„Wer diese Verschneidung sieht und einen Sinn für alpine Herausforderungen und die Fähigkeit zur Realisierung hat, der muss sie machen… . Es sind auch das Ambiente und der Schwung einer Linie, die eine Kletterei unvergesslich machen können.“
aus: Richard Goedeke - Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
„Südlich der Südabdachung der Lalidererwände … steilt sich mit unheimlicher Wucht die Riesenverschneidung des Kleinen Lafatscher auf… Das urweltliche Phänomen wirkt zunächst wie ein arithmetisches Zeichen: links die spiegelglatte, ungebrochene und absolut senkrechte Schichttafel und rechts wie angeschweißt der kühn auffahrende Bogen des Plattenpfeilers. Die innerste Verschneidung zieht so logisch nach oben, daß sie jeden passionierten Kletterer anziehen muß “
„Diesem magischen Zwang erlagen auch der so gerne barfuß kletternde Innsbrucker Kaminkehrer Matthias Auckenthaler und sein Freund E. Pirker, als sie am 5. Oktober 1930 in diese Nordostverschneidung einstiegen.“
aus: Walter Pause - im extremen Fels
Diese Nordostverschneidung des Kleinen Lafatscher, vielfach auch als „Riesenverschneidung“ bezeichnet, ist wirklich ein ganz besonderes Schaustück unserer Alpen und zog auch uns wie magisch an. Auch wenn die Schwierigkeiten noch im Genussbereich liegen, war die Vorfreude auf diese beeindruckende Linie sehr groß. Zusammen mit dem wunderschönen Zustieg von Süden aus dem Halltal übers Lafatscher Joch verbrachten wir einen gemütlichen und schönen Klettertag im Karwendel. Bei inzwischen gebohrten Standplätzen und immer guten Möglichkeiten in den Risseillängen (größere) Cams einzusetzen sollte auch bei eher wenig vorhandenen Zwischensicherungen an Normalhaken kein Angstschweiß auf die Stirn treten. Zu mindestens dies dürfte Matthias Auckenthaler anno 1930, bei den damaligen Haken, barfuß kletternd und mit Hanfseil um den Bauch schon bekommen haben, denn ohne die heutigen Cams waren die beiden VI er Rissverschneidungsseilängen definitiv eher kühn absicherbar.
Ganz besonders freute es mich mal wieder mit Nina unterwegs zu sein, zumal der Mega-Sommer 2013 im Juli und Anfang August wenig Zeit für gemeinsame Aktivitäten ließ und nicht immer die einfachste Zeit darstellte. Urner Alpen, Kalkkögel, Chamonix, Berner Oberland, Engelhörner, Karwendel und seit Mitte Juni noch sechsmal in die Dolomiten erfordert eben doch erheblichen Zeitaufwand und Zugeständnisse.
Kleiner Lafatscher - NO-Verschneidung
Da seit 2012 das Halltal und die früher Mautstraße komplett gesperrt ist gestaltet sich der Zugang zum Hallerangerhaus und dem Lafatscher etwas komplizierter oder zeitaufwendiger wie zuvor. Trotzdem wählen wir den Zugang von Süden und fahren mit dem Taxi vom oberen Ortsrand von Absam (ca. 790 m) über die frühere Mautstraße bis zum Parkplatz vor dem Ferdinandstollen (1335 m). Höhenmeter wären es also nur ca. 550 aber doch auch einiges an Strecke und so sparen wir uns die angegeben zusätzlich zwei Stunden, müssen dafür aber 23 € bezahlen. Zwei Taxiunternehmen aus Hall in Tirol haben für die Auffahrt eine Genehmigung und den Schlüssel für die Schranke. Wir fuhren mit Taxi Rohregger (+43/522356111). Oben im Halltal hat man zwei Möglichkeiten das Lafatscher Joch (2081 m) zu erreichen. Entweder über die Herrenhäuser und das Issjöchl oder etwas schneller dem Issbach entlang. Wir steigen über die Herrenhäuser und somit entlang historisch interessanten Pfaden auf. Denn seit dem Mittelalter wurde im Halltal über 700 Jahre lang bis 1967 diverse Salzstollen aufgeschlagen und Salzbergbau betrieben. Die Stolleneingänge und die beschädigten Herrenhäuser zeugen von dieser inzwischen längst vergangen Zeit.
