„Vom Scharnitzjoch aus sieht die Südwand unheimlich aus, sie wirkt sofort bedrückend und abschreckend mit ihren marmorglatten, hier gelben, dort tintenschwarzen Wülsten und Überhängen. Das denkt sogar der junge Kletterer beim ersten Anblick, noch ehe er scharf kalkulierend die Strukturen studiert… „
„Hier standen einst alle bedeutenden Namen des großen Beginns. [Es] versuchten sich hier alle Besten auf einmal, auch Hans Dülfer, Tita Piaz, Paul Preuß. Diese Garde sah nur noch diese Schüsselkar-Südwand, dachte nur an diesen Namen, der mit dem Gewicht eines Bibeltextes ausgesprochen wurde.“
aus: Walter Pause – im extremen Fels.
Einen Tag nach dem Skitouren-Opening an der
Habicht Nordwand
im Stubaital nutzen wir noch die Gunst der Stunde des perfekten Spätherbstwetters und starteten zur Schüsselkarspitze. Heute ist auch Bene mit am Start und so geht es zu dritt zur sonnigen Südwand hinauf. Die Direkte Südwand „Rainer-Aschenbrenner“ ist einer der großen Schüsselkarklassiker und wurde am 15. Juni 1939 von den damaligen Spitzenkletterern Kuno Rainer und Peter Aschenbrenner erstbegangen. Auf den ersten Seillängen verläuft sie teilweise gemeinsam mit dem ältesten großen Südwand Klassiker „Fiechtl-Herzog“ aus dem Jahre 1913 (!!!) und zweigt dann direkt ins steilere Gemäuer ab. Üblicherweise werden im untersten Teil die „Pfeilerrisse“ geklettert. Die gesamte Tour bietet von unten bis oben besten Wettersteinkalk, steile kraftige Kletterei und ist doch eher umfangreich saniert.
Beim Loslaufen im Tal hatte es noch frische -1°C doch das änderte sich bald und ab der Wangalm (1753 m) gab es Sonne pur, blauen Himmel und das den ganzen Tag. Als Zustieg wählten wir bewusst nicht den Aufstieg durchs Puittal, da wir davon ausgegangen sind dort schon wesentlich mehr Schnee vorzufinden. Im Nachhinein wäre es aber gut und eben auch etwas schneller gegangen und die einzige andere Seilschaft an diesem Tag kam auch durch das Puittal herauf.
etwas oberhalb der Wangalm
Blick zur kleinen Erinnerungshütte oberhalb des Scharnitzjoch
die Schüsselkarspitze – Südwand im Blick
Querung zum Einstieg unter den “Pfeilerrissen”
Wie es der Zufall will hängen dann auch noch beide Seilschaften in der gleichen Route ab und das in einer Wand mit über 50 Routen und Möglichkeiten. Doch es gab keine Probleme und die beiden Jungs vor uns waren sehr flott.
Gleich mit der ersten richtigen Seillänge der „Pfeilerrisse“ geht das Spektakel an steiler begeisternder Kletterei los. Nicht weniger begeisternd ist die zweite Seillänge der „Pfeilerrisse“. An herrlichen Tropflöchern wird die an sich sehr steile Platte überwunden.
1.SL (VI+) „Pfeilerrisse“
1.SL (VI+) „Pfeilerrisse“
2.SL (VII-) – herrliche Tropflöcher
2.SL (VII-)
In der Mitte der folgenden Seillänge (auf einem Köpfl) zweigt nach links die „Fiechtl-Herzog“ ab. Für die „Rainer Aschenbrenner“ geht es aber gerade aus weiter.
3. SL (VII-)
Es folgt die Schlüsselstelle der Tour der bekannte „Rainer-Riss“ und mit ihm eine der fotogensten Passagen der Tour. Die Bohrhaken leiten einen vom Stand unter einem markanten Dach nach rechts hinaus und an einer idealen Schuppe exponiert nach oben. Der Original „Rainer-Riss“ von 1939 führt aber vermutlich gerade aus über gelben brüchig anmutenden Fels nach oben. Einige Normalhaken deuten darauf hin. Auch der Goedeke Führer „Bayerische Alpen, Nordtirol“ spricht von „rechts BH-Variante“. An einem der Bohrhaken hängt eine dicke weiße A0 Schlinge.
