Das hochgelegene Bergdorf Gargellen (1423 m) im Vorarlberger Montafon ist insgesamt nicht unbedingt ob seiner alpinistischer Möglichkeiten berühmt, sondern doch eher als Skiort und vor allem als Ausgangspunkt für gleich knappe zwei Dutzend Skitouren. Bekannte und häufig begangene Skitourenklassiker finden sich hier, so z.B. die Madrisa-Runde, der Hinterberg und die Rotbühelspitze. Eine große Ausnahme gibt es jedoch. Durch die Nordwand der Madrisa, genauer gesagt der Gargeller Madrisa (2770 m), führt mit dem „Tschübel-Gully“ eine anspruchsvolle Eis – und Mixedkletterroute. Diese Route stellt den mit Abstand längsten und schwierigsten Mixed-Climb in den Bergen Vorarlbergs dar.
Für Abwechslung ist hier auf jeden Fall gesorgt, es warten nämlich zwei Eisstufen, eine davon ca. 50 m im WI 4+ Bereich, fordernde Wand- und Verschneidungsmixedpassagen und als Highlight eine steile anspruchsvolle Kaminseillänge (VI oder A1.). Bei frühwinterlichen und schneearmen Bedingungen wie wir sie hatten, kam allerdings die eigentliche Schlüsselstelle erst noch hinzu. Nach den Eisstufen und gleich zu Beginn des Felsteils befindet sich bei wenig Schnee ein großer Absatz. Der Standborhaken zu Beginn dieser Länge war zwar gut zusehen leider baumelte er in gut 4 m Höhe. Die Überwindung dieser Passage forderte deutliches Engagement und dürfte sicher im M7 Bereich liegen.
Madrisa Nordwand
Zu dieser Tour sind mir zwei weitere gute Internet-Berichte bekannt. Zum einen von Stefan und Korbinian (hier im
Rocksports-Forum
) und zum anderen von Franz und Flo bei Moaddsgaude (
http://moaddsgaude.blogspot.de/2009/04/tschubel-gully-madrisa.html
).
Tourenbericht:
Mit Hilfe der Gargellener Bergbahnen (Tourenkarte 23,70 €, Stand Dezember 2013) kann man sogar ganz gemütlich und nahezu ohne Aufstiegshöhenmeter zum Einstieg gelangen. Hierzu von Gargellen (1423 m) zunächst mit der 8 EUB „Schafberg“ Gondelbahn und später mit dem 4er Sessellift „Gargellner Köpfe“ bis in eine Höhe von 2300 m. Nun das Tal unter der Nordwand so gut es geht Höhehaltend ausqueren bis unter das „Tschübel-Gully“.
Zustieg vom Skigebiet
Die erste Steilstufe ist nicht besonders schwer, bietet aber gleich mal einen Vorgeschmack auf heute leider äußerst sprödes trockenes Eis.
auf dem Weg zur ersten Eisstufe
auf dem Weg zur ersten Eisstufe - ein bisschen Ueli Steck
Nach der ersten Eisstufe folgend wieder geneigte Schneehänge bis an den Fuß der markanten großen Eisstufe in Wandmitte. Die Eisstufe ist ca. 50 m hoch und liegt im WI 4+ Bereich. Leider war sie wie schon die untere Eisstufe heute äußerst spröde und bot nicht den großen Eisklettergenuss.
Blick auf die große Eisstufe
Blick auf die große Eisstufe
Nach der großen Eisseillänge folgen nochmal ca. 30 m Schneestapfen bevor es in den eigentlichen Gully und somit in den Felsteil geht. Hier folgte allerdings, wie schon in der Einleitung erwähnt, die unerwartete Schlüsselseillänge des Tages. Der Standborhaken zu Beginn dieser Länge war zwar gut zusehen leider baumelte er in gut 4m Höhe. Die Überwindung dieser Passage forderte deutliches Engagement und dürfte sicher im M7 Bereich liegen. Das nächste Bild zeigt den riesigen Absatz im Vergleich zu einem Bild vom März 2008.
der Beginn des Felsteils bei wenig Schnee…
… und bei viel Schnee (März 2008)
Tja, da oben hängt der Standbohrhaken
An einem Eispilz unter dem Überhang ließ sich aber prima Stand an Eisschrauben bauen und so konnte Jürgen wohl gesichert in die schweren Meter starten. Zunächst mit den Händen und später in klassischer Mixed Manier mit Eisgeräten stieg Jürgen souverän durch. Respekt, wohlgemerkt mit Skischuhen! Florian und ich zogen die klassische Felsmethode mit Händen am Fels vor. Allerdings gab es dabei natürlich gewaltig kalte Finger.
