Skitouren um die Kemptnerhütte / Allgäu:
Über die Osterfeiertage 2007 statteten Jörg und ich dem Gebiet um die Kemptnerhütte einen Besuch ab. Das Ziel war klar, einige der großen Allgäuer Gipfel mit Ski zu besteigen sowie steile Abfahrten zumachen. Stabiles Wetter, die wichtigen kalten Nächte, Lawinenstufe 1 und somit gute Verhältnisse, waren angesagt.
06.04.07 - Aufstieg zur Kemptnerhütte, Kratzer und Abfahrt übers Kratzerfeld:
Am Karfreitag frühmorgens um 03:30Uhr starteten wir stark bepackt mit Ski, Skischuhen und Rucksack am Parkplatz Renksteg und fuhren den langen Weg über die Spielmannsau bis zur Materialseilbahn der Kemptnerhütte mit dem MTB. Aufgrund der Schneelage ging es von dort eine weitere Stunde zu Fuß mit den Skiern am Rucksack bis ca.P1226m. Kurz nach dem man den Sperrbach überquert konnten wir endlich die Ski anlegen. Alles war hart gefroren und wir kamen zügig voran. Um den besten Weg zum extrem Lawinengefährdeten Sperrbachtobel zu finden sollte man sich grob am Sommerweg orientieren. Im Tobel selber gilt es den einfachsten Weg durch Lawinenreste und offene Bachstellen zunehmen.
Im Sperrbachtobel
Durch den harten Schnee und die relativ wenigen Lawinenkegel waren wir schnell hindurch, die Kemptnerhütte(1844m) war nach gut 1000Hm Aufstieg bald erreicht und der Winterraum bezogen.
Die Kemptnerhütte im Winter
Gegen zehn Uhr starteten wir dann am Mädele Joch vorbei auf die Südseite des Kratzers. Über Steile Südhänge und eine Rinne geht es in eine Scharte. In der Rinne gingen wir zuerst zu Fuß, doch der Schnee war hier schon so aufgeweicht und tief, das wir in den Fels(II-III) auf der rechten Rinnenseite auswichen. Von der Scharte aus über einen Schneegrat zum Gipfel des Kratzers(2428m).
Durch die linke Rinne geht es zum Kratzer
Die letzten Meter vor dem Gipfel
Der Blick in die Trettachrinne war beeindruckend(Später im Bericht mehr zur Trettachrinne). Wieder zurück bei den Skiern ging es weiter zum Kratzerfeld. Dazu muss man westlich unterm Gipfelblock hindurch (nicht zu hoch queren) und steht dann bald am Beginn des 500m hohen gleichmäßig ca. 30 Grad geneigten Kratzerfeldes.
Abfahrt übers Kratzerfeld - einfach traumhaft
Im oberen Teil waren noch ein paar Lawinenbollen doch der untere Teil war dann bei perfekten Firnverhältnissen ein purer Genuss und zudem waren die ganzen 500 Hm unberührt.
Mit fünf nach uns auf die Hütte gekommenen Allgäuern verbrachten wir einen sehr netten Abend im Winterraum. (Gruß nach Ettensberg).
07.04.08 - Großer Krottenkopf(direkter Gipfelhang) und Hornbachspitze:
Morgens war wiederum alles hart gefroren. Vom oberen Mädelejoch wenig abfahrend ins Öfnerkar queren bis unter die Krottenkopfscharte. Bis auf ca. 40m (Felsdurchsetzte Rinne) ging es über die steilen Westhänge mit Ski in die Scharte. Die weiteren 300 Hm bis zum Gipfel sind dann sehr steil und wohl nicht bei allen Verhältnissen mit Ski machbar.
Weit unten die Krottenkopfscharte
Der sehr steile obere Teil
Im sehr steilen oberen Teil
Vor allem der obere Teil erfordert sehr anhaltendes steigen in felsdurchsetztem 35-40 Grad Gelände(stw. vieleicht auch mehr). Die tolle Aussicht und das Gefühl mit Ski am Gipfelkreuz des höchsten Allgäuergipfels(2656m) zustehen entschädigt für die Mühen.
Bei der Abfahrt fuhren wir nicht direkt auf dem Aufstiegsweg ab, sondern fuhren den steileren direkten Gipfelhang. Dieser ist kurzzeitig bis ca. 50 Grad steil und läuft in felsdurchsetztem Gelände aus, weshalb Vorsicht geboten ist und die richtigen (griffigen) Firnverhältnisse oben abgewartet werden sollten.
