Über die „Cassin“ in der Nordwand der Westlichen Zinne gibt es viele große Worte zu lesen. Die Historie der Erstbegehung gleicht einem Krimi und die Kletterpassagen sind legendär und sehr einprägsam. Ivo Rabanser schreibt in seinem genialen Führer (Dolomiten: Routen und Erlebnisse) gar von „...einer der berühmtesten Routen im gesamten Alpenraum...“ und „...eine unauslöschliche Spur in der Geschichte des Alpinismus“.
In der Tat haben die beiden jungen Arbeiter aus Lecco Riccardo Cassin und Vittorio Ratti in ihrem Sommerurlaub 1935 innerhalb von zwei Wochen mit der SO-Kante am Torre Trieste und dieser Tour zwei große alpinistische Probleme der damaligen Zeit gelöst. Mehrere namhafte Kletterer hatten sich an der Westlichen Zinne schon versucht. Sogar Emilio Comici, dem zwei Jahre zuvor mit der Nordwand der Großen Zinne ein Paukenschlag gelungen war, war gescheitert. Mit einem Nacht und Nebel Manöver bei schlechtem Wetter haben Cassin und Ratti (28.-30.08.1935) den beiden deutschen Hintermeier und Meindl die Erstbegehung vor der Nase weggeschnappt.
Große und Westliche Zinne
Westliche Zinne Nordwand - Cassin
Was die Absicherung anbelangt herrscht eine regelrechtes Caos. Die in der unten angegebenen Führerliteratur beschriebene Situation mit Bohrhaken an vielen Ständen des unteren Teils ist in dem Maße NICHT mehr aktuell (Stand August 2011). Lediglich drei Bohrhaken stecken noch, zwei davon als Zwischensicherung. Vorausgesetzt man macht an den richtigen Stellen Stand, sind die Stände aber ganz passabel mit Normalhaken ausgerüstet. Nicht überall bekommt man jedoch einen zusätzlichen Keil oder Cam unter. Die Zwischensicherungen sind, wie meistens, zwar in den schweren Längen reichlich vorhanden, aber auch oft fragwürdig. Die schwerste Passage der Tour (frei VIII-/VIII) ist ganz eindeutig in der Seillänge bevor man den legendären Quergang erreicht. Als anspruchsvollste Länge wird uns aber sicher die allerletzte Seillänge (V) vor dem Ende in Erinnerung bleiben, was aber auch damit zutun hat das uns auf den letzten fünf „leichten“ Seillängen ein massiver Regen und Graupelschauer erwischt hat, später dazu mehr.
Blick vom Paternsattel
Das steile Gemäuer der Westlichen Zinne
Nach dem Einklettern an der „Gelben Kante“ am Vortag starteten wir gegen 6:30 Uhr bei noch bestem Wetter am Auto bei der Auronzohütte. Im Gegensatz zu Max hatte ich die Nordwände der Drei Zinnen zum ersten Mal live gesehen und war zunächst schwer beeindruckt vom Blick in die großen, steilen und überhängenden Nordwände. Max hatte schon 1986 in ganz jungen Jahren, bei grimmigen nassen Verhältnissen, die Comici an der Großen Zinne durchstiegen und war somit nicht mehr so überrascht von den Ausmaßen. Gleichzeitig ist beim Anblick aber auch die Motivation und die Vorfreude auf die „Cassin“ extrem angestiegen. Eine italienische Seilschaft kämpfte sich bereits durch den anspruchsvolleren Originaleinstieg und eine weitere italienische Seilschaft befand sich schon auf dem heute üblichen, auch von uns gewählten, leichteren Einstiegsweg etwas weiter rechts.
Über gut gestuftes Gelände geht es in der 1. SL (III, 40m) einem kleine links-rechts Bogen nach oben. Die 2.SL (IV+, 50m) folgt einem Riss bis auf einen markanten Absatz (kein Standbohrhaken mehr). Vom Absatz noch ein paar Meter nach links oben zu Stand an Normalhaken. 3.SL (IV+, 25m) markanter Risskamin bis auf einem Pfeilerkopf. Die 4.SL (V+, 40m, Zwischenstand möglich) leitete in wand und Verschneidungskletterei wieder auf einen Pfeilerkopf. Super bequemer Standplatz.
