Spontan ergab sich doch noch ein guter halber Tag Zeit und so ging es alleine ins schöne Allgäu auf Bergtour mit Klettereinlagen. Mit dem Großen Krottenkopf und der Marchspitze ging es auch auf den höchsten und den siebt höchsten Allgäu Gipfel. Auch wenn der Fels am Allgäuer Hauptkamm nicht gerade für seine Festigkeit berühmt ist, so bildet dieser Krottenkopf Nordgrat eine rühmliche Ausnahme. Er bietet überwiegend sehr guten und wenig brüchigen Fels. Wer eine schöne sehr selten begangen leichte Grattour sucht, wird sie hier finden. Die Schwierigkeiten liegen nur an wenigen Stellen im III. Grad. Meist befinden sie sich im II. Grad. Fixes Material befindet fast keines am Grat. Mir ist lediglich ein Normalhaken aufgefallen. Eine Beschreibung findet sich zum einen natürlich im AV-Führer und zum anderen gibt es im Netz
hier
und
hier
(sogar mit Youtube-Video) gute Infos. Wer danach noch die Marchspitze anhängt kommt zum einen auf knapp 2500 Hm und zum anderen kommt man am wunderschön gelegenen Hermannskarsee vorbei und wird sich, zu mindestens bei Sonnenschein, an ihm nicht sattsehen können. Bei dieser Farbe fast schon Karibik-Feeling.
Blick von Osten auf den Großen Krottenkopf und den Hermannskarsee. Rechts im Profil des höchsten Punktes der Krottenkopf Nordgrat
Blick von Westen auf den Großen Krottenkopf. Links im Profil des höchsten Punktes der Krottenkopf Nordgrat
Noch im Dunkeln gegen 06:30 Uhr geht es vom Parkplatz Renksteg bei Oberstdorf (824 m) los. Mit dem Fahrrad zunächst aber erst mal noch am Viehscheid Festzelt vorbei und zwischen den Maßkrügen hindurch. In Oberstdorf war wohl am Tag zuvor Viehscheid und einige dürften eine harte Nacht im und ums Festzelt hinter sich gebracht haben. Die letzten Don Promillos kriechen gerade unter den Tischen hervor.
Mit dem Bike die ca. 6km lange Strecke in die Spielmannsau und weiter bis zur Materialseilbahn (ca. 1050 m) der Kemptner Hütte. Hier Fahrraddepot und weiter zu Fuß durch den Sperrbachtobel zur Kemptner Hütte (1844 m). Es ist kurz nach 08:00 Uhr und vor der Kemptner Hütte ist große Aufbruchsstimmung und es geht zu wie am Stachus. Schnell gehe ich weiter ins Obere Mädelejoch (1933 m). Von dort sieht man das erste Mal den kompletten Krottenkopf Nordgrat und seinen Ansatzpunkt in der Hermannskarscharte (2443 m). Vom oberen Mädelejoch zunächst aber noch ein Stück dem Wanderweg folgend Richtung Muttlerkopf um dann auf ca.2260 m weglos nach Osten abzubiegen. Über gut gangbares wegloses Gelände gelangt man so an die Schutthalden unterhalb der Hermannskarscharte. Mitunter etwas mühsam am besten am linken Rand das Schuttfeld empor. Kurz unterhalb der Scharte spaltet eine Art gelber Turm das Gelände in zwei Rinnen. Man nehme die im Aufstiegssinn linke Rinne (roter Pfeil im folgenden Bild) und erreicht so über eine immer steiler werdende Blockrinne (ca. II) die Hermannskarscharte (2443 m). Im Osten erblicke ich schon das zweite Tagesziel, die Marchspitze.
