04.08.2014, 00:56
[attachment=10438]Kaukasus Russland, Mt. Elbrus 5642m Skibesteigung
1.-10. Mai 2014
1. Mai: Jochen und Andreas treffen sich am Flughafen Frankfurt. Jeder hat 2 Rucksäcke und einen Skisack dabei. Das Ziel unserer Reise ist die Besteigung des Mt. Elbrus mit Ski im Kaukasus im südlichen Russland.
Wir haben einen Flug über Moskau nach Mineralnye Vody gebucht und ein „lite-package“ der russischen Firma Pilgrim Tours (Visa-support, permits, Flughafentransfer, Übernachtungen). Am nächsten Morgen erreichen wir gegen 3 Uhr das Hotel, nicht ohne auf der 3 stündigen Fahrt vom Flughafen auf dem Grünstreifen neben einer Straße noch das Abendessen aus der geöffneten Hecktür des Geländewagens eingenommen zu haben.
2. Mai: wir gönnen uns einen Eingewöhnungstag, einkaufen, etwas Essen, und versuchen ein wenig zu verstehen, wie das Land so tickt. Unser Hotel Semerka liegt etwa 5 km vom Elbrus entfernt, ruhig gelegen und am Rande der Ortschaft Cheget nahe Terskol.
3. Mai: heute lassen wir uns für umgerechnet ca. 6 EUR zur Seilbahn bringen. Diese bringt uns auf 3500 m. Wir steigen zur Eingewöhnung auf 4500 m. Dann das gleiche wieder zurück. Bei mehr Schnee könnte man auch bis ganz runter auf Ski fahren, so nur bis zur Mittelstation. Abends gibt es im Hotelrestaurant (wir haben Halbpension) mehr als wir essen können – und das heißt was.
4. Mai: Gleiches Spiel wie gestern. Nur heute ist Sonntag und es läuft auch der Sessellift im Anschluss an die Seilbahn. Also fahren wir auf 3750 m und steigen mit Ski auf knapp 5000 m auf. Es geht, aber die Höhe macht sich doch etwas bemerkbar. Der 4. Mai war der Tag mit dem besten Wetter. In den nächsten Tagen ärgern wir uns, daß wir nicht einfach weiter aufgestiegen sind…
5. Mai: Mit Schlafsack, Isomatte, Verpflegung für 3-4 Tage, Kocher usw. ziehen wir in die Blech-Container auf 3750 m. Wir hatten uns gedacht, am nächsten Tag mal einen Gipfelversuch zu starten, warum nicht. Das Wetter ist heut aber weit schlechter als es nach Wetterbericht sein dürfte. Es schneit und die Tür zum Container ist nur mit wirklich aller Kraft gegen den Wind zu schließen. Es gibt Schlafcontainer mit 8 Betten und einen Esscontainer mit Tisch und Bank. Dort kochen wir unser Travellunch und kriechen dann zeitig in den Schlafsack. Der Wetterbericht verheißt für den nächsten Tag nichts Gutes. Das Klohäuschen ist ca. 15 m über einen leichten Hang zu erreichen; wer Nachts raus muss, zieht sich komplett an und kämpft sich gegen Sturm und Schnee hin und hoffentlich auch wieder zurück.
6. Mai: das mit dem Gipfel kann man heut vergessen. Es schneit und stürmt weiter mit voller Kraft. Am Gipfel müssen das deutlich mehr als 100 km/h sein. Wir warten. Und werden ungeduldig. Morgen muss was gehen.
7. Mai: wir haben den Wecker auf 4 Uhr gestellt. Als wir rausschauen sieht das nicht wirklich besser aus. Naja, mal frühstücken, vielleicht wird’s noch. Um 5 Uhr gehen wir wieder ins Bett. Aber um 8 Uhr halten wir‘s nicht mehr aus: Sturm und Schnee haben nachgelassen und wir entschließen uns in die höher gelegenen Schlaf-Container auf 4100m zu wechseln.
Am Abend ein kaum mehr gekannter Anblick: blauer Himmel, kaum Wolken, fast windstill! Morgen geht’s los.