1. SL (III, 40m)
3.SL (IV+, 25m)
4.SL (V+, 40m)
Nun geht es hinaus in die steile gelbe Wand! Entweder vom Stand am Pfeilerkopf in einer langen, schweren Länge bis zum Beginn des legendären Quergang oder besser zunächst erstmal 15m Querung auf schmalem, gegen Ende brüchigen Band, zu einem luftigen Stand (keine Bohrhaken mehr) an drei soliden Normalhaken (gut zu verbessern mit Cam 0.3, siehe Bild).
Luftiger Stand vor der Schlüsselstelle
15m Querung
Nun folgt die Schlüsselseillänge der Cassin. Je nach Zwischenstand 5. oder 6. SL. Vom Stand zunächst senkrecht 5-7 m (VI/VI+) nach oben(2 NH), danach fast waagrecht nach links, bis zu einem der verbliebenen Bohrhaken. Kurze Rast ist hier sicher kein Fehler, denn danach geht es zur Sache. Es muss an glatter, gelber und leicht überhängender Wand 15-20 Meter diagonal nach links oben geklettert werden (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII). Wer hier Freikletter-Ambitionen hat muss den 8 Grad in solchem Gelände ganz locker aus dem Ärmel schütteln und das an fragwürdigen Haken. Wer wie üblicher hier technisch klettert hat trotzdem zu kämpfen. Irgendwie an einem Haken hängend, versucht man durch langes Strecken die nächste dünne Prusik zu angeln, welche von der nächsten alten Rostgurke herunterhängt. An der dünnen Prusik, welche man wahrscheinlich dreimal so fest umklammert als es physikalisch nötig wäre, nach oben ziehen und das Spiel zum nächsten Haken beginnt von vorn. Die Arme sind hier schneller zugelaufen als mir lieb war. Selbst die hinter uns kletternden fitten Jungs vom Orginaleinstieg haben schnell auf den roten Punkt verzichtet.
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
Für mich folgte nun der berühmte große 50 m Quergang (VI+ oder V+A0) Quergang. Viele alte Haken mit Prusikschlingen begleiten den ausgesetzten Weg nach links. Kurz vor einem möglichen Zwischenstand folgt noch eine Abkletterstelle im Quergang. Alter Bohrhaken vor dem Abklettern. Vom Bohrhaken hing ein langes altes Seilstück hinunter. Der Mantel ist zwar komplett durch, aber halten tut ja zum Glück der Kern
. Zwischenstand habe ich nicht bezogen sondern bin gleich rüber bis ans Ende des Quergangs (kein Bohrhaken mehr). Die Seilführung muss genau beachtete werden sonst könnte es am Ende der 50m sicher größere Seilzug Probleme geben. Gegen Ende wird es deutlich leichter, bei weniger Haken. Die Bewölkungszunahme war inzwischen nicht mehr zu übersehen. Aus blau ist großteils weiß-grau geworden.
Im berühmten Cassin-Quergang
Kurzes Päuschen vor der Abkletterstelle
Blick auf die letzten Meter des Quergangs vom Stand danach
Die herrliche Seillänge nach dem Quergang (VI, 30m) führt in bestem Fels unter die zweite Schlüsselseillänge der Tour. Gleich nach dem Stand muss aber an einem Wulst ordentlich zugepackt werden (auch A0 möglich).
Max in der schönen Seillänge nach dem Quergang.
Nachsteiger am Ende des Cassin-Quergang
Die zweite Schlüsselseillänge ist aber schon wesentlich leichter als die erste (20m, VI-A0 oder VII). Aufgrund der wahrscheinlich alten Bezeichnung „17m Überhang“ im Topo von Ivo Rabanser erwarteten wir dramatischeres.
