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"Mittelpfeiler - Messner" - Heiligkreuzkofel
#1
Alpingeschichte schreib er damals, als 1968 Reinhold Messner aus einem Seilzugquergang heraus in eine plattige Seillänge startet. Von unten sicher nicht zu erkennen ob ein Durchkommen überhaupt möglich. 20m später die Legendären 4m welche das Tor zu einer neuen Schwierigkeitsdimension aufstoßen. Damals war die Kletterwelt noch nicht bereit einen Schwierigkeitsgrad höher als 6 zu akzeptieren. Heute ist die Stelle mit dem unteren 8. Grad bewertet, wird aber fast nicht mehr geklettert, da 10 Jahre später bei der ersten!! Wiederholung von Mariacher eine etwas leichtere Umgehung gefunden wurde, welche aber einen recht gewagten Quergang verlangt. Als ambitionierter Felskletterer will man so einen Meilenstein der Klettergeschichte natürlich in sein Tourenbuch aufnehmen.

Schon bei der letztjährigen Heimfahrt unseres ersten Fischabenteuers fuhren wir am Heiligkreuzkofel vorbei. Klemens sagte dass er den Mittelpfeiler mal gerne Klettern würde. Als wir dieses Jahr nach einer Tour für unser Alpinwochenende suchten, kam diese Führe wieder ins Gespräch. Nachdem das Wetter eh nicht viel Anderes zuließ, war es also gesprochen. Wir schauen uns mal an was der Messner 1968 mit schweren Bergschuhen denn so alles geklettert ist. Das es uns herausfordern wird wussten wir eh.

Wir starten am Samstag in aller Herrgottsfrühe Richtung Dolos, nachdem das Wetter eh nicht so prall gemeldet war, ist der Samstag nur zum Einklettern verplant. Am Col dei Bois klettern wir die "Buon compleanno Tex" - nette Warmkletterei ohne großen Zustieg, gut gesichert, nicht so lang und für VII bei weitem Überbewertet. VI oder VI+ wäre vollkommen ausreichend.

Wir sind nach etwas mehr als 3h wieder am Auto und vertreiben uns die Zeit bis es in der Pizzaria was Feines gibt. Nebenbei schauen wir noch dass wir einen Blick auf die Wand erhaschen, nur um sicher zu gehen, dass es auch trocken ist....es ist !

   

Am morgen stehen wir am Sessellift, weil man will sich ja nicht gleich am Zustieg verausgaben. Aber ziemlich zackig frisch ist es, an den Autos am Parkplatz hat sich schon eine Eisschicht gebildet. Ich entscheide mich dennoch gegen die lange Unterhose. Gar nicht mal so gescheit. Hätte man gut vertragen. Aber gut man isch ja ned aus Zucker. Wie Klemens feststellt, immer wieder ein erhebender Moment wenn die Sonne das erste mal über die Berge schaut. Recht hat er.

   

Im Lift wird es dann schon mal echt unangenehm kalt, ich freue mich schon auf's los laufen, da wird's normal schnell wärmer. Über den Wanderweg Richtung Klettersteig und an geeignetem Punkt in den Schrofenvorbau abbiegen. Die zwei Jungs aus Toblach vor uns wissen anscheinend wo es hin geht, Steinmännderl hat's auch, so finden wir wohl geführt den Weg durchs brüchige und schottrige Etwas.

   

Wir gehen aber nicht zum Orginaleinstieg der Messner, sondern klettern bis zum großen Querband die Mayerl Verschneidung. Dies ist zwar einen Grad schwerer als der Messnereinstieg aber man meidet die wohl sehr brüchigen Vorbaulängen der Messner. So wird es von den meisten Führerwerken auch empfohlen.
Am Einstieg angekommen san die beiden Südtiroler schon fast am Losklettern, sie gehen auch die Mayerlverschneidung bis zum Band um dann die Jugendliebe zu klettern. Eine rassige Freikletterei im 8. Grad, schon fit die zwei jungen Burschen.

Ich will die erste Länge bevor mir noch kälter wird. Mir friert eh schon wie ein Schlosshund. Oha die erste Länge ist zwar ned schwer nur so V-, aber leck mich am Arsch is die brüchig, zudem geht ned gern a Absicherung daher. Etwas erleichtert komme ich am Stand an. Nachdem ich den Primaloft an hab geht's besser, aber meine Finger bekomme ich nicht auf Betriebstemperatur.

   

Klemens hat nun eine schöne V+ zum bequemen Stand, klassische Schuppenkletterei.

   

Die nächste kurze Länge der Mayerlverschneidung ist biestig. Schaut von unten gar nicht schwer aus, entpuppt sich aber als leicht überhängender Faustklemmer mit unschöner Absicherung. Erst als ich die marode Schlinge mit einer Kevlar verstärkt habe fühle ich mich bereit weiter zu gehen. Es schrupft sich fröhlich den Riss hoch, ein unbequemer Stand belohnt einen für die Mühen. Klemens hat durch Sachentraining kein Problem mit der Rampfe.

