„Die beiden Bockmattlitürme über dem Wägitaler See stellen die Hauptkulisse im beliebtesten Klettergarten der Züricher Bergsteiger. Eine gute Fahrstunde von der weltberühmten Züricher Bahnhofstraße mit ihren ausgezeichneten Konditoreien und ihren pikfeinen Läden entfernt, hängen überm kleinen See bei Innerthal riesige Felsplatten am Himmel. Das sind die Nordwände mit ihren verlockenden Verschneidungen und Rißfolgen. Am Schwierigkeitsgrad gibt es nichts zu deuteln: V+, A1 in der Direkten Nordwand ist absolut legitim, und die 400 m Wandhöhe stimmen ebenfalls.“
„…Von da an träumt der kletternde Bewohner der kleinen Schweizer Weltstadt vom Bockmattli: Er sieht die Wände vom Seeufer aus, sitzt im „Bellevue“, schmeckt unter Lampionen Gelati und Mädchenlächeln – und denkt an schweren extremen Fels“
aus: Walter Pause - im extremen Fels. (einfach immer wieder amüsant was der Walter vor 40 Jahren so alles geschrieben hat)
Auch wenn wir nicht aus Zürich kommen und dort Gelati und Mädchenlächeln genossen haben, lockten uns trotzdem die steilen Felsplatten und der grandioser Kalkfels des Bockmattli. Von ein paar Freunden und Bekannten hab ich doch auch immer wieder vom tollen Fels und der wunderschönen Landschaft am Bockmattli gehört und nun war es endlich soweit dort selbst mal Hand anzulegen. Ich wurde nicht enttäuscht. Schon die Landschaft im ruhigen Wägital und dem malerisch gelegenen Wägitaler See ist einfach toll. Nun ist zwar Anfang Oktober nicht gerade die prädestinierteste Zeit für eine Nordwand, insgesamt ging es aber von den Temperaturen her sehr gut, zumal der Bockmattli mit einer Meereshöhe von gerademal 1932 m auch nicht gerade zum Hochgebirge zählt.
Die plaisirmäßige Absicherungssituation dieses alten Klassikers von Max Niedermann mit zahllosen Bohrhaken fast schon im Sportkletterabstand (in den schweren Stellen) ist in meinen Augen in so einer Tour absolut überzogen und würde in anderen Klettergebieten der Alpen sicher nicht akzeptiert werden. (Siehe hierzu mein Statement im Anhang)
Gr. Bockmattliturm - Direkte Nordwand
im Zustieg
der Wägitaler See am Morgen
Mit dem Auto geht es durchs Wägital nach Innerthal (906 m) am Wägitaler See und noch ein gutes Stückchen hinter den Ort dem See entlang bis zu wenigen Parkplätzen in einer markanten Rechtskurve mit Materialseilbahn (P. 921 m). Der Aufstieg zum Bockmattli-Kletterhüttchen (1501 m) ist nun angeschrieben, erfolgt über sanftes Almgelände vorbei am Schwarzenegghof und dauert eine knappe Stunde. Man hat immer tolle Blicke auf den schöngelegenen Wägitaler See und gegen Ende beindrucken einen die steilen Plattenwände des Bockmattli. Es ist Mittwoch und wir haben unseren „Tag der Deutschen Einheit“, in der Schweiz dagegen ist ganz normaler Wochentag. So ist erstens das tolle und super gelegene Kletterhüttli nicht bewartet und zweitens sollten wir den ganzen Tag über keinem einzigen Menschen begegnen. Am Kletterhüttli machen wir uns kletterfertig und deponieren zwei von drei Rucksäcken und starten rüber zur Wand. Der Wandfuß ist in ca. 5 min erreicht.