Die italienische Seilschaft vor uns in der 2. Schlüsselseillänge
Am Ende des „17m Überhang“
Nun muss der große schwarze Wasserstreifen, welcher die gesamte obere Wand durchzieht, überquert werden. Die Querung erfolgt an relativ einfacher, da gut griffiger, Stelle. Trotzdem waren es bei uns ca. 5-6m leichter Duschgang. Zwei erstaunlich gut aussehende Haken im nassen. Nach dem nassen noch einige Meter weiter nach links um danach nach oben auf ein breiteres Band zu klettern.
Max auf dem Weg zum Duschen
Die Seilschaft hinter uns im „17m Überhang“
Auf dem Band zunächst nochmal 15m nach links bis zur ersten Schwachstelle im Dach oberhalb des Bandes. Zwei Standhaken und auch zwei Haken im Rissüberhang sind nicht zu übersehen.
Am Stand nach der Duschgang-Seillänge
15 m weiter links - das Lachen sollte uns gleich vergehen
Nachdem kurzen Rissüberhang
Nach dem kurzen Rissüberhang verlässt man den VI. Grad und die eigentlichen Ausstiegsseillängen beginnen. Doch noch im Vorstieg öffnete der Himmel über den Drei Zinnen seine Schleusen und es begann zunächst mit Regen. Regenjacken raus, Kapuze auf und schnell raus hier. Noch vier, auf dem Papier leichtere Seillängen (V+, V-, IV, V) stehen an. Haben wir bisher eher auf die Seilschaft vor uns gewartet, klettern wir nun parallel in die Seillänge. In der tropfnassen Verschneidung geht nichts mehr voran, Max klettert am im Haken sitzenden Vorsteiger vorbei und lässt ihm vom Stand ein Seil hinab. Überhaupt arbeiteten im oberen Teil alle 3 Seilschaften etwas zusammen. Blöderweise hingen die Regenwolken wohl massiv an den Drei Zinnen denn wir standen oben in der Wand im Regen und teilweise hat im Geröllfeld am Wandfuss und in der Umgebung die Sonne geschienen. Der wettermäßige Höhepunkt in der vorletzten Seillänge war dann ein minutenlanger Graupelschauer. Binnen Sekunden lagen überall die weißen Eiskörner und der Wasserstreifen rechts neben uns wurde zum reißenden Wasserfall. Eng beieinander drückten wir uns so nah wie möglich an die Wand um etwas Schutz zu finden. Vom Italiener neben mir am Stand kam nur noch „Madonna, Madonna...“.
Tropfnasse gelbe Verschneidung (V+)
Während Max sich an die letzte und in diesem Zustand anspruchsvollste Länge machte, hat einer der Italiener, noch unseren gemeinsamen Stand um einen soliden Normalhaken erweitert. Immerhin hingen wir nun zu viert an diesem Stand. Es hatte zwar inzwischen aufgehört mit Regnen doch zusätzlich zur Nässe war es auch noch sehr schmierig in dieser nochmals sehr steilen letzten Seillänge (V, 45m). Wahrscheinlich läuft da vom Ringband Sand und Erde rein. Nach der Kamin-Verschneidung folgt noch eine einfache Traverse (I-II, 50 m) bis aufs eigentliche Ringband.
Ausstiegskamin (V, 45 m)
Max am Stand nach dem Ausstiegskamin
Nachfolgende Seilschaft im schmierigen Ausstiegskamin
Wir verzichteten auf den Gipfel und machten uns gleich an den Abstieg, denn wer weiß wann es das nächste Mal zu Schütten beginnt. Der Abstieg von der Westlichen Zinne ist eigentlich recht easy und bei Sicht gut zufinden. Steigspuren und viele Steinmänner.