Weil es ihm so gut gefallen hat darf er nun die Seillänge zum Band klettern. Schaut sehr kühn aus. Breiter Riss mit schön vielen Holzkeilen verziert, leider sind bei den Meisten die Drahtschlingen eher durchgerostet. Camalots der Größe 2-4 würden gleich Reihenweise liegen. Aber wir haben derer nur 3 und die sind bald aufgebraucht, danach wird den Holzkeilen mehr Haltekraft angedichtet als sie es verdienen....45m Lebenserfahrung.

   

   

Das Band hier oben, mit Bergen von Schutt beladen, leitet uns recht einfach nach links zum Einstieg unserer eigentlichen Tour, die "Messnerführe auf den Mittelpfeiler". Und dass endlich in der Sonne, nur der Wind ist noch echt kalt.

   

   

Ich bin wieder dran die erste Länge zu erklettern. IV+ sollte mich nicht vor all zu große Probleme stellen. Aber die Wegfindung ist das Problem und leicht sind Dolomitenvierer nie! Klemens geht die kurze Plattenlänge zur Nische, das Vorgeplänkel ist geschafft.

   

   

Auf mich wartet nun der erste Quergang, der uns aus der gelben Sackgasse führt. A bissel rechts a bissel hoch, wieder rechts und dann mittels Wackelhaken 4m runter. Nur noch eine Platte rüberwackeln und Stand....sehr imposant.

   

Klemens kommt nach, klassischer Seilzugquergang ist für den Nachsteiger immer mehr Arbeit als für den Vorsteiger, aber er weiß wie's geht. Ruckzuck ist er bei mir. War etwas bissiger als erwartet.

   

   

So jetzt geht der Spaß erst richtig los. Klemens startet in die Schlüssellänge. Wir Klettern die Mariacher Variante, wie die meisten Wiederholer. Zuerst gehts gut, dann kommt eine echt scharfe Stelle, für mich die schwerste der Tour, bevor es in den Quergang von Mariacher geht. Sehr kühne Hangelei an teilweise altem Hakenmaterial, man ist froh wenn mal was eigenes liegt. Der eigentliche Zug hoch an den Stand der mit VII bewertet ist, fällt dann gar nicht mehr so schwer. Klemens klettert es OnSight ich übersehe leider ein Fingerloch. Egal, ich kann's ja auch auf den Rucksack schieben
Smile
.

   

   

Die nächste Länge hat noch eine schwere Einzelstelle am Beginn. Danach geht's, aber die Wegfindung ist nicht ganz klar. In der Länge, ähnlich wie in der ganzen Tour, findet man sehr wenig fixes Material. Ich baue mir einen tollen Seilzug, stürze fast 2mal wegen Basejumpgriffen und bin einigermaßen froh nach 35m am Stand an zu kommen. Hier am besten bis zu der sichtbaren Schlinge im Dächlein klettern, das ist eine gute Sanduhr, alles andere gibt nur einen leidigen Stand. Alternativ irgendwo mit kleinen Camalots.

Klemens seine letzte Länge bietet noch einmal eine stumpfe Verschneidung und einen leichten Quergang.

   

Mir gehört die letzte Länge des Tages und der Tour. Nochmal klassischer Dolomitenriss, 45m, 2 Haken fix, man sollte nicht zu verschwenderisch mit seinen Klemmis umgehen. Bald ist jedoch auch dies geschafft und man kann den genialen Tiefblick des Gemäuers genießen.

   

   

Oben ausgestiegen, schauen wir uns kurz um und sind beeindruckt von der Weite des Massivs. Wir entdecken die beiden Südtiroler die auch gerade ausgestiegen waren und schauen dass sie uns nicht davon laufen, da wir die Chance wittern mit ihnen im Auto zurück zur Talstation zu fahren, weil die Bahn fährt schon seit einer Std. nicht mehr. Danke an euch nochmal.

   

So kommen wir dann doch noch bei Zeiten ans Auto und kurven nach Sterzing um bei einsetzendem Regen eine Pizza einzunehmen, Wetterloch optimal ausgenutzt.
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Facts:
"Messnerführe auf den Mittelpfeiler" - Heiligkreuzkofel
R. Messner und G. Messner 1968 - die erste frei gekletterte 8- in den Dolomiten.
11 Sl (450m, mit Zustieg über Mayerlverschneidung), VII (Mariachervariante)
Material: 50m Seil, 10 Expressschlingen, Camalot: #0.4-3 (0.75-2 doppelt), Satz Keile, 2 Kevlarschlingen, Hammer und Haken für Notfälle.

Sehr imposante Führe mit historischem Hintergrund, exzellente Kletterei in sehr eindrucksvoller Umgebung. Die Tour wird ihrem Nimbus voll gerecht und ist (O.-Ton Klemens) ein Edelklassiker.

   
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