Jörg nach dem steilsten Teil
Wieder zurück im Öfnerkar hingen wir noch 500Hm dran und stiegen durchs ganze Kar aufwärts bis zur Hornbachspitze(2533m). Nach einer weiteren tollen Firnabfahrt gingen wir im a...kalten Roßgumpenbach noch zum „Baden“. Anschließend in der brütenden Mittagssonne folgte der Gegenanstieg ins Mädelejoch und die Abfahrt zurück zur Kemptnerhütte.
Jörg testet die Badetemperatur im Roßgumpenbach
08.04.07 - Skiabfahrt von der Mädelegabel und Abfahrt ins Tal:
Frohen Mutes starteten wir morgens Richtung Mädelegabel, doch etwas war anders als die Tage zuvor. Die Nacht war nicht klar und deshalb war der Schnee nicht wie gewohnt durchgefroren, diese Tatsache bekamen wir im Tagesverlauf noch zu spüren / hören. Die erste Stunde war es noch richtig nebelig und die Orientierung nicht leicht. Auf dem weiten Heilbronner Weg Richtung Mädelegabel machte es auf und die Sonne brannte voll auf die sowieso schon feuchte, schwere Schneedecke. In der Nähe der Einfahrt in die Trettachrinne befindet sich normalerweise das Skidepot und der Gipfel wird zu Fuß bestiegen. Die Abfahrt von weiter oben ist vom Schnee her selten möglich und zudem sehr steil, am Grat ausgesetzt und in der Flanke felsdurchsetzt.
Wir nahmen die Ski mit bis an den Gipfel der Mädelegabel (2645m) und wollten uns die Sache von oben anschauen.
Aufstieg zur Mädelegabel (Südflanke)
Ca. 40Hm unterm Gipfel schnallten wir die Ski an, zogen den Helm an und fuhren erst sehr ausgesetzt hoch über der Trettachrinne am Grat ab und dann nach rechts in die schon stark aufgeweichte Südflanke und über diese zurück zum eigentlichen Skidepot.
Anschnallpunkt und Abfahrtsweg am Grat (rot)
In der Mädelegabel Südflanke
Blick zurück auf Trettach(rechts) und Mädelegabel (links)
Um wieder zurück zur Hütte zu kommen gingen wir nochmals übers Kratzerfeld. Beim Weg dorthin plötzlich das erste längere Donnern(es war erst kurz vor 12Uhr), ob die Lawine jedoch überm Sperrbachtobel oder in die Trettachrinne niederging konnten wir nicht richtig hören. Auf jeden Fall wars für uns ein klares Zeichen das Tempo zu erhöhen, denn immerhin wollten wir noch heil durch den extrem lawinengefährdeten Sperrbachtobel zurück ins Tal fahren. Nach flotter Abfahrt übers Kratzerfels standen wir bald an der Kemptnerhütte und konnten die gefährlichen Südsüdwesthänge des Fürschießers überm Sperrbachtobel beobachten. Noch schien alles ruhig zu sein und wir konnten dort keine Nassschneelawinen sehen. Sofort fuhren wir los doch gleich etwas unterhalb kamen wir wieder zum stehen, denn wir lösten in der total durchfeuchteten Schneedecke einen ca. 50m großen Nassschneerutsch aus welcher uns noch mal zu denken gab. Doch weiter ging es nun mit Vollgas ohne Pause durch den engen Tobel, die Einfahrt hatte aufgrund des inzwischen aufgezogenen Nebels fast schon was mystisches. Die Lust auf eine kurze Pause für die Oberschenkel am Ende des engsten Teiles verging uns nach erneutem sekundenlangen Donnern, zum Glück aber aus der Trettachrinne. Erst bei der kleinen Kapelle „Am Knie“ gönnten wir uns eine kleine Pause. Schon kam das nächste Donnern aus der Trettachrinne, da muss ein riesen Ding abgegangen sein denn es krachte minutenlang lautstark. Auf die letzten Meter Abfahrt mit Ski über steile Hänge zurück zum Sommerweg(Bachübergang des Sperrbaches) verzichteten wir und schlugen uns durchs steile, unangenehme, aber sicherere Gebüsch mit den Ski am Rucksack nach unten.
Im steilen Gebüsch etwas oberhalb des Sperrbaches
Auf dem Weg zurück zum MTB bei der Materialseilbahn ließ die doch vorhandene Anspannung nach und das Maß Bier in der Spielmannsau hatten wir bitter nötig.
Viele Grüße
Jörg S. und Tobias B.
