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Normale Version: Schottengully, Aggenstein, 10.02.2008
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[Bild: 10_1Schottengully_1.jpg]


Seilschaft: Michael Bauer, Alban Glaser

Am Aggenstein sind vor ein paar Jahren mehrere neue Mixedklettereien eingerichtet worden, bzw. manche für das Mixedklettern neu entdeckt worden (u.a. Haffroute). Das Gebiet ist mit der Breitenbergbahn schnell und einfach zu erreichen (ab Gipfelstation je nach Schneelage ca. 30 min bis zu den Einstiegen).
Nachdem diesen Winter der Schottengully mal gute Verhältnisse aufzuweisen schien machten Michi und ich uns am Sonntag Richtung Pfronten auf. Die allererste Bahn erwischten wir nicht mehr gerade aber angesichts des kurzen Zutsiegs sieht man das gelassener.
Oben sahen wir dann bereits Kletterer die den Isidor-Hacker-Gedenkweg kletterten. Die Spurarbeit rüber unter der Wand entlang war dann doch kraftraubender als gedacht (ja Tourenski wären gut gewesen…).
Am Einstieg der Haffroute angekommen sahen wir dann, dass die Säule von Steilwies tatsächlich kletterbar aussah.

[Bild: 10_2_Sulen_bersicht_1.jpg]


Eigentlich hatten wir vorgehabt via Haffroute zum Schottengully zuzusteigen aber nachdem die Säule nun mal steht wollte Michi sich das mal aus der Nähe ansehen. Diese Säule wächst nur in wenigen Wintern bis ganz hinunter. Im Fels links davon gibt es eine Mixedvariante (angeblich M6/6+). Die Säule war ca. 8m hoch und unten nur ca. 40x20cm dick.

[Bild: 10_3_dnne_Sule_1.jpg]

Michi begann vorsichtig die Säule hochzuklettern. Als er etwas über der Hälfte war und die Säule sich nach hinten wieder gegen den Fels abstützte drehte er die erste Schraube. Mittels Ausspreizen konnte er eine Parallelsäule links davon benutzen.

[Bild: 10_4_Mitte_Sule_1.jpg]

Plötzlich brach jedoch der linke Fuß auf, die Tür ging auf und schon gings abwärts. Dank der gesetzten Schraube war es ein weicher Sturz und er machte sich gleich erneut ans Werk, konnte noch eine Schraube setzten, dann erneut fast die gleiche Situation und schon hatte die Säule ihn ein zweites mal abgeschüttelt. Michi gab jedoch nicht klein bei und mit mittlerweile dick aufgepumpten Unterarmen ging es dieses Mal sturzfrei hinauf zum Stand an der rechten Felswand. Die Säule hatte mittlerweile am Sockel schon einen klaffenden Riss und hing damit also frei in der Luft. Obwohl ich dachte ganz behutsam zu klettern brach die Säule, als ich gerade 2m vom Boden abgehoben hatte im unteren Teil ab. Der obere blieb zum Glück hängen. Mir fehlte nun jedoch das Eis und mit Seilhilfe von oben, Mixedklettern am Fels und mächtig Vertrauen auf die Stabilität der linken Parallelsäule erreichte ich die Säule nach dem Abbruch wieder. Kraftraubend ging es bis zur Kante weiter und als ich am Stand ankam, waren Michi und ich eigentlich schon etwas ausgepowert.

[Bild: 10_5_Standplatz_in_Steilwies_1.jpg]

Es folgte eine leichte Länge die Steilwies hinauf (45-50 Grad) bis man nach rechts in eine Rinne abzweigen kann. Diese verfolgte wir weiter um eine Linkskurve bis zu einem Bohrhakenstand. Wir waren zunächst unsicher ob dies der Abseilstand von der Haffroute war aber in der folgenden Länge kam nach ca. 10m ein Bolt. Unklar war wo der Weiterweg ist. Diese Seillänge ist im aktuellen Freudig-Führer nicht eingezeichnet. Vor uns war eine Rinne die zwei sperrende Aufschwünge hatte und an der oberen rechten Begrenzungswand gab es einen Eisvorhang. Ich umging den ersten Aufschwung links in einer Steilgrasschleife und fand auch genau einen Bolt in dem Augenblick als ich mich sehnlich nach einer Absicherungsmöglichkeit umsah. Vom Bohrhaken ging es auf einen Grasbalkon und dann leicht überhängend mittels guten Grasnarben über den nächsten Aufschwung hinweg. Kurz nach rechts gequert ins Eis, eine 13cm Schraube eingedreht und dann im Steilgras schräg rechts aufwärts zum Stand an 2 Bohrhaken auf der Platte am Beginn des Schottengullys. Was für eine Seillänge, mit allem was der Aggenstein zu bieten hat. Fels, Eis, Grasüberhänge und auch etwas Bruch. Die Seillänge ist etwa M4-5.

