Bockkarkopf (2609 m) – Nordrinne (bis 45°/400Hm) / Allgäu 25.01.20 - Druckversion +- Rocksports Forum (https://forum.rocksports.de) +-- Forum: Übersicht (https://forum.rocksports.de/forumdisplay.php?fid=3) +--- Forum: Skitouren und Steilabfahrten (https://forum.rocksports.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Steilabfahrten (https://forum.rocksports.de/forumdisplay.php?fid=85) +----- Forum: Deutschland (https://forum.rocksports.de/forumdisplay.php?fid=86) +----- Thema: Bockkarkopf (2609 m) – Nordrinne (bis 45°/400Hm) / Allgäu 25.01.20 (/showthread.php?tid=1009) |
Bockkarkopf (2609 m) – Nordrinne (bis 45°/400Hm) / Allgäu 25.01.20 - Tobias - 02.02.2020 Ein weiteres Mal in diesem, von äußerst sicheren Lawinen-Verhältnissen, geprägten Januar 2020, wollten Joachim und ich die Gunst der Stunde nutzen um in den Lechtaler- und Allgäuer Alpen ordentlich zum Skibergsteigen zu gehen und eine weitere große Tour angehen. Die stabilen Hochwinter-Verhältnisse haben wir genutzt um eine der anspruchsvollsten Touren im Herzen des Allgäuer Hauptkamms anzugehen: die Besteigung des Bockkarkopf (2609 m) von Oberstdorf/ Fellhorn Skigebiet-Parkplatz (904 m) aus über Einödsbach, Bacher Loch, Vorderes Bockkar, Waltenberger Haus, die Bockkarscharte und den Bockkarkopf Nordostgrat. Nun wäre ja an sich der Gipfel des Bockkarkopfs, übrigens der 7. höchste Gipfel der Allgäuer Alpen, schon ein absolut tolles Winterziel gewesen, doch das Highlight des Tages sollte noch folgen. Und zwar die Befahrung der Bockkarkopf Nordrinne. Diese absolut tolle Linie durch die felsige Nordflanke ist bis zu 45°steil und vom Gipfel bis zum Erreichen des Karboden des Vorderen Bockkar ca. 400 Hm hoch. Je nach Schneemenge und Schneequalität ist es sicherlich vorstellbar direkt vom Gipfelkreuz weg zu fahren. Allerdings wird das vermutlich an diesem sehr windexponierten Grat selten möglich sein und man steigt am besten zu Fuß dem Südwestgrat entlang ab und startet ca. beim Beginn der roten Linie im folgenden Bild. Bei sehr wenig Schnee kann es auch noch sinnvoll sein, die ersten ca. 80 Höhenmeter durch die felsige, schuttige Nordflanke abzusteigen bis man eine relativ markante Einschartung im Nordsporn des Bockkarkopfs erreicht. Diese Einschartung stellt gleichzeitig den eigentlichen Beginn der Bockkarkopf Nordrinne dar. Im folgenden Bild habe ich diese (vor Ort sehr markante) Einschartung mit einem roten Punkt versehen. Im weiteren Verlauf wartet nun eine absolut begeisternde Steilrinne durch felsdurchsetztes Gelände auf die Aspiranten. Die absolute Steilheit erreicht nur an wenigen Stellen 45° und ist somit eher noch im gemütlichen Steilwand-Terrain anzusiedeln. Aber es handelt sich um sehr felsdurchsetztes Absturzgelände und bei härteren Verhältnissen ist hier sicherlich kein Fehler erlaubt. Nach Rücksprache mit dem Oberstdorfer Allgäu-Ski-Extrem-Matador Toni Steuer hat er diese Rinne so auf dieser Linie auch schon befahren. Bockkarkopf (2609) – Nordrinne. Gesehen vom Ortseingang Oberstdorf Bockkarkopf (2609). Gesehen vom Fellhorn Skigebiet-Parkplatz (904 m) Die wilde Szenerie im beeindruckenden Bacher Loch ist einfach jedes Mal wieder imponierend. Ein tief eingeschnittener Graben, steilstes Skitourengelände, gewaltige steile Gras- und Felsdurchsetzte Bergflanken auf allen Seiten und zudem umrahmt von berühmten Allgäuer Bergen wie Trettach, Mädelegabel, Hochfrottspitze, Bockkarkopf, Wilder Mann und Linkerskopf. Allerdings spürt man da hinten förmlich auch, dass man hier wirklich nur bei allerbesten Lawinenverhältnissen und Gefahrenstufe 1 etwas verloren hat. Das letzte Mal das ich im Hochwinter dahinten war ist nun tatsächlich schon wieder 7 Jahre her, damals im Januar 2013 als „Zustieg“ zur berühmten Steilabfahrt durch