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Aiguille Dibona - Visite Obligatoire (VII-, 430 m, 12 SL), Dauphine 16.07.16
#1
Die kühne, beeindruckende 400m hohe Felsnadel der Aiguille Dibona (3131 m) in der fernen Dauphine ist hier zu Lande nicht unbedingt allzu berühmt. Zu Mindestens ein Begriff ist aber dennoch den meisten weitgereisten Alpinisten „Ach ja, da gibt es ja irgendwo in der Dauphine so eine schöne Felsnadel“. So ging es auch mir als ich Mitte Juli mit Jürgen in die Dauphine gefahren bin. Das eigentliche Ziel war aber ein ganz anderes...


„Vor dem Vergnügen, sie zu ersteigen, steht das, sie zu sehen“
Gaston Rébuffat


Es war ein Wochenende Mitte Juli 2016 nach einer Woche mit Kaltfront, polarer Kaltluft und einigem Neuschnee in den nördlichen Westalpen. Nun gut, in der Dauphine hatte es lange nicht die Niederschlagsmengen wie in Chamonix unter der Woche und das Wetter war viel früher wieder besser. Meije Südwand wird also am Wochenende schon gehen, wir fahren… . Wobei die Entscheidung „wir fahren“ in diesem Fall fast 750 km One Way bedeutet. Doch schon ab Grenoble fällt uns so komisches weißes Zeugs auf den höheren Bergen auf. Ein Anruf auf der Promontoirehütte am Fuße der Meije bestätigte die Befürchtung nächtlicher Neuschneemengen in den Höhenlagen der Dauphine die irgendwie kein Wetterbericht so recht auf dem Schirm hatte. Der freundliche Hüttenwirt sagte: “Keine Chance, Meije Südwand im oberen Teil total weiß und alles vereist, mindestens 2 Tage warten.“ Blöd wenn man beim Erhalt dieser Hiobsbotschaft schon fast am Ausgangspunkt in den Tiefen der Dauphine ist und mal wieder nur das Wochenende Zeit hat. Auf der Suche nach Alternativen, um nicht ganz umsonst in die Dauphine gefahren zu sein, kommt aus dem Hinterkopf plötzlich diese Aiguille Dibona hervor.

    Aiguille Dibona, ein prächtiger Berg

So starten wir also ganz unplanmäßig an die Aiguille Dibona (3131 m) und zum schön gelegenen Refuge Soreiller (2719 m). Der Neuschnee war hier zum Glück kein Problem, denn die Gipfelhöhe ist einfach um ca. 850 m niedriger als die der Meije. Da wir natürlich keinerlei Infos, Topos oder dergleichen dabei hatten, ging es in eine Tour von der wir auf der Hütte noch ein gutes Topo abfotografieren konnten. So landeten wir beim alpinen Sportklettern mit vielen vielen Bohrhaken und gemäßigten, aber anhaltenden Schwierigkeiten in der Route „Visite Obligatoire“. Ein wirklicher „Pflichtbesuch“, denn was die Kletterei betrifft eine absolute Traumtour in allerbestem Granit. Wer hier mal planmäßig hinfährt, für den gibt es sogar Topoguide-Topos von mehreren Touren an diesem Berg in Band 1 und 2. Nachdem der Juli 2016 bei mir von mehreren „missglückten“ Aktionen und Tourenabbrüchen aus verschiedensten Gründen geprägt war, war es dann umso schöner dass es 2 Wochen später Ende Juli im zweiten Anlauf doch noch mit der
Meije Südwand (hier ein paar Infos)
geklappt hat.

    Direkt über der Hütte die Südwand der Aiguille Dibona

In ca. 1h 45min ging von Les Etages (1597 m) hinauf zum Refuge Soreiller (2719 m) welche direkt unter der Südwand der Aiguille Dibona liegt. Am nächsten Morgen ist der Weg zu den Einstiegen dann richtig komfortabel, denn nach knapp 10 min ist man an der Wand und es kann losgehen. Die Sonne kam gegen 8:30 Uhr in den Einstiegsbereich der Wand. Die ersten beiden Seillängen (VI+) führen über sehr kompaktes plattiges Gelände. Der Fels ist aber auf diesen Platten schon so herrlich strukturiert, dass nie unangenehmes Plattenfeeling aufkommt.