auf dem Weg zum Lafatscher Joch, hinten im Blick das Stempeljoch
Nach gut 1h 30 min erreichen wir das Lafatscher Joch. Von dort dem Wanderweg folgend Richtung Hallerangerhaus absteigen und nach dem Durchschlag den Felsen entlang nach links unter die nun offensichtlich zu sehende und nicht zu verfehlende Verschneidung. Gegen Ende auf seichten Trittspuren über steilen Schutt. Durch die abweisende steile Plattenflucht links der eigentlichen Verschneidung führen einige klettertechnisch extrem anspruchsvolle Extremtouren von Heinz Zak, wie z.B. „Tomahawk“, „Rumpelstilzchen“ oder „Der letzte Mohikaner“.
Kleiner Lafatscher - NO-Verschneidung
im Zustieg
im Zustieg
die beeindruckende Plattenflucht zur Linken
Vom höchsten Punkt des Geröllkegels folgen ca. 100 m über leichtes Plattengelände (I und II) bis zum ersten Stand vor dem ersten steileren Aufschwung. Die ersten drei Seillängen liegen im Schwierigkeitsgrad IV. Da das Gelände aber sehr dankbar aussieht und eher phasenweise im IV. Grad ist klettern wir diese ersten drei Seillängen seilfrei.
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
Nach diesen ersten drei Seillängen wird es steiler und in der 4. SL (IV+, 40 m) beginnt zunächst mit einem Kamin. In herrlicher Kletterei klettert Nina stemmend und spreizend durch diese super Seillänge. Der Fels ist super rau, griffig und fest.
zentraler Teil der Lafatscherverschneidung – es wird steiler
4. SL (IV+, 40 m)
4. SL (IV+, 40 m)
4. SL (IV+, 40 m)
Nach diesem tollen und vielversprechenden Auftakt im zentralen Verschneidungsteil folgen nun die beiden Schlüsselseillängen. Die 5. SL (VI-, 35 m) ist eine geniale Rissverschneidungsseillänge im bestem Kalk. Die vorhandene Absicherung mit ein paar Uralt-Holzkeilen und windigen Normalhaken ist durchaus verbesserungsbedürftig aber mit Cams absolut kein Problem. Wobei die großen Cams (3er) nicht allzu früh eingesetzt werden sollten. Wer hier zwei 3er Cams oder gar einen 4er dabei hat wird sie sicher auch einzusetzen wissen und sich an ihnen freuen.
5. SL (VI-, 35 m), herrliche Kletterei
5. SL (VI-, 35 m), herrliche Kletterei
Mit der 6. SL (VI, 25 m) folgt die eigentliche Schlüsselseillänge. Zu mindestens laut Topo. Ich empfand sie jetzt aber nicht wirklich als schwerer. Zwar steiler aber dafür fast griffiger. Ich hänge die 7. SL (V+, 25 m) gleich noch an und steige bis zum Stand nach dem ehemaligen Wandbuch (Der Kasten hängt zwar noch aber ein Buch ist keines drin).
