20.01.2010, 00:22
Tourenpartner: Philipp Örley
Eigentlich haben Philipp und ich uns für eine Skitour in den Allgäuer Bergen verabredet. Da das Wetter eher unsicher angekündig war haben wir mal sicherheitshalber das Eiskletterzeug miteingepackt (sehr guter Vorschlag von Philipp). Kurz nach Füssen fiel dann die Entscheidung nicht auf Skitour, sondern doch ins Eis zu gehen. Ein lohnendes Ziel war mit dem rechten Ypsilon an der Notkarspitze im Ammergau schnell gefunden und via Plansee wars dann au kein großer Umweg mit dem Auto. Die Notkarspitze liegt ziemlich nahe an der Straße, so dass die Verhältnisse in den oberen Eisaufschwüngen eingesehen werden können. Wie im Führer beschrieben parkten wir an der Straße (gebührenpflichtig, 2,50 Euro) und stiegen in kurzen 15 min zu (im neuen Führer falsch mit 45min angegeben). An einem großen Felsblock am Beginn der vereisten Stufen machten wir ein Rucksackdepot und rödelten gegen 9.30 Uhr auf. Unklar ob es evtl. im Fels was zu sichern gibt, nahmen wir mal ein wenig (zuviel) Felszeug mit, was im Nachhinein völlig unnötig gewesen war. Philipp stieg über mehrere kleine Stufen voraus,
zweigte ins rechte Ypsilon ab und wir seilten vor der ersten richtigen Steilstufe an.
Unten im Bachbett war das Eis doch teilweise sehr hinterspült, deshalb seilten wir lieber mal etwas früher an.
In super Softeis zogen wir dann am langen Seil über ein paar größere und kleiner Stufen in der Schlucht hinweg bis wieder Gehgelände kam. Philipp schloß auf und machte sich weiter an den Vorstieg. Überall wuchsen hier im Mittelteil kleinere Einzelfälle und Eisspuren die Schlucht hinunter.
Im Mittelteil wurde das Eis in einer engen Schluchstelle mal kurz etwas spärlich, ließ sich aber mixed mit etwas Ausstemmen im Fels sehr angenehm klettern (etwa M3). Dahinter ging es dann in einen Schluchtkessel mit steilerer kleiner Säule.
Mächtig nass wars hier und das Wasser lief mir in die Ärmel rein auf dem Weg nach oben (kurze Stelle WI 3/4). Wie überall aber auch hier gutes Eis und bestens absicherbar nach eigenem Geschmack. Nach dieser Engstelle weitete sich dass Gelände wieder (rechts am Fels Stand an BH) und endlich kam die berüchtigte Klemmblocklänge ins Bild.
Andscheinend hat diese Länge wenige Meter unterhalb des Klemmblockes oft zu wenig Eis. So dass sie manchmal gar nicht möglich scheint (oder nur mit sehr engagiertem Mixedeinsatz) und manche Seilschaften hier umdrehen. Im Fels rechts daneben wurde aufgrund dieser oft schlechten Verhältnissen sogar eine Mixedumgehung eingerichtet (schaut auch spannend und gar nicht so leicht aus, insg. 4 BH). Heute strotzte die Säule jedoch vor solide wirkendem Eis und reichte bis fast an den Klemmblock hinauf. Bis zur Mitte noch geneigt ist diese im Weiteren dann senkrecht bis leicht überhängend unter dem Klemmblock. So wie es aussah waren schon mehrere Begehungen erfolgt und sie schien eingepickelt zu sein. Ich stieg zur Mitte und drehte erstmal eine Eisschraube. Ab hier wurde es nun mächtig steil. Dankenswerter Weise fanden sich jedoch gute Hookmulden unserer Vorgänger die die Begehung erleichterten. Eh schon anstrengend genug ne Schraube im Senkrechten zu drehen. Eine weitere schraubte ich noch hinein und fand gerade als ich noch mal eine setzen wollte rechterhand im Fels, nahe des Klemmblockes, einen Bohrhaken. Ab hier wurde das Eis nun immer dünner. Mit gutem Gefühl dank Bolt spreizte ich in dieser Art kleinen Kaminverschneidung nach rechts auf kleine Felsleisten aus und links auf kleine Eisstrukturen am Fels. So ließ es sich prima hochstemmen und gleich war auch der Block erreicht. So jetzt bitte nur ein guter Ausstiegshook, Eis schien nun um den Block rum Mangelware zu sein. Rechts und links vom Block gab es gute Hookmöglichkeiten, und Dank Preßschnee hinter dem Block konnte ich dann doch leichter als gedacht aussteigen auf einen bequemen Absatz in Rinne mit Stand an zwei Bolts und Normalhaken vor der nächsten steilen Säule. Von rechts kommt hier die Mixedumgehungsvariante herauf. Erstmal zufrieden mit der etwa 25m Länge stieg ich nicht weiter (60m Seil würde noch bis zum nächsten Stand reichen) sondern holte Philipp nach. Mit langer Standschlinge hats sogar noch für a paar Buildl glangt.
Philipp durfte sich dann die nächste interessante Länge genehmigen. Hier kann entweder senkrecht mittig aufgestiegen werden oder hinten links im Winkel zw. Fels und Eis in einem Art Schlauch mit den Füßen im Eis und Rücken am Fels höher geklettert werden.
