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Salbit - Westgrat (VII, A1 / VI obl., 1000 m), Urner Alpen 16.07.13
#1
„32 Seillängen fantastischer Gratkletterei über die märchenhaften Westgrattürme zur Gipfelnadel. Der rötlich raue Granit lässt keine Wünsche offen. Trotz der Bohrhaken wurde der alpine Charakter beibehalten; die Kletterei bleibt ein großes Unternehmen“

aus: Salbit erleben


„ Die 12-Stunden-Klettertour im Granit des Salbitschijen-Massivs gehört mit zu den kühnsten Führen dieses Buches…“
„Am Abend erreicht man bei sinkender Sonne den Gipfel von Berg und Erlebnis.“


aus: Walter Pause - im extremen Fels.


„Salbit – Westgrat“, eine der ganz großen Gratklettereien unserer Alpen. Er bietet ein Klettererlebnis der Extraklasse und Granit „par excellence“. Schon alleine die reinen Zahlen, 12-16 h Kletterzeit, 32-36 Seillängen, 1000 m Kletterstrecke wobei mit dem Gipfelaufbau sechs Türme erklettert werden und die angegebenen Schwierigkeiten VII, A1 / VI obligatorisch sprechen eine deutlich Sprache. Im Nachhinein sind es aber nicht nur diese Zahlen die den enormen Stellenwert dieser Tour ergründen, es sind schlichtweg wirklich der einzigartige Charakter, die Kühnheit der Linie und die einmaligen Kletterpassagen.

    Salbit - Westgrat, Türme I – IV, aufgenommen vom Südgrat

Vor einigen Jahren als Jugendlicher habe ich zusammen mit meinem Vater den Salbit-Südgrat geklettert und der Blick ging schon damals nach links zu den wilden Westgrattürmen. Ein weiteres Ziel stand auf der Liste und die Begeisterung für diese Türme war geschaffen…

Nun war es endlich soweit und zusammen mit Marcel, ging es in einer schnellen Aktion unter der Woche zum Salbit-Westgrat. Den tollen Tourenbericht von Marcel findet sich auf seiner Homepage
http://mdettling.blogspot.ch
. Am späteren Vorabend sind wir noch zur Salbithütte (2105 m) aufgestiegen und am nächsten Morgen sehr früh eingestiegen. Nach 10 h Granitkletterei der Extraklasse war der Gipfel erreicht. Es folgte der Abstieg über die Hütte bis zum Parkplatz und die Heimfahrt mit dem Auto. Am nächsten Tag sitze ich frühmorgens wieder am Arbeitsplatz wie wenn nichts gewesen wäre. Doch es war sehr viel, ein großes Erlebnis, und es kommt mal wieder die Erkenntnis was mit einem freien Tag alles anzufangen ist…

    Abendstimmung vor der Hütte

Gegen 04:15 Uhr verlassen wir die Hütte. Aufgrund der neuen Hängebrücke über die Schlucht, welche den früheren Kettenweg ersetzt, gelangt man recht bequem und in ca. 1 h zum Einstieg.

    Hängebrücke
   

Wir sind heute ganz alleine am Westgrat und können so ganz unabhängig unser Tempo klettern und müssen nirgends warten, eine sehr positive Begleiterscheinung unter der Woche. Gegen 05:30 Uhr geht es los. Mit der 1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m) folgt gleich mal eine der Schlüsselseillängen der Tour. Ein satter Kaltstart, doch Marcel zieht souverän nach oben.

    1. SL(VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)
    1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)
    1. SL (VI+ 1 p.a. / VII, 40 m)

Ist diese schwere erste Seillänge gut überwunden kann man erst mal Gas geben und Tempo machen. Die folgenden Seillängen am Turm I, sind sehr einfach, mit nur einzelnen Stellen im V. Grad. Die nächsten fünf Seillängen steige ich am langen Seil vor bis fast unter die, wiederum anspruchsvolle, Ausstiegsverschneidung. Es sind zwar nur ein paar Meter in der Verschneidung, diese haben es aber in sich. Das soll VI+ sein??? Es folgt ein eweitere leichte Seillänge bis zum ersten Abseilring. Nach knapp 2h 15 min war Turm I erreicht und die anstehenden Herausforderungen an Turm II sind bereits gut zu erkennen. Ein tolles Licht-Schatten-Schauspiel boten uns die Kletterer am Südgrat.

    8. SL (VI+?), Ausstiegsverschneidung auf Turm I
    8. SL (VI+?), Ausstiegsverschneidung auf Turm I
    Blick auf Turm II
    Impressionen – Kletterer am Salbit Südgrat

Nach zweimaligem Abseilen vom Turm I folgen an Turm II zunächst zwei Risseilängen, wobei es besonders die zweite, insgesamt die 11. SL (VI+, 45 m), der sogenannte „Holzkeilriss“ in sich hat. Die namensgebenden Holzkeile stecken noch sind aber nur in einem bedingt vertrauenserweckenden Zustand. Die großen Cams sollten in dieser Seillänge nicht zu früh eingesetzt werden. Ein 3er Cam sollte mindestens am Gurt hängen, natürlich kann ein zweiter 3er Cam nicht schaden, ein 4er könnte auch gut verwendet werden. Auf der ganzen restlichen Tour ist aber eigentlich mehr wie ein 3er Cam nicht nötig. Ob man nun für diese einzige Seillänge weitere große Cams mitschleppen will muss jeder selber entscheiden.