6. SL (VI, 25 m)
7. SL (V+, 25 m), rechts das ehemalige Wandbuch
Nun liegt das meiste hinter einem und der Ausstieg ist nahe. Es geht rechts hinaus und hinter einem Türmchen vorbei. Nach dem Türmchen wieder gerade nach oben und dem leichtesten Weg folgen bis zum abschließenden Wandgürtel. Hier liegen allerhand Steine rum und insbesondere bei nachfolgenden Seilschaften sollte man hier etwas vorsichtig sein. Wir nehmen das Seil gleich auf und gehen die nächsten beiden Seillängen (III) ohne weiter. Am abschließenden Wandgürtel wird es nochmal etwas steiler und schwerer. Das Seil kommt wieder zum Einsatz und es gilt einen Wulst zu überklettern (2 m IV+), bevor es rechts um die Ecke geht und über eine Art Rinne der Ausstieg auf dem Grat erreicht wird. In diversen Beschreibungen und in Internet-Berichten ist von der schlechten Felsqualität im oberen Teil und von typischem „Karwendelbruch“ zu lesen. Das muss doch deutlich relativiert werden und ich konnte den typischen „Karwendelbruch“ nirgends finden. Kein Vergleich zu diversen Lalidererseillängen. Ich würde es für solch eine klassische Tour eher als sehr gutmütiges Ausstiegsgelände bezeichnen.
8. SL (III)nach rechts und hinter dem Türmchen durch.
10. SL (IV+), ein kleiner Wulst muss überklettert werden
Nach ca. 3 h Kletterzeit ab erstem Stand ist der Ausstieg erreicht und eine super Tour liegt hinter uns. Tolle Blicke auf die umliegende Karwendel-Bergwelt. In direkter Nachbarschaft die Speckkarspitze und ihrem Nordwesteck mit den berühmten Klassikern wie der „Buhl-Durchschlag“ oder der „Buratti-Pfeiler“. Mit etwas Sehnsucht erblicke ich auch die Laliderer Spitze, Laliderer Wand und die silbern schimmernde Biwakschachtel zwischen den beiden Gipfeln. Wenn man die beiden Schutt-Mugel so von Süden betrachtet sollte man nicht meinen, dass auf der anderen Seite solch gewaltige Wandfluchten zu finden sind.
Speckkarspitze
Laliderer Spitze (mitte)und Laliderer Wand (rechts) von Süden – mit Sehnsucht Blicke ich hinüber…
Vom Ausstieg entweder dem Gratrücken folgen zum Gipfel oder meist leicht ansteigend den Steinmännern folgen oberhalb diverser Gräben in Richtung des großen Schuttfeldes welches direkt hinunter zum Lafatscher Joch führt. Vom Lafatscher Joch steigen wir genüsslich durchs im oberen Teil wunderschöne Halltal ab.
Abstieg zum Lafatscher Joch
Blick vom Lafatscher Joch zum Kleinen Lafatscher
am Lafatscher Joch
schönes Halltal
Kleiner Lafatscher (2635 m) – NO-Verschneidung:
- EB: V. Weber und R. Fick 1926; Direkte Verschneidung: M. Auckenthaler und E. Pirker 05. Oktober 1930
- Schwierigkeit: VI und VI- je eine Seillänge, eine Seillänge V+ der Rest IV und leichter
- Felsqualität: Überwiegend super Felsqualität, keinerlei typischer „Karwendelbruch“
- Absicherung: Standplätze durchgehend mit zwei Bohrhaken ausgestattet. Als Zwischensicherungen schon eher spärliche Anzahl an Normalhaken. Mit Cams aber zusätzlich gut absicherbar. Für der VI- Seillänge sollte mindestens ein 3er Cam am Gurt hängen, besser zwei 3er oder auch einen noch größeren.