Auf dem Ringband
Im Abstieg
Kletterführer:
Dolomiten: Routen und Erlebnisse
1.deutsche Auflage 2007
Versante Sud
Ivo Rabanser, Orietta Bonaldo
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.10
Sextener Dolomiten/Dolomiti di Sesto
1:25000
Viele Grüße
Max und Tobias
In der Tat haben die beiden jungen Arbeiter aus Lecco Riccardo Cassin und Vittorio Ratti in ihrem Sommerurlaub 1935 innerhalb von zwei Wochen mit der SO-Kante am Torre Trieste und dieser Tour zwei große alpinistische Probleme der damaligen Zeit gelöst. Mehrere namhafte Kletterer hatten sich an der Westlichen Zinne schon versucht. Sogar Emilio Comici, dem zwei Jahre zuvor mit der Nordwand der Großen Zinne ein Paukenschlag gelungen war, war gescheitert. Mit einem Nacht und Nebel Manöver bei schlechtem Wetter haben Cassin und Ratti (28.-30.08.1935) den beiden deutschen Hintermeier und Meindl die Erstbegehung vor der Nase weggeschnappt.
Große und Westliche Zinne
Westliche Zinne Nordwand - Cassin
Was die Absicherung anbelangt herrscht eine regelrechtes Caos. Die in der unten angegebenen Führerliteratur beschriebene Situation mit Bohrhaken an vielen Ständen des unteren Teils ist in dem Maße NICHT mehr aktuell (Stand August 2011). Lediglich drei Bohrhaken stecken noch, zwei davon als Zwischensicherung. Vorausgesetzt man macht an den richtigen Stellen Stand, sind die Stände aber ganz passabel mit Normalhaken ausgerüstet. Nicht überall bekommt man jedoch einen zusätzlichen Keil oder Cam unter. Die Zwischensicherungen sind, wie meistens, zwar in den schweren Längen reichlich vorhanden, aber auch oft fragwürdig. Die schwerste Passage der Tour (frei VIII-/VIII) ist ganz eindeutig in der Seillänge bevor man den legendären Quergang erreicht. Als anspruchsvollste Länge wird uns aber sicher die allerletzte Seillänge (V) vor dem Ende in Erinnerung bleiben, was aber auch damit zutun hat das uns auf den letzten fünf „leichten“ Seillängen ein massiver Regen und Graupelschauer erwischt hat, später dazu mehr.
Blick vom Paternsattel
Das steile Gemäuer der Westlichen Zinne
Nach dem Einklettern an der „Gelben Kante“ am Vortag starteten wir gegen 6:30 Uhr bei noch bestem Wetter am Auto bei der Auronzohütte. Im Gegensatz zu Max hatte ich die Nordwände der Drei Zinnen zum ersten Mal live gesehen und war zunächst schwer beeindruckt vom Blick in die großen, steilen und überhängenden Nordwände. Max hatte schon 1986 in ganz jungen Jahren, bei grimmigen nassen Verhältnissen, die Comici an der Großen Zinne durchstiegen und war somit nicht mehr so überrascht von den Ausmaßen. Gleichzeitig ist beim Anblick aber auch die Motivation und die Vorfreude auf die „Cassin“ extrem angestiegen. Eine italienische Seilschaft kämpfte sich bereits durch den anspruchsvolleren Originaleinstieg und eine weitere italienische Seilschaft befand sich schon auf dem heute üblichen, auch von uns gewählten, leichteren Einstiegsweg etwas weiter rechts.
Über gut gestuftes Gelände geht es in der 1. SL (III, 40m) einem kleine links-rechts Bogen nach oben. Die 2.SL (IV+, 50m) folgt einem Riss bis auf einen markanten Absatz (kein Standbohrhaken mehr). Vom Absatz noch ein paar Meter nach links oben zu Stand an Normalhaken. 3.SL (IV+, 25m) markanter Risskamin bis auf einem Pfeilerkopf. Die 4.SL (V+, 40m, Zwischenstand möglich) leitete in wand und Verschneidungskletterei wieder auf einen Pfeilerkopf. Super bequemer Standplatz.
