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Hochgall Nordwand, 01.05.14
#1
   
   
   
Hochgall Nordwand – „Skitour-Plus“
01.05.2014

Für den 1.Mai versprach der Südtiroler Wetterdienst ein kleines Schönwetterfenster innerhalb eines größeren Tiefdruckgebietes. Die Wahl für eine geplante „Skitour-Plus“ fiel Dank Tourenvorschlag von Tobias auf den Hochgall (3436m), einen 3000er im Reintal, in der Nähe von „Sand in Taufers“. Das „Plus“ zur Skitour verbirgt sich hinter dem geplanten Gipfelaufstieg über die Nordwestwand und deren Skibefahrung. Die Hochgall Nordwand ist eine eher moderate „Vanis-Eisroute“ und misst etwa 300Hm mit einer max. Steilheit von ca. 50 Grad (Durchschnittsneigung laut Vanis ca. 45Grad) und etwa 15-20m leichter Mixedkletterei (M1-2) im Ausstiegsbereich. Der Zustieg zur Wand misst nochmal grob 1550Hm, insgesamt also etwa 1850Hm vom Auto bis Gipfel.
Wir fuhren am Vorabend mit dem Auto bis zur „Jausenstation Säge“ (1591m) und übernachteten dort im Auto. Bei Ankunft hatte es noch heftig geregnet und wir waren daher gespannt wie viel Neuschnee oben fallen und wie sich das Wetter entwickeln würde. Am kommenden Morgen starteten wir um viertel nach 4 und folgten dem zunächst schneefreien Hüttensommerweg (Wegmarkierung mit Nummer: 08) zur Kasseler Hütte (in anderen Führerwerken teilweise als Hochgallhütte oder auch Rifugio Roma bezeichnet, 2276m). Das Wetter hatte sich stabilisiert und klarte immer mehr auf. Wir mussten die Ski noch bis ca. 2100m tragen und konnten die Ski etwa 20 min vor der Kasselerhütte (Rifugio Roma) anschnallen.
   
   
   
Dank des zügig sich in die Höhe schraubenden Hüttenweges war die Kasseler Hütte bereits nach ca. 1,5h kurz vor 6 Uhr morgens erreicht. Erste Lichter in den Hüttenfenstern zeugten von weiteren Hochtourenspiranten. Wir verweilten nur kurz für eine kleine Pause und machten uns bald wieder auf den Weg zum Wandfuß.
Ab der Hütte hatte es auf dem mal mehr Mal weniger tragenden Altschnee-Schmelzharschdeckel etwas frischen Pulverschnee.
Mit frontaler Sicht auf die Hochgall-Westwand stiegen wir in wundervoller Morgenstimmung Richtung dem unter der Nordwestwand befindlichem Gletscher zu.
   
   
In einer weit linksausholenden Kurve umgingen wir zuletzt die Gletscherbruchzone ohne Spaltenkontakt und hatten nun direkte Sicht auf die Wand.
   
Die Verhältnisse schienen gut zu sein, nirgends war Blankeis zu sehen und die Wand auch relativ gut eingeschneit. Momente der Vorfreude. Mit Skiern konnten wir noch bis wenige Meter vor die Randspalte aufsteigen.
   
Der Pulverschnee war direkt am Wandfuß ca. 15-20cm hoch. Die Randspalte war gutmütig eingeschneit und schien an mehreren Stellen gut überwindbar zu sein. Wir wählten die Stelle die den direktesten und kürzesten Zugang ermöglichte. Bis zum Wandfuß hatten wir inkl. Pause an der Kasselerhütte für die knapp 1550Hm etwa 4h 20min gebraucht und genossen nun vor dem folgenden Wandanstieg das Hochgebirgsambiente. Die Randspalte der Hochgall-Nordwand hatte seinerzeit Erich Vanis fast den Wandzutritt verwehrt und konnte damals wohl erst nach recht mühsamen Klettermanövern überwunden werden, heute stellte diese bei uns gar kein Problem dar. Wir überquerten diese zwar aus Respekt vor Vanis seiner Schilderung noch angeseilt, stiegen dann aber in bestem Neuschneetrittfirn seilfrei weiter.
   
   
Die Verhältnisse waren für den Aufstieg perfekt und ermöglichten ein kraftsparendes Steigen. Glaub meine Wadeln und Oberschenkeln hätten nach dem langen Zustieg auch kei rechte Lust auf Blankeis gehabt. Die Steilheit betrug nie mehr als 50 Grad und im Mittelteil vermutlich sogar etwas weniger.
   
   
   
   
   
   
Im letzten Drittel der Wand verläuft die Anstiegsroute in einer seichten Rinne in der sich der Neuschnee von gestern sammelte. Stellenweise musste hier hochgewühlt statt gestiegen werden. Insgesamt kamen wir aber dennoch gut voran, leider machte das Wetter wieder dicht.
   
Am Ende der sich stetig verjüngenden und zuletzt auch aufsteilenden Rinne war der Schneeteil vorbei und über uns warteten noch etwa 15-20m leichtes Mixedgelände bis zum Gipfelgrat. Eine von mir links der Rinnenflucht angetestete Ausstiegsvariante versprach angesichts losen Pulverschnees auf plattigem Fels wenig ungesicherte Aufstiegsfreude und noch weniger Skiabfahrtsoption. Daher kehrte ich rasch zurück und stieg auf dem von Tobias gewählten Ausstieg, weiter die Rinne empor, zum Grat aus. Wegen den niedrigen Schwierigkeiten (ca. M 1-2) war ein Sichern im Aufstieg jedoch nicht notwendig. Den Gipfelgrat erreichten wir nur wenige Meter rechts unterhalb des höchsten Punktes.
   
