04.07.2015, 18:35
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.07.2015, 12:21 von Bruchpilot.)
Auch nach 2 Jahren: ein Super-Bericht mit vielen wertvollen Infos und Bildern. Herzlichen Dank Euch Beiden.
Nach einer Begehung des Westpfeilers an dieser Stelle noch ein paar Bemerkungen zum Abstieg, die für alle Scheideggwetterhorn-Aspiranten interessant sein dürften:
Die Flanke zum Gutzgletscher bzw. in die unergründlichen Schluchten der Wetterlouwina unterhalb ist ohne Übertreibung der blanke Horror (nicht nur optisch). Brüchige Steilschrofen, unübersichtlich, kaum Sicherungsmöglichkeiten, Abseilstellen schwer zu finden. Das Keep-wild-Topo ist an dieser Stelle Schrott bzw. die ganze Abseilstelle in der Scharte beruht höchstwahrscheinlich auf einer Fehlinterpretation. Wir sind auch zunächst vom dicken Schlingenbündel in Flanke abgeseilt, konnten mit 50 m Doppelseil aber weder den nächsten Stand noch das beschriebene Schneefeld erreichen. Fußabstieg oder Querung waren uns eindeutig zu heikel - also alles wieder zurück!
Im Nachhinein kann ich nur empfehlen, dem Grat bis in die im SAC-Führer beschriebenen Scharte zu folgen, auch wenn man müde ist und vom Bruch, dem ständigen Auf und Ab und dem ganzen Abenteuer-Alpinismus so langsam die Nase voll hat. Nach einem Wiederaufstieg zum nächsten Turm und insg. rund 70 m über den brüchigen Grat (ca. III) erreicht man eine gut eingerichte Abseilstelle über einer zweiten tiefe Scharte (ca. 15 m), danach geht`s nochmal hinauf und wieder eine gute, lange Seillänge bis zu Abseilstelle über einer dritten Scharte. Von hier kommt man mit Einfachseil bequem auf die Gutzseite des Kammes hinunter und kann den letzten Gratzacken unschwierig im flachen Gelände umgehen. Nun entweder über den Gratrücken weiter bis in die "SAC-Scharte" und durch das breite Couloir auf den Gletscher absteigen (ca. 40-45° / ev. Steinschlaggefahr). ODER: unmittelbar nach dieser Abseile über die ausgeprägte, durchgängige Schrofenrippe etwa 200 m zum nördlichen Gletscherrand hinunter (dieselbe Rippe, die Florian und Tobias weiter unten durch ihre Querung erreicht haben). Kurz oberhalb eines letzten, markanten "Rundkopfes" trifft man fast automatisch auf die Abseilstelle, von der man im Frühsommer mit 50 m-Doppelseil direkt den Gletscher erreichen kann. Später im Jahr reicht das sicher nicht mehr, in diesem Fall kann man jedoch kurz über dem letzten Steilabbruch noch eine weitere Abseilstelle nutzen. Insgesamt gewiss die sicherste und nervenschonendste Variante, die man selbst bei Nebel oder weichem Neuschnee in der Mittagshitze noch halbwegs kontrolliert hinunter kommt.
Hinsichtlich Abseilen von der Chrinne: Bereits unmittelbar in der ersten Gratsenke findet man die "offizielle" Abseilpiste. Gebohrte Nirostalasche mit Riesenschäkel 6-8 m unterhalb des Kammes im exponierten Schrofengelände. Danach alle 25 bis 30 m weitere Stände dieser Art.
Allen weiteren Anwärtern aufs Scheideggwetterhorn viel Erfolg,
Thomas
Nach einer Begehung des Westpfeilers an dieser Stelle noch ein paar Bemerkungen zum Abstieg, die für alle Scheideggwetterhorn-Aspiranten interessant sein dürften:
Die Flanke zum Gutzgletscher bzw. in die unergründlichen Schluchten der Wetterlouwina unterhalb ist ohne Übertreibung der blanke Horror (nicht nur optisch). Brüchige Steilschrofen, unübersichtlich, kaum Sicherungsmöglichkeiten, Abseilstellen schwer zu finden. Das Keep-wild-Topo ist an dieser Stelle Schrott bzw. die ganze Abseilstelle in der Scharte beruht höchstwahrscheinlich auf einer Fehlinterpretation. Wir sind auch zunächst vom dicken Schlingenbündel in Flanke abgeseilt, konnten mit 50 m Doppelseil aber weder den nächsten Stand noch das beschriebene Schneefeld erreichen. Fußabstieg oder Querung waren uns eindeutig zu heikel - also alles wieder zurück!
Im Nachhinein kann ich nur empfehlen, dem Grat bis in die im SAC-Führer beschriebenen Scharte zu folgen, auch wenn man müde ist und vom Bruch, dem ständigen Auf und Ab und dem ganzen Abenteuer-Alpinismus so langsam die Nase voll hat. Nach einem Wiederaufstieg zum nächsten Turm und insg. rund 70 m über den brüchigen Grat (ca. III) erreicht man eine gut eingerichte Abseilstelle über einer zweiten tiefe Scharte (ca. 15 m), danach geht`s nochmal hinauf und wieder eine gute, lange Seillänge bis zu Abseilstelle über einer dritten Scharte. Von hier kommt man mit Einfachseil bequem auf die Gutzseite des Kammes hinunter und kann den letzten Gratzacken unschwierig im flachen Gelände umgehen. Nun entweder über den Gratrücken weiter bis in die "SAC-Scharte" und durch das breite Couloir auf den Gletscher absteigen (ca. 40-45° / ev. Steinschlaggefahr). ODER: unmittelbar nach dieser Abseile über die ausgeprägte, durchgängige Schrofenrippe etwa 200 m zum nördlichen Gletscherrand hinunter (dieselbe Rippe, die Florian und Tobias weiter unten durch ihre Querung erreicht haben). Kurz oberhalb eines letzten, markanten "Rundkopfes" trifft man fast automatisch auf die Abseilstelle, von der man im Frühsommer mit 50 m-Doppelseil direkt den Gletscher erreichen kann. Später im Jahr reicht das sicher nicht mehr, in diesem Fall kann man jedoch kurz über dem letzten Steilabbruch noch eine weitere Abseilstelle nutzen. Insgesamt gewiss die sicherste und nervenschonendste Variante, die man selbst bei Nebel oder weichem Neuschnee in der Mittagshitze noch halbwegs kontrolliert hinunter kommt.
Hinsichtlich Abseilen von der Chrinne: Bereits unmittelbar in der ersten Gratsenke findet man die "offizielle" Abseilpiste. Gebohrte Nirostalasche mit Riesenschäkel 6-8 m unterhalb des Kammes im exponierten Schrofengelände. Danach alle 25 bis 30 m weitere Stände dieser Art.
Allen weiteren Anwärtern aufs Scheideggwetterhorn viel Erfolg,
Thomas