14.11.2005, 19:00
Begehung der Heckmair Route in der Eiger Nordwand vom 2. bis zum 4. September 2005
Seilschaft: Stefan Biggel und Simon Steinberger
Mythos Eigernordwand
Wenn man in eine fröhlich plaudernde Bergsteigerrunde mal unvermittelt das Wort Eigernordwand einschmeißt, kann man ziemlich sicher beobachten wie es still wird und einen ein paar ungläubige Augenpaare anstarren.
Seit 1936 ist diese Wand Mythos, faszinierend und schrecklich zugleich. Klar seit der Zeit der Erstbegeher Heckmair, Vörg, Kasparek und Harrer hat sich viel verändert. Klettertechnik, Ausrüstung, Rettungsmöglichkeiten und Wandverhältnisse. Doch was geblieben ist, man muß den Kopf noch ganz schön weit in den Nacken legen wenn man vom Wandfuß zur Spinne hochblicken will und ihn wieder recht schnell einziehen wenn der Berg schlechte Laune hat.
Ich kann mich noch genau erinnern, ich sagte zu Simon mal: „Die Lauperroute am Eiger, die sollt man mal machen. Das wäre doch mal was mit Tiefblick.“ Wir beide kannten uns schon von einigen schönen Eisklettereien und Nordwand Begehungen. Wir beide waren gleich stark begeistert, „am Eiger muß man was reißen, Super.“ Aber die klassische Nordwandführe kam nicht in Frage, viel zu gefährlich entschieden wir. Doch die Lauperroute wollte und wollte keine guten Verhältnisse bekommen, das Schild war einfach zu sehr ausgeapert.
Kalter Sommer schafft gute Verhältnisse
Mehr aus Spaß fragte ich Ende Juli Simon ob er auch mit in die Heckmair käme, das kalte Jahr könnte gute Begehungsvoraussetzungen schaffen. Ich weiß nicht mehr ob ich bleich anlief als er mir ein Ja ins Gesicht grinste. Nun war’s klar, es geht also los, einige Freunde rieten mir bis in den September zu warten. Da wären die Nächte kälter, das war ein sehr guter Rat. Ich besorgte mir die „weiße Spinne“ und alles was ich als nützliche Info erachtete.
Es war fast paranoid wie wir uns auf die Route Vorbereiteten aber nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Nur das Wetter spielte noch völlig verrückt. Warten auf eine stabile Hochdrucklage, ich bin niemand der gerne wartet aber was will man machen?
Am 01.Sept. war es endlich soweit 4-5 Tage Hochdrucklage und was für eine, wir waren nicht mehr zu halten. Nach einigen Verzögerungen geht es am Freitagmorgen den 02.Sept. um 2Uhr endlich Richtung Grindelwald. Bedenken noch, dass wir wegen den Hochwasserschäden, den die starken Regenfälle eine Woche zuvor in der Alpenregion angerichtet hatten, nicht nach Grindelwald kamen entpuppten sich als unbegründet.
Um halb sieben in Grindelwald war es schon so hell, dass man die Wand sah.
Ich kannte sie nur von Bilder, was für ein gewaltiges Bollwerk. Am Bahnschalter wurde für uns nochmals das Wetter geprüft und die nette Bahnbedienstete versprach uns: „kein Gewitter!“ So netten Damen muß man glauben. Von Eigergletscher eilten wir dann zum Einstieg. Aufgerödelt, hochgeschaut, „Simon, viel Glück, ... Danke auch.“ Los geht’s.
Tag 1:
Man kommt anfangs schnell vorwärts, Geröllbänder wechseln mit kleinen Stufen, alles max. III und Seilfrei möglich.
Wir waren bereits nach 1h am Kopf des zerschrundenen Pfeilers und legten kurz vor dem Schwierigen Riss die Seile an.
Hier ist der Fels trocken und fest, der Riss stellte auch mit dem großen Rucksack keine Probleme dar.
Dann Zwischenstück und Hinterstoiser Quergang. Hier bekam ich einen Schock. Das Fixseil hing nur noch an einer Litze, schnell drüber.
