„Die Kalkkögel gleichermaßen bekannt als auch gefürchtet. Manche Routen sind tatsächlich von haarsträubender Kühnheit. Seit jeher ist die Übungskletterei an den kleinen Türmen beliebt und brachte einige verwegene Denkmäler der Bruchkletterkunst hervor. Den höheren Wänden wurde oft großer Respekt entgegengebracht. “
„Seit fast 100 Jahren ein beliebtes Zentrum der Innsbrucker Abenteuerkletterer. Viele Turmnamen erinnern an sie (RAC-Turm=Real-Alpenclub; AAKI-Turm=Akademischer-Alpenklub-Innsbruck; Karwendlerturm; BB-Turm=Berglerbund).“
„Die Klettereien, vor allem der NO-Wand, gehören zu den großen Klassikern der Kalkkögel. Der Fels ist nicht überall von bester Qualität, obwohl die Huber-Zechel, der NO-Pfeiler ... und ehemals die Kalte Kante zu den schönen Kalkkögeltouren zu zählen sind.“
aus: Andreas Orgler: Klettern in den Stubaier Alpen
„Die mächtig aus dem obersten Karboden aufsteigende Nordostwand weist alleine in ihrem linken Teil ... drei Kletterführen auf: ... Unsere Führe dürfte die anspruchsvollste sein. “
„Der sehr erfahrene Extremkletterer, und nur dieser ist berufen für diese hier empfohlene schwere moderne Führe in den Kalkkögel...“
aus: Walter Pause - im extremen Fels, 1. Auflage
Mitte Juli waren Florian und ich einen Tag in den berühmt berüchtigten Kalkkögel unterwegs, genauer gesagt für ein kleines „Pause-Enchainment“ mit zwei Touren aus „im extremen Fels“ an einem Tag. Wir konnten beide Touren an der großen Ochsenwand an einem Tag hintereinander begehen. In der 1. Auflage ist die Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“ zu finden. Sie wurde im 2. Band von der Geraden Nordostkante „Kalte Kante“ abgelöst. Als erstes haben wir die „Huber Zechel“ geklettert sind dann über die
"Kalte Kante"
und ihre Ausbruchzone abgeseilt um sie anschließend im Aufstieg zu klettern und zum Gipfel auszusteigen.
Große Ochsenwand NO Wand, Blick von der AK-Scharte
Große Ochsenwand „Huber-Zechel“ und „Kalte Kante“
Zugegebenermaßen haben wir diese beiden Touren, im Gegensatz zu den allermeisten anderen Pausetouren, definitiv nur gemacht weil es eben Pausetouren sind. Was wir an diesem Tag allerdings alles erlebt haben war teils schon sehr sehr abenteuerlich und nach heutigen Maßstäben sind beiden Touren enorme Bruchklettereien, die eigentlich niemandem wirklich Empfohlen werden können. Insbesondere im Bereich der Ausbruchzone an der „Kalten Kante“ definitiv auch nicht ganz ungefährlich. Florian konnte trotzdem beide Touren Onsight klettern. Wir haben den ganzen Tag zentnerweiße, loses Gestein zu Tale befördert, irgendwann auch damit begonnen bewusst die gefährlichsten Brocken auszuräumen und es hat eigentlich permanent sowohl beim Vorsteiger wie auch beim Nachsteiger gescheppert. Zum Glück stehen wir beide ja dem Bruchklettern nicht ganz unfähig gegenüber (zu mindestens nach heutigen Maßstäben) aber wenn das noch die „schönen“ und „festen“ der klassischen Kalkkögeltouren waren (siehe Zitate aus dem Orgler-Führer), dann gute Nacht und mal wieder größten Respekt vor den früheren Extremen, wie Auckenthaler, Rebitsch, Rainer, Buhl, Spitzenstätter usw... die sich allesamt in den Kalkkögel ihre Denkmäler gesetzt haben. Definitiv am meisten Erwähnung in Bezug auf die Kalkkögel und die gesamten Stubaier Alpen dürfte aber Andreas Orgler verdient haben. Was der Spitzenalpinist und Eiskletterpionier Anfang der 80er Jahre an Erstbegehungen abgespult hat dürfte fast einmalig sein. Wenn man seinen Führer so durchblättert fällt man schier vom Glauben ab und fragt sich wie kann das eine Person alles gemacht haben. Anfang-Mitte der 80er hat er im Sommer, gefühlt, jeden 3. Tag eine Erstbegehung, oft auch solo, gemacht. Nicht nur diese enorme Menge ist beeindruckend und unvorstellbar, es waren ja zudem auch meist noch vogelwilde Touren, mit teilweise bezeichnenden Namen wie „Göttlicher Wahnsinn“, „Grauen, Gruseln, Gänsehaut“, „Der Himmel kann warten“„Besser berüchtigt als unbekannt“.
