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Airgames (WI6, M6-, A3, 200m) am Seebenseefall, Mieminger Gebirge 28.02.15
#1
„Die Eismassen des Seebenseefalls sind gewaltig, seine gigantischen Zapfen furchteinflößend. Die Kletterei ist spektakulär, einigermaßen gefährlich und im unteren Teil oft eine nasse Angelegenheit.“

Panico – Eiskletterführer „Bregenz bis Garmisch“


Diese Charakterbeschreibung aus der Literatur handelt bereits vom klassischen Seebenseefall (WI6, M4 / 180m). Und tatsächlich ist irgendwie schon der reine Anblick dieses Eisgebildes, eingerahmt in gelbrote brüchige überhängende Felswände, angsteinflößend. Dass die in weitem Umkreis einzigartige Arena des Seebenseefalls noch weit spektakulärere Möglichkeiten bietet ist spätestens seit den vogelwilden „Airgames“ klar. Diese wurden von keinen geringeren wie Fritz Miller und David Bruder am 31.01.2009 erstbegangen. Im aktuellen Eiskletterführer schreibt Fritz Miller zu den bisherigen Wiederholungen: „Erste und bisher einzige durchgehende Wiederholung von David Bruder und Franz Mösbauer am 22.01.2010“. Nach Rücksprache mit Fritz haben die „Airgames“ auch seit dem Erscheinen der aktuellen Auflage keine Begehung mehr gesehen. Somit dürfte es vermutlich in den letzten 5 Jahren keine Begehung gegeben haben und wir konnten uns die 2. durchgehende Wiederholung dieser Abenteuertour sichern.

    die „Airgames“ am Seebenseefall
    die „Airgames“ am Seebenseefall

Bei den „Airgames“ klettert man zunächst die ersten beiden Seillängen des klassischen Seebenseefall um dann linkshaltend in einer oder zwei weiteren reinen Eisseillänge den großen Felsquergang zu erreichen. Es folgt ein 20-25m langer Quergang (ca. M6-) auf einer markanten Rampe bis zu einem Eisgebilde unter dem folgenden Überhang. Der Fels auf der Rampe ist sehr brüchig und morsch. Der folgende spektakuläre Überhang stellt mit Abstand die Schlüsselseillänge der „Airgames“ dar und ist nur in schwerer technischer Kletterei zu überwinden. Der angegebene Schwierigkeitsgrad A3 ist Programm!!! Wer glaubt hier easy einen Cam nachdem anderen im Riss des Daches versenken zu können um sich daran technisch hochzuarbeiten, wird sich wundern. Zwei Leitern (pro Person versteht sich) und entsprechendes Techno-Equipment obligatorisch! Doch trotz aller Ausrüstung endete es am Ende darin, das die Leitern in die auf wackligen Hooks sitzenden Eisgeräten eingeklippt werden mussten!!! Doch selbst nach dem 2-3 Meter ausladenden Überhang ist diese Seillänge noch nicht gelaufen. Die folgende exponierte Eisrampe mit dünnem Eis (WI6) hält noch Überraschungen parat. Bei der letzten Seillänge (WI 6-) handelt es sich „zwar“ wieder um reines Eisklettern. Doch auch diese Seillänge, bei der das ganze Zapfengehänge einmal komplett gequert wird, ist nur minimal weniger spektakulär und dafür maximal exponiert. Abgeseilt wird über den klassischen Seebenseefall. Wichtig zu wissen: Rückzüge aus dem oberen Teil der stark überhängenden Wand gestalten sich schwierig!


Tourenbericht:

Schon beim Zustieg von der Talstation der Erwalder Almbahn aus kann man gebannte Blicke auf das Eisgebilde werfen und schon im Zustieg sind wir beeindruckt. Denn sowohl Jürgen wie auch ich sind zum ersten Mal hier am Seebenseefall. Schneeschuhe oder Ski waren nach 20cm Neuschnee in der Nacht zwingend erforderlich. Den Spuraufwand jedoch hatte bereits eine weitere Seilschaft, welche den Klassischen Seebenseefall kletterte, übernommen. Vielen Dank nochmals dafür.

    die furchteinflößenden Eismassen des Seebenseefall

Die 1. SL (WI 2-3, 35m) klettern Jürgen und ich noch seilfrei und so schließen wir recht bald zur Seilschaft vor uns auf. Interessanterweise kletterte die Seilschaft vor uns in dieser 1. SL nicht gerade hoch, sondern klettert zunächst ganz rechts hoch um anschließend linkshaltend hinter einer großen massiven Säule hindurch zu queren. Das gefällt uns und wir machen es gleich.