[Bild: 10_6_Zustiegslnge_zum_Schottengully_1.jpg]

Wir dachten schon fast die schwere Seillänge hinter uns zu haben aber ein Blick auf die Platte links des Standes belehrte uns eines Besseren. In dieser ging es zunächst waagrecht nach links. Anfangs kann man in einem kleinen Riss im Plattenversatz noch gute Messerhaken unterbringen, was die Pendelstrecke verkürzen würde. Unter mir zumindest freundliches Sturzgelände hier. Ich versuchte einen gut sichtbaren Normalhaken am Beginn der Rinne anzuklettern. Vorsichtig tastete ich mich höher. Mit den Eisgeräten muss man Drytoolen und meine Steigeisenfrontzacken hatten auch schon mal größere Leisten gesehen auf denen sie Halt finden sollten. Irgendwie ging es dann aber und der erste Bohrhaken war erreicht. Erleichterung. Im Nachhinein war dies felstechnisch die Schlüsselstelle gewesen, vom Stand zum ersten Bolt. Vom ersten Bohrhaken weg ging es in etwas brüchigem Fels mit kleinsten Grasstrukturen weiter empor bis die dünne Eisspur die von oben kam immer dicker wurde (jedoch selten breiter als einen Meter) und dann gutes Eisklettern erlaubte (ca75-80 Grad auf wenigen Metern). Wegen Seilreibung (Der Messehaken in der Querung) bezog ich am 2.BH Stand.

[Bild: 10_7_Platten_der_Schlsselstelle_1.jpg]


[Bild: 10_8_Eis_im_Schottengully_1.jpg]

Der weitere Teil dieser Länge hatte dann kaum mehr dick genuges Eis zum klettern aber im Fels und Gras konnte man klettern. Dort mal ein Normalhaken, dort einen 1er Camelot, so gings weiter bis zu einer steilen Wandstufe mit senkrechtem Fels. Hinten im Winkel ein Bohrhaken. Von diesem konnte man nach links auf ein Grasband klettern und dann schwer nach rechts aufwärts auf einen kleinen Grasabsatz. Von diesem ließ sich ein weiterer Bolt klippen , bevor es gut gesichert, jedoch schwer nach links aus der Felswand in das Steilgras (70 Grad) ging. Hier dann ein langer Runout ca. 10m empor zu gutem Stand an Bohrhaken.

[Bild: 10_9_Im_Gully_1.jpg]


[Bild: 10_10_Ausstieg_aus_schwerer_Lnge_1.jpg]

Eine wirklich schwere Seillänge fanden wir beide. Schätzungsweise M6 bei den augenblicklichen Verhältnissen.
Die letzte Länge war dann einfache und geneigte Graskletterei auf einer Rampe/Rinne bis zum Ausstieg. Vom Stand bis zum Ausstieg ca. 50m, hinter der Kante kann man einfach den Hang hinunterlaufen. Wir liefen hinunter zur Abseilstelle an der Nordschlucht und seilten uns im Dunklen in die Schlucht hinab und waren kurze Zeit später (nach Abseilen am Ende/Anfang von Steilwies wieder am Rucksack.

Eine sehr schöne aber auch schwere Tour fanden wir beide. Schwerer im Fels und Eis als der Isidor-Hacker-Gedenkweg. Dabei jedoch mit Bohrhaken gesichert. Zusätzliches selbstständiges Absichern jedoch erforderlich. Wer die langen Runouts im Steilgras nicht mag, der könnte mit Snargs diese Passagen absichern. Ansonsten sind Camelots bis Größe 2, Keile, Hakensortiment und je nach Routenwahl kurze Eisschrauben zu empfehlen. Rückzug über die Tour bis zum Stand nach der vorletzten Seilllänge gut möglich.


Gruß
Alban
[attachment=12357]Zum Karfreitag das Leiden des Bergsteigers am Aggenstein...na, wir wollen es ja so. Immerhin dank Sommerzeit ein Bier vor Vier .-)

Die Einstiegssäule ist zwar nicht gewachsen, aber der Lawinenkegel....da blieb nur ca. 6m Eisklettern über, Start 2m unterhalb von dem Mixed-bolt, der tatsächlich links und nur knapp neben der Säule/Vorhang ist. Mit wenig Schnee also auf 15m :-).

Sind latünich die Direktvariante im Mittelteil links rauf...ist gleich mal haarig, wenn man die Bolts (Stand + ZH) nicht findet (sonst wohl auch: aus der kleinen Höhle rausqueren ist doch recht luftig...und ich war froh um Cam#3, der hat neben die brüchigen Klemmblock-Sanduhr gepasst... in der SSL dann das gleiche: nix zu sehen von den ersten beiden Zwischenbohrhaken...dafür recht viel Eis, wenn auch erst mal nicht genug zum Schrauben...und von der Sorte hälts oder hälts nicht???

vor der Querung nach 25m dann an (zusätzlichem?) BH + Cam #0.5 in der kleinen Höhle Stand gemacht: ist vll schlauer, da man sonst nicht wirklich gut gesichert in die kurz recht wackelige M6 starten darf: der Sicherer sieht dich kaum und 30m Seil sind zwar schön weich aber auch weit im Fall des Falls. War froh, dass wenigstens der Quergangsbolt zu finden war (das wars dann aber auch schon:-)

Abseilen ging flott...musste es auch, der ganze Neuschnee aus der Haff und der Steilwies wollte runter und war definitif schneller als wir...

Sehr lässig, mal wieder!
DizzyDave