„… ein Ort der Herrlichkeit… “
aus: Richard Goedeke – Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
„ Alpinklassiker ersten Ranges. Eine der Top-Routen der Nördlichen Kalkalpen. Anspruchsvolle Freikletterei im gehobenen Schwierigkeitsbereich in ausnahmslos festem und kletterfreundlichen Fels.“
aus: Albert Precht – Panico Kletterführer Hochkönig
Wenn alpinen Klettertouren solch ein Ruf wie der Gloria Patri (lateinisch: Ehre sei dem Vater) vorrauseilt hat es meistens ja auch was damit auf sich und der ruf kommt nicht von ungefähr. Grund genug für Jürgen und mich der Sache mal selber etwas näher auf den Grund zu gehen und endlich auch mal am hochgelobten Hochkönig eine Tour zu klettern. Soviel schon mal vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht, waren vollauf begeistert, die Tour hält was sie verspricht und zwar sowohl die Felsqualität wie die Anforderungen betreffend und ich kann nur sagen: Großer Namen – Große Tour
Morgenstimmung im Zustieg – Regen liegt in der Luft
Gegen Ende einer Woche mit an sich stabilstem, herbstlichem Hochdruckwetter ergab sich die Möglichkeit noch einen Tag Urlaub einzubauen und so starten wir noch am Donnerstagabend ins Berchtesgadener Land und übernachten bei Freund Florian. Am Freitagmorgen war es dann nicht mehr weit zum Ausgangspunkt für die Hochkönig Südwand, dem „Stegmossenalm Parkplatz“ (1293 m), von Mühlbach kommend etwas unterhalb der Passhöhe des Dientener Sattel. An sich stabilstes Hochdruckwetter schreibe ich deshalb, denn leider hatten wir den schlechtesten Tag der Woche erwischt. Davor und danach tagelanger strahlender Sonnenschein. Schon morgens von Beginn an dicke grauen Wolken und irgendwie gibt es doch diese Tage an denen der Regen förmlich in der Luft liegt. Heute war so einer.
Als wir auf ca. 1900m vom Birgkarsteig nach rechts Richtung Zustieg zur Hochkönig Südwand abbiegen fallen die ersten Tropfen. Beim weiteren steilen Zustieg handelt es sich meist um Kraxelgelände. Inzwischen konnte man schon von Regen sprechen. Als wir schließlich nach knapp 2 h am Beginn der Gloria Patri ankommen herrscht ein irgendwie massiv von Wasser geprägtes Gesamtbild vor. Zum einen natürlich die anscheinend nahezu immer nassen ersten beiden Seillängen des Dientener Weges, zum anderen die tropfenden steilen Wandpassagen links davon und eben noch der vom Himmel fallende Regen. Blöd, denn Regen ist nun nicht gerade die Beste Voraussetzung für eine Route, bei der viele fordernde Platten- und Wasserrillenpassagen mit sehr anspruchsvoller Absicherung auf einen warten. Wir verkriechen uns erst einmal für ca. 45 min in einer brüchigen lehmigen Gufel etwas links oberhalb des Einstieges. Nach erneutem Abchecken diverser Wetter und Regenradar Apps (ja, hoch oben am Einstieg gab es sogar mobiles Datennetz zu empfangen) war klar der Regen sollte bald aufhören. Also nix wie los und keine weitere Zeit verschwenden zumal die ersten beiden Seillängen eh immer nass sind. Wie gehofft, der Regen beginnt aufzuhören
im Zustieg - kurz vor dem Einstieg
Blick auf die ersten Seillängen
Jürgen startet in die 2. SL (VI, 30m)
2. SL (VI, 30m)
3. SL (IV, 60m) – bereits ab hier, ist der Fels wieder trocken und vom morgendlichen Regen ist nichts mehr zu spüren
3. SL (IV, 60m)
Nach den ersten drei Seillängen auf dem Dientener Weg folgt der Abzweig nach links ins Plattenmeer der Gloria Patri. Der Start ist gleichmal eindrücklich und die 4.SL bietet einiges von dem was einen im weiteren Verlauf erwartet. U.a. bester, rauer, kompakter Fels und zum anderen auch die äußerst fraglichen Sigibolts, bei welchen der Eindruck einer sehr mangelhaften Schweißverbindung unumgänglich ist. Inzwischen schien sogar die Sonne
4. SL (VI, 50m) – Start in die die Gloria Patri
4. SL (VI, 50m) – die berühmte Quergangsseilänge
die ominösen Sigibolts!!??!!