4.SL (VII oder VI/A0)
4.SL (VII oder VI/A0)
4.SL (VII oder VI/A0)
Man erreicht nach dem „Rainer Riss“ einen Standplatz in einer Art Trichter. Für uns auf der „Rainer-Aschenbrenner“ geht es leicht linkshaltend empor. Immer noch beeindruckendes Gelände, aber schon deutlich leichter wie zuvor. Die nächsten beiden Seillängen sind VI- und VI. Die Seilschaft vor uns zweigt vom Stand nach dem „Rainer Riss“ in die relativ neue
„Superdirekte“
(VII) aus dem Jahr 2011 ab.
5. SL (VI-)
Wir drei in der 6.SL
6. SL (VI)
Seilschaft in der “Superdirekten”
Seilschaft in der “Superdirekten”
Nun legt sich das Gelände endgültig zurück und wir machen noch die folgende V er Länge (eine kurze Passage V) mit Seil.
im oberen Teil
Die letzten beiden IIIer Seillängen geht es ohne Seil weiter dem Grat entgegen. Am Grat oben angekommen zeigte sich von einem Meter auf dem anderen deutlich die Jahreszeit Ende November. Am Grat lag schon deutlich Schnee.
am verschneiten Grat
am verschneiten Grat
Wir lassen den Hauptgipfel und die dort befindliche Biwakschachtel rechts liegen und machen uns gleich auf den Weg nach links über den Grat. Das Ziel war die „Zak-Abseilpiste“. Dank des exzellenten Topo dieser Abseilpiste im Goedeke Führer „Bayerische Alpen, Nordtirol“ und dem Topoguide Topo war der erste Abseilhaken gut zu finden auch wenn er zunächst unter dem Schnee lag und nicht zu sehen war. Ohne Probleme ging es 7 x abseilend zurück zum Wandfuß.
einer der “Zak-Spezialhaken”
Mit schöner Abendstimmung im Abstieg endete dieser tolle Klettertag.
Literatur / Kletterführer:
Topoguide, Band 1
1. Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Wetterstein Süd
Panico Alpinverlag
2. Auflage 2007
Bernd Eberle, Karlheinz Grübler und Barbara Pöll
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1. Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
Landkarten:
AV Karte 4/3
Wetterstein- und Mieminger Gebirge – Östliches Blatt
1:25000
Viele Grüße
Florian, Bene und Tobias
„Hier standen einst alle bedeutenden Namen des großen Beginns. [Es] versuchten sich hier alle Besten auf einmal, auch Hans Dülfer, Tita Piaz, Paul Preuß. Diese Garde sah nur noch diese Schüsselkar-Südwand, dachte nur an diesen Namen, der mit dem Gewicht eines Bibeltextes ausgesprochen wurde.“
aus: Walter Pause – im extremen Fels.
Einen Tag nach dem Skitouren-Opening an der
Habicht Nordwand
im Stubaital nutzen wir noch die Gunst der Stunde des perfekten Spätherbstwetters und starteten zur Schüsselkarspitze. Heute ist auch Bene mit am Start und so geht es zu dritt zur sonnigen Südwand hinauf. Die Direkte Südwand „Rainer-Aschenbrenner“ ist einer der großen Schüsselkarklassiker und wurde am 15. Juni 1939 von den damaligen Spitzenkletterern Kuno Rainer und Peter Aschenbrenner erstbegangen. Auf den ersten Seillängen verläuft sie teilweise gemeinsam mit dem ältesten großen Südwand Klassiker „Fiechtl-Herzog“ aus dem Jahre 1913 (!!!) und zweigt dann direkt ins steilere Gemäuer ab. Üblicherweise werden im untersten Teil die „Pfeilerrisse“ geklettert. Die gesamte Tour bietet von unten bis oben besten Wettersteinkalk, steile kraftige Kletterei und ist doch eher umfangreich saniert.
Beim Loslaufen im Tal hatte es noch frische -1°C doch das änderte sich bald und ab der Wangalm (1753 m) gab es Sonne pur, blauen Himmel und das den ganzen Tag. Als Zustieg wählten wir bewusst nicht den Aufstieg durchs Puittal, da wir davon ausgegangen sind dort schon wesentlich mehr Schnee vorzufinden. Im Nachhinein wäre es aber gut und eben auch etwas schneller gegangen und die einzige andere Seilschaft an diesem Tag kam auch durch das Puittal herauf.
etwas oberhalb der Wangalm
Blick zur kleinen Erinnerungshütte oberhalb des Scharnitzjoch
die Schüsselkarspitze – Südwand im Blick
Querung zum Einstieg unter den “Pfeilerrissen”
Wie es der Zufall will hängen dann auch noch beide Seilschaften in der gleichen Route ab und das in einer Wand mit über 50 Routen und Möglichkeiten. Doch es gab keine Probleme und die beiden Jungs vor uns waren sehr flott.