Bockmattli Kletterhüttli
in 5 min zum Wandfuß
Durch steileres Gras und wahrscheinlich meist feucht und schmierig geht es auf einem Pfad mit deutlichen Trittspuren über den Wandvorbau. Nach einer waagrechten Querung geht es in leichtem Klettergelände (II), welches natürlich auch eingebohrt ist, diagonal nach links oben in einen Kessel in der Westschlucht.
im steileren Gras des Wandvorbau
Grasabsatz bevor das kurze II er Gelände beginnt
im leichten II er Gelände
Vom Kessel geht es endlich richtig los. Es folgt die etwas originelle 1. SL (V+, 30 m) in welcher zunächst nach links oben zu einem fixierten HMS gequert wird an welchem man sich gegenseitig zum unterhalb liegenden Stand ablässt. Danach ausbinden und Seil wieder abziehen. Gleich zu Beginn der Seillänge liegt die V+ Stelle welche im 1-2 m Abstand eingebohrt ist und bei uns etwas nass war. Der Standplatz könnte auch etwas weiter unten waagrecht querend angeklettert werden (Anscheinend 6+, ein paar Bohrhaken).
1. SL (V+, 30 m) – die V+ Stelle gleich zu Beginn
1. SL (V+, 30 m) – am fixierten HMS
1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand
1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand
Nach dieser originellen 1. SL (V+, 30 m) folgen zwei grasig Gemüseseillängen (III-IV) nach links querend. Das leichte Gelände hat allerdings den Vorteil das man die Blicke etwas in die Landschaft und vor allem nach oben in die direkt über einem gelegenen Plattenschüsse des Megaklassiker „Supertramp“ von Martin Scheel aus den 80ern, schweifen zulassen Beeindruckend. Hier ein Link zu einem Begehungsbericht von Marcel Dettling der wieder zurücksanierten (!!!)
„Supertramp“
. Hier noch der Link zur
„Renaturierung der Supertramp“
. In meinen Augen eine saubere Sache! Die Versetzung in den äußerst anspruchsvollen Originalzustand hat zwar z.B. für mich die Konsequenz dass ich mich derzeit definitiv nicht trauen würde da im Vorstieg einzusteigen, denn Klettern im 8. oder gar oberen 8. Grad ist eben bei äußerst anspruchsvoller Absicherung nicht meine Baustelle. Bei super Absicherung würde es vieleicht anders aussehen. Aber das ist doch eigentlich ganz einfach: Wenn ich es eben nicht im Kreuz habe die Supertramp so wie sie ist zu klettern, hab ich da im Vorstieg auch nichts verloren.
im leichten Gelände der 2. SL (IV, 45 m)
Blick nach oben in die Plattenschüsse der „Supertramp“
Blick in die Plattenschüsse der „Supertramp“ (ja die Platten hinterm Clemens !!!)
Blick auf Wägitaler (links) und Züri See (rechts)
Mit der 4. und 5. Seillänge welche sich zusammenfassen lassen (V+, 60 m) beginnen die steilen und genialen Seillängen der Nordwand. Gleichzeitig mit der Steilheit beginnt aber auch die viel zu große Zahl an Bohrhaken. Über die Firma Rocksports habe ich zum Testen das neuartige und innovative Klemmgerät „Gipsy“ von Kong erhalten und habe es ein paar Mal zum Test eingesetzt, auch wenn es ansonsten sicher nicht nötig gewesen wäre.
5. SL (V+) – tolle steiler Risskamin
5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz
5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz
Mit der 6. SL (VII-, 40 m) und 7. SL (VI+, 30 m) folgen nun die Schlüsselseillängen der „Direkten Nordwand“. Geniale und sehr steile Kletterei durch die gekippte große Verschneidung. Nachdem ich den eher etwas grasigen unteren Teil vorgestiegen bin wechseln wir nun, Clemens darf vorsteigen und ich muss den Rucksack nehmen ;-( . Im sehr guten Topo aus dem SAC-Führer steht hier noch VI+ für die 6. SL. Allgemein dürfte sich aber durchgesetzt haben, dass dies freigeklettert mit VI+ nicht mehr viel zutun hat, und die VII- aus anderen Publikationen schon eher hinhaut.
6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
6. SL (VII-, 40 m) – Nina in der Schlüsselseillänge
7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Ninas in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Blick auf die Querung unterm Dach
7. SL (VI+?, 30 m) – schwerste Stelle – nach der Dachquerung
Die 8. SL (V+, 45 m) und 9. SL (V, 45 m) bieten weiterhin steile aber wahnsinnig strukturierte Seillängen im besten und bombenfesten Bockmattlifels.