Bericht: Zustieg und Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“
Nachdem Florian am Samstag den Mittelpfeiler am Heiligkreuzkofel in den Dolomiten durchrannt hat, treffen wir uns am frühen Sonntagmorgen in Kematen bei Innsbruck und fahren zusammen ins Senderstal und über die Mautstraße (3€) bis zur Kemater Alm (1646 m). Von dort in knapp 45 min zur traditionellen Kletterhütte der Kalkkögel, der Adolf-Pichler-Hütte (1977 m) und weiter in nochmals ca. 45 min in die große AK-Scharte (Alpenklub-Scharte, 2451 m). Von dort ist die beeindruckende NO-Wand der Großen Ochsenwand erstmals einsehbar.
die wilden Türme der Kalkkögel über der Kemater-Alm
Adolf-Pichler-Hütte
Kleine Ochsenwand NW- und W-Wand
Nach Depot von einem Rucksack im Bereich der AK-Scharte steigen wir von der Scharte über die Geröllhalden Richtung Schlick und somit auf die Stubaitalseite der Kalkkögel und direkt unter die NO-Wand. Der Einstieg unmittelbar rechts der beiden markanten schwarzen Streifen und die erste Seillänge mit ihren markanten Dächern und mehreren sichtbaren Haken sind kaum zu verfehlen und offensichtlich. Zudem liegt am Einstieg eine Gedenktafel samt Kletterhelm.
Große Ochsenwand NO-Wand, gesehen im Abstieg von der AK-Scharte
Blick auf die 1. Seillänge
Gedenktafel samt Kletterhelm am Einstieg
Gleich mit der 1. SL (VII+, VI A0, 45 m) geht es ordentlich zur Sache und es ist die Schlüsselseillänge der ganzen Tour. Es bleibt also wenig Zeit zur Kalkkögel-Akklimatisation und man hängt nach wenigen Metern in steilem, gelbem, leicht überhängendem und brüchigem VIIer Gelände an uralten Rostkrücken. Zum Glück konnte Florian ein paar Cams legen was die Anspannung aufgrund der prekären Hakenqualität etwas herunterregulierte. Die schwerste Passage ist das erste unscheinbar aussehende Dach und die glatten Meter danach bis zum 2. Dach. Dieses zweite Dach ist zwar viel größerer aber es wird recht elegant an guten Griffen links umklettert. Danach noch einige Meter im grauen Fels zum verbesserungsbedürftigen Stand.
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m) Blick aus der Seillänge auf die beiden Dächer
Blick in die Schlick und auf den BB-Turm (Berglerbund)
Die 2. SL (VI, 40m) ist zwar viel leichter wie die Erste aber eben doch noch sehr anspruchsvolles und gegen Ende wieder sehr brühiges VI er Gelände bei uralter Absicherung. Zunächst nach rechts oben in einen glatten Plattenbereich. In diesem plattigen und festesten Bereich (4 m) der ganzen Tour stecken Uralt-Bohrhaken der Erstbegeher. Nach einer Rechts-Links-Schleife über die Platte geht es wieder hinein ins steile brüchige Gemäuer. Der Stand an zwei schlechten Normalhaken ist dringend aufzubessern. Mit Zwei Cams aber auch halbwegs machbar.
2. SL (VI, 40m)
2. SL (VI, 40m)
2. SL (VI, 40m), hier die vom Fels her besten vier Meter der ganzen Tour
Wie in der nächsten Seillänge am besten und wenigsten brüchig zu klettern ist, war uns nicht ganz klar und man hat die Wahl zwischen Not und Elend. Entweder in einem Linksbogen auf das 10m oberhalbliegende Band oder wie wir direkt nach rechts oben zum Band. Diese vermeintlich festere Variante stellt sich aber recht bald als enorm brüchig heraus und Florian musste sich am kleinen Wulst die Griffe erst mal Freiräumen. Schwerer wie die angegebene V+ war es definitiv auch, eher so im Bereich VI. Also dürfte vermutlich die Linksbogenvariante die besser sein. Von diesem kleinen Band leichter zu einem Schuttplatzerl und dem Stand.
