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Rubihorn klassische Nordwand
#1
Rubihorn, klassische Nordwand, 4.12.09
Seilschaft: Tobias Bailer, Alban Glaser
   
Eigentlich wäre das Wetter ja Mittwoch und Donnerstag vom Feinsten gewesen zum Bergsteigen, aber zeitmäßig hatten Tobi und ich halt nur am Freitag (4.12.09) gemeinsam frei. Trotz angekündigtem Schneefall waren wir beide hochmotiviert was zu unternehmen. Nachdem ich am frühen Nachmittag wieder zurück in der Arbeit zum Spätdienst sein sollte fiel die Wahl auf mir gutbekanntes Terrain am Rubihorn. Tobi kannte die klassiche Nordwand selbst noch nicht, ein Umstand der sich für einen „Rocksportler“ unbedingt ändern musste. Um kurz vor 6 trafen wir uns am Parkplatz in Reichenbach. Auf der Autofahrt hierher hat es bis Sonthofen noch ordentlich geregnet und erst auf dem kurzen steilen Anstieg auf die Ebene von Reichenbach ging der Schneeregen so langsam in Schneefall über. Bei dem grauslichen Wetter kommt keiner zum Parkzettel kontrollieren, also schnell drauf verzichtet und los gings. Über das Tobel stiegen wir zum Wandfuß zu und über das immer wieder erstaunlich lange Schotterfeld schräg hoch zum Einstieg der klassischen Nordwand. Die 20-30cm lockeren Pulverschnee der vergangenen Nacht störten beim Zustieg gottseidank nicht so. Tragender Altschnee war jedoch kaum irgendwo zu finden. Nach etwas mehr als 1h waren wir am Einstieg angekommen. Kurze Trinkpause, aufrödeln und gegen halb 8 bei Schneefall Einstieg in den Felsteil. Die Zustiegsseillänge die normalerweise bei guter Schneelage und Bedingungen fast schon Gehgelände ist forderte diesmal schon etwas mehr Mixedkletterei. Wo man sonst gemütlich im tragenden Schnee antreten kann war diesmal nur Fels mit losem Pulver darüber.
   
Im kleinen Kessel unter der Einstiegsverschneidung angekommen begannen wir dann zu sichern. Die wenigen Meter die Verschneidung hoch stellten heute die Schlüsselstelle dar. Durch die in den letzten Jahren doch häufigen Begehungen wurden die 3 steilen Meter von ihren wenigen Graspolstern befreit und so manche lose Schuppe oder Leiste fehlt mittlerweile. Bei guter Schneelage tut man sich hier leichter, vor allem die kleine Rechtsquerung unmittelbar nach der Verschneidung ist angenehmer zu klettern wenn man mit den Steigeisen auf Trittschnee quert, statt wie bei uns auf Fels rumschart. Obwohl ich diese Passage schon öfters seilfrei gemacht habe, schlug ich vorsichthalber diesmal einen Drehmomenthaken vor der Querung der sich gut anbringen ließ (wurde aber wieder entfernt). Drüben in der Rinne angekommen gings einfach hoch Richtung Stand mit Fixschlinge. Dieser musste aufgrund der niedrigen allg. Schneelage erstmal angeklettert werden.
   
Relativ gutmütig gings die Rechtsquerung rüber zu der Stelle wo sonst der kleine Eiswulst ist und wegen fehlendem Eis links davon hinauf in die darüberliegende Rinne. Nach der Rinne stieg ich nicht zu dem sichtbaren Stand (rote Schlinge) sondern querte noch etwas weiter nach rechts und ging das 60m Seil fast ganz aus zum Fuß des letzten Aufschwunges. Hier gibt es nämlich einen Felsblock mit guten Rissen an denen man mit Camelots (0,4 und 0,5) und Keilen sehr gut Stand beziehen kann.
   
Der Stand weiter unten an roter Schlinge ist erst in den letzten Jahren entstanden und liegt etwas hinten im Winkel drin unter steiler Wand. Unmittelbar darüber ansetzend gibt es eine direktere Klettervariante des letzten Felsteiles, die aber schwieriger ist als die von uns gekletterte und im Eiskletterführer beschriebene. Der im Eiskletterführer erwähnte „Block mit Reepschnurschlinge und Haken“ liegt etwas weiter vorne und rechts des aktuellen Standes mit der roten Schlinge und wurde wohl seines Fixmaterials beraubt (fand auf jeden Fall nixmehr).
   
Tobi gebührte die letzte Länge im unteren Felsteil.
   