Dann Schwalbennest und Übergang ins erste Eisfeld. Hier lebt Alpingeschichte, man denkt am Toni Kurz der hier nach hartem Kampf sein Leben verlor und an Bonatti der sich bei Steinhagel gerade noch ins sichere Nest retten konnte. Nun sollten wir auf einem Eisfeld sein, nichts da es ist allerhöchstens ein Schneefeld bei dem sich die Steigeisen bis an die Kalkplatten durchbohren. Wie auf Eiern schleichen wir bis endlich Trittfirn beginnt und wir schnell an die Wandstufe des Eisschlauches kommen. Eine saublöde Stelle. Warum gibt es kein Eis, wir sind beide gute Eiskletterer, nicht mal 30min hätte uns der Eisschlauch gekostet, aber statt dessen. Eiern auf nassem, schmierigem, abwärts geschichtetem und schlecht sicherbarem Fels. 4h hatte uns diese Passage gekostet und den trockenen Zustand unserer Ausrüstung.
Das zweite Eisfeld, das nun anschloss, hatte diesen Namen wenigstens verdient. Alles zog sich ein wenig, aber wir wollten uns nicht schon am ersten Tag auspowern. Gegen 19.30 Uhr bezogen wir dann Biwak an der Randspalte neben der Bügeleisenwand. Es war geräumig, und man konnte fast liegen. Bei einer herrlichen Aussicht verabschiedete sich der Tag mit einem grandiosen Wolkenspiel.
Die Nacht war kalt aber erträglich. Mit vollem Magen ist das auch nicht schwer glücklich zu sein. Wir waren zufrieden mit unsrer Kletterleistung, und ich schnarchte bald Simon ein paar Stündchen was vor.
Tag 2:
Irgendwie kamen wir nicht gleich richtig in die Puschen. Uns behage der Gedanke nicht, wieder in unsere nassen Klamotten zu steigen und es war bereits 07:30 Uhr als wir endlich loskletterten. Schnell ließen wir das Todesbiwak und das dritte Eisfeld hinter uns. Nun geht es in die Rampe, die Schlüsselstellen der Wand warteten auf uns. Man erkannte einen dünnen Eisschlauch im Wasserfallkamin.
Je näher wir kamen, desto dünner schien das Eis zu werden. Als wir direkt drunter standen war klar. Das wird heikelstes mixed klettern. Simon sprach mir Mut zu: „Ich habe dich schon schwereres klettern gesehen.“ Ich war mir da nicht so sicher. Naja, wenigstens der Stand war recht ordentlich. Es geht erst senkrecht hoch, dann leicht überhängend weiter.
Das Eis war grottenschlecht, und meine Rambos kratzten auf haltlosem Fels. Als ich beherzt in einen Haken greifen wollte, den bestimmt der Anderl noch geschlagen hatte, wäre es fast soweit gewesen: der Haken kam, und ich konnte mich nur mit Müh und Not vor einem Sturz bewahren. Mein letzter Friend hatte auch schon bessere Risse gesehen. Arschbacken zamtkneifen und hoch. Da war das Eis um Welten besser. Schnell einen soliden Haken eingetrieben und weiter zum nächsten Stand. Simon meisterte die Stelle dann mit Bravour, obwohl ich bereits das meiste Eis 1200m Talwärts schickte. Die Eisnase war dann noch anstrengend, aber viel besser zu sichern.
Endlich im Rampeneisfeld, hier waren wir wieder in unserem Lieblingsgelände, Eis. Das Brüchige Band vermittelte uns den Weg zum Brüchigen Riss.
Ein letztes mal richtig zulangen und wir waren am Götterquergang, was für eine Ausgesetztheit, Wahnsinn!
Als wir uns über den Quergang tasteten, hörte man plötzlich ein Donnergrollen, nein auch noch Gewitter. Ein überdachter Platz am Ende des Götterquergangs sollte uns Schutz für die Nacht bieten. Jedoch waren die Felsen so abschüssig, dass wir nur in unserem Gurtzeug hängend Position halten konnten.
Um 20Uhr brachen wir das Biwak ab und machten uns auf weiter zu klettern. Simon hatte bereits leicht taube Füße und bei mir war’s auch nicht besser. Mitten in der stockdunklen Nacht durch die Spinne und in die Ausstiegsrisse.
Nun zahlte es sich aus, dass wir die Route so gut gelernt hatten. Nach zwei Seillängen in den Ausstiegsrissen wollten wir nicht mehr, den Quarzriss konnten wir bei Nacht nicht klettern. Eine 80cm breite und 40cm tiefe Stufe im Schnee bot uns ein schrecklich unbequemes Biwak. Halb stehend, halb sitzend verbrachten wir die Nacht damit, die Biwaksäcke dicht zu halten, damit der kalte Fallwind nicht in die Glieder kroch. Zum kochen war kein Platz, somit auch nicht zum Schneeschmelzen.