Normalerweise sollte sich vor uns ein tolles Panorama gen Süden auftun, leider hatte das Wetter aber in diese Richtung hin komplett dicht gemacht. Auf dem schmalen Grat ging es ausgesetzt noch wenige Meter links hinüber zum höchsten Punkt der durch eine rechteckige Metallkonstruktion gekennzeichnet ist.
   
   
Dieser Felspunkt ist tatsächlich etwas höher wie der rechts der Ausstiegsrinne liegende Felspunkt, welcher einem von der Ferne jedoch als höchster Punkt bzw. vermeintlicher Gipfel imponiert. Gegen 10:30 Uhr etwa waren wir am Gipfel.
   
Zufrieden und glücklich, jedoch mit dem Wissen um die noch folgende spannende Abfahrt und angesichts des mässigen Wetters verweilten wir nicht lange und machten uns zurück zur Ausstiegsrinne. Gänzlich ungesichert wollten wir mit Ski am Rucksack die 20 felsigen Meter nicht hinunterklettern. Wir schlugen einen Drehmomenthaken im Ausstiegsbereich und verwendeten Tobias dünnes Kevlarseil als Hintersicherung beim Hinunterklettern.
   
Dank der Neuschneemenge war der Wechsel von Steigeisen auf Ski leichter wie gedacht (man hat da ja schon gewisse Ängste dass einem da der Ski beim Einsteigen verloren geht ohne Fangriemen). Trotz längerem Rumgepfriemle an der Gopro hab ichs dann aber doch wieder geschafft Feuchtigkeit ins Gehäuse zu bekommen und Mal wieder den Winkel nicht korrekt einzustellen. Irgendwann fuhren wir dann los.
   
Die ersten 20m noch recht vorsichtig, da die Rinne noch sehr eng war. Dann jedoch wurde das Gelände weiter und skifreundlicher. Die Bedingungen waren sehr gut und die Abfahrt lag dadurch gefühlt in unserer „Comfort-Zone“. Wir rasteten immer wieder um aufeinander zu warten da die durch das Abfahren losgelöste Schneemenge den weiter unten Fahrenden behindert hätte. Sogar der von einem selbst ausgelöste Slush musste immer wieder vorbeigelassen werden bzw. schräg zur Falllinie gefahren werden.
   
   
   
   
Über die Randspalte ging es Dank Skiern nun sogar noch entspannter hinweg und unten am Wandfuß angekommen freuten wir uns so tolle Bedingungen gehabt und genossen zu haben. Etwas mehr blauer Himmel bzw. Sonnenschein wären jetzt noch recht gewesen, aber wir wollen uns mal nicht beschweren, wir hatten es ziemlich gut erwischt. Wir cruisten entspannt den Gletscher hinunter und versuchten dann schräg links hinüber, auf den Normalweg zu kommen damit wir keinen Gegenanstieg in Kauf nehmen mussten.
   
Dies gelang mit etwas Schieben auch ganz gut und gegen 12:45 Uhr trafen wir auf der Sonnenterasse der Kasseler Hütte ein. Das Wetter machte sogar wieder leicht auf und gönnte uns einen sonnigen Einkehrschwung mit Blick auf den Hochgall.
   
Leider konnten wir nicht ewig bleiben und fuhren im nun betonschweren Nassschnee noch so weit hinunter wie es nur irgendwie ging (nach dem Motto: schlecht gefahren ist besser wie gut gelaufen) und waren wenig später gegen 14:45 Uhr zurück am Auto.
   
Unsere „Skitour-Plus“ mit Nordwandanstieg und anspruchsvoller aber unter sehr guten Bedingungen absolvierten Nordwandabfahrt bildete ein rundes Gesamtunternehmen welches uns beiden sehr gefallen hatte.

Gruß Alban und Tobias

Facts:
Hochgall Nordwand, Hochgall 3436m, Riesenferner-Gruppe
Talort: Rein in Taufers, Südtirol, Ahrntal
Kartenmaterial: Tabacco Nr 035, Ahrntal-Rieferner, 1:25 000
Hüttenstützpunkt: Kasseler Hütte ( 2276m)
Hüttenzustieg: 685Hm, ca. 1,5h (geöffnet im Winter/Frühjahr bis Anfang Mai)
Wandzustieg ab Hütte: ca. 2,5h und 860Hm
Gesamtzustieg Auto bis Wandfuß: ca. 4h Gehzeit und ca. 1550Hm
Nordwestwand: ca. 300Hm und bis 50 Grad steil mit je nach Zustand und Schneemenge wenigen Metern leichtem Mixedgelände im Ausstiegsbereich (M 1-2). Ein Sichern im Urgestein wäre hier mit „Mobilen“ und Felshaken möglich. Zeitbedarf für die Wand je nach Verhältnissen und Kondition: 1-2h.
Erstbegeher:
Abstieg/Abfahrt: je nach Verhältnissen entweder über die Nordwand oder alternativ über die etwas flachere Westwand (Passagen bis 45 Grad)

Tourenbeschreibung auch bei Vanis: „Im steilen Eis“ oder dem Eiskletterführer „Firn und Eisklettern in den Ostalpen (Alpinverlag) oder unter folgendem Link:

http://www.bergsteigen.com/eiswand/trent...l-nordwand


Weiterer Tourenbericht:

http://www.helfer.it/modules.php?name=ga...&g2_page=3

Die Enchainement-Variante mit zusätzlicher Nordwand (vermutlich die der Barmerspitze)und kleinem Video:

http://www.bergportal.com/hochgall-3436m-im-doppelpack


Link zur Kasseler Hütte:

http://www.kasseler-huette.com/tauferer_...huette.htm

Link zum Wetterbericht Südtirol:

http://www.provinz.bz.it/wetter/suedtirol.asp
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