„Fast, aber nicht ganz…“
So oder so ähnlich könnte man unsere Begehung der Courtes Nordwand über die Österreicherführe betiteln. Die freitägliche Kaltfront hatte leider nicht nur die von chamonix-meteo „expected 10 cm of snowfall“ im Gepäck sondern leider ein bisschen mehr. So durften wir uns am Samstag insbesondere im oberen Teil der Wand mit hüfthoher Wühlerei und ca. 50-60 cm frischem Pulverschnee herum schlagen. Wühlen ist das eine und man kann beißen, doch mit zunehmender Höhe bereitete uns auch die Lawinengefahr mehr und mehr Bauchschmerzen. So gaben wir uns letztlich ca. 100 Hm unterm Gipfel geschlagen und traten den Rückzug an.
Les Courtes Nordwand – Österreicherführe
Nun ist natürlich ein Rückzug aus der Courtes Nordwand 100 Hm unterm Gipfel nicht so ganz einfach wenn einem der Weg nach oben versperrt ist. Abstieg über die Route? Möglich, aber aufwendig wegen einem kurzen Mixedteil und kleineren Eisaufschwüngen im unteren Teil. Abstieg über die Schweizerführe? Bei den aktuellen stark ausgeaperten Verhältnissen sicher auch nicht lustig. Doch was ist das. Wir können weit unten Skispuren vom heutigen Tag erkennen, welche in die „Cordier Route“ hinein führen. Die Ski haben wir ja eh am Rücken, da wir normalerweise über die Courtes NO Flanke abfahren wollten. Warum also nicht über eine noch etwas anspruchsvollere Steilabfahrt den Rückzug antreten. Viele andere Möglichkeiten hätte es eh nicht gegeben. So Seilen wir zunächst eine Seillänge ins “Gabarrou 2 Couloir” ab, fahren über dieses Couloir nach unten und treffen später auf die „Cordier Route“ und die dortigen Spuren. Der zunächst vorhandene große innerliche Ärger über den Abbruch war mit dieser genialen Steilabfahrt wieder etwas gelegt.
Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir” Quelle:
lucapandolfi.com
Aufstieg: Les Courtes Nordwand – Österreicherführe
April.Samstag.Sonnenschein.Powder. Das sind genau die Schlüsselwörter für Chamonix Freerider. Das merken wir auch Morgens an der Grands Montets Bahn. Obwohl wir eine Stunde vor der ersten Bahn an der Kasse stehen, reichte es nicht ganz zur 1. Gondel. Denn die Dutzenden Jungs mit den ganz fetten Latten haben Dauerkarten oder anderen Skipässen und dürfen etwas vorher an die Gondel bevor die Kasse überhaupt aufmacht. Aber egal. Oben am Grands Montets werden wir erst mal mit tollen Blicken auf ein winterliches Montblanc Gebiet belohnt.
großer Andrang auf die 1. Grands Montets Gondel
Aussicht auf den Montblanc von Grands Montets
Um die Aussicht und die tolle Inversions Lage zu genießen fehlt leider etwas die Zeit, zumal wir ja noch ein bisschen was vor haben. Mit Vollgas geht es also unterhalb der Nordwände von Aiguille Verte und Droites auf den Argentieregletscher runter und wir stehen so gegen 09:45 Uhr unten am Gletscher unter der Courtes Nordwand. Schon nach dieser Abfahrt war klar, dass es ganz ordentlich Neuschnee gegeben hat.
Abfahrt von Grands Montets auf den Argentieregletscher
Nun geht es ca. 200 Hm hoch an den Wandfuß der Courtes Nordwand. Zunächst sind noch 5 Franzosen vor uns, welche schließlich aber rechts abbiegen in Richtung Col de Droites. Von etwas unterhalb des Col sind sie im späteren Tagesverlauf dann auch wieder abgehfahren
Aufstieg zum Wandfuß
kurz vor dem Bergschrund unter der Courtes Nordwand
Direkt am Bergschrund wechseln wir von Ski auf Steigeisen. Der Bergschrund war problemlos mit einem Schritt zu überwinden. Wie inzwischen zu erwarten war, gilt es zunächst durch tiefen Schnee zu Wühlen.
Wühlarbeit im flachen unteren Teil
Im unteren Teil warten mit ca.3 kurzen Eisaufschwüngen (max. 70°) die steilsten Passagen der Tour. Hier im steileren Teil hat es sogar ganz ordentlichen Tritt- und Styroporschnee.
