„ Die Besteigung des Grand Combin wird als klassische Westalpenfahrt gerühmt. Der großartige Eisanstieg über die 700 Meter hohe Nordwestwand des Grand Combin de Valsorey aber … war ganz zu Unrecht der Vergessenheit anheimgefallen.“
„Egbert Eider und ich begingen die Wand bei äußerst mittelmäßigem Wetter. Nach allen Regeln der bergsteigerischen Vernunft hätten wir bei diesen untrüglichen Wetterzeichen verzichten sollen, doch es reizte uns einfach, etwas ganz und gar Unvernünftiges zu tun. Als die ersten Schneeflocken wirbelten und den Schneesturm einleiteten, lagen bereits 200 Meter der Eisflanke unter uns. Wenig später fiel der Nebel ein. … . Je näher wir unserem Ziel rückten, desto erbarmungsloser fegte uns der Sturm die letzte Wärme aus den Gliedern.“
aus: Erich Vanis - im steilen Eis. [Zweite Begehung und Erste Direkte am 21. Mai 1958]
Zusammen mit Florian und Martin stand letzten Sonntag die Nordwestwand am Grand Combin de Valsorey (4184 m) auf dem Programm. Es lockten eine tolle 4000er Eiswand und ein großer Westalpengipfel. Zudem lässt sich hier auch noch das 4000er Gipfelkonto gleich um einige Gipfel erhöhen. Laut offizieller UIAA Liste sind das der Combin de Grafeneire (4314 m), der Combin de Valsorey (4184 m) und der Combin de la Tsessette (4141 m). Auf der Liste der „weniger bedeutenden Gipfel über 4000 m“ befindet sich dann laut UIAA auch noch die Aiguille du Croissant (4243 m). Nachdem die Nordwestwand seilfrei nach 1h 50 min hinter uns lag, ging es bei leider extrem schlechter werdendem Wetter an die Überschreitung der anderen Gipfel. So war darunter nun auch mein 30. Viertausender Gipfel in den Alpen. Die Abfahrt erfolgte schlussendlich im völligen White Out über den Korridor. GPS – dein Freund und Helfer…
Zwei Tage zuvor hatten Florian und Martin das Supercouloir mit Direkteinstieg bis zum Gipfel des Montblanc du Tacul durchstiegen und konnten die Wand aus der Entfernung einsehen. Sie berichteten schon von viel Blankeis und auch der erste Eindruck von der Hütte aus betrachtet und im morgendlichen Zustieg bestätigten dies. Doch im Nachhinein ließen sich die doch zahlreich vorhandenen „weißen Flecken und Streifen“ sehr gut aneinanderreihen und die richtigen Blankeispassagen waren meist unter 10 m lang. Dazwischen immer wieder bester Styroporschnee oder Trittfirn. Insgesamt also trotz Blankeiseindruck gute Verhältnisse.
Der Grand Combin gesehen vom Montblanc du Tacul (zwei Tage zuvor am 06.05.2016)
Los geht es mit dem längeren Hüttenzustieg von Fionnay (1491 m) im hintersten Val di Bagnes zur Cabane FXB Panossière (2641 m). Zwar ist schon Anfang Mai, doch zum Glück mussten die Ski nur 20 min getragen werden. Trotz schweißtreibendem Hüttenzustieg in der Mittagshitze ist das immer weitere Eintauchen in die Welt aus Eis, Fels und Schnee wie immer faszinierend. Besonders die ersten Blicke auf den wuchtigen, massiven und formschönen Grand Combin ließen die Vorfreude auf den nächsten Tag steigen.
im Hüttenzustieg
im Hüttenzustieg schon tolle Hochgebirgslandschaft
Cabane FXB Panossière und der Grand Combin
Nach einer Nacht in der vollen aber sehr angenehmen Cabane FXB Panossière (2641 m) stehen wir um 03:45 Uhr auf den Ski und fahren die wenigen Höhenmeter von der Hütte auf den Glacier de Corbassière ab und der lange Anstieg über diesen Gletscher beginnt.