8. Mai: Um 4.30 Uhr schnallen wir die Ski an und steigen auf. Das Wetter ist nicht super, aber ok. Der erste Teil der Strecke bis zu den Pastukhov-Felsen bei ca. 4700 m ist sehr leichtes Gelände. Dann etwas steiler und leicht eisig auf 5000 m (aber problemlos auf Ski machbar), ab hier wird nach links unter leichtem Anstieg gequert. Schließlich wieder etwas steiler hinauf zum Sattel zwischen Ost-und Westgipfel des Elbrus, ca. 5400 m.
Inzwischen hat es leider wieder zugezogen, Sichtweite vielleicht 40-50 m. Wenige Meter nach dem Sattel machen wir Skidepot, legen Steigeisen an und steigen einen ca. 35° Hang schräg Richtung Westgipfel hoch. Der Wind wird wieder recht stramm, dafür ist aber die Sicht hier etwas besser, wir blicken auf Wolken im Sattel herunter. Im oberen Teil gibt es ein paar Stellen, an denen der Pickel hilfreich ist. Das letzte Stück dann wieder einfach, aber länger als es aussieht.
Um 11.45 Uhr sind wir auf dem Gipfel! Kräftiger Wind, wolkig, keine Aussicht – aber wir sind oben :-)))
Der Abstieg zum Skidepot ist leicht vereist aber mit den Steigeisen problemlos. Danach herrscht sehr schlechte Sicht. Wir freuen uns über die Pfosten, die in regelmäßigen Abständen den Weg weisen. Es ist wichtig, in der Querung zwischen Sattel und dem Punkt auf 5000 m nicht zu früh nach unten abzubiegen, denn dort wird es sehr steil und spaltig.
Jetzt sind wir froh unsere Ski dabei zu haben. Wir überholen die meist russischen Bergsteiger, die jetzt nur mit ihren Steigeisen an den Füßen den langen Abstieg antreten. Die Sicht bleibt schlecht und wir müssen immer wieder anhalten, um uns zu orientieren. Teils über vereiste Teilstücke brausen wir in Richtung unserer Botschkin ( Blechkontainer) und dann weiter zur Bergstation der Seilbahn.
Müde aber ziemlich froh über unsere Besteigung des Elbrus erreichen wir wieder das Tal.
Am Abend gibt es dann in unserem Stammlokal nochmals kaukasische Küche. Das russische Bier und der Vodka schmeckt jetzt noch besser zu Pfannkuchen mit Lamm.
9. Mai: unser Reservetag. Also noch ein bißchen einkaufen, Wollsachen auf dem Markt sind gut und sehr günstig. Andreas schont sein Knie, das er auf einer Eisplatte verdreht hat, kurz nach dem Skidepot auf 5400m. Auf einer der tückischen Eisplatten weggerutscht.
10. Mai: wir werden wieder zum Flughafen gebracht und fliegen über Moskau und Wien nach Frankfurt.
Empfehlenswert:
Lite-package von Pilgrim-Tours. Auch mit russisch-Kenntnissen macht es die Organisation sehr viel leichter und schneller. (
http://www.pilgrim-tours.com/index.shtml...te/service
)
Geldabheben mit Kreditkarte problemlos, dt. Handy funktioniert (teuer), ins Internet gehen sollte man besser bleiben lassen (geschätze 5 min ca 45 EUR)
Den Flug nicht zu spät buchen, irgendwann wird es sehr teuer, gute Verbindungen zu bekommen. Skisack bei der Fluggesellschaft vorher anmelden.
Die Tour selber ist als Skitour absolut zu empfehlen, so spart man sich einen langen Abstieg. Technisch kein Problem, allenfalls der Hang nach den Pastukhov-Felsen und der Gipfelhang sind öfter vereist und verlangen dann Steigeisen und Pickel.
Normale Skihochtourenausrüstung, warme Kleidung , warmen Schlafsack, Isomatte, Kocher, Verpflegung für 3-4 Tage, Schneebrille empfehlenswert.