1. SL (III, 40m)
3.SL (IV+, 25m)
4.SL (V+, 40m)
Nun geht es hinaus in die steile gelbe Wand! Entweder vom Stand am Pfeilerkopf in einer langen, schweren Länge bis zum Beginn des legendären Quergang oder besser zunächst erstmal 15m Querung auf schmalem, gegen Ende brüchigen Band, zu einem luftigen Stand (keine Bohrhaken mehr) an drei soliden Normalhaken (gut zu verbessern mit Cam 0.3, siehe Bild).
Luftiger Stand vor der Schlüsselstelle
15m Querung
Nun folgt die Schlüsselseillänge der Cassin. Je nach Zwischenstand 5. oder 6. SL. Vom Stand zunächst senkrecht 5-7 m (VI/VI+) nach oben(2 NH), danach fast waagrecht nach links, bis zu einem der verbliebenen Bohrhaken. Kurze Rast ist hier sicher kein Fehler, denn danach geht es zur Sache. Es muss an glatter, gelber und leicht überhängender Wand 15-20 Meter diagonal nach links oben geklettert werden (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII). Wer hier Freikletter-Ambitionen hat muss den 8 Grad in solchem Gelände ganz locker aus dem Ärmel schütteln und das an fragwürdigen Haken. Wer wie üblicher hier technisch klettert hat trotzdem zu kämpfen. Irgendwie an einem Haken hängend, versucht man durch langes Strecken die nächste dünne Prusik zu angeln, welche von der nächsten alten Rostgurke herunterhängt. An der dünnen Prusik, welche man wahrscheinlich dreimal so fest umklammert als es physikalisch nötig wäre, nach oben ziehen und das Spiel zum nächsten Haken beginnt von vorn. Die Arme sind hier schneller zugelaufen als mir lieb war. Selbst die hinter uns kletternden fitten Jungs vom Orginaleinstieg haben schnell auf den roten Punkt verzichtet.
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
6.SL (VI+A0/A1 o. VIII-/VIII)
Für mich folgte nun der berühmte große 50 m Quergang (VI+ oder V+A0) Quergang. Viele alte Haken mit Prusikschlingen begleiten den ausgesetzten Weg nach links. Kurz vor einem möglichen Zwischenstand folgt noch eine Abkletterstelle im Quergang. Alter Bohrhaken vor dem Abklettern. Vom Bohrhaken hing ein langes altes Seilstück hinunter. Der Mantel ist zwar komplett durch, aber halten tut ja zum Glück der Kern
. Zwischenstand habe ich nicht bezogen sondern bin gleich rüber bis ans Ende des Quergangs (kein Bohrhaken mehr). Die Seilführung muss genau beachtete werden sonst könnte es am Ende der 50m sicher größere Seilzug Probleme geben. Gegen Ende wird es deutlich leichter, bei weniger Haken. Die Bewölkungszunahme war inzwischen nicht mehr zu übersehen. Aus blau ist großteils weiß-grau geworden.
Im berühmten Cassin-Quergang
Kurzes Päuschen vor der Abkletterstelle
Blick auf die letzten Meter des Quergangs vom Stand danach
Die herrliche Seillänge nach dem Quergang (VI, 30m) führt in bestem Fels unter die zweite Schlüsselseillänge der Tour. Gleich nach dem Stand muss aber an einem Wulst ordentlich zugepackt werden (auch A0 möglich).
Max in der schönen Seillänge nach dem Quergang.
Nachsteiger am Ende des Cassin-Quergang
Die zweite Schlüsselseillänge ist aber schon wesentlich leichter als die erste (20m, VI-A0 oder VII). Aufgrund der wahrscheinlich alten Bezeichnung „17m Überhang“ im Topo von Ivo Rabanser erwarteten wir dramatischeres.