Sonnenaufgang über dem Glacier de Corbassière
Grand Combin und die Nordwestwand Wand (gelber Pfeil)
Combin de Valsorey - Nordwestwand
Gut 3 h nach dem Start an der Hütte kommen endgültig die Eisgeräte in die Hand und es geht los.
los geht´s…
im untersten Teil der Wand
im untersten Teil der Wand
Drüben am heute üblichen Normalweg der Nordwestflanke oder auch „Couloir de Gardien“ ist einiges los. Der Korridor ist zwar sehr in Verruf geraten (vermutlich auch zu Recht), doch so ganz Safe ist dieses „Couloir de Gardien“ sicher auch nicht. Zumal man hier einfach doch auch gewisse Zeit unter diversen Seracs und Abbrüchen mit Ski am Rucksack höher steigt. Objektiv am sichersten ist da sicher unsere Nordwestwand. Kein einziger Serac oder Eisabbruch in der ganzen Wand!
Bergsteiger im “Couloir de Gardien”
im mittleren Teil der Wand
dem Ausstieg entgegen
im oberen Teil der Wand
Nach 1h 50 min gegen 09:00 Uhr waren wir am Gipfel des Combin de Valsorey (4184 m) angekommen und konnten noch den Blick auf den Montblanc im Westen bei Sonnenschein genießen. Doch im Süden sowie am Hauptgipfel, dem Combin de Grafeneire (4314 m), war schon zu sehen was hier wettertechnisch bald los sein wird. Der Föhn schiebt von Süden gewaltige Wolkenbänke heran.
auf den letzten Metern in der Wand
am Gipfel des Grand Combin de Valsorey (4184 m)
Blick zum Hauptgipfel, dem Grand Combin de Grafeneire (4314 m), die Föhnwalze rollt heran
ein noch sonniges Gipfelfoto am Grand Combin de Valsorey (4184 m)
Die Ski blieben für den Weiterweg gleich am Rucksack und wir steigen im Sturm und Nebel auf den Hauptgipfel und machten uns bei schlechter werdendem Wetter gleich an den Weiterweg dem Grat entlang zu den anderen Gipfeln.
kurz unterm Hauptgipfel
Hauptgipfel erreicht
irgendwo am Grat noch vor der „Mur de la Côte“
Die „Mur de la Côte“ war relativ harmlos absteigend /abkletternd zu bewältigen. An einem eingegrabenen Seilstück (vermutlich T-Anker) hätte man auch abseilen können. Die Skiabfahrt am Ende über den Korridor, war bei Nullsicht schon eher heikel und spannend. Am Seil abfahrend und mit voller GPS Navigation ging es langsam talwärts. Vielleicht war es spaltenmäßig auch gar nicht so schlimm gewesen, doch bei einer Sicht von wenigen Metern ohne jegliche Konturen, kommt einem auch immer gleich jede kleine Schneemulde als Monsterspalte vor. Der Hintere konnte den Vorderen unserer 3er Seilschaft jedenfalls nicht mehr sehen. Zudem waren durch den Sturm und die einsetzende Schneeverfrachtung die Spuren von den Vortagen nicht mehr wirklich zu erkennen. Als wir im Bereich des „Plateau du Déjeuner“ wieder aus der stürmischen Föhnwalze herausfahren ist eine gewisse Erleichterung zu spüren.
GPS – dein Freund und Helfer…
im Bereich des „Plateau du Déjeuner“ – der Föhnwalze entronnen…
In der Folge geht es über die Weiten des Glacier de Corbassière zurück zur Hütte und wenig später ins Tal und an die Heimfahrt.