3. SL (auf unserer sehr brüchigen Variante ca. VI)
3.SL – gleich ist das Schuttplatzerl erreicht
Die nächste Seillänge durch Kamine und Risse ist zwar brüchig und lang aber mit IV+ auch leicht. Mit dieser langen 4. SL erreicht man die große Schuttterrasse etwas unter der Wandmitte. Von dieser Terrasse aus gibt es auch eine Querverbindung nach links zur Kalten Kante.
4.SL – Ausstieg auf die große Schuttterrasse
Wir aber wollen ja doch mehr oder weniger die komplette „Huber-Zechel“ klettern und folgen auf zwei langen Seillängen der nun offensichtlichen Linie durch eine lange Verschneidungsreihe. Man startet am rechten Ende der Schuttterrasse.
erste Seillänge(V-, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
am Stand
zweite Seillänge(V, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
zweite Seillänge(V, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
Am Ende der zweiten Seillänge in der Verschneidungsreihe erreicht wieder eine Art Schuttplatzerl und es wäre nun vermutlich noch eine lange Seillänge auf der Originalführe bis zur Kante. Wir klettern aber nun nach links auf der im Topo nur ganz wage eingezeichneten Verbindungsvariante zur Kalten Kante. Von meinem Stand in einer moosigen und begrünten Höhle geht es zunächst steil, ausgesetzt, brüchig und nicht wirklich absicherbar nach oben. Danach einige leichtere Meter, ein weiterer Schuttabsatz und hinein in einen tiefen dunkeln Schlund. Diese ca. 90 m erfolgten am langen Seil und danach stehen wir auf einem markanten Absatz, welcher das Ende der Schwierigkeiten und sozusagen den Ausstieg der eigentlichen „Kalten Kante“ darstellt. Nach knapp 4 h Kletterzeit stehen wir gegen 14:45 Uhr dort oben.
vom Höhlenstand steil, brüchig und nicht absicherbar nach oben
hinein in den tiefen Schlund
Ausstieg aus dem Schlund
Nach kurzer Pause beginnt das Abenteuer
Gerade NO-Kante „Kalte Kante“
über welche wir uns zunächst abgeseilt haben um sie anschließend im Aufstieg zu Klettern. Wobei sich abseilen recht bequem und unaufwendig anhört. Zunächst einmal galt es aber mehrere Abseilstände durch Hakenschlagen aufzubauen bzw. vorhandene Stände aufzubessern.
Gr. Ochsenwand (2703 m) - Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“:
- EB: Simon Huber und Hannes Zechel 06. und 07. Juli 1964
- Früher als Direkte NO-Wand bezeichnet, spricht man heute der eindeutigen Benennung wegen von der „Huber Zechel“. Doch der Bezeichnungen für ein und dieselbe Tour noch nicht genug: Im AV-Führer als Gerader NO-Pfeiler, im Pausebuch als Gerade Nordostwand bezeichnet und dort auch fälschlicherweise bei den Erstbegehern die Angabe Zechel und Simon. Simon ist in diesem Fall aber nur der Vorname des Herrn Huber. Ist dem Walter da etwa ein Fehler in sein Buch gehuscht ;-)???
- Schwierigkeit: VII+ oder VI A0 in der ersten Seillänge sonst V und VI mit einigen leichteren Abschnitten
- Felsqualität: Mehrheitlich grandioser Bruchhaufen, lediglich wenige kompakte Meter in der 2. Seillänge
- Absicherung: Die Standplätze sind zwar größtenteils mit 2-3 Normalhaken eingerichtet, aber auch alle auf jeden Fall mit Cams und Keilen nachzubessern. Zwischenhaken in der 1. und 2. Seillänge zwar viele vorhanden, aber eigentlich alle sehr alt und noch schlechter. In den restlichen Seillängen wenig fixes Material.