    10. SL (VI-, 50 m)
    11. SL (VI+, 45 m)
    11. SL (VI+, 45 m), der eigentliche Holzkeilriss
       

Die nächsten beiden Seillängen erfolgen am langen Seil, wobei man sagen muss, dass es sich zunehmend schwerer gestaltet. Die Kletterei an, unter, neben, über, rechts, links der Gratkante bietet einfach nicht gerade ideales Gelände um mit vollen 50 m am langen Seil zu klettern. Um es effektiv zu machen muss das Seil deutlich kürzer gefasst werden. Noch eine Seillänge und man steht auf Turm II, die nächste Abseilfahrt beginnt.

    12. SL (IV+)
    13. SL (V+)
    13.SL (V+), ganz links Turm I
    Auf Turm II, noch ist es ein langer weg
    Impressionen – Kletterer am Salbit Südgrat

Nach der Scharte zwischen Turm II und III folgt eine leichtere Seillänge 15. SL (V-, 40 m) bevor man an einer ganz unscheinbaren 6-7 m Wand steht. Laut Topo 16. SL (VI 2 p.a. oder frei VII-), gut sollte also frei möglich sein. Aber da wird man sich umsehen… Auch technisch muss hier ordentlich zugepackt werden. Nach zwei leichteren Seillängen IV+ und V ist Turm III erreicht.

    16. SL (VI 2 p.a. oder frei VII-), sieht total lapidar aus, hat es aber in sich
    unterwegs an Turm III

Turm IV beginnt human in mal wieder herrlich strukturiertem Fels. Nach einer weiteren kurzen aber dankbareren schweren Stelle in der 20 SL (VI- 1 p.a. / VII, 30 m) folgt ein zumindest optisches Highlight, es wartet der Körperriss der 21.SL (VI-, 40 m). Lässt sich aber besser klettern als zunächst zu erwarten. Da ich nicht so recht wusste was mich da erwartet und wie es sich klettern lässt habe ich, den Rucksack vorsorglich gleich mal an den Gurt gehängt und hinter mir hergezogen. Quasi in bester Dolomiten Rampf, Schluf, Schlupf Ausstiegskamin-Manier

    19. SL (V, 35 m)
    Rückblick auf Turm III
    21.SL (VI-, 40 m)
    21.SL (VI-, 40 m)
   

Mit der 22. SL (VI, 40 m) und letzten Seillänge an Turm IV folgt ein Highlight in Granitkletterei und eine der schönsten Längen am Grat.

    Blick auf die herrliche 22. SL (VI, 40 m)
    auf Turm IV

Es folgt nordseitiges Abseilen und eine leichtere Seillänge in die Scharte zwischen Turm IV und V. In der 24. SL (V-, 50 m) aus der Scharte heraus sind mehrere Varianten kletterbar. Der beste Weg ist nicht ganz offensichtlich, aber auch nicht ganz so entscheidend.

    23. SL (5-, 40 m)
    24. SL (V-, 50 m)

Mit der nächsten Seillänge 25.SL (VI, 50 m) folgt eine kühne und eigentlich nicht abgesicherte und auch nicht wirklich absicherbare Plattenquerung. Früher wurde hier oberhalb der Platten an einer schmalen Leiste A1 gequert. Die Kletterei auf der eigentlichen Platte geht zunächst leicht abwärts dann wieder schräg aufwärts. Eigentlich nicht schwer aber eben kühn. Danach folgt eine weiter sehr schöne Länge 26. SL (VI-, 40 m) und man steht auf Turm V.

    Blick auf die Plattenquerung, etwa in Bildmitte ist die frühere A1 Leiste sichtbar
    25.SL (VI, 50 m), auf geht´s in die Plattenquerung
    26. SL (VI-, 40 m), herrliche Verschneidung
    26. SL (VI-, 40 m), Ausstieg aus der Verschneidung

Nach 15 m Abseilen und einigen leichten waagrechten Metern bis zu einer markanten Kette folgt der bekannten Pendelquergang. Nach 6 m ablassen und rüber schwingen ist ein plattiger Riss erreicht. Er gehört aber sicher nicht zu den dankbarsten (sandig und grasig) Seillängen des Grates. Der Seilzweite lässt sich entweder rüberpendeln oder am Seilschwanz ab.