8. SL (V+, 45 m)
9. SL (V, 45 m)
Wir wechseln noch mal den Vorstieg und Nina steigt die letzten zwei, weiterhin tollen Seillängen bis zum Gipfel vor. Leider hat es inzwischen etwas zugezogen und wir stecken zeitweise im dichten Nebel. Insbesondere die 11. und letzte Seillänge bringt noch eine tolle und steile Verschneidung. Nach 4 h 45 min Kletterzeit steigen wir am Gipfel des Großen Bockmattliturm (1835 m) aus.
10. SL (V, 45 m)
10. SL (V, 45 m) – Nina am Stand
11. SL (V+, 45 m) – Nina in der tollen Verschneidung
Am Gipfel des Großen Bockmattliturm
tolle Einblicke in die Geologie
Nun folgt noch der keinesfalls zu Unterschätzende Abstieg vom Großen Bockmattliturm rüber zum Bockmattli Hautmassiv. Zu mindestens wenn man alle zu überwindenden Türme frei Auf und Abklettert befindet man sich permanent in ausgesetztem Absturzgelände. Was dem gestandenen Alpinkletterer allerdings keine Probleme machen sollte. Dem Plaisirkletterer dagegen schon, womit sich meines Erachtens die Katze etwas in den Schwanz beißt.
Blick auf das nicht zu unterschätzende Gelände im Abstieg vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Auf der anderen Seite angekommen sind wir noch schnell rauf auf den Hauptgipfel des Bockmattli (1932 m) und dann über die ebene Bockmattliwiese und den Bockmattlipass (heißt hier eigentlich alles Bockmattli ;-) ) durch die Groß Chälen zurück zum Bockmattli-Kletterhüttli und unseren Rucksäcken. Wenig später sind wir wieder beim Auto und springen noch kurz in den schon durchaus etwas kühlen Wägitaler See. Ein toller Klettertag geht zu Ende ...
Bockmattli Hauptgipfel
Bockmattliwiese
Kleiner Bockmattliturm
Abendstimmung überm Wägitaler See
Großer Bockmattliturm (1835 m) – Direkte Nordwand:
- EB: Max Niedermann und Peter Diener 16.09.1956
- Schwierigkeit: VII- und VI + je eine Seillänge, sonst recht anhaltend V+ und V. Zu Beginn und am Ende leichter
- Felsqualität: Grandioser rauer, äußerst griffiger und fester Kalkfels. Auch in den leichten teils grasigen Passagen erstaunlich guter Fels.
- Absicherung: plaisirmäßig eingerichtete Route! Cams und Keile haben wir nicht benötigt.
- Wandhöhe: 400 hm
- Kletterzeit: 5-8 h
Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen (einige davon lang)
- 3-4 Bandschlingen
- evtl. ein paar Cams
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
SAC Kletterführer Bockmattli, Brügglerkette, Amden
1.Auflage 1992
Thomas Götz und Michael Wyser
(Topo zu finden bei chmoser.ch unter
http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tou...TourId=155
)
Plaisir Ost
Edition Filidor
Jürg von Känel
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1153, Klöntal
Viele Grüße
Clemens, Nina und Tobias
Ein fast schon trauriges Kapitel (nicht nur) in der Schweiz ist die plaisirifizierung vieler alter großer Klassiker. Muss es denn sein das Touren dieser Art mit zahllosen Bohrhaken eingerichtet sind wie eine x-beliebige Plaisirtour??? Wieso wird hier nicht unterschieden zwischen modernen Klettertouren und alten Klassikern? Beide Stile haben in meinen Augen ihre völlige Berechtigung und sollten auch nebeneinander existieren dürfen ohne dass der eine dem anderen angepasst wird. Es geht ja auch niemand her und haut in einer neuen Plaisirtour die Bohrhaken raus, schlägt ein paar Normalhaken und sagt, dass kann ja noch zusätzlich mobil abgesichert werden.