Blick auf die Hermannskarscharte
In Bildmitte die Marchspitze
Nun freue ich mich aber auf den Nordgrat und sein, schon im alten AV-Führer erwähntes „festes Gestein“. Und tatsächlich es ist so. Zügig geht es empor und der Routenverlauf ist im Groben nicht zu verfehlen und im Detail an den meisten Stellen jedem selbst überlassen. In der Regel ist es egal ob man ein paar Meter weiter rechts oder links geht. Eine richtig ausgeprägte Gratscheide gibt es nämlich nicht. Am ehesten sollte man darauf achten sich nicht allzu weit nach rechts in die Westwand abdrängen zu lassen.
Blick von der Hermannskarscharte auf den Nordgrat
am Nordgrat
am Nordgrat
Gegen Ende wird es deutlich einfacher und der Grat legt sich zurück. Nach 18 Minuten am Nordgrat stehe ich gegen 09:30 Uhr auf dem Gipfel des Großen Krottenkopf (2657 m) und die ersten 1800 Hm sind geschafft.
die letzten flachen Meter vor dem Gipfel des Großen Krottenkopf (2657 m)
Im Abstieg entscheide ich mich ganz spontan nicht über den Nordmalweg abzusteigen sondern über die Krottenkopf Nordrinne. Dies ist die einzige mir bekannte Firnrinne im Allgäu welche ganzjährig mit Eis und Altschnee gefüllt ist. Zum einen ist sie mir von einer
Begehung im Aufstieg
noch bestens in Erinnerung und zum anderen lockte irgendwie der düstere Schlund. Der Nebel waberte umher und es sah von oben wild und spannend aus. Das Problem war jetzt mit max. 40° nicht unbedingt die Steilheit sondern vielmehr die Tatsache, dass dies nicht geplant war, ich nur Zustiegsschuhe an hatte und natürlich keinerlei Pickel oder der Gleichen dabei hatte. Auf dem Eis war also nicht viel zu holen und so klettere ich quasi in der Randkluft, manchmal in Kamintechnik zwischen Fels und Eis nach unten. Trotz sehr brüchigem und nassem Fels ging es ganz passabel und nach 15 spannenden Minuten stehe ich am Fuß der Krottenkopf Nordrinne.
nach links hinab in den Schlund der Krottenkopf Nordrinne
Krottenkopf Nordrinne
Krottenkopf Nordrinne
Über schöne Geröllfelder (zu mindestens im Abstieg
) ist bald der herrlich gelegene Hermannskarsee (2216 m) erreicht. Nun geht es hinauf zur Spiehlerscharte (2442 m) und zum Beginn des Westgrats der Marchspitze. Man wandelt hier am Westgrat auf den Spuren des berühmten Hermann von Barth, der große Erschließer der Nördlichen Kalkalpen. Im 19. Jahrhundert war von Barth insbesondere im Karwendel, im Wetterstein und im Allgäu schwer aktiv und führte zahlreiche Erstbesteigungen und Erstbegehungen durch. So auch den Westgrat der Marchspitze im Jahre 1869.
Marchspitze und links die Spiehlerscharte
Von der Spiehlerscharte beginnt es zunächst aber noch mit Gehgelände und viel Geröll. Richtig interessant wird es erst an den Grattürmen die Hermann von Barth als „Kartenblätter“ bezeichnete. Auf dem leichtesten Weg kaum schwerer wie der II. Grad, doch wer hier nicht den einfachsten Weg findet, der findet sich schnell in brüchigem IIIer Gelände wieder. Gegen 11:00 Uhr ist der Gipfel der Marchspitze erreicht (2610 m).
unterwegs am Marchspitz Westgrat
unterwegs am Marchspitz Westgrat
am Gipfel der Marchspitze
im Süden die Hermannskarspitze
Blick zurück zum Großen Krottenkopf
Der Abstieg über den Westgrat ist bald erledigt und wenig später ist auch der Hermannskarsee erreicht. Auf dem Weg zurück zur Kemptner Hütte folgen die Gegenanstiege zur Krottenkopfscharte und ins Obere Mädelejoch. Von der Kemptner Hütte wieder durch den Sperrbachtobel, zum Fahrrad an der Materialseilbahn der Kemptner Hütte und damit elegant und bequem hinaus nach Oberstdorf.