- Wandhöhe: 400 mH
- Kletterzeit: ca. 4-5 h
Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 8 Exen
- 4-6 Bandschlingen
- 1 kompletter Satz Cams: 0.3 bis mindestens 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos (jegliche Topos und Beschreibungen noch ohne Angaben über die nun vorhandenen Standbohrhaken):
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1.Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Kletterführer Karwendel
3. Auflage 2007
Panico Alpinverlag
Topo auch unter:
http://www.bergsteigen.com/klettern/tiro...schneidung
AV-Führer Karwendelgebirge
12. Auflage 1984
Bergverlag Rudolf Rother
Heinrich Klier/Fritz März
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Karten:
1:25000: AV-Karte 5/2 Karwendelgebirge Mitte
Viele Grüße
Nina und Tobias
aus: Richard Goedeke - Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
„Südlich der Südabdachung der Lalidererwände … steilt sich mit unheimlicher Wucht die Riesenverschneidung des Kleinen Lafatscher auf… Das urweltliche Phänomen wirkt zunächst wie ein arithmetisches Zeichen: links die spiegelglatte, ungebrochene und absolut senkrechte Schichttafel und rechts wie angeschweißt der kühn auffahrende Bogen des Plattenpfeilers. Die innerste Verschneidung zieht so logisch nach oben, daß sie jeden passionierten Kletterer anziehen muß “
„Diesem magischen Zwang erlagen auch der so gerne barfuß kletternde Innsbrucker Kaminkehrer Matthias Auckenthaler und sein Freund E. Pirker, als sie am 5. Oktober 1930 in diese Nordostverschneidung einstiegen.“
aus: Walter Pause - im extremen Fels
Diese Nordostverschneidung des Kleinen Lafatscher, vielfach auch als „Riesenverschneidung“ bezeichnet, ist wirklich ein ganz besonderes Schaustück unserer Alpen und zog auch uns wie magisch an. Auch wenn die Schwierigkeiten noch im Genussbereich liegen, war die Vorfreude auf diese beeindruckende Linie sehr groß. Zusammen mit dem wunderschönen Zustieg von Süden aus dem Halltal übers Lafatscher Joch verbrachten wir einen gemütlichen und schönen Klettertag im Karwendel. Bei inzwischen gebohrten Standplätzen und immer guten Möglichkeiten in den Risseillängen (größere) Cams einzusetzen sollte auch bei eher wenig vorhandenen Zwischensicherungen an Normalhaken kein Angstschweiß auf die Stirn treten. Zu mindestens dies dürfte Matthias Auckenthaler anno 1930, bei den damaligen Haken, barfuß kletternd und mit Hanfseil um den Bauch schon bekommen haben, denn ohne die heutigen Cams waren die beiden VI er Rissverschneidungsseilängen definitiv eher kühn absicherbar.
Ganz besonders freute es mich mal wieder mit Nina unterwegs zu sein, zumal der Mega-Sommer 2013 im Juli und Anfang August wenig Zeit für gemeinsame Aktivitäten ließ und nicht immer die einfachste Zeit darstellte. Urner Alpen, Kalkkögel, Chamonix, Berner Oberland, Engelhörner, Karwendel und seit Mitte Juni noch sechsmal in die Dolomiten erfordert eben doch erheblichen Zeitaufwand und Zugeständnisse.
Kleiner Lafatscher - NO-Verschneidung
Da seit 2012 das Halltal und die früher Mautstraße komplett gesperrt ist gestaltet sich der Zugang zum Hallerangerhaus und dem Lafatscher etwas komplizierter oder zeitaufwendiger wie zuvor. Trotzdem wählen wir den Zugang von Süden und fahren mit dem Taxi vom oberen Ortsrand von Absam (ca. 790 m) über die frühere Mautstraße bis zum Parkplatz vor dem Ferdinandstollen (1335 m). Höhenmeter wären es also nur ca. 550 aber doch auch einiges an Strecke und so sparen wir uns die angegeben zusätzlich zwei Stunden, müssen dafür aber 23 € bezahlen. Zwei Taxiunternehmen aus Hall in Tirol haben für die Auffahrt eine Genehmigung und den Schlüssel für die Schranke. Wir fuhren mit Taxi Rohregger (+43/522356111). Oben im Halltal hat man zwei Möglichkeiten das Lafatscher Joch (2081 m) zu erreichen. Entweder über die Herrenhäuser und das Issjöchl oder etwas schneller dem Issbach entlang. Wir steigen über die Herrenhäuser und somit entlang historisch interessanten Pfaden auf. Denn seit dem Mittelalter wurde im Halltal über 700 Jahre lang bis 1967 diverse Salzstollen aufgeschlagen und Salzbergbau betrieben. Die Stolleneingänge und die beschädigten Herrenhäuser zeugen von dieser inzwischen längst vergangen Zeit.