die Trettachrinne . Vom Fellhorn Skigebiet-Parkplatz (904 m) aus geht es zunächst am besten mit dem MTB bis nach Einödsbach (1115 m). Die ca. 4,5 km lange Fahrstraße ist für den individual Verkehr gesperrt. Noch in dunkler Nacht queren wir über den jähen Abgründen des Bacher Loches weiter Tal einwärts Das Bacher Loch wird vom Vorderen Bockkar durch eine hohe Felsstufe getrennt. Der Sommerweg zum Waltenberger Haus führt über einen gesprengten und versicherten Weg quer durch diese Felsstufe ist aber im Winter meist extrem vereist und mit Schnee verweht. Im Winter bietet sich eine steile enge Rinne an der rechten Begrenzung der Steilstufe an um das Bockkar zu erreichen. Die Rinne ist meist sehr hart und über 40° Grad steil. So befinden sich hier die Ski meist eine Weile am Rucksack Steilheit der Winterrinne „am gesprengten Weg“ Hat man das Vordere Bockkar erreicht steigt man über ideales Skigelände am Waltenberger Haus (2084 m) vorbei der Bockkarscharte (2504 m) entgegen. Der normale Skiaufstieg zur Bockkarscharte (gelber Pfeil) führt auch schon durch steiles felsdurchsetztes Gelände und erfolgt vor der Scharte oftmals zu Fuß. Da wir ja aber den Gipfel als Ziel haben und nicht die Scharte und zudem wirklich allerbeste Lawinen Verhältnisse vorherrschen steigen wir über eine extrem steile und felsdurchsetzte Rinne (roter Pfeil) direkt in die Scharte beim ersten Gratkopf im Bockkarkopf Nordostgrat auf. direkter Zustieg aus dem Vorderen Bockkar in die Scharte beim ersten Gratkopf im Bockkarkopf Nordostgrat direkter Zustieg aus dem Vorderen Bockkar in die Scharte beim ersten Gratkopf im Bockkarkopf Nordostgrat Bockkarkopf Nordostgrat (Archiv-Bild aufgenommen am 26.01.2013). Links im Bild der Steinschartenkopf und das Hohe Licht Bockkarkopf Nordostgrat - ab der Scharte beim ersten Gratkopf ging es mit Steigeisen und Eisgerät weiter. Bockkarkopf Nordostgrat - von den Versicherungen des Heilbronner Weges der auch über diesen Grat verläuft war außer ein paar roten Punkten nicht viel zu sehen. Die Versicherungen und Drahtseile in diesem Bereich sind vermutlich im Winter meistens unterm Schnee und man sollte sich nicht darauf verlassen diese vorzufinden Bockkarkopf Nordostgrat –teils hüfttiefes Wühlen im Schnee Bockkarkopf Nordostgrat Bockkarkopf Nordostgrat – Achtung auf Wechten! Blick vom Gipfel zur Trettach. Rechts der Trettach spitzelt deutlich niedriger die mehrgipfelige Höfats hindurch. Bockkarkopf Nordrinne – Einfahrt in die eigentliche Rinne von der weiter oben schon beschriebenen (vor Ort sehr markante) Einschartung Bockkarkopf Nordrinne – Einfahrt in die eigentliche Rinne Bockkarkopf Nordrinne – mit Blick hinaus nach Oberstdorf Bockkarkopf Nordrinne – Einfahrt in die eigentliche Rinne Bockkarkopf Nordrinne Bockkarkopf Nordrinne Bockkarkopf Nordrinne Bockkarkopf Nordrinne Bockkarkopf Nordrinne – Ausfahrt das 2017 neuerbaute Waltenberger Haus nach herrlichem Skigelände im Vorderen Bockkar wartet am unteren Ende wieder die Winterrinne „am gesprengten Weg“ Mein geliebtes Allgäuer Steilgras! Bei einer Winterbegehung des Rädlergrat oder einer Winterbegehung der Himmelhorn Südwand hätte man in solchem Gelände wohl eher Steigeisen und Eisgeräte am Mann. Mit Ski geht es aber auch ganz gut;-) Das Bild zeigt die Ausfahrt aus dem hintersten Teil des Bacher Loch Wilde Szenerie im vorderen Teil des Bacher Loch Tal Gipfelblicke von Deutschlands südlichstem Ort Einödsbach (1115 m). Trettach, Mädelegabel, Hochfrottspitze, Berge der guten Hoffnung und Bockkarkopf (v.l.n.r.) Führer / Beschreibungen der Tour bis zum Gipfel des Bockkarkopf: Skitourenführer Allgäu Panico Kristian Rath Karten: 1:25000: AV-Karte 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen – West Viele Grüße Joachim und Tobias |