Nun folgt die eigentliche Schlüsselseillänge der Tour. Im Topo mit VI oder A1 bewertet. Es wartet ein ganz klassischer Kamin mit allerlei alpinen Schikanen. Hier kam uns die geringe Schneelage wiederum eher zu gute. Zum einen wurden alle der reichlich vorhandenen Bohr- und Normalhaken gefunden und zum anderen sind alle nutzbaren Felsstrukturen klar zu erkennen.
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
Ausstieg aus dem Kamin
Die nächste Seillänge ist verhältnismäßig einfach und folgt der Schnee- Felsrinne unter einem riesen Klemmblock hindurch.
Laut Topo folgt nun eine IV er Länge. Der Zwischensicherungs-Bohrhaken zeigt auch klar die Richtung auf, doch IV???. Zu mindestens bei geringer Schneelage musste hier ordentlich im M5+ Gelände „gekratzt“ werden.
ca. M5+
ca. M5+
Jürgen am Stand
Nun folgt noch eine Seillänge mit IV+ A0. Die Bewertung und die eingezeichneten 4 Bohrhaken auf wenigen Metern lassen schon vermuten, dass es hier freigeklettert nochmal zur Sache gehen könnte. So kommt es dann auch und frei dürfte das schon nochmal eine kurze M6 Passage auf den kleinen Tritten einer Platte sein.
M6 oder IV+ A0
M6 oder IV+ A0
Zumindest für diejenigen die über das Gully auch wieder Abseilen wollen ist nach dieser Seillänge Schluss. In zwei Seillängen über Bänder und Felsstufen (II-III) könnte hier weit nach rechts traversierend das Gipfelfirnfeld erreicht werden. Von dort sind es aber immer noch 350 Hm bis zum Gipfel der Gargeller Madrisa (2770 m).
Aufgrund einer Weihnachtsfeier meinerseits waren wir heute auch deutlich im Zeitdruck. Schließlich wollte ich um 18:00 Uhrin Ulm sein.So Seilen wir zum Glück ohne Zwischenfälle, den ominösen meist einzelnen Standbohrhaken vertrauend, wieder ab. Hier wäre eine Erneuerung der Bohrhaken auch mal nicht ganz verkehrt. Viele der alten Mammut Longlife Haken stehen weit heraus, drehen sich oder sind vom Steinschlag beschädigt. Vom Skidepot ist bald die Skipiste erreicht und wenig später steht man wieder am Auto in Gargellen. Danach war das Auto im harten Einsatz und mit lediglich 1,5 h Verspätung war ich auf der Weihnachtsfeier und eine lange Nacht konnte beginnen…
Führer / Beschreibung:
Eiskletterführer
Bregenz bis Garmisch
2. Auflage 2008 / 3. Auflage 2014
Panico
Viele Grüße
Jürgen, Florian und Tobias
Für Abwechslung ist hier auf jeden Fall gesorgt, es warten nämlich zwei Eisstufen, eine davon ca. 50 m im WI 4+ Bereich, fordernde Wand- und Verschneidungsmixedpassagen und als Highlight eine steile anspruchsvolle Kaminseillänge (VI oder A1.). Bei frühwinterlichen und schneearmen Bedingungen wie wir sie hatten, kam allerdings die eigentliche Schlüsselstelle erst noch hinzu. Nach den Eisstufen und gleich zu Beginn des Felsteils befindet sich bei wenig Schnee ein großer Absatz. Der Standborhaken zu Beginn dieser Länge war zwar gut zusehen leider baumelte er in gut 4 m Höhe. Die Überwindung dieser Passage forderte deutliches Engagement und dürfte sicher im M7 Bereich liegen.
Madrisa Nordwand
Zu dieser Tour sind mir zwei weitere gute Internet-Berichte bekannt. Zum einen von Stefan und Korbinian (hier im
Rocksports-Forum
) und zum anderen von Franz und Flo bei Moaddsgaude (
http://moaddsgaude.blogspot.de/2009/04/tschubel-gully-madrisa.html
).
Tourenbericht:
Mit Hilfe der Gargellener Bergbahnen (Tourenkarte 23,70 €, Stand Dezember 2013) kann man sogar ganz gemütlich und nahezu ohne Aufstiegshöhenmeter zum Einstieg gelangen. Hierzu von Gargellen (1423 m) zunächst mit der 8 EUB „Schafberg“ Gondelbahn und später mit dem 4er Sessellift „Gargellner Köpfe“ bis in eine Höhe von 2300 m. Nun das Tal unter der Nordwand so gut es geht Höhehaltend ausqueren bis unter das „Tschübel-Gully“.