4. SL (VI, 50m)
4. SL (VI, 50m)
Es folgen nun mit der 5. SL (VI+, 40m) und der 6. SL (VI, 50m) zwei weitere Highlight Seillängen. Das Kletterherz schlägt höher. In der 5. SL gibt es quasi noch ein alpines Kuriosum zu bewundern. Einen FixHammer. Nun ist man ja als Alpinkletterer schon so manches Material gewohnt, was in irgendwelchen Rissen als Fixmaterial zurückgeblieben ist. Aber ein FixHammer ist mir dann doch noch nirgends begegnet. In der 6. SL gilt es zu beachten unbedingt direkt vom Stand waagrecht nach links weg zu klettern. Man sollte sich nicht von den Wasserrillen direkt über dem Stand verleiten lassen, auch wenn diese zunächst dankbarer zu Klettern aussehen wie der plattige Quergang nach links.
5. SL (VI+, 40m) – der FixHammer
6. SL (VI, 50m)
6. SL (VI, 50m)
6. SL (VI, 50m)
Nach einer leichten Überführungslänge 7. SL (III, 30m) folgt ein mächtiger, steiler, plattiger Wandaufschwunges durchfurcht von zahlreichen Wasserrillen. Die 8 SL. (VI, 45m) und 9. SL (VI-, 40m) sind beide sehr moralisch, oft etwas unübersichtlich und zudem auch noch schwer abzusichern. Sozusagen also die beiden moralischen „Pièce de résistance“ der Gloria Patri.
Blick auf den mächtigen Wandaufschwung und die 8 SL. (VI, 45m)
9. SL (VI-, 40m) – 2 alte Normalhaken und ein windiger Cam auf 40m mussten genügen
9. SL (VI-, 40m) – 2 alte Normalhaken und ein windiger Cam auf 40m mussten genügen
Nach der 10. SL (IV+, 60m) erreicht man das große Plattenband vor dem Abschlusswandteil. Am Sanduhrenstand der ehemalige Platz des Wandbuches.
das große Plattenband ist erreicht.
Tiefblick auf die 10.SL
Nach zwei weiteren Seillängen wir das neue Wandbuch erreicht. Die Sonne ist nun leider wieder weg und immer wieder hült uns dicker Nebel ein. So gibt es auf den letzten Seillängen noch ordentlich kalte Finger, und wir waren ganz froh an einer abwechselnd benutzten leichten Daunenjacke. Es ist eben doch schon Mitte Oktober. In der 13.SL (VI-, 50m) gilt es einen langen ausgesetzten tollen Quergang nach rechts zu klettern.
12. SL (VI, 50m)
am Wandbuch nach der 12. SL
13.SL (VI-, 50m)
Nach einer kurzen etwas heiklen Plattenquerung und einem brüchig anmutenden Aufschwung gleich zu Beginn der 14.SL (5+, 60m) ist endgültig einfacheres Terrain erreicht und der Gipfel nahe. Eine letzte Seillänge 15. SL (IV, 50m) und der Ausstieg aus der Route ist erreicht. In dieser letzten Seillänge hatte ich noch eine Begegnung der besonderen Art. Gerade in dem Moment als ich meinen Kopf aus dem steilen Wandbereich heraus aufs flache Gipfelplateau strecke, stürmt ein dort startender Gleitschirm Flieger direkt auf mich zu und fliegt lediglich 2 m über hinaus in den Himmel. Das war irgendwie knapp und vermutlich ist auch dem Gleitschirm Flieger kurz das Herz stehen geblieben. Sein Kompagnon startet wenige Minuten später ebenfalls hinaus in den Himmel über der Hochkönig Südwand. Leider hatten sie keine Tandem-Schirme dabei;-)
ein Gleitschirm Flieger startet vom Gipfel des Hochkönigs hinaus über die Südwand
Wenige Meter vom Ausstieg entfernt befindet sich der Gipfel des Hochkönigs (2941 m) und somit auch gleich das Matrashaus. Leider um diese Jahreszeit schon geschlossen. Beim kurzen Blick in den Winterraum wurde aber doch noch ein Bier gefunden. Prost – auf die Glora Patri
das Matrashaus auf dem Gipfel des Hochkönigs (2941 m)
Prost – auf die Glora Patri
Es folgt der durchaus lange 1700 Hm Abstieg durch das Birgkar zurück zum Auto
im Abstieg
unterwegs im Birgkar
Hochkönig Südwand im letzten Abendlicht
Literatur / Kletterführer:
Kletterführer Hochkönig
Panico Alpinverlag
1. Auflage 2002
Albert Precht
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1. Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Im extremen Fels
3. Auflage 2015
Christoph Klein, Jürgen Winkler
Landkarten:
AV Karte 10/2