Zurück in der Spielmannsau
Über die Osterfeiertage 2007 statteten Jörg und ich dem Gebiet um die Kemptnerhütte einen Besuch ab. Das Ziel war klar, einige der großen Allgäuer Gipfel mit Ski zu besteigen sowie steile Abfahrten zumachen. Stabiles Wetter, die wichtigen kalten Nächte, Lawinenstufe 1 und somit gute Verhältnisse, waren angesagt.
06.04.07 - Aufstieg zur Kemptnerhütte, Kratzer und Abfahrt übers Kratzerfeld:
Am Karfreitag frühmorgens um 03:30Uhr starteten wir stark bepackt mit Ski, Skischuhen und Rucksack am Parkplatz Renksteg und fuhren den langen Weg über die Spielmannsau bis zur Materialseilbahn der Kemptnerhütte mit dem MTB. Aufgrund der Schneelage ging es von dort eine weitere Stunde zu Fuß mit den Skiern am Rucksack bis ca.P1226m. Kurz nach dem man den Sperrbach überquert konnten wir endlich die Ski anlegen. Alles war hart gefroren und wir kamen zügig voran. Um den besten Weg zum extrem Lawinengefährdeten Sperrbachtobel zu finden sollte man sich grob am Sommerweg orientieren. Im Tobel selber gilt es den einfachsten Weg durch Lawinenreste und offene Bachstellen zunehmen.
Im Sperrbachtobel
Durch den harten Schnee und die relativ wenigen Lawinenkegel waren wir schnell hindurch, die Kemptnerhütte(1844m) war nach gut 1000Hm Aufstieg bald erreicht und der Winterraum bezogen.
Die Kemptnerhütte im Winter
Gegen zehn Uhr starteten wir dann am Mädele Joch vorbei auf die Südseite des Kratzers. Über Steile Südhänge und eine Rinne geht es in eine Scharte. In der Rinne gingen wir zuerst zu Fuß, doch der Schnee war hier schon so aufgeweicht und tief, das wir in den Fels(II-III) auf der rechten Rinnenseite auswichen. Von der Scharte aus über einen Schneegrat zum Gipfel des Kratzers(2428m).
Durch die linke Rinne geht es zum Kratzer
Die letzten Meter vor dem Gipfel
Der Blick in die Trettachrinne war beeindruckend(Später im Bericht mehr zur Trettachrinne). Wieder zurück bei den Skiern ging es weiter zum Kratzerfeld. Dazu muss man westlich unterm Gipfelblock hindurch (nicht zu hoch queren) und steht dann bald am Beginn des 500m hohen gleichmäßig ca. 30 Grad geneigten Kratzerfeldes.
Abfahrt übers Kratzerfeld - einfach traumhaft
Im oberen Teil waren noch ein paar Lawinenbollen doch der untere Teil war dann bei perfekten Firnverhältnissen ein purer Genuss und zudem waren die ganzen 500 Hm unberührt.
Mit fünf nach uns auf die Hütte gekommenen Allgäuern verbrachten wir einen sehr netten Abend im Winterraum. (Gruß nach Ettensberg).
07.04.08 - Großer Krottenkopf(direkter Gipfelhang) und Hornbachspitze:
Morgens war wiederum alles hart gefroren. Vom oberen Mädelejoch wenig abfahrend ins Öfnerkar queren bis unter die Krottenkopfscharte. Bis auf ca. 40m (Felsdurchsetzte Rinne) ging es über die steilen Westhänge mit Ski in die Scharte. Die weiteren 300 Hm bis zum Gipfel sind dann sehr steil und wohl nicht bei allen Verhältnissen mit Ski machbar.
Weit unten die Krottenkopfscharte
Der sehr steile obere Teil
Im sehr steilen oberen Teil
Vor allem der obere Teil erfordert sehr anhaltendes steigen in felsdurchsetztem 35-40 Grad Gelände(stw. vieleicht auch mehr). Die tolle Aussicht und das Gefühl mit Ski am Gipfelkreuz des höchsten Allgäuergipfels(2656m) zustehen entschädigt für die Mühen.
Bei der Abfahrt fuhren wir nicht direkt auf dem Aufstiegsweg ab, sondern fuhren den steileren direkten Gipfelhang. Dieser ist kurzzeitig bis ca. 50 Grad steil und läuft in felsdurchsetztem Gelände aus, weshalb Vorsicht geboten ist und die richtigen (griffigen) Firnverhältnisse oben abgewartet werden sollten.