Hermannskarsee und Großer Krottenkopf
Blick von der Krottenkopfscharte zur Trettach
Literatur / Informationen:
AV-Führer Allgäuer Alpen
15. Auflage 1997
Bergverlag Rother
Seibert / Groth
http://www.gipfelstuermer.de/touren/krottenkopf2001
http://www.hikr.org/tour/post38967.html
Landkarten:
AV Karte 2/1
Allgäuer-Lechtaler Alpen - West
1:25000
Viele Grüße
Tobias
hier
und
hier
(sogar mit Youtube-Video) gute Infos. Wer danach noch die Marchspitze anhängt kommt zum einen auf knapp 2500 Hm und zum anderen kommt man am wunderschön gelegenen Hermannskarsee vorbei und wird sich, zu mindestens bei Sonnenschein, an ihm nicht sattsehen können. Bei dieser Farbe fast schon Karibik-Feeling.
Blick von Osten auf den Großen Krottenkopf und den Hermannskarsee. Rechts im Profil des höchsten Punktes der Krottenkopf Nordgrat
Blick von Westen auf den Großen Krottenkopf. Links im Profil des höchsten Punktes der Krottenkopf Nordgrat
Noch im Dunkeln gegen 06:30 Uhr geht es vom Parkplatz Renksteg bei Oberstdorf (824 m) los. Mit dem Fahrrad zunächst aber erst mal noch am Viehscheid Festzelt vorbei und zwischen den Maßkrügen hindurch. In Oberstdorf war wohl am Tag zuvor Viehscheid und einige dürften eine harte Nacht im und ums Festzelt hinter sich gebracht haben. Die letzten Don Promillos kriechen gerade unter den Tischen hervor.
Mit dem Bike die ca. 6km lange Strecke in die Spielmannsau und weiter bis zur Materialseilbahn (ca. 1050 m) der Kemptner Hütte. Hier Fahrraddepot und weiter zu Fuß durch den Sperrbachtobel zur Kemptner Hütte (1844 m). Es ist kurz nach 08:00 Uhr und vor der Kemptner Hütte ist große Aufbruchsstimmung und es geht zu wie am Stachus. Schnell gehe ich weiter ins Obere Mädelejoch (1933 m). Von dort sieht man das erste Mal den kompletten Krottenkopf Nordgrat und seinen Ansatzpunkt in der Hermannskarscharte (2443 m). Vom oberen Mädelejoch zunächst aber noch ein Stück dem Wanderweg folgend Richtung Muttlerkopf um dann auf ca.2260 m weglos nach Osten abzubiegen. Über gut gangbares wegloses Gelände gelangt man so an die Schutthalden unterhalb der Hermannskarscharte. Mitunter etwas mühsam am besten am linken Rand das Schuttfeld empor. Kurz unterhalb der Scharte spaltet eine Art gelber Turm das Gelände in zwei Rinnen. Man nehme die im Aufstiegssinn linke Rinne (roter Pfeil im folgenden Bild) und erreicht so über eine immer steiler werdende Blockrinne (ca. II) die Hermannskarscharte (2443 m). Im Osten erblicke ich schon das zweite Tagesziel, die Marchspitze.
Blick auf die Hermannskarscharte
In Bildmitte die Marchspitze
Nun freue ich mich aber auf den Nordgrat und sein, schon im alten AV-Führer erwähntes „festes Gestein“. Und tatsächlich es ist so. Zügig geht es empor und der Routenverlauf ist im Groben nicht zu verfehlen und im Detail an den meisten Stellen jedem selbst überlassen. In der Regel ist es egal ob man ein paar Meter weiter rechts oder links geht. Eine richtig ausgeprägte Gratscheide gibt es nämlich nicht. Am ehesten sollte man darauf achten sich nicht allzu weit nach rechts in die Westwand abdrängen zu lassen.
