Lenzspitze – NO-Wand (55°/500 Hm) 23.06.2016
Wird man von einer nichtbergsteigenden Person (soll es ja auch geben…^^) gefragt: „ Was ist eine Eiswand“, holt man am besten den alten Führer von Erich Vanis aus dem Regal „Im steilen Eis – 50 Eiswände in den Alpen“ (1. Auflage – 1964) und zeigt ihm den Buchrücken.
Buchrücken vom Vanis Eisführer (1. Auflage)
Das ist mal eine Eiswand – und was für eine… Diese Wand strahlt eine besondere Ästhetik aus. Hier ist die Lenzspitze Nordostwandwand abgebildet.
Vor zwei Jahren konnte ich vom Lagginhorn und von der Weissmiess diese Wand in ihrer wahren Schönheit sehen. Die Wand sah sehr verlockend aus. Somit war die Wand schon länger im Hinterkopf. Es war auch klar, dass die Wand bei optimalen Verhältnissen sogar mit Ski befahrbar ist.
Blick auf die Mischabelhütte beim Aufstieg zum Lagginhorn
Die Lenzspitze Nordostwand wurde 1911 von Dietrich von Bethmann-Hollweg mit seinen Leibführern Othmar und Oskar Supersaxo durchstiegen. Das „spiegelglatte Riesenschild“, wie es Vanis bezeichnet wird auch als Dreiselwand bezeichnet. Der 4294 m hohe Viertausender bietet heutzutage meist im Frühsommer gute Verhältnisse. Im Hochwinter, zeigen sich häufig noch Blankeispassagen. In den letzten Jahren kommt auch immer mehr Fels, gerade im unteren Teil zutage. Die Schlüsselstelle der objektiv sicheren Tour, bildet der Bergschrund oder je nachdem welcher Abstieg gewählt wird, der Grat zum Nadelhorn.
In den letzten Tagen hat es einiges an Neuschnee in den Westalpen gegeben. Aufgrund der sehr warmen Temperaturen war klar, dass dieser sich sehr schnell setzt. Die sehr nette Hüttenwartin der Mischabelhütte - Maria Anthamatten gab uns sehr hilfreiche Infos über die Verhältnisse der Wand. Diese wurde am Vortag im Auf- und Abstieg von einer Seilschaft bestiegen. Nachdem das Zeug gepackt war und ein kurzes Hoch gemeldet wurde, fuhren wir nach Saas-Fee. Schon vom Parkplatz aus ist die Mischabelhütte und der Südlenz(der alte Name der Lenzspitze) zu bestaunen.
Blick von Parkplatz auf die Lenzspitze mit der imposanten NO-Wand
Optimistisch ging es mit der Hannig Bahn (Berg- und Talfahrt: 36 CHF) auf 2245 m hoch. Selbstverständlich wurde, wie es sich für eine vernünftige Sommer-Skitour bei 30 ° gehört, die Ski und Skischuhe getragen. Über einen schönen Wanderweg mit Blick auf zahlreiche 4000er ging es über einige Schneefelder und einem klettersteigähnlichen Hüttenzustieg zur Mischabelhütte auf einer Höhe von 3335.
Auf dem Hüttenzustieg sind zahlreiche Drahtseilversicherungen und Stifte vorhanden.
Nach 2h45 erreichten wir die Mischabelhütte. Hier erfuhren wir, dass die Besteiger vom Vortag bei Nebel den falschen Weg wählten und nur den Grat erreichten. Dies konnten wir mit einem Spektiv sehr gut betrachten.
Sehr genaues Erkunden mit einem exzellenten Stativ
Die Rahmenbedingungen sind optimal, jetzt heißen die Zauberworte bei den hohen Temperatur „kalt und klar“, damit der Schnee am nächsten Tag gut trägt.
Am nächsten Morgen starten wir um 3:30 auf einem tragfähigen Harschdeckel. Nach etwa fünfundvierzig Minuten erreichten wir den spaltenarmen Hohbalmgletscher. Wir seilten uns noch kurz an, insbesondere für den Bergschrund.
Der Bergschrund stellte bei unserer Begehung keinerlei Probleme dar.
Diesen konnten wir mit einem „größeren Schritt“ hinter uns lassen. Die Wand selber bot harte Verhältnisse. Wir stellten uns die Frage, ob bei diesen Verhältnissen eine Skiabfahrt durchgeführt werden kann.