auf dem Weg zum Lafatscher Joch, hinten im Blick das Stempeljoch
Nach gut 1h 30 min erreichen wir das Lafatscher Joch. Von dort dem Wanderweg folgend Richtung Hallerangerhaus absteigen und nach dem Durchschlag den Felsen entlang nach links unter die nun offensichtlich zu sehende und nicht zu verfehlende Verschneidung. Gegen Ende auf seichten Trittspuren über steilen Schutt. Durch die abweisende steile Plattenflucht links der eigentlichen Verschneidung führen einige klettertechnisch extrem anspruchsvolle Extremtouren von Heinz Zak, wie z.B. „Tomahawk“, „Rumpelstilzchen“ oder „Der letzte Mohikaner“.
Kleiner Lafatscher - NO-Verschneidung
im Zustieg
im Zustieg
die beeindruckende Plattenflucht zur Linken
Vom höchsten Punkt des Geröllkegels folgen ca. 100 m über leichtes Plattengelände (I und II) bis zum ersten Stand vor dem ersten steileren Aufschwung. Die ersten drei Seillängen liegen im Schwierigkeitsgrad IV. Da das Gelände aber sehr dankbar aussieht und eher phasenweise im IV. Grad ist klettern wir diese ersten drei Seillängen seilfrei.
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
die ersten drei Seillängen (IV) seilfrei
Nach diesen ersten drei Seillängen wird es steiler und in der 4. SL (IV+, 40 m) beginnt zunächst mit einem Kamin. In herrlicher Kletterei klettert Nina stemmend und spreizend durch diese super Seillänge. Der Fels ist super rau, griffig und fest.
zentraler Teil der Lafatscherverschneidung – es wird steiler
4. SL (IV+, 40 m)
4. SL (IV+, 40 m)
4. SL (IV+, 40 m)
Nach diesem tollen und vielversprechenden Auftakt im zentralen Verschneidungsteil folgen nun die beiden Schlüsselseillängen. Die 5. SL (VI-, 35 m) ist eine geniale Rissverschneidungsseillänge im bestem Kalk. Die vorhandene Absicherung mit ein paar Uralt-Holzkeilen und windigen Normalhaken ist durchaus verbesserungsbedürftig aber mit Cams absolut kein Problem. Wobei die großen Cams (3er) nicht allzu früh eingesetzt werden sollten. Wer hier zwei 3er Cams oder gar einen 4er dabei hat wird sie sicher auch einzusetzen wissen und sich an ihnen freuen.
5. SL (VI-, 35 m), herrliche Kletterei
5. SL (VI-, 35 m), herrliche Kletterei
Mit der 6. SL (VI, 25 m) folgt die eigentliche Schlüsselseillänge. Zu mindestens laut Topo. Ich empfand sie jetzt aber nicht wirklich als schwerer. Zwar steiler aber dafür fast griffiger. Ich hänge die 7. SL (V+, 25 m) gleich noch an und steige bis zum Stand nach dem ehemaligen Wandbuch (Der Kasten hängt zwar noch aber ein Buch ist keines drin).
