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Watzmannfamilienrunde
#1
Watzmannfamilienrunde

Text und Buidl: Flo Hübschenberger
Unsere Runde liegt jedoch bereits einige Tage zurück, genauer im Spätsommer 2012.


Der Protagonist: Christophe Profit. Enchaînement, seine Passion.
Was aber hat der am Watzmann verloren? Nix, um genau zu sein. Vielmehr war es seine Vision Routen an verschiedenen Bergen/Wänden am Stück zu verbinden. Ein Stück weit fesselt mich dieser Gedanke schon länger. Waren seine Ziele die großen Nordwände der Westalpen reizen mich der aufwendigen Vorbereitung, wohl aber auch des eigenen Könnens wegen hier dann doch die heimatlichen Kalkalpen.
Mit Timo realisierte ich 2010 ein Enchaînement von „Freier als Paul Preuss“ und „Pipeline“. (mehr unter:
http://www.timoser.at/2010/07/enchainmen...-pipeline/
) Zwei von vielen großartigen Kletterrouten des leider kürzlich auf Kreta tödlich verunglückten Albert Precht.

Das neue Ziel lag nahe, steht der Watzmann doch vor der Haustüre. Auf Ski ins Watzmannkar oder auf’s Hocheck, die Überschreitung und natürlich die Ostwand Sommers wie Winters – oft war ich schon dort unterwegs.
Das Hauptproblem der Sucht „Berg“ besteht ja darin, das man eine Tour macht, dabei aber auf mehrere andere aufmerksam wird, die man mal machen muss. Erschreckend, die Erkenntnis der Analogie mit der Schuldenpolitik von Vater Staat...

Eine kreative Kombination auf historischen Kletterrouten und Steigen die uns auf alle Watzmann-Gipfel am Stück führt sollte es sein. Diese Runde hatte ich schon lange in meinem Kopf. Die Teilstücke hat man alle auch schon über Jahre hinweg gemacht. Aber geht das an einem Tag oder wie schnell geht das?

    Skizze aus dem Ostwand-Führer von Franz Rasp

Mit dabei: Martin Schidlowski, versiert in allen alpinen Spielarten und… ja und im Bouldern. Er knackte Klem Loskot‘s „Nanuk“ fb 8b+ und Alex Hubers „Adrenalin“ 8c+. Begreiflich sind mir diese Zahlen dabei auch nicht, aber für die Ostwand sollt‘s reichen.

In der Vorbereitung teilten wir uns das Projekt auf. Ich kannte die Ostwand gut und der Auf- wie Abstieg von der Watzmannfrau und zurück zu unserem Ausgangsort nach St. Bartholomä waren meine Aufgaben. Martin widmete sich dem Wiederband als auch der Kinderüberschreitung.


So fanden wir uns am 10. September 2012 am Königssee wieder. Etwas pessimistisch wurde ein Hin- u. Rück-Ticket nach Bartholomä gelöst. Also doch Optimisten.
Dabei hatten wir nicht viel. Jeder einen kleinen Rucksack gefüllt mit etwas Trink- und Essbarem, ein Helm und ein mehr als auf das Minimum reduzierte Erste-Hilfe-Päckchen, quasi ein Smart-Repair-Kit das nicht zum Verletzen einlädt.
Auch vonseiten Kachelmann gab‘s grünes Licht – gut es war orange, aber es war Wochenende und auch der Schifffahrtsplan der Königssee-Schifffahrt versprach eigentlich keine weiteren Möglichkeiten dieses Jahr.
An Bord schallen die Dramen über ein gesunkenes Pilgerschiff und die Sage der Übergossenen Alm durch die Lautsprecher. Das gehört irgendwie dazu, dennoch bringen uns die am Königssee verwehrten Deep-Water-Solo Möglichkeiten da deutlich mehr ins Schwärmen. Auch der als Einsiedler lebende Bläser an der Echo-Wand wurde geweckt.
Die gemütliche Kreuzfahrt-Romantik war aber kurz vor der Ankunft in St. Bartholomä beendet. Ab dem Bootssteg zählt die Zeit, das war an der Ostwand schon immer so.
Unser Ziel lag dabei aber nicht auf einer tollen Zeit durch die Ostwand. Vielmehr mussten wir unser bereits gelöstes Ticket für eine Rückfahrt einlösen.
Joggend sind wir gleich allein unterwegs und bis zur Eiskapelle gut aufgewärmt. Wir folgten dem Berchtesgadener Weg, der leichtesten und vor allem schnellsten Route durch die höchste Wand der Ostalpen.
Den Rekord über die schnellste Begehung der Ostwand hält seit über 25 (!) Jahren Albert Hirschbichler (
http://www.albert-hirschbichler.de/wordpress/
) der 1988 in 2:10 Std. durch die Ostwand spurtete. Seine Schwester Barbara Hirschbichler, auch keine unbekannte brauchte vor Jahren auch nur 10 Minuten länger.

    Tiefblick aus der Watzmann-Ostwand

Etwas unglaubwürdig fiel am Gipfel der Südspitze der Blick auf mein Chronometer: 2:36 Std., kann das sein?! Ein Juchtzer und ein wahrlich feuchter Händedruck und wir starteten voll motiviert in die luftige Watzmann-Überschreitung zur Mittelspitze. Trafen wir in der Ostwand nur auf einen Bergführer mit seinen Gästen mussten wir jetzt aufpassen keinen über den Haufen zu rennen. An der Mittelspitze gönnten wir uns dann die erste kurze Pause.

    an der Mittelspitze

Der Abstieg über das Wiederband kostete anfangs Überwindung. Sehr steil geht es über leichte Kletterei hinab. Den uns überkommenden Flow, auch als Schwerkraft bezeichnet gilt es permanent einzubremsen. Das eigentliche Band können wir bergab laufen. Da Wahnsinn!