Bilderbuchsonnenaufgang - "Kann man nicht beschreiben - muss man erleben"
Das Hochsteigen bereitete bei diesen traumhaften Bedingungen wahre Glücksgefühle. Wir erlebten einen traumhaften Sonnenaufgang. Wild entschlossen pickelten wir uns in dieser großartigen Wand höher, das einzige was uns jetzt noch bremsen konnte, war das Ende der Wand.
Gute Verhältnisse vorgefunden
Das Höhersteigen bereitete wahrlich Freude.
Die Höhenluft sorgte dafür, dass die Atmung immer lauter wurde. Nach etwa 2h erreichten wir den Grat etwas nördlich des Gipfels. Jetzt ging es noch kurz über den Grat zum Gipfel. Hier muss man sehr vorsichtig sein, da es vorkommt, dass dieser überwechtet ist. Glücklich erreichten den messerscharfen Gipfel der Lenzspitze. Der Grat zum Nadelhorn sah noch sehr winterlich aus. Tobi am noch winterlichen Grad zur Lenzspitze
Nach 3,5 h Aufstieg konnten wir das grandiose Panorma der zahlreichen Gipfel genießen – Zinalrothorn, Montblanc, Weisshorn und der direkte Nachbar der Dom um nur einige Namen zu nennen.
Geschafft!!!
Nach einer kurzen Rast und 2000 hm Ski tragen schnallten wir die Ski an und hochkonzentriert ging es die Wand hinunter.
Die Anspannung vor dem ersten Schwung
Der Schnee in der Wand war noch sehr hart. Die wahre Kunst bei einer solchen Steilabfahrt, ist nicht die Muskelarbeit – die machen eh zu oder das Skifahrerische Können, das ist eine absolute Grundvorraussetzung. Der Kopf ist hier viel stärker gefordert, da ein Sturz verherrende Folgen hätte. Es gibt nur noch den nächsten Stockeinsatz, die Schwingung und die notwendige Bremsung. Der Blick nach unten zeigt auf, wie lang die Wand ist.
Die Exposition der Skiabfahrt ist deutlich.
Hier kann gut die Dimension des Riesenschildes erkannt werden.
Die Wand mit ihrer gleichmäßigen Steigung.
Die Wand hat eine sehr gleichmäßige Neigung. Unglaublich, hier fühlt man sich einfach nur winzig. Fast unten angekommen, flacht sich die Wand um etwa 2 ° zurück, was eine deutliche Entlastung für den Kopf verspricht. Unten entscheiden wir uns den Bergschrund relativ weit links zu überspringen, dies gelingt auch optimal. Jetzt liegen die Schwierigkeiten hinter uns. Glücklich über die geglückte Skiabfahrt betrachten wir die Wand.
Die Anspannung fällt ab.
Routenübersicht
Wir finden noch einige Varianten und erreichen gegen halb neun wieder die Mischabelhütte. Jetzt heißt es schnell das Zeug packen, den wir können noch weiter nach untnr abfahren, somit ersparen wir uns den schweißtreibenden Hüttenabstieg. Wir wissen dass der Schnee nicht optimal ist und wir uns beeilen müssen, da im unteren Teil die Sonne schon ihre Kraft entfaltet hat und die Hänge große Einzugsgebiete besitzen. Aber wie heißt es so schön „lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen“. Es geht direkt vom Winterraum los und den ersten Felsriegel kann man ganz gut auf der rechten Seite durchfahren( in Abfahrtsrichtung). Weiter unten halten wir uns immer am flachsten Stück deutlich links. So kommen wir sehr schnell nach unten und erreichen etwa bei einer Höhe von 2700 m den normalen Weg.
Hüttenzustieg und Hüttenabfahrt
Durch diese Variante konnten wir uns 600 m Fußabstieg sparen. Nach etwa einer halben Stunden erreichen wir wieder die Hannig Bergstation und kommen gegen 11 Uhr in die Hitzewand von Saas-Fee.