    Morgenstimmung vor der Hütte
    1. SL (VI+, 35 m)
    1. SL (VI+, 45 m)
    herrliche Felsstrukturen – 2. SL (VI+, 45 m)

In der 3. und 4. SL wird es dann steiler und es gilt einige kleinere Dächlein zu überwinden. Die Kletterei ist richtig begeisternd und die Dächer gleichen Turnübungen an riesigen Henkel. Ein toller und fotogener Quergang in der 4. SL gibt dem ganzen zusätzliche Würze.

    3. SL (VI, 30 m)
    4. SL (VI+, 25 m)
    4. SL (VI+, 25 m)
    4. SL (VI+, 25 m)
    4. SL (VI+, 25 m)

Die 5. SL bietet begeisternde Wand und Verschneidungskletterei und laut einem französischem Topo auch die Schlüsselstelle mit 6a+. Diese besagte VII- ist aber nur eine ganz kurze Passage und wie auch der Rest bestens abgesichert. Topoguide schreibt hier VI+ wie in den vorigen Seillängen. Ein Tick schwerer wie der Rest der Tour ist die Stelle aber schon, von dem her passt VII- ganz gut.

    5. SL (VII-, 30 m)
    5. SL (VII-, 30 m) - die kurze Schlüsselstelle

Danach wird es für ca. 70 m deutlich einfacher und geneigter bis an den Fuß des markanten Kantenaufschwungs im oberen Teil. Entweder eine gestreckte Länge oder zwei kurze im III-IVer Geländ. Am nun folgenden Kantenaufschwung wird es gleich wieder steiler. Wir entscheiden uns für die schwere Variante rechts der Kante an steilen Rissen. VII+/VIII- dürfte es schon gewesen sein. Laut französischem Topo 6c/A0.

    Variante rechts der Kante (VII+/VIII-)
    Variante rechts der Kante (VII+/VIII-)
    Variante rechts der Kante (VII+/VIII-)
    Variante rechts der Kante (VII+/VIII-)

Danach weiter auf der Originalroute direkt an der Kante.

    9. SL (VI, 40m)
    Tiefblick zur Hütte
    oberster Kantenaufschwung, „Visite“ immer am Grat
    12. SL – die letzten Meter zum Gipfel


Nach ca. 4 Stunden Kletterzeit stehen wir am höchsten Punkt der Aiguille Dibona und genießen die Aussicht auf die wilde Hochgebirgslandschaft der Dauphine.

    am Gipfel der Aiguille Dibona

Auf dem Normalweg über den Nordgrat ist die Hölle los und viele Seilschaften sind im Auf- oder Abstieg unterwegs. Die Aiguille Dibona scheint unter den Franzosen ein äußerst begehrtes Gipfelziel zu sein. An unserem Hüttenaufstiegstag und auch nun am Tourentag waren von der Hütte aus ca. 15 Seilschaften am Normalweg unterwegs.

Wenig unterhalb des Gipfels befindet sich die erste Abseilstelle. Von dort ca. 25 m abseilen und es folgt eine weitere Kette. Hier nochmals ca. 25 m Abseilen in eine kleine Scharte. Von der Scharte geht es auf einem schmalen Band (II, Stelle III) auf der Westseite des Grates entlang bis zum Ende der Felsen.

    Blick vom Gipfel auf den Nordgrat
    Nordgrat mit Standplätzen und/oder Abseilstellen
    Abstieg über den Normalweg
    Abstieg über den Normalweg

Wie bei uns wird hier oft noch Schnee liegen und der weitere Abstieg führt über den vermutlich meist bestens ausgelatschten Normalweg zurück zur Hütte. Hütte bis Hütte dauerte 5 h und eine wirkliche Traumtour in bestem Granit liegt hinter uns.

    Au Revoir – Aiguille Dibona
    Abstieg nach Les Etages
    Blick auf Les Etages


Viele Grüße
Jürgen und Tobias
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