6. SL (VI, 25 m)
7. SL (V+, 25 m), rechts das ehemalige Wandbuch
Nun liegt das meiste hinter einem und der Ausstieg ist nahe. Es geht rechts hinaus und hinter einem Türmchen vorbei. Nach dem Türmchen wieder gerade nach oben und dem leichtesten Weg folgen bis zum abschließenden Wandgürtel. Hier liegen allerhand Steine rum und insbesondere bei nachfolgenden Seilschaften sollte man hier etwas vorsichtig sein. Wir nehmen das Seil gleich auf und gehen die nächsten beiden Seillängen (III) ohne weiter. Am abschließenden Wandgürtel wird es nochmal etwas steiler und schwerer. Das Seil kommt wieder zum Einsatz und es gilt einen Wulst zu überklettern (2 m IV+), bevor es rechts um die Ecke geht und über eine Art Rinne der Ausstieg auf dem Grat erreicht wird. In diversen Beschreibungen und in Internet-Berichten ist von der schlechten Felsqualität im oberen Teil und von typischem „Karwendelbruch“ zu lesen. Das muss doch deutlich relativiert werden und ich konnte den typischen „Karwendelbruch“ nirgends finden. Kein Vergleich zu diversen Lalidererseillängen. Ich würde es für solch eine klassische Tour eher als sehr gutmütiges Ausstiegsgelände bezeichnen.
8. SL (III)nach rechts und hinter dem Türmchen durch.
10. SL (IV+), ein kleiner Wulst muss überklettert werden
Nach ca. 3 h Kletterzeit ab erstem Stand ist der Ausstieg erreicht und eine super Tour liegt hinter uns. Tolle Blicke auf die umliegende Karwendel-Bergwelt. In direkter Nachbarschaft die Speckkarspitze und ihrem Nordwesteck mit den berühmten Klassikern wie der „Buhl-Durchschlag“ oder der „Buratti-Pfeiler“. Mit etwas Sehnsucht erblicke ich auch die Laliderer Spitze, Laliderer Wand und die silbern schimmernde Biwakschachtel zwischen den beiden Gipfeln. Wenn man die beiden Schutt-Mugel so von Süden betrachtet sollte man nicht meinen, dass auf der anderen Seite solch gewaltige Wandfluchten zu finden sind.
Speckkarspitze
Laliderer Spitze (mitte)und Laliderer Wand (rechts) von Süden – mit Sehnsucht Blicke ich hinüber…
Vom Ausstieg entweder dem Gratrücken folgen zum Gipfel oder meist leicht ansteigend den Steinmännern folgen oberhalb diverser Gräben in Richtung des großen Schuttfeldes welches direkt hinunter zum Lafatscher Joch führt. Vom Lafatscher Joch steigen wir genüsslich durchs im oberen Teil wunderschöne Halltal ab.
Abstieg zum Lafatscher Joch
Blick vom Lafatscher Joch zum Kleinen Lafatscher
am Lafatscher Joch
schönes Halltal
Kleiner Lafatscher (2635 m) – NO-Verschneidung:
- EB: V. Weber und R. Fick 1926; Direkte Verschneidung: M. Auckenthaler und E. Pirker 05. Oktober 1930
- Schwierigkeit: VI und VI- je eine Seillänge, eine Seillänge V+ der Rest IV und leichter
- Felsqualität: Überwiegend super Felsqualität, keinerlei typischer „Karwendelbruch“
- Absicherung: Standplätze durchgehend mit zwei Bohrhaken ausgestattet. Als Zwischensicherungen schon eher spärliche Anzahl an Normalhaken. Mit Cams aber zusätzlich gut absicherbar. Für der VI- Seillänge sollte mindestens ein 3er Cam am Gurt hängen, besser zwei 3er oder auch einen noch größeren.
- Wandhöhe: 400 mH
- Kletterzeit: ca. 4-5 h
Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 8 Exen
- 4-6 Bandschlingen
- 1 kompletter Satz Cams: 0.3 bis mindestens 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos (jegliche Topos und Beschreibungen noch ohne Angaben über die nun vorhandenen Standbohrhaken):
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1.Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Kletterführer Karwendel
3. Auflage 2007
Panico Alpinverlag
Topo auch unter:
http://www.bergsteigen.com/klettern/tiro...schneidung
AV-Führer Karwendelgebirge
12. Auflage 1984
Bergverlag Rudolf Rother
Heinrich Klier/Fritz März
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Karten:
1:25000: AV-Karte 5/2 Karwendelgebirge Mitte
Viele Grüße
Nina und Tobias