    1. SL (WI 2-3, 35m)
    der spektakuläre Blick nach oben

Es folgt die lange zentrale Seillänge des Seebenseefalls. Diese 2. SL (WI 5+, 50 m) ist charakterisiert durch wilde Strukturen und scheinbar oftmals Duschgang von oben. Heute war es auf ca. 10m aber schon eher Dauerwaschgang höchster Stufe! Freundlicherweise hat uns die Seilschaft vor uns noch innerhalb dieser Seillänge vorbeigelassen. Der Stand am Ende dieser Seillänge rechts in einer kleinen Felsnische ist mit einem Bohrhaken ausgestattet.

    2. SL (WI 5+, 50 m)
    2. SL (WI 5+, 50 m) - Dauerwaschgang höchster Stufe
    2. SL (WI 5+, 50 m)

Nun zweigen die Airgames langsam nach links ab und Jürgen hängt die folgenden beiden Eisseillängen (3. und 4 SL) zu einer langen Seillänge (ca. WI 6-, 50m) zusammen und so erreichen wir den Anfang der markanten Felsrampe welche den eigentlichen Seebenseefall mit den weiter links befindliche Eisvorhängen der „Airgames“ verbindet.

    Ganz links die „Airgames“ Zapfen
    es folgen die 3. und 4. (ca. WI 6-, 50m)

Mit der 5. SL (M6-, 25m) folgt nun der Quergang nach links. Zunächst geht es noch etwas im Eis dahin (ca. WI 3), doch schon bald folgt eine sehr glatte Platte. Die waagrechte Überwindung dieser kompakten Platte ist die schwerste Stelle dieser Seillänge. Danach ist es zwar deutlich leichter aber auch deutlich brüchiger und man eiert auf morschem Fels bei nicht allzu guter Absicherung nach links unter den großen Überhang. Stand mit Eisschrauben am massiven Eisnest unterhalb der folgenden Schlüsselseillänge.

    5. SL (M6-, 25m) - zunächst noch kurz im Eis
    5. SL (M6-, 25m) - der große Felsquergang
    5. SL (M6-, 25m) - Jürgen kurz nach dem Stand
    5. SL (M6-, 25m) - der große Felsquergang
    5. SL (M6-, 25m) - der große Felsquergang

Nun wird es also ernst, der Routenname wird zum Programm – es folgt die vogelwilde 6. SL (A3, WI 6, 15 m), die Schlüsselseillänge der „Airgames“. Auch wenn der schwere technische Abschnitt nur ca. 8m lang ist, diese Meter wird man so schnell nicht vergessen. Man kann hier durchaus auch das Fürchten lernen. Jürgen bewaffnet sich mit unserem mitgeführten Technoequipment. Hammer und Haken, Cliff, Cams und Keilen, Fifi, die beiden Leitern und ganz wichtig eine gehörige Portion Mut und Kraft kommen mit auf die Reise und Jürgen startet nach oben. Als Jürgen gegen Ende der A3 Passage die Leiter in das auf wackligem Hook sitzenden Eisgeräten einklippt, hoch in die Leiter steigt, voll durchblockiert um weit weit draußen etwas Eis zu erwischen, ist klar jetzt geht es um das Eingemachte und die Anspannung liegt förmlich in der Luft. Als Jürgen diese Prozedur an dem im Eis steckenden Gerät nochmal wiederholt und wenig später eine erste 10er Eischraube setzten kann ist die Erleichterung an beiden Ende des Seiles groß! Doch noch ist die Seillänge nicht zu Ende. Es folgt eine äußerst exponierte und abdrängende Rampe nach rechts auf dünnem Eis (ca. WI6) mit gewissen Herausforderungen. Stand am Ende der Rampe in einer kleinen Eisnische an gutem massivem Eis.

