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Lofoten / Norwegen (Juni 2015)
#1
Im Rahmen von unserem vierwöchigen Skandinavien-Rund Trip im Mai/Juni 2015 besuchten wir vom Nordkap kommend selbstverständlich auch die Lofoten. Die Reise führte uns nach dem Nordkap über Hammerfest und Alta in die Lyngenalps und von dort weiter auf die Insel Senja. Von Senja ging es über die Vesteralen schließlich auf die Lofoten. Die Inselgruppe im Hohen Norden Norwegens ist ob ihrer schroffen Schönheit und Einzigartigkeit weltberühmt und hochgelobt. Definitiv auch nicht zu Unrecht wie wir meinen, denn auch wir waren begeistert und fasziniert von diesen Lofoten.

    Der Vagakallen mit seinem berühmten 700m „Storpillaren“, dem „Bonattipfeiler“ der Lofoten (Bildmitte)

Prinzipiell sind die Klettermöglichkeiten auf den Lofoten nahezu unbegrenzt. Der Granit ist genial und erinnert stark an den traumhaften Hochgebirgsgranit des Montblanc-Gebiet oder des Bergell. Der Fels bietet meist Risse und Strukturen der Extraklasse. Plattenschrupperei wird man hier vergeblich suchen und es gibt traumhafte fast ausschließlich selbstabzusichernde MSL-Granittouren in allen Schwierigkeitsgraden ohne Ende. Vermutlich wird das auch nicht der letzte Aufenthalt auf den Lofoten gewesen sein. Zutun gibt es viel und die Anziehungskraft von Felswänden wie Presten (300m Pfeiler mit 5 min Zustieg) und Storpillaren („Bonattipfeiler“ der Lofoten) ist jedenfalls schon vom Sehen groß.

Klassisches, gut abgesichertes Einseillängen Sportklettern wie man es aus Mittel- und Südeuropa kennt gibt es aber auf den Lofoten ganz wenig. Hier ist in den allermeisten Gebieten klassisches Tradklettern angesagt. Ich will das keinesfalls schlechtmachen, aber es sollte einem zumindest bewusst sein wenn man auf die Lofoten zum Klettern fährt. Ein Routen-Abspulen, wie in einem bestens mit Zwischensicherungen und Umlenkungen eingerichtet Klettergarten, ist eben nicht unbedingt angesagt. In den allermeisten 1 SL Touren gilt es in Ermangelung von fixen Umlenkpunkten oben auszusteigen oder sich mit Cams und Keilen selber eine Umlenkung zu bauen. Zweiteres idealerweise natürlich noch so angebracht, dass man es von oben auch wieder abholen kann. Wer, wie wir, nur zu zweit mit 9 monatigem Baby unterwegs ist und zum beruhigten „Sportklettern“ auch noch einen idealen Wandfuß braucht wird so seine liebe Mühen haben das ideale Gebiet zu finden.
Dennoch verbrachten wir auf den Lofoten sechs herrliche Tage und waren beim „Sportklettern“, Wandern und auf Skitour. Im Folgenden einige Bilder und Anmerkungen zu besuchten Klettergebieten und weiteren Unternehmungen.



Paradiset/Dammen/Dashboard Light

Als erstes versuchten wir im Gebiet Paradiset in der Nähe des Ortes Kalle unser Glück auf der Suche nach Sektoren mit einem geeigneten Wandfuß. Das Gebiet Paradiset mit seinen 10 Untersektoren liegt in traumhafter Lage direkt am Meer etwas südwestlich des kleinen Fischerörtchen Kalle. Schon der Zustieg zu den jeweiligen Sektoren ist malerisch. Als erstes wurden wir fündig an der kleinen Wand „Dammen“ mehr oder weniger direkt am Meer. Auch wenn es klettermäßig sicher bessere Sektoren gibt, am Wandfuß hatte es immerhin waagrechte Granitplatten und es bestand kein akutes Absturzgelände ins Meer. Deutlich ungeeigneter für unsere Belange dagegen der Sektor mit dem Klassiker „By the Dashboard Light“.

    im Zustieg zu den westlichen Sektoren des Gebiet Paradiset
    der kleine Sektor Dammen
    babyfreundlicher Wandfuß mit Meerblick
    babyfreundlicher Wandfuß
    nette Risskletterei
   
   
    korsische Tafoni lassen Grüßen
    By the Dashboard Light



Rorvika Upper Wall / Rock and Roll Ridge

Unser Besuch an der “Rorvika Upper Wall” gestaltete sich eher als Bergtour mit Klettereinlagen. Die Bergtour war sozusagen die Begehung der Rock and Roll Ridge (III) und die Klettereinlagen waren einige Touren an der Upper Wall. Die Rock and Roll Ridge bietet schöne genüssliche Gratkletterei im III. Schwierigkeitsgrad, in festem Fels und mit herrlichsten Ausblicken. Um zur Upper Wall zu kommen muss man als Zustieg sowieso die unterer Hälfte der Rock an Roll Ridge klettern, so lag es also nur nahe dort ein paar Klettermeter zu absolvieren und dann über den oberen Teil des Grates auszusteigen.