Tag 3:
Um 6 Uhr schellte mein Wecker [wie wenn das an so einem Platz notwendig wäre ;o) ]. Was so ein ungemütliches Biwak doch ausmacht, nun waren wir nämlich bereits um 6:30Uhr am Klettern. Die Seile waren komplett steif gefroren und liefen beinahe nicht durch die Sicherungsgeräte, wie zwei Stahlseile. Nun war Sichern anstrengender als klettern. Der Quarzriss, eine der besten Felsseillängen in der Wand und gleich rüber zum Cortibiwak. Nun gab es nur noch die Ausstiegskamine zwischen uns und dem Gipfeleisfeld. Zwei Seillängen noch in bestem Eigerfels, leider schwer absicherbar. Aber Mut hilft.
Endlich die Wand nicht mehr über uns sondern unter uns, endlich Sonne, endlich Fernsicht.
Ein wahnsinniges Gefühl. Doch noch sind wir nicht am Gipfel, noch müssen wir über den scharfen Mittellegigrat.
Doch um 13Uhr ist auch dieses Hindernis hinter uns, und wir liegen uns freudig in den Armen.
Wir haben gute Sicht, und so stellt der Abstieg zur Station Eigergletscher keine Probleme dar. Klar, wir sind unglaublich erschöpft und wollen eigentlich nicht mehr. Aber letzte Kraftreserven lassen uns um16:30Uhr wohlbehalten an der Station Eigergletscher ankommen. Wir schauten uns an und grinsten, wir hatten es geschafft! Wir hatten die Eiger Nordwand durchstiegen! Was mich dann noch wunderte, in der prope vollen Jungfraubahn hatten wir keine Probleme einen Platz zu finden, an was das wohl lag *g*.
Welche Literatur:
- Die weiße Spinne von Heinrich Harrer
- SAC Führer Berner Oberland Band 4
Was man sich klar machen muß:
- Die Wand ist lange und gefährlich, gerade die augenscheinlich leichten Längen sind heikel und brüchig sowie schlecht zu sichern.
- Fallen ist tabu.
- Man muß alle Spielarten das klassischen Bergsteigens bestens beherrschen, Eis, Fels, Kombi.
- Eine gewisse Zähigkeit schadet nicht.
- Es gibt öfters Haken, die aber mitunter extrem schlechte Qualität haben.
Den 4 Erstbegehern sei mein Respekt über so viel Mut und Können ausgesprochen.
Stefan und Simon
Seilschaft: Stefan Biggel und Simon Steinberger
Mythos Eigernordwand
Wenn man in eine fröhlich plaudernde Bergsteigerrunde mal unvermittelt das Wort Eigernordwand einschmeißt, kann man ziemlich sicher beobachten wie es still wird und einen ein paar ungläubige Augenpaare anstarren.
Seit 1936 ist diese Wand Mythos, faszinierend und schrecklich zugleich. Klar seit der Zeit der Erstbegeher Heckmair, Vörg, Kasparek und Harrer hat sich viel verändert. Klettertechnik, Ausrüstung, Rettungsmöglichkeiten und Wandverhältnisse. Doch was geblieben ist, man muß den Kopf noch ganz schön weit in den Nacken legen wenn man vom Wandfuß zur Spinne hochblicken will und ihn wieder recht schnell einziehen wenn der Berg schlechte Laune hat.
Ich kann mich noch genau erinnern, ich sagte zu Simon mal: „Die Lauperroute am Eiger, die sollt man mal machen. Das wäre doch mal was mit Tiefblick.“ Wir beide kannten uns schon von einigen schönen Eisklettereien und Nordwand Begehungen. Wir beide waren gleich stark begeistert, „am Eiger muß man was reißen, Super.“ Aber die klassische Nordwandführe kam nicht in Frage, viel zu gefährlich entschieden wir. Doch die Lauperroute wollte und wollte keine guten Verhältnisse bekommen, das Schild war einfach zu sehr ausgeapert.
Kalter Sommer schafft gute Verhältnisse
Mehr aus Spaß fragte ich Ende Juli Simon ob er auch mit in die Heckmair käme, das kalte Jahr könnte gute Begehungsvoraussetzungen schaffen. Ich weiß nicht mehr ob ich bleich anlief als er mir ein Ja ins Gesicht grinste. Nun war’s klar, es geht also los, einige Freunde rieten mir bis in den September zu warten. Da wären die Nächte kälter, das war ein sehr guter Rat. Ich besorgte mir die „weiße Spinne“ und alles was ich als nützliche Info erachtete.
