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Cima d'Ambiez - Via della Concordia (VI+, VI- A0, 350 mH), Brenta 24.09.13
#1
“Der grobe Klotz der Cima d´Ambiez – zwischen Bocca d´Ambiez und Bocca d´Agola – wendet seine breite, senkrechte und von abschreckend schwarzen Wasserstreifen überzogene Ostwand gegen die Punta L´Ideale. Vom Ostwandsockel wie vom Gipfel, das ist gleich, sieht man weit in den Süden hinab bis zum Gardasee und auf den Monte Baldo.”

„‘Führe der Eintracht‘ deshalb genannt, weil sich am 30. Juni und 1. Juli 1955 zwei Seilschaften [Armando Aste und Angelo Miorandi sowie Andrea Oggioni und Joseve Aiazzi] beim Versuch der Erstbesteigung im Wandbereich vereinigt haben, um nach äußerst schwieriger Unternehmung gemeinsam auszusteigen. Die Zeit von 17 reinen Kletterstunden, das notwendig gewordene Biwak, 80 geschlagene Haken und 4 Holzkeile verraten einiges vom Charakter…“


aus: Walter Pause – im extremen Fels.



Nachdem ein erster Versuch an der Cima d´Ambiez von Nina und mir im Spätherbst 2012 recht sang und klanglos, aufgrund der damaligen enormen Neuschneemengen, bereits im Winterraum des Rifugio Agostini beendet werden musste, sollte es dieses mal besser laufen. Damals fanden wir aber mit der berühmten
Tissi am Torre Venezia
eine ideale sonnige Alternative in der südlichen Civetta.

Bei bestem Herbstwetter konnten wir nun Ende September 2013 die Traumtour „Via della Concordia“ in vollen Zügen genießen und verbrachten einen genialen Klettertag in der sonnigen Ostwand der Cima d´Ambiez. Für Nina war dies zudem die 10. Pausetour „im extremen Fels“, Herzlichen Glückwunsch. Ich bin mit hohen Erwartungen an den hochgelobten Cima d´Ambiez Fels gekommen und wurde keinesfalls enttäuscht. Tolle Linie, toller Fels, eindrückliche Kletterpassagen und eine Absicherungssituation bei der man noch selber gefordert ist. Mit Cams, Keilen und zahlreihen Sanduhrschlingen lässt sich die Absicherung aber nahezu immer und überall problemlos den individuellen Bedürfnissen anpassen.

    der berühmte Blick vom Rifugio Agostini über den riesigen gespaltenen „Block“ auf die feuerrote Cima d´Ambiez


Tourenbericht:

Von San Lorenzo in Banale mit dem Auto noch bis zum großen Parkplatz (860 m) beim Ristoro Dolomiti am Teileingang des Val d´Ambiez. Von hier entweder in langen 4-5 h Stunden komplett zu Fuß durchs wunderschöne, tiefeingeschnittene Val d´Ambiez bis zum Rifugio Agostini (2410 m) oder auf Nachfrage mit dem Jeeptaxi (ca. 40 €) bis zum Rifugio Cacciatore (1819 m) und von dort in einer guten Stunde zur Hütte.

    Cima d´Ambiez - Via della Concordia

Am nächsten Morgen steht man mit ca. 40 min und nach gerademal 350 Hm sehr schnell am Wandfuß dieser tollen Wand. Über den bezeichneten und markierten Sentiero Brentari bis direkt unter die Wand und zum markanten großen Einstiegsband, welches die gesamte Wand durchzieht.

Alle weiteren Angaben zu beziehen sich auf das gewohnte geniale Topo aus Ivo Rabansers nur zu empfehlenden Buch Dolomiten: Routen und Erlebnisse.

Die spärlich abgesicherte 1. SL (V, 40 m) ist eher noch etwas unterdurchschnittlich doch bereits im schrägen Riss der 2. SL (V+, 25 m) beginnt das Kletterherz höher zu schlagen. Auch die Sonne beginnt uns zu berühren und der Genuss kann beginnen.