Die italienische Seilschaft vor uns in der 2. Schlüsselseillänge
Am Ende des „17m Überhang“
Nun muss der große schwarze Wasserstreifen, welcher die gesamte obere Wand durchzieht, überquert werden. Die Querung erfolgt an relativ einfacher, da gut griffiger, Stelle. Trotzdem waren es bei uns ca. 5-6m leichter Duschgang. Zwei erstaunlich gut aussehende Haken im nassen. Nach dem nassen noch einige Meter weiter nach links um danach nach oben auf ein breiteres Band zu klettern.
Max auf dem Weg zum Duschen
Die Seilschaft hinter uns im „17m Überhang“
Auf dem Band zunächst nochmal 15m nach links bis zur ersten Schwachstelle im Dach oberhalb des Bandes. Zwei Standhaken und auch zwei Haken im Rissüberhang sind nicht zu übersehen.
Am Stand nach der Duschgang-Seillänge
15 m weiter links - das Lachen sollte uns gleich vergehen
Nachdem kurzen Rissüberhang
Nach dem kurzen Rissüberhang verlässt man den VI. Grad und die eigentlichen Ausstiegsseillängen beginnen. Doch noch im Vorstieg öffnete der Himmel über den Drei Zinnen seine Schleusen und es begann zunächst mit Regen. Regenjacken raus, Kapuze auf und schnell raus hier. Noch vier, auf dem Papier leichtere Seillängen (V+, V-, IV, V) stehen an. Haben wir bisher eher auf die Seilschaft vor uns gewartet, klettern wir nun parallel in die Seillänge. In der tropfnassen Verschneidung geht nichts mehr voran, Max klettert am im Haken sitzenden Vorsteiger vorbei und lässt ihm vom Stand ein Seil hinab. Überhaupt arbeiteten im oberen Teil alle 3 Seilschaften etwas zusammen. Blöderweise hingen die Regenwolken wohl massiv an den Drei Zinnen denn wir standen oben in der Wand im Regen und teilweise hat im Geröllfeld am Wandfuss und in der Umgebung die Sonne geschienen. Der wettermäßige Höhepunkt in der vorletzten Seillänge war dann ein minutenlanger Graupelschauer. Binnen Sekunden lagen überall die weißen Eiskörner und der Wasserstreifen rechts neben uns wurde zum reißenden Wasserfall. Eng beieinander drückten wir uns so nah wie möglich an die Wand um etwas Schutz zu finden. Vom Italiener neben mir am Stand kam nur noch „Madonna, Madonna...“.
Tropfnasse gelbe Verschneidung (V+)
Während Max sich an die letzte und in diesem Zustand anspruchsvollste Länge machte, hat einer der Italiener, noch unseren gemeinsamen Stand um einen soliden Normalhaken erweitert. Immerhin hingen wir nun zu viert an diesem Stand. Es hatte zwar inzwischen aufgehört mit Regnen doch zusätzlich zur Nässe war es auch noch sehr schmierig in dieser nochmals sehr steilen letzten Seillänge (V, 45m). Wahrscheinlich läuft da vom Ringband Sand und Erde rein. Nach der Kamin-Verschneidung folgt noch eine einfache Traverse (I-II, 50 m) bis aufs eigentliche Ringband.
Ausstiegskamin (V, 45 m)
Max am Stand nach dem Ausstiegskamin
Nachfolgende Seilschaft im schmierigen Ausstiegskamin
Wir verzichteten auf den Gipfel und machten uns gleich an den Abstieg, denn wer weiß wann es das nächste Mal zu Schütten beginnt. Der Abstieg von der Westlichen Zinne ist eigentlich recht easy und bei Sicht gut zufinden. Steigspuren und viele Steinmänner.
Auf dem Ringband
Im Abstieg
Kletterführer:
Dolomiten: Routen und Erlebnisse
1.deutsche Auflage 2007
Versante Sud
Ivo Rabanser, Orietta Bonaldo
Topoguide, Band 1
1.Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Dolomiten vertikal, Band Nord
3.Auflage 2008
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde
Karte:
Tabacco Karte Nr.10
Sextener Dolomiten/Dolomiti di Sesto
1:25000
Viele Grüße
Max und Tobias