Es war fast paranoid wie wir uns auf die Route Vorbereiteten aber nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Nur das Wetter spielte noch völlig verrückt. Warten auf eine stabile Hochdrucklage, ich bin niemand der gerne wartet aber was will man machen?
Am 01.Sept. war es endlich soweit 4-5 Tage Hochdrucklage und was für eine, wir waren nicht mehr zu halten. Nach einigen Verzögerungen geht es am Freitagmorgen den 02.Sept. um 2Uhr endlich Richtung Grindelwald. Bedenken noch, dass wir wegen den Hochwasserschäden, den die starken Regenfälle eine Woche zuvor in der Alpenregion angerichtet hatten, nicht nach Grindelwald kamen entpuppten sich als unbegründet.
Um halb sieben in Grindelwald war es schon so hell, dass man die Wand sah.
Ich kannte sie nur von Bilder, was für ein gewaltiges Bollwerk. Am Bahnschalter wurde für uns nochmals das Wetter geprüft und die nette Bahnbedienstete versprach uns: „kein Gewitter!“ So netten Damen muß man glauben. Von Eigergletscher eilten wir dann zum Einstieg. Aufgerödelt, hochgeschaut, „Simon, viel Glück, ... Danke auch.“ Los geht’s.
Tag 1:
Man kommt anfangs schnell vorwärts, Geröllbänder wechseln mit kleinen Stufen, alles max. III und Seilfrei möglich.
Wir waren bereits nach 1h am Kopf des zerschrundenen Pfeilers und legten kurz vor dem Schwierigen Riss die Seile an.
Hier ist der Fels trocken und fest, der Riss stellte auch mit dem großen Rucksack keine Probleme dar.
Dann Zwischenstück und Hinterstoiser Quergang. Hier bekam ich einen Schock. Das Fixseil hing nur noch an einer Litze, schnell drüber.
Dann Schwalbennest und Übergang ins erste Eisfeld. Hier lebt Alpingeschichte, man denkt am Toni Kurz der hier nach hartem Kampf sein Leben verlor und an Bonatti der sich bei Steinhagel gerade noch ins sichere Nest retten konnte. Nun sollten wir auf einem Eisfeld sein, nichts da es ist allerhöchstens ein Schneefeld bei dem sich die Steigeisen bis an die Kalkplatten durchbohren. Wie auf Eiern schleichen wir bis endlich Trittfirn beginnt und wir schnell an die Wandstufe des Eisschlauches kommen. Eine saublöde Stelle. Warum gibt es kein Eis, wir sind beide gute Eiskletterer, nicht mal 30min hätte uns der Eisschlauch gekostet, aber statt dessen. Eiern auf nassem, schmierigem, abwärts geschichtetem und schlecht sicherbarem Fels. 4h hatte uns diese Passage gekostet und den trockenen Zustand unserer Ausrüstung.
Das zweite Eisfeld, das nun anschloss, hatte diesen Namen wenigstens verdient. Alles zog sich ein wenig, aber wir wollten uns nicht schon am ersten Tag auspowern. Gegen 19.30 Uhr bezogen wir dann Biwak an der Randspalte neben der Bügeleisenwand. Es war geräumig, und man konnte fast liegen. Bei einer herrlichen Aussicht verabschiedete sich der Tag mit einem grandiosen Wolkenspiel.
Die Nacht war kalt aber erträglich. Mit vollem Magen ist das auch nicht schwer glücklich zu sein. Wir waren zufrieden mit unsrer Kletterleistung, und ich schnarchte bald Simon ein paar Stündchen was vor.
Tag 2:
Irgendwie kamen wir nicht gleich richtig in die Puschen. Uns behage der Gedanke nicht, wieder in unsere nassen Klamotten zu steigen und es war bereits 07:30 Uhr als wir endlich loskletterten. Schnell ließen wir das Todesbiwak und das dritte Eisfeld hinter uns. Nun geht es in die Rampe, die Schlüsselstellen der Wand warteten auf uns. Man erkannte einen dünnen Eisschlauch im Wasserfallkamin.
Je näher wir kamen, desto dünner schien das Eis zu werden. Als wir direkt drunter standen war klar. Das wird heikelstes mixed klettern. Simon sprach mir Mut zu: „Ich habe dich schon schwereres klettern gesehen.“ Ich war mir da nicht so sicher. Naja, wenigstens der Stand war recht ordentlich. Es geht erst senkrecht hoch, dann leicht überhängend weiter.