Zustieg vom Skigebiet
Die erste Steilstufe ist nicht besonders schwer, bietet aber gleich mal einen Vorgeschmack auf heute leider äußerst sprödes trockenes Eis.
auf dem Weg zur ersten Eisstufe
auf dem Weg zur ersten Eisstufe - ein bisschen Ueli Steck
Nach der ersten Eisstufe folgend wieder geneigte Schneehänge bis an den Fuß der markanten großen Eisstufe in Wandmitte. Die Eisstufe ist ca. 50 m hoch und liegt im WI 4+ Bereich. Leider war sie wie schon die untere Eisstufe heute äußerst spröde und bot nicht den großen Eisklettergenuss.
Blick auf die große Eisstufe
Blick auf die große Eisstufe
Nach der großen Eisseillänge folgen nochmal ca. 30 m Schneestapfen bevor es in den eigentlichen Gully und somit in den Felsteil geht. Hier folgte allerdings, wie schon in der Einleitung erwähnt, die unerwartete Schlüsselseillänge des Tages. Der Standborhaken zu Beginn dieser Länge war zwar gut zusehen leider baumelte er in gut 4m Höhe. Die Überwindung dieser Passage forderte deutliches Engagement und dürfte sicher im M7 Bereich liegen. Das nächste Bild zeigt den riesigen Absatz im Vergleich zu einem Bild vom März 2008.
der Beginn des Felsteils bei wenig Schnee…
… und bei viel Schnee (März 2008)
Tja, da oben hängt der Standbohrhaken
An einem Eispilz unter dem Überhang ließ sich aber prima Stand an Eisschrauben bauen und so konnte Jürgen wohl gesichert in die schweren Meter starten. Zunächst mit den Händen und später in klassischer Mixed Manier mit Eisgeräten stieg Jürgen souverän durch. Respekt, wohlgemerkt mit Skischuhen! Florian und ich zogen die klassische Felsmethode mit Händen am Fels vor. Allerdings gab es dabei natürlich gewaltig kalte Finger.
Nun folgt die eigentliche Schlüsselseillänge der Tour. Im Topo mit VI oder A1 bewertet. Es wartet ein ganz klassischer Kamin mit allerlei alpinen Schikanen. Hier kam uns die geringe Schneelage wiederum eher zu gute. Zum einen wurden alle der reichlich vorhandenen Bohr- und Normalhaken gefunden und zum anderen sind alle nutzbaren Felsstrukturen klar zu erkennen.
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
die eigentliche Schlüsselseillänge (VI oder A1)
Ausstieg aus dem Kamin
Die nächste Seillänge ist verhältnismäßig einfach und folgt der Schnee- Felsrinne unter einem riesen Klemmblock hindurch.
Laut Topo folgt nun eine IV er Länge. Der Zwischensicherungs-Bohrhaken zeigt auch klar die Richtung auf, doch IV???. Zu mindestens bei geringer Schneelage musste hier ordentlich im M5+ Gelände „gekratzt“ werden.
ca. M5+
ca. M5+
Jürgen am Stand
Nun folgt noch eine Seillänge mit IV+ A0. Die Bewertung und die eingezeichneten 4 Bohrhaken auf wenigen Metern lassen schon vermuten, dass es hier freigeklettert nochmal zur Sache gehen könnte. So kommt es dann auch und frei dürfte das schon nochmal eine kurze M6 Passage auf den kleinen Tritten einer Platte sein.
M6 oder IV+ A0
M6 oder IV+ A0
Zumindest für diejenigen die über das Gully auch wieder Abseilen wollen ist nach dieser Seillänge Schluss. In zwei Seillängen über Bänder und Felsstufen (II-III) könnte hier weit nach rechts traversierend das Gipfelfirnfeld erreicht werden. Von dort sind es aber immer noch 350 Hm bis zum Gipfel der Gargeller Madrisa (2770 m).
Aufgrund einer Weihnachtsfeier meinerseits waren wir heute auch deutlich im Zeitdruck. Schließlich wollte ich um 18:00 Uhrin Ulm sein.So Seilen wir zum Glück ohne Zwischenfälle, den ominösen meist einzelnen Standbohrhaken vertrauend, wieder ab. Hier wäre eine Erneuerung der Bohrhaken auch mal nicht ganz verkehrt. Viele der alten Mammut Longlife Haken stehen weit heraus, drehen sich oder sind vom Steinschlag beschädigt. Vom Skidepot ist bald die Skipiste erreicht und wenig später steht man wieder am Auto in Gargellen. Danach war das Auto im harten Einsatz und mit lediglich 1,5 h Verspätung war ich auf der Weihnachtsfeier und eine lange Nacht konnte beginnen…
Führer / Beschreibung:
Eiskletterführer
Bregenz bis Garmisch
2. Auflage 2008 / 3. Auflage 2014
Panico
Viele Grüße
Jürgen, Florian und Tobias