Grand Combin de Valsorey (4184 m) – Nordwestwand:
- 1. Begehung: Blanchet, Mooser 20.07.1933
- 2. Begehung und 1. Direktbegehung: Erich Vanis und Egbert Eider am 21. Mai 1958
- Schwierigkeit: bis max. 55°, meist 45-50°
- Wandhöhe: 700 Hm
- Kletterzeit: 4 h (laut SAC-Führer), 5-7 h (Vanis)
Hochtourenführer / Infos:
SAC Hochtouren im Wallis
3. Auflage 2002
Hermann Biner
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1346, Chanrion
1:50000: SAC Karte, 283 S, Arolla
Viele Grüße
Martin, Florian und Tobias
„Egbert Eider und ich begingen die Wand bei äußerst mittelmäßigem Wetter. Nach allen Regeln der bergsteigerischen Vernunft hätten wir bei diesen untrüglichen Wetterzeichen verzichten sollen, doch es reizte uns einfach, etwas ganz und gar Unvernünftiges zu tun. Als die ersten Schneeflocken wirbelten und den Schneesturm einleiteten, lagen bereits 200 Meter der Eisflanke unter uns. Wenig später fiel der Nebel ein. … . Je näher wir unserem Ziel rückten, desto erbarmungsloser fegte uns der Sturm die letzte Wärme aus den Gliedern.“
aus: Erich Vanis - im steilen Eis. [Zweite Begehung und Erste Direkte am 21. Mai 1958]
Zusammen mit Florian und Martin stand letzten Sonntag die Nordwestwand am Grand Combin de Valsorey (4184 m) auf dem Programm. Es lockten eine tolle 4000er Eiswand und ein großer Westalpengipfel. Zudem lässt sich hier auch noch das 4000er Gipfelkonto gleich um einige Gipfel erhöhen. Laut offizieller UIAA Liste sind das der Combin de Grafeneire (4314 m), der Combin de Valsorey (4184 m) und der Combin de la Tsessette (4141 m). Auf der Liste der „weniger bedeutenden Gipfel über 4000 m“ befindet sich dann laut UIAA auch noch die Aiguille du Croissant (4243 m). Nachdem die Nordwestwand seilfrei nach 1h 50 min hinter uns lag, ging es bei leider extrem schlechter werdendem Wetter an die Überschreitung der anderen Gipfel. So war darunter nun auch mein 30. Viertausender Gipfel in den Alpen. Die Abfahrt erfolgte schlussendlich im völligen White Out über den Korridor. GPS – dein Freund und Helfer…
Zwei Tage zuvor hatten Florian und Martin das Supercouloir mit Direkteinstieg bis zum Gipfel des Montblanc du Tacul durchstiegen und konnten die Wand aus der Entfernung einsehen. Sie berichteten schon von viel Blankeis und auch der erste Eindruck von der Hütte aus betrachtet und im morgendlichen Zustieg bestätigten dies. Doch im Nachhinein ließen sich die doch zahlreich vorhandenen „weißen Flecken und Streifen“ sehr gut aneinanderreihen und die richtigen Blankeispassagen waren meist unter 10 m lang. Dazwischen immer wieder bester Styroporschnee oder Trittfirn. Insgesamt also trotz Blankeiseindruck gute Verhältnisse.
Der Grand Combin gesehen vom Montblanc du Tacul (zwei Tage zuvor am 06.05.2016)
Los geht es mit dem längeren Hüttenzustieg von Fionnay (1491 m) im hintersten Val di Bagnes zur Cabane FXB Panossière (2641 m). Zwar ist schon Anfang Mai, doch zum Glück mussten die Ski nur 20 min getragen werden. Trotz schweißtreibendem Hüttenzustieg in der Mittagshitze ist das immer weitere Eintauchen in die Welt aus Eis, Fels und Schnee wie immer faszinierend. Besonders die ersten Blicke auf den wuchtigen, massiven und formschönen Grand Combin ließen die Vorfreude auf den nächsten Tag steigen.
im Hüttenzustieg
im Hüttenzustieg schon tolle Hochgebirgslandschaft
Cabane FXB Panossière und der Grand Combin
Nach einer Nacht in der vollen aber sehr angenehmen Cabane FXB Panossière (2641 m) stehen wir um 03:45 Uhr auf den Ski und fahren die wenigen Höhenmeter von der Hütte auf den Glacier de Corbassière ab und der lange Anstieg über diesen Gletscher beginnt.