Hochkönig, Hagengebirge
1:25000
Viele Grüße
Jürgen und Tobias
aus: Richard Goedeke – Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
„ Alpinklassiker ersten Ranges. Eine der Top-Routen der Nördlichen Kalkalpen. Anspruchsvolle Freikletterei im gehobenen Schwierigkeitsbereich in ausnahmslos festem und kletterfreundlichen Fels.“
aus: Albert Precht – Panico Kletterführer Hochkönig
Wenn alpinen Klettertouren solch ein Ruf wie der Gloria Patri (lateinisch: Ehre sei dem Vater) vorrauseilt hat es meistens ja auch was damit auf sich und der ruf kommt nicht von ungefähr. Grund genug für Jürgen und mich der Sache mal selber etwas näher auf den Grund zu gehen und endlich auch mal am hochgelobten Hochkönig eine Tour zu klettern. Soviel schon mal vorweg: Wir wurden nicht enttäuscht, waren vollauf begeistert, die Tour hält was sie verspricht und zwar sowohl die Felsqualität wie die Anforderungen betreffend und ich kann nur sagen: Großer Namen – Große Tour
Morgenstimmung im Zustieg – Regen liegt in der Luft
Gegen Ende einer Woche mit an sich stabilstem, herbstlichem Hochdruckwetter ergab sich die Möglichkeit noch einen Tag Urlaub einzubauen und so starten wir noch am Donnerstagabend ins Berchtesgadener Land und übernachten bei Freund Florian. Am Freitagmorgen war es dann nicht mehr weit zum Ausgangspunkt für die Hochkönig Südwand, dem „Stegmossenalm Parkplatz“ (1293 m), von Mühlbach kommend etwas unterhalb der Passhöhe des Dientener Sattel. An sich stabilstes Hochdruckwetter schreibe ich deshalb, denn leider hatten wir den schlechtesten Tag der Woche erwischt. Davor und danach tagelanger strahlender Sonnenschein. Schon morgens von Beginn an dicke grauen Wolken und irgendwie gibt es doch diese Tage an denen der Regen förmlich in der Luft liegt. Heute war so einer.
Als wir auf ca. 1900m vom Birgkarsteig nach rechts Richtung Zustieg zur Hochkönig Südwand abbiegen fallen die ersten Tropfen. Beim weiteren steilen Zustieg handelt es sich meist um Kraxelgelände. Inzwischen konnte man schon von Regen sprechen. Als wir schließlich nach knapp 2 h am Beginn der Gloria Patri ankommen herrscht ein irgendwie massiv von Wasser geprägtes Gesamtbild vor. Zum einen natürlich die anscheinend nahezu immer nassen ersten beiden Seillängen des Dientener Weges, zum anderen die tropfenden steilen Wandpassagen links davon und eben noch der vom Himmel fallende Regen. Blöd, denn Regen ist nun nicht gerade die Beste Voraussetzung für eine Route, bei der viele fordernde Platten- und Wasserrillenpassagen mit sehr anspruchsvoller Absicherung auf einen warten. Wir verkriechen uns erst einmal für ca. 45 min in einer brüchigen lehmigen Gufel etwas links oberhalb des Einstieges. Nach erneutem Abchecken diverser Wetter und Regenradar Apps (ja, hoch oben am Einstieg gab es sogar mobiles Datennetz zu empfangen) war klar der Regen sollte bald aufhören. Also nix wie los und keine weitere Zeit verschwenden zumal die ersten beiden Seillängen eh immer nass sind. Wie gehofft, der Regen beginnt aufzuhören
im Zustieg - kurz vor dem Einstieg
Blick auf die ersten Seillängen
Jürgen startet in die 2. SL (VI, 30m)
2. SL (VI, 30m)
3. SL (IV, 60m) – bereits ab hier, ist der Fels wieder trocken und vom morgendlichen Regen ist nichts mehr zu spüren
3. SL (IV, 60m)
Nach den ersten drei Seillängen auf dem Dientener Weg folgt der Abzweig nach links ins Plattenmeer der Gloria Patri. Der Start ist gleichmal eindrücklich und die 4.SL bietet einiges von dem was einen im weiteren Verlauf erwartet. U.a. bester, rauer, kompakter Fels und zum anderen auch die äußerst fraglichen Sigibolts, bei welchen der Eindruck einer sehr mangelhaften Schweißverbindung unumgänglich ist. Inzwischen schien sogar die Sonne
4. SL (VI, 50m) – Start in die die Gloria Patri
4. SL (VI, 50m) – die berühmte Quergangsseilänge
die ominösen Sigibolts!!??!!
