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Normale Version: Triangle du Tacul - L´Infidèle + oberer Teil Chèré Gully 29.03.14
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Das Ziel für unseren 2-Tages-Wochenend-Chamonix-Kurztrip war klar gesetzt und lautete
Supercouloir mit Direkteinstieg
. Aufgrund von Terminen konnte die Reise jedoch erst am Samstagmorgen beginnen und entsprechend spät fiel die Ankunft in Chamonix aus. Bei bestem Wetter und Topbedingungen im Valle Blanche gab es auch noch 1,5 h Wartezeit an der Aiguille du Midi (3842 m) Seilbahn zu ertragen und so steigen wir schlussendlich erst gegen 13:45 Uhr an der Aiguille du Midi aus und legen die Ski an. Dort oben ist man aber ja zum Glück gleich mitten drin statt nur dabei und so lässt sich auch um diese Uhrzeit noch eine Unternehmung starten. Wir fahren rüber zur Triangle du Tacul…

[attachment=9628] Triangle du Tacul - Nordwand

Erstaunlich blank, mit wenig Eis und Schnee bedeckt zeigt sich die Nordwand der Triangle du Tacul und lediglich zum Triangel-Klassiker Chèré Gully führen Zustiegsspuren. Seit dem Neuschnee vergangenes Wochenende hat sich an den anderen Touren also scheinbar noch niemand groß betätigt. Als wir am Wandfuß ankommen haben gerade drei Seilschaften übers Chèré Gully abgeseilt und ihre Tour beendet. Wir tendieren kurz zwischen einem Solo des Chèré Gully und der, aktuell spannend aussehenden, Linie der L´Infidèle. Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Auf dem Bild im Führer „Snow, Ice and Mixed“ zieht dort eine satte durchgehende Eislinie nach oben. Derzeit ist die Eislinie der 2. Seillänge dünn und schmal eingelagert in einer glatten, steilen Felsverschneidung garniert mit einem felsigen Abschlussdach. Eigentlich der Chamonix-Traum par excellance…

[attachment=9629] Chèré Gully (der Eisschlauch links) und L´Infidèle

Über geneigte Schnee- und Eishänge geht es an den Fuß einer verdeckten und zunächst nicht ersichtlichen Verschneidung. Auch hier gibt es eine dünne Eisspur zwischen den Granitplatten der Verschneidung (leider keine Bilder). Nach dieser Verschneidung über leichtes Kombigelände zum Standplatz am Beginn der zentralen 2. Seillänge.

[attachment=9630]
[attachment=9631] am Ende der 1. Seillänge

Nun geht es rein ins Vergnügen der 2. Seillänge. Gleich zu Beginn gar nicht so trivial und mit einer Eisspur von gerade mal 10 cm breite. Nach diesen ersten Metern wurde das Eis im Mittelteil bis hin zum Abschlussdach etwas breiter.
Kurz vor dem Dach dann der Megaschocker, durch einen Hook löst sich eine ca. Schubladengroße Granitplatte. Gerade noch so kann ich die Platte mit meiner Schulter auffangen. Wohl wissend, dass Jürgen am Standplatz voll in der Schusslinie steht und kaum in Deckung gehen kann bin ich mir dem Ernst der Lage sofort bewusst. 5m über der letzten Sicherung, abdrängend auf dünnem Eis stehend mit einer 15 kg Granitplatte auf der Schulter ist jetzt nicht gerade allzu angenehm. Als erstes bringe ich einen leidlich haltenden Cam unter und sitze rein. In Kugelstoßer Manier stoße ich die Granitplatte soweit es geht nach hinten und auf die Seite und hoffe nur dass mein leidlicher Cam und ich nicht gleich hinterherfliege.
Das ganze Manöver ging also zum Glück gut und ich konnte mich wieder auf die tolle Kletterei konzentrieren. Am kleinen Abschluss Dach dürften sich die Schwierigkeiten auf ca. M6 belaufen haben. Bis auf den Schocker eine Wahnsinns Traumseillänge…

[attachment=9632] Chamonix at it´s best
[attachment=9633] Chamonix at it´s best
[attachment=9634] Chamonix at it´s best
[attachment=9635] Chamonix at it´s best

Nach diesen zwei tollen Seillängen ist die Tour eigentlich gelaufen und es wartet einfacheres Ausstiegsgelände. Das Seil wieder auf dem Rücken klettern wir herrlich in der Abendsonne in bestem Granit noch oben und queren an der erstbesten Möglichkeit nach links ins Chèré Gully.

[attachment=9636] bester Chamonix-Granit
[attachment=9637] bester Chamonix-Granit

Im Chèré Gully angekommen sieht das Eis aus wie ein Schweizerkäse. Hooks und Trittstufen in erstaunlicher Größe lassen die Kletterei eher an Treppensteigen erinnern und problemlos geht es nach oben. Über die vorhandenen Bohrhakenstände lässt es sich anschließend bequem wieder abseilen.

[attachment=9638] Im oberen Teil des Chèré Gully
[attachment=9639] Im oberen Teil des Chèré Gully
[attachment=9640] Im oberen Teil des Chèré Gully
[attachment=9641] Aiguille du Midi im Abendlicht
[attachment=9642] Dru, Aiguille Verte, Droites und Courtes (v.l.n.r)

Übernachten wollten wir im Abri-Simond-Biwak. Doch leider hat das Biwak, welches eigentlich eher den Winterraum der Cosmiques-Hütte darstellt, während der Hüttenöffnungszeiten geschlossen und wir stehen vor verrammelten Türen. So gehen wir doch rüber zur Cosmiques-Hütte und übernachten dort. Am nächsten Tag stand dann wie schon erwähnt dass traumhafte
Supercouloir mit Direkteinstieg am Montblanc du Tacul
auf dem Programm.

[attachment=9643] Abendstimmung an der Cosmiques-Hütte

Kletterführer:
Snow, Ice and Mixed – Volume 2
Auflage 2006
JMEditions
Francois Damilano


IGN-Karten:
1:25000: 3630 OT, Chamonix Massif du Mont Blanc


Viele Grüße
Jürgen und Tobias