einzelne Grasnarben sind aber auch hier immer in der Nähe sodass auch bei wenig vorhandener Absicherung der Blutdruck nicht allzu sehr steigen dürfte. Nach dem M4 Aufschwung folgte zunächst einfaches Steilgras und dann Schneegestapfe bis zum Stand an einer Latsche oder an einer der kleinen Fichten.
am Beginn der 6. SL (M4, 60m), im Hintergrund der Breitenberg
6. SL (M4, 60m), Steilgraskletterei in perfekter Form
6. SL (M4, 60m), Steilgraskletterei in perfekter Form
im einfachen Steilgras nach dem M4 Aufschwung
Es war nun gerade mal 11:15 Uhr und wie schon eingangs erwähnt wählten wir die anspruchsvolle und vermutlich noch nicht wiederholte „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante. Vom Stand folgt hierzu erst mal ca. 90 m Schneewühlen diagonal nach links an den Fuß dieser steilen Ausstiegsrinne. Wie ebenfalls im Freudig Aggenstein-Kletterführer erwähnt befindet sich in der gesamten „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante keinerlei fixes Material. Nach der Schneewühlerei bezieht Jürgen an zwei vom ihm geschlagenen Haken Stand. Diese Haken wurden aber auch wieder mitgenommen.
Blick auf den oberen Wandteil und die „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante (roter Pfeil)
Jürgen am Fuße der „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante
Ich starte in die erste Seillänge (Fels VI-, 40 m) dieser Ausstiegsvariante, welche zunächst mit moderater Fels-Gras-Kletterei aber schlechten Absicherungsmöglichkeiten beginnt. Nach 20 m kommt ein erster etwas steilerer Aufschwung, danach erreicht man eine Art Gufel. Leider konnte ich hier nichts Gutes legen oder schlagen und so galt es die steilen Meter direkt über die brüchige Gufel hinweg weit über der letzten Sicherung zu klettern. Ich gebe hier die Schwierigkeiten mal bewusst mit Fels VI- an und nicht in M-Graden, denn ich hab es ohne Handschuhe mit den Händen direkt am Fels geklettert. Die Angabe VI aus dem Freudig-Führer scheint mir aber minimal zu hoch gegriffen. Erst oberhalb der Gufel kann man das Eisgerät wieder sehr gut im Gras verwenden und ein 1er Cam kann gelegt werden. Danach galt es nach ein paar Metern einen Stand zu bauen. Mit einem Cam und zwei Normalhaken war dies mehr oder weniger gut möglich. Einen der Haken habe ich wieder mitgenommen, der bessere wurde belassen.
zu Beginn der „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante
oberhalb der Gufel (Fels ca. VI-), es geht wieder kurz ins Gras
oberhalb der Gufel (Fels ca. VI-), wieder im Gras
In der nächsten Seillänge bleibt es spannend und vor allem brüchig. Direkt durch eine Art schwach ausgeprägten Kamin (Fels ca. V+) gilt es sich vorsichtig hochzustemmen. Nach ca. 8 m im Kamin verlässt man ihn am besten nach links raus in wieder minimal grasigeres Gelände. Danach dem leichtesten Weg folgen zum nahen Ausstieg.
Im schwachausgeprägten Kamin (Fels ca. 5+)
Im schwachausgeprägten Kamin (Fels ca. 5+)
Tiefblick aus der Kletterstellung
am Ausstieg - im Hintergrund die höheren felsigen Tannheimer Berge Gehrenspitze, Köllenspitze, Gimpel und Rote Flüh (v.l.n.r.)
Nach wenigen Metern über einfaches Grasgelände ist der Aggenstein Ostgipfel erreicht.