Das Eis war grottenschlecht, und meine Rambos kratzten auf haltlosem Fels. Als ich beherzt in einen Haken greifen wollte, den bestimmt der Anderl noch geschlagen hatte, wäre es fast soweit gewesen: der Haken kam, und ich konnte mich nur mit Müh und Not vor einem Sturz bewahren. Mein letzter Friend hatte auch schon bessere Risse gesehen. Arschbacken zamtkneifen und hoch. Da war das Eis um Welten besser. Schnell einen soliden Haken eingetrieben und weiter zum nächsten Stand. Simon meisterte die Stelle dann mit Bravour, obwohl ich bereits das meiste Eis 1200m Talwärts schickte. Die Eisnase war dann noch anstrengend, aber viel besser zu sichern.
Endlich im Rampeneisfeld, hier waren wir wieder in unserem Lieblingsgelände, Eis. Das Brüchige Band vermittelte uns den Weg zum Brüchigen Riss.
Ein letztes mal richtig zulangen und wir waren am Götterquergang, was für eine Ausgesetztheit, Wahnsinn!
Als wir uns über den Quergang tasteten, hörte man plötzlich ein Donnergrollen, nein auch noch Gewitter. Ein überdachter Platz am Ende des Götterquergangs sollte uns Schutz für die Nacht bieten. Jedoch waren die Felsen so abschüssig, dass wir nur in unserem Gurtzeug hängend Position halten konnten.
Um 20Uhr brachen wir das Biwak ab und machten uns auf weiter zu klettern. Simon hatte bereits leicht taube Füße und bei mir war’s auch nicht besser. Mitten in der stockdunklen Nacht durch die Spinne und in die Ausstiegsrisse.
Nun zahlte es sich aus, dass wir die Route so gut gelernt hatten. Nach zwei Seillängen in den Ausstiegsrissen wollten wir nicht mehr, den Quarzriss konnten wir bei Nacht nicht klettern. Eine 80cm breite und 40cm tiefe Stufe im Schnee bot uns ein schrecklich unbequemes Biwak. Halb stehend, halb sitzend verbrachten wir die Nacht damit, die Biwaksäcke dicht zu halten, damit der kalte Fallwind nicht in die Glieder kroch. Zum kochen war kein Platz, somit auch nicht zum Schneeschmelzen.
Tag 3:
Um 6 Uhr schellte mein Wecker [wie wenn das an so einem Platz notwendig wäre ;o) ]. Was so ein ungemütliches Biwak doch ausmacht, nun waren wir nämlich bereits um 6:30Uhr am Klettern. Die Seile waren komplett steif gefroren und liefen beinahe nicht durch die Sicherungsgeräte, wie zwei Stahlseile. Nun war Sichern anstrengender als klettern. Der Quarzriss, eine der besten Felsseillängen in der Wand und gleich rüber zum Cortibiwak. Nun gab es nur noch die Ausstiegskamine zwischen uns und dem Gipfeleisfeld. Zwei Seillängen noch in bestem Eigerfels, leider schwer absicherbar. Aber Mut hilft.
Endlich die Wand nicht mehr über uns sondern unter uns, endlich Sonne, endlich Fernsicht.
Ein wahnsinniges Gefühl. Doch noch sind wir nicht am Gipfel, noch müssen wir über den scharfen Mittellegigrat.
Doch um 13Uhr ist auch dieses Hindernis hinter uns, und wir liegen uns freudig in den Armen.
Wir haben gute Sicht, und so stellt der Abstieg zur Station Eigergletscher keine Probleme dar. Klar, wir sind unglaublich erschöpft und wollen eigentlich nicht mehr. Aber letzte Kraftreserven lassen uns um16:30Uhr wohlbehalten an der Station Eigergletscher ankommen. Wir schauten uns an und grinsten, wir hatten es geschafft! Wir hatten die Eiger Nordwand durchstiegen! Was mich dann noch wunderte, in der prope vollen Jungfraubahn hatten wir keine Probleme einen Platz zu finden, an was das wohl lag *g*.
Welche Literatur:
- Die weiße Spinne von Heinrich Harrer
- SAC Führer Berner Oberland Band 4
Was man sich klar machen muß:
- Die Wand ist lange und gefährlich, gerade die augenscheinlich leichten Längen sind heikel und brüchig sowie schlecht zu sichern.
- Fallen ist tabu.
- Man muß alle Spielarten das klassischen Bergsteigens bestens beherrschen, Eis, Fels, Kombi.
- Eine gewisse Zähigkeit schadet nicht.
- Es gibt öfters Haken, die aber mitunter extrem schlechte Qualität haben.
Den 4 Erstbegehern sei mein Respekt über so viel Mut und Können ausgesprochen.
Stefan und Simon