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
Es folgt eine lange Passage mit leichtem Gelände (max. 50°) bis im Mittelteil ein ausgeaperter kurzer Felsgürtel wartet. Nach 30 m am Seil und wenigen Cams liegt der ausgeaperte Felsgürtel hinter uns. Auf dem Übersichtsbild ganz oben im Bericht ist diese Passage übrigens wegen dem vielen Schnee kaum auszumachen.
kurze Mixedeinlage
Nach dieser kurzen Mixedeinlage folgt wieder viel flacheres Gelände. Immer so 50°-55°. Die Route der Herren Drachsler und Gstrein aus dem Jahre 1961 schlängelt sich sehr elegant durch die Schwachstellen der Wand und alles löst sich super auf.
Mit zunehmender Höhe wird der Schnee tiefer und die Sorge um die Lawinengefahr größer. Schließlich brechen wir wie schon erwähnt 100 Hm unterm Gipfel die Sache ab und machen uns Gedanken über den Rückzug.
am Umkehrpunkt
Abfahrt: Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir”
Im folgenden Bild habe ich mal noch den Umkehrpunkt bzw. den Beginn unserer Abfahrtsroute mit Kreuz eingezeichnet. Zunächst eine Seillänge durch Felsgelände abgeseilt. Dann rauf die Bretter…
Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir” Quelle:
lucapandolfi.com
im “Gabarrou 2 Couloir”
im “Gabarrou 2 Couloir”
Einfahrt in die „Cordier-Route“
Einfahrt in die „Cordier-Route“
im untersten Teil der „Cordier-Route“ kurz vor der Ausfahrt
Über den Argentieregletscher geht es zurück nach Argentiere. Einen traurigen Anblick bietet derzeit die ausgeaperte und recht eisfreie Droites Nordwand.
der traurige Anblick der recht ausgeaperten und eisfreien Droites Nordwand!!!
über die Weiten des Argentieregletscher dem Nebel entgegen.
wenig später: White Out bei der Abfahrt über den Argentieregletscher
Kletterführer / Topos:
Snow, Ice and Mixed – Volume 1
Auflage 2005
JMEditions
Francois Damilano
AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe (nur Schweizerführe)
10. Auflage 2005
Bergverlag Rother, München
Hartmut Eberlein
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
IGN-Karten:
1:25000: 3630 OT, Chamonix Massif du Mont Blanc
Viele Grüße
Jürgen und Tobias
So oder so ähnlich könnte man unsere Begehung der Courtes Nordwand über die Österreicherführe betiteln. Die freitägliche Kaltfront hatte leider nicht nur die von chamonix-meteo „expected 10 cm of snowfall“ im Gepäck sondern leider ein bisschen mehr. So durften wir uns am Samstag insbesondere im oberen Teil der Wand mit hüfthoher Wühlerei und ca. 50-60 cm frischem Pulverschnee herum schlagen. Wühlen ist das eine und man kann beißen, doch mit zunehmender Höhe bereitete uns auch die Lawinengefahr mehr und mehr Bauchschmerzen. So gaben wir uns letztlich ca. 100 Hm unterm Gipfel geschlagen und traten den Rückzug an.
Les Courtes Nordwand – Österreicherführe
Nun ist natürlich ein Rückzug aus der Courtes Nordwand 100 Hm unterm Gipfel nicht so ganz einfach wenn einem der Weg nach oben versperrt ist. Abstieg über die Route? Möglich, aber aufwendig wegen einem kurzen Mixedteil und kleineren Eisaufschwüngen im unteren Teil. Abstieg über die Schweizerführe? Bei den aktuellen stark ausgeaperten Verhältnissen sicher auch nicht lustig. Doch was ist das. Wir können weit unten Skispuren vom heutigen Tag erkennen, welche in die „Cordier Route“ hinein führen. Die Ski haben wir ja eh am Rücken, da wir normalerweise über die Courtes NO Flanke abfahren wollten. Warum also nicht über eine noch etwas anspruchsvollere Steilabfahrt den Rückzug antreten. Viele andere Möglichkeiten hätte es eh nicht gegeben. So Seilen wir zunächst eine Seillänge ins “Gabarrou 2 Couloir” ab, fahren über dieses Couloir nach unten und treffen später auf die „Cordier Route“ und die dortigen Spuren. Der zunächst vorhandene große innerliche Ärger über den Abbruch war mit dieser genialen Steilabfahrt wieder etwas gelegt.
Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir” Quelle:
lucapandolfi.com
Aufstieg: Les Courtes Nordwand – Österreicherführe
April.Samstag.Sonnenschein.Powder. Das sind genau die Schlüsselwörter für Chamonix Freerider. Das merken wir auch Morgens an der Grands Montets Bahn. Obwohl wir eine Stunde vor der ersten Bahn an der Kasse stehen, reichte es nicht ganz zur 1. Gondel. Denn die Dutzenden Jungs mit den ganz fetten Latten haben Dauerkarten oder anderen Skipässen und dürfen etwas vorher an die Gondel bevor die Kasse überhaupt aufmacht. Aber egal. Oben am Grands Montets werden wir erst mal mit tollen Blicken auf ein winterliches Montblanc Gebiet belohnt.
großer Andrang auf die 1. Grands Montets Gondel
Aussicht auf den Montblanc von Grands Montets
Um die Aussicht und die tolle Inversions Lage zu genießen fehlt leider etwas die Zeit, zumal wir ja noch ein bisschen was vor haben. Mit Vollgas geht es also unterhalb der Nordwände von Aiguille Verte und Droites auf den Argentieregletscher runter und wir stehen so gegen 09:45 Uhr unten am Gletscher unter der Courtes Nordwand. Schon nach dieser Abfahrt war klar, dass es ganz ordentlich Neuschnee gegeben hat.
Abfahrt von Grands Montets auf den Argentieregletscher
Nun geht es ca. 200 Hm hoch an den Wandfuß der Courtes Nordwand. Zunächst sind noch 5 Franzosen vor uns, welche schließlich aber rechts abbiegen in Richtung Col de Droites. Von etwas unterhalb des Col sind sie im späteren Tagesverlauf dann auch wieder abgehfahren
Aufstieg zum Wandfuß
kurz vor dem Bergschrund unter der Courtes Nordwand
Direkt am Bergschrund wechseln wir von Ski auf Steigeisen. Der Bergschrund war problemlos mit einem Schritt zu überwinden. Wie inzwischen zu erwarten war, gilt es zunächst durch tiefen Schnee zu Wühlen.
Wühlarbeit im flachen unteren Teil
Im unteren Teil warten mit ca.3 kurzen Eisaufschwüngen (max. 70°) die steilsten Passagen der Tour. Hier im steileren Teil hat es sogar ganz ordentlichen Tritt- und Styroporschnee.
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
im Bereich der kurzen Eisaufschwünge
Es folgt eine lange Passage mit leichtem Gelände (max. 50°) bis im Mittelteil ein ausgeaperter kurzer Felsgürtel wartet. Nach 30 m am Seil und wenigen Cams liegt der ausgeaperte Felsgürtel hinter uns. Auf dem Übersichtsbild ganz oben im Bericht ist diese Passage übrigens wegen dem vielen Schnee kaum auszumachen.
kurze Mixedeinlage
Nach dieser kurzen Mixedeinlage folgt wieder viel flacheres Gelände. Immer so 50°-55°. Die Route der Herren Drachsler und Gstrein aus dem Jahre 1961 schlängelt sich sehr elegant durch die Schwachstellen der Wand und alles löst sich super auf.
Mit zunehmender Höhe wird der Schnee tiefer und die Sorge um die Lawinengefahr größer. Schließlich brechen wir wie schon erwähnt 100 Hm unterm Gipfel die Sache ab und machen uns Gedanken über den Rückzug.
am Umkehrpunkt
Abfahrt: Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir”
Im folgenden Bild habe ich mal noch den Umkehrpunkt bzw. den Beginn unserer Abfahrtsroute mit Kreuz eingezeichnet. Zunächst eine Seillänge durch Felsgelände abgeseilt. Dann rauf die Bretter…
Les Courtes – Kombination „Cordier-Route“ und “Gabarrou 2 Couloir” Quelle:
lucapandolfi.com
im “Gabarrou 2 Couloir”
im “Gabarrou 2 Couloir”
Einfahrt in die „Cordier-Route“
Einfahrt in die „Cordier-Route“
im untersten Teil der „Cordier-Route“ kurz vor der Ausfahrt
Über den Argentieregletscher geht es zurück nach Argentiere. Einen traurigen Anblick bietet derzeit die ausgeaperte und recht eisfreie Droites Nordwand.
der traurige Anblick der recht ausgeaperten und eisfreien Droites Nordwand!!!
über die Weiten des Argentieregletscher dem Nebel entgegen.
wenig später: White Out bei der Abfahrt über den Argentieregletscher
Kletterführer / Topos:
Snow, Ice and Mixed – Volume 1
Auflage 2005
JMEditions
Francois Damilano
AV-Führer Mont-Blanc-Gruppe (nur Schweizerführe)
10. Auflage 2005
Bergverlag Rother, München
Hartmut Eberlein
Im steilen Eis
80 Eiswände in den Alpen
Neuausgabe 1980
Erich Vanis
IGN-Karten:
1:25000: 3630 OT, Chamonix Massif du Mont Blanc
Viele Grüße
Jürgen und Tobias