    1. SL (V, 40 m)
    1. SL (V, 40 m)
    Tiefblick zum Rifugio Agostini und ins Val d´Ambiez
    2. SL (V+, 25 m)

Spätestens nach der 3. SL (V+, 25 m) und ihrem herrlichen, äußerst fotogenen Quergang auf schwarzem kompaktem Fels dürfte man vollends begeistert sein, zumindest bei solider Beherrschung eines alpinen Ver an beiden Enden des Seiles. Mit einigen Haken und einer guten Sanduhr auch recht ordentlich abgesichert.

    3. SL (V+, 25 m) – herrlicher Quergang
    3. SL (V+, 25 m) – herrlicher Quergang
    3. SL (V+, 25 m) – herrlicher Quergang

Nach diesem Quergang erreicht man das zentrale Risssystem, an welchem entlang mehr oder weniger die ganze weitere Route verläuft. Insbesondere die folgende 4. SL (IV+, 25 m) aber auch noch die 5. SL (IV, 30 m) stehen im Ruf meist nass zu sein. Bei unseren herbstlichen Idealbedingungen aber auch hier kein Tropfen Nässe. Die beiden Längen lassen sich gut zu einer Länge zusammenfassen. Stand entweder an einer dicken Sanduhr ca. 5 m unterhalb oder direkt am Beginn des nachfolgenden markanten gelben Kamins an Sanduhren und Normalhaken (hier auch guter Biwakplatz).

    4. SL (IV+, 25 m)

Der markante gelbe Kamin in der 6. SL (V, 30 m) dürfte bei kaminbegeisterten Alpinkletterer Jubelstürme auslösen. Nach 30 m Stemmen und spreizen der Extraklasse kommt ein über dem Kaminschlund exponierter Stand.

    6. SL (V, 30 m)
    6. SL (V, 30 m), am Stand am Ende des Kamins
    6. SL (V, 30 m)

Mit der 7. SL (VI+ oder VI- A0, 25 m) folgt die Schlüsselseillänge der „Via della Concordia“. Vom Stand zunächst horizontal (!) 5 m nach rechts um dann in schöner Kletterei diagonal nach rechts oben unter die markant schwerste Stelle zu klettern. Diese ist sowohl frei wie technisch sehr gut möglich aber für VI+ muss schon ordentlich zugepackt werden.

    (VI+ oder VI- A0, 25 m), Start in die Schlüsselseillänge
    (VI+ oder VI- A0, 25 m), hier hat Nina die schwersten Meter bereits hinter sich

In der 8. SL (VI-, 40 m) muss nur an einem kurzen Wulst zugepackt werden. Die 9. SL (VI, 40 m) wartete nach einem fast tafoniähnlichem Abschnitt (Felsformationen auf Korsika) mit der letzten Stelle im VI. Grad nach dem Rabanser Topo. Diese schöne weißlich helle Verschneidung ist kurz recht kraftig und gut abgesichert.

    8. SL (VI-, 40 m)
    9. SL (VI, 40 m)
    9. SL (VI, 40 m)

Nun folgt noch die 10. und letzte Seillänge, im Topo mit (V+, 45 m) angegeben. Vielleicht bin ich es etwas zu direkt geklettert auf jeden Fall kam es mir etwas schwerer wie V+ vor. Aber gut wie auch immer der Ausstieg auf einem bandartigen Absatz war erreicht und eine herrliche Tour liegt hinter uns. Für Nina insgesamt die 10. Pausetour „im extremen Fels“ und für mich die 19. im Jahr 2013.

    10. SL (V+, 45 m)
   
    Herzlichen Glückwunsch Nina zur 10. Pausetour „im extremen Fels“

Vom Ausstieg auf dem bandartigen Absatz einige Meter nach rechts und dann relativ wahllos dem leichtesten Weg (II) gerade nach oben und gegen Ende leicht links haltend Richtung Südgrat aussteigen. Nun entweder direkt den Abstieg antreten oder dem Normalweg über den Südgrat folgen (I-II, ca. 100 Hm) bis zum Gipfel der Cima d´Ambiez (3102 m).

    vom Ausstieg über IIer Gelände zum Südgrat
   
    Cima d´Ambiez (3102 m)
    Blick vom Gipfel auf die Cima Brenta Alta (2960 m)
    Blick vom Gipfel auf die Cima Tosa (3173 m)

Der Abstieg vom Gipfel der Cima d´Ambiez (3102 m) folgt prinzipiell dem „Normalweg“ über den Südgrat bis in die Scharte zwischen Cima d´Ambiez und Denti d´Ambiez. Auf den letzten 100 - 200 Hm vor dieser Scharte ist der beste Weg aber nicht immer klar ersichtlich und überall stehen Steinmänner herum (Passagen II-III). Kurz vor der Scharte sind wir noch an einer gut eingerichteten Abseilstelle vorbei gekommen und an ihr ca. 20 m abgeseilt.