Jörg nach dem steilsten Teil
Wieder zurück im Öfnerkar hingen wir noch 500Hm dran und stiegen durchs ganze Kar aufwärts bis zur Hornbachspitze(2533m). Nach einer weiteren tollen Firnabfahrt gingen wir im a...kalten Roßgumpenbach noch zum „Baden“. Anschließend in der brütenden Mittagssonne folgte der Gegenanstieg ins Mädelejoch und die Abfahrt zurück zur Kemptnerhütte.
Jörg testet die Badetemperatur im Roßgumpenbach
08.04.07 - Skiabfahrt von der Mädelegabel und Abfahrt ins Tal:
Frohen Mutes starteten wir morgens Richtung Mädelegabel, doch etwas war anders als die Tage zuvor. Die Nacht war nicht klar und deshalb war der Schnee nicht wie gewohnt durchgefroren, diese Tatsache bekamen wir im Tagesverlauf noch zu spüren / hören. Die erste Stunde war es noch richtig nebelig und die Orientierung nicht leicht. Auf dem weiten Heilbronner Weg Richtung Mädelegabel machte es auf und die Sonne brannte voll auf die sowieso schon feuchte, schwere Schneedecke. In der Nähe der Einfahrt in die Trettachrinne befindet sich normalerweise das Skidepot und der Gipfel wird zu Fuß bestiegen. Die Abfahrt von weiter oben ist vom Schnee her selten möglich und zudem sehr steil, am Grat ausgesetzt und in der Flanke felsdurchsetzt.
Wir nahmen die Ski mit bis an den Gipfel der Mädelegabel (2645m) und wollten uns die Sache von oben anschauen.
Aufstieg zur Mädelegabel (Südflanke)
Ca. 40Hm unterm Gipfel schnallten wir die Ski an, zogen den Helm an und fuhren erst sehr ausgesetzt hoch über der Trettachrinne am Grat ab und dann nach rechts in die schon stark aufgeweichte Südflanke und über diese zurück zum eigentlichen Skidepot.
Anschnallpunkt und Abfahrtsweg am Grat (rot)
In der Mädelegabel Südflanke
Blick zurück auf Trettach(rechts) und Mädelegabel (links)
Um wieder zurück zur Hütte zu kommen gingen wir nochmals übers Kratzerfeld. Beim Weg dorthin plötzlich das erste längere Donnern(es war erst kurz vor 12Uhr), ob die Lawine jedoch überm Sperrbachtobel oder in die Trettachrinne niederging konnten wir nicht richtig hören. Auf jeden Fall wars für uns ein klares Zeichen das Tempo zu erhöhen, denn immerhin wollten wir noch heil durch den extrem lawinengefährdeten Sperrbachtobel zurück ins Tal fahren. Nach flotter Abfahrt übers Kratzerfels standen wir bald an der Kemptnerhütte und konnten die gefährlichen Südsüdwesthänge des Fürschießers überm Sperrbachtobel beobachten. Noch schien alles ruhig zu sein und wir konnten dort keine Nassschneelawinen sehen. Sofort fuhren wir los doch gleich etwas unterhalb kamen wir wieder zum stehen, denn wir lösten in der total durchfeuchteten Schneedecke einen ca. 50m großen Nassschneerutsch aus welcher uns noch mal zu denken gab. Doch weiter ging es nun mit Vollgas ohne Pause durch den engen Tobel, die Einfahrt hatte aufgrund des inzwischen aufgezogenen Nebels fast schon was mystisches. Die Lust auf eine kurze Pause für die Oberschenkel am Ende des engsten Teiles verging uns nach erneutem sekundenlangen Donnern, zum Glück aber aus der Trettachrinne. Erst bei der kleinen Kapelle „Am Knie“ gönnten wir uns eine kleine Pause. Schon kam das nächste Donnern aus der Trettachrinne, da muss ein riesen Ding abgegangen sein denn es krachte minutenlang lautstark. Auf die letzten Meter Abfahrt mit Ski über steile Hänge zurück zum Sommerweg(Bachübergang des Sperrbaches) verzichteten wir und schlugen uns durchs steile, unangenehme, aber sicherere Gebüsch mit den Ski am Rucksack nach unten.
Im steilen Gebüsch etwas oberhalb des Sperrbaches
Auf dem Weg zurück zum MTB bei der Materialseilbahn ließ die doch vorhandene Anspannung nach und das Maß Bier in der Spielmannsau hatten wir bitter nötig.
Viele Grüße
Jörg S. und Tobias B.
Zurück in der Spielmannsau