Aggenstein Ostgipfel
Blick vom Gipfelgrat in die Allgäuer Alpen und hinunter ins Tannheimer Tal
Blick zum Aggenstein Hauptgipfel
Vom Gipfel ging es nach Westen und es Warten eine Vielzahl mehr oder weniger abenteuerlichen Abstiegsmöglichkeiten. Wir wählten allerdings den sichersten aber vermutlich nicht den schnellsten Abstieg zurück zum Wandfuß. Von der Scharte oberhalb der Nordschlucht sind wir zum Ausstieg des „Schottengully“ aufgestiegen und haben über die Bohrhakenstände dieser Tour abgeseilt bis zur so genannten Steilweis. Bei wenig Schnee ist der letzte Abseiler über die Steilwies hinaus durchaus hoch und weit. Das kommt einem insbesondere soweit vor wenn man diesen Abseiler vom Hoch- oder Spätwinter her kennt wenn hier riesige Lawinenkegel liegen. Schon krass wenn man sich das dritte der folgenden Bilder anschaut und bedenkt das z.B. Jürgen hier vor ein paar Wintern 2,5 m über den schon sichtbaren Eiszapfen ab geklettert ist und dann im Schnee stand.
Abseilen übers „Schottengully“
Abseiler am Ende der Steilwies
Abseiler am Ende der Steilwies
Nach dem Abseilen waren die Ski am Einstieg des „Isidor-Hacker-Gedenkweg“ schnell erreicht und es ging zügig zu Tale. Nach lediglich 20 min Abfahrt standen wir wieder am Auto und ein herrlicher Aggenstein-Nordwand-Tag ging zu Ende.
Führer:
Eiskletterführer
Bregenz bis Garmisch
2. Auflage 2008 / 3. Auflage 2014
Panico
Klettern rund um den Aggenstein
Toni Freudig
Eigenverlag
Karten:
AV-Karte BY 5 Tannheimer Berge
1:25000
Viele Grüße
Jürgen und Tobias
Aufgrund vermutlich idealer Verhältnisse kamen wir gut voran und standen bereits nach gut 2 h auf der großen geneigten Terrasse im oberen Wandteil unterhalb der verschiedenen Ausstiegsvarianten. Nicht nur wegen der idealen Verhältnisse lockte uns die „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante. Sie stellt zum einen die schwerste Ausstiegsvariante dar und zum anderen ist im tollen Aggenstein-Kletterführer von Toni Freudig über diese von Peter Rohwedder und Wolfgang Mayr im Jahr 1998 erstbegangene Ausstiegsvariante zu lesen „keine Wiederholung bekannt“. Das motiviert doch. Sollte das noch stimmen wäre dies also 15 Jahre nach der Erstbegehung die erste Wiederholung gewesen. Um es gleich mal vorweg zu nehmen diese Variante hat es in sich und ist nicht nur bei den Schwierigkeiten sondern vor allem auch bei der Absicherung/Absicherbarkeit anspruchsvoller wie alle Seillängen im unteren Teil des „Isidor-Hacker-Gedenkweg“.
Aggenstein Ostgipfel (links) und Hauptgipfel (rechts)
Das Skigebiet am Breitenberg hat den Liftbetrieb Anfang Dezember natürlich noch nicht begonnen und so geht es nach sternenklarer Nacht mit Ski über die trotzdem teilweise schon präparierte Piste an die gut 800 Höhenmeter Zustieg. Auf einem super Platzerl direkt neben dem Einstieg konnten wir ganz bequem Aufrödeln und die Schuhe wechseln. Kurz nach 9 Uhr starten wir.
die ersten sechs Seillängen gesehen im Zustieg
Wenn der Nachsteiger einige Meter nachkommt lassen sich die ersten beiden Seillängen gut zusammenfassen (1. und 2. SL, gesamt ca. 70 m, M2-3 und leichter). Schöner nicht allzu schwerer Einstieg ins „Frozen-Gras-Climbing“. Im Gegensatz zum Rest der Tour war am Stand die frühwinterliche geringe Schneelage hinderlich. Der Stand war schlichtweg fast unerreichbar und baumelte deutlich über meinem Kopf. Zwei Meter unterhalb gab es aber eine Gufel in der ich einen super 1er Cam unterbrachte und die Eisgeräte bis Anschlag im gefrorenen Erdreich der Gufel versenken konnte.
ganz zu Beginn
Blick aus meinem Stand in der Gufel
In der 3. SL folgte die herrliche Eisseillänge (60°-70°, 40m). Dies war im Vorfeld eines der Fragezeichen. Hat es hier Anfang Dezember schon genügend Eis? Doch die länger anhaltenden Hochdruckwetterlage mit sehr kalten Temperaturen hat ausgereicht und wir konnten im tollen Softeis gemütlich Hochpickeln und mit kurzen Schrauben problemlos absichern. Sollte hier das Eis wirklich mal fehlen wird es deutlich anspruchsvoller. Es ist zwar alles geneigt und nicht steil aber in diesem Bereich sehr kompakt und plattig. Kurz vor dem vorhandenen Stand legte Jürgen noch die beste Zwischensicherung des Tages
.