Jochen und Andreas
1.-10. Mai 2014
1. Mai: Jochen und Andreas treffen sich am Flughafen Frankfurt. Jeder hat 2 Rucksäcke und einen Skisack dabei. Das Ziel unserer Reise ist die Besteigung des Mt. Elbrus mit Ski im Kaukasus im südlichen Russland.
Wir haben einen Flug über Moskau nach Mineralnye Vody gebucht und ein „lite-package“ der russischen Firma Pilgrim Tours (Visa-support, permits, Flughafentransfer, Übernachtungen). Am nächsten Morgen erreichen wir gegen 3 Uhr das Hotel, nicht ohne auf der 3 stündigen Fahrt vom Flughafen auf dem Grünstreifen neben einer Straße noch das Abendessen aus der geöffneten Hecktür des Geländewagens eingenommen zu haben.
2. Mai: wir gönnen uns einen Eingewöhnungstag, einkaufen, etwas Essen, und versuchen ein wenig zu verstehen, wie das Land so tickt. Unser Hotel Semerka liegt etwa 5 km vom Elbrus entfernt, ruhig gelegen und am Rande der Ortschaft Cheget nahe Terskol.
3. Mai: heute lassen wir uns für umgerechnet ca. 6 EUR zur Seilbahn bringen. Diese bringt uns auf 3500 m. Wir steigen zur Eingewöhnung auf 4500 m. Dann das gleiche wieder zurück. Bei mehr Schnee könnte man auch bis ganz runter auf Ski fahren, so nur bis zur Mittelstation. Abends gibt es im Hotelrestaurant (wir haben Halbpension) mehr als wir essen können – und das heißt was.
4. Mai: Gleiches Spiel wie gestern. Nur heute ist Sonntag und es läuft auch der Sessellift im Anschluss an die Seilbahn. Also fahren wir auf 3750 m und steigen mit Ski auf knapp 5000 m auf. Es geht, aber die Höhe macht sich doch etwas bemerkbar. Der 4. Mai war der Tag mit dem besten Wetter. In den nächsten Tagen ärgern wir uns, daß wir nicht einfach weiter aufgestiegen sind…
5. Mai: Mit Schlafsack, Isomatte, Verpflegung für 3-4 Tage, Kocher usw. ziehen wir in die Blech-Container auf 3750 m. Wir hatten uns gedacht, am nächsten Tag mal einen Gipfelversuch zu starten, warum nicht. Das Wetter ist heut aber weit schlechter als es nach Wetterbericht sein dürfte. Es schneit und die Tür zum Container ist nur mit wirklich aller Kraft gegen den Wind zu schließen. Es gibt Schlafcontainer mit 8 Betten und einen Esscontainer mit Tisch und Bank. Dort kochen wir unser Travellunch und kriechen dann zeitig in den Schlafsack. Der Wetterbericht verheißt für den nächsten Tag nichts Gutes. Das Klohäuschen ist ca. 15 m über einen leichten Hang zu erreichen; wer Nachts raus muss, zieht sich komplett an und kämpft sich gegen Sturm und Schnee hin und hoffentlich auch wieder zurück.
6. Mai: das mit dem Gipfel kann man heut vergessen. Es schneit und stürmt weiter mit voller Kraft. Am Gipfel müssen das deutlich mehr als 100 km/h sein. Wir warten. Und werden ungeduldig. Morgen muss was gehen.
7. Mai: wir haben den Wecker auf 4 Uhr gestellt. Als wir rausschauen sieht das nicht wirklich besser aus. Naja, mal frühstücken, vielleicht wird’s noch. Um 5 Uhr gehen wir wieder ins Bett. Aber um 8 Uhr halten wir‘s nicht mehr aus: Sturm und Schnee haben nachgelassen und wir entschließen uns in die höher gelegenen Schlaf-Container auf 4100m zu wechseln.
Am Abend ein kaum mehr gekannter Anblick: blauer Himmel, kaum Wolken, fast windstill! Morgen geht’s los.