Die Klettereien dort boten dann auch besten Klettergenuss und genialen Fels. Die zur Abwechslung mal gänzlich eingerichtet Top 50 Tour (nach Rockfax-Führer) „Automatic for the people“ sollte keiner Auslassen! Auf 45 m (!) ein einziger Traum in bestens strukturiertem Fels. Fast ebenso toll die gänzlich selbstabzusichernden Touren „Happy Campers“, „Moody Blue“ und „Tom Jones“. Aufgrund des sehr buschreichen Wandfußes ging es auch mit Baby halbwegs gut. Grundsätzlich ist es aber eher ein sehr steiler Wandfußbereich und nicht mehr kindergeeignet wenn der Aktionsradius über Sitzen und Krabbeln hinausgeht.
Nach den Klettertouren ging es an den oberen Teil der Rock and Roll Ridge. Die Kletterschwierigkeiten legen zwar zu, liegen aber je nach Gusto immer noch gut im Seilfrei-Bereich.

Das tolle am Rorvika Gebiet ist das einer der herrlichen Lofoten-Bade-Sandstrände direkt in der Nähe des Parkplatzes ist. Somit liegt ein Strandbesuch nach dem Klettern nahe auch wenn der Wind und die Temperaturen Anfang Juni noch nicht gerade zum Baden einluden. Zum Laufen lernen aber ideal Terrain… ;-)

    das Rorvika Gebiet: im Profil die Rock and Roll Ridge / der rote Pfeil markiert die Upper Wall
    Rorvika – Upper Wall
    Rock and Roll Ridge (III) im Zustieg
    Traumkletterei in der Top 50 Tour „Automatic for the people“
    Traumkletterei in der Top 50 Tour „Automatic for the people“
    im linken Wandbereich
    weißer Sandstrand und türkisfarbenes Wasser am Rorvika Beach – Karabikfeeling auf den Lofoten
   
    im oberen Teil der Rock and Roll Ridge (III)
    am Rorvika Beach



Wanderung auf den Reinebriggen

Zwei wettermäßig schlechte Tage verbrachten wir zum einen damit bis ganz in den westlichsten Ort der Lofoten, zu fahren und zum anderen mit einer Wanderung auf den Reinebriggen um die urweltlich anmutende Landschaft der westlichsten Lofoten zu genießen. Wenn man die Lage des westlichsten Ort der Lofoten, mit dem legendären Namen Å auf dem Atlas betrachtet, ist man dort in Bezug zum Festland schon ein ganzes Stück draußen im Nordmeer. Am zweiten kalten, regnerischen Nicht-Kletter-Wetter-Tag folgte dann die Wanderung auf den Reinebriggen. Er stellt einen tollen Aussichtsgipfel dar. Der Aufstieg ist steiler wie man es zunächst vermuten würde und hat doch richtigen Bergtour-Charakter. Bei schönem Wetter ist die Aussicht sicher noch viel beeindruckender, doch auch mit tiefhängenden grauen Wolken war es schon super. Am Abend ging es wieder zurück in die Nähe von Henningsvaer, dem zentralen Ort unseres Lofoten-Aufenthaltes.

    Ortsschild von Å
    Im Vordergrund der Reinebriggen direkt über der Straße
    die Ortschaft Reine
    Aufstieg zum Reinebriggen
    Aufstieg zum Reinebriggen
    Aufstieg zum Reinebriggen
    Blick vom Reinebriggen auf eine beeindruckende Landschaft
    Blick vom Reinebriggen auf eine beeindruckende Landschaft
    zurück bei Henningsvaer



Finvika

An unserem letzten Lofotentag absolvierte ich noch eine schnelle Frühjahrskitourenrunde. Nach bewährtem Muster startete ich sehr früh am Morgen, war zum Frühstück wieder zurück am Wohnwagen um wenig später gleich weiter ins Sportklettergebiet Finvika zu können. Das wunderschön direkt am Meer gelegene Gebiet Finvika liegt zwischen den Ortschaften Kabelvaeg und Svolvaer. Es ist eines der wenigen komplett eingerichteten Klettergebiete auf den Lofoten.