Gleich mit der ersten richtigen Seillänge der „Pfeilerrisse“ geht das Spektakel an steiler begeisternder Kletterei los. Nicht weniger begeisternd ist die zweite Seillänge der „Pfeilerrisse“. An herrlichen Tropflöchern wird die an sich sehr steile Platte überwunden.
1.SL (VI+) „Pfeilerrisse“
1.SL (VI+) „Pfeilerrisse“
2.SL (VII-) – herrliche Tropflöcher
2.SL (VII-)
In der Mitte der folgenden Seillänge (auf einem Köpfl) zweigt nach links die „Fiechtl-Herzog“ ab. Für die „Rainer Aschenbrenner“ geht es aber gerade aus weiter.
3. SL (VII-)
Es folgt die Schlüsselstelle der Tour der bekannte „Rainer-Riss“ und mit ihm eine der fotogensten Passagen der Tour. Die Bohrhaken leiten einen vom Stand unter einem markanten Dach nach rechts hinaus und an einer idealen Schuppe exponiert nach oben. Der Original „Rainer-Riss“ von 1939 führt aber vermutlich gerade aus über gelben brüchig anmutenden Fels nach oben. Einige Normalhaken deuten darauf hin. Auch der Goedeke Führer „Bayerische Alpen, Nordtirol“ spricht von „rechts BH-Variante“. An einem der Bohrhaken hängt eine dicke weiße A0 Schlinge.
4.SL (VII oder VI/A0)
4.SL (VII oder VI/A0)
4.SL (VII oder VI/A0)
Man erreicht nach dem „Rainer Riss“ einen Standplatz in einer Art Trichter. Für uns auf der „Rainer-Aschenbrenner“ geht es leicht linkshaltend empor. Immer noch beeindruckendes Gelände, aber schon deutlich leichter wie zuvor. Die nächsten beiden Seillängen sind VI- und VI. Die Seilschaft vor uns zweigt vom Stand nach dem „Rainer Riss“ in die relativ neue
„Superdirekte“
(VII) aus dem Jahr 2011 ab.
5. SL (VI-)
Wir drei in der 6.SL
6. SL (VI)
Seilschaft in der “Superdirekten”
Seilschaft in der “Superdirekten”
Nun legt sich das Gelände endgültig zurück und wir machen noch die folgende V er Länge (eine kurze Passage V) mit Seil.
im oberen Teil
Die letzten beiden IIIer Seillängen geht es ohne Seil weiter dem Grat entgegen. Am Grat oben angekommen zeigte sich von einem Meter auf dem anderen deutlich die Jahreszeit Ende November. Am Grat lag schon deutlich Schnee.
am verschneiten Grat
am verschneiten Grat
Wir lassen den Hauptgipfel und die dort befindliche Biwakschachtel rechts liegen und machen uns gleich auf den Weg nach links über den Grat. Das Ziel war die „Zak-Abseilpiste“. Dank des exzellenten Topo dieser Abseilpiste im Goedeke Führer „Bayerische Alpen, Nordtirol“ und dem Topoguide Topo war der erste Abseilhaken gut zu finden auch wenn er zunächst unter dem Schnee lag und nicht zu sehen war. Ohne Probleme ging es 7 x abseilend zurück zum Wandfuß.
einer der “Zak-Spezialhaken”
Mit schöner Abendstimmung im Abstieg endete dieser tolle Klettertag.
Literatur / Kletterführer:
Topoguide, Band 1
1. Auflage 2005
Nicole Luzar, Volker Roth
Kletterführer Wetterstein Süd
Panico Alpinverlag
2. Auflage 2007
Bernd Eberle, Karlheinz Grübler und Barbara Pöll
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1. Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
Landkarten:
AV Karte 4/3
Wetterstein- und Mieminger Gebirge – Östliches Blatt
1:25000
Viele Grüße
Florian, Bene und Tobias