Sonnenaufgang über dem Glacier de Corbassière
Grand Combin und die Nordwestwand Wand (gelber Pfeil)
Combin de Valsorey - Nordwestwand
Gut 3 h nach dem Start an der Hütte kommen endgültig die Eisgeräte in die Hand und es geht los.
los geht´s…
im untersten Teil der Wand
im untersten Teil der Wand
Drüben am heute üblichen Normalweg der Nordwestflanke oder auch „Couloir de Gardien“ ist einiges los. Der Korridor ist zwar sehr in Verruf geraten (vermutlich auch zu Recht), doch so ganz Safe ist dieses „Couloir de Gardien“ sicher auch nicht. Zumal man hier einfach doch auch gewisse Zeit unter diversen Seracs und Abbrüchen mit Ski am Rucksack höher steigt. Objektiv am sichersten ist da sicher unsere Nordwestwand. Kein einziger Serac oder Eisabbruch in der ganzen Wand!
Bergsteiger im “Couloir de Gardien”
im mittleren Teil der Wand
dem Ausstieg entgegen
im oberen Teil der Wand
Nach 1h 50 min gegen 09:00 Uhr waren wir am Gipfel des Combin de Valsorey (4184 m) angekommen und konnten noch den Blick auf den Montblanc im Westen bei Sonnenschein genießen. Doch im Süden sowie am Hauptgipfel, dem Combin de Grafeneire (4314 m), war schon zu sehen was hier wettertechnisch bald los sein wird. Der Föhn schiebt von Süden gewaltige Wolkenbänke heran.
auf den letzten Metern in der Wand
am Gipfel des Grand Combin de Valsorey (4184 m)
Blick zum Hauptgipfel, dem Grand Combin de Grafeneire (4314 m), die Föhnwalze rollt heran
ein noch sonniges Gipfelfoto am Grand Combin de Valsorey (4184 m)
Die Ski blieben für den Weiterweg gleich am Rucksack und wir steigen im Sturm und Nebel auf den Hauptgipfel und machten uns bei schlechter werdendem Wetter gleich an den Weiterweg dem Grat entlang zu den anderen Gipfeln.
kurz unterm Hauptgipfel
Hauptgipfel erreicht
irgendwo am Grat noch vor der „Mur de la Côte“
Die „Mur de la Côte“ war relativ harmlos absteigend /abkletternd zu bewältigen. An einem eingegrabenen Seilstück (vermutlich T-Anker) hätte man auch abseilen können. Die Skiabfahrt am Ende über den Korridor, war bei Nullsicht schon eher heikel und spannend. Am Seil abfahrend und mit voller GPS Navigation ging es langsam talwärts. Vielleicht war es spaltenmäßig auch gar nicht so schlimm gewesen, doch bei einer Sicht von wenigen Metern ohne jegliche Konturen, kommt einem auch immer gleich jede kleine Schneemulde als Monsterspalte vor. Der Hintere konnte den Vorderen unserer 3er Seilschaft jedenfalls nicht mehr sehen. Zudem waren durch den Sturm und die einsetzende Schneeverfrachtung die Spuren von den Vortagen nicht mehr wirklich zu erkennen. Als wir im Bereich des „Plateau du Déjeuner“ wieder aus der stürmischen Föhnwalze herausfahren ist eine gewisse Erleichterung zu spüren.
GPS – dein Freund und Helfer…
im Bereich des „Plateau du Déjeuner“ – der Föhnwalze entronnen…
In der Folge geht es über die Weiten des Glacier de Corbassière zurück zur Hütte und wenig später ins Tal und an die Heimfahrt.
Grand Combin de Valsorey (4184 m) – Nordwestwand:
- 1. Begehung: Blanchet, Mooser 20.07.1933
- 2. Begehung und 1. Direktbegehung: Erich Vanis und Egbert Eider am 21. Mai 1958
- Schwierigkeit: bis max. 55°, meist 45-50°
- Wandhöhe: 700 Hm
- Kletterzeit: 4 h (laut SAC-Führer), 5-7 h (Vanis)
Hochtourenführer / Infos:
SAC Hochtouren im Wallis
3. Auflage 2002
Hermann Biner
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
SAC-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1346, Chanrion
1:50000: SAC Karte, 283 S, Arolla
Viele Grüße
Martin, Florian und Tobias