   
   
Über Graspolster geht’s hier erstmal etwas ab Stand schräg links bergauf und dann wieder nach rechts auf eine kleine Kanzel (alter Felshaken links davon) und dann über einen kurzen Riß mit Klemmblock in flacheres Gelände zu Stand an Latsche weiter rechts. Etwa in Mitte dieser kurzen Länge sieht man ganz links (etwa auf Höhe der kleinen Kanzel) einen neuen Haken mit Reepschnurmaterial der entweder als Stand oder als Zwischensicherung dient wenn man vom darunter liegenden Stand mit der roten Schlinge gerade hochsteigt. In der Rampe hoch zum Wandbuch musste aktuell etwas geklettert werden (sonst ist hier nur Stapfen angesagt). Kurz vor der kleinen Kletterstelle unterhalb des Wandbuches fand ich rechterhand einen neueren, Drehmomenthaken. Ewa gegen halb 10 waren wir beide am Wandbuch. Bei Bedarf kann in einem Riß auf der rechten Seite der „Stand“ mit Camelots (0,5) aufgebessert werden. Wir trugen uns ins neue Wandbuch ein, welches Andi Sichler im Frühjahr 2009 ausgetauscht hatte. Das alte war von der Witterung stark beschädigt und kaum mehr lesbar gewesen. Geblieben ist der alte Schuh und die „Plastikzitronenteehülle“ als Wandbuchhalterung. Nachdem ab 2006/2007 wohl viele Einträge nicht mehr lesbar gewesen sind wurden diese nur unvollständig ins neue Wandbuch übernommen (also am besten noch mal vorbeischauen und ggf. nachtragen  ). Interessant war von einer ungewöhnlich frühen Begehung Ende September 09 zu lesen. Andererseits findet man manchmal im Spätherbst (kalt durchgefroren aber noch kein bodenloser Pulverschnee) ganz passable Bedingungen vor. So wurde z.B. auch die Ruby Tuesday diese Saison schon am 7.11. geklettert.
Vom Wandbuch die Rampe durch den Flaschenhals hinauf in den Kessel unterhalb der Wühlmausvariante. Hier angekommen sind eigentlich die Schwierigkeiten, wenn man die klassische Route weiter zum Gipfel verfolgt vorbei.
   
Wir verstauten daher das Seil wieder in den Rucksack und querten nach links in eine breite Rinne die hoch zu der markanten Plattenstruktur führt. Was normalerweise technisch einfach nur noch eine Stapferei sein sollte, verlangte diesmal leichte aber mühsame Kletterei. Nachdem unterhalb der markanten Plattenstruktur noch ein paar Felsstellen liegen, wir aber zum Einhalten unseres Zeitplanes etwas aufs Gas drücken mussten querten wir nach links zu den Latschen auf eine schwach ausgeprägte Rippe. Auf dieser kann man relativ einfach in einer Links-Rechts-Links-Schleife einen kleinen Aufschwung umgehen und kommt dann wieder auf die im Eiskletterführer beschriebene Routenführung (nach Querung dieser unter der plattigen Wandstruktur). Einfach gings weiter zum Gipfel den wir gegen halb 11 erreichten.
   
Dem Gipfelbuch konnten wir entnehmen, dass gestern ein paar Leute bei schönstem Wetter hier oben waren. Das Wetter bei uns war zwar nicht das Beste, aber dafür die Tour umso schöner. Der Abstieg ging problemlos.
   
   
   
Wir wählten aufgrund der geringen Schneelage jedoch den Normalweg. Bei ausreichend Schnee (und eingespurtem Weg und Abseilstelle an den unteren Gaisalpfällen) wäre der schnellste Abstieg weglos zum linken Gaisalpseeufer (links in Abstiegsrichtung) zu gehen, weiter zu der Latschen-Abseilstelle bei den Gaisalpfällen zu queren und über diese und den Weg zw. „Krümelmonster und Zapfenstreich“ hindurch den Wandfuß wieder zu erreichen. Kurz nach 12 am Auto angekommen gings diesmal nicht zum Toureneinkehrschwung sondern leider in die Arbeit. Den Vormittag so gut genutzt zu wissen, war dass dann aber gar nicht so schlimm.


Gruß Alban

P.S.: Merci Tobi dass de trotz „Weihnachtsfeier“ in der Nacht zuvor bei der Aktion dabei warst und für deine extra Höhenmeter beim Abstieg. Des Tourenabschlußbier (oder au zwei, drei…) wird nachgeholt. Deine Fotos konnte ich leider irgendwie nicht hochladen.
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#2
Auch wenn die drei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor es für mich nicht gerade zum Spaziergang machten war es eine echt super "Halbtagestour".

@Alban: das Sprichwort "wer es nicht im Kopf hat, hat es in den Füßen" hat am Mittag ganz andere Dimensionen erhalten
Tongue



Hier noch ein paar Bilder von mir:

    Einstiegsverschneidung

    Querung auf dem Felsband

    Letzte Züge des unteren Felsteil

    Im flacheren Teil vor dem Wandbuch

    Am Wanbuch

    Alban beim stöbern im tollen, nachgetragenen Wandbuch

    Im grundlosen Pulverschnee des oberen Wandteils
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#3
dann hat der hausmeister die saison also eröffnet!
muss demnächst auch mal wieder in die wand schauen!
viele grüße,
niklas
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