Nun geht’s im ständigen Auf- und Ab von einem Kind zum nächsten. Vor allem das Dritte verleitet dazu es auszulassen, steigt man von der Jungfrau doch schon weit ins Watzmannkar ab. Ein kühles Blondes auf der Kühroint verleitet mich schon in die falsche Richtung. Ein „soll ma nomoi laffa“ reißt mich aber aus meiner Fata-Morgana und zurück in die Realität. Noch zwei Kinder und eine Frau – nicht nur am Berg eine Herausforderung...
Wink

Im Hirn langsam etwas mürbe von der ständigen Konzentration – bewegt man sich fast ausschließlich in Absturzgelände – freut man sich über das Wiesengestapfe unterhalb vom ersten Kind.

Am Watzmannfrau Südwestgrat war aber eines sicher – Gewitter! Es geht dann doch jedesmal auf’s neue schneller als man glaubt oder hofft. Aus Joggen wurde Laufen wenn auch gegen jede Logik – nach oben. Das neue Gipfelkreuz begrüßte uns mit einem deutlichen Summen. Martin wollte keinen Eintrag ins Gipfelbuch machen. Versteh ich nicht, wann hat man schon Musik dabei
Wink
! Ohne Halt spurteten wir die Flanke hinab, welche zum Kriechband führt. Erste dicke Tropfen. Im Schuttkar unterhalb in trügerischer Sicherheit fühlt man sich gleich besser.

    Kriechband

Ein Abstieg steht uns noch bevor. Das Watzmannlabl, mehr möchte ich darüber aber nicht verlieren. Und das Gewitter? Naja, es wurde feucht-fröhlich.
Ein Gewitter im Gebirge ist eine der offensichtlichsten Gefahren und doch haben es viele Bergsteiger schon durchlebt. Vermeidbare Situation der immer Fehlentscheidungen vorausgehen. Dennoch eines der eindrücklichsten Naturspektakel.

Um dreiviertel fünf, nach 8:05 Std. kamen wir, ordentlich „dawaschen“ wieder am Bootssteg in Bartholomä an. Aber nicht nur die Zeit im Kopf wie vielleicht mancher schimpfen wird. Viele Bilder bleiben und können von dem sicher nicht alltäglichen Abenteuer noch länger zehren. Wenn auch die Blümchen am Wegesrand diesmal nicht im Fokus standen.
Merci Martin, geil war’s!


chronologischer Überblick:
8.00 Uhr Abfahrt Seelände mit’m ersten Schiff nach St. Bartholomä
8.37 Uhr Start am Bootssteg in St. Bartholomä
10.45 Uhr an der Biwakschachtel
11.13 Uhr Schönfeldspitze (Ostwand-Zeit ab Bootssteg: 2:36 Std.)
11.40 Uhr Mittelspitze
12.45 Uhr Sechste Watzmannkind
13.16 Uhr Viertes Watzmannkind / Watzmann-Jungfrau
13.40 Uhr Drittes Watzmannkind
14.02 Uhr Erstes Watzmannkind
14.35 Uhr Watzmannfrau
15.11 Uhr Watzmannlabl-Gipfelchen
16.42 Uhr Bootssteg in St. Bartholomä (Gesamtzeit: 8:05 Std.)
durchnässt sollten wir noch eine ganze Weile in der nicht enden wollenden Schlange anstehen bis uns ein Schiff zurück mitnahm

Kurzinfos aus dem Alpenvereins-Führer:
Watzmann-Ostwand Schönfeldspitze (2712m) „Berchtesgadener Weg“ III Wandhöhe 1800 m 6 - 8 Std.
Watzmanngrat zur Mittelspitze (2713m) II 1 ½ - 2 Std.
Abstieg „Wieder-Route“ III- 700m 2 ½ - 3 ½ Std.
komplette Überschreitung aller sechs Watzmannkinder Stellen bis IV 4 -5 Std.
Kleiner Watzmann / Watzmannfrau (2307m) Südwestgrat III, Stelle IV+ 1 ½ - 2 Std.
Abstieg Südwand „Kriechbandl“ bis II 1 Std.
Abstieg nach Bartholomä über’s Watzmannlabl bis II 3 – 5 Std.

Zeitrahmen den die Königssee-Schifffahrt vorgibt:

http://www.seenschifffahrt.de/fileadmin/...Sommer.pdf


    Bin auch kein Jägersfreund, passt aber! Quelle/Urheber Schöpf

Um aber keinen falschen Eindruck zu erwecken…
Allein die Watzmann-Ostwand stellt höchste Anforderungen an versierte Bergsteiger und eine oft mehr als tagesfüllende Herausforderung. Die rein nominellen Schwierigkeiten scheinen nicht so wild, doch wird die schiere Länge der Route und die Orientierung in der Wand häufig unterschätzt. Unsere Runde, aber auch Berichte im Netz über kühne Winterbegehungen sollten also umso mehr mit Vorsicht konsumiert werden. Wer den Mythos Ostwand erleben will und sich seiner Sache nicht 100%ig sicher ist sollte sich daher besser einem ortskundigen Bergführer anvertrauen.
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