In der Direkten Nordwand am Gr. Bockmattli Turm stecken auf jeden Fall soviele Bohrhaken, dass man keinen einzigen Normalhaken einhängen und keinerlei mobile Sicherungsgeräte legen muss. Noch dazu würden die tollen Risse und Felsstrukturen am Bockmattli bereitwillig Cams und Keile aufnehmen. Als ich letztes Jahr die
Alte Südwand am Zuestoll
geklettert bin war es genau so. Dieser alte Klassiker in den Churfirsten wurde bereits in den 90ern sanft saniert. Doch anscheinend reichte dass noch nicht aus und es wurde im
Jahre 2010 nochmals massiv nachsaniert
. Wieso müssen denn diese Touren für die Sportkletterei zugänglich gemacht werden und ich Frage mich wo diese Tour noch als ernsthafte alpine Klettertour begehbar sein soll. (siehe Link zum Statement der Sanierer)??? Gerade am Zuestoll gibt es doch genügend wunderschöne andere Sportklettertouren. Der klassische Charakter der Alten Süd (Routenführung und Klettergelände) passt irgendwie nicht mehr ganz zu dieser sportklettermäßigen Absicherung.
Mich würde ja schon mal Interessieren was die altehrwürdigen Schweizer Extrembergsteiger und Erstbegeher solcher Touren, die Jungs vom Schweizer Extremclub KCA (Kletterclub Alpstein), wie Max Niedermann, Seth Abderhalden, Franz Anderrüthi, Peter Diner, Paul Etter, Wisi Fleischmann, Hans Frommenwiler zu diesen Eingriffen in ihre großen Meisterwerke sagen oder gesagt hätten wenn sie noch am Leben wären? Zum Glück gibt es ja aber auch positive andere Beispiele, wie den Seth-Abderhalden-Gedenkweg im Rätikon. Diese Tour wurde von Beat Kammerlander auch saniert, allerdings eben standesgemäß mit Normalhaken. Auch in der Südwandverschneidung am 2. Kreuzberg ist ein klassischer Charakter noch deutlich zu spüren. Trotz einem Bohrhaken pro Stand und 2-3 Borhhaken pro Seillänge. Der Rest der Absicherung erfolgt dort an Normalhaken und halt mit Cams und Keilen.
„…Von da an träumt der kletternde Bewohner der kleinen Schweizer Weltstadt vom Bockmattli: Er sieht die Wände vom Seeufer aus, sitzt im „Bellevue“, schmeckt unter Lampionen Gelati und Mädchenlächeln – und denkt an schweren extremen Fels“
aus: Walter Pause - im extremen Fels. (einfach immer wieder amüsant was der Walter vor 40 Jahren so alles geschrieben hat)
Auch wenn wir nicht aus Zürich kommen und dort Gelati und Mädchenlächeln genossen haben, lockten uns trotzdem die steilen Felsplatten und der grandioser Kalkfels des Bockmattli. Von ein paar Freunden und Bekannten hab ich doch auch immer wieder vom tollen Fels und der wunderschönen Landschaft am Bockmattli gehört und nun war es endlich soweit dort selbst mal Hand anzulegen. Ich wurde nicht enttäuscht. Schon die Landschaft im ruhigen Wägital und dem malerisch gelegenen Wägitaler See ist einfach toll. Nun ist zwar Anfang Oktober nicht gerade die prädestinierteste Zeit für eine Nordwand, insgesamt ging es aber von den Temperaturen her sehr gut, zumal der Bockmattli mit einer Meereshöhe von gerademal 1932 m auch nicht gerade zum Hochgebirge zählt.