    idyllischer Zustieg
    Finvika Wandfuß
    traumhaftes Finvika Ambiente – etwa 5m links der liegenden Klettererin zieht die Wand empor
   
   
   
   
   
   

Insgesamt kann der Wandfußbereich von Finvika nur als bedingt babyfreundlich bezeichnet werden. Insbesondere wenn sich der Nachwuchs schon durch Plattenkrabbeln sportlich betätigen will gilt es ständig auf der Hut zu sein, denn die ins Meer abfallen Platten sind nicht allzu weit weg. Zum Glück waren in diesem Fall noch vier junge nette Norwegerinnen und Norweger vor Ort, sonnte konnten wir auch noch ein paar Touren im rechten Wandbereich klettern, in dem derr Wandfuß etwas alpiner ist.

    Plattenkrabbeln kann hier ausführlich praktiziert werden… ;-)

Als kleine Anekdote noch ein Wort zum Thema Ebbe und Flut. Wir klettern hier in Finvika fröhlich vor uns hin, genießen den sonnigen Nachmittag und beobachten den steigenden Meeresspiegel eher positiv, denn das dadurch näherkommende Wasser verlieh der ganzen Szenerie des schön gelegenen Klettergartens noch mehr Charme. Doch plötzlich wie aus heiterem Himmel und auf den Lofoten nicht unüblich zieht ein kräftiger Schauer auf. Wir packen schnell zusammen und wollen zurück zum Auto. Dem Wandfuß entlang nach rechts, etwas um die Ecke der Felswand herum, wie wir auch her gekommen sind, doch dann dass: Plötzlich ist dort um die Ecke nur noch WASSER. Kurzer Schock: Klar, die Flut. War dann aber alles nicht so schlimm, mit Inkaufnahme einer IIIer Stelle kamen wir sogar noch trockenen Fußes zurück zum Auto. Andere Alternative wäre gewesen, Schuhe aus und ab durchs Wasser. Man sollte also bei solchen meernahen Klettergebieten den Faktor Ebbe und Flut für Zu- und Abstiegswege nicht ganz außer Acht vergessen!

Noch am selben Abend verabschieden wir uns von den Lofoten und fahren über Narvik weiter zum Efjord…



Efjord und Stetind

Noch am späten Abend gegen 23:30 Uhr erreichenwir von den Lofoten kommend den Efjord an und werden von einer traumhaften Abendstimmung begrüßt. Ein Traum und einfach der Hammer die Landschaft im Umfeld des Efjord. Ein große Granitwand an der anderen eingebettet in die malerische Landschaft Nordskandinaviens.

    Abendstimmung am Efjord gegen 23:30 Uhr
    Abendstimmung am Efjord gegen 23:30 Uhr
    Morgenstimmung am Efjord


Am nächsten Morgen fahren wir dann vom Efjord weiter zum berühmten Stetind, dem norwegischen Nationalberg und Wahrzeichen. Vom Meer weg zieht diese monumentale Granitsäule 1400m in den Himmel und beim ersten Anblick dieses Kolosses wird wohl auch jedem gestandenen Alpinisten das Herz etwas in die Hose rutschen. Schon auf den Lofoten hatte ich von Kletterern gehört das dieses Jahr noch sehr viel Schnee am Stetind liegt und man noch nicht auf den Gipfel könne. Somit hatte ich eigentlich schon im Vorfeld jegliche Stetind-Solo-Ambitionen begraben. Doch so ganz ungesehen wollte ich das nicht stehen lassen, schließlich kommt man nicht alle Tage in den Hohen Norden Europas. Doch schon nach dem ersten Tunnel (von hier sieht man das erste Mal den Stetind), war klar wie es im oberen Teil aussieht: WINTERLICH. Die Aussagen haben sich also leider bestätigt.
So gab es nur eine nette Wanderung an den Fuß der beeindruckenden Stetind Westwand und am Abend fuhren wir wieder weiter langsam Richtung Süden.

    Blick Richtung Stetind. Auch wenn der Gipfel noch hinter Wolken lag, war klar, dass hier noch viel Schnee liegt.
   
    Stetind Westwand
    Stetind Gipfelbereich (Anfang Juni 2015) erinnerte fast schon an Patagonien
    Bohrhakenverbot am Stetind



Kletterführer
Lofoten Rock
Rockfax 2008
Chris Craggs, Thorbjorn Enevold

Stetind and Narvik
“Dancing on the devil´s Dancefloor”
Topptur Verlag 2010
Mickael af Ekenstam

Karten:
1:100 000: Turkart Lofoten / Nr.2549
1:50 000: Turkart Vagan / Nr.2671


Viele Grüße
Tobias
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