Blick von der Hermannskarscharte auf den Nordgrat
am Nordgrat
am Nordgrat
Gegen Ende wird es deutlich einfacher und der Grat legt sich zurück. Nach 18 Minuten am Nordgrat stehe ich gegen 09:30 Uhr auf dem Gipfel des Großen Krottenkopf (2657 m) und die ersten 1800 Hm sind geschafft.
die letzten flachen Meter vor dem Gipfel des Großen Krottenkopf (2657 m)
Im Abstieg entscheide ich mich ganz spontan nicht über den Nordmalweg abzusteigen sondern über die Krottenkopf Nordrinne. Dies ist die einzige mir bekannte Firnrinne im Allgäu welche ganzjährig mit Eis und Altschnee gefüllt ist. Zum einen ist sie mir von einer
Begehung im Aufstieg
noch bestens in Erinnerung und zum anderen lockte irgendwie der düstere Schlund. Der Nebel waberte umher und es sah von oben wild und spannend aus. Das Problem war jetzt mit max. 40° nicht unbedingt die Steilheit sondern vielmehr die Tatsache, dass dies nicht geplant war, ich nur Zustiegsschuhe an hatte und natürlich keinerlei Pickel oder der Gleichen dabei hatte. Auf dem Eis war also nicht viel zu holen und so klettere ich quasi in der Randkluft, manchmal in Kamintechnik zwischen Fels und Eis nach unten. Trotz sehr brüchigem und nassem Fels ging es ganz passabel und nach 15 spannenden Minuten stehe ich am Fuß der Krottenkopf Nordrinne.
nach links hinab in den Schlund der Krottenkopf Nordrinne
Krottenkopf Nordrinne
Krottenkopf Nordrinne
Über schöne Geröllfelder (zu mindestens im Abstieg
) ist bald der herrlich gelegene Hermannskarsee (2216 m) erreicht. Nun geht es hinauf zur Spiehlerscharte (2442 m) und zum Beginn des Westgrats der Marchspitze. Man wandelt hier am Westgrat auf den Spuren des berühmten Hermann von Barth, der große Erschließer der Nördlichen Kalkalpen. Im 19. Jahrhundert war von Barth insbesondere im Karwendel, im Wetterstein und im Allgäu schwer aktiv und führte zahlreiche Erstbesteigungen und Erstbegehungen durch. So auch den Westgrat der Marchspitze im Jahre 1869.
Marchspitze und links die Spiehlerscharte
Von der Spiehlerscharte beginnt es zunächst aber noch mit Gehgelände und viel Geröll. Richtig interessant wird es erst an den Grattürmen die Hermann von Barth als „Kartenblätter“ bezeichnete. Auf dem leichtesten Weg kaum schwerer wie der II. Grad, doch wer hier nicht den einfachsten Weg findet, der findet sich schnell in brüchigem IIIer Gelände wieder. Gegen 11:00 Uhr ist der Gipfel der Marchspitze erreicht (2610 m).
unterwegs am Marchspitz Westgrat
unterwegs am Marchspitz Westgrat
am Gipfel der Marchspitze
im Süden die Hermannskarspitze
Blick zurück zum Großen Krottenkopf
Der Abstieg über den Westgrat ist bald erledigt und wenig später ist auch der Hermannskarsee erreicht. Auf dem Weg zurück zur Kemptner Hütte folgen die Gegenanstiege zur Krottenkopfscharte und ins Obere Mädelejoch. Von der Kemptner Hütte wieder durch den Sperrbachtobel, zum Fahrrad an der Materialseilbahn der Kemptner Hütte und damit elegant und bequem hinaus nach Oberstdorf.
Hermannskarsee und Großer Krottenkopf
Blick von der Krottenkopfscharte zur Trettach
Literatur / Informationen:
AV-Führer Allgäuer Alpen
15. Auflage 1997
Bergverlag Rother
Seibert / Groth
http://www.gipfelstuermer.de/touren/krottenkopf2001
http://www.hikr.org/tour/post38967.html
Landkarten:
AV Karte 2/1
Allgäuer-Lechtaler Alpen - West
1:25000
Viele Grüße
Tobias