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Hochferner - Nordwand (bis 80° / 950 mH) 12.12.15
#1
„Seine nahezu 1000 Meter hohen Nordabbrüche ins Pfitschertal gehören zu den gewaltigsten und verlockendsten der ganzen Ostalpen. Zu beiden Seiten eines massigen Gneispfeilers, der bis unter die Firnhaube des Gipfels reicht, krallen sich zwei wildzerklüftete Hängegletscher ins Gestein, der Grießferner und der Hochferner. Allein der Anblick dieser Eismassen ist erregend…“

„Wir mußten damals nach dem Kriege [am 12. Juli 1949] noch ‚schwarz‘ über die Grenze. Als Ablenkung für die italienischen Zöllner ließen wir unsere Bergkameradinnen droben am Pfitscherjoch-Haus und nächtigten am Wandfuß in einem Heustadel. Zur üblichen ‚Nordwandstimmung‘, jenem Zweifeln am Wetter, an den Verhältnissen und vor allem an sich selbst, kam diesmal noch die Sorge, von einer italienischen Grenzpatrouille aufgestöbert und verhaftet zu werden. Am anderen Morgen um 5 Uhr bissen sich unsere Zwölfzacker erstmals in das Eis des Hochferners…“


aus: Erich Vanis - im steilen Eis.


    Blick vom Fußstein zur Hochfernerspitze (3470 m) – aufgenommen am 04.07.2015

Auch die Hochferner Nordwand ist leider wie so vieles stark betroffen vom Gletscherrückgang. Die großen Eismassen früherer Zeiten sind hier inzwischen teilweise auch Geschichte. So kommen beispielsweise schon seit Jahren im Sommer und Herbst im untersten Teil der Hochferner Nordwand teils unangenehm glatte Gletscherschliffplatten zu Tage und die Vanis-Variante (Erstbegehung am 12. Juli 1949 durch Erich Vanis und Karl Baumann) im oberen Teil der Wand kann fast nur noch im Frühjahr (sinnvoll) begangen werden.

Dennoch stellt die Hochferner Nordwand nach wie vor eine attraktive, beliebte und regelmäßig begangen große Ostalpen Nordwand dar. Die Schwierigkeiten (meist bis 80° Blankeis) und die Länge (950m) sollten als Gesamtpaket nicht unterschätzt werden und bei einer Begehung als Tagestour sind es insgesamt knapp 1800 Höhenmeter. Die Objektiven Gefahren dürfen hier auch nicht ganz vergessen werden. Zumal man doch nahezu die ganze Zeit unterhalb oder neben Eisabbrüchen klettert. Viele Eisbrocken am Fuße der Wand zeugen davon…

Nun ist natürlich Mitte Dezember nicht unbedingt die prädestinierteste Jahreszeit für solche Touren, doch nach dem der Winter nach wie vor, zu mindestens in Ostalpen, auf sich warten lässt und nahezu seit Wochen stabiles Hochdruckwetter herrscht sieht die Lage etwas anders aus. Wie schon vor 3 Wochen in der Ortler Nordwand profitierten wir von perfekten Hochtourenbedingungen. Überwiegend perfekter Trittschnee und Styroporschnee. Zudem gab es immer wieder auch ältere Spuren die nur leicht zugeweht waren. Lediglich zwei steile Seillängen am großen Eisbruch im oberen Teil waren etwas sprödes, glasklares Blankeis. Auto bis Auto 10,5 h

    Blick ins Oberbergtal am Tourentag 12.12.2015 (rechterhand die Nordwände) – vom Winter ist noch nicht viel zu sehen

Frühmorgens starten wir am Ausgangspunkt bei der 3. Kehre der Pfitscherjoch Passstraße (1737 m). In knapp zwei Stunden geht es gemütlich durch die stockfinstere Nacht zum Günther Messner [Hochferner-] Biwak (2429 m). Das Biwak war in einem sehr guten Zustand. Wir nutzen die Biwakschachtel als gemütliches Ankleidezimmer. 10 min von der Biwakschachtel entfernt steht man schon direkt unter der Wand und es geht los.