immer wieder tolles Nordwandambiente…
Start ins Eis
beste Eisbedingungen
Mit der 4. SL (M5, 20 m) folgt die erste anspruchsvolle Felsseillänge. Diagonal nach links oben. Hier sollen laut Topo drei Haken stecken. Unterwegs kann ich aber nur einen finden. An schöner Stelle wurde aber noch ein wohlklingender hinzugefügt und auch belassen. Der Stand nach dieser Seillänge ist sowie er eingerichtet ist eher schlecht. Aufgrund dessen das danach die Schlüsselstelle folgt sollte er auf jeden Fall ausgebaut werden, was mit alpiner Erfahrung aber gut möglich ist. Etwas oberhalb des vorhandenen Fixkeils befindet sich eine Art unvollendete Sanduhr bei der noch 2-3 mm Zusammenwachsen fehlen. Mit dem Knoten eines 8mm Reepschnurstückchens habe ich dort eine Art Sanduhrknotenschlinge eingebaut und auch belassen. Knotenschlinge am Aggenstein – die Sachsen wird es freuen…
4. SL (M5, 20 m)
4. SL (M5, 20 m)
4. SL (M5, 20 m)
die neue Sanduhrknotenschlinge
Jürgen startet in die Schlüsselstelle 5. SL (M5+, 25 m). Nach dreimal konzentriert auf der Platte anstehen ist man aber drüber und kann das Gerät wieder im Gras versenken. Allerdings muss hier schon engagiert, ohne die Möglichkeit einer Zwischensicherung, ein paar Meter vom Stand weggestiegen werden. Danach folgt ein schöner Felsaufschwung links raus und über eine Rampe wieder nach rechts folgend wird der Stand erreicht. Hier steckt sogar ein Bohrhaken.
5. SL (M5+, 25 m), direkt in der Schlüsselpassage
Die 6. SL (M4, 60m) bietet zunächst angenehme Mixedkletterei. Danach folgt ein Abschnitt im dem das Graskletterherz Überschläge machen darf. Mehrere nahezu senkrechte Aufschwünge mit Idealgras, ja quasi sogar „Softgras“ darf freudig überwunden und genossen werden. Danach ist die große Grasterrasse im oberen Wandteil schon sichtbar. Doch bevor die Terrasse erreicht gilt es nochmal konzentriert einen kurzen steilen M4 Aufschwung zu überwinden. Einzelne Grasnarben sind aber auch hier immer in der Nähe sodass auch bei wenig vorhandener Absicherung der Blutdruck nicht allzu sehr steigen dürfte. Nach dem M4 Aufschwung folgte zunächst einfaches Steilgras und dann Schneegestapfe bis zum Stand an einer Latsche oder an einer der kleinen Fichten.
am Beginn der 6. SL (M4, 60m), im Hintergrund der Breitenberg
6. SL (M4, 60m), Steilgraskletterei in perfekter Form
6. SL (M4, 60m), Steilgraskletterei in perfekter Form
im einfachen Steilgras nach dem M4 Aufschwung
Es war nun gerade mal 11:15 Uhr und wie schon eingangs erwähnt wählten wir die anspruchsvolle und vermutlich noch nicht wiederholte „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante. Vom Stand folgt hierzu erst mal ca. 90 m Schneewühlen diagonal nach links an den Fuß dieser steilen Ausstiegsrinne. Wie ebenfalls im Freudig Aggenstein-Kletterführer erwähnt befindet sich in der gesamten „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante keinerlei fixes Material. Nach der Schneewühlerei bezieht Jürgen an zwei vom ihm geschlagenen Haken Stand. Diese Haken wurden aber auch wieder mitgenommen.
Blick auf den oberen Wandteil und die „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante (roter Pfeil)
Jürgen am Fuße der „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante
Ich starte in die erste Seillänge (Fels VI-, 40 m) dieser Ausstiegsvariante, welche zunächst mit moderater Fels-Gras-Kletterei aber schlechten Absicherungsmöglichkeiten beginnt. Nach 20 m kommt ein erster etwas steilerer Aufschwung, danach erreicht man eine Art Gufel. Leider konnte ich hier nichts Gutes legen oder schlagen und so galt es die steilen Meter direkt über die brüchige Gufel hinweg weit über der letzten Sicherung zu klettern. Ich gebe hier die Schwierigkeiten mal bewusst mit Fels VI- an und nicht in M-Graden, denn ich hab es ohne Handschuhe mit den Händen direkt am Fels geklettert. Die Angabe VI aus dem Freudig-Führer scheint mir aber minimal zu hoch gegriffen. Erst oberhalb der Gufel kann man das Eisgerät wieder sehr gut im Gras verwenden und ein 1er Cam kann gelegt werden. Danach galt es nach ein paar Metern einen Stand zu bauen. Mit einem Cam und zwei Normalhaken war dies mehr oder weniger gut möglich. Einen der Haken habe ich wieder mitgenommen, der bessere wurde belassen.
zu Beginn der „Rohwedder-Mayr“ Ausstiegsvariante
oberhalb der Gufel (Fels ca. VI-), es geht wieder kurz ins Gras
oberhalb der Gufel (Fels ca. VI-), wieder im Gras
In der nächsten Seillänge bleibt es spannend und vor allem brüchig. Direkt durch eine Art schwach ausgeprägten Kamin (Fels ca. V+) gilt es sich vorsichtig hochzustemmen. Nach ca. 8 m im Kamin verlässt man ihn am besten nach links raus in wieder minimal grasigeres Gelände. Danach dem leichtesten Weg folgen zum nahen Ausstieg.
Im schwachausgeprägten Kamin (Fels ca. 5+)
Im schwachausgeprägten Kamin (Fels ca. 5+)
Tiefblick aus der Kletterstellung
am Ausstieg - im Hintergrund die höheren felsigen Tannheimer Berge Gehrenspitze, Köllenspitze, Gimpel und Rote Flüh (v.l.n.r.)
Nach wenigen Metern über einfaches Grasgelände ist der Aggenstein Ostgipfel erreicht.
Aggenstein Ostgipfel
Blick vom Gipfelgrat in die Allgäuer Alpen und hinunter ins Tannheimer Tal
Blick zum Aggenstein Hauptgipfel
Vom Gipfel ging es nach Westen und es Warten eine Vielzahl mehr oder weniger abenteuerlichen Abstiegsmöglichkeiten. Wir wählten allerdings den sichersten aber vermutlich nicht den schnellsten Abstieg zurück zum Wandfuß. Von der Scharte oberhalb der Nordschlucht sind wir zum Ausstieg des „Schottengully“ aufgestiegen und haben über die Bohrhakenstände dieser Tour abgeseilt bis zur so genannten Steilweis. Bei wenig Schnee ist der letzte Abseiler über die Steilwies hinaus durchaus hoch und weit. Das kommt einem insbesondere soweit vor wenn man diesen Abseiler vom Hoch- oder Spätwinter her kennt wenn hier riesige Lawinenkegel liegen. Schon krass wenn man sich das dritte der folgenden Bilder anschaut und bedenkt das z.B. Jürgen hier vor ein paar Wintern 2,5 m über den schon sichtbaren Eiszapfen ab geklettert ist und dann im Schnee stand.
Abseilen übers „Schottengully“
Abseiler am Ende der Steilwies
Abseiler am Ende der Steilwies
Nach dem Abseilen waren die Ski am Einstieg des „Isidor-Hacker-Gedenkweg“ schnell erreicht und es ging zügig zu Tale. Nach lediglich 20 min Abfahrt standen wir wieder am Auto und ein herrlicher Aggenstein-Nordwand-Tag ging zu Ende.
Führer:
Eiskletterführer
Bregenz bis Garmisch
2. Auflage 2008 / 3. Auflage 2014
Panico
Klettern rund um den Aggenstein
Toni Freudig
Eigenverlag
Karten:
AV-Karte BY 5 Tannheimer Berge
1:25000
Viele Grüße
Jürgen und Tobias