Die plaisirmäßige Absicherungssituation dieses alten Klassikers von Max Niedermann mit zahllosen Bohrhaken fast schon im Sportkletterabstand (in den schweren Stellen) ist in meinen Augen in so einer Tour absolut überzogen und würde in anderen Klettergebieten der Alpen sicher nicht akzeptiert werden. (Siehe hierzu mein Statement im Anhang)
Gr. Bockmattliturm - Direkte Nordwand
im Zustieg
der Wägitaler See am Morgen
Mit dem Auto geht es durchs Wägital nach Innerthal (906 m) am Wägitaler See und noch ein gutes Stückchen hinter den Ort dem See entlang bis zu wenigen Parkplätzen in einer markanten Rechtskurve mit Materialseilbahn (P. 921 m). Der Aufstieg zum Bockmattli-Kletterhüttchen (1501 m) ist nun angeschrieben, erfolgt über sanftes Almgelände vorbei am Schwarzenegghof und dauert eine knappe Stunde. Man hat immer tolle Blicke auf den schöngelegenen Wägitaler See und gegen Ende beindrucken einen die steilen Plattenwände des Bockmattli. Es ist Mittwoch und wir haben unseren „Tag der Deutschen Einheit“, in der Schweiz dagegen ist ganz normaler Wochentag. So ist erstens das tolle und super gelegene Kletterhüttli nicht bewartet und zweitens sollten wir den ganzen Tag über keinem einzigen Menschen begegnen. Am Kletterhüttli machen wir uns kletterfertig und deponieren zwei von drei Rucksäcken und starten rüber zur Wand. Der Wandfuß ist in ca. 5 min erreicht.
Bockmattli Kletterhüttli
in 5 min zum Wandfuß
Durch steileres Gras und wahrscheinlich meist feucht und schmierig geht es auf einem Pfad mit deutlichen Trittspuren über den Wandvorbau. Nach einer waagrechten Querung geht es in leichtem Klettergelände (II), welches natürlich auch eingebohrt ist, diagonal nach links oben in einen Kessel in der Westschlucht.
im steileren Gras des Wandvorbau
Grasabsatz bevor das kurze II er Gelände beginnt
im leichten II er Gelände
Vom Kessel geht es endlich richtig los. Es folgt die etwas originelle 1. SL (V+, 30 m) in welcher zunächst nach links oben zu einem fixierten HMS gequert wird an welchem man sich gegenseitig zum unterhalb liegenden Stand ablässt. Danach ausbinden und Seil wieder abziehen. Gleich zu Beginn der Seillänge liegt die V+ Stelle welche im 1-2 m Abstand eingebohrt ist und bei uns etwas nass war. Der Standplatz könnte auch etwas weiter unten waagrecht querend angeklettert werden (Anscheinend 6+, ein paar Bohrhaken).
1. SL (V+, 30 m) – die V+ Stelle gleich zu Beginn
1. SL (V+, 30 m) – am fixierten HMS
1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand
1. SL (V+, 30 m) – ablassen zum Stand
Nach dieser originellen 1. SL (V+, 30 m) folgen zwei grasig Gemüseseillängen (III-IV) nach links querend. Das leichte Gelände hat allerdings den Vorteil das man die Blicke etwas in die Landschaft und vor allem nach oben in die direkt über einem gelegenen Plattenschüsse des Megaklassiker „Supertramp“ von Martin Scheel aus den 80ern, schweifen zulassen Beeindruckend. Hier ein Link zu einem Begehungsbericht von Marcel Dettling der wieder zurücksanierten (!!!)
„Supertramp“
. Hier noch der Link zur
„Renaturierung der Supertramp“
. In meinen Augen eine saubere Sache! Die Versetzung in den äußerst anspruchsvollen Originalzustand hat zwar z.B. für mich die Konsequenz dass ich mich derzeit definitiv nicht trauen würde da im Vorstieg einzusteigen, denn Klettern im 8. oder gar oberen 8. Grad ist eben bei äußerst anspruchsvoller Absicherung nicht meine Baustelle. Bei super Absicherung würde es vieleicht anders aussehen. Aber das ist doch eigentlich ganz einfach: Wenn ich es eben nicht im Kreuz habe die Supertramp so wie sie ist zu klettern, hab ich da im Vorstieg auch nichts verloren.
im leichten Gelände der 2. SL (IV, 45 m)
Blick nach oben in die Plattenschüsse der „Supertramp“
Blick in die Plattenschüsse der „Supertramp“ (ja die Platten hinterm Clemens !!!)