    28. SL - Pendelquergang

Es folgt die berühmte Bohrhakenleiter rechts der Gratkante. Die von Marcel insgeheim gehegten Freikletteransprüche im gnadenlos plattigen 7a Gelände hielten sich nach ca. 9 h dann doch in Grenzen. Doch selbst Marcel muss mit seiner ganzen Körpergröße die Flügel mehr wie ausfahren um sich den nächsten Bohrhaken zu krallen. Die sind sehr weit auseinander. Es empfiehlt sich nach der Borhakenleiter am alten Stand halt zu machen, denn danach geht es nochmal zur Sache und es folgt die wahrscheinlich kühnste Seillänge des ganzen Westgrats. Total exponiert und dürftig abgesichert geht es direkt an der Kante dem Himmel entgegen.

    Bohrhakenleiter (VI+, A0)
    eine der kühnsten Seillängen am Westgrat
    eine der kühnsten Seillängen am Westgrat

Nach dieser kühnen Seillänge ist das meiste geschafft und nach zwei weiteren leichteren aber etwas unübersichtlichen Seillängen steht die Gipfelnadel vor einem und das Ziel ist zum Greifen nahe. Die Gipfelnadel wird links in Blockgelände umgangen und wenig später ist das Gipfelbuch am Fuße der Nadel erreicht.

    Die Gipfelnadel wird links umgangen

Es ist 15:30 Uhr und der Salbit Westgrat liegt nach 10 h Kletterzeit hinter uns. Da ich vor einigen Jahren schon auf der Nadel war klettert nur Marcel nach oben und ich begnüge mich mit sichern und vor allem Fotografieren. Ein schöner Abschluss dieser fantastischen Klettertour, an einem wunderschönen Sommertag und mit einem perfekten Partner. Besten Dank!

    on Top of Salbit
    on Top of Salbit

Im Abstieg liegt dankbarerweise viel Schnee und so stehen wir bereits 1 h später auf der Hütte. Im obersten Teil unterhalb der Felsen sollte man aufgrund der doch vorhandenen Steilheit in den Querungen Vorsicht walten lassen. Danach kann aber zügig abgefahren werden. Lediglich auf die Gefahr des Einbrechens in die vom Bach teilweise unterhöhlte Schneedecke sollte geachtet werden. Alles in allem locker mit Zustiegsschuhen und ohne den von der Hütte empfohlenen Pickel möglich.

    im Abstieg
    im Abstieg
    im Abstieg

Nach schönem Empfang auf der Hütte und Gratulation zur guten Zeit genießen wir noch etwas Sonne bevor der weitere Abstieg zum Auto und die anschließende Heimfahrt beginnen. Der eher knappe Zeitplan ging voll auf, Marcel kommt genau zur richtigen Zeit heim um die Kinder ins Bett zu bringen und ich komme auch noch zur humanen Zeit nach Hause und kann einige Stunde schlafen bevor frühmorgens wieder der Wechsel in die andere (Arbeits-)Welt ansteht…


Salbitschijen (2981 m) - Westgrat:
- EB: B. und E. Favre, L. Henchoz 1948, Erste Gesamtüberschreitung A. Oswald, M. Vögtle 25./26. Juni 1962
- Schwierigkeit: (VII, A1 / VI obl.), anhaltend im V. und VI. Grad
- Felsqualität: Mehrheitlich grandioser und absolut fester Granit der Extraklasse, nahezu keinerlei brüchige Passagen
- Absicherung: Die Standplätze sind größtenteils, aber definitiv nicht immer, mit einem Muniring eingerichtet. Man sollte also durchaus auch in der Lage sein mal einen eigenen Standplatz bauen zu können. Auf den weit über 30 Seillängen stecken als Zwischensicherung, lediglich ca. 20 Bohrhaken. Natürlich gibt es auch noch viele Normalhaken und einige Holzkeile, insgesamt ist man aber doch meist selber gefordert. Mit Cams kann aber nahezu immer und überall etwas angefangen werden. Keile hatten wir zwar dabei würde ich aber nächstes Mal nicht mehr mitnehmen. Sie könnten zwar schon auch gut eingesetzt werden, mit Cams geht es aber meist einfach schneller.
- Kletterlänge ca. 1000 m
- Kletterzeit: 12-16 h


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


unser zeitlicher Tagesverlauf:
Abmarsch Salbithütte: 04:15 Uhr
Einstieg/Losklettern: 05:30 Uhr
Turm I: 07:45 Uhr
Turm II: 09:45 Uhr
Turm III: 10:50 Uhr
Turm IV: 12:15 Uhr
Turm V: 13:45 Uhr
Salbit Gipfel: 15:30 Uhr
Salbit Hütte: 17:00 Uhr


Kletterführer / Topos:
Salbit erleben
3. überarbeitete Auflage 2009
Edition Filidor
Hans Berger, Jonas Gessler, Jürg von Känel

Schweiz extrem Ost
2013
Edition Filidor
Sandro von Känel

Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth

Plaisir Ost
Edition Filidor
Jürg von Känel

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1231, Urseren
1:25000: SAC Karte, 1211, Meiental


Viele Grüße
Marcel und Tobias
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Salbit - Westgrat (VII, A1 / VI obl., 1000 m), Urner Alpen 16.07.13 - von Tobias - 19.07.2013, 15:37

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