Nach dieser etwa 15m hohen Stufe gings noch mal weitere 10m flach nach rechts hinten zu Stand an BH. Im Nachstieg musste ich dann wegen dem Rucksack doch etwas mehr rechts klettern um nicht stecken zu bleiben. Oben angekommen war dann die letzte Seillänge zu sehen. Nochmal eine ca. 45m hohe, gegen Ende senkrechte und sehr breite Eisstufe. Nicht schlecht zum Abschluß.
Zweifelnd ob unser 60m Seil vom Bohrhakenstand bis hinauf reicht stiefelt wir einfach nach links rüber zum Eis und bezogen hier bequemen Stand auf einer Stufe. Ganz rechts im Winkel zieht eine interessante Eisvariante hinauf (ca. WI5/6). Unsere Länge schien uns aber schon ausreichend steil genug und ab gings hinauf ins Eis. Ich kletterte im linken Teil und hatte bis 2/3 der Stufe eigentlich nur einen kurzen senkrechten Aufschwung zu bewältigen und sonst noch geneigtes Eis. An der letzten senkrechten, etwa 10m hohen Stufe (WI 4) gabs unten in einer kleinen Eisgufel noch mal ein Verschnauf- und Schraubenpäuschen (Zwischenstand möglich). Die ersten paar Meter von dieser Rastposition hatten etwas sprödes Eis, dafür konnte mit dem Fuß oberhalb der Gufel nach rechts zu einer anderen Säule gespreizt werden und so ein paar Meter wieder gewonnen werden. Nun hatte es auch wieder gutes Softeis (wir waren halt au sehr verwöhnt von den idealen Eisverhältnissen weiter unten) und bald war der Ausstieg erreicht. Weiter rechts sah ich an einem kleinen Eiswulst eine bereits gefädelte Abalakov und bezog dort Stand. Weiter rechts könnte man hier bei schlechtem Eis auch Stand an einer Latsche machen. Als Philipp (auch etwas angestrengt wie ich von der langen Länge) oben ankam war es 14 Uhr und wir hatten damit keine Zeitnot beim Abstieg. Wir seilten erstmal zurück zum BH-Stand (60m Seil langte gerade so)
und in einer Länge ganz hinunter zu dem breiten und flachen Absatz am Fuß der Klemmblocklänge. Dank oben vorhandenem Ringglied im Bolt ließ sich das Seil dann auch super abziehen. Wie im Führer beschrieben zielten wir nun auf den (in Abstiegsrichtung) linkerhand befindlichen, bewaldeten Schlucht/Rinnenrücken. Da wir das Gelände nicht kannten und unsere Steigeisen stollten ließen wir noch ein Einfachseil dran und stiegen am langen Seil auf einem kleinen Band unter felsiger Wand nach links zu einem Latschendurchsetzten Schneehang.
Diesen ein paar Meter abgestiegen und oberhalb dichteren Latschfelder dann wieder waagrecht nach links gequert um eine Ecke herum und dann ausgesetzt oberhalb eines Steilabbruches auf grasigem Band nach links zum Rücken gequert.
Das Seil war hier nicht ganz verkehrt und mit Schlingenabsicherung an Latschen, mal links mal rechts um einen Baum herumgelaufen, auch kaum ein Zeitverlust zum normalen Steigen gewesen. Ab dem bewaldeten Rücken ging es dann auf bereits vorhandener Spur auch ganz gut ohne Steigeisen und Seil einfach hinunter und in einer kleinen Links-Rechts-Schleife zurück zum Rucksackdepot. Von Rucksackdepot bis Rucksackdepot waren wir etwa 5 3/4h unterwegs gewesen und haben eine echt lohnenswerte Route mit schönen Seillängen im oberen Bereich geklettert und bei den guten Verhältnissen auch richtig genießen können.
Das linke Ypsilon sieht uns bestimmt auch einmal.
Gruß Alban, unterwegs mit Schoan Lui (der aufm Buildl)
Facts:
Rechtes Ypsilon. Länge etwa 400m. Unten meist kleinere Eisstufen mit viel einfachem Gelände oder gar Gehgelände zwischendrin. Stände beliebig im Eis an kleinen Zwischenaufschwüngen auf bequemen Absätzen. Einzelne Eisaufschwünge jedoch auch bis WI3. Bis zum Mittelteil gut auch am langen Seil begehbar. Bei Verengung im Mittelteil dann weniger Eis (vermutlich die Stelle mit Photo von David Göttler im neuen Panico, im Führerphoto hier aber deutlich mehr Eis) und kurzer, aber dankeswert zu kletternder Mixedpassage (etwa M3 bei uns). Nach dieser Passage kurze und enge Säule /WI3-4). Klemmblocklänge sehr von den Verhältnissen abhängig. Bei uns waren sie vermutlich sehr gut und checkten so bei WI 4/4+ ein mit kleiner Mixedeinlage am Ausstieg (etwa M4/4+). Oberhalb die steilere Säule dann je nach Variante zw. WI 3-4. Die Schlußwand dann nochmals unten WI3-4 und im steilen Ausstieg WI4. Stände in den oberen 3 Längen eingerichtet und rechterhand.
Material: 60m Doppelseil, Eisschrauben, Schlingen. Mobiles Sicherungsmaterial oder Felshaken waren bei uns nicht notwendig. Die Mixed-Umgehungsvariante der Klemmblocklänge weist mindestens 4BH auf, Schwierigkeit jedoch nicht bekannt.
Abstieg am besten wie im Führer und oben beschrieben.