Jürgen, Respekt vor dieser Vorstiegsleistung!!! Wohlgemerkt kletterte Jürgen die ganze Tour auch noch in Skischuhen !!!!!!

    6. SL (A3, WI 6, 15 m) – „Airgames“ wird zum Programm
    6. SL (A3, WI 6, 15 m) – „Airgames“ wird zum Programm
    6. SL (A3, WI 6, 15 m) – „Airgames“ wird zum Programm
    6. SL (A3, WI 6, 15 m) – saugende Tiefe und gut 100m nichts unter einem
    6. SL (A3, WI 6, 15 m) – „Airgames“ wird zum Programm

Es folgt nun die 7. und letzte Seillänge (WI 6-, 35m). Bei dieser letzten Seillänge handelt es sich „zwar“ wieder um reines Eisklettern. Doch auch diese Seillänge, bei der das ganze Zapfengehänge einmal komplett gequert wird, ist nur minimal weniger spektakulär und dafür maximal exponiert. Das Highlight dieser Seillänge war ein kleiner Durchschlupf hinter einem der Zapfen. Der Durchschlupf war nur so groß das wir mit dem Körper in horizontaler Position durchrobben mussten. Übrigens durchaus echt interessant und amüsant mal mit der Körperachse horizontal im Eis zu klettern.

    7.SL (WI 6-, 35m)
    7.SL (WI 6-, 35m) - am Durchschlupf, der Oberkörper ist schon durch
    7.SL (WI 6-, 35m) - gewaltige Exposition
    7.SL (WI 6-, 35m) - gewaltige Exposition

Am Ausstieg wartete nach vielen Stunden endlich etwas Sonne auf uns. Zudem lag hier ein unverspurtes herrliches Winterwonderland im Bereich der Coburger Hütte und dem Tajakopf vor uns. Doch der eigentliche Blickfang in der Umgebung ist natürlich das Zugspitzmassiv und das Wetterwandeck.

    Zugspitzmassiv und Wetterwandeck
   
    Blick zum Tajakopf

Vom Ausstieg der Airgames queren wir nach rechts zum Ausstieg des klassischen Seebenseefalls. Mehrere Bäume sind mit Abseilschlingen und Schraubgliedern ausgestattet. Mit zweimaligem Abseilen erreichen wir so wieder den Bohrhakenstand am klassischen Seebenseefall. Mit einem weiteren, aber sehr spektakulären, Abseiler wir der Einstieg wieder erreicht. Dieses Abseilstück ist exakt 60 m lang (!!!) und davon ca. 50m freihängend. Ein stilvoller Abschluss…

    Arrividerci Seebenseefall

Eine gewaltige Tour geht zu Ende…



Führer / Beschreibung:

Eiskletterführer
Bregenz bis Garmisch
3. Auflage 2013
Panico

Karten:
AV-Karte 4/2 Wetterstein- und Mieminger Gebirge
1:25000



Viele Grüße
Jürgen und Tobias
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#2
Und ich hab noch überlegt heute zum Seebenseefall zu fahren... Tolle Fotos!
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#3
Hi Luftmänner,
waren gestern noch eine Variante anfügen (falls das neu ist....): die Säule und Zapfen ganz rechts unten im Übersichtsbild...
Leider war das Ende der 10m-Säule großteils hinterspült, der Zapfen brüchig, die Glassuren abgelöst...
Daher "flare games" weil die nerven ganz schön geflackert haben...markiert mit einem Fixkeil oben am Zapfen.
Man kann kleine Keile und Friends klein-mittel brauchen, nach dem Zapfen ist eine schicke Schuppe, vielleicht verkraftet die einen Schlaghaken.
Wer will, darf gerne Haken oder auch einen BH am Säulenende anbringen, dann kann man das Teil nicht nur dem Erbonkel oder für "Scheidung alpin" empfehlen...
Ach ja: bei Betrachtung der alten Fotos ist mir aufgefallen: die Linie stand so richtig weder 2009 noch 2010...da ist unten viel weniger Säule...
VG david
   
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