Blick auf Wägitaler (links) und Züri See (rechts)
Mit der 4. und 5. Seillänge welche sich zusammenfassen lassen (V+, 60 m) beginnen die steilen und genialen Seillängen der Nordwand. Gleichzeitig mit der Steilheit beginnt aber auch die viel zu große Zahl an Bohrhaken. Über die Firma Rocksports habe ich zum Testen das neuartige und innovative Klemmgerät „Gipsy“ von Kong erhalten und habe es ein paar Mal zum Test eingesetzt, auch wenn es ansonsten sicher nicht nötig gewesen wäre.
5. SL (V+) – tolle steiler Risskamin
5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz
5. SL (V+) – das neuartige Klemmgerät „Gipsy“ von Kong im Testeinsatz
Mit der 6. SL (VII-, 40 m) und 7. SL (VI+, 30 m) folgen nun die Schlüsselseillängen der „Direkten Nordwand“. Geniale und sehr steile Kletterei durch die gekippte große Verschneidung. Nachdem ich den eher etwas grasigen unteren Teil vorgestiegen bin wechseln wir nun, Clemens darf vorsteigen und ich muss den Rucksack nehmen ;-( . Im sehr guten Topo aus dem SAC-Führer steht hier noch VI+ für die 6. SL. Allgemein dürfte sich aber durchgesetzt haben, dass dies freigeklettert mit VI+ nicht mehr viel zutun hat, und die VII- aus anderen Publikationen schon eher hinhaut.
6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
6. SL (VII-, 40 m) – Clemens in der Schlüsselseillänge
6. SL (VII-, 40 m) – Nina in der Schlüsselseillänge
7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Clemens in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Ninas in der zweiten schweren Länge
7. SL (VI+?, 30 m) – Blick auf die Querung unterm Dach
7. SL (VI+?, 30 m) – schwerste Stelle – nach der Dachquerung
Die 8. SL (V+, 45 m) und 9. SL (V, 45 m) bieten weiterhin steile aber wahnsinnig strukturierte Seillängen im besten und bombenfesten Bockmattlifels.
8. SL (V+, 45 m)
9. SL (V, 45 m)
Wir wechseln noch mal den Vorstieg und Nina steigt die letzten zwei, weiterhin tollen Seillängen bis zum Gipfel vor. Leider hat es inzwischen etwas zugezogen und wir stecken zeitweise im dichten Nebel. Insbesondere die 11. und letzte Seillänge bringt noch eine tolle und steile Verschneidung. Nach 4 h 45 min Kletterzeit steigen wir am Gipfel des Großen Bockmattliturm (1835 m) aus.
10. SL (V, 45 m)
10. SL (V, 45 m) – Nina am Stand
11. SL (V+, 45 m) – Nina in der tollen Verschneidung
Am Gipfel des Großen Bockmattliturm
tolle Einblicke in die Geologie
Nun folgt noch der keinesfalls zu Unterschätzende Abstieg vom Großen Bockmattliturm rüber zum Bockmattli Hautmassiv. Zu mindestens wenn man alle zu überwindenden Türme frei Auf und Abklettert befindet man sich permanent in ausgesetztem Absturzgelände. Was dem gestandenen Alpinkletterer allerdings keine Probleme machen sollte. Dem Plaisirkletterer dagegen schon, womit sich meines Erachtens die Katze etwas in den Schwanz beißt.
Blick auf das nicht zu unterschätzende Gelände im Abstieg vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Im ausgesetzten „Auf und Abstieg“ vom Gr. Bockmattliturm
Auf der anderen Seite angekommen sind wir noch schnell rauf auf den Hauptgipfel des Bockmattli (1932 m) und dann über die ebene Bockmattliwiese und den Bockmattlipass (heißt hier eigentlich alles Bockmattli ;-) ) durch die Groß Chälen zurück zum Bockmattli-Kletterhüttli und unseren Rucksäcken. Wenig später sind wir wieder beim Auto und springen noch kurz in den schon durchaus etwas kühlen Wägitaler See. Ein toller Klettertag geht zu Ende ...
Bockmattli Hauptgipfel
Bockmattliwiese
Kleiner Bockmattliturm
Abendstimmung überm Wägitaler See
Großer Bockmattliturm (1835 m) – Direkte Nordwand:
- EB: Max Niedermann und Peter Diener 16.09.1956
- Schwierigkeit: VII- und VI + je eine Seillänge, sonst recht anhaltend V+ und V. Zu Beginn und am Ende leichter
- Felsqualität: Grandioser rauer, äußerst griffiger und fester Kalkfels. Auch in den leichten teils grasigen Passagen erstaunlich guter Fels.