    Günther Messner [Hochferner-] Biwak (2429 m) – unser Ankleidezimmer an diesem Morgen
Wink

    leicht fallende, steile Moränenquerung vom Biwak zur Hochferner Nordwand
    die untersten Eisabbrüche des Hochferner und die Gletscherschliffplatten am Beginn

Wir entscheiden uns im untersten Teil für den Weg über die Gletscherschliffplatten ganz links um den Seracs der Gletscherzunge so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Man könnte zwar auch in einem Rechtsbogen, in leichterem Gelände die Felsplatten umgehen, muss dann aber unterhalb der gesamten Gletscherzunge durchqueren. Nach den Felsplatten zog ein Firn/Eisschlauch links an der Gletscherzung vorbei. Ganz klar ist es in diesem untersten Teil sicher ein Vorteil umso mehr Eis und Firn hier liegt und man so wenig wie möglich auf glatten Platten klettern muss.

    unterwegs auf den Gletscherschliffplatten
    unterwegs auf den Gletscherschliffplatten
    die untersten Eisabbrüche
    links der Gletscherzunge kommt man bei Firn und Eis gut durch
    links der Gletscherzunge kommt man bei Firn und Eis gut durch
    beeindruckende Kulisse – der Blick auf den oberen Wandteil und den großen Eisbruch wird frei

Wir legen das Seil an. Allerdings zunächst nicht wegen den Schwierigkeiten sondern wegen einiger Spalten.

    im Flachstück unterhalb des großen Eisbruch
    Blick auf die “Vanis-Variante”
    das steile Eis kommt näher…

Nun geht die steile Blankeis-Kletterei los. Zwei Seillängen klettern wir richtig mit Standplatz und so. Das Eis ist max. 80° steil und leider etwas spröde. Nach den zwei Seillängen geht es am laufenden Seil weiter.


    im steilen Eis des großen Eisbruch
    im steilen Eis (ca. 80°) des großen Eisbruch
    im steilen Eis (ca. 80°) des großen Eisbruch
    gewaltige Kulisse im großen Eisbruch
    gewaltige Kulisse im großen Eisbruch
    Blick aus der Wand auf Prominenz der Zillertaler Alpen. Schrammacher, Fußstein, Olperer, Gefrorne Wand, Hoher Riffler (v.l.n.r)
    die letzten Steilaufschwünge des großen Eisbruch
    die letzten Steilaufschwünge des großen Eisbruch
    die Wand legt dich zurück – Spalten hat es noch sehr viele

Nach dem großen Eisbruch legt sich die Wand deutlich zurück. Das Seil bleibt bis zum Gipfel dran, zunächst wieder wegen der Spalte.

    der Gipfel in greifbarer Nähe
    Hochfernerspitze (3470 m)
    Hochfernerspitze (3470 m)
    perfekte Hochtourenbedingungen – Blick zum Hochfeiler (3509 m)
    Abstieg von der Hochfernerspitze auf den Weißkarferner
    Abstieg über den Hochfeiler Normalweg
    leider hatten wir die Schlittschuhe nicht dabei – WI 1 auf den Wanderweg
Wink

    Blick zurück ins Gliderbachtal – der lange Abstieg liegt bald hinter uns



Kletterführer:
AV-Führer Zillertaler Alpen
10. Auflage 1990
Bergverlag Rother, München
Heinrich Klier / Walter Klier

Firn- und Eisklettern in den Ostalpen
1. Auflage 2004
Andreas Jentzsch, Axel Jentzsch-Rabl
Alpinverlag

Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis


Landkarte:
1:25000: AV-Karte 35/1 Zillertaler Alpen West


Viele Grüße
Joachim und Tobias
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