Kletterführer
Das grosse Buch der 4000er
Normalrouten und Klassiker
Valention Cividini und Marco Romelli
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
SAC Hochtouren im Wallis
3. Auflage 2002
Hermann Biner
Rother Verlage
11. Auflage 1996
Michael Waeber
SAC-Karten:
1:25.000:SAC Karte: 1328 Randa
Viele Grüße
Tobias & Florian
Wird man von einer nichtbergsteigenden Person (soll es ja auch geben…^^) gefragt: „ Was ist eine Eiswand“, holt man am besten den alten Führer von Erich Vanis aus dem Regal „Im steilen Eis – 50 Eiswände in den Alpen“ (1. Auflage – 1964) und zeigt ihm den Buchrücken.
Buchrücken vom Vanis Eisführer (1. Auflage)
Das ist mal eine Eiswand – und was für eine… Diese Wand strahlt eine besondere Ästhetik aus. Hier ist die Lenzspitze Nordostwandwand abgebildet.
Vor zwei Jahren konnte ich vom Lagginhorn und von der Weissmiess diese Wand in ihrer wahren Schönheit sehen. Die Wand sah sehr verlockend aus. Somit war die Wand schon länger im Hinterkopf. Es war auch klar, dass die Wand bei optimalen Verhältnissen sogar mit Ski befahrbar ist.
Blick auf die Mischabelhütte beim Aufstieg zum Lagginhorn
Die Lenzspitze Nordostwand wurde 1911 von Dietrich von Bethmann-Hollweg mit seinen Leibführern Othmar und Oskar Supersaxo durchstiegen. Das „spiegelglatte Riesenschild“, wie es Vanis bezeichnet wird auch als Dreiselwand bezeichnet. Der 4294 m hohe Viertausender bietet heutzutage meist im Frühsommer gute Verhältnisse. Im Hochwinter, zeigen sich häufig noch Blankeispassagen. In den letzten Jahren kommt auch immer mehr Fels, gerade im unteren Teil zutage. Die Schlüsselstelle der objektiv sicheren Tour, bildet der Bergschrund oder je nachdem welcher Abstieg gewählt wird, der Grat zum Nadelhorn.
In den letzten Tagen hat es einiges an Neuschnee in den Westalpen gegeben. Aufgrund der sehr warmen Temperaturen war klar, dass dieser sich sehr schnell setzt. Die sehr nette Hüttenwartin der Mischabelhütte - Maria Anthamatten gab uns sehr hilfreiche Infos über die Verhältnisse der Wand. Diese wurde am Vortag im Auf- und Abstieg von einer Seilschaft bestiegen. Nachdem das Zeug gepackt war und ein kurzes Hoch gemeldet wurde, fuhren wir nach Saas-Fee. Schon vom Parkplatz aus ist die Mischabelhütte und der Südlenz(der alte Name der Lenzspitze) zu bestaunen.
Blick von Parkplatz auf die Lenzspitze mit der imposanten NO-Wand
Optimistisch ging es mit der Hannig Bahn (Berg- und Talfahrt: 36 CHF) auf 2245 m hoch. Selbstverständlich wurde, wie es sich für eine vernünftige Sommer-Skitour bei 30 ° gehört, die Ski und Skischuhe getragen. Über einen schönen Wanderweg mit Blick auf zahlreiche 4000er ging es über einige Schneefelder und einem klettersteigähnlichen Hüttenzustieg zur Mischabelhütte auf einer Höhe von 3335.
Auf dem Hüttenzustieg sind zahlreiche Drahtseilversicherungen und Stifte vorhanden.
Nach 2h45 erreichten wir die Mischabelhütte. Hier erfuhren wir, dass die Besteiger vom Vortag bei Nebel den falschen Weg wählten und nur den Grat erreichten. Dies konnten wir mit einem Spektiv sehr gut betrachten.
Sehr genaues Erkunden mit einem exzellenten Stativ
Die Rahmenbedingungen sind optimal, jetzt heißen die Zauberworte bei den hohen Temperatur „kalt und klar“, damit der Schnee am nächsten Tag gut trägt.
Am nächsten Morgen starten wir um 3:30 auf einem tragfähigen Harschdeckel. Nach etwa fünfundvierzig Minuten erreichten wir den spaltenarmen Hohbalmgletscher. Wir seilten uns noch kurz an, insbesondere für den Bergschrund.
Der Bergschrund stellte bei unserer Begehung keinerlei Probleme dar.
Diesen konnten wir mit einem „größeren Schritt“ hinter uns lassen. Die Wand selber bot harte Verhältnisse. Wir stellten uns die Frage, ob bei diesen Verhältnissen eine Skiabfahrt durchgeführt werden kann.