- Absicherung: plaisirmäßig eingerichtete Route! Cams und Keile haben wir nicht benötigt.
- Wandhöhe: 400 hm
- Kletterzeit: 5-8 h
Materialempfehlung:
- 60 m Doppelseil
- 12 Exen (einige davon lang)
- 3-4 Bandschlingen
- evtl. ein paar Cams
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial
Kletterführer / Topos:
SAC Kletterführer Bockmattli, Brügglerkette, Amden
1.Auflage 1992
Thomas Götz und Michael Wyser
(Topo zu finden bei chmoser.ch unter
http://www.chmoser.ch/trips/berichte/tou...TourId=155
)
Plaisir Ost
Edition Filidor
Jürg von Känel
Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler
AV-Karten:
1:25000: SAC Karte, 1153, Klöntal
Viele Grüße
Clemens, Nina und Tobias
Ein fast schon trauriges Kapitel (nicht nur) in der Schweiz ist die plaisirifizierung vieler alter großer Klassiker. Muss es denn sein das Touren dieser Art mit zahllosen Bohrhaken eingerichtet sind wie eine x-beliebige Plaisirtour??? Wieso wird hier nicht unterschieden zwischen modernen Klettertouren und alten Klassikern? Beide Stile haben in meinen Augen ihre völlige Berechtigung und sollten auch nebeneinander existieren dürfen ohne dass der eine dem anderen angepasst wird. Es geht ja auch niemand her und haut in einer neuen Plaisirtour die Bohrhaken raus, schlägt ein paar Normalhaken und sagt, dass kann ja noch zusätzlich mobil abgesichert werden.
In der Direkten Nordwand am Gr. Bockmattli Turm stecken auf jeden Fall soviele Bohrhaken, dass man keinen einzigen Normalhaken einhängen und keinerlei mobile Sicherungsgeräte legen muss. Noch dazu würden die tollen Risse und Felsstrukturen am Bockmattli bereitwillig Cams und Keile aufnehmen. Als ich letztes Jahr die
Alte Südwand am Zuestoll
geklettert bin war es genau so. Dieser alte Klassiker in den Churfirsten wurde bereits in den 90ern sanft saniert. Doch anscheinend reichte dass noch nicht aus und es wurde im
Jahre 2010 nochmals massiv nachsaniert
. Wieso müssen denn diese Touren für die Sportkletterei zugänglich gemacht werden und ich Frage mich wo diese Tour noch als ernsthafte alpine Klettertour begehbar sein soll. (siehe Link zum Statement der Sanierer)??? Gerade am Zuestoll gibt es doch genügend wunderschöne andere Sportklettertouren. Der klassische Charakter der Alten Süd (Routenführung und Klettergelände) passt irgendwie nicht mehr ganz zu dieser sportklettermäßigen Absicherung.
Mich würde ja schon mal Interessieren was die altehrwürdigen Schweizer Extrembergsteiger und Erstbegeher solcher Touren, die Jungs vom Schweizer Extremclub KCA (Kletterclub Alpstein), wie Max Niedermann, Seth Abderhalden, Franz Anderrüthi, Peter Diner, Paul Etter, Wisi Fleischmann, Hans Frommenwiler zu diesen Eingriffen in ihre großen Meisterwerke sagen oder gesagt hätten wenn sie noch am Leben wären? Zum Glück gibt es ja aber auch positive andere Beispiele, wie den Seth-Abderhalden-Gedenkweg im Rätikon. Diese Tour wurde von Beat Kammerlander auch saniert, allerdings eben standesgemäß mit Normalhaken. Auch in der Südwandverschneidung am 2. Kreuzberg ist ein klassischer Charakter noch deutlich zu spüren. Trotz einem Bohrhaken pro Stand und 2-3 Borhhaken pro Seillänge. Der Rest der Absicherung erfolgt dort an Normalhaken und halt mit Cams und Keilen.