8. Mai: Um 4.30 Uhr schnallen wir die Ski an und steigen auf. Das Wetter ist nicht super, aber ok. Der erste Teil der Strecke bis zu den Pastukhov-Felsen bei ca. 4700 m ist sehr leichtes Gelände. Dann etwas steiler und leicht eisig auf 5000 m (aber problemlos auf Ski machbar), ab hier wird nach links unter leichtem Anstieg gequert. Schließlich wieder etwas steiler hinauf zum Sattel zwischen Ost-und Westgipfel des Elbrus, ca. 5400 m.
Inzwischen hat es leider wieder zugezogen, Sichtweite vielleicht 40-50 m. Wenige Meter nach dem Sattel machen wir Skidepot, legen Steigeisen an und steigen einen ca. 35° Hang schräg Richtung Westgipfel hoch. Der Wind wird wieder recht stramm, dafür ist aber die Sicht hier etwas besser, wir blicken auf Wolken im Sattel herunter. Im oberen Teil gibt es ein paar Stellen, an denen der Pickel hilfreich ist. Das letzte Stück dann wieder einfach, aber länger als es aussieht.
Um 11.45 Uhr sind wir auf dem Gipfel! Kräftiger Wind, wolkig, keine Aussicht – aber wir sind oben :-)))
Der Abstieg zum Skidepot ist leicht vereist aber mit den Steigeisen problemlos. Danach herrscht sehr schlechte Sicht. Wir freuen uns über die Pfosten, die in regelmäßigen Abständen den Weg weisen. Es ist wichtig, in der Querung zwischen Sattel und dem Punkt auf 5000 m nicht zu früh nach unten abzubiegen, denn dort wird es sehr steil und spaltig.
Jetzt sind wir froh unsere Ski dabei zu haben. Wir überholen die meist russischen Bergsteiger, die jetzt nur mit ihren Steigeisen an den Füßen den langen Abstieg antreten. Die Sicht bleibt schlecht und wir müssen immer wieder anhalten, um uns zu orientieren. Teils über vereiste Teilstücke brausen wir in Richtung unserer Botschkin ( Blechkontainer) und dann weiter zur Bergstation der Seilbahn.
Müde aber ziemlich froh über unsere Besteigung des Elbrus erreichen wir wieder das Tal.
Am Abend gibt es dann in unserem Stammlokal nochmals kaukasische Küche. Das russische Bier und der Vodka schmeckt jetzt noch besser zu Pfannkuchen mit Lamm.
9. Mai: unser Reservetag. Also noch ein bißchen einkaufen, Wollsachen auf dem Markt sind gut und sehr günstig. Andreas schont sein Knie, das er auf einer Eisplatte verdreht hat, kurz nach dem Skidepot auf 5400m. Auf einer der tückischen Eisplatten weggerutscht.
10. Mai: wir werden wieder zum Flughafen gebracht und fliegen über Moskau und Wien nach Frankfurt.
Empfehlenswert:
Lite-package von Pilgrim-Tours. Auch mit russisch-Kenntnissen macht es die Organisation sehr viel leichter und schneller. (
http://www.pilgrim-tours.com/index.shtml...te/service
)
Geldabheben mit Kreditkarte problemlos, dt. Handy funktioniert (teuer), ins Internet gehen sollte man besser bleiben lassen (geschätze 5 min ca 45 EUR)
Den Flug nicht zu spät buchen, irgendwann wird es sehr teuer, gute Verbindungen zu bekommen. Skisack bei der Fluggesellschaft vorher anmelden.
Die Tour selber ist als Skitour absolut zu empfehlen, so spart man sich einen langen Abstieg. Technisch kein Problem, allenfalls der Hang nach den Pastukhov-Felsen und der Gipfelhang sind öfter vereist und verlangen dann Steigeisen und Pickel.
Normale Skihochtourenausrüstung, warme Kleidung , warmen Schlafsack, Isomatte, Kocher, Verpflegung für 3-4 Tage, Schneebrille empfehlenswert.
Jochen und Andreas