4. SL (VI, 50m)
4. SL (VI, 50m)
Es folgen nun mit der 5. SL (VI+, 40m) und der 6. SL (VI, 50m) zwei weitere Highlight Seillängen. Das Kletterherz schlägt höher. In der 5. SL gibt es quasi noch ein alpines Kuriosum zu bewundern. Einen FixHammer. Nun ist man ja als Alpinkletterer schon so manches Material gewohnt, was in irgendwelchen Rissen als Fixmaterial zurückgeblieben ist. Aber ein FixHammer ist mir dann doch noch nirgends begegnet. In der 6. SL gilt es zu beachten unbedingt direkt vom Stand waagrecht nach links weg zu klettern. Man sollte sich nicht von den Wasserrillen direkt über dem Stand verleiten lassen, auch wenn diese zunächst dankbarer zu Klettern aussehen wie der plattige Quergang nach links.
5. SL (VI+, 40m) – der FixHammer
6. SL (VI, 50m)
6. SL (VI, 50m)
6. SL (VI, 50m)
Nach einer leichten Überführungslänge 7. SL (III, 30m) folgt ein mächtiger, steiler, plattiger Wandaufschwunges durchfurcht von zahlreichen Wasserrillen. Die 8 SL. (VI, 45m) und 9. SL (VI-, 40m) sind beide sehr moralisch, oft etwas unübersichtlich und zudem auch noch schwer abzusichern. Sozusagen also die beiden moralischen „Pièce de résistance“ der Gloria Patri.
Blick auf den mächtigen Wandaufschwung und die 8 SL. (VI, 45m)
9. SL (VI-, 40m) – 2 alte Normalhaken und ein windiger Cam auf 40m mussten genügen
9. SL (VI-, 40m) – 2 alte Normalhaken und ein windiger Cam auf 40m mussten genügen
Nach der 10. SL (IV+, 60m) erreicht man das große Plattenband vor dem Abschlusswandteil. Am Sanduhrenstand der ehemalige Platz des Wandbuches.
das große Plattenband ist erreicht.
Tiefblick auf die 10.SL
Nach zwei weiteren Seillängen wir das neue Wandbuch erreicht. Die Sonne ist nun leider wieder weg und immer wieder hült uns dicker Nebel ein. So gibt es auf den letzten Seillängen noch ordentlich kalte Finger, und wir waren ganz froh an einer abwechselnd benutzten leichten Daunenjacke. Es ist eben doch schon Mitte Oktober. In der 13.SL (VI-, 50m) gilt es einen langen ausgesetzten tollen Quergang nach rechts zu klettern.
12. SL (VI, 50m)
am Wandbuch nach der 12. SL
13.SL (VI-, 50m)
Nach einer kurzen etwas heiklen Plattenquerung und einem brüchig anmutenden Aufschwung gleich zu Beginn der 14.SL (5+, 60m) ist endgültig einfacheres Terrain erreicht und der Gipfel nahe. Eine letzte Seillänge 15. SL (IV, 50m) und der Ausstieg aus der Route ist erreicht. In dieser letzten Seillänge hatte ich noch eine Begegnung der besonderen Art. Gerade in dem Moment als ich meinen Kopf aus dem steilen Wandbereich heraus aufs flache Gipfelplateau strecke, stürmt ein dort startender Gleitschirm Flieger direkt auf mich zu und fliegt lediglich 2 m über hinaus in den Himmel. Das war irgendwie knapp und vermutlich ist auch dem Gleitschirm Flieger kurz das Herz stehen geblieben. Sein Kompagnon startet wenige Minuten später ebenfalls hinaus in den Himmel über der Hochkönig Südwand. Leider hatten sie keine Tandem-Schirme dabei;-)
ein Gleitschirm Flieger startet vom Gipfel des Hochkönigs hinaus über die Südwand
Wenige Meter vom Ausstieg entfernt befindet sich der Gipfel des Hochkönigs (2941 m) und somit auch gleich das Matrashaus. Leider um diese Jahreszeit schon geschlossen. Beim kurzen Blick in den Winterraum wurde aber doch noch ein Bier gefunden. Prost – auf die Glora Patri
das Matrashaus auf dem Gipfel des Hochkönigs (2941 m)
Prost – auf die Glora Patri
Es folgt der durchaus lange 1700 Hm Abstieg durch das Birgkar zurück zum Auto
im Abstieg
unterwegs im Birgkar
Hochkönig Südwand im letzten Abendlicht
Literatur / Kletterführer:
Kletterführer Hochkönig
Panico Alpinverlag
1. Auflage 2002
Albert Precht
Kletterführer Bayerische Alpen, Nordtirol
1. Auflage 2004
Bergverlag Rother
Richard Goedeke
Im extremen Fels
3. Auflage 2015
Christoph Klein, Jürgen Winkler
Landkarten:
AV Karte 10/2
Hochkönig, Hagengebirge
1:25000
Viele Grüße
Jürgen und Tobias