Bilderbuchsonnenaufgang - "Kann man nicht beschreiben - muss man erleben"
Das Hochsteigen bereitete bei diesen traumhaften Bedingungen wahre Glücksgefühle. Wir erlebten einen traumhaften Sonnenaufgang. Wild entschlossen pickelten wir uns in dieser großartigen Wand höher, das einzige was uns jetzt noch bremsen konnte, war das Ende der Wand.
Gute Verhältnisse vorgefunden
Das Höhersteigen bereitete wahrlich Freude.
Die Höhenluft sorgte dafür, dass die Atmung immer lauter wurde. Nach etwa 2h erreichten wir den Grat etwas nördlich des Gipfels. Jetzt ging es noch kurz über den Grat zum Gipfel. Hier muss man sehr vorsichtig sein, da es vorkommt, dass dieser überwechtet ist. Glücklich erreichten den messerscharfen Gipfel der Lenzspitze. Der Grat zum Nadelhorn sah noch sehr winterlich aus. Tobi am noch winterlichen Grad zur Lenzspitze
Nach 3,5 h Aufstieg konnten wir das grandiose Panorma der zahlreichen Gipfel genießen – Zinalrothorn, Montblanc, Weisshorn und der direkte Nachbar der Dom um nur einige Namen zu nennen.
Geschafft!!!
Nach einer kurzen Rast und 2000 hm Ski tragen schnallten wir die Ski an und hochkonzentriert ging es die Wand hinunter.
Die Anspannung vor dem ersten Schwung
Der Schnee in der Wand war noch sehr hart. Die wahre Kunst bei einer solchen Steilabfahrt, ist nicht die Muskelarbeit – die machen eh zu oder das Skifahrerische Können, das ist eine absolute Grundvorraussetzung. Der Kopf ist hier viel stärker gefordert, da ein Sturz verherrende Folgen hätte. Es gibt nur noch den nächsten Stockeinsatz, die Schwingung und die notwendige Bremsung. Der Blick nach unten zeigt auf, wie lang die Wand ist.
Die Exposition der Skiabfahrt ist deutlich.
Hier kann gut die Dimension des Riesenschildes erkannt werden.
Die Wand mit ihrer gleichmäßigen Steigung.
Die Wand hat eine sehr gleichmäßige Neigung. Unglaublich, hier fühlt man sich einfach nur winzig. Fast unten angekommen, flacht sich die Wand um etwa 2 ° zurück, was eine deutliche Entlastung für den Kopf verspricht. Unten entscheiden wir uns den Bergschrund relativ weit links zu überspringen, dies gelingt auch optimal. Jetzt liegen die Schwierigkeiten hinter uns. Glücklich über die geglückte Skiabfahrt betrachten wir die Wand.
Die Anspannung fällt ab.
Routenübersicht
Wir finden noch einige Varianten und erreichen gegen halb neun wieder die Mischabelhütte. Jetzt heißt es schnell das Zeug packen, den wir können noch weiter nach untnr abfahren, somit ersparen wir uns den schweißtreibenden Hüttenabstieg. Wir wissen dass der Schnee nicht optimal ist und wir uns beeilen müssen, da im unteren Teil die Sonne schon ihre Kraft entfaltet hat und die Hänge große Einzugsgebiete besitzen. Aber wie heißt es so schön „lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen“. Es geht direkt vom Winterraum los und den ersten Felsriegel kann man ganz gut auf der rechten Seite durchfahren( in Abfahrtsrichtung). Weiter unten halten wir uns immer am flachsten Stück deutlich links. So kommen wir sehr schnell nach unten und erreichen etwa bei einer Höhe von 2700 m den normalen Weg.
Hüttenzustieg und Hüttenabfahrt
Durch diese Variante konnten wir uns 600 m Fußabstieg sparen. Nach etwa einer halben Stunden erreichen wir wieder die Hannig Bergstation und kommen gegen 11 Uhr in die Hitzewand von Saas-Fee.
Kletterführer
Das grosse Buch der 4000er
Normalrouten und Klassiker
Valention Cividini und Marco Romelli
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
SAC Hochtouren im Wallis
3. Auflage 2002
Hermann Biner
Rother Verlage
11. Auflage 1996
Michael Waeber
SAC-Karten:
1:25.000:SAC Karte: 1328 Randa
Viele Grüße
Tobias & Florian