    Im Abstieg auf dem Weg zur Scharte zwischen Cima d´Ambiez und Denti d´Ambiez
    möglicher Abseiler kurz vor der Scharte

Ab der Scharte in östlicher Richtung über weitere Kamine und Rinnen abklettern (mehrere Abseilstellen vorhanden, insbesondere falls hier früher im Jahr noch Schnee liegt nützlich) bis das große Schottereinstiegsband erreicht wird welches die gesamte Südostwand durchzieht. Über das Band zurück zum Rucksackdepot und in Kürze zurück zum Rifugio Agostini (2410 m). Nach kurzer Pause und einem obligatorischen Besuch im Wellnessbereich mit Agostini-Kneippgang machen wir uns gleich noch an den langen Abstieg bis zum Auto weit draußen am Parkplatz (860 m) am Taleingang des Val d´Ambiez. Vom Gipfel bis zum Auto sind das ca. 2250 Hm und sehr viel Strecke.

    Agostini Kneipp
    Agostini Kneipp
    Abschied vom Val d´Ambiez


Cima d´Ambiez (3102 m) – Via della Concordia:
- EB: Armando Aste und Angelo Miorandi sowie Andrea Oggioni und Joseve Aiazzi, 30. Juni und 01. Juli 1955
- 3. Begehung und 1. Alleinbegehung: Armando Aste, 22. Und 23. August 1956
- 1. Winterbegehung: Angelo Pizzocolo. Joseve Aiazzi und Giuseppe Arcari, 21. und 22. Januar 1968
- Schwierigkeit: 1 Stelle VI+ oder VI- A0, eine weitere Stelle VI und VI – ansonsten recht anhaltend Seillängen von V bis V+ mit Passagen im IV. Grad.
- Felsqualität: Typisch kompakter wasserzerfressener Brentafels. Tritte, Griffe und Sanduhren in Hülle und Fülle lassen das Kletteherz höher schlagen.
- Absicherung: Insgesamt gesehen und im Vergleich zu anderen Touren dieser Kategorie gut abgesichert. Dennoch ist man noch selber gefordert. Mit Cams, Keilen und zahlreichen Sanduhrschlingen lässt sich die Absicherung aber nahezu immer und überall problemlos den eigenen Bedürfnissen anpassen, sowohl an den Standplätzen wie auch bei den Zwischensicherungen.
- Wandhöhe: 350 mH, 11 Seillängen
- Kletterzeit: 4-5 h


Jeeptaxi:
Infos auf der Homepage des Rifugio Agostini unter:

http://www.rifugioagostini.it/dovesiamo.aspx


Wir sind mit Giorgio Bosetti gefahren (10€ p.P. bei mindestens 4 Personen oder eben 40 €)
jobosetti@hotmail.com
+39 3333198204


Materialempfehlung:
- 50 m Doppelseil
- 12 Exen
- 6-8 Bandschlingen, Kevlarschlingen für die zahlreichen Sanduhren
- 1 Satz Keile
- 1 Satz Cams: 0.3 bis 3
- das sonstige, übliche Stand- und Abseilmaterial


Kletterführer / Topos:
Dolomiten: Routen und Erlebnisse
1. deutsche Auflage 2007
Versante Sud
Ivo Rabanser, Orietta Bonaldo

AV-Führer Brentagruppe
1. Auflage 1988
Bergverlag Rudolf Rother
Hein Steinkötter

Dolomiten vertikal, Band Süd
2. Auflage 2005
Loboedition
Stefan Wagenhals & Freunde

Im extremen Fels
2. Auflage 1977
Walter Pause, Jürgen Winkler


Landkarte:
AV Karte Nr. 51
Brentagruppe
1:25000


Viele Grüße
Nina und Tobias
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