- Wandhöhe: 400 mH
- Kletterzeit: 4-5 h für die eigentliche Wand bis zur Kante, bis zum Hauptgipfel nochmal ca. 1 h
Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 kompletter Satz Cams: 0.3 bis 3
- Klemmkeile
- auf jeden Fall Hammer und einige Haken, für die Ausbruchzone evtl. Messerhaken
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
Klettern in den Stubaier Alpen
1. Auflage 1992
Panico
Andreas Orgler
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Führer Stubaier Alpen
9. Auflage 1980
Bergverlag Rother, München
Heinrich und Walter Klier
Viele Grüße
Florian und Tobias
„Seit fast 100 Jahren ein beliebtes Zentrum der Innsbrucker Abenteuerkletterer. Viele Turmnamen erinnern an sie (RAC-Turm=Real-Alpenclub; AAKI-Turm=Akademischer-Alpenklub-Innsbruck; Karwendlerturm; BB-Turm=Berglerbund).“
„Die Klettereien, vor allem der NO-Wand, gehören zu den großen Klassikern der Kalkkögel. Der Fels ist nicht überall von bester Qualität, obwohl die Huber-Zechel, der NO-Pfeiler ... und ehemals die Kalte Kante zu den schönen Kalkkögeltouren zu zählen sind.“
aus: Andreas Orgler: Klettern in den Stubaier Alpen
„Die mächtig aus dem obersten Karboden aufsteigende Nordostwand weist alleine in ihrem linken Teil ... drei Kletterführen auf: ... Unsere Führe dürfte die anspruchsvollste sein. “
„Der sehr erfahrene Extremkletterer, und nur dieser ist berufen für diese hier empfohlene schwere moderne Führe in den Kalkkögel...“
aus: Walter Pause - im extremen Fels, 1. Auflage
Mitte Juli waren Florian und ich einen Tag in den berühmt berüchtigten Kalkkögel unterwegs, genauer gesagt für ein kleines „Pause-Enchainment“ mit zwei Touren aus „im extremen Fels“ an einem Tag. Wir konnten beide Touren an der großen Ochsenwand an einem Tag hintereinander begehen. In der 1. Auflage ist die Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“ zu finden. Sie wurde im 2. Band von der Geraden Nordostkante „Kalte Kante“ abgelöst. Als erstes haben wir die „Huber Zechel“ geklettert sind dann über die
"Kalte Kante"
und ihre Ausbruchzone abgeseilt um sie anschließend im Aufstieg zu klettern und zum Gipfel auszusteigen.
Große Ochsenwand NO Wand, Blick von der AK-Scharte
Große Ochsenwand „Huber-Zechel“ und „Kalte Kante“
Zugegebenermaßen haben wir diese beiden Touren, im Gegensatz zu den allermeisten anderen Pausetouren, definitiv nur gemacht weil es eben Pausetouren sind. Was wir an diesem Tag allerdings alles erlebt haben war teils schon sehr sehr abenteuerlich und nach heutigen Maßstäben sind beiden Touren enorme Bruchklettereien, die eigentlich niemandem wirklich Empfohlen werden können. Insbesondere im Bereich der Ausbruchzone an der „Kalten Kante“ definitiv auch nicht ganz ungefährlich. Florian konnte trotzdem beide Touren Onsight klettern. Wir haben den ganzen Tag zentnerweiße, loses Gestein zu Tale befördert, irgendwann auch damit begonnen bewusst die gefährlichsten Brocken auszuräumen und es hat eigentlich permanent sowohl beim Vorsteiger wie auch beim Nachsteiger gescheppert. Zum Glück stehen wir beide ja dem Bruchklettern nicht ganz unfähig gegenüber (zu mindestens nach heutigen Maßstäben) aber wenn das noch die „schönen“ und „festen“ der klassischen Kalkkögeltouren waren (siehe Zitate aus dem Orgler-Führer), dann gute Nacht und mal wieder größten Respekt vor den früheren Extremen, wie Auckenthaler, Rebitsch, Rainer, Buhl, Spitzenstätter usw... die sich allesamt in den Kalkkögel ihre Denkmäler gesetzt haben. Definitiv am meisten Erwähnung in Bezug auf die Kalkkögel und die gesamten Stubaier Alpen dürfte aber Andreas Orgler verdient haben. Was der Spitzenalpinist und Eiskletterpionier Anfang der 80er Jahre an Erstbegehungen abgespult hat dürfte fast einmalig sein. Wenn man seinen Führer so durchblättert fällt man schier vom Glauben ab und fragt sich wie kann das eine Person alles gemacht haben. Anfang-Mitte der 80er hat er im Sommer, gefühlt, jeden 3. Tag eine Erstbegehung, oft auch solo, gemacht. Nicht nur diese enorme Menge ist beeindruckend und unvorstellbar, es waren ja zudem auch meist noch vogelwilde Touren, mit teilweise bezeichnenden Namen wie „Göttlicher Wahnsinn“, „Grauen, Gruseln, Gänsehaut“, „Der Himmel kann warten“„Besser berüchtigt als unbekannt“.
Bericht: Zustieg und Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“
Nachdem Florian am Samstag den Mittelpfeiler am Heiligkreuzkofel in den Dolomiten durchrannt hat, treffen wir uns am frühen Sonntagmorgen in Kematen bei Innsbruck und fahren zusammen ins Senderstal und über die Mautstraße (3€) bis zur Kemater Alm (1646 m). Von dort in knapp 45 min zur traditionellen Kletterhütte der Kalkkögel, der Adolf-Pichler-Hütte (1977 m) und weiter in nochmals ca. 45 min in die große AK-Scharte (Alpenklub-Scharte, 2451 m). Von dort ist die beeindruckende NO-Wand der Großen Ochsenwand erstmals einsehbar.
die wilden Türme der Kalkkögel über der Kemater-Alm
Adolf-Pichler-Hütte
Kleine Ochsenwand NW- und W-Wand
Nach Depot von einem Rucksack im Bereich der AK-Scharte steigen wir von der Scharte über die Geröllhalden Richtung Schlick und somit auf die Stubaitalseite der Kalkkögel und direkt unter die NO-Wand. Der Einstieg unmittelbar rechts der beiden markanten schwarzen Streifen und die erste Seillänge mit ihren markanten Dächern und mehreren sichtbaren Haken sind kaum zu verfehlen und offensichtlich. Zudem liegt am Einstieg eine Gedenktafel samt Kletterhelm.
Große Ochsenwand NO-Wand, gesehen im Abstieg von der AK-Scharte
Blick auf die 1. Seillänge
Gedenktafel samt Kletterhelm am Einstieg
Gleich mit der 1. SL (VII+, VI A0, 45 m) geht es ordentlich zur Sache und es ist die Schlüsselseillänge der ganzen Tour. Es bleibt also wenig Zeit zur Kalkkögel-Akklimatisation und man hängt nach wenigen Metern in steilem, gelbem, leicht überhängendem und brüchigem VIIer Gelände an uralten Rostkrücken. Zum Glück konnte Florian ein paar Cams legen was die Anspannung aufgrund der prekären Hakenqualität etwas herunterregulierte. Die schwerste Passage ist das erste unscheinbar aussehende Dach und die glatten Meter danach bis zum 2. Dach. Dieses zweite Dach ist zwar viel größerer aber es wird recht elegant an guten Griffen links umklettert. Danach noch einige Meter im grauen Fels zum verbesserungsbedürftigen Stand.
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m)
1. SL (VII+, VI A0, 45 m) Blick aus der Seillänge auf die beiden Dächer
Blick in die Schlick und auf den BB-Turm (Berglerbund)
Die 2. SL (VI, 40m) ist zwar viel leichter wie die Erste aber eben doch noch sehr anspruchsvolles und gegen Ende wieder sehr brühiges VI er Gelände bei uralter Absicherung. Zunächst nach rechts oben in einen glatten Plattenbereich. In diesem plattigen und festesten Bereich (4 m) der ganzen Tour stecken Uralt-Bohrhaken der Erstbegeher. Nach einer Rechts-Links-Schleife über die Platte geht es wieder hinein ins steile brüchige Gemäuer. Der Stand an zwei schlechten Normalhaken ist dringend aufzubessern. Mit Zwei Cams aber auch halbwegs machbar.
2. SL (VI, 40m)
2. SL (VI, 40m)
2. SL (VI, 40m), hier die vom Fels her besten vier Meter der ganzen Tour
Wie in der nächsten Seillänge am besten und wenigsten brüchig zu klettern ist, war uns nicht ganz klar und man hat die Wahl zwischen Not und Elend. Entweder in einem Linksbogen auf das 10m oberhalbliegende Band oder wie wir direkt nach rechts oben zum Band. Diese vermeintlich festere Variante stellt sich aber recht bald als enorm brüchig heraus und Florian musste sich am kleinen Wulst die Griffe erst mal Freiräumen. Schwerer wie die angegebene V+ war es definitiv auch, eher so im Bereich VI. Also dürfte vermutlich die Linksbogenvariante die besser sein. Von diesem kleinen Band leichter zu einem Schuttplatzerl und dem Stand.
3. SL (auf unserer sehr brüchigen Variante ca. VI)
3.SL – gleich ist das Schuttplatzerl erreicht
Die nächste Seillänge durch Kamine und Risse ist zwar brüchig und lang aber mit IV+ auch leicht. Mit dieser langen 4. SL erreicht man die große Schuttterrasse etwas unter der Wandmitte. Von dieser Terrasse aus gibt es auch eine Querverbindung nach links zur Kalten Kante.
4.SL – Ausstieg auf die große Schuttterrasse
Wir aber wollen ja doch mehr oder weniger die komplette „Huber-Zechel“ klettern und folgen auf zwei langen Seillängen der nun offensichtlichen Linie durch eine lange Verschneidungsreihe. Man startet am rechten Ende der Schuttterrasse.
erste Seillänge(V-, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
am Stand
zweite Seillänge(V, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
zweite Seillänge(V, 55 m) in der langen Verschneidungsreihe
Am Ende der zweiten Seillänge in der Verschneidungsreihe erreicht wieder eine Art Schuttplatzerl und es wäre nun vermutlich noch eine lange Seillänge auf der Originalführe bis zur Kante. Wir klettern aber nun nach links auf der im Topo nur ganz wage eingezeichneten Verbindungsvariante zur Kalten Kante. Von meinem Stand in einer moosigen und begrünten Höhle geht es zunächst steil, ausgesetzt, brüchig und nicht wirklich absicherbar nach oben. Danach einige leichtere Meter, ein weiterer Schuttabsatz und hinein in einen tiefen dunkeln Schlund. Diese ca. 90 m erfolgten am langen Seil und danach stehen wir auf einem markanten Absatz, welcher das Ende der Schwierigkeiten und sozusagen den Ausstieg der eigentlichen „Kalten Kante“ darstellt. Nach knapp 4 h Kletterzeit stehen wir gegen 14:45 Uhr dort oben.
vom Höhlenstand steil, brüchig und nicht absicherbar nach oben
hinein in den tiefen Schlund
Ausstieg aus dem Schlund
Nach kurzer Pause beginnt das Abenteuer
Gerade NO-Kante „Kalte Kante“
über welche wir uns zunächst abgeseilt haben um sie anschließend im Aufstieg zu Klettern. Wobei sich abseilen recht bequem und unaufwendig anhört. Zunächst einmal galt es aber mehrere Abseilstände durch Hakenschlagen aufzubauen bzw. vorhandene Stände aufzubessern.
Gr. Ochsenwand (2703 m) - Direkte NO-Wand „Huber-Zechel“:
- EB: Simon Huber und Hannes Zechel 06. und 07. Juli 1964
- Früher als Direkte NO-Wand bezeichnet, spricht man heute der eindeutigen Benennung wegen von der „Huber Zechel“. Doch der Bezeichnungen für ein und dieselbe Tour noch nicht genug: Im AV-Führer als Gerader NO-Pfeiler, im Pausebuch als Gerade Nordostwand bezeichnet und dort auch fälschlicherweise bei den Erstbegehern die Angabe Zechel und Simon. Simon ist in diesem Fall aber nur der Vorname des Herrn Huber. Ist dem Walter da etwa ein Fehler in sein Buch gehuscht ;-)???
- Schwierigkeit: VII+ oder VI A0 in der ersten Seillänge sonst V und VI mit einigen leichteren Abschnitten
- Felsqualität: Mehrheitlich grandioser Bruchhaufen, lediglich wenige kompakte Meter in der 2. Seillänge
- Absicherung: Die Standplätze sind zwar größtenteils mit 2-3 Normalhaken eingerichtet, aber auch alle auf jeden Fall mit Cams und Keilen nachzubessern. Zwischenhaken in der 1. und 2. Seillänge zwar viele vorhanden, aber eigentlich alle sehr alt und noch schlechter. In den restlichen Seillängen wenig fixes Material.
- Wandhöhe: 400 mH
- Kletterzeit: 4-5 h für die eigentliche Wand bis zur Kante, bis zum Hauptgipfel nochmal ca. 1 h
Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 kompletter Satz Cams: 0.3 bis 3
- Klemmkeile
- auf jeden Fall Hammer und einige Haken, für die Ausbruchzone evtl. Messerhaken
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
Klettern in den Stubaier Alpen
1. Auflage 1992
Panico
Andreas Orgler
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Führer Stubaier Alpen
9. Auflage 1980
Bergverlag Rother, München
Heinrich